Prävention von HIV. Welche Maßnahmen können die Verbreitung verhindern?


Bachelorarbeit, 2018

36 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemdarstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Fragestellung

2 Methodik

3 Die HIV-Infektion/AIDS
3.1 Epidemiologie
3.2 Übertragungswege
3.3 Viruslast/CD4-Zellen
3.4 Therapie
3.5 Prävention

4 Studien zum Thema Prävention und unterschiedliche Präventionsstrategien
4.1 Beratungsstrategien zur HIV- Prävention
4.2 Präventionsstrategien in der Schwangerschaft
4.3 Präventionsstrategien bei intravenösen Drogenkonsum

5 Diskussion und Praxisrelevanz der Ergebnisse

Literaturverzeichnis

Anhang I Zusammenfassung der Studien

Anhang II Qualitäts- und Beurteilungskriterien

Tabellenverzeichnis

Tabelle 2.1 Pubmedsuche vom 17.7.2017

Tabelle 2.2 PICO-Schema

Tabelle 2.3 Literatursuche

Abstract

Weltweit lebten 2016 etwa 36,7 Millionen Menschen mit HIV1 (vgl. WHO 2017). Seit Ausbruch des HI-Virus in den 80er Jahren ist eine hochwirksame Therapie entwickelt worden, die die Erkrankung an AIDS verhindern kann. Diese muss allerdings konsequent das Leben lang eingenommen werden (vgl. Sweers et al. 2014: 6, 36). Diese Arbeit geht auf das Thema der Prävention ein, wie die weitere Übertragung von bereits HIV-Infizierten reduziert werden kann. Es wird eine systematische Literaturanalyse durchgeführt, um Aufschluss über evidenzbasierte Präventionsinterventionen zu erhalten. Zwanzig Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Es wird analysiert, welche Beratungsstrategien zur Prävention und dadurch zur Einhaltung der Therapie bei HIV-positiven Personen führen und welche anderen Präventionsinterventionen bereits durchgeführt werden. Ergebnis dieser Studien ist, dass Beratung standardisiert und durch geschulte Personen durchgeführt zur Senkung des Risikoverhaltens bzw. Veränderungen des Lebensstils führen können. Unter anderem wird in den Studien auf die motivierende Gesprächsführung hingewiesen. Außerdem gibt es auch technische Hilfsmittel die helfen, dass die Therapie regelmäßig eingenommen wird.

Around the world 36,7 million people lived 2016 with HIV (see WHO 2017). Since knowledge of HIV in the 80´s there exist a high effective therapy to prevent AIDS. It is important to take this therapy consequent lifelong (see Sweers et al. 2014: 6, 36). This article addresses the issue of prevention and how the transmission can be reduced. Therefor a systematic literature review was conducted to get information about evidence based prevention interventions. Twenty studies met the inclusion criteria. It will be analysed which counseling strategies can improve the adherence to treatment and which different prevention interventions are already being carried out. The result of these studies is that counseling should be standardized and performed by trained persons to reduce risk behaviour respectively change the lifestyle. The motivational conversation is examined in studies. In addition, there are also technical aids which help to keep the therapy on a regular basis.

1 Einleitung

Gemäß GuKG Novelle 2016, § 14 (1) zählen Gesundheitsförderung, Prävention und Gesundheitsberatung zu den pflegerischen Kernkompetenzen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege.

In dieser Arbeit werden die unterschiedlichen weltweit bereits genutzten Maßnahmen bzw. Strategien zur Prävention der HIV-Übertragung zusammengefasst. Es wird aufgezeigt wie auch wenige Minuten in der ambulanten Versorgung effektiv genutzt werden können, um HIV-positive Menschen zu beraten. Die risikoreichen Übertragungswege der Erkrankung sollen erkannt und reduziert, bzw. vermieden werden. Optimalerweise kann in Zukunft durch effektive Prävention die HIV-Neuinfektionsrate reduziert werden.

