Die Frage nach der Stellung des Menschen in der göttlichen Ordnung und seinem
Platz in der Welt beschäftigte die Menschheit schon immer. Dabei finden sie verschiedene
Erklärungen für die besondere Bedeutung des Menschen im Kosmos und des Aufbaus
des Weltganzen. Auch wenn in den fast 2500 Jahren seit Platons Wirkzeit einiges
geschehen ist, die existentiellen Grundfragen nach einem Sinn des Ganzen und einer
Erklärung des menschlichen Seins sind doch die selben geblieben. Daraus weiter
entwickeln sich dann die konkreten Fragen nach einem sinnvoll gelebtem, also gutem
menschlichen Leben.
Da der Besuch des Seminars „Klassische Theorien der Liebe“ Teil meines ethischphilosophischen
Grundlagenstudiums ist, werden in der vorliegenden Arbeit v.a. die
ethischen Aspekte der im Seminar besprochenen Themen berücksichtigt. Als Grundlage
meiner Ausführungen dient daher nicht nur Platons „Symposion“ über das Wesen der
Liebe, sondern ebenfalls sein „Philebos“, der zum Ziel hat, die Bedingungen für das beste
menschliche Leben zu klären und damit in den ethischen Bereich hineinreicht.
Platons Lehre von den Ideen bildet die Grundlage für das Verständnis seiner
Philosophie, nicht nur in Hinblick auf seine politische Philosophie und seine Metaphysik,
sondern letztendlich auch für die Ethik, und soll daher im Folgenden erläutert werden.
Auch wenn eine genaue Darstellung der Ideenlehre für das Verständnis des Symposion
nicht zwingend notwendig ist, erleichtert dies doch das weitere Vorgehen. Daher wird
Platons Darstellung des Schönen und Guten im Symposion erst im Anschluss näher
untersucht und verständlich dargestellt werden. Im Hinblick auf mein ethischphilosophisches
Grundlagenstudium folgt eine Darstellung des guten Lebens wie sie im
Philebos versucht wird, da der Dialog auch der „empirischen Lebenswirklichkeit gerecht zu
werden versucht“1 und damit in den ethischen Bereich verweist. Platon verbindet hier die
„allgemein-ontologischen Frage nach dem Seienden ... mit der ethischen Frage nach dem
Guten“.2
Meine Arbeit gliedert sich demnach in drei Teile, wobei ich mit der Darstellung der
Ideenlehre vom großen Ganzen ausgehe, so dass sie quasi der Rahmen für das weitere
Verständnis bildet. Denn Hauptteil der Arbeit bildet eine detaillierte Erläuterung der Liebe,
des Eros als das Streben des Menschen nach Unsterblichkeit, und der daraus
resultierenden Bestimmung des Guten. Abschließend werden die Bedingungen für das bestmögliche menschliche Leben, das ein Leben in Eudaimonia ermöglicht, dargestellt.
Da eine Ethik immer „abhängig (ist) von einem Entwurf des Wesens des Menschen,
der sowohl das Ziel des Lebens als auch den Weg zu diesem Ziel weitgehend bestimmt,
und damit letztlich von der zugrunde liegenden Ontologie“3, scheint mir diese Gliederung
sinnvoll. Bei den Griechen war die höchste Tugend und somit der erstrebenswerteste
Zustand die Kalokagathia, also das Schön- und Gutsein und dieses Lebensziel soll im
Folgenden näher untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Antikes Denken: die Ideenlehre Platons
- Das menschliche Streben nach Unsterblichkeit: die Liebe zum Guten im Symposion
- Diotimas Belehrung über den Eros
- Das Wesen des Eros
- Streben nach Unsterblichkeit durch Zeugen im Schönen
- Das Lebensziel des Menschen: die Erkenntnis des Schönen
- Diotimas Belehrung über den Eros
- Das bestmögliche menschliche Leben: das richtige Maß von Wissen und Lust im Philebos
- Eine Bestimmung des Guten
- Eine gute Mischung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Platons philosophische Konzepte der Liebe und des Guten im Kontext seiner Ideenlehre und deren Bedeutung für das menschliche Leben.
- Platons Ideenlehre als Grundlage für die ethische Philosophie
- Das Streben des Menschen nach Unsterblichkeit und die Rolle des Eros im Symposion
- Die Bestimmung des Guten im Philebos und die Bedingungen für ein bestmögliches Leben
- Die Verbindung von ontologischen und ethischen Fragestellungen bei Platon
- Die Bedeutung der Kalokagathia als höchstes Lebensziel in der antiken Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Fragestellung nach dem Sinn des menschlichen Lebens in Platons Philosophie und erläutert die Relevanz seiner Schriften für das ethisch-philosophische Grundlagenstudium. Es wird die Bedeutung von Platons "Symposion" und "Philebos" für die Untersuchung der Liebe und des Guten hervorgehoben.
Kapitel 2 stellt Platons Ideenlehre als Grundlage seiner Philosophie vor und erläutert die Unterscheidung zwischen der sinnlich wahrnehmbaren Welt und der unveränderlichen Sphäre der Ideen. Dabei werden die Ideen als Urbilder für konkrete Dinge und abstrakte Begriffe wie Gerechtigkeit und Schönheit vorgestellt.
Kapitel 3 analysiert Platons Darstellung der Liebe im Symposion und untersucht die Rolle des Eros als Streben nach Unsterblichkeit und Erkenntnis des Schönen. Es wird die Belehrung Diotimas über den Eros und dessen Bedeutung für das menschliche Streben nach Glückseligkeit dargestellt.
Kapitel 4 behandelt Platons Philebos und untersucht die Bedingungen für ein bestmögliches menschliches Leben. Dabei werden Platons Überlegungen zum richtigen Maß von Wissen und Lust als Grundlage für ein Leben in Eudaimonia erläutert.
Schlüsselwörter
Platon, Ideenlehre, Symposion, Philebos, Eros, Liebe, Gutes, Schönheit, Unsterblichkeit, Kalokagathia, Eudaimonia, Philosophie, Ethik, Metaphysik, Antike, ontologische Fragen, ethische Fragen, Lebensziel, Gerechtigkeit
- Arbeit zitieren
- Lydia Kanngießer (Autor:in), 2008, Zu Platon: das Schöne und das Gute und seine Bedeutung für den Menschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115477