Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Definition des Begriffs „Freiheit“ in der Philosophie und im Alltag
Hegels Freiheitsbegriff.
Die Corona-Pandemie
Hegel und Corona
Fazit
Einleitung
Unsere Welt durchlebt heute eine außergewöhnliche Zeit. 2020 war ein Jahr, in dem Menschen mit Angst und Sorgen leben musste und immer noch leben. Die globale Epidemie hat unsere Welt und die Menschheit verändert. Es finden Demonstrationen gegen die getroffenen Maßnahmen auf der ganzen Welt statt. Einige sehen die Maßnahmen als einen Eingriff in ihre Freiheit und wollen sich weder impfen lassen, noch Masken tragen. Die derzeitige Situation auf der Welt bewegt uns über das Thema Freiheit nachzudenken. Im Konflikt zwischen Gesellschaft und Individuum ist es eine langjährige ethische und politische Debatte, ob den Wünschen des Individuums oder dem gesellschaftlichen Nutzen Vorrang eingeräumt werden soll. Die folgende Ausarbeitung untersucht, ob die getroffenen Maßnahmen während der Pandemie nach Hegelschem Freiheitskonzept, freiheitsberaubend sind. Zunächst wird der Begriff „Freiheit“ in der Philosophie definiert. Anschließend wird die Freiheitsphilosophie von Hegel erläutert um im abschließenden Kapitel die Frage der Ausarbeitung beantworten zu können.
Definition des Begriffs „Freiheit“ in der Philosophie und im Alltag
Im Folgenden wird der Begriff „Freiheit“ in der Philosophie und im Alltag definiert, um den Grundbaustein der Arbeit zu legen. Der Philosoph Isaiah Berlin hat 1958 einen Aufsatz zur positiven und negativen Freiheit verfasst.1 Darüber hinaus gibt es weitere Freiheitsbegriffe, die in der Philosophie verwendet werden, wie z. B die Handlungsfreiheit und die Willensfreiheit. Jeder Mensch benötigt ein Leben in der Freiheit, um der Beengung, aufgrund der Lebensverhältnisse, zu entkommen.2 Der Begriff „Freiheit“ wird im alltäglichen Leben von jeder Person anders definiert. Im Alltag sprechen Menschen sehr oft von Meinungsfreiheit, Pressefreiheit oder Entscheidungsfreiheit.3 Die Philosophen haben versucht den Begriff mit der universalen Determiniertheit der Welt zu vereinbaren.4
Die wichtigste Unterscheidung beginnt zwischen „Handlungsfreiheit“ und „Willensfreiheit“, die voneinander abhängig sind. Menschen die eine Handlungsfreiheit besitzen, tun das, was sie möchten.5 Es ist die Möglichkeit, sich ohne Einschränkungen verhalten zu können und in seinem Handeln nicht gehindert zu werden. Menschen die aufgrund geistiger oder psychischer Behinderung in seinem Handeln gehindert sind, haben eine geringere Handlungsfreiheit.6 Die Willensfreiheit wird von vielen Philosophen nicht definiert, weil die Definition zu schwierig ist bzw. es zu problematisch ist.7 Bei der Willensfreiheit wird die Freiheit der Denkakte bezeichnet, d. h der Mensch ist in der Lage aktiv Entscheidungen zu treffen.8 Freiheit geht mit dem Wollen einher. Der Mensch ist gierig und will immer mehr und hat Wünsche. Der Begriff „Freiheit“ kann auch als Paradox dargestellt werden. Menschen genießen mehr Freiheit, wenn sie weniger Wünsche habe und somit weniger Situationen haben, wo ihre Handlung eingeschränkt werden.9
In der politischen Philosophie spielt die negative und positive Freiheit eine wichtige Rolle. Isaiah beschreibt die negative Freiheit, als „Abwesenheit von Hindernissen und Beschränkungen“.10 Wir können aus der Erfahrung nicht auf sie einschließen. Damit Handlungen auf der Welt möglich sind, ist die negative Freiheit die Voraussetzungen. Ohne diese können wir keine Handlungen durchführen, weil unsere Handlung einem Zwang unterliegen würde.11 Einige Philosophen, darunter Hayek und Mill haben eine negative Freiheitskonzeption entworfen. Die negative Freiheit ist Voraussetzung für die positive Freiheit, d. h man muss zunächst Frei von Hindernissen und Einschränkungen sein, um frei Entscheidungen treffen zu können. Menschen die eine positive Freiheit besitzen, führen ein selbstbestimmtes