Zu Beginn dieser Arbeit wird auf die Problemdarstellung, die Zielsetzung und die Fragestellung eingegangen. Danach folgt der Methodik-Teil, in dem gezeigt wird, wie an das Thema herangegangen, wie nach der Literatur zur Beantwortung der Forschungsfrage gesucht und wie diese analysiert wurde. Der Hauptteil beschäftigt sich mit den Begriffserklärungen von HIV und AIDS, die Epidemiologie, die Übertragungswege, was unter der Viruslast zu verstehen ist und die Therapie. Dann folgt die Prävention, bzw. Präventionsstrategien von HIV-Infektionen. Anschließend werden die recherchierten Studien analysiert und diskutiert. Im Schlussteil wird auf die Ergebnisse, Limitationen und auf die Praxisrelevanz im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege eingegangen.

1.1 Problemdarstellung

Gemäß WHO lebten weltweit bereits mehr als 70 Millionen HIV-positive Personen. Etwa 35 Millionen Menschen starben bis jetzt daran. Ende 2016 lebten weltweit etwa 36,7 Millionen HIV-positive Menschen, etwa zwei Drittel davon leben in Sub-Sahara, Afrika. 2016 infizierten sich etwa 1,8 Millionen weltweit mit HIV, 1,7 Millionen Erwachsene und rund 160.000 Kinder unter 15 Jahre (vgl. WHO 2017). Jeden Tag werden ca. 5.000 Personen mit HIV neu infiziert, ca. 2.800 Menschen sterben durch AIDS (vgl. Unicef 2017).

In der EU lebten Ende 2016 etwa 840.000 HIV-positive Personen (vgl. Sidibé 2017: 174). Es wird von 29.747 neudiagnostizierten HIV-positiven Personen im Jahr 2015 berichtet. Etwa die Hälfte wurde spät, das heißt die CD4-Zellzahl2 befand sich unter 350/mm3, diagnostiziert. (vgl. ECDC 2016: 1).

In dieser Arbeit geht es um die Prävention, wie HIV-positive Personen die weitere Übertragung des HI-Virus an andere Personen verhindern können. HIV-positive Menschen müssen regelmäßig Laborkontrollen durchführen, um die Wirksamkeit der Antiretroviralen Therapie (ART), zu kontrollieren. Die ART ist eine derzeit lebenslange Therapie, die gewissenhaft, ununterbrochen eingenommen werden muss (vgl. Bogner 2012: 18, Fidler et al. 2013: 259).

Es gibt verschiedene Präventionskampagnen wie zum Beispiel in Deutschland „Gib AIDS keine Chance“, wo darüber aufgeklärt wird wie vor einer sexuell übertragbaren Infektion (STI) und HIV geschützt werden kann und welche Maßnahmen bei Verdacht auf eine Infektion getroffen werden sollten. Hauptziel der Kampagnen bestehen in der Verhinderung der Weiterverbreitung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, Aufheben von Stigmatisierung und Ausgrenzung von Menschen mit HIV und AIDS und Enttabuisierung von STI (vgl. von Rüden, Töppich 2015: 5). Auch in Österreich gibt es verschiedene Projekte zur Prävention und Aufklärungsarbeit von AIDS, zum Beispiel über den Fonds Gesundes Österreich und auch AIDS-Hilfen Österreichs (vgl. FGÖ 2017).

Während der regelmäßigen Kontrolluntersuchungen im Spital können Gespräche zum Thema HIV, zum Beispiel betreffend Übertragungswege bzw. das Risikoverhalten geführt werden. Um evidenzbasiert beraten zu können ist es notwendig über effektive Präventionsansätze und aktuelle Studien Bescheid zu wissen. Gemäß Brenner (2015: 109) wird trotz sehr positiver Einstellung von Pflegepersonen zur Patientenedukation diese oft unsystematisch und unregelmäßig durchgeführt. Als hindernde Faktoren werden Zeitmangel, fehlendes Schulungsmaterial und mangelndes pflegerisches und pädagogisches Fachwissen erwähnt. Durch effiziente Präventionsstrategien könnte jedoch die Inzidenzrate von HIV-Infektionen reduziert werden. Die Inzidenzrate beschreibt die Neuerkrankungsrate an einer Krankheit.

1.2 Zielsetzung der Arbeit

Diese Arbeit soll zeigen wie die Übertragung durch HIV-positive Erwachsene verhindert bzw. reduziert werden kann. Dazu werden internationale Präventionsstrategien und Beratungsinterventionen für HIV-positive Personen analysiert und herausgestellt, wie diese bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen integriert werden können.

