Die Stillung des Sturmes. Eine exegetische Auslegung von Mk 4, 35-41


Hausarbeit, 2021

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Titelblatt

1. Abschrift des Textes

2. Analyse des Textes
2.1 Abgrenzung und Kontext
2.2 Ausformulierte Gliederung
2.3 Abgrenzung von Tradition und Redaktion
2.4 Gattungsbestimmung der vormarkinischen Uberlieferung
2.5 Begriffsbestimmung bzw. religionsgeschichtliche Analyse

3. Interpretation
3.1 Interpretation der vormarkinischen Uberlieferung
3.2 Interpretation des markinischen Textes
3.2.1 Interpretation des Textes an sich
3.2.2 Interpretation des Textes im theologischen Gesamtrahmen des Mk

4. Synoptischer Vergleich
4.1 Interpretation der Mt. Parallele
4.2 Interpretation der Lk. Parallele

5. Zusammenfassung und Begrundung

Literaturverzeichnis

1. Abschrift des Textes

Die Stillung des Sturmes (Mk 4, 35-41; LUT 2017)

35 Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns ans andre Ufer fahren.

36 Und sie lieBen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm.

37 Und es erhob sich ein groBer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde.

38 Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?

39 Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig! Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine groBe Stille.

40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

41 Und sie furchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!

2. Analyse des Textes

Im folgenden Kapitel werden Kontext und Bibelstelle der vorliegenden Perikope herausgearbeitet. Ich werde aufzeigen, in welchem Mikrokontext der Text aus Markus 4, 35 - 41 verortet ist und wel- chen Stellenwert dieser im Gesamtwerk des Markusevangeliums einnimmt. Daruber hinaus werde ich die sechs Verse in eine sinnvolle Gliederung bringen und anschlieBend eine Literarkritik vor- nehmen. Des Weiteren beschaftige ich mich mit der Gattung des Textes, bevor ich abschlieBend eine Begriffsbestimmung bzw. eine religionsgeschichtliche Analyse darlege.

2.1 Abgrenzung und Kontext

In der vorliegenden Perikope geht es um die Stillung eines Seesturms durch Jesus, wahrend einer Bootsfahrt mit den Jungern. Dabei lasst sich eine klare Unterscheidung zu seinem unmittelbaren Kontext erkennen, weshalb dieser daher als sinnvoller Teiltext zu bezeichnen ist. Die Erzahlung von der Sturmstillung ist die erste von insgesamt vier Wundererzahlungen in den Kapiteln vier und funf. Die Erzahlung befindet sich zwischen der groBen Gleichnisrede (Mk 4, 1-34) und einer Wunderge- schichte, der Erzahlung von der Heilung eines Besessenen (Mk 5, 1-20). Sowohl am Anfang (V.35) als auch gegen Ende (V.41) ist eine Abgrenzung zu erkennen. Der Vers 35 stellt zwar eine Fortset- zung von Vers 34 dar, indem gesagt wird "Und am Abend desselben Tages [... ] “, jedoch beginnend mit der Aufforderung Jesu an seine Junger das andere Ufer anzusteuern, zweifelsohne eine neue Er­zahlung. Die Bibelstelle lasst sich ebenfalls als eigene Erzahlung abgrenzen, da sich die Ereignisse auf dem Meer abspielen. Die Verse 30-34 stellen das Gleichnis vom Senfkorn dar, welche einen klaren Abschluss mit Vers 34 finden. Nach hinten hingegen stellt der Beginn des funften Kapitels, der Ankunft der Beteiligten am anderen Ufer, eine Abgrenzung dar. Eine neue Erzahlhandlung be- ginnt ab hier, die mit der Sturmstillung, der vorliegenden Perikope, nichts mehr zu tun hat. Allge- mein lasst sich das Markusevangelium in drei Hauptteile unterteilen. Die vorliegende Bibelstelle verortet Udo Schnelle in den ersten Teil des Markusevangeliums, welches er Jesu Wirken innerhalb und aufierhalb Galilaas nennt.1 In diesem Teil des Evangeliums befinden sich unter Anderem Er­zahlungen zum ersten Wirken Jesu, Streitgesprache und Berichte von Heilungen. Unmittelbar vor der Erzahlung der Sturmstillung lassen sich einige Gleichnis-Erzahlungen von Jesus finden. Nach Schnelle bilden die Kapitel acht bis zehn den zweiten Teil, welches er Je su Weg zur Passion betitelt. Hier sind insbesondere die Leidensankundigen Jesu als zentrale Inhalte zu nennen. Jesus in Jerusa­lem stellt den letzten Teil des Markusevangeliums dar. Dieser beginnt mit dem Einzug Jesu in Jeru-salem und endet mit dem Erscheinen von Jesus, der gekreuzigt wurde und drei Tage spater wieder auferstanden ist.

2.2 Ausformulierte Gliederung des Textes

Im Folgenden Abschnitt soll Mk 4, 35-41 gegliedert werden. Da unmittelbar nach der Erzahlung der Sturmstillung auch die anderen Wundererzahlungen folgen, werde ich mich bei der Gliederung auch nach diesen orientieren. Die Perikope ist eine Rettungswundererzahlung.2 Die Verse 35 und 36 stel- len den vorbereitenden bzw. einleitenden Teilabschnitt, auch Exposition genannt, dar. Zu Beginn des Abschnittes auBert Jesus den Wunsch, dass die Junger ihn uns sie an das andere Ufer bringen sollen. Die Junger in V 35 werden von Markus nicht explizit benannt. Es lasst sich allerdings an- hand von V 34 erkennen, dass Markus sie definitiv meint. Die Exposition ist abgeschlossen, da die Junger Jesu Bitte folgten und zum anderen Ufer ubersetzten. Diese Ausgangssituation ist fur den Leser gut nachzuvollziehen und leitet in das folgenden Geschehen ein. In den Versen 37 und 38 wird die Notsituation der Junger durch den bedrohenden Sturm abgebildet und die eigentliche Wunderhandlung Jesu in V 39a bereitet sich vor. Markus berichtet in V 37 von einem aufkommen- den Sturm, der hohe Wellen verursachte und drohte das Boot zu versenken. V 38 beschreibt zu- nachst das Verhalten von Jesus, welcher im hinteren Teil des Bootes schlief und die darauffolgende Aktivitat der Junger. Diese bekamen Angst aufgrund der Passivitat von Jesus und weckten ihn auf. Sie konfrontierten ihn mit der Frage, ob es ihm egal ware, was mit ihnen geschieht. Der Abschluss des Verses 38 lasst darauf schlieBen, dass Jesus aktiv wird und eine Reaktion auf die Fragen bzw. Anschuldigungen der Junger gibt. In V39a wird die Wundertat Jesu beschrieben. Jesus reagierte da- bei nicht mit Worten auf die Junger, sondern vollzieht das Wunder selbst. Die Lutherbibel be­schreibt, dass Jesus den Wind „bedrohte“ und dem Meer befahl, dass es „verstumme und schweige“. Daraufhin legt sich der Sturm und der Vers endet in einer groBen Stille. Somit wird im letzten Teil von V 39 die Macht von Jesus demonstriert. Den Abschluss der Erzahlung stellen die Verse 40 und 41 dar und gleichen einer Auswertung des bisher Geschehenen. So reagiert Jesus auf die Frage der Junger, warum sie denn so eine Angst wahrend des Sturms hatten und ob sie uber­haupt keinen Glauben hatten. Die Junger reagierten auf die Wundertat Jesu mit Bewunderung und fragen danach, wer dieser Jesus eigentlich ist, dem Wind und Wellen gehorchen. Damit endet die Erzahlung. Diese „ChorschluBfrage intendiert das Bekenntnis: Jesus in mehr als nur ein Prophet.“3

