Zeitreisen: Standpunkte der Forschung - Schlussfolgerungen

Ermöglicht die Zeitreisenforschung ein ewiges (virtuelles) Leben?


Essay, 2008

21 Seiten, Note: "-"


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Das Paradoxon-Problem

3. Albert Einstein und Kurt Gödel: Statisches oder rotierendes Universum?
3.1. Einstein – Gödel: Charakteristika
3.2. Einstein – Gödel: Die wissenschaftliche Differenz

4. Roy Kerr: Rotierende Schwarze Löcher

5. Kip Thorne: Über die Beschaffenheit von Wurmlöchern

6. Alexander Shatskiy: Identifikationsmerkmale für ein Wurmloch

7. Der Casimir-Effekt

8. Amos Ori: Modell für eine Zeitmaschine

9. Die Kausalitäts-Problematik und die Bewusstseins-Problematik

10. Schrödingers Katze und das Paralleluniversum

11. Ronald L. Mallett: Zeitlich begrenzte Zeitreisen in die Vergangenheit

12. Reisen in die Zukunft

13. Von der Zeitreise zu einem ewigen (virtuellen) Leben

14. Fazit

Literaturverzeichnis

Zeitreisen: Standpunkte der Forschung – Schlussfolgerungen

Ermöglicht die Zeitreisenforschung ein ewiges (virtuelles) Leben?

1. Einleitung

Albert Einstein zufolge ist die Zeit relativ. Das bedeutet, dass zwei unterschiedliche bewegte Beobachter eine Zeitspanne, die zwischen denselben Ereignissen liegt, als verschieden lang empfinden können. Bei der Zeittheorie sind die Gedankenmodelle der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie zu unterscheiden. Das eben genannte Zeit-Empfindungsmodell ist der speziellen Relativitätstheorie zuzuordnen. Die allgemeine Relativitätstheorie handelt von beschleunigten Systemen und definiert die Gravitation als eine Krümmung von Raum und Zeit. Die Krümmung resultiert aus der Existenz von Massen.[1] Kurt Gödel erfand die Weltformel für Zeitreisen auf der Grundlage von Einsteins Relativitätstheorie. Stephen Hawking schwankt zwischen der Machbarkeit von Zeitreisen und deren Verneinung. Roy Kerr versucht die Existenz von Schwarzen Löchern zu beweisen, während Kip Thorne darüber reflektiert, wie ein Wurmloch beschaffen sein müsse, damit man durch die Zeit reisen kann. Aktuelle Visionen von einer Zeitmaschine stellen die Physiker Amos Ori und Ronald L. Mallett vor.[2] Auf der Grundlage der Zeitreisen-Philosophie ergibt sich die Frage, u. a. auch resultierend aus der Forschung mit dem Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) am CERN (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire)[3] in der Schweiz, inwieweit Zeitreisen realisierbar sind und welche neurologischen und das menschliche Bewusstsein betreffende Faktoren im Rahmen der Kausalitätsproblematik relevant sind. Daraus resultierend lohnt es sich zu überlegen, inwieweit die Zeitreisenforschung ein ewiges (virtuelles) Leben ermöglichen könnte.

2. Das Paradoxon-Problem

Um beispielsweise eine Zeitreise in die Zukunft zu begehen, müsste man sich mit 99,9 Perioden pro Centum Lichtgeschwindigkeit bewegen. Die Relativitätstheorie ermöglicht uns theoretisch eine Zeitreise in die Zukunft. Wenn sich ein Astronaut als „Zeitreisender“ in einem Flugkörper mit 99, 999999 Prozent der Lichtgeschwindigkeit ein Jahr lang von der Erde entfernte und schließlich mit derselben Geschwindigkeit zu ihr zurückflöge, würde seine Uhr relativ zu der auf der Erde zurückgebliebenen langsamer laufen. Bei seiner Rückkehr (problematisch natürlich hier der Einfluss des Richtungswechsels am Umkehrpunkt) wäre der Astronaut aufgrund der Zeitdilatation um zwei Jahre gealtert, während auf der Erde ca. 14.000 Jahre vergangen wären. Dies würde für den Astronauten bedeuten, dass er – aus seiner Perspektive gesehen – in der irdischen Zukunft landet. Doch Einstein sowie der Lorenz-Kontraktion zufolge gibt es keinen Körper, der sich so schnell bewegen kann. Aus der speziellen Relativitätstheorie sowie den gekrümmten Raumzeiten geht zunächst hervor, dass Zeitreisen nicht funktionieren. Eine Zeitreise beispielsweise in die Vergangenheit wird Stephen Hawking zufolge schon deshalb konterkariert, weil das Zeitparadoxon dies nicht zulässt. Man stelle sich vor, der Nachfahre eines Attentäters reist in die Vergangenheit zurück, in die Zeit vor seine Geburt, um seinen Vater zu liquidieren, um das Attentat ungeschehen zu machen. Daraus würde folgen, dass der Attentäter keinen Sohn hat zeugen können, nachdem er von ihm eliminiert worden ist, bzw. es kann kein Sohn existieren, der seinen Erzeuger in der Vergangenheit umgebracht hat.

