Es geht um Gender- /Geschlechterstereotype und wie diese durch unsere Gesellschaft an Kinder und Jugendliche weiter gegeben werden.
Dies wird mit vielen Beispielen untermauert. Ein besonderes Augenmerk wird hier auf die Entwicklung von Kindern der LGBTQIA+ Szene in Deutschland gelegt.
Wie werden diese Kinder durch Stereotype unterdrückt und von einer optimalen Entwicklung abgehalten.
Inhaltsverzeichnis zur Hausarbeit in dem Kurs Pädagogik
Abbildungsverzeichnis
Kurzer Hinweis vorweg
1. Einleitung
2. Gender, Geschlechterrollen und Stereotype
2.1. Was versteht man unter Geschlechterrollen
2.2. Gender-/Geschlechterstereotype und ihre Definition
3. Geschlechterspezifische Sozialisation in der Gesellschaft
3.1. Stereotype Sozialisations- und Erziehungsbedingungen
3.2. Von äußeren nicht beeinflussbaren Faktoren
3.2.1. Kinderbücher und Spielwaren
3.2.2. Fernsehen/ Werbung
3.2.3. Soziale Medien
4. LGBTI(Q)+ Literatur und Aufklärung mithilfe von Büchern
5. Auswirkungen der Gender-/Geschlechterstereotype auf Kinder und Jugendliche in Bezug auf ihre Sexualität und LGBTI(Q)+
5.1. Stolpersteine in der Entwicklung
5.1.1. Ausgrenzung
5.1.2. Diskriminierung
5.1.3. Ängste der Kinder und Jugendlichen
5.2 Vom nicht hineinpassen in das normative Rollenbild
5.2.1. LGBTI(Q)+ Vielfalt und ihre Schwierigkeiten in Deutschland
5.2.2. Das Outing (Coming-in oder Coming-out)
6. Fortschritte die bereits erfolgten
6.1. Positive Fortschritte
6.2. Binnen I, Gender Gab _ oder Gender Sternchen *
7. Möglichkeiten einer geschlechtersensiblen Erziehung in Bezug auf LGBTI(Q)+
7.1. Möglichkeiten in der Kita oder Schule
7.2. Allgemeine Tipps wie ohne Genderstereotype erzogen werden kann
8. Fazit oder die „Ideale Welt“
Literaturverzeichnis
Anhang A
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1. Cover von dem Buch Gender-Kram von Louie Läuger aus dem Unrast Verlag. Erschienen 2020 (1. Auflage) https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID146499218.html
Abbildung 2. Cover von dem Buch You don’t look Gay von Julius Thesing aus dem Bohem Verlag. Erschienen 2020 (1. Auflage) https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID147893528.html
Abbildung 3. Cover von dem Buch Julian ist eine Meerjungfrau von Jessica Love aus dem Knesebeck Verlag. Erschienen 2020 (4. Auflage) https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID146357784.html
Kurzer Hinweis vorweg
Bevor ich nun in diese Hausarbeit starte ist es mir unglaublich wichtig, dass ich all dies natürlich aus der Sicht einer Hetero cis1 Frau schreibe. Ich habe daher all dies was unten beschrieben wurde nur zum Teil wahrgenommen und erlebt, darum möchte ich hiermit festhalten, dass ich einige der unten stehenden Infos aus zweiter Hand beziehe und mir dazu eine eigene Meinung bilde. Nichts was ich schreibe, schreibe ich um zu verletzen oder auszuschließen. Genau das Gegenteil ist der Fall. All dies ist mit bester Intention geschrieben und mit der Hoffnung auf mehr Offenheit für Diversität in der LGBTI(Q)+2 Szene.
Zudem wurde an den Stellen wo es von Nöten war das Gender Sternchen * verwendet um von dem generischen Maskulinum abzuweichen. Wieso dies so ist, wird im Laufe dieser Hausarbeit genauer erläutert. Außerdem wurde recht häufig das Wort „Normal“ verwendet, da es in der Gesellschaft noch immer normale und unnormale Verhaltensweisen und Geschlechter gibt. In dem Fall wurde das normal hier kursiv geschrieben, da es um den Kontext zu verstehen, nötig war zu verwenden. Dennoch ist es wichtig, dass dieses Normal verschwindet. Denn jeder Mensch ist NORMAL!