1.3 Fragestellung

Welche präventiven Maßnahmen werden weltweit im ambulanten Setting für HIV-positive Erwachsene genutzt, um die Neuerkrankungsrate zu reduzieren?

2 Methodik

Es wird eine systematische Literaturrecherche über die Online Datenbank PubMed und in elektronischen Zeitschriften durchgeführt. Die formale und inhaltliche Qualität der gefundenen Literatur wird nach Kleibel und Mayer (2011: 33, 86 ff, 115ff) bewertet3. Die Literatursuche findet von April bis August 2017 statt. Es werden Artikel in deutscher und englischer Sprache in die Suche eingeschlossen. Es wird nach klinischen Studien gesucht, die in den letzten 5 Jahren veröffentlicht wurden. Bei der Literatursuche wurden die Suchwörter aus Tabelle 2.1, unter der Verwendung von Bool´schen Operatoren, verwendet:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 . 1 Pubmedsuche vom 17.7.2017

Das PICO-Schema, wie in Tabelle 2.2 angeführt, wurde als Kriterium zur Auswahl der wissenschaftlichen Artikel herangezogen (vgl. Kleibel 2011: 151):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 . 2 PICO-Schema

In der PubMed-Datenbank wurden insgesamt 281 Treffer erzielt. Durch Lesen der Titel und Abstracts wurden 261 Arbeiten nach den Kriterien aus Tabelle 2.2 ausgeschlossen und 20 Studien in diese Arbeit eingeschlossen. In Anhang I werden die analysierten Studien kurz zusammengefasst, die Beurteilungs- und Qualitätskriterien werden in Anhang II dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 . 3 Literatursuche

Nun folgen Definitionen über HIV/AIDS, deren Epidemiologie und Übertragungswege, welche Laborwerte über den Zustand des Immunsystems Auskunft geben, bzw. wie die HIV-Erkrankung eingeschätzt werden kann.

3 Die HIV-Infektion/AIDS

Das Acquired Immune Deficiency Syndrom (AIDS) wird mit „erworbenes Immunschwächesyndrom“ übersetzt. Von AIDS wird gesprochen, wenn zum Teil lebensbedrohliche Symptome, wie zum Beispiel schwere Infektionskrankheiten auftreten. Die Ursache für AIDS ist eine vorangegangene Infektion mit dem HI-Virus. Eine HIV-Infektion ist zurzeit nicht heilbar, wenn jedoch eine ART rechtzeitig begonnen, sowie regelmäßig und lebenslang eingenommen wird, bestehen gute Chancen viele Jahre und Jahrzehnte mit HIV zu leben und eine schwere Immunschwäche sowie den Ausbruch von AIDS zu verhindern (vgl. Sweers et al. 2014: 4).

Die AIDS Erkrankung wurde 1981 erstmals klinisch und immunologisch charakterisiert. Damals mit unbekannter Ätiologie. 1983 wurde HIV-1 zum ersten Mal aus einer Person isoliert. Verschiedene Faktoren sind für einen Anstieg der STI verantwortlich. In Entwicklungsländern kommt es zur Auflösung familiärer und sozialer Bindungen, zur Landflucht und Arbeitsmigration. In Ost- und Südeuropa kam es in den letzten Jahren durch politische und ökonomische Veränderungen zu hoher Arbeitslosigkeit und zur Ausdehnung kommerzieller Sexarbeit. Durch Um- und Abbau von staatlichen Gesundheitssystemen wurde zumindest vorübergehend ein schlechter Zugang zur Gesundheitsversorgung erreicht. In Westeuropa, Nordamerika und Australien kam es zu einem Anstieg von STI und dadurch auch von HIV-Infektionsraten. Die Risikoeinschätzung von HIV und AIDS in der Bevölkerung änderte sich durch eine wirksamere HIV-Langzeittherapie, verbesserter Lebensqualität und einer längeren Überlebenszeit. Am stärksten betroffen von HIV-Infektionen in den Industrieländern ist die Gruppe der Männer die Sex mit Männern haben (MSM). Durch geringe Sensibilisierung für STI in der Allgemeinbevölkerung und unter Ärztinnen und Ärzten kommt es oft zu späten Diagnosen (vgl. Hamouda et al. 2014: 26).

