Mein Modell eines erfolgreichen Violinunterrichts

Die ersten 4 Unterrichtsjahre


Diplomarbeit, 2008

93 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Ein persönliches Vorwort und Dank

Einleitung: Gedanken zur Bedeutung musikalischer Ausbildung

für die Entwicklung junger Menschen

Teil 1 Situationsanalyse
1 Unterrichtsangebote am Musikum Salzburg
1.1 Ganzheitliche musikalische Ausbildung
1.2 Das aktuelle Unterrichtsangebot 2008/09 – eine Übersicht
1.3 Wie wurde das Angebot genützt
2 Die Unterrichtsformen
2.1 Der Einzelunterricht
2.2 Die Zweiergruppe
2.3 Der Kombinierte Einzel- und Gruppenunterricht am Musikum Salzburg
2.4 In Planung: Streicherklassen
3 Welche Unterrichtsform ist die Beste?
3.1 Studie zum Thema Einzelunterricht und Gruppenunterricht erstellt an der Universität Mozarteum Salzburg
3.2 Die Bedeutung, die dem Gruppenunterricht in der musikpädagogischen Diskussion beigemessen wird
4 Abschließende Anmerkungen zur Situationsanalyse

Teil 2 Mein Modell eines erfolgreichen Violinunterrichts:
Die Kombination von Einzelunterricht, Gruppenunterricht und Streicherklassen
1 Körper und Musik
1.1 Der Körper als Instrument der Musik
1.2 Vom Stimmen des Körperinstrumentes
1.3 Die hörende Bewegung
2 Die Singstimme
3 Der Unterricht mit dem Instrument
3.1 Die Streicherklasse
Hauptmerkmale
Einige Grundinformationen zur Streicherklasse
Die Ziele und Inhalte
Stundenbild
3.2 Der Kombinierte Einzel- und Ensembleunterricht
Organisatorische Vorgaben
Allgemeine Ziele
Allgemeine musikalische Inhalte
Vorbereiten und Nachbereiten des Unterrichts
Stundenbild
Notenbeispiele Streicherklasse und „Kombi-Unterricht“

Gedanken zum Schluss

Verwendete Literatur

Ein Persönliches Vorwort

Die Suche nach dem bestmöglichen Modell für einen erfolgreichen Violinunterricht insbesondere in den ersten Ausbildungsjahren beschäftigt mich seit Beginn meines Musikstudiums. So kam ich zu dem Entschluss, diese Suche zu intensivieren und sie zum Thema meiner Diplomarbeit zu machen.

Miteinander-Singen und Miteinander-Musizieren in der Familie und mit Freunden zählte in meiner Kindheit und Jugendzeit fast zum Alltag. So ist es nicht verwunderlich, dass ich schon bald den Wunsch hatte, Musik zu studieren, nicht nur um mich selbst musikalisch weiterzubilden , sondern auch um mein Können an Kinder und Jugendliche weiterzugeben.

Für diese Entscheidung dürfte wohl mitverantwortlich sein, dass ich aus einer Familie komme, in der das Lehrer-Sein und die besondere Liebe zur Musik seit fünf Generationen einen hohen Stellenwert hat. Mit Kindern zu arbeiten, zu spielen, zu musizieren und zu singen war früh eine schöne Aufgabe.

Das frühe Erleben der Freude am Miteinander-Musizieren in einer Zeit, in der mein Können auf der Violine noch sehr bescheiden war, war wohl ausschlaggebend dafür, dass ich – obwohl ich selbst Musikunterricht nur als Einzelunterricht erlebt habe – den Einzelunterricht als einzige Ausbildungsform noch während meines Studiums in Frage stelle. So habe ich die Herausforderung, vor die ich als junge Violinlehrerin im bayerischen Markt Schellenberg gestellt wurde, gerne angenommen. Hier wurde vorgegeben, Violinunterricht als Gruppenunterricht zu beginnen, da Musikunterricht der Gemeinde nicht viel kosten durfte und Gruppenunterricht eben sowohl für die Gemeinde wie auch für die Eltern günstiger ist. Ich habe gleich gesehen, wie viel Freude den Schülern das Zusammenspielen mit anderen macht, auch wenn sie noch wenig können. Mir ist aber auch rasch bewusst geworden, dass Gruppenunterricht alleine nicht ausreicht und Einzelunterricht unbedingt dazugehört.

Neben der Auseinandersetzung Einzelunterricht und Gruppenunterricht erlangte für mich sehr bald auch noch ein weiteres Thema eine große Bedeutung: das Einbeziehen des ganzen Körpers beim Musizieren. Durch meinen Violinlehrer Christos Kanettis kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit einer Methode, die auf einer physiologisch durchdachten und logisch ausgeführten Didaktik basiert und Natürlichkeit und Spannungsfreiheit der Bewegung beim Musizieren zum Ziel hat. Das Einbeziehen des ganzen Körpers in die Bewegungsabläufe beim Musizieren, nicht nur der einzelnen Körperteile, die man unmittelbar zum Spielen braucht, ist für ihn die Voraussetzung, dass die Musik frei fließen kann. Mir war bis dahin gar nicht bewusst, wie verkrampft mein Violinspiel war und wie sehr die Qualität meines Spiels dadurch vermindert wurde. Körperbewusstsein existierte für mich bis dahin so gut wie gar nicht, beziehungsweise spürte ich meinen Körper nur dann, wenn er schmerzte.

