Kaum ein Thema ist im kulturwissenschaftlichen Diskursraum derzeit so populär, wie die Performanztheorie.
Unter dem Banner des Performative Turn wurde eine Übertragung der sprechakttheoretischen
Überlegungen John Austins, in eine kulturwissenschaftliche Perspektive des Performativen auf den
Weg gebracht. Austin hatte sich bereits Anfang der 1960’er Jahre in der Ansicht positioniert, dass eine
sprachliche Äußerung bei ihrem Aussprechen zugleich einen Handlungsvollzug beinhaltet und damit
einen Aufführungscharakter offenbart.1 Das diskursive Potential dieser Vorstellung liegt in der Akteursperspektive,
die dem performativen Akt ein handelndes Subjekt zu Grunde legt.
Anknüpfend an die Sprechakttheorie, folgt die kulturtheoretische Anwendung des Performanzbegriffs
der Vorstellung des Zitierens kultureller Konventionen im Vollzug des Sprechakts. Zu der rein informativen
Sinnebene von Sprechakten, tritt - durch das Zitieren oder Wiederholen von Äußerungen - eine
rituelle Handlungsebene (Iterabilität). Sehr anschaulich wird dies von Uwe Wirth am Beispiel des Eheversprechens
dargestellt.2 Die Vollzugsformel des Standesbeamten „Kraft des mir verliehenen Amtes
erkläre ich euch zu Mann und Frau“ beinhaltet Wirth zufolge zwei wesentliche Merkmale des performativen
Sprechakts. Einerseits handelt es sich nicht um eine Äußerung mit „logisch-semantischem Wahrheitswert“
(z.B. „Das Auto ist rot“), sondern um ein kulturgeschichtlich aufgeladenes Zitat mit formaljuristischer
Wirkung: „Im Gegensatz zur „konstativen Beschreibung“ von Zuständen, die entweder wahr oder
falsch ist, verändern „performative Äußerungen“ durch den Akt des Äußerns Zustände in der sozialen
Welt, das heißt, sie beschreiben keine Tatsachen, sondern sie schaffen soziale Tatsachen.“3
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Der Performanzbegriff im Zeichen des „Performative Turn“
- Performance am Beispiel der künstlerischen Realisierung von Popmusik
- Musikperformance als performativer Akt
- Anhang
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Performanzbegriff im Kontext der kulturwissenschaftlichen Performanztheorie und untersucht dessen Anwendung auf die Inszenierung von Popmusik. Die Arbeit analysiert die Entwicklung des Performanzbegriffs, ausgehend von der Sprechakttheorie John Austins, und beleuchtet die Bedeutung von Performativität für die künstlerische Realisierung von Popmusik.
- Der Performanzbegriff im Kontext der Sprechakttheorie
- Die Rolle von Performativität in der Inszenierung von Popmusik
- Die Bedeutung von Image und Selbstdarstellung in der Popmusik
- Die Herausforderungen der künstlerischen Realisierung von Popmusik
- Die Bedeutung von Medien und Kultur für die Performanz von Popmusik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich dem Performanzbegriff im Zeichen des „Performative Turn“. Es werden die theoretischen Grundlagen des Performanzbegriffs, ausgehend von der Sprechakttheorie John Austins, erläutert. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Performativität für die Konstruktion von sozialer Wirklichkeit und die Rolle von kulturellen Konventionen im performativen Akt. Das Kapitel analysiert die Bedeutung von Verkörperungsbedingungen und die Herausforderungen, die sich aus der Anwendung des Performanzbegriffs in verschiedenen Disziplinen ergeben.
Das zweite Kapitel der Arbeit untersucht die Anwendung des Performanzbegriffs auf die künstlerische Realisierung von Popmusik. Es wird die Entwicklung der Popmusik von einer rein musikalischen Kunstform zu einer Performance-orientierten Kunstform analysiert. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Image und Selbstdarstellung in der Popmusik und die Herausforderungen, die sich aus der Verlagerung der Kompetenzen im Bereich der Popmusik ergeben. Das Kapitel analysiert das double enactment-Prinzip, das die komplexe Beziehung zwischen Musik und Image in der Popmusik beschreibt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Performanzbegriff, die Performanztheorie, den „Performative Turn“, die Sprechakttheorie, Popmusik, Inszenierung, Performance, Image, Selbstdarstellung, Medien, Kultur, double enactment, künstlerische Realisierung.
- Arbeit zitieren
- Jens Frieling (Autor:in), 2008, Performance und Performanz: Die Inszenierung von Popmusik im Zeichen der kulturwissenschaftlichen Performanztheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115713