Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Problemstellung
1.2. Zielsetzung
1.3. Aufbau der Arbeit
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Definitionsannäherung Führung, Ethik und Moral
2.2. Führungsethik
2.2.1. Spannungsfelder innerhalb der Führungsethik
2.2.2. Führungsmacht und Verantwortung
2.2.3. Modelle und Konstrukte der Führungsethik
2.3. Legitimation, Nutzen und Grenzen der Führungsethik
2.4. ethische Führung im Kontext des Organisationserfolgs
3. FührungsethikinOrganisationen
3.1. GestaltungvonFührungsethikinOrganisation
3.2. Abgrenzung zum Bereich Human Resource
4. Diskussion
4.1. KritischeReflexion
4.2. EmpfehlungenfürdiePraxis
5. Fazit und Ausblick
Literatur- und Quellenverzeichnis
Anhang
Abkürzunqsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildunqsverzeichnis
Abbildung l: Problemstellung
Abbildung 2: Bezugsrahmen ethikbewusster Führung
Die Veränderungen in Organisationen geprägt u. a. von einer fortschreitenden Digitalisierung, Prozessoptimierungen, einem hohen Wettbewerbsdruck sowie verschiedenen gesellschaftlichen und individuellen Erwartungen wirken sich zunehmend auf die Führung von Mitarbeitern aus. Führungskräfte befinden sich gegenwärtig in einem Spannungsfeld aus hohen Zielsetzungen, leistungsorientierten Erwartungshaltungen der Geschäftsleitung und der Schaffung eines attraktiven, menschengerechten sowie förderlichen Arbeitsumfeldes.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwarten von ihrer Führungskraft bspw. Wertschätzung, konstruktive Rückmeldungen, ein ehrliches Interesse an dem Arbeitnehmer oder auch die Förderung von Eigenverantwortung umso neue Herausforderungen besser meistern zu können (Anlage 1). Für eine gute Zusammenarbeit zwischen einer Führungskraft und ihrem Team benötigt es zunehmend ein solides Fundament gegenseitigen Vertrauens. In einer sehr komplexen Welt kommt es auf die Orientierung sowie einem ähnlichen Werteverständnis an. Neben klassischen Managementinstrumenten benötigen heutige Fach- und Führungskräfte auch Kenntnisse und Fähigkeiten in Bezug auf psychische und physische Belastungen am Arbeitsplatz sowie eine gute Sozialkompetenz. Ebenso spielt die Unternehmenskultur mit allen Normen, Werten und Verhaltensweisen eine wichtige Rolle in Bezug auf das Verhalten von Menschen in Organisationen. Sie stellen ein Orientierungsmuster dar, geben Werte und Normen vor und reduzieren demnach die Komplexität in Unternehmen.2 Auch die deutsche Gesetzgebung hat verschiedene rechtliche Grundlagen geschaffen, um die Gesundheit einschließlich der Persönlichkeitsrechte sowie das Leben von Arbeitnehmern zu schützen. Die Führungskraft hat demzufolge eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern. Hierzu zählen auch ethischeVerhaltens- und Handlungsweisen. Die Führungsethik insbesondere in großen Unternehmen und Konzernen wurde in der Vergangenheit mit zahlreichen negativen Beispielen deutlich. Die Führungskraft übernimmt in ihrer Funktion eine Vorbildrolle und sollte ein verantwortungsvolles Handeln vorleben. Es gilt sich hierbei regelmäßig selbst zu reflektieren, sich an neue oder geänderte Rahmenbedingungen anzupassen sowie Entscheidungen unter Berücksichtigung ökonomischer als auch ethischer Aspekte zu treffen. Es wird in diesem Zusammenhang deutlich wie umfangreich und vielseitig die heutige Führungsrolle ist. Doch wie sollte Führungsethik in Organisationen gestaltet werden? Dieser Frage wird im Rahmen dieser Arbeit anhand von theoretischen und empirischen Grundlagen nachgegangen.