Ich hoffe, dass diese Hausarbeit zum Denken anregt. Das ist mein Ziel.
Gender-/ Geschlechterstereotype und ihre Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche der LGBTI(Q)+ Szene in Deutschland
1. Einleitung
„Sprache und Stereotype führen zu Unterschieden im Denken über und im Umgang mit Frauen und Männern. Dies ist nicht zu beanstanden, solange damit eine faire, gleichberechtigte Behandlung nicht gefährdet wird. Geschlechterstereotype und geschlechterungerechte Sprache lösen jedoch einen voreingenommenen Umgang mit Mädchen und Jungen bzw. Frauen und Männern aus. Das führt zu ungleichen Chancen im täglichen Miteinander, bei Identitätsfindung und Lebensentwurf.“ (Elsen, H., 2020, S. 25)
In der deutschen Gesellschaft werden durch die noch nimmer sehr stark vorherrschenden Gender-/Geschlechterstereotype viele Gruppen von Menschen einfach ausgeklammert als würden sie nicht existieren. Es ist also wichtig das eigene Blickfeld zu erweitern und somit zu helfen, dass alle Menschen gleich behandelt und angesprochen werden.
Genderstereotype beeinflussen die Gesellschaft und die Gesellschaft beeinflusst die heranwachsenden Kinder. Das dies der Fall ist wurde bereits von diversen Studien empirisch erforscht, auf einige werde ich im Folgenden eingehen. Doch wieso gibt es sogenannte Genderstereotype eigentlich, wozu sind sie da? Klar ist, dass sie Kinder und Jugendliche beeinflussen, seien es durch Kinderbücher, Filme oder gar Soziale Medien. Seien es die Eltern, Großeltern gar die ausgebildeten Erzieher*innen beeinflussen Kinder oft in Richtung Geschlechter-/ Genderstereotype. Jede*r unterliegt diesen Stereotypen, mal mehr mal weniger. Und die Folgen dieser Stereotypisierung sind gravierend, denn es hemmt Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung, es lässt sie Angst empfinden und durch den Druck der Gesellschaft, immer einer gewissen Norm zu entsprechen werden sie schließlich unglücklich.
Im Zusammenhang mit den Geschlechter-/ Genderstereotypen wird im Laufe dieser Hausarbeit ausgearbeitet in wie weit die Gesellschaft durch eben diese Stereotype mit Personen der LGBT(Q)+ Szene umgeht und wie es in diese Richtung noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, denn diese gibt es. Wie kann jedes Kind so gefördert und erzogen werden, dass es sich frei und ohne Zwäng entfalten kann. Ohne Ängste und in dem Wissen, dass sie akzeptiert werden egal wie sie sich fühlen, als Junge, Mädchen, keinem der beiden Geschlechter zugehörig oder beiden. Um an diesen Punkt zu kommen, muss in der Gesellschaft allerdings noch einiges passieren, auf diese notwendigen Schritte wird in den letzten Kapiteln dieser Hausarbeit eingegangen. Doch es ist schwierig einzuschätzen welches Verhalten noch vertretbar ist und wo man wirklich etwas ändern muss. Denn nicht alles wo Gender-/ Geschlechterstereotype behandelt oder angesprochen werden ist gleich negativ. An diesen Stellen muss genau hingeschaut werden.
Die wichtigste Frage jedoch ist, wie kann man die Gesellschaft dazu bringen Geschlechtersensibel zu erziehen und die Kinder nicht in Stereotype/Schubladen zu drängen. Denn einmal in einer solchen imaginären Schublade finden die Kinder und Jugendlichen nur sehr schwer wieder von alleine hinaus und je länger sie in dieser verharren (metaphorisch gesehen) desto schwieriger wird es für sie, sich den Stereotypen zu wiedersetzen und herauszufinden wer sie wirklich sind. Es muss also möglichst schnell gehandelt werden.