Die Themenwahl meiner Diplomarbeit hat mich veranlasst, gerade zu diesen beiden Bereichen Literatur zu suchen und durchzuarbeiten. Es war für mich erstaunlich, wie viel zu diesem Thema bereits geschrieben wurde. Bestärkt in meiner bisherigen Meinung habe ich dadurch auch viele, für meine Unterrichtsgestaltung bedeutende Hilfen gewonnen. Ich bin heute überzeugt, dass sowohl das Einbeziehen des ganzen Körpers in den Instrumentalunterricht, wie auch eine gut überlegte Verbindung von Gruppenunterricht und Einzelunterricht bereits in der frühen Ausbildungszeit einen beachtlichen Gewinn für die Musikausbildung bedeuten und daher viel stärker als bisher in die Instrumentallehrerausbildung Eingang finden sollten. Die Erfahrungen, die ich bisher beim Unterrichten sammeln konnte, haben mir jedenfalls gezeigt, dass ich damit auf einem guten Weg bin.

Herzlicher Dank

Während des Studiums und während der Erstellung der vorliegenden Diplomarbeit haben mich viele Personen begleitet und unterstützt. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Mein besonderer Dank gilt dabei der Betreuerin meiner Diplomarbeit, Frau Ao. Univ. Prof. Michaela Schwarzbauer für ihre unterstützende und hilfreiche Betreuungstätigkeit, für ihre Geduld sowie für das Ermöglichen selbständigen Arbeitens. Weiters meinen Eltern, für ihre große Unterstützung und für den liebevollen Rückhalt. Besonders danken möchte ich auch meinem Vater, der mich mit seiner steten Diskussionsbereitschaft mit vielseitigen Denkanstößen bereichert und damit bei der Erstellung dieser Arbeit unterstützt hat.

Ein großer Dank gilt meinem Lehrer Christos Kanettis. Er hat durch seinen hohen musikalischen Anspruch und seinen leidenschaftlichen Einsatz beim Unterrichten viel zu meiner musikalischen und persönlichen Entwicklung beigetragen und ist mir Vorbild für meinen eigenen Violinunterricht geworden.

Einleitung:

Gedanken zur Bedeutung musikalischer Ausbildung für die Entwicklung junger Menschen

Der bekannte österreichische Publizist DDr. Günther Nenning wurde vor etlichen Jahren vom Österreichischen Volksliedwerk eingeladen, bei der in Salzburg durchgeführten gesamtösterreichischen Tagung zum vom Bundesministerium geförderten musikalischen Schulprojekt „Mit allen Sinnen“ in der Salzburger Residenz das Eröffnungsreferat zu halten. (Teilnehmer der Tagung waren Musikerzieher aller österreichischen Schulformen, Musikschullehrer und im außerschulischen Bereich tätige Chorleiter, Kapellmeister und Leiter von Vokal- und Instrumentalensembles.) Er hat diesem Referat den Titel „Kultur heißt selber singen“ gegeben und dabei in eindrucksvoller Weise bewusst gemacht, dass es nicht in erster Linie glänzende Festspiele sind, die ein Land zu einem Kulturland machen, sondern das Kulturell-Tätigsein jedes Einzelnen. Unsere gegenwärtige Welt aber drängt die Menschen vielfach in die Rolle der bloßen Zuseher und Zuhörer.

Mir ist klar, dass Günther Nenning hier überzeichnet formuliert hat und ein Kulturland natürlich beides braucht, das Selber-Kulturell-Tätigsein seiner Menschen und die Festspiele. Ich halte seine Aussage aber doch für gut, denn aus meiner Sicht hat das Selber-Kulturell-Tätigsein, insbesondere das Miteinander-Singen in der gegenwärtigen Gesellschaft seinen Wert verloren. Singen in der Schule wird mehr und mehr an den Rand gedrängt. Singen in der Familie oder in geselliger Runde ist zur Ausnahme geworden. Da ist es gut, wenn LehrerInnen, MusikschullehrerInnen und im außerschulischen Bereich tätige ChorleiterInnen, KapellmeisterInnen und LeiterInnen von Vokal- und Instrumentalensembles in ihrem Bemühen bestärkt werden, sich für das Selber-Singen, das Selber-Musizieren, das Selber-Tanzen, ja das Selber-Kulturell-Tätigsein der Menschen, insbesondere bereits im Kinder- und Jugendalter einzusetzen.

Es gibt heute bereits zahlreiche Studien, die darauf hinweisen, dass aktives Singen, Musizieren und Tanzen ganz entscheidende Faktoren für eine optimale geistig-seelische Entwicklung des jungen Menschen darstellen, wobei es allerdings nicht gleichgültig ist, welche Musik hier vermittelt wird.

Ausreichende und möglichst früh einsetzende Musikerziehung bringt – und das kann in unserer kopflastigen, durch Technik und Automation geprägten Welt nicht hoch genug geschätzt werden – die Kräfte des Gemütes zur Entfaltung. Aber nicht nur das. Wie diesbezügliche Forschungsergebnisse belegen[1], werden durch Musikerziehung und insbesondere durch das Selber-Musisch-Tätigsein zahlreiche Schlüsselqualifikationen gefördert, die unsere Gesellschaft heute von jungen Menschen erwartet. Dazu zählen Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Kreativität, Flexibilität, Denken in Zusammenhängen, Verlässlichkeit, emotionale Stabilität und seelische Belastbarkeit in Stress-Situationen. Nicht übersehen werden darf hier auch die ganz entscheidende Förderung der sozialen Kompetenz, die jungen Menschen durch Musik und den Umgang mit Musik erhalten. Miteinander singen, musizieren und tanzen führt zu mehr Beachtung und Achtung des und der anderen und damit zu mehr Toleranz. Auch das Selber-Beachtet- und Angenommen-Werden, das Gewinnen von Selbstvertrauen und der Abbau von Gewaltbereitschaft und Aggression werden dadurch in hohem Maß gefördert.