2.3 Abregnzung von Tradition und Redaktion (Literaturdidaktik)

In diesem Abschnitt soll uberpruft werden, ob es fur die vorliegende Perikope schriftliche Vorstu- fen, also vormakinische Texte, gibt, womit sich auch die Literaturdidaktik beschaftigt. Dabei gibt es drei verschiedene Moglichkeiten die Texte zu verandern: Umgestaltung, Erganzung und Kombina- tion. Aus diesen drei unterschiedlichen Veranderungsmoglichkeiten ergibt sich das Markusevange- lium (markinisch), so wie es uns heute vorliegt. Die Erzahlung der Sturmstillung in Mk 4, 35-41- deutet darauf hin, dass Markus durch verschiedene Erganzungen den Text verandert hat.

Die Verse 35 und 36 sind nach Rudolf Pesch redaktionell bearbeitet worden, eine Rekonstruktion des vormakinischen Textes jedoch nicht moglich ist.4 Laut Joachim Gnilka ist sowohl Vers 35 und V 36a markinisch. Einleitungen wie in V 35 „Und am Abend desselben Tages“ sollen von Markus bewusst hinzugefugt worden sein, um zu verdeutlichen, das jetzt eine neue Erzahlung beginnt. An­ders sieht es in Vers 36b aus. Die Nennung der „anderen Boote“ gelten nach Pesch als einen „Tradi- tionssplitter“.5 Da die „anderen Boote“ im weiteren Verlauf keine Bedeutung mehr fur das Gesche- hen haben, bestatigt Schmithlas diesen Gedanken. Gnilka stellt sich dazu die Frage, ob dieser Teil zur „Einleitung der vormarkinischen Geschichte“ gehore.6

Des Weiteren betrachtet Schmithlas die Verse 35 und 36 als vormakinisch, da Markus damit keine „theologischen Abschichten“ verbindet.7 Er ist der Meinung, dass der Erzahler das Material mog- lichst ungekurzt beibehalten wollte.8 Auch ohne die Erwahnung der „anderen Boote“ ware die Er­zahlung verstandlich und stellt dadurch eher einen potenziellen Vers zum Streichen fur Markus da. Daruber hinaus wird auBerdem deutlich, dass das Ende der Erzahlung auch ohne V 40 schlussig gewesen ware.9 Die Junger waren auch ohne die Zurechtweisung erstaunt uber de Wundertat gewe- sen, weshalb dieser Vers fur die eigentliche Wundergeschichte uberflussig ist. Zusammenfassend lasst sich behaupten, dass Markus nach meiner Analyse an mindestens zwei Stellen eine Erganzung an dem vormakinischen Text durchgefuhrt hat. Vorgelegt waren ihm demnach die Verse 36c bis 37, also die Aufforderung Jesu an das andere Ufer zu fahren, sowie die Verse 39 und 41. Diese wurden durch die Verse 35 - 36b, sowie 38b und 40 erganzt.