Zuletzt ist es wichtig zu wissen, dass im Laufe dieser Hausarbeit literaturbasiert gearbeitet wurde. Die Informationen dementsprechend aus bereits vorhandenen seriösen Quellen gezogen wurden und in neuen Kontexten miteinander verknüpft wurden. Sicherlich wurden gesellschaftliche Eindrücke der Autorin ebenfalls miteingebunden, diese wurden dann allerdings mit dazu passenden Quellen untermauert.
2. Gender, Geschlechterrollen und Stereotype
Im Folgenden werden die drei in der Überschrift genannten Begriffe aufgeschlüsselt und kurz beschreiben, da diese essenziell wichtig für das Verständnis der Themen sind die in dieser Hausarbeit behandelt werden.
2.1. Was versteht man unter Geschlechterrollen
Hausfrau und Unabhängiger Mann. Das sind die noch immer in vielen Köpfen vorherrschenden Geschlechterrollen. In den letzten Jahrzehnten hat sich hinsichtlich dieses Themas ziemlich viel gewandelt, dennoch sehen sich die wenigsten Männer z.B. nach der Geburt des Kindes in der Rolle des Vaters der zuhause bleibt, während die Frau arbeiten geht. Dies ist vor allem der Fall, da Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer. Da Frauen sich wie selbstverständlich um die Kinder kümmern sollen/müssen/wollen. Schon immer ist die Gesellschaftliche Norm, dass Frauen für die Innenbeziehungen (innerhalb der Familie) zuständig waren und die Männer für die Außenbeziehungen (außerhalb der Familie) (Athenstaed, U., Alfermann, D., 2011). Auch die Statistik zu selbigem Thema des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019 verweist darauf, dass von allen erwerbstätigen Eltern mit Kindern unter sechs Jahren in Deutschland nur 6,9 % der Väter Teilzeit arbeiten, wohin gegen es bei Frauen 72,6% waren (Statistisches Bundesamt, 2019). Dies ist ein Indiz dafür, dass in Deutschland erstens, das Rollenbild der Hausfrau und liebenden Mutter noch immer besteht, aber auch dafür, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit an der Bezahlung liegt. Die meisten Frauen arbeiten in der sozialen Branche und die wird in Deutschland noch immer unverhältnismäßig gering entlohnt. In Deutschland bekommt also jedes Geschlecht einen imaginären Stempel aufgedrückt und ob Frau oder Mann sich damit wohl fühlt wird gar nicht gefragt/diskutiert, denn es war schon immer so.
Alles in allem kann zusammengefasst werden, dass Geschlechterrollen eine Ansammlung von Erwartungen an ein Geschlecht sind. (Alshut, M., 2012, S. 81)
2.2. Gender-/Geschlechterstereotype und ihre Definition
Um das nun Folgende Wort Genderstereotype zu verstehen muss zu aller erst erläutert werden was Gender überhaupt bedeutet.
Gender steht „für das soziale, das gelebte und gefühlte Geschlecht, im Unterschied zu „sex“, dem bei Geburt aufgrund körperlicher Merkmale zugewiesenen Geschlecht. Im Englischen gibt es also zwei Worte – „gender“ und „sex“ – wo es im Deutschen nur eines gibt, nämlich „Geschlecht“.“ (Genderdings, 2020) Aber auch in Deutschland wird das Wort Gender immer häufiger genutzt. Doch leider noch nicht häufig genug.
Nun ist zu aller erst auch hier, darauf zu achten, dass Gender-/ Geschlechterrollen nicht zwingend das gleiche zu bedeuten haben. Wir bereits oben erklärt, bedeutet Gender soziales Geschlecht. Im Deutschen gibt es allerdings nur das ein Wort nämlich Geschlecht. Dieses bedeutet wie oben genannt biologisches Geschlecht. Das ist sehr wichtig zu beachten, wenn sich mit den Rollen der verschiedenen Gender oder Geschlechter auseinander gesetzt wird.
