Ganze fünf Jahre (von 1889- 1894) arbeite Fontane an seinem wohl berühmtesten Werk Effi Briest. Obgleich er für die Fertigstellung seines Werkes eine solche Zeitspanne benötigte, schrieb er 1895 in einem Brief an Hans Hertz, das Werk sei ihm mühelos von der Hand gegangen: „ Sonst kann ich mich immer der Arbeit, ihrer Mühe, Sorgen und Etappen, erinnern – in diesem Falle gar nicht. Es ist so wie von selbst gekommen, ohne rechte Überlegung und ohne alle Kritik.“
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Personenbeschreibungen in Fontanes Hauptwerk.
Nicht selten nutzte Fontane für die Beschreibung seiner Figuren, Beobachtungen aus dem wirklichen Leben. So auch bei Effi Briest. Einst beobachtete Fontane ein englisches Geschwisterpaar und schrieb darüber Folgendes nieder:
„Das Mädchen war genau so gekleidet, wie ich Effi in den allerersten und dann auch wieder in den allerletzten Kapiteln beschrieben habe: Hänger, blau und weiß gestreifter Kattun, Ledergürtel und Matrosenkragen. Ich glaube, dass ich für meine Heldin keine bessere Erscheinung und Einkleidung finden konnte, und wenn es nicht anmaßend wäre, das Schicksal als etwas einem für jeden Kleinkram zu Diensten stehendes Etwas anzusehen, so möchte ich beinah sagen: das Schicksal schickte mir die kl. Methodistin.“
Bei den Charakterstudien soll auch beobachtet werden, ob manche Figuren in der Lage sind sich weiterzuentwickeln.
Um die einzelnen Charaktere erfassen zu können werden auch die historischen Vorbilder für die Protagonisten vorzustellen sein. Des Weiteren soll die Arbeit eine Textanalyse des Kerngesprächs zwischen Innstetten und von Wüllersdorf liefern, da diese Passage viel über den Charakter und die Denkweise der beteiligten Personen verrät.
Inhalt
1. Einleitung
2. Die historischen Vorbilder
3. Die Protagonisten
3.1. Effi Briest
3.2. Die Eltern Briest
3.3. Geert Baron von Innstetten
3.4. Major von Crampas
4. Wichtige Nebenfiguren
4.1 Annie von Innstetten
4.2. Alonzo Gieshübler
4.3. Johanna
4.4. Roswitha
4.5. Von Wüllersdorf
5. Textanalyse des Gesprächs zwischen Innstetten und von Wüllersdorf
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Ganze fünf Jahre (von 1889- 1894)[1] arbeite Fontane an seinem wohl berühmtesten Werk Effi Briest. Obgleich er für die Fertigstellung seines Werkes eine solche Zeitspanne benötigte, schrieb er 1895 in einem Brief an Hans Hertz, das Werk sei ihm mühelos von der Hand gegangen: „ Sonst kann ich mich immer der Arbeit, ihrer Mühe, Sorgen und Etappen, erinnern – in diesem Falle gar nicht. Es ist so wie von selbst gekommen, ohne rechte Überlegung und ohne alle Kritik.“[2]
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Personenbeschreibungen in Fontanes Hauptwerk.
Nicht selten nutzte Fontane für die Beschreibung seiner Figuren, Beobachtungen aus dem wirklichen Leben. So auch bei Effi Briest. Einst beobachtete Fontane ein englisches Geschwisterpaar und schrieb darüber Folgendes nieder:
„Das Mädchen war genau so gekleidet, wie ich Effi in den allerersten und dann auch wieder in den allerletzten Kapiteln beschrieben habe: Hänger, blau und weiß gestreifter Kattun, Ledergürtel und Matrosenkragen. Ich glaube, dass ich für meine Heldin keine bessere Erscheinung und Einkleidung finden konnte, und wenn es nicht anmaßend wäre, das Schicksal als etwas einem für jeden Kleinkram zu Diensten stehendes Etwas anzusehen, so möchte ich beinah sagen: das Schicksal schickte mir die kl. Methodistin.“[3]
Bei den Charakterstudien soll auch beobachtet werden, ob manche Figuren in der Lage sind sich weiterzuentwickeln.
Um die einzelnen Charaktere erfassen zu können werden auch die historischen Vorbilder für die Protagonisten vorzustellen sein. Des Weiteren soll die Arbeit eine Textanalyse des Kerngesprächs zwischen Innstetten und von Wüllersdorf liefern, da diese Passage viel über den Charakter und die Denkweise der beteiligten Personen verrät.
2. Die historischen Vorbilder
Der Stoff von Effi Briest beruht auf einem historischen Fall, einer Ehebruchgeschichte welche sich in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts abspielte. „Die Beteiligten waren der Rittmeister Armand von Ardenne, seine Ehefrau Elisabeth geb. von Plotho und der Düsseldorfer Amtsrichter Emil Hartwich, der im Duell mit Ardenne fiel.“[4] Fontane hörte von Frau von Lessing von der Geschichte und kannte nach den Studien von Hans Werner Seifert das Ehepaar Ardenne sogar persönlich.[5]
Um jedoch nicht allzu deutlich auf den historischen Fall hinzudeuten und wohl in einigen Fällen auch zu Gunsten der Geschichte, veränderte Fontane in seinem Werk diverse Details. So war Elisabeth an ihrer Hochzeit 18 Jahre und Armand 23 Jahre alt. Bei Fontane ist der Altersunterschied des Paares (Effi 17, Geert 42 Jahre) deutlich größer und unterstreicht so noch einmal die große Unterschiedlichkeit der beiden.[6] Außerdem wandelt Fontane die Berufe der Männer etwas ab: Armand von Ardenne war Soldat und Ministerialer im Kriegsministerium, während Geert von Innstetten als Landrat und Ministerialer beschrieben wird. Emil Hartwich war Amtsrichter und nicht wie Crampas Soldat und Landwehr- Bezirkskommandeur.[7]
Der wohl größte Unterschied beruht auf der Ernsthaftigkeit der Affäre. Für Effi und Crampas ist sie frei von ernsteren Absichten. „Was stattfindet, ist eine belanglose, aus Langeweile, Abenteuerlust und dem Reiz des Verbotenen eingegangene Winterliebe von wenigen Monaten.“[8] Elisabeth und Hartwich jedoch, nahmen ihre Liebe durchaus ernst und planten für die Zukunft tatsächlich ein Zusammenleben.