Angesichts der großen Bedeutung, die der Musikerziehung für die Entwicklung des jungen Menschen zukommt, müsste die Förderung des Selber-Kulturell-Tätigseins, des Miteinander-Singens, -Musizierens und -Tanzens heute ein Hauptanliegen bildungspolitischer Zielsetzung sein. Im Schulbereich sind von der Bildungspolitik für mich zur Zeit noch keine positiven Signale erkennbar.

So hat sich die Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien schon im Jänner 2007 veranlasst gesehen, im Internet mit einer deutlichen diesbezüglichen Forderung an die Öffentlichkeit zu treten. Unter dem Titel „Jedes Kind hat ein Recht auf musikalische Bildung und auf Erfahrungen mit Gesang, Instrumentalspiel und Tanz“[2] wird auf die große Bedeutung einer entsprechenden musikalischen Ausbildung der Kinder hingewiesen. Unter anderem ist zu lesen: „Singen und Musizieren, Tanz und Bewegung gehören zu den intensivsten Formen der Verarbeitung und des Ausdrucks von Gefühlen. Singen und Musizieren sind von exístenzieller und unabdingbarer Bedeutung für jeden einzelnen Menschen, aber auch für das Zusammenleben in der menschlichen Gesellschaft. […] Jeder Mensch hat einen Anspruch auf eine musikalische (Aus)Bildung, um beim Singen, Spielen oder Hören dem Gefüge der Musik gewachsen zu sein.“ Weiters heißt es: „Als besonders fruchtbare Periode bzw. ‚sensible Phase’ für eine grundlegende Musikalisierung und Be-Gabung sind die Jahre von (vor) der Geburt bis zum Ende des Volksschulalters anzusehen: Was bis dahin in Bezug auf die Entwicklung melodischer, harmonischer oder rhythmischer Fähigkeiten verpasst wurde, lässt sich später nur schwer oder nicht aufholen.“

Schön, dass es in Österreich zahlreiche Lehrer wie auch Kindergärtnerinnen gibt, denen die musikalische Ausbildung der Kinder wichtiger ist als unserer Gesellschaft.

Erfreulich ist, dass in Österreich und insbesondere in Salzburg der große Wert der Arbeit der Musikschulen von der Politik erkannt wird und man seit Jahren bereit ist, für den Auf- und Ausbau des Musikschulwesens beachtliche öffentliche Gelder einzusetzen. Das Musikum Salzburg, das über viele insbesondere an der Universität Salzburg ausgebildete Lehrer verfügt, bietet heute für alle Gemeinden qualitativ hochwertigen Musikunterricht an, Musikunterricht, der – im Sinne von Günther Nenning – Früchte trägt. Es gibt heute im ganzen Land viele gute MusikerInnen, die bereit sind, ihr Können in Musikkapellen und Chören, in Vokal- und Instrumentalensembles einzubringen und Salzburg damit zu einem Land der Musik machen. Im Instrumentalbereich stehen zahlenmäßig allerdings die Blasmusiker im Vordergrund. Das ist sicher gut so. Die 150 Musikkapellen Salzburgs und ihre Musikensembles leisten für das Gemeinschafts- und Kulturleben in allen Orten des Landes zweifellos einen wertvollen Beitrag. Die Streichinstrumente sind da noch im Hintertreffen. Daher bräuchte es verstärkte Anstrengungen, damit auch diese Instrumentengruppe einen starken Beitrag zum Musikleben des Landes leisten kann.

Ergänzend zur musikalischen Bildungsarbeit am Musikum Salzburg gibt es im Land Salzburg noch eine Reihe weiterer Initiativen, die zum Ziel haben, Kinder und Jugendliche für Musik zu begeistern und sie zum Selber-Singen und Selber-Musizieren zu motivieren. Ich denke hier an die zahlreichen jährlich von den volkskulturellen Verbänden durchgeführten Singwochen, an die Musizierwochen mit dem Schwerpunkt Volksmusik, an die Volkstanzwochen und an die Seminare für junge Blasmusiker. Als vielversprechende neue Initiative möchte ich hier auch die 2006 von Elisabeth Fuchs gegründeten und nun jährlich stattfindenden „Kinderfestspiele“ erwähnen. Veranstaltungsort dieses großangelegten Festes der Musik für Kinder – heuer haben daran über 5000 Kinder teilgenommen – ist das Amadeus-Terminal 2 des Salzburg Airport. Im Zentrum der sich über eine ganze Woche erstreckenden Kinderfestspiele stehen Workshops, in denen die Kinder Musikinstrumente kennen lernen können und in denen sie die Möglichkeit haben, sich durch Singen, Tanzen und Malen kreativ auszudrücken. Verbunden mit den Workshops sind jeweils die Aufführung eines besonderen Konzertes, mit dem Elisabeth Fuchs Kindern und Jugendlichen mit ihrem Orchester, der Jungen Philharmonie Salzburg, klassische Musik näher bringen möchte, sowie die Präsentation von kindergerecht gestalteten Musicals.