Leben und können ihre Fähigkeiten realisieren.12 Sie haben die Kontrolle über ihre eigenen Entscheidungen. Wenn ich mich dazu entscheide heute zu lernen, dann habe ich mich heute bewusst dafür entschieden und nicht anders. Ich genieße zwar positive Freiheit mit der Entscheidung zu lernen („frei zu sein“)13, aber unterwerfe mich gleichzeitig einer „Unfreiheit“, weil das zu Hause sitzen, mich mit nichts anderem beschäftigen lässt. Die positive Freiheit macht Willensakte möglich und hängt aus dem Grund mit der Willensfreiheit zusammen.14
Hegels Freiheitbegriff
Hegel ist ein Denker der Freiheit. Sein Freiheitskonzept beschreibt ein freies Denken und Handeln. Er hat die Gesellschaft über die verschiedenen Freiheitsgebräuche aufgeklärt.15 Seine Theorie des Willens in der Rechtsphilosophie fließt in seine Freiheitsphilosophie mit ein.16 Axel Honneth beschreibt in seinem Buch „Das Recht der Freiheit. Grundriss einer demokratischen Sittlichkeit“ die negative, soziale und reflexive Freiheit.17 In Bezug auf Corona ist die soziale Freiheit fundamental. Soziale Freiheit umfasst nicht nur den Einzelnen, sondern auch Institutionen, d. h Menschen können nur zur Freiheit gelangen, wenn sie als Institution (Familie, demokratischer Staat etc.) agieren.18 Hegel versteht unter sozialer Freiheit „Im Anderen Bei- sich- selbst- sein“.19 Die Selbstverwirklichung ist eine Voraussetzung, um Freiheit zu besitzen.
Die erste Bedingung der Freiheit ist, dass das Individuum Selbstbewusstsein hat. Hegel beschreibt in seinen Werken Verhältnisse wie Knechtschaft und Sklaverei.20 Diese sind für ihn keine Formen der Freiheit, weil der Sklave von seinen Herren nicht als Person akzeptiert wird. Der Sklave muss selbstbewusst sein und seine Tätigkeit als wichtig erkennen, um zur Freiheit zu gelangen.20
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1 Rössler, B. (2014). "Freiheit" in der sozialen und politischen Philosophie. In M. Laube, F reiheit. Themen der Theologie 7. (S. 233-252). Tübingen: Mohr Siebeck, S.234.
2 Dierksmeier, C. (2016). Qualitative Freiheit. Selbstbestimmung in weltbürgerlicher Verantwortung. Bielefeld: transcript Verlag, S. 11.
3 Sauter, E. (2013). Willensfreiheit und deterministischer Chaos. Karlsruhe: KIT Scientific Publishing, S. 22.
4 Seebaß, G. (2014). Das Rätsel der Freiheit. Der Freiheitsbegriff in der Praktischen Philosophie.In
L. M., Freiheit. Themen der Theologie 7 (S. 211- 232). Tübingen: Mohr Siebeck, S.212.
5 Vgl., Sauter, S. 22.
6 Ebd.
7 Vgl., Seebaß, S.212.
8 Vgl., Sauter, S. 23.
9 Ebd., S. 23/24.
10 Vgl., Rössler, S. 234.
11 Vgl., Sauter, S. 24.
12 Vgl., Rössler, S. 235.
13 Vgl., Sauter, S.24.
14 Ebd.
15 Honneth, Axel (2011). Das Recht der Freiheit. Grundriß einer demokratischen Sittlichkeit, Berlin, S.14.
16 Vieweg, Klaus (2019). Hegel der Philosoph der Freiheit. München: C. H. Beck Verlag, S. 471.
17 Busen, A., Herzog, L., & Sörensen, P. (2012). Mit Hegel zu einer kritischen Theorie der Freiheit: eine Heranführung an Honneths "Das Recht der Freiheit". ZPTh - Zeitschrift für Politische Theorie, 3(2), 247-270. https://nbn-resolving.Org/urn:nbn:de:0168-ssoar-61844-8, S.
248.
18 Ebd., S. 249.
19 Vgl., Honneth, S.85.
20 Vgl. Vieweg (2019), S. 480.
21 Vgl., Vieweg (2019), S. 481.
- Arbeit zitieren
- Anonym, 2021, Sind die Corona-Maßnahmen auf philosophischer Sicht freiheitsberaubend?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1157203
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