Der Kirchenboden als Instrument und gregorianische Choräle mit dem Wasserglas

Wie Kirchenmusik heute innovativ musiziert werden kann


Akademische Arbeit, 2017

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einführung in die Arbeit

Definitionsversuch des Genres Kirchenmusik

Geschichte der Kirchenmusik

Kirchenmusik heute am Beispiel des Projekts VISION KIRCHENMUSIK

Interpretation und Fazit

Literaturverzeichnis

Einführung in die Arbeit

Psalmen, Klingende Schalen, Posaunenchöre, Orgelpfeifen, Gitarrengruppen, Bachs Kantaten, Schlägel auf dem Kirchenboden, gregorianische Choräle, Gemeindegesang. All das ist vorwiegend aus der Kirche bekannt. Doch was genau macht Töne und Klänge zurKirchenmusik? Wo fängt diese an und wo geht sie in ein anderes Genre über? Wie wird sie heute definiert und was verstand man früher darunter?

Existiert sie mittlerweile überhaupt noch? Ist Musik nur kirchlich, wenn sie einen theologischen Text hat oder wenn sie in einer Kirche gespielt wird? Kann sie für den einen religiös sein und für die andere nicht? Empfindet ein Mensch aus der afrikanischen Savanne die Kirchenmusik der Protestanten1 noch als religiös?

Diese und weitere Fragen werden in der vorliegenden Arbeit mit der Thematik Kirchenmusik angeschnitten. Es geht hierbei jedoch nicht primär darum, sie alle objektiv zu beantworten (das wäre schlicht nicht realisierbar, da je nach Blickwinkel und Auslegung andere Ergebnisse dabei herauskommen würden), sondern eher darum, möglicherweise eine neue Perspektive auf die Debatte Kirchenmusik im 21. Jahrhundert zu gewinnen.

Nach einem kurzen Definitionsversuch der heute vorrangig herrschenden Kirchenmusik wird ein Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des genannten Musikgenres gegeben. Um einen Bezug zur Praxis herzustellen, wird anschließend ein innovatives Musikprojekt vorgestellt, welches Kirchenmusik etwas anders denkt und so frischen Wind in die festgefahrenen Muster von Kirchenmusikpädagogik bringen könnte.

Abschließend folgt eine subjektive Einschätzung des Projektes VISION KIRCHENMUSIK und somit auch ein Ausblick auf eine mögliche Zukunft von Kirchenmusik im Allgemeinen.

Definitionsversuch des Genres Kirchenmusik

Versuche, die Kirchenmusik des 21. Jahrhunderts zu definieren und somit zu fassen, gibt es fast unzählige. Jedoch können diese Definitionen kaum alle Dimensionen der Musikausprägung aufzeigen, da diese noch immer einem Wandel unterliegt und sich ständig neue Untergenres bilden. Aus diesem Grund ist es schwierig, Kirchenmusik allumfassend zu beschreiben. Trotzdem soll in dieser Arbeit ein Versuch einer Definition von Kirchenmusik unternommen werden.

Um es direkt vorweg zu sagen; Im Grunde kann man nur am absoluten Einzelfall feststellen, ob etwas Kirchenmusik ist oder nicht. Nur der einzelne Mensch selbst kann zu einer bestimmten Zeit eine ganz bestimmte Musik als Kirchenmusik definieren oder eben auch nicht (vgl. Rainer Bayreuther 2010: Was ist religiöse Musik?, wissenschaftlicher Verlag Bachmann, Badenweiler, S.16). Da diese pauschale Antwort aber wenig zufriedenstellend ist, wird sie nachfolgend nun etwas genereller gefasst.

Allgemein kann man sagen, dass Musik religiös ist, wenn mit ihr religiöse Erfahrungen verbunden werden. Jedoch ist religiöse Musik nicht direkt gleichzusetzen mit der christlichen Kirchenmusik, da diese davon ausgeht, dass Musik an eine Institution gebunden ist. Es wird also eine funktionale Eingrenzung vorgenommen (vgl. Bayreuther 2010, S. 29). Des Weiteren wird unterschieden zwischen liturgischer Musik, also Musik, die im Gottesdienst an die Liturgie gebunden ist, und geistlicher Musik (vgl. Eckhard Jaschinski 2004: kleine Geschichte der Kirchenmusik, Herder Verlag, S. 13), welche wiederum aufgeteilt werden kann in sakrale und nicht-sakrale Musik. Sakral bedeutet hier `an den Kultus gebunden`.

Doch was genau macht Musikreligiös; was macht sie zur Kirchenmusik? Die Musik allein ist erst einmal ohne einen Bezug zu etwas göttlichem und lässt keine Unterscheidung zu. Man benötigt sekundäre Merkmale wie Text, Übertragung in den Kirchraum oder Gottesdienst, Assoziationen, spezielle Instrumente oder Handlungen, um die Zuordnung treffen zu können (vgl. Jaschinski 2004: S. 13).

Geistlich oder auch religiös bedeutet allerdings nicht zwingend, dass die Musik auch eine religiöse Bedeutung für den Hörer hat. „Musik ist [nämlich erst dann] religiös, wenn mit ihr eine religiöse Erfahrung verbunden ist“ (Bayreuther 2010: S. 28).

Außerdem ist geistliche Musik im Gegensatz zur Kirchenmusik nicht zwingend an institutionelle Gemeinschaften wie die Kirche gebunden, sondern hat viel mehr mit der Bedeutungsgebung des Hörers oder Musikers persönlich zu tun. Jede institutionelle Konfession hat also auch Musik, die einen Bezug zu etwas Göttlichem herstellt. (vgl. Bayreuther 2010: S. 29).

Um es nun erst einmal für diese Arbeit auf den Punkt zu bringen: Musik wird dann zum Genre Kirchenmusik gezählt, wenn sie entweder erstens einen religiösen Text besitzt und/oder zweitens bestimmte Melodien/ Harmonien (z.B. Kirchentonart) oder Instrumente (z.B. Orgel) benutzt werden und/oder drittens der Hörer oder Sänger damit etwas geistliches verbindet. Besonders wichtig ist allerdings der dritte Punkt, da Kirchenmusik eigentlich, wie anfangs schon erwähnt, etwas höchst persönliches ist und auch als solches erfahren werden muss (vgl. Bayreuther 2010. S. 49).

Geschichte der Kirchenmusik

Um die christliche Kirchenmusik in ihrer heutigen Erscheinung verstehen zu können, sollte man sich ein kurzes Bild davon machen, wie sie entstanden ist. Deshalb folgt nun ein Überblick über die Geschichte und Entwicklung.

Doch auch das ist in der Umsetzung gar nicht so einfach, da sich direkt zu Anfang die Frage stellt, an welchem Zeitpunkt in der Geschichte einsetzt werden sollte. Erwähnenswert ist, dass es auch in der Steinzeit schon Instrumenten-ähnliche Gegenstände gab, mit denen Gottheiten angebetet wurden und dass der Klang im Buddhismus und Hinduismus sogar als Urelement aller Dinge gilt (vgl. Jaschinski 2004: S. 23). Auch heidnische Stämme musizierten in unterschiedlichen Formen z.B. während der Opferdarbringung für ihre Götter. Lange vor der Entstehung des Christentums gab es also auch schon eine Verbindung zwischen Spiritualität und Musik und natürlich priesen Gläubige aller Religionen zu jeder Zeit ihre Gottheiten und Götter mit Melodien, Gesängen und Instrumenten.

Die erste christliche Musik entstand dann schließlich ab ca. 30 n. Chr. in den jungen Gemeinden der Jesusanhänger, welche sich selbst allerdings noch als jüdisch verstanden. Unter anderem wurden Rufe wie ´Amen´ oder Doxologien wie ´Unserem Gott und Vater sei Ehre in alle Ewigkeit´ (Phil 4,20; Röm 16,27) gesungen (Jaschinski 2004: S. 35). Auch Hymnen gewannen an Beliebtheit und wurden vielfältig in den Gottesdienst mit einbezogen.

Instrumente waren in der frühen christlichen Kirche allerdings verpönt und galten als Gegenstände der Heiden. Aus diesem Grund grenzten sich die Christen bis ins 14. Jahrhundert hinein deutlich davon ab und nutzen vorerst auch dann hauptsächlich die Orgel. Die Gläubigen konzentrierten sich auf den Psalmgesang, welcher sowohl solistisch, als auch im Kanon oder im Responseprinzip vorgetragen wurde (vgl. Jaschinski 2004: S. 41). Gleichzeitig traten erste professionelle Sänger in Erscheinung, welche die gesangliche Rolle der Gemeinde nach und nach einschränkten. Die entstehenden Chöre trugen ihren Altrömischen Gesang auswendig vor, da Gesangsbücher den leitenden Kantoren vorbehalten waren.

[...]


1 Aus Gründen der Lesbarkeit wurde auf eine geschlechtsneutrale Formulierung verzichtet. Es sind jedoch im Sinne der Gleichbehandlung immer beide Geschlechter angesprochen.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Kirchenboden als Instrument und gregorianische Choräle mit dem Wasserglas
Untertitel
Wie Kirchenmusik heute innovativ musiziert werden kann
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V1156321
ISBN (eBook)
9783346549457
ISBN (Buch)
9783346549464
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kirchenmusik, Musik, Kulturwissenschaften, Kirche, klassische Musik
Arbeit zitieren
Johanna Jahns (Autor:in), 2017, Der Kirchenboden als Instrument und gregorianische Choräle mit dem Wasserglas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156321

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