2.4 Gattungsbestimmung der vormakinischen Uberlieferung

Bei der Erzahlung der Sturmstillung (Mk 4, 35-41) handelt es sich ihrer Gattung nach um eine Wundergeschichte. Jedoch ist zu erwahnen, dass nicht alle Wundergeschichten dieselbe Struktur in der Erzahlung aufweisen. Das Wunder selbst spielt in der vorliegenden Erzahlung eine zentrale Rol­le, wahrend hingegen die Durchfuhrung des Wunders aus anderen Erzahlung selbst kaum eine Rolle spielen. Vergleichen mochte ich die vorliegende Perikope allerdings mit ahnlichen Erzahlungen, weshalb ich dazu die Bibelstelle Heilung eines Taubstummen (Mk 7, 31-37) und Heilung eines Blinden (Mk 8, 22-26) heranziehe. Bei diesen beiden Erzahlungen lasst sich eine fast identische Struktur, wie zu der vorliegenden Erzahlung der Sturmstillung, erkennen. Bei den drei Wunderge­schichten tritt zunachst eine Notsituation auf. Die Exposition wird entweder weiter ausgeschmuckt oder nicht, bis schlieBlich Jesus oder ein anderer Wundertater eingreift und das Wunder vollzieht.10 Zum Schluss folgen Auswertung bzw. Reaktionen seitens der Geheilten bzw. der beteiligten Perso- nen oder des Wundertaters selbst. Durch diese Struktur der Wundererzahlungen lassen sich viele mundliche Uberlieferungen erklaren, weil sie einen einfachen Aufbau besitzen und auf fast alle Wunder anzuwenden sind. Dazu mochte ich eine weitere Erzahlung nennen, namlich die Perikope aus Jona 1. Im Vergleich zu der vorliegenden Erzahlung weisen beide Geschichten eine selbe Notsi­tuation auf: Wind, Wasser, Boot.11 In beiden Erzahlungen wird das Wasser von einem starken Wind aufgewirbelt, sodass das Boot anfangt sich mit Wasser zu fullen. In Mk 4,38 und Jon 1,5 herrscht eine weitere Uberschneidung der beiden Wundergeschichten, namlich das sowohl Jesus als auch Jona sich beide zum Schlafen zuruckziehen.12 Wenn sich Wundertater seiner Aufgabe entziehen, entspricht diese Haltung nach Pesch zu der Gattung der „Rettungswunder“.13 Liegt der Schwer- punkt allgemein auf Personen die sich in Notsituationen befinden und vom Wundertater gerettet werden, handelt es sich um Rettungswunder. Schmithals hingegen ist der Meinung, dass es sich bei der Gattung um eine Naturwunder handelt.14 Auch Bultmann unterteilt die Wunschgeschichten nochmals in Heilungs- bzw. Naturwunder.15 Bei Heilungswundern ruckt fur ihn die Gute Jesu in den Vordergrund, wahrend Naturwundern die Macht und Starke des „Taters“ ausdrucken.16 Demnach handelt es sich bei vorliegende Erzahlung, genauso wie fur Schmithals, fur Bultmann um ein Na­turwunder. Dennoch sind sich Pesch und Schmithals uber den Grundaufbau der Wundergeschichte einig: Es gibt eine Einleitung, die Notsituation, die Hilfe und abschlieBend der Chorschluss. Die Funktion der Wundergeschichten als Teil der mundlichen Uberlieferungen sollen die Macht Gottes darstellen. Dabei soll hauptsachlich die Allmacht Jesu bzw. Gottes deutlich werden. Gott ist derje- nige, der unvorstellbares moglich macht und sinnbildlich „uber“ den Dingen steht. Dies geschieht auf unterschiedliche Weisen wie z.B. die Heilung etwas Unheilbarem oder wie in der vorliegenden Erzahlung, das Beruhigen des Meeres. Die Horer*innen, sowie auch die Nachfolger Christi sollen so ermutigt werden zu vertrauen und nicht zu zweifeln. Vertrauen auf ihn wird belohnt, Zweifel sind nicht angebracht.