Genderstereotype oder auch Geschlechterstereotype sind wie eine Jahrhunderte lange Konditionierung der Menschheit. Sie sind meistens an die jeweilige Kultur gebunden und nicht immer gleich negativ aufzufassen. (Elsen, H., 2020, S. 104) Denn zu aller erst helfen Genderstereotype einem das Einordnen verschiedener neuer Eindrücke und verhindert, dass Überforderungsgefühl bei eben diesen. Dennoch schränken Genderstereotype das Entfalten jedes einzelnen ein, da gewisse Eigenschaften in bestimmte Schubladen gesteckt werden und somit als typisch Männlich und typisch Weiblich tituliert werden. So z.B. bei diesen Begriffen: unintelligent oder schlau, schwach oder stark, fröhlich oder erst. All das sind Gegensätze die entweder dem Geschlecht Männlich oder Weiblich zugeordnet werden, dies schränkt das Aufwachsen jedes einzelnen Kindes ein, denn es wächst in einer Gender Normativen Gesellschaft auf und erfährt somit wahrscheinlich irgendwann in seinem Leben Ausgrenzung, weil es irgendeine dieser Eigenschaften des anderen Geschlechts aufweist. Darum wird im Zusammenhang mit diesem Begriff auch oft das Wort Schubladendenken verwendet. Und aus diesem Grund wiederum wird Genderstereotypisierung meistens als negativ aufgefasst.
3. Geschlechterspezifische Sozialisation in der Gesellschaft
Die Gesellschaft sollte lernen die Kinder so zu erziehen, dass jedes Kind sich so frei entfalten kann, dass es glücklich ist und unter keinen Ängsten leiden muss. Leider ist dies noch nicht überall der Fall und darum wird es hier jetzt gehen. Die stereotypische Erziehung der Menschen.
3.1. Stereotype Sozialisations- und Erziehungsbedingungen
Es ist nachgewiesen, dass bereits mit drei Jahren die geschlechtliche Identität der Kinder gefestigt ist und sie anhand körperlicher Merkmale feststellen, ob es sich um ein Mädchen oder Jungen handelt. Auch wird bereits mit drei Jahren von Kindern bemerkt, welches Spielzeug sie in den Augen der Erwachsenen in ihrer näheren Umgebung zum Spielen benutzen sollten oder welches für das andere Geschlecht geeignet ist, zum Beispiel Puppen für Mädchen und Rennautos für Jungen. (Wagner, P., 2009) Dadurch werden ob bewusst oder unbewusst von den Erwachsenen (seien es Eltern oder Fachpersonal) Stereotype an die kleinsten dieser Gesellschaft weitergegeben. Dies sollte von den Erwachsenen während ihrer Handlungen überdacht werden und sie sollten diese eventuell anpassen. Weniger Normativ, eher divers. Gerade wenn es sich um kleine Kinder handelt ist es gefährlich in diese Stereotype zu verfallen, denn sollten sie permanent von diesen umgeben sein, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie die Stereotype als Soll- oder Mussvorgaben ansehen und ihnen immer mehr verfallen. „Denn Kinder nehmen Stereotype anders wahr als Erwachsene, sie können die Verallgemeinerungen“ (Elsen, H., 2020, S. 110) nicht erkennen und verlieren somit schnell aus dem Blick, dass die Wirklichkeit oft ganz anders ist: viel vielfältiger. Schon in diesem geringen Alter können sich die Stereotype so fest in die Köpfe der Kinde und Jugendlichen, vor allem die der Mädchen, verankern, dass sie später Einfluss auf die Berufswahl oder Bildungschancen haben. An dieser Stelle ist mit Einfluss definitiv negativer Einfluss gemeint. (Wagner, P., 2009)
Fachkräfte sind sich einig, dass die vorrangige Vermittlung dieser Geschlechterrollen und Genderstereotype den Eltern zuzuschreiben ist. (Alshut, M., 2012, S. 84) Die Kinder und Jugendlichen schaue sich vieles bei den Eltern ab, denn das weiß Jede*r, Kinder denken, alles was die Eltern machen sei richtig. Dies wird seitens der Kinder, bis zu einem gewissen Alter nicht hinterfragt. Und so wachsen sie mit den gleichen Stereotypen im Kopf auf wie ihre Eltern. Genau so erging es auch schon ihren Eltern und deren Eltern usw. Doch müssen die Eltern es irgendwie schaffen dies zu