Wo es in Salzburg und sicher auch in anderen Bundesländern – so mein persönlicher Eindruck – noch ein bedauerliches Defizit gibt, ist die für die Musikausbildung so notwendige Zusammenarbeit von Volksschule und Musikschule. In der oben bereits angesprochenen Internetseite der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien wird dieser Zusammenarbeit auch ein eigener Absatz gewidmet. Darin wird gefordert: „Vielfältige und materiell gut abgesicherte Kooperationen zwischen Schule und Musikschule im Geiste der Gleichberechtigung der Institutionen, der Gleichbehandlung der Lehrkräfte und des Respekts vor deren unterschiedlichen fachlichen Stärken sind unabdingbare Voraussetzungen für eine optimale musikalische Ausbildung. Musikschullehrerinnen und Musikschullehrer sollten im Kontext der Pflichtschulen als willkommene Kolleginnen und Kollegen (und nicht als „schulfremde Personen“) betrachtet werden.“[3]

Dadurch, dass Ganztagsbetreuung und Ganztagsschule mehr und mehr zur Regel wird, kommt dieser Zusammenarbeit heute noch größere Bedeutung zu. Wenn die Schule den ganzen Tag der Kinder und Jugendlichen plant und gestaltet, wird es ohne enge Zusammenarbeit von Schule und Musikschule kaum noch möglich sein, Instrumentalunterricht unterzubringen. Aber es geht nicht nur um das Unterbringen von Instrumentalunterrichtsstunden. Es geht auch darum, dass die Schule den Kindern zu erkennen gibt, dass zusätzliche Musikausbildung in der Musikschule von großem Wert ist, nicht nur für den Betreffenden selbst, sondern auch für die Schule, ja für das ganze Land.

Teil 1 Situationsanalyse

1 Unterrichtsangebote am Musikum Salzburg

1.1 Ganzheitliche musikalische Ausbildung

Dazu heißt es im Musikum-Prospekt „Unterricht & Weiterbildung 2008/09“[4] unter der Überschrift „Meine Ausbildung – Flexible Unterrichtsformen und Unterrichtsangebote“:

„Eine ganzheitliche musikalische Ausbildung umfasst viele Unterrichtsinhalte, die zu ihrer Umsetzung entsprechende Unterrichtsformen benötigen. So gibt es Unterrichtsinhalte, die man nur im Einzelunterricht sinnvoll unterrichten kann, während andere leichter, effizienter und motivierender in der Gruppe vermittelbar sind (z.B. Gehörbildung, Rhythmusschulung, Kreativität fördernde Spiele, Sensibilitätsspiele, Improvisieren).“

(Anmerkung: Eine Auflistung der Unterrichtsinhalte, die die Musikumleitung im Hinblick auf eine ganzheitliche musikalische Ausbildung im Auge hat, sind im Lehrplan für Musikschulen aufgelistet. Da ganzheitliche musikalische Ausbildung auch mir wichtig ist, habe ich den diesbezüglichen Abschnitt des Lehrplans in meine Arbeit aufgenommen. Siehe Seite 10 bis 12.)

Im Musikum-Prospekt „Unterricht & Weiterbildung 2008/09“ heißt es weiters: „Die Qualität eines Unterrichts und damit auch der Leistungen von SchülerInnen ergibt sich aus einer entsprechenden Kombination. Die Schwerpunkte sind von SchülerIn zu SchülerIn verschieden, darum wird großer Wert auf Flexibilität gelegt. Diese flexiblen Unterrichtsformen erleichtern das Ensemblespiel und sind eine Motivation für die Musizierenden, ohne dass zusätzlich Schulgeld für eine Ensemblestunde zu bezahlen ist. Die Lehrkräfte können die Zeiten für Einzel- und Gruppenunterricht je nach Zielsetzungen variieren. […]

Der Unterricht am Musikum ist mehr als nur eine Unterrichtsstunde pro Woche. Neben dem Unterricht in der Musikschule motivieren wir unsere SchülerInnen zur Teilnahme an musikalischen Projekten und öffentlichen Veranstaltungen, denn das gemeinsame Musizieren und Hinarbeiten auf Auftritte fördert nicht nur ihre musikalischen, sondern auch ihre sozialen Fähigkeiten. […]

Unsere SchülerInnen erhalten ein umfassendes Bildungsangebot, das ihnen neben dem Besuch eines Hauptfaches auch die Möglichkeit bietet, z.B. kostenlos bei Big Bands, Chören oder Orchestern mitzuspielen und dabei wertvolle musikalische Erfahrungen zu sammeln. Der ganzheitliche, erlebnis- und ergebnisorientierte Unterricht im Musikum führt unsere SchülerInnen zu einem selbständigen und kreativen Umgang mit Musik. Dabei unterrichten wir ebenso traditionsbewusst wie zukunftsorientiert.“

Unter der Überschrift Lehr-„kräfte“ lesen wir:

„Wir stellen hohe musikalisch-pädagogische Anforderungen an unsere Lehrkräfte, um unseren SchülerInnen ein hohes Bildungsniveau zu garantieren. Daher unterrichten bei uns nur Lehrkräfte, die ihre Ausbildung an Universitäten, Konservatorien und anderen gleichwertigen Institutionen abgeschlossen haben. Wir fördern auch deren Weiterbildung, um die Ausbildungsqualität weiter zu entwickeln.“

Damit hält der Landesdirektor des Musikum Salzburg, Michael Seywald, die Grundlinien für eine musikalische Ausbildung fest, die auch ich für wesentlich halte, nämlich: die Ganzheitlichkeit musikalischer Ausbildung und Flexibilität bei den Unterrichtsformen; Flexibilität, die vor allem in den ersten vier Unterrichtsjahren Gruppenunterricht und Einzelunterricht in sinnvoller, schülerorientierter Form kombiniert. Bemerkenswert finde ich auch den letzten, die Weiterbildung der LehrerInnen betreffenden Satz. In den Meinungen zur Didaktik bzw. Methodik der Unterrichtsgestaltung ist viel in Bewegung gekommen. Ich halte es für wichtig, die LehrerInnen über unterschiedliche Sichtweisen zu informieren und diesbezügliche Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten.