Daher bestätigt Hawking die Hypothese vom Chronologieschutz[4], die besagt, dass der Naturgesetzlichkeit zufolge makroskopische Körper, die größer sind als 0,01 mm, keine Informationen in die Vergangenheit transportieren können.[5] Allerdings sei, so Hawking zehn Jahre später, theoretisch (ungeachtet der Chronologieschutz-Theorie) eine Zeitreise dann doch möglich, wenn die Raumzeit so stark gekrümmt sei, dass ein Zeitsprung vollzogen werden kann.[6]

3. Albert Einstein und Kurt Gödel: Statisches oder rotierendes Universum?

3.1. Einstein – Gödel: Charakteristika

[7]Einstein und Gödel lehrten in Princeton. Gödel war 27 Jahre jünger als Einstein und ein begnadeter Mathematiker. Lohnenswert nun ist, zumindest menschlich gesehen eine Bereicherung, die beiden Charaktere Einstein und – den lange Zeit vergessenen, aber mittlerweile wieder ins Bewusstsein rückenden – Gödel zu vergleichen. Die Persönlichkeitsstruktur beider in Beziehung zueinander gesetzt ist mittelbar eine chiastische. Das bedeutet, dass Einsteins inneres Wesen dem äußeren Gödels entsprach und Gödels inneres Wesen dem äußeren Einsteins. Während Einstein, musisch talentiert und in seiner Freizeit virtuos Geige spielend, ein Anhänger von Mozart und Brahms war, bevorzugte Gödel Schlagzeugmusik und Mickey Mouse. Äußerlich hingegen nahm es Einstein mit den Konventionen nicht so genau. Er trug alte schlabberige Hosen, ebensolche Pullover, und seine Füße steckte er ohne Socken in seine Schuhe. Der Gang zum Friseur gehörte für Einstein außerdem, wie wir es von den Bildern kennen, nicht gerade zu seinen Passionen. Gödel hingegen war stets, auch im Sommer, in korrekt sitzenden Anzügen, Mantel und Schal gehüllt, sein Haarschnitt war militärisch kurz, obwohl er alles andere als militärisch war. Gödel war ein magerer und weitgehend humorloser Asket, Einstein hingegen wohl genährt, lustig mit kindlich neugierigen Augen. Während Gödel schrill kicherte, wenn er denn doch mal etwas als lustig empfand (z. B. Mickey Mouse), lachte Einstein voluminös aus der Tiefe seines Bauches heraus. Einstein vertrat zudem den Standpunkt, dass er eines Tages, wenn ihm sein letztes Stündlein geschlagen habe, mit minimaler medizinischer Hilfe ins Gras beißen wolle und bis dahin wolle er – seiner ruchlosen Seele entsprechend – auf „Teufel komm’ heraus“ drauf los sündigen, indem er raucht wie ein Schlot, schuftet wie ein Ackergaul und wahllos alle kulinarischen Köstlichkeiten in sich hineinstopfe. Gödel hingen hielt eine strenge Diät und beschränkte seine Ernährung vorwiegend auf Kartoffeln und Milchprodukte. Da er Angst hatte vergiftet zu werden, musste seine Frau Adele stets als Vorkosterin fungieren. Doch Einstein

3.2. Einstein – Gödel: Die wissenschaftliche Differenz

Als nun Einsteins wissenschaftlicher Weggefährte in Princeton, der geniale Jahrhundert-Mathematiker Kurt Gödel, sich mit der Relativitätstheorie befasste, resultierte daraus die Schlussfolgerung, dass Zeitreisen möglich seien, vorausgesetzt Massen in der Raumzeit rotieren so, dass Zeitschleifen entstehