Diese Master Thesis präzisiert, worin sich Emotionen und Attributionsstil von alkoholabhängigen Personen mit depressiver Symptomatik (APDS) im Vergleich zur Normalbevölkerung (Norm) unterscheiden.
Psychologische Depressionsforschung hat sich bisher vor allem mit Kognitionen depressiver Menschen befasst. Bislang wurden in empirischen Untersuchungen kognitive Konzepte in Abhängigkeit von depressiver Symptomatik erfasst, während eine genaue Erhebung affektiver und attributionaler Effekte bei APDS bisher vernachlässigt wurde.
Zur Erfassung dieser Effekte wurde eine quantitativ-empirische Untersuchung mit dem Evaluationsinstrument eines kombinierten Fragebogens (AUDIT, ASF-E, emotionale Reaktionen, BDI) durchgeführt. Die Untersuchungsgruppen umfassten 45 alkoholabhängige Personen mit depressiver Symptomatik im klinischen Bereich (stationäre Entwöhnungsbehandlung) und 40 Personen als Repräsentanten der Normalbevölkerung im nichtklinischen Bereich. Die Datenanalyse ergab, dass zwischen beiden Gruppen erhebliche Unterschiede der emotionalen Reaktionen auf eigene Misserfolge und Erfolge bestehen.
APDS berichten nach Misserfolgen über deutlich mehr negative Emotionen. Insbesondere die Emotionen Enttäuschung, Traurigkeit, Bedauern, Unglück, Ärger gegen die eigene Person, Wut, Schuld, Angst, Furcht, Scham, Depression und Selbstmitleid finden sich in stärkerer Ausprägung. Im Gegensatz zu den theoretischen Vorhersagen der Depressionsforschung berichten APDS nach Erfolg über deutlich mehr positive Emotionen als die NORM, indem sie erleichterter, zufriedener, überraschter, glücklicher und erfreuter reagieren sowie mehr Dankbarkeit angeben. Insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich äußern APDS in deutlicherer Ausprägung die Emotion Stolz.
In Übereinstimmung mit den theoretischen Vorhersagen konnte dargestellt werden, dass APDS anders als die NORM überwiegend internale, stabile und globale Ursachen für ihre Misserfolge attribuieren.
Insgesamt konnte gezeigt werden, dass APDS im Vergleich zur NORM in deutlicherem Maß einen depressogenen Attributionsstil für Misserfolge aufweisen und sowohl stärkere negative Emotionen nach Misserfolg als auch stärkere positive Emotionen nach Erfolg zeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Begriffserläuterungen
- Diagnostik und Theorie
- Forschungsanliegen
- Emotionen in der Depressionsdiagnostik
- Depressionsnosologie
- Allgemeinpsychologische Überlegungen zu Emotionen
- Arbeitsdefinition von Emotionen
- Evolutionspsychologische Theorien der Primäremotionen
- Emotionen im Rahmen der diagnostischen Manuale
- Emotionen im Depressionsinventar nach Beck
- Depressionsmodelle und Theorien
- Depressionsmodell nach Freud
- Modell zu Depression und Substanzabhängigkeit
- Kognitive Diathese-Stress-Modelle
- Neuere Depressionstheorien
- Kognitive Theorie nach Beck
- Kognitive Theorie nach Ellis
- Attributionsstile
- Ursprüngliche Theorie der erlernten Hilflosigkeit
- Attributionale Neuformulierung der Theorie der erlernten Hilflosigkeit
- Bedeutung der Emotionen in der attributionalen Neuformulierung der Theorie der erlernten Hilflosigkeit
- Attributionale Emotionstheorie nach Weiner
- Zusammenführung der Neuformulierung der Theorie der erlernten Hilflosigkeit und der Emotionstheorie
- Fragestellungen
- Hypothesen
- Forschungsdesign
- Evaluationsinstrument Fragebogen
- Fragebogenkonzeption
- Fragebogenkonstruktion
- Normalbevölkerung
- Zielgruppe
- Planung und Durchführung der Erhebung
- Resonanz der Datenerhebung und Fragebogenrücklauf
- Auswertungsmethoden
- Evaluationsinstrument Fragebogen
- Ergebnisse
- Soziodemographische Daten
- Überprüfung der ersten Hypothese
- Überprüfung der zweiten Hypothese
- Überprüfung der dritten Hypothese
- Diskussion
- Diskussion der ersten Hypothese
- Diskussion der zweiten Hypothese
- Diskussion der dritten Hypothese
- Gesamtdiskussion
- Ausblick
- Abstract
- Persönliche Schlussbemerkung
- Literaturverzeichnis
- Internetverzeichnis
- Anhang I: Tabellen
- Anhang II: Fragebogen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Unterschiede in den emotionalen Reaktionen und dem Attributionsstil von alkoholabhängigen Personen mit depressiver Symptomatik (APDS) im Vergleich zur Normalbevölkerung (NORM). Die Arbeit zielt darauf ab, die emotionale und attributive Verarbeitung von Misserfolgen und Erfolgen bei APDS zu beleuchten und diese Ergebnisse mit den theoretischen Modellen der Depression und der erlernten Hilflosigkeit zu vergleichen.
- Emotionale Reaktionen auf Misserfolge und Erfolge bei APDS im Vergleich zur NORM
- Attributionsstil von APDS im Vergleich zur NORM
- Zusammenhang zwischen emotionalen Reaktionen und Attributionsstil bei APDS
- Vergleich der Ergebnisse mit den theoretischen Modellen der Depression und der erlernten Hilflosigkeit
- Implikationen für die klinische Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Masterarbeit ein und erläutert die Relevanz der Untersuchung. Im ersten Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Depressionsdiagnostik und der Attributionstheorie dargestellt. Es werden verschiedene Depressionsmodelle und Theorien vorgestellt, darunter das kognitive Modell nach Beck und die Theorie der erlernten Hilflosigkeit. Das Kapitel beleuchtet auch die Rolle von Emotionen in der Depressionsdiagnostik und die Bedeutung des Attributionsstils für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Depressionen.
Das zweite Kapitel formuliert die Forschungsfragen, die in der Masterarbeit untersucht werden sollen. Im dritten Kapitel werden die Hypothesen aufgestellt, die im Rahmen der quantitativ-empirischen Untersuchung überprüft werden sollen. Das vierte Kapitel beschreibt das Forschungsdesign der Studie, die Evaluationsinstrumente, die Stichproben und die Durchführung der Datenerhebung.
Das fünfte Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Untersuchung. Es werden die soziodemographischen Daten der Stichproben dargestellt und die Hypothesen anhand der erhobenen Daten überprüft. Das sechste Kapitel diskutiert die Ergebnisse der Untersuchung und setzt diese in Bezug zu den theoretischen Modellen und den Forschungsfragen. Es werden die Limitationen der Studie und die Implikationen der Ergebnisse für die klinische Praxis diskutiert.
Das siebte Kapitel gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschungsarbeiten und mögliche Weiterentwicklungen der Untersuchung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Emotionen, den Attributionsstil, die Depression, die Alkoholabhängigkeit, die erlernte Hilflosigkeit, die kognitive Theorie nach Beck, die Attributionale Emotionstheorie nach Weiner und die klinische Praxis. Die Arbeit untersucht die Unterschiede in den emotionalen Reaktionen und dem Attributionsstil von alkoholabhängigen Personen mit depressiver Symptomatik im Vergleich zur Normalbevölkerung. Die Ergebnisse werden mit den theoretischen Modellen der Depression und der erlernten Hilflosigkeit verglichen und die Implikationen für die klinische Praxis diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Master of Science Tobias Mehler (Autor:in), 2007, Erfassung der Emotionen und des Attributionsstils von alkoholabhängigen Personen mit depressiver Symptomatik - eine qualitativ-empirische Untersuchung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115573