durchbrechen. Allerdings sind es nicht nur die Eltern die großen Einfluss auf die Kinder und Jugendlichen haben, auch in der Kindertagesstätte und in der Schule werden regelmäßig Stereotype und Geschlechterrollen klischeekonform vergeben. „ Ich brauche hier mal einen Starken Jungen…“ ist das typische Beispiel wenn man auf Geschlechterrollen in der Schule eingehen möchte. Jungen und Männer sind in den Köpfen von den meisten Menschen noch die Starken, sie müssen ohne mit der Wimper zu zucken einen Tisch tragen, dabei könnten das Mädchen vermutlich genauso gut, sie werden allerdings mit der Aussage, es werde nach einem starken Jungen gesucht, direkt ausgeschlossen und bekommen gar nicht die Möglichkeit zu helfen bzw. sich zu beweisen. Und diese Situationen gibt es in den Kindertagesstätten genau so, dort werden beispielsweise bunte Becher zum Essen verteilt, oft geben Erzieher*innen den Mädchen vorwiegend die pinken und gelben Becher, während die Jungen die blauen und grünen bekommen. Und so zieht sich dieses ganze Stereotype Konzept einmal quer durch die Gesellschaft und es steckt in Jedem. Niemand ist frei von Vorurteilen und Geschlechterstereotypen. So kommt es dazu, dass die Kinder unterbewusst lernen, sich selber in eben diese Stereotype ein zu kategorisieren. Demnach kommt es ab einer gewissen Zeit die die Kinder damit konfrontiert waren dazu, dass Jungen einen blauen Becher verlangen und Mädchen lieber mit glitzernden Spielsachen spielen.
Erschwerend hinzu kommt auch die Tatsache, dass das meiste Personal in Grundschulen weiblich ist, laut Statistischem Bundesamt sind es im Schuljahr 2019/20 in ganz Deutschland 89,4% gewesen. An Weiterführenden Schulen ist dies gleich, dort ist der prozentuale Unterschied zu den Männern nicht ganz so hoch, da sind es zwischen 60% und 66%. (Statistisches Bundesamt, 2020) Dennoch haben die Kinder und Jugendlichen so vor allem in der Grundschule wenig männliches Bezugspersonal und bekommen dadurch schon von klein auf gezeigt, als Erwachsene sind Frauen eher Lehrer*innen bzw. allgemein im sozialen Bereich tätig. Auch bei den Erziehern*innen ist die Frauenquote höher als die der Männer, dies ist schon seit einigen Jahrhunderten der Fall und liegt vor allem daran, dass der Erzieher Beruf Anfang des 19. Jahrhunderts ausschließlich von Frauen ausgeübt wurde. (Hubrig, S., 2010, S. 13) Dies hat sich allerdings in den letzten Jahrzehnten gewandelt und es machen immer mehr (junge) Männer diese Ausbildung.
Wieso kann man ein Mädchen ohne Probleme in ein Piraten Kostüm stecken, während ein Junge in einem Prinzessinnenkleid schief angesehen wird. Wieso gilt das ungeschriebene Gesetz, Rosa ist für Mädchen und Blau ist für Jungen. Auch das ist von der Gesellschaft einfach so festgelegt und das schon ewig. Und damit hat die Gesellschaft sich selber eingeschränkt, denn wenn dagegen verstoßen wird, wird mit Unverständnis oder gar Beleidigung reagiert. Rosa wird in unserer Gesellschaft als feminin oder weiblich identifiziert. Männer aber müssen in unserer Gesellschaft genau das Gegenteil verkörpern. Sie müssen stark und groß sein. Männlich eben. Das war schon früher so, schaut man in der Geschichte zurück, sind es immer die Männer die die Familie beschützen mussten, auch waren sie es immer, die die Familie ernähren mussten. Und somit schließt sich der Kreis und die Verbindung zu der Definition der Geschlechterrollen wird hergestellt.
An dieser Stelle ist es also legitim zu sagen, dass die deutsche Gesellschaft es den Kindern und Jugendlichen die nicht der Norm entsprechen schwer macht, sich frei zu entfalten und zu den glücklichen Erwachsenen heranzuwachsen, die sie hätten werden können. Hierbei ist es unglaublich wichtig festzuhalten, dass Deutschland im Gegensatz zu recht konservativen Ländern der Welt bereits recht weit ist, wenn es um das Thema Geschlechterrollen und Diversität geht.