Der Lehrplan für Musikschulen[5], der von der Konferenz der österreichischen Musikschulwerke im Dezember 2007 herausgegeben wurde, spricht die mir für einen erfolgreichen Instrumentalunterricht wesentlichen Grundlinien, die Ganzheitlichkeit des Musikunterrichtes und die Flexibilität in den Unterrichtsformen im „Fachspezifischen Teil – Violine“ ebenfalls deutlich und sehr konkret und ins Detail gehend an. So wird im Punkt 4 „Ganzheitliche Pädagogik“ angeführt:

- Musikalische Allgemeinbildung:

Notenlesen, Rhythmustraining, Gehörbildung, Harmonilehre, Geschichte des Instrumentes, Stilkunde, Aufführungspraxis, Literaturkenntnisse.

- Körperbewusstsein, Körperarbeit, Körperschulung

Atmen, Singen, Bewegung und Tanz, Rhythmusempfinden, Haltung, Entspannungsübungen, Mentales Training, Umgang mit Auftrittsängsten.

- Instrumentenspezifische Bewegungsabläufe
- SchülerInnen dort „abholen“, wo sie stehen
- Prozessorientiertes Lernen findet auf verschiedenen Ebenen statt: musika-
lisch, emotional, visuell, auditiv, analytisch, sinnlich, motorisch.
- Förderung der Eigenwahrnehmung
- Förderung der sozialen Empfindsamkeit
- Polyästhetische Inhalte
- Vorbildfunktion der Lehrkraft: Partnerschaft SchülerIn - LehrerIn
- Erweiterung der fachspezifischen Lern- und Lehrinhalte durch:

Ensemblespiel, Kammermusik, Orchester

Ein eigener Abschnitt wird auch dem mir so wichtigen Thema „Körper und Musik“ gewidmet, wobei meine diesbezüglichen Vorstellungen allerdings weiter gehen (siehe Seite 46 – 55), als sie in Punkt 5 des Lehrplans unter der Überschrift „Körper und Instrument, Technik“ angeführt werden. Hier heißt es:

Hervorheben der Wichtigkeit eines entwickelten Körperbewusstseins:

- Körper, Technik und Instrument sollen ein Ganzes werden:

Körpergerechte Haltung und Spieltechnik; Gestaltung der Körperbewegung mit dem Instrument; permanente individuelle Anpassung der Haltung, speziell in der Wachstumsphase; intensive Wahrnehmung von Spannung und Entspannung; Atemschulung; ökonomische Spielweise; Schulung der Unabhängigkeit von linker und rechter Hand; Trockenübungen (ohne Bogen, mit geschlossenen Augen); angemessene Instrumentengröße, geeigneter Kinnhalter, Schulterstützen.

- Überbelastungen sowie Haltungs- und Spielschäden kann durch verschiedene Körpertechniken vorgebeugt werden:

Alexander-Technik, Feldenkrais, Yoga, Tai Chi, Kinesiologie

Die Forderung nach ganzheitlicher Ausbildung findet man aber auch in den übrigen Punkten angesprochen. So heißt es in Punkt 1 „Musikrepertoire - inhaltliche Breite“ u. a.: „Die SchülerInnen sollen im Laufe der Ausbildung mit verschiedenen Stilepochen, Strömungen und Gattungen vertraut gemacht werden, (stilistische Vielfalt), wobei auf eine Ausgewogenheit zwischen der inhaltlichen Breite und einer der SchülerInnen entgegenkommenden Schwerpunktsetzung zu achten ist.“

Als weiterer, im Hinblick auf ganzheitliche musikalische Ausbildung wichtiger Teil ist auch Punkt 6 „Kultur-, musikhistorisches und musikkundliches Wissen“ zu sehen, und ausführlich widmet sich der Lehrplan in Punkt 7 „Lebendiger Unterricht und vielfältige Unterrichtsformen – Einzel-, Partner-, Gruppen-, Ensemble- und Klassenunterricht“ der Flexibilität im Unterricht. Konkret heißt es hier:

Methodische Flexibilität bezieht sich auch auf Unterrichtsformen – diese sind weder grundsätzlich gut noch schlecht, sondern lediglich danach zu beurteilen, ob sie in Bezug auf die definierten Intentionen und anstehenden Inhalte zielführend sind. […]

- Die Stärken des Einzelunterrichts liegen in der bestmöglichen individuellen Förderung der Schülerinnen.
- Der Partner bzw. Gruppenunterricht ist im Anfangsunterricht eine sinnvolle Ergänzung zum Einzelunterricht und eine gewünschte Unterrichtsform, da viele Inhalte wie z.B. Notenlesen, Singen, Rhythmusübungen usw. gemeinsam erarbeitet werden können. Die Motivation kann zudem durch die Gruppendynamik positiv beeinflusst werden.
- Musizieren im Ensemble und kammermusikalisches Musizieren ist von Beginn an wichtig: im Gruppenunterricht, in Duos und Ensembles, im Streichorchester, in der fachübergreifenden Kammermusik.
- Multidimensionaler Unterricht
- Methoden wie z.B. Colourstrings, Suzuki
- Einsatz von Play along-CDs
- Klassenmusikzieren ist eine gesondert zu betrachtende Unterrichtsform, die auch in der Prüfungsordnung anders bewertet werden muss.
- Fachübergreifender Begleitunterricht (Korrepetition, SchülerInnen begleiten SchülerInnen, Popularmusik, Kammermusik)
- Teamteaching
- Gemeinsam Klassenarbeiten (fachübergreifende Klassenabende und Projekte, Austauschprojekte, Reisen)
- Fachspezifische Wettbewerbe

Festhalten möchte ich hier auch noch einen mir wichtigen Satz im Punkt 2 „Musizierformen“. Da heißt es: „Das Musizieren im Ensemble […] soll von Beginn an in den Unterricht integriert werden.“

Der von der Konferenz der österreichischen Musikschulwerke herausgegebene Lehrplan für Musikschulen lässt klar erkennen, dass es den Führungskräften der österreichischen Musikschulen ein großes Anliegen ist, eine umfassende, eine ganzheitliche musikalische Ausbildung anzubieten. Damit unterscheidet sich Instrumentalunterricht heute wesentlich von dem, wie früher junge MusikerInnen ausgebildet wurden. Der folgende Satz, den ich im Hinblick auf die Jugendausbildung in der Blasmusik von einem alten Kapellmeister gehört habe, macht den Unterschied deutlich. „Früher,“ sagte er, „ham ma unsere jungen Musikanten selber abg’richt.“ Das Wort „abg’richt“ lässt wohl deutlich erkennen, was mit Instrumentalunterricht damals gemeint war.