Durch das HI-Virus werden Organe wie z.B. Darm, Nieren, Knochen und das Gehirn, vor allem aber die körpereigene Abwehr schwer geschädigt. Die Viren befallen die Helferzellen, auch CD4-, oder T4-Zellen genannt, welche eine wichtige Funktion bei der Abwehr von Krankheitserregern haben. Gelangt das HI-Virus in einen Körper kommt es zur Abwehrreaktion. Die gebildeten Antikörper können das Virus nicht vollständig vernichten. Ein geringer Teil der befallenen Helferzellen wird direkt durch das HI-Virus zerstört. Je weniger Helferzellen vorhanden sind, umso weniger ist das Immunsystem in der Lage, vor Krankheiten zu schützen. Ist die Abwehr stark geschwächt, kann es zu lebensbedrohlichen opportunistischen Infektionen und zur Entstehung von unterschiedlichen Krebsarten kommen. In den ersten Wochen vermehrt sich das Virus sehr stark, wodurch die Ansteckungsgefahr sehr groß ist. Es treten häufig unspezifische Krankheitszeichen wie zum Beispiel Fieber, Hautausschlag, starker Nachtschweiß, Lymphknotenschwellungen, Durchfall, Abgeschlagenheit oder Geschwüre im Mund auf. Diese Symptome werden als Primärinfektion bezeichnet und wird von vielen kaum bemerkt oder als „normaler“ Infekt gehalten. Es folgt eine für einige Monate oder Jahre symptomfreie Phase, da das Immunsystem die Virusvermehrung soweit kontrollieren kann, dass keine Symptome auftreten. In dieser Zeit werden jedoch das Immunsystem und innere Organe geschädigt. Die Helferzellen und ihre Funktionsfähigkeit nehmen mit fortschreitender Krankheit immer mehr ab. Im Laufe von Jahren können Symptome auftreten wie zum Beispiel lang andauernde Lymphknotenschwellungen an mehreren Stellen unter den Achseln und in der Leistengegend, starker Nachtschweiß, sowie langanhaltende Durchfälle. Von AIDS wird gesprochen, wenn durch HI-Viren ein schwerer Immundefekt verursacht wurde und bestimmte Krankheiten entstehen. Dazu gehören zum Beispiel Pneumocystis-Pneumonie (PcP), eine Form der Lungenentzündung und Pilzinfektionen der Speiseröhre. Im Zusammenhang mit AIDS häufige Tumoren sind zum Beispiel das Kaposi-Sarkom oder Gebärmutterhalskrebs, sowie Lymphome. Durch HI-Viren können Zellen des Zentralnervensystems geschädigt werden, wodurch Nervenentzündungen oder Hirnleistungsstörungen auftreten, die oft langsam und unauffällig beginnen (vgl. Sweers et al. 2014: 5-9). Die symptomarme Latenzzeit kann bei unbehandelten Personen im Mittel zwischen 10 und 12 Jahre betragen. Anschließend treten opportunistische Infektionen auf, die AIDS kennzeichnen (vgl. Hamouda et al. 2014: 26).

3.1 Epidemiologie

In Österreich lebten im Jahr 2013 6.527 HIV-positive Personen (vgl. ECDC 2017: 14). Die Anzahl der HIV neu diagnostizierten Personen im Jahr 2015 stieg von 428 auf 447 im Jahr 2016 (vgl. Aberle et al. 2016: 1 und 2017: 6). An der Österreichischen Kohortenstudie nahmen bis jetzt 8.914 Personen teil, 4.541 standen 2016 in medizinischer Betreuung, wovon 97,2 Prozent eine ART erhalten (vgl. Leierer et al. 2016: 11-14). 1986 sind 14, im Jahr 2015 41 Personen an AIDS verstorben (vgl. Statistik Austria 2016).

In Deutschland lebten Ende 2015 etwa 84.700 Menschen mit HIV. Die HIV-Neuinfektionen werden in Deutschland gesamt auf etwa 3.200 geschätzt. Gemäß Robert Koch Institut (2016a: 501) hat sich die Gesamtzahl der HIV-positiven Personen mit einem Alter über 40 Jahren seit Anfang der 1990er Jahre fast verfünffacht. Gründe hierfür sind die ART, aber auch eine gestiegene Zahl von Neuinfektionen in höheren Altersgruppen.

