Dancer in the Dark, der im Jahr 2000 veröffentlichte Film des dänischen Regisseurs Lars von Trier und dritter Teil seiner „Goldherzchen“-Trilogie, verbindet zwei auf den ersten Blick sehr gegensätzliche, ja geradezu konträre Genres: Das des klassischen Musicalfilms mit dem des radikalen Dogma-Films.
Von Trier als Gründer der Bewegung „Dogma 95“, einer Gruppe skandinavischer Regisseure, vertritt ab Mitte der 1990er Jahre eine neue, stark reglementierte Art des Filmemachens, die in den zehn Regeln des so genannten „Dogma-Manifestes“ formuliert sind und auch im vorliegenden Werk zu großen Teilen die stilistischen Parameter vorzugeben scheint. Jedoch montiert der Regisseur mehrere klassische Musical-Szenen in den ansonsten nahezu musikfreien Film und thematisiert das Musical als Genre mehrmals textuell, schafft so also den formalen Konflikt, der in dieser Arbeit erörtert werden soll: Ist „Dancer in the Dark“ ein Dogma-Film, ein Musical, ein Dogma-Musical oder eine anders zu nennende Mischform, und vor allem: Mit welcher Absicht konfrontiert von Trier diese beiden Genres?
Hierzu soll zuerst geklärt werden, welche Definitionen für die beiden Genres gelten und inwieweit der Film diese (in den jeweiligen Teilen) erfüllt. Die „normalen“ Szenen und die Musical-Szenen werden vorerst getrennt voneinander behandelt, um eine saubere Einordnung zu erreichen. Besondere Berücksichtigung erfahren dabei auch die autoreferentiellen Aussagen und Hinweise des Films bezüglich seiner Gattungseinordnung. Gleichzeitig soll untersucht werden, wie effizient von Trier mit minimalen, da durch den Dogma-Geist limitierten musikalischen Mitteln arbeitet.
Durch die Analyse der Musicalszenen und ihres Einsatzes im Film soll die Absicht hinter der Konfrontation der beiden oppositionellen Genres und ihrer musikalischen Komponenten aufgezeigt werden: Der Niedergang der Hauptdarstellerin, die sich mittels ihrer Musical-Tagträumen immer wieder aus einer stark reglementierten, an positiven Emotionen eher armen Welt extrahiert, findet darin sein formales Äquivalent. Ihr Eskapismus manifestiert sich in den Musical-Szenen, die raue Dogma-Ästhetik im Rest des Films jedoch steht dem als Realitätsentwurf gegenüber und unterstützt letztlich die Empathisierung des Rezipienten mit der Protagonistin. Der Gegensatz Musical versus Dogma-Film erscheint also nicht nur ästhetisch bewusst gewählt, sondern auch semantisch verankert und erfährt im Laufe des Filmes eine narrative Aufladung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhaltsangabe
- Ein Dogma-Film namens „Dancer in the Dark“?
- Das Dogma-Manifest (Dogma 95) und seine Umsetzung im Film
- Diegetische Musik in DITD
- Das Musical
- DitD als Musical und dessen Legitimation
- Die Musicalszenen in der Analyse
- Selbstreferenz von Dancer in the Dark bezüglich Musik und Musical
- Fazit
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Film „Dancer in the Dark“ von Lars von Trier im Hinblick auf die Konfrontation von Dogma-Film und Musical. Ziel ist es, die Absicht des Regisseurs aufzuzeigen, diese beiden Genres zu verschmelzen und die semantische Bedeutung dieser Konfrontation zu untersuchen.
- Die Umsetzung des Dogma-Manifestes in „Dancer in the Dark“
- Die Integration von Musical-Elementen in den Film
- Die Bedeutung der Musical-Szenen für die narrative Entwicklung
- Die Rolle der Musik als Mittel der Selbstreferenz und des Eskapismus
- Die Beziehung zwischen der harten Realität des Dogma-Films und der träumerischen Welt des Musicals
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik des Films „Dancer in the Dark“ vor und erläutert die Forschungsfrage: Ist der Film ein Dogma-Film, ein Musical oder eine Mischform?
Die Inhaltsangabe fasst die Handlung des Films zusammen und stellt die wichtigsten Figuren und Handlungsstränge vor.
Das Kapitel „Ein Dogma-Film namens „Dancer in the Dark“?“ analysiert die Umsetzung des Dogma-Manifestes in „Dancer in the Dark“. Es werden die zehn Regeln des Manifestes vorgestellt und deren Einhaltung im Film untersucht.
Das Kapitel „Das Musical“ untersucht die Musical-Elemente in „Dancer in the Dark“. Es werden die Musical-Szenen analysiert und deren Bedeutung für die narrative Entwicklung des Films untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Dogma-Film, das Musical, „Dancer in the Dark“, Lars von Trier, die „Goldherzchen“-Trilogie, die zehn Regeln des Dogma-Manifestes, diegetische Musik, Musicalszenen, Selbstreferenz, Eskapismus, Realismus, Tragödie, Semantik, narrative Aufladung.
- Arbeit zitieren
- Friedemann Karig (Autor:in), 2008, Dancer in the Dark – Ein Dogma-Musical?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115745