3.2. Von äußeren nicht beeinflussbaren Faktoren
Stichwort Medien. Ob nun Bücher, Serien oder soziale Medien gemeint sind. Ganz besonders die Sozialen Medien beeinflussen ein Kind und vor allem die Jungend heutzutage fundamental. Darum wird im Folgenden aufgeschlüsselt , in wie weit es vertretbar ist, Kindern diese Medien zur Verfügung zu stellen und was davon problematisch sein könnte.
3.2.1. Kinderbücher und Spielwaren
Wird über das Rollenverständnis in Kinderbüchern oder Spielwaren diskutiert, kommt schnell ans Licht, dass in den simpelsten Büchern oder Spielen die Geschlechterrollen stereotypisch vermittelt werden und die Geschlechter separat angesprochen werden. Im Fokus dessen stehen immer wieder die klassischen Märchen, denn sie sind in unserer Gesellschaft ein wichtiges Gut und werden seit hunderten von Jahren stetig weiter gegeben. Dennoch entbrennt gerade wenn es um die bekanntesten Märchen geht ein großer Streit, so sagen einige Fachkräfte, dass Kinder Märchen brauchen, sie vermitteln den Kindern auf einfache Art und Weise was gut und was böse ist. So lernen sie diese beiden Attribute zu unterscheiden. (Alshut, M., 2012, S. 91) Andere wiederum plädieren dagegen und sagen, dass Märchen die Geschlechterrollen zu sehr in den Fokus rücken so zum Beispiel Schneewittchen, sie findet die Hütte der Zwerge (männlich) und um dort bleiben zu dürfen bietet sie an, sich um selbige zu kümmern. Sie kocht, putzt und kümmert sich um alles andere im Haushalt was sonst noch anfällt. Zudem wird durch die klischeehafte Rollenverteilung in Märchen Kindern verdeutlicht, dass nur der Prinz stark seien kann und die Prinzessin immer schön auszusehen hat. In den moderneren Märchen von zum Beispiel Walt Disney ist dies nicht mehr immer so, hier ist das Beispiel von Merida gut. Merida ist eine junge Prinzessin die nicht den klassischen Bild entspricht was die Gesellschaft von einer Prinzessin hat. Sie ist mutig, schlau, widerspenstig und hat ihren eigenen Kopf. Zudem ist sie nicht perfekt zurechtgemacht und ihre Haare sind immer wild.
Aber nicht nur Märchen stoßen immer wieder auf Kritik, auch andere Kinderbücher werden immer wieder kritisch beäugt. So gibt es zum Beispiel bereits seit 1968 die ersten deutschen Bücher der Reihe Die Drei ???. Die Bücher haben Kultfaktor und werden überall auf der Welt gelesen. Doch passend zu den drei ??? wurde im Jahr 2006 eine weitere Buchreihe begonnen, Die Drei !!!. (Die Drei Ausrufezeichen.de, 2020) Diese Reihe wurde/wird geschrieben um ausschließlich das weibliche Klientel anzusprechen. Es handelt sich um das gleiche Konzept wie bei den drei ???, bloß sind es hier drei Mädchen die Rätsel und Fälle lösen müssen. Natürlich bedienen sich auch hier die Autor*innen der typischen Geschlechterstereotype, in den Geschichten geht es neben spannenden Fällen auch viel um das sich verlieben, es kommen regelmäßig Feen oder Einhörner vor und die Cover sind so gestaltet das sie vorwiegend Mädchen ansprechen sollen. Allein die Tatsache, dass ein Verlag bzw. eine Autorin es für nötig gehalten hat ein weibliches Pendant zu den Drei ??? zu schreiben ist schockierend, denn wieso sollten Mädchen die Drei ??? nicht lesen sollen/wollen? Nur weil es drei Jungen sind die die Fälle lösen?