2.5 Begriffsbestimmung bzw. religionsgeschichtliche Analyse

In diesem letzten Abschnitt des vierten Kapitels sollen einige Begriffe der Perikope Mk 4, 35-41 genauer erlautert werden. Als erstes mochte ich dazu auf den Begriff "Glaube“ naher eingehen, weil zum einen dieser eine zentrale Rolle in der vorliegenden Erzahlung spielt und zum anderen auch dem Verfasser sehr wichtig gewesen sein muss. Vers 40 wurde mit groBer Wahrscheinlichkeit von Markus erganzt, wie auch bereits in 2.3 dargelegt wurde, weshalb eine nahere Begriffsbestimmung von "Glaube“ sinnvoll ist. Der Begriff „Glaube“ kommt in der Bibel insgesamt 337-mal vor.17 „Glaube“ ist sowohl im alten als auch im neuen Testament von groBe Bedeutung. Allgemein gilt ein Christ als ein Glaubender. Im Kontext der Bibel ist dieser Glaube notwendig, um das Heil zu erfah- ren. „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“, ist eine Definition von „Glaube“ im Hebraerbrief Kapitel 11. In der griechischen Ubersetzung des AT wird der Begriff „Glaube“ als „sich fest machen“, „festen Halt und Stand gewinnen“ verstanden.18 Glaube wird zudem oft mit den Begriffen „Vertrauen“ oder auch „Horen“ gleichgestellt. Im Bezug auf die vorliegende Erzahlung hangt „Glaube“ mit „Angst“ und „Vertrauen“ zusammen. Wahrend Jesus schlaft und ein Unwetter aufzieht, bekommen die Junger groBe Angst zu ertrinken. Durch ihren Vorwurf, dass Jesus sie im Stich lassen wurde, stellt er fest, dass der Glaube der Junger an ihn und Gott nur gering ist. Durch die Stillung des Sturmes und der Wellen zeigt er ihnen, dass er der Sohn Gottes ist und sich somit von den Menschen unterscheidet. Wer auf Jesus und Gott vertraut und an sie glaubt, braucht sich nicht vor der Zukunft furchten und keine Angst haben.

Auch der damit verbundene Begriff der „Furcht“ tragt hier eine Bedeutung, denn er „meint die reli­giose Furcht vor Gott, vor der Epiphanie des Heiligen, die sich ereignet.“19 Epiphanie wird hierbei als die Erscheinung und somit die Offenbarung einer Gottheit verstanden und Furcht als „Ehr- furcht“ bzw. als nachdruckliche Bestatigung des statt gefundenen Wunders.“20

Weitere bedeutungstragender Begriffe der Perikope sind Wind und Meer. Beides soll und wird von Jesus niedergedruckt was zeigt, dass Meer und Wind schweigen mussen wenn diese die Macht Got­tes spuren. Das Schweigen des Meeres stellt in der Perikope, Jesus als den in Jahwes Macht wir- kenden Herrn uber Wind und Wellen dar.21 Das Meer als solches bildet in der vorliegenden Erzah- lung nicht nur den auBeren Rahmen der Geschichte, sondern steht ebenfalls fur den Weg der Nach- folge. Das Schiff auf dem Meer symbolisiert gleichnishaft das Schiff der Kirche.22 Allgemein bildet „das galilaische Meer oft die Szenerie fur die Taten und Wege Jesu.“23

3. Interpretation

Im folgenden Kapitel werde ich sowohl die vormakinische Uberlieferung als auch den markinischen Text interpretieren. Dazu wird bei der Interpretation des markirisches Textes zuerst der Text an sich naher untersucht und anschlieBend der Text im Gesamtrahmen des Markusevangelium.

3.1 Interpretation der vormarkinischen Uberlieferung

In diesem Abschnitt soil zunachst die vormakinische Fassung der Stillung der Sturmes naher inter- pretiert werden. Wie bereits im Abschnitt der Literaturkritik herausgefunden, gehoren die Verse 36c-37, sowie die Verse 39 und 41 zu der vormarkinischen Uberlieferung.

(36c) „[...] und es waren noch andere Boote bei ihm.“

Die vormarkinische Fassung ist der Uberlieferung nach eine Wundergeschichte, weshalb zu er- schlieBen ist, dass das Wunder selbst im Fokus der Perikope steht. Ebenso ist daraus zu entnehmen, dass der vorliegende Vers keine weitere Bedeutsamkeit fur den weiteren Verlauf der Handlungen darstellt.

