In seinem Roman "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" verarbeitet Rainer Maria Rilke den Schock, den er selbst erlitt, als er in die Metropole Paris kam. Eine fremde, bedrängende Stadt, auf dem Höhepunkt der industriellen Verstädterung. Ein Bild der unendlichen Gegensätze, in denen es einem sensiblen Ich, einem Künstler und Dichter wie dem Protagonisten Malte, nahezu unmöglich ist, sich gegen die Verunsicherungen durch die äußere Wirklichkeit zu behaupten. Die vorliegende Arbeit versucht die Unfähigkeit Maltes nachzuzeichnen und zu erklären, weshalb er sich in dieser Welt zunehmend verlieren muss. Er scheitert an der Entsetzlichkeit dessen, was „Leben heißt", an der Einsamkeit, die er unter der anonymen Masse empfindet, an der Rücksichtslosigkeit der „Anderen“ und am Eindringen der unverständlichen Umwelt in das wehrlose „Innere“. Doch es ist nicht nur die äußere Wirklichkeit, die Malte verstört, sondern auch seine eigene Innerlichkeit. Sein eigenes Erleben und seine Erinnerungen gewährleisten ihm keine verlässliche Wirklichkeit oder Sicherheit. In seine Gedanken und Gefühle schleichen sich ebenso bedrohliche Wahrnehmungen und Gefühle ein. Er ist sich selbst fremd. Seiner Umwelt und seiner Innerlichkeit ist Malte hilflos ausgeliefert. Die "Aufzeichnungen" sind ein Versuch der Selbstfestigung, ein Versuch, „unter dem Sichtbaren […] Äquivalente […] für das innen Gesehene“ (MLB S. 89) zu finden und so die sich ihm offenbarende Realität zu bewältigen.
Inhaltsverzeichnis
- Malte und die Stadt:
- Eindringen der Wirklichkeit
- Subjektive Überformung der Wirklichkeit
- Verlust der Ordnung
- Entindividualisierung
- Masse Individuum
- Malte und die Menschen:
- Die Anderen
- Die Fortgeworfenen
- Maltes Vereinsamung
- Malte und Malte:
- Die andere Wirklichkeit
- Das Große
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Rainer Maria Rilkes Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ und analysiert die Verstörung des Protagonisten Malte Laurids Brigge durch die Großstadt Paris. Es wird untersucht, wie Malte die äußere Wirklichkeit subjektiv wahrnimmt und wie diese Wahrnehmung seine innere Welt prägt.
- Die Auswirkungen der Großstadt auf Maltes Wahrnehmung
- Die Rolle der Sinne und die Herausforderungen der Reizüberflutung
- Die Entstehung einer subjektiven Wirklichkeit bei Malte
- Die Entfremdung von der Ordnung und die Orientierungslosigkeit in der Großstadt
- Maltes Erfahrungen mit der anonymen Masse und die daraus resultierende Vereinsamung
Zusammenfassung der Kapitel
Der Roman beginnt mit der Schilderung Maltes Ankunft in Paris und der ersten Eindrücke, die die Stadt auf ihn macht. Die Überflutung der Sinne durch Geräusche, Gerüche und Bilder lässt Malte Orientierungslos werden und ihn eine eigene, subjektive Wirklichkeit erschaffen.
Im weiteren Verlauf wird die Entfremdung Maltes von der Gesellschaft und die Anonymität der Großstadt deutlich. Er findet in der Masse keinen Halt und empfindet sich als Außenseiter. Gleichzeitig wird seine innere Welt durch die äußeren Eindrücke immer stärker geprägt.
Maltes Selbstfindungsprozesse werden im Roman durch verschiedene Episoden und Begegnungen beleuchtet. Er versucht, inmitten der Verstörung seinen Platz in der Welt zu finden und seine eigene Identität zu definieren.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind „Verstörung“, „Großstadt“, „Wahrnehmung“, „Subjektivität“, „Entfremdung“, „Anonymität“, „Vereinsamung“, „Identität“, „Selbstfindung“ und „Realität“. Der Roman „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ bietet eine tiefgreifende Analyse der menschlichen Psyche vor dem Hintergrund der industriellen Verstädterung und den damit verbundenen Herausforderungen für den Einzelnen.
- Arbeit zitieren
- Sarai Jung (Autor:in), 2001, Protokoll einer Verstörung: Rainer Maria Rilkes "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11546