Aber auch Spielwaren sind heutzutage meistens auf ein Geschlecht abgestimmt. So gab es früher zum Beispiel Steckenpferde einfach aus Holz, heute gibt es extra welche die für Mädchen gemacht werden. Sie haben Flügel oder sind ein Einhorn. Außerdem wird auch bei Spielwaren viel mit den typischen Farben für die verschiedenen Geschlechter gemacht, so sind Spielwaren für Mädchen häufig Pink oder Lila und quasi überschüttet mit Glitzer, während Spielzeug für Jungen meist blau oder grün ist und die Männlichkeit in den Fokus gerückt wird. Kleine Mädchen bekommen häufig Putz-Sets geschenkt, im gleichen Alter bekommen die meisten Jungen ihre erste Autorennbahn oder ähnliches.
3.2.2. Fernsehen/ Werbung
Eltern können ihre Kinder noch so sehr versuchen vor diesen Stereotypen zu schützen, ganz davon abschirmen können sie die Kinder leider nicht. Ein großer Faktor dabei ist das Fernsehen und die Werbung. Ganz voneinander abgrenzen kann man diese beiden Faktoren nicht, denn in Fernsehen läuft die meiste Werbung extra auf die Kinder zugeschnitten (natürlich vorwiegend auf Kindersendern, wie z.B. SuperRTL oder KIKA) die die Kinder zu Gesicht bekommen.
Werbung zielt in gewisser Art und Weise immer darauf ab, das klischeehafte Rollenbild was es in der Gesellschaft gibt zu vermitteln. So werden in Werbungen die speziell für Jungen produziert werden, Attribute angesprochen, mit denen sich Jungen identifizieren wollen. Meistens sind diese Stärke, Aggression, Intelligenz. Bei Mädchen ist dies genau so, bloß sind es in diesen Werbungen andere Attribute die angesprochen werden, hier sind es Emotionalität, Sorge und noch vieles mehr. Dies wird von den Werbeagenturen und Unternehmen mit voller Absicht gemacht, denn so können sie davon mehr profitieren. Es werden von allem zwei Versionen verkauft, was für die Unternehmen und Agenturen letztlich mehr Profit bedeutet. Genau diese Attribute sind auch häufig in Filmen oder Serien zu finden. So findet man seltener eine Heldin in einem Film. Meistens ist der Held männlich. Wann wurde zuletzt der Prinz von einer Prinzessin aus einem Turm gerettet, noch nie! Und so ist es in den meisten Filmen noch immer.
In den letzten Jahren ist in Filmen ein wandelt passiert. Immer häufiger gibt es in Filme oder Serien in denen es Charaktere gibt, die entweder explizit Homosexuell sind oder als queer3 dargestellt werden. Alleine das zeigt, dass es da einige Köpfe in Hollywood aber auch anderen Produzenten gibt, die sich da Gedanken machen. Doch leider sind in den wenigsten Filmen oder Serien eben diese queeren Protagonisten die Hauptfiguren. Um Filme zu finden, wo die Hauptcharaktere queer sind, muss man wirklich sehr explizit danach suchen. Dennoch gibt es da mittlerweile einige Filme und Serien die das Thema aufgreifen, das einzige.
Manko an der Sache ist, dass diese Serien und Filme häufig erst für Jugendliche oder junge Erwachsene geeignet sind und da ist die Entwicklung der Kinder hinsichtlich von Normen schon gelaufen. Sie haben bereits Vorlieben und Stereotype verinnerlicht. In Kinderfilmen wird Queernes und Homosexualität eher vermieden und somit gar nicht erst dargestellt. Von Disney wird angestrebt dies zu ändern, die Figuren werden immer häufiger divers charakterisiert und gestaltet. (Quant, A., 2016)
3.2.3. Soziale Medien
In diesem Part der Hausarbeit dreht es sich um Soziale Medien, doch im speziellen wird Instagram beleuchtet. Sicherlich zählen noch diverse andere Apps und Netzwerke zu den Sozialen Medien, diese allerdings alle zu analysieren und aufzuschlüsseln würde den Rahmen sprengen.