Nach Hartwichs Duell- Tod lebte Elisabeth noch viele Jahre weiter und wurde im Gegensatz zu Effi die bereits 29-jährig stirbt, ganze 99 Jahre alt.
3. Die Protagonisten
3.1. Effi Briest
Effi Briest ist Hauptfigur und Titelheldin des Romans. Ihr Name ist abgeleitet von Elfriede, was aus dem Althochdeutschen kommt (alb= Naturgeist, fridu= Friede) und auch „die von Elfen Getragene“ bedeutet.
„Das weite, lockere Kleid, welches sie zu Beginn des Romans trägt,[9] entspricht ihrer Lebensweise in Hohen- Cremmen: ungezwungen und unbelastet, frei von gesellschaftlichen Verpflichtungen und Rücksichten.“[10] In ihr „paarte sich Übermut und Grazie, während ihre lachenden braunen Augen eine große, natürliche Klugheit und viel Lebenslust und Herzensgüte verrieten.“[11]
Effi ist anspruchslos, lebt in ihren Vorstellungen und Träumen[12] und möchte am liebsten eine Prinzessin sein.[13] Laut Mutter Luise ist sie stürmisch, wild, leidenschaftlich und „immer Tochter der Luft“[14]. Was sie nicht aushalten kann ist Langeweile.[15]
Kennzeichnend für den Charakter Effis ist ihr zerrissenes Wesen. Auf der einen Seite empfindet sie Sehnsucht nach Liebe („Liebe kommt zuerst“[16]), nach schwerelosem Glück, sowie die Lust an der Gefahr: „Ich klettre lieber und ich schaukle mich lieber und am liebsten immer in der Furcht, dass es irgendwo reißen oder brechen und ich niederstürzen könnte.“[17] Andererseits strebt sie nach einer hohen gesellschaftlichen Stellung: „Jeder ist der Richtige. Natürlich muß er von Adel sein und eine Stellung haben und gut aussehen.“[18]. So scheint sie wie gespalten zwischen den zwei Polen die ihre Eltern verkörpern. Natürlichkeit und Menschlichkeit auf der einen, Ordnung und die Gesellschaft als wichtigste Maxime auf der anderen Seite. Im Laufe des Romans entwickelt sich Effi von der „Kleinen“[19], zur Mutter, Ehefrau und verführerischen Dame, sodass ihr Mann bemerkt: „Effi, du kommst mir ganz anders vor. Bis Anniechen da war, warst du ein Kind. Aber mit einem Mal (...) bist du wie vertauscht (...). Du hast was Verführerisches“[20]. Schlussendlich wird sie „Opfer ihres Leichtsinns, der gesellschaftlichen Konventionen, ihres pedantischen Mannes und ihrer ehrgeizigen Mutter.“[21] Sie wird zur Ehebrecherin und besiegelt damit ihren gesellschaftlichen Ausschluss. Krank vor Kummer kehrt sie 29jährig zurück in ihr Elternhaus. Effis letzte Bitte betrifft ihren Grabstein: „Ich möchte auf meinem Stein meinen alten Namen wiederhaben; ich habe dem anderen keine Ehre gemacht.“[22] Bezeichnenderweise trägt auch der Roman den Titel Effi Briest und nicht Effi von Innstetten.
[...]
[1] Vgl. Hamann, Elsbeth: Theodor Fontane, Effi Briest. Oldenburg Interpretationen, Bd. 11. Oldenburg 2001, S. 11.
[2] Schafarschik, Walter: Erläuterungen und Dokumente. Theodor Fontane. Effi Briest, Stuttgart 2002, S. 109.
[3] Ebd.
[4] Ebd. , S. 83.
[5] Vgl. Hamann, S. 8.
[6] Vgl. Brand, Thomas: Erläuterungen zu Theodor Fontane Effi Briest. Hollfeld 2002, S. 21.
[7] Vgl. Ebd. S. 20.
[8] Grawe, Christian in: Interpretationen. Fontanes Novellen und Romane. Stuttgart 1998, S. 219.
[9] Fontane, Theodor: Effi Briest. Stuttgart 2002 (Reclam), S. 6.
[10] Hamann, S. 41.
[11] Fontane, S. 6.
[12] Vgl. Ebd. S. 23.
[13] Vgl. Ebd. S. 31.
[14] Ebd. S. 7.
[15] Ebd. S. 34.
[16] Ebd. S. 33.
[17] Ebd. S. 36.
[18] Ebd. S. 20.
[19] Ebd. S. 6.
[20] Ebd. S. 137.
[21] Grawe, Christian: Führer durch die Romane Theodor Fontanes. Frankfurt-Berlin-Wien 1980, S. 55.
[22] Fontane, S. 332.
- Arbeit zitieren
- M.A. Lilian Ziehler (Autor:in), 2006, Personenbeschreibungen in Theodor Fontanes 'Effi Briest', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115631
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