1.1. Problemstellung
Die gegenwärtige Führungsethik ist im Wandel. Das Vertrauen in wirtschaftliche und politische Entscheidungen bspw. durch Manipulationen bei Abgaswerten, der Verschwendung von öffentlichen Mitteln oder auch Korruptionshandlungen sinkt zunehmend. Generationsspezifische Anforderungen sowie ein von Komplexität, Unsicherheit und Zeitdruck geprägter Führungsalltag erfordern ein Umdenken. Es stehen nicht mehr rein die betriebswirtschaftlichen Ergebnisse im Vordergrund, sondern auch ethische Normen und Werte. Führungskräfte befinden sich in einem Spannungsverhältnis zwischen unterschiedlichen moralischen Vorstellungen, der Macht gegenüber Mitarbeitern, ökonomischen Zielen und entsprechenden Eigeninteressen. Die Führungsethik soll Vertrauen sowie eine faire Gestaltung der Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter schaffen. Ethischen Grundsätze stellen jedoch kein Selbstläufer dar. Nicht jede Führungskraft wurde in ihrer Ausbildung in Bezug aufführungsethische Kompetenzen geschult oder in ihrer Entwicklung geprägt. Es wurde oftmals nicht gelernt die Moralvorstellungen, Werte und Ziele von Menschen zu reflektieren mit denen eine Führungskraft im Arbeitsumfeld konfrontiert wird. Und so werden alltägliche Entscheidungen, die Auswirkungen auf Menschen, die Organisation, die Gesellschaft oder auch die Umwelt haben, nicht hinreichend mit einem ethischen Bewusstsein beachtet. Die Führungs- und Managementebenen sollten sich demnach frühzeitig mit der Thematik auseinandersetzen, um zukünftig bei ihren Entscheidungen und Handlungen ethische Aspekte zu berücksichtigen. Nachfol- gendeAbbildung soll die Problemstellung noch einmal verdeutlichen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Problemstellung (Quelle: Eigene Darstellung)
1.2 Zielsetzung
Im Rahmen dieser Arbeit steht die menschenwürdige und faire Beziehung zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern sowie die Gestaltung von Führungsethik in Organisationen und dabei insbesondere im Bereich Human Resource im Vordergrund. Neben der Darstellung der wissenschaftlichen Grundlagen zum Thema Führungsethikwerden ebenso die mit der Thematik in Verbindung stehenden Begriffe Führung, Ethik und Moral betrachtet, um ein Grundverständnis für das Gesamtkonstrukt zu ermöglichen. Anschließend erfolgt ein Überblick zum aktuellen Forschungsstand im Hinblick auf die Führungsethik sowie die Darstellung des Spannungsfeldes und Nutzens im Kontext der Organisation und des Führungsverhaltens. Darüber hinaus werden Empfehlungen für die Praxis abgeleitet und aus einem kritischen Blickwinkel reflektiert.
1.3 Aufbau der Arbeit
Zu Beginn dieser Arbeit erfolgt zunächst eine theoretische Betrachtung der Begriffe Führung, Ethik und Moral, um ein einheitliches Verständnis zu schaffen. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen der Führungsethik sowie entsprechende Machtgrundlagen und Verantwortungsbereiche dargestellt. Darauf aufbauend werden die gegenwärtig in der Forschung wichtigsten publizierten Modelle und Konstrukte als auch die Spannungsfelder zur Führungsethik dargelegt. Im Weiteren werden die Legitimation, der Nutzen und die Grenzen im Hinblick aufdie Führungsethik sowie im Kontext des Organisationserfolgs herausgearbeitet. Aufbauend auf den theoretischen Grundlagen werden Möglichkeiten aufgezeigt Führungsethik in Organisationen sowie insbesondere im Bereich Human Resource zu gestalten. Im Weiteren erfolgt die wissenschaftliche Diskussion und kritische Reflexion in Bezug auf die Thematik Führungsethik. Anschließend wird ein Fazit gezogen sowie ein zusammenfassenderAusblick zum Thema gegeben.
2. Theoretische Grundlagen
Die Frage nach einer „guten“ Führung wird in der gängigen Fachliteratur seit vielen Jahren mit unterschiedlichen Ergebnissen diskutiert. Dabei spielen ethische Grundsätze nicht immer eine bedeutende Rolle.
Seit Immanuel Kant wird die Aussage „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ (1900, S. 429) im Zusammenhang mit ethischer Führung debattiert. Führungskräfte die ihre Mitarbeiter und sich selbst als Mittel zum Zweck nutzen, um dabei ein bestimmtes Ziel zu erreichen handeln auf einer objektiven und nicht subjektiven Ebene.3 Das Führungsverhalten wird dabei grundsätzlich von wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und individuellen Rahmenbedingungen beeinflusst. Doch was bedeutet nun ethische Führung? Im Rahmen dieser Arbeit erfolgt eine wissenschaftliche Betrachtung des Begriffs Führungsethik. Sie wird im Sinne einer Analyse und Beurteilung von Führungsverhalten gesehen, welche sich auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auswirkt.4 Dabei geht es konkret um die menschwürdige und faire Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern.5 Für die Einordnung des Konstruktes Führungsethik werden nachfolgend zunächst die Begriffe Führung, Ethik und Moral näher betrachtet.