Soziale Medien, vor allem Instagram, hat vor allem in den letzten paar Jahren unglaublich an Fahrt aufgenommen und wird von unglaublich vielen Menschen genutzt und konsumiert. Vor allem aber von Kindern und Jugendlichen, und die lassen sich durch die dort oft noch sehr stereotypischen Rollenbilder beeinflussen und formen. Sicher, wenn dort ein*e Influencer*in4 mit über 100 Tausend Follower*innen ist, er/ sie muss ja irgendetwas richtig machen, sonst hätte er nicht so viele Follower*innen die sich regelmäßig ihren/seinen Content ansehen. Aber wird all das mal kritisch betrachtet, wird schnell aufgedeckt, dass diese Influencer*innen das machen, was ihnen viel Ruhm und Geld bringt und das kann alles Mögliche sein. Zudem werden diese Menschen zumeist von Firmen und Organisatoren geleitet, nicht im Sinne von Content Planung, eher in dem Sinne, dass Werbung für die Marken gemacht wird, ob das Produkt nun gut ist oder nicht. Folgt ein 13-jähriges Mädchen also einem/einer großen Influencer*in, mit mehreren Tausend Follower*innen, der/die immer wieder von einer Kosmetikmarke schwärmt (sei mal dahingestellt ob dieser/diese Influencer*in diese Produkte selber auch gut findet), neigt dieses Mädchen dazu diese Marke zu kaufen. Und genau auf die gleiche Art und Weise wird das ob bewusst oder unbewusst mit den Rollenbildern auch gemacht. So sieht man immer wieder Influencer*innen die mit ihren Kindern jeden Tag zuhause sind, während die Männer den ganzen Tag arbeiten sind und abends erst nachhause kommen. Am besten hat die Frau dann schon ein tolles Abendessen gezaubert. So werden von diesen angeblich modernen Frauen und ihren Männern die schon Jahrhunderten alten Rollenbilder für Frauen und Männer an die Kinder und Jugendlichen weiter gegeben und diese denken oft, dass nur dieses Leben erstrebenswert ist, denn so leben ihre Vorbilder. Allerdings haben die Sozialen Medien auch Vorteile, so gibt es zum Beispiel auch Frauen/Männer die dort offen gegen die Gender-/Geschlechterstereotype Rebellieren, so zum Beispiel Alexa (@alexasearth), sie selber bezeichnet sich als Femme-Frau5 und ist bereits geoutet als Bisexuell. Damit geht sie auf ihrem Profil sehr offen um und es wird von ihr selber offen kommuniziert, dass dies anderen Kindern und Jugendlichen hilft. Aber es muss nicht direkt ein so drastisches Beispiel sein, es genügt schon, wenn man als großer Influencer gegen diese Stereotype kämpft. Ein gutes Beispiel dafür ist Tanja aka. Frau Hölle (@frauhoelle) ihr Mann arbeitet Vollzeit und sie selber ebenso, sie ist selbstständig und hat ein Team hinter sich stehen, steht für eine Marke und das obwohl sie zuhause zwei kleine Kinder rumturnen hat. Frauen sind eben nicht nur Hausfrauen.
[...]
1 cis Frau/ cis Mann – "Die Geschlechtsidentität einer cis-geschlechtlichen Person stimmt mit dem Geschlecht überein, welches ihr bei der Geburt zugeschrieben wurde" (Läuger, L., 2020, S. 10)
2 LGBTI(Q)+ – Wird in der Regel endlich ausgesprochen. Ist eine „Abkürzung der englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transsexual/Transgender und Intersexual.“ (ZDF logo 2020) Das Plus steht für alle Menschen die sich mit den vorherig genannten Begriffen nicht identifizieren können.
3 queer – „Kann aus dem Englischen mit von der Natur abweichend übersetzt werden. Hat keine eindeutige oder feste Definition, wird aber von vielen Menschen als Sammelbegriff für Personen verwendet, die nicht cis und/oder hetero sind.“ (Läuger, L. 20202, S.11)
4 Influencer*in – „Ein Influencer ist für mich eine Person, die ausschließlich aufgrund ihrer inszenierten Selbstdarstellung in den sozialen Medien bekannt ist […]" (Schink, N. 2020, S. 105)
5 Femme-Frau – eine Lesbische oder Bisexuelle Frau die sich weiblich kleidet und nicht direkt als queere Person erkannt wird (Youtube reporter, 2020)
- Quote paper
- Lisa-Marie Schultz (Author), 2021, Gender-/ Geschlechterstereotype und ihre Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche der LGBTI(Q)+ Szene in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156528
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