Dem im Lehrplan formulierten hohen Anspruch wird man allerdings wohl nur mit begabten SchülerInnen gerecht werden können, die die gesamte Ausbildung durchlaufen, also Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe. Ich halte es dennoch für wichtig, MusikschullehrerInnen mit einer so umfassenden Vorgabe zu konfrontieren. Die Gefahr, dass Instrumentalunterricht bei einigen wenigen eng gesteckten Zielen und Inhalten hängen bleibt, ist nun einmal gegeben.

Das aktuelle Unterrichtsangebot des Musikum Salzburg trägt den umfassenden Lehrplanforderung in sehr beachtenswerter Weise Rechnung. Ich möchte dieses umfangreiche Unterrichtsangebot daher hier in seiner Gesamtheit wiedergeben und auch die jeweiligen Unterrichtkosten anführen, da sie für viele Eltern bei der Wahl einer bestimmten Unterrichtsform doch auch mitentscheidend sind.

1.2 Das aktuelle Unterrichtsangebot 2008/09 – eine Übersicht

Im Musikum Salzburg werden im Schuljahr 2008/09 folgende Unterrichtsformen angeboten: [6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anmerkung zur Unterrichtsform „Ensembleunterricht“

Der im Unterrichtsangebot als „Ensembleunterricht“ angebotene Unterricht ist im Wesentlichen ein Ensemblespiel, geleitet von einem MusikumlehrerInnen. Die „Ensembleunterrichtsangebote“ und die „weiteren Unterrichtsangebote“ habe ich hier angeführt, weil es aus meiner Sicht Ziel des Instrumentalunterrichtes sein muss, dass der Schüler in einem Ensemble mitspielt, und zwar nicht erst, wenn seine Ausbildung abgeschlossen ist, sondern bereits begleitend zum Instrumentalunterricht. Für höchst wertvoll halte ich es auch, wenn ein Instrumentalschüler zusätzlich zum Instrumentalunterricht in einem Kinder- bzw. Schülerchor oder einer Singschule des Musikum mitsingt. Das erscheint insbesondere vor dem Hintergrund wesentlich, dass es heute in vielen Volks- und Hauptschulen – und mehr noch gilt das für die höheren Schulen – keinen Schulchor gibt.

Anmerkung zu den Unterrichtskosten

a) Der Beitrag der Öffentlichen Hand

Land Salzburg, die Landeshauptstadt und die Gemeinden (das Musikum Salzburg bietet Musikunterricht in allen Salzburger Gemeinden an) haben den Musikunterricht im Musikum Salzburg im vergangenen Jahr mit einem Beitrag von insgesamt € 12,666.722,-[7] gefördert, sind also bereit, für die musikalische Ausbildung insbesondere Jugendlicher im Land Salzburg eine beachtliche Summe auszugeben. Diese Zahl unterstreicht besser als Worte die bildungspolitische Relevanz, die einer musikalischen Ausbildung für eine breite Bevölkerungsschicht beigemessen wird.

Dass sich mit dem Beitrag der Öffentlichen Hand nicht alles, was der Leitung des Musikum Salzburg wichtig wäre, realisieren lässt und nicht alle Schüler ohne Wartezeit einen Unterrichtsplatz erhalten können, schmälert das prinzipielle Engagement nicht, vor allem auch deshalb nicht, weil der Beitrag der öffentlichen Hand und damit verbunden die Schülerzahlen und die Vielfalt des Unterrichtsangebotes in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind.

Die Unterrichtskosten, die die Eltern zu tragen haben, sind hoch und für viele Eltern – vor allem wenn mehrere Kinder einer Familie Musikunterricht erhalten – sicher nicht leicht aufzubringen. Im Hinblick auf die hohen tatsächlichen Kosten und die beachtlichen Beiträge von Land und Gemeinden müssen sie aber doch respektiert werden.

Wenn dennoch so viele Eltern bereit sind, ihre Kinder im Musikum Salzburg unterrichten zu lassen, zeigt das, dass vielen Eltern eine musikalische Ausbildung ihrer Kinder sehr wichtig ist und dass sie die Qualität des Musikunterrichtes im Musikum Salzburg schätzen.

b) Das Verhältnis Gesamtkosten – Elternbeitrag

im Vergleich von Einzelunterricht und Gruppenunterricht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Vergleich zeigt, dass der Beitrag, den die Öffentliche Hand (Land und Gemeinden) zu den Ausbildungskosten dazuzahlt, beim Einzelunterricht am höchsten (76% der tatsächlichen Lehrerkosten) und beim „Kombi-Unter-richt“ deutlich niederer ist (64% der tatsächlichen Lehrerkosten). Der „Kombi-Unterricht“ ist auch für die Eltern deutlich billiger als der Einzelunterricht.

* Anmerkung zum Elternbeitrag beim Kombiunterricht A3: Der Beitrag von € 840,- für 1 Stunde ergibt sich aus: 3 Schüler à 392,- = 1.176,- für 1,4 Unterrichtstunden; bei 1,0 Unterrichtsstunden sind das 840,-)

1.3 Wie wurde das Angebot genützt

Anzahl der SchülerInnen, die im Schuljahr 2006/07 einen

Instrumentalunterricht besucht haben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Zahlen zeigen, dass im Musikum Salzburg der Einzelunterricht nach wie vor die zahlenmäßig dominierende Unterrichtsform ist (55%); an 2. Stelle liegt die Zweiergruppe (27%) und an 3. Stelle der „Kombi-Unterricht“ (18%).