2.1. Definitionsannäherung der Begriffe Führung, Ethik und Moral
Unter dem Begriff Führung werden in der Literatur zahlreiche Definitionen und Bedeutungen publiziert. Es gibt demnach verschiedene Perspektiven, die im Rahmen dieser Arbeit nicht vollumfänglich wiedergegeben werden können. Ein grundsätzliches Verständnis von Führung besteht jedoch dahingehend, dass es als eine zielgerichtete und bewusste Einflussnahme von Menschen verstanden wird.6 Führung geht im klassischen Sinne davon aus, dass ein Führender mit einem oder mehreren Geführten in einer sozialen Interaktions- bzw. Kommunikationsbeziehung steht. Führung basiert demnach auf einem kommunikativen Prozess, welcher auf eine Verhaltensbeeinflussung abzielt. D. h. der Führende steuert, lenkt und manipuliert das Verhalten also Denken und Handeln der Geführten, um damit ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Im Kontext einer Organisation wird im Rahmen des Führungsprozesses das Verhalten der Geführten so beeinflusst, dass die personale Arbeitsleistung erbracht und im besten Fall gesteigert wird, um dem organisationalen Erfolg zu dienen.7 Der Begriff Führung wird oftmals gleichbedeutend mit der Personal-, Mitarbeiterführung oder Leadership genannt.
Ebenso wird die indirekte strukturelle Führung im Zusammenhang mit dem Personalmanagement aufgeführtwonach bspw. Arbeitsstrukturen und Anreizsysteme mit ethischen Fragestellungen in Verbindung gebracht werden.8 Aktuelle Untersuchungen rücken zudem den Mitarbeiter und seine Sicht auf die Führung mehr in den Mittelpunkt und beziehen sich dabei auf die Wahrnehmung und Erwartung der Geführten.9 Im Rahmen dieser Arbeit stellt die Personal- bzw. Mitarbeiterführung eine wichtige Verbindung zur Führungsethik dar und wird demnach wie folgt definiert:
„Personal- oder Mitarbeiterführung ist der Interaktionsprozess in einem Unternehmen, bei dem eine Führungskraft das Handeln, Denken und Fühlen der Mitarbeiter in ihrem Verantwortungsbereich (Arbeitsgruppe, Abteilung usw.) im Hinblick auf die gemeinsame Erreichung von Unternehmenszielen bzw. die für den Verantwortungsbereich damit zusammenhängenden Zielen zu beeinflussen und zu steuern versucht.“ (Lieber, 2011, S. 5).
Der Begriff Ethik leitet sich aus dem griechischen Wort Ethos ab und wird zum einen als Gewohnheit, Sitte oder Brauch und zum anderen als Charakter oder Tugend verstanden.10 Die Ethik im beruflichen Kontext beinhaltet moralische Prinzipien sowie ein gemeinsames Verständnis bspw. einer Gruppe, einer Kultur oder einer Organisation in Bezug auf Werte und Normen.11 Gemäß des griechischen Philosophen Aristoteles strebt der Mensch im ethischen Sinne nach einem moralisch guten Handeln das von allen Beteiligten als rechtmäßig empfunden wird.12 Dabei gibt es zahlreiche Bereiche der Ethik welche sich u. a. in die Medizinethik, die Umweltethik, die Wirtschaftsethik, Berufsethik und Medienethik differenzieren. Sie beschäftigen sich größtenteils mit neuen ethischen Entwicklungen und Möglichkeiten in den jeweiligen Handlungsfeldern.13 Als grundlegendes Ziel der Ethik kann die gut begründete moralische Entscheidung als einsichtig zu machen, was jeder zu erbringen hat und sich von niemanden abnehmen lassen darf - weder von irgendwelchen Autoritäten noch von angeblich kompetenteren Personen (Eltern, Lehrern, Klerikern u. a.)“ (Pieper, 2007, S. 15-16) verstanden werden. Dabei geht es um das Verhalten und Handeln sowie die Beurteilung dessen, was als gut oder böse, sittlich richtig oder falsch verstanden wird.14