In der EU lebten 2016 etwa 840.000 HIV-positive Menschen. Die Zahl der Personen, die eine ART erhalten ist zwischen 2010 und 2016 um 46 Prozent angestiegen, von 440.000 auf 650.000. Die Neuinfektionen sanken im gleichen Zeitraum um 6 Prozent von 31.000 auf 29.000. Mit AIDS zusammenhängende Todesfälle sanken von 11.400 auf 8.300 (vgl. Sidibé 2017: 174). Bei 29.747 Personen wurde in 31 EU/EEA-Ländern (European Union/European Economic Area) im Jahr 2015 HIV neu diagnostiziert. Zu den 31 EU/EEA Ländern zählen: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik, Ungarn und Zypern (vgl. Amato-Gauci 2016: ix).

Weltweit lebten 2016 etwa 36,7 Millionen HIV-positive Personen, ca. 2 Millionen haben sich neu infiziert und etwa 1 Million starben an HIV (vgl. WHO 2017).

Zwischen 2010 und 2016 wird von Afrika, Asien, Karibik, Mittlerer Osten, Nordamerika, Pazifik, West- und Zentraleuropa eine Abnahme an HIV-Neuinfizierten berichtet. In Lateinamerika ist die Zahl stabil, während in Osteuropa und Zentralasien die Anzahl der Neuinfektionen um etwa 60 Prozent anstieg (vgl. Sidibé 2017: 25). Von UNAIDS (2014: 1) wurde als Behandlungsziel 90-90-90 bis 2020 zur Beendigung der AIDS-Epidemie definiert. Das Ziel besteht darin, dass 90 Prozent aller mit HIV lebenden Personen diagnostiziert sind, 90 Prozent aller HIV-Infizierten mit ART leben, 90 Prozent aller Personen mit ART Virus unterdrückt sind. 2016 hatten 19,5 Millionen Menschen Zugang zur ART, mehr als die Hälfte aller Personen, die mit HIV lebten erhielten die ART (vgl. Sidibé 2017: 6, 9).

3.2 Übertragungswege

HIV wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr, durch Einbringen von erregerhaltigem Blut bzw. Blutprodukten in die Blutbahn und prä-, peri- oder postnatal von einer infizierten Mutter auf ihr Kind übertragen (vgl. Hamouda et al. 2014: 26).

In Österreich ist der Übertragungsweg bei neu diagnostizierten HIV-positiven Personen ähnlich wie in Deutschland. An erster Stelle stehen MSM, die mehr als die Hälfte ausmachen, an zweiter Stelle heterosexuelle Personen und an dritter Stelle Personen, die intravenös Drogen konsumieren (vgl. Amato-Gauci et al. 2016: 4).

In Deutschland wird die geschätzte Gesamtzahl von HIV-Neuinfektionen im Jahr 2015 von etwa 3.200 in deren Übertragungsweg unterteilt. Etwa 68,8 Prozent sind MSM, etwa 13,1 Prozent Frauen und 9,7 Prozent Männer, die sich auf heterosexuellem Weg infiziert haben. Etwa 7,8 Prozent haben sich durch intravenösen Drogenkonsum (IVD) infiziert (vgl. Robert Koch Institut 2016a: 498). Durch eine bessere Verfügbarkeit von sterilen Nadeln, aber auch der Ausweitung der Substitutionstherapie konnte ein Rückgang von HIV-Neuinfektionen in Deutschland erreicht werden. Ein erneuter Anstieg der Infektionen wird auf südosteuropäische Länder wie Griechenland, Bulgarien und Rumänien zurückgeführt, da in diesen Ländern der intravenöse Drogenkonsum nach wie vor ein häufiger HIV-Übertragungsweg ist (vgl. Robert Koch Institut 2016a: 504).

3.3 Viruslast/CD4-Zellen

Die Viruslast gibt die Viruskonzentration im Blut an. Je höher die Viruskonzentration, desto schneller folgt die Zerstörung des Immunsystems. Die Zahl der CD4-Zellen gibt Auskunft über den Zustand des Immunsystems. Je weniger CD4-Zellen vorhanden sind, desto ausgeprägter ist die Immunschwäche (vgl. Sweers et al. 2014: 6). Gemäß Deutsch-Österreichischer Leitlinie (2014a: 6ff) soll eine Therapie bei allen HIV-positiven Personen mit einer CD4-Zellzahl von unter 500/μl erfolgen. Bei Behandlungsbeginn unter 200 CD4-Zellen/μl ist mit einer erhöhten Morbidität4 und Mortalität5, auch unter Therapie zu rechnen, weshalb ein Unterschreiten dieses Wertes vermieden werden soll. Studien zeigen ein reduziertes Progressionsrisiko, wenn die ART bei weniger als 350 CD4-Zellen/µl begonnen wurde. Deshalb ist die Therapie bei einer CD4-Zellzahl von 350/µl indiziert und sollte rasch eingeleitet werden.

3.4 Therapie

HIV-Antikörper können im Blutserum nachgewiesen werden sowie der „direkte Virus“ oder seine Bestandteile durch Antigen-Nachweis (p24). Nach erfolgter HIV-Ansteckung können HIV-Antikörper nach drei bis sechs Wochen, spätestens nach drei Monaten zuverlässig nachgewiesen werden. Ein negatives Testergebnis bedeutet, dass etwa drei Monate vor Blutabnahme keine HIV-Infektion vorlag (vgl. Sweers et al. 2014: 31-33). Es gibt mehr als 20 Medikamente, gegen die HIV Vermehrung. Durch die ART werden kaum Viren gebildet und das Immunsystem entlastet. Das Voranschreiten der Krankheit kann durch die ART gebremst und das Auftreten von Symptomen verhindert werden. Wenn Symptome bereits auftreten, können sich diese wieder zurückbilden. Die Medikamente müssen allerdings lebenslang konsequent eingenommen werden, um das Auftreten lebensbedrohlicher Erkrankungen zu verhindern. Die HIV-Medikamente bestehen aus einer Kombination von mehreren antiretroviralen Wirkstoffen (vgl. Sweers et al. 2014: 6, 36). Bislang lässt sich die Therapie in fünf Substanzgruppen einteilen. Ziel der ART ist, die Entstehung eines klinischen Immundefektes und der daraus resultierenden Komplikationen zu verhindern. Die HIV Vermehrung wird durch die ART unterdrückt, das Fortschreiten des Immundefektes und der Ausbruch von AIDS aufgehalten (vgl. Robert Koch Institut 2016b). Etwa 19,5 Millionen Menschen erhielten 2016 die ART (vgl. UNAIDS 2017). Die Viruslast sollte regelmäßig zwischen drei und vier Monaten kontrolliert werden, um die Wirksamkeit der ART zu überprüfen. Wenn die ART eingenommen wird, keine anderen sexuell übertragbaren Krankheiten bestehen und die Viruslast über sechs Monate unter 50/ml ist, besteht ein geringes Risiko HIV auf andere SexualpartnerInnen zu übertragen (vgl. Fidler et al. 2013: 259).

Von den 4.541 an einer Studie teilnehmenden HIV-positiven Personen in Österreich nehmen 97,2 Prozent im Jahr 2016 eine ART (vgl. Leierer et al. 2016: 14) In Deutschland werden 2015 von den etwa 84.700 HIV-positiven etwa 60.700 Personen mit einer ART behandelt. Der Anteil der HIV-positiven, welche eine ART erhalten, hat sich seit 2006 von 59 Prozent auf 71,5 Prozent im Jahr 2015 erhöht. Der Anteil der Personen, die eine HIV-Erkrankung diagnostiziert bekamen und eine ART erhielten ist von etwa 70 Prozent im Jahr 2006 auf etwa 82 Prozent im Jahr 2015 gestiegen (vgl. Robert Koch Institut 2016a: 502ff.).

Jetzt wird auf Prävention im Allgemeinen eingegangen, anschließend folgen die Studienergebnisse.

3.5 Prävention

Die Prävention wird in die Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention unterteilt. Bei der Primärprävention geht es darum, die Gesundheit zu fördern und zu erhalten sowie das Entstehen von Krankheiten so gut wie möglich zu verhindern. Durch Sekundärprävention soll das Fortschreiten einer bereits bestehenden Krankheit durch Frühdiagnostik und -behandlung verhindert werden. Die Tertiärprävention beinhaltet das Verringern der Schwere und Ausweitung von bereits manifest gewordenen Erkrankungen wie zum Beispiel eine Rückfallprophylaxe (vgl. MDS 2017).

Seit 1987 wird in Deutschland erhoben welche Krankheit in der Bevölkerung als gefährlichste wahrgenommen wird. Für 85 Prozent der 16- bis 20-jährigen gehörte im Jahr 1987 AIDS zu den gefährlichsten Krankheiten. 1990 hielten weniger als die Hälfte der Allgemeinbevölkerung und zwei Drittel der 16- bis 20-jährigen AIDS für eine der gefährlichsten Krankheiten. Die Wahrnehmung von AIDS als gefährlichste Krankheit nahm kontinuierlich ab. Als Gründe hierfür werden eine verbesserte Behandelbarkeit von HIV und bessere Präventionsmaßnahmen genannt. 2014 halten etwa acht Prozent der etwa 7.000 Befragten AIDS für eine der gefährlichsten Krankheit. Krebs steht 2014 mit 57 Prozent und Herz-Kreislauferkrankungen mit 36 Prozent an der Spitze der gefährlichsten Krankheiten. Das Interesse von Jugendlichen zum Schutz vor HIV/AIDS wurde 2014 mit 82 Prozent geäußert (vgl. von Rüden und Töppich 2015: 7, 13). Die Zahl der Menschen, die HIV-positiv sind, aber noch nicht diagnostiziert wurden, ist in Deutschland von etwa 11.000 im Jahr 2006 auf 12.600 im Jahr 2015 angestiegen (vgl. Robert Koch Institut 2016a: 502). Diese Zahlen zeigen die Wichtigkeit der Präventionsarbeit.

In Österreich gibt es zahlreiche Projekte zur Prävention von HIV-Infektionen, die unterschiedliche Altersgruppen und Personengruppen ansprechen (vgl. FGÖ 2017). Die Aidshilfen Österreichs haben verschiedene Präventionskonzepte z.B. für Jugendliche, Frauen, homo-/bisexuelle Männer und DrogenkonsumentInnen erarbeitet. Diese Konzepte wurden unter anderem in Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden oder Einzelgesprächen vorgestellt (vgl. Aidshilfen Österreich 2017).

HIV Risikoberatung zeigt kurzzeitig eine signifikante Reduktion von sexuellem Risikoverhalten und Verbesserung der Schutzmaßnahmen (vgl. Abdala et al. 2013: 1020). Die häufigere Verwendung von Kondomen konnte bis zu 3 Monate nach der Beratung nachgewiesen werden (Nöstlinger et al. 2016: e63). Grundpfeiler der HIV-Prävention ist die Verwendung von Kondomen. Eingegangene Risiken sollten so bald wie möglich durch einen HIV-Test abgeklärt werden. Es wird ein Zeitfenster bis 72 Stunden für Beginn mit einer Postexpositionsprophylaxe empfohlen (vgl. Deutsch-Österreichische Leitlinie 2013: 26). Die Postexpositionsprophylaxe (PEP) wird bei HIV-negativen Personen nach einer potentiellen HIV Exposition eingesetzt. Die Therapie sollte so bald wie möglich nach der Exposition, für einen Monat verabreicht werden, um eine HIV-Infektion zu verhindern. Innerhalb der ersten vier Stunden wird mit der höchsten Wirksamkeit gerechnet (vgl. Rieger 2017a).

[...]


1 Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwächevirus

2 Was die CD4-Zellzahl aussagt wird unter Punkt 3.3 beschrieben.

3 Qualitäts- und Beurteilungskriterien siehe Anhang II

4 Morbidität: Krankheitshäufigkeit innerhalb einer Population (vgl. Pschyrembel online)

5 Mortalität: Anzahl der Todesfälle in einem Beobachtungszeitraum (vgl. Pschyrembel online)

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Prävention von HIV. Welche Maßnahmen können die Verbreitung verhindern?
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
36
Katalognummer
V1156874
ISBN (eBook)
9783346551825
ISBN (Buch)
9783346551832
Sprache
Deutsch
Schlagworte
prävention, welche, maßnahmen, verbreitung
Arbeit zitieren
MSc Monika Höllriegl (Autor:in), 2018, Prävention von HIV. Welche Maßnahmen können die Verbreitung verhindern?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1156874

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