Innerhalb des Einzelunterrichtes überwiegen die 40-Minutenstunden und die 30-Minutenstunden (80%). „Kombi-Unterricht“ wird im Musikum Salzburg seit dem Jahr 1998 angeboten.

Dass der „Kombi-Unterricht“, d.h. der Kombinierte Einzel- und Ensembleunterricht, nicht mehr angenommen bzw. genützt wird, war für mich – da ich selber in einer sinnvollen und flexiblen Verbindung von Einzel- und Gruppenunterricht die beste Unterrichtsform sehe – Herausforderung, mich selber intensiver über sachliche Argumente, die für den Gruppenunterricht und insbesondere für den „Kombi-Unterricht“ sprechen, zu informieren und mich für ein stärkeres Bewusstmachen der Vorteile dieser Unterrichtsform einzusetzen.

2 Die Unterrichtsformen

In diesem Abschnitt werden die Unterrichtsformen, die das Musikum Salzburg anbietet, kurz charakterisiert.

2.1 Der Einzelunterricht

Einzelunterricht ist im Musikum Salzburg die dominierende Unterrichtsform. 55% der Schüler haben im Schuljahr 2006/07 diese Unterrichtsform gewählt. Einzelunterricht wird mit 5 verschiedenen zeitlichen Möglichkeiten angeboten (30, 40, 50, 60 oder 70 Minuten je Woche). Siehe 1.1 Aktuelle Unterrichtsformen am Musikum Salzburg.

Vor- und Nachteile dieser Unterrichtsform werden in den Abschnitten 1.2 „Welches ist die beste Unterrichtsform“ und 1.3 „Studie zum Thema Einzelunterricht und Gruppenunterricht“ aufgezeigt.

2.2 Die Zweiergruppe

Auch die Zweiergruppe ist im Musikum Salzburg eine von vielen Musikschülern gern gewählte Unterrichtsform. 27% der Schüler haben im Schuljahr 2006/07 diese Unterrichtsform, bei der 2 Schüler gemeinsam unterrichtet werden, gewählt. Bei der Zweiergruppe gibt es im Musikum Salzburg nur eine Wochenunterrichtszeit, nämlich 50 Minuten.

Anmerkung: Zur Zweiergruppe schreibt Wolfgang Schmidt-Köngernheim[9] in einem Beitrag in „Üben & Musizieren“. „Die Unterrichtung von zwei Schülern durch eine Lehrkraft, auch Partnerunterricht genannt, kann nur dann mit Recht als Gruppenunterricht bezeichnet werden, wenn die Lehrkraft es versteht, sich immer wieder bewusst in die Rolle eines dritten Gruppenmitgliedes zu begeben. […] Deshalb ist in aller Regel mit der Verwandlung des Duos in ein Trio, also durch Hinzunahme eines dritten Schülers, eine Erleichterung und Normalisierung der Unterrichtssituation verbunden. […] Bei drei und mehr Gruppenmitgliedern entsteht eine andersartige Gruppendynamik als in einem Partnerschaftsverhältnis.“

2.3 Kombinierter Einzel- und Ensembleunterricht am Musikum Salzburg

Der vom Musikum Salzburg angebotene Kombinierte Einzel- und Ensembleunterricht (abgekürzt „Kombi-Unterricht“) wird von der Musikumleitung in einem Informationsblatt[10] für Lehrer folgendermaßen definiert: „Der kombinierte Unterricht ist eine Unterrichtsform, die Einzelunterricht und Gruppenunterricht in flexibler Form verbindet.“

Konkret geht es darum, die Vorteile des Einzelunterrichts mit den Vorteilen des Gruppenunterrichts zu verbinden. Die Ausgangslage ist die, dass eine ganzheitliche und ausgewogene musikalische Bildung viele Unterrichtsinhalte einschließt, die zur Umsetzung entsprechende Unterrichtsformen als Voraussetzung benötigen. Es gibt Unterrichtsinhalte, die man nur im Einzelunterricht sinnvoll unterrichten kann und es gibt Inhalte, die leichter, effizienter und motivierender in der Gruppe vermittelbar sind. Die Qualität eines Unterrichts und damit auch des Schülers ergibt sich aus einer bestimmten Kombination von Unterrichtsinhalten. Schwerpunkte sind von SchülerIn zu SchülerIn verschieden zu setzen, darum braucht man mehr Flexibilität.

Siehe Kombinierter Einzel- und Gruppenunterricht im Teil 2 der Arbeit.

2.4 In Planung: Streicherklassen

Die Streicherklasse, nach einem methodischen Konzept von Paul Rolland, ist eine für das Musikum Salzburg neue Unterrichtsform, die hier im Schuljahr 2008/09 erstmals erprobt werden soll. In Bayern werden Streicherklassen (und Bläserklassen) bereits seit mehreren Jahren mit guten Ergebnissen geführt.

Enge Zusammenarbeit von Musikschule (Musikum Salzburg) und Volksschule ist Voraussetzung für das Einrichten einer Streicherklasse. Sie steht am Beginn des Instrumentalunterrichtes, ist 2-jährig mit 2 Wochenstunden angelegt und zielt natürlich darauf ab, dass die Schüler nach diesen 2 Jahren weiterhin Violin- bzw. Cellounterricht nehmen. Eine Streicherklasse kann geführt werden, wenn sich mindestens 12 SchülerInnen anmelden.