(37) „Undes erhob sich ein grofier Windwirbel, unddie Wellen schlugen in das Boot, sodass das Boot schon voll wurde.“ (38a,b) „Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Undsie weckten ihn auf undsprachen zu ihm: [...]“

An diesen Versen ist die die Notsituation der Perikope zu erkennen. Die Junger befinden sich in ei- ner lebensbedrohlichen Situation, die von Wind und Wellen verursacht wird. Parallel zu dieser Si­tuation befindet sich Jesus im hinteren Teil des Bootes und schlaft, was die Situation verscharft und dramatisiert. Jedoch ist es ebenfalls moglich, den schlafenden Jesus aus der Erzahlung wegzuden- ken, da die Wundertat durch diese Handlung nicht verandert wird und der Fokus auch ohne den schlafenden Jesus auf der Wundertat liegen kann. Wichtig ist, dass die Wundertat, also die Macht Jahwes uber den Sturm im Mittelpunkt steht. Vers 38 stellt nicht direkt eine Anschuldigung gegen- uber Jesus dar, sondern vor allem eine Bitte um Hilfe.

(39) „Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig!

Verstumme! Und der Wind legte sich und es ward eine grofie Stille.“

In diesem Vers geht Jesus nicht wortlich auf die Anschuldigung der Junger ein sondern greift sofort in die bedrohliche Situation ein und handelt. Jesus fuhrt die Wundertat aus, indem Wind und Meer direkt auf ihn horen. Es ist allerdings zu erkennen, dass die Wundertat als solche nur sehr kurz er- lautert wird. Die Wundertat stellt Parallelen zu Exorzismus Geschichten, da Damonen auf die Macht Jahwes gehorchen. Die Macht Jesus durch Jahre uber Naturelemente kann durch die Gehor- samkeit hergeleitet werden. Die Macht Jesu wird am Ende des Verses durch die Stille unterstrichen. (41) „Und sie furchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind!“

[...]


1 Vgl. Schnelle: Einleitung in das Neue Testament, 2007, S. 248

2 Vgl. Pesch, R HThK 1. Teil (1989), S. 268.

3 Ebd. 269.

4 Vgl. Ebd. S. 268

5 Vgl. Ebd. S. 269f.

6 Vgl. Evangelische-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament (EKK). Das Evangelium nach Markus. S. 193.

7 Vgl. Schmithlas, W. Okumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament (OTK) (1986). Das Evangelium nach Markus, Kapitel 1-9,1.

8 Vgl. Ebd. S. 255.

9 Vgl. Ebd. S. 256.

10 Beispiele sind hierfur einige Propheten im alten Testament, sowie die Junger Jesu im neuen Testament. (Rettung Jonas im AT).

11 Vgl. Pesch, R. HThK 1. Teil (1989), S. 270.

12 Vgl. Ebd.

13 Vgl. Ebd.

14 Vgl. Schmithlas, W. OTK, S. 255.

15 Vgl. Bultmann, Die Geschichte des synoptischen Tradition.

16 Vgl. Ebd.

17 Vgl. bibleserver.com, Luther 2017.

18 Herders Neues Biblellexikon, S. 260.

19 Pesch, R. HThK 1. Teil (1989), S. 273.

20 Schmithlas, W. OTK (1886), S. 257.

21 Pesch, R. HThK 1. Teil (1989), S. 272.

22 Schmithlas, W. OTK (1886), S. 258.

23 Vgl. Ebd.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Stillung des Sturmes. Eine exegetische Auslegung von Mk 4, 35-41
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,3
Autor
Jahr
2021
Seiten
17
Katalognummer
V1154858
ISBN (eBook)
9783346548627
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sturmstillung, Exegese, Theologie, Die Stellung des Sturmes, exegetische Auslegung, systematische Theologie, Mk4_35-41
Arbeit zitieren
Alina Finkeldey (Autor:in), 2021, Die Stillung des Sturmes. Eine exegetische Auslegung von Mk 4, 35-41, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1154858

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