Ethik und Moral werden oftmals im Zusammenhang betrachtet. Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied. Die Ethik beschäftigt sich mit der Frage nach dem idealen SollZustand und dem Reflektieren über „richtige“ Handlungsnormen. Die Moral hingegen bezieht sich auf das konkrete Handeln sowie das Befolgen der entsprechenden Normen (Regeln, Vorschriften etc.).15 Sie beschreibt die Bedeutung für Menschen im Hinblick auf ein gutes oder böses Verhalten gemäß den normativen Vorstellungen und geltenden Regeln vom richtigen Handeln. Es geht um grundsätzliche moralische Aspekte von Menschen, welche verbindlich geregelt und einen Grundrahmen im Benehmen zu den Mitmenschen darstellen.16 Die Ethik basiert demnach auf die der Moral zugrundeliegenden Werte, Normen, Prinzipien sowie Tugenden und stellt somit die Theorie der Moral dar.17
2.2. Führungsethik
Die Führungsethik wird als ein Teil der Wirtschaftsethik angesehen und bezieht sich auf die Mikroebene wonach das einzelne Individuum im Fokus steht. Führungskräfte sind sowohl weisungsberechtigt als auch Entscheidungsträger in Organisationen und tragen hierbei auch eine ethische sowie moralische Verantwortung. Die Führungskraft nimmt eine Vorbildrolle im Unternehmen ein und prägt damit die Kultur indem entsprechende Werte und Normen im Alltag gelebt werden.18 Die Führungsethik beschäftigt sich demnach mit Fragen der ethischen Legitimation sowie der Begrenzung und verantwortungsvollen Ausübung von Weisungsbefugnissen die Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern einnehmen.19 Die Bewertung von „Gutem“ und „Bösem“ Führungsverhalten basiert auf individuellen Prägungen von Normen, Werten und Handlungen von Menschen im Kontext einer Gesellschaft bzw. Organisation.20 Bei der traditionellen Führungsethik stehen tugendethische Charakter- und Verhaltensanforderungen einer Führungskraft wie bspw. Integrität im Fokus. Im Mittelpunkt befindet sich hierbei die Persönlichkeit der Führungskraft. Auf Grund ihrer Erfahrung und Reife hat sie eine Überlegenheit gegenüber ihren unterstellten Mitarbeitern entwickelt und drückt dies im Rahmen einer Fürsorgepflicht aus. In der gegenwärtigen Betrachtung rückt die Gestaltung der Beziehungsebene zwischen der Führungskraft und dem Mitarbeiter mehr in den Vordergrund.
[...]
1 Vgl. Schmidt, W. (2020): S. 22-24
2 Vgl. Conrad, C. A. (2020): S. 305-309
3 Vgl. Kottmann, T., Smit. (2014): S. 79
4 Vgl. Conrad, A. C. (2020): S. 11
5 Vgl. Göbel, E. (2013): S. 181
6 Vgl. von Rosenstiel, L., Nerdinger, F. W. (2011): S.
7 Vgl. Kuhn, T., Weibler, J. (2012): S. 16-17
8 Vgl. Kuhn, T., Weible, J. (2012): S. 15-17
9 Vgl. Özbek-Potthoff, G. (2014): S. 2-3
10 Vgl. Fischer, J., Gruden, S., Imhof, E., Strub. J-D. (2007): S. 20
11 Vgl. Knoepffler, N. (2010): S. 18-19
12 Vgl. Brüllmann, P. (2011): S. 1
13 Vgl. Scheer, R., Butzer-Strothmann, K., Peuser, M. (2016): S. 50
14 Vgl.Aßländer, M. S. (2011): S. 8; Küpper, H.-J. (2011): S. 15-16
15 Vgl. Schabbach, V. (2006): S. 2
16 Vgl. Göbel, E. (2020): S. 31
17 Vgl. Pauer-Studer, (2020): S. 14
18 Vgl. Scheer, R., Butzer-Strothmann, K., Peuser, M. (2016): S. 51
19 Vgl. Ulrich, P. (1995): S. 562
20 Vgl. Westphal.A. (2011): S. 114
- Arbeit zitieren
- Nicole Sommer (Autor:in), 2021, Führungsethik. Ein Ansatz zur Gestaltung ethisch-moralischer Führung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156509
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