Nähere Informationen siehe Teil 2 – Die Streicherklasse.

3 Welche Unterrichtsform ist die beste?

Sicher kann eine solche, provokant anmutende Frage nicht pauschal beantwortet werden. Dennoch erscheint sie mir als Reflexionsfolie legitim.

Bis vor etwa 15 Jahren galt in der Musikschule Salzburg (damals unter der Bezeichnung Salzburger Musikschulwerk) aber auch in vielen anderen Musikschulen Österreichs und Deutschlands der Einzelunterricht als die erstrebenswerteste Form des Instrumentalunterrichts. Man war der Meinung, dass man damit den einzelnen Schüler am besten fördern kann. Zu Beginn der 90er Jahre meldeten sich in Deutschland und Österreich mehr und mehr Musikpädagogen zu Wort, die im Gruppenunterricht viele Vorzüge sehen, auf die man bei der Ausbildung nicht verzichten dürfe. (In der Musikzeitschrift „Üben & Musizieren. Zeitschrift für Musikschule, Studium, Berufspraxis und Elternhaus“, Mainz, Musikverlag B. Schott’s Söhne, finden sich in den 90er Jahren zahlreiche Beiträge, die die Änderungen in der Bewertung des Gruppenunterrichtes in der Musikausbildung widerspiegeln.) Gleichzeitig wurde in dieser Zeit von Seiten der Politik an die Musikschulen die Forderung herangetragen, mit Kosten sparenderen Unterrichtsformen zu arbeiten. Gruppenunterricht wäre eine Unterrichtsform, mit der man erhebliche Kosten einsparen könnte. (Siehe die Anmerkungen zu den Unterrichtskosten bei Punkt 1.2 auf Seite 17 und 18.)

Dieses Zusammentreffen von pädagogischen und finanziellen Argumenten machte es schwierig, Diskussionen sachlich und emotionsfrei zu führen, weil ökonomische Begründungen für die Notwendigkeit von Gruppenunterricht bei den Pädagogen von vornherein Abwehr erzeugen. Es kam – wie aus Beiträgen in Musikzeitschriften dieser Jahre zu erkennen ist (insbesondere gilt das für die Musikzeitschrift „Üben & Musizieren. Zeitschrift für Musikschule, Studium, Berufspraxis und Elternhaus“, Mainz, Musikverlag B. Schott’s Söhne) – zu heftig geführten Auseinandersetzungen über Vor- und Nachteile der beiden Unterrichtsformen. Die Beiträge zeigen auch, dass es gar nicht leicht war, Musiklehrer von den Vorteilen des Gruppenunterrichtes zu überzeugen, obwohl sich von Beginn der Diskussionen abgezeichnet hat, dass es hier ja nicht um ein Entweder-Oder geht, sondern um ein sinnvolles Kombinieren dieser beiden Formen.

In der Musikschule Salzburg (Musikum Salzburg) wird bereits ab dem Jahr 1998 „Kombinierter Einzel- und Gruppenunterricht“ angeboten. Das Verhältnis Einzelunterricht zu „Kombi-Unterricht“ betrug im Schuljahr 2006/07 4.205 zu 1.428, wie in Punkt 1.3 auf Seite 18 aufgezeigt wird.

[...]


[1] Unter anderem: Hans Günther Bastian: Kinder optimal fördern - mit Musik. Intelligenz, Sozialverhalten und gute Schulleistungen durch Musikerziehung. Schott Musik International – Atlantis Musikbuch-Verlag.

[2] http://www3.mdw.ac.at/upload/MDWeb/stdmp/pdf/theseb_3.07.pdf; S. 1; download 12.06. 2008

[3] http://www3.mdw.ac.at/upload/MDWeb/stdmp/pdf/theseb_3.07.pdf; S. 2; download 12. 06. 2008

[4] Musikum Salzburg: Unterricht & Weiterbildung 2008/09. Meine Ausbildung – Flexible Unterrichtsformen und Unterrichtsangebote; S. 11

[5] http://www.komu.at/lehrplan/KOMU-Lehrplan-Violine.pdf; download 12. 03. 2008

[6] Musikum Salzburg: Unterricht & Weiterbildung 2008/09. „Unterrichtsformen und Tarife“; S. 4-5

[7] Die Zahlen wurde mir vom Kaufmännischen Direktor des Musikum Salzburg, Mag. Christian Türk, auf meine mündliche Anfrage Ende Juni 2008 hin genannt.

[8] Die Zahl wurde mir vom Kaufmännischen Direktor des Musikum Salzburg, Mag. Christian Türk, auf meine mündliche Anfrage Ende Juni 2008 hin genannt.

[9] Schmidt-Köngernheim, Wolfgang: Gruppenunterricht ja - aber wie? in: Üben & Musizieren. Zeitschrift für Mu-sikschule, Studium, Berufspraxis und Elternhaus, Musikverlag B. Schott’s Söhne, Mainz, Heft 1, Januar 2001; S. 58

[10] Informationsblatt für Musikschullehrer zum „Kombi-Unterricht“ von Musikschul-Landesdirektor Michael Seywald, 1999 herausgegeben vom Salzburger Musikschulwerk.

Ende der Leseprobe aus 93 Seiten

Details

Titel
Mein Modell eines erfolgreichen Violinunterrichts
Untertitel
Die ersten 4 Unterrichtsjahre
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
93
Katalognummer
V115768
ISBN (eBook)
9783640177110
ISBN (Buch)
9783640177011
Dateigröße
1162 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mein, Modell, Violinunterrichts
Arbeit zitieren
Mag. Maria Dengg (Autor:in), 2008, Mein Modell eines erfolgreichen Violinunterrichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115768

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Titel: Mein Modell eines erfolgreichen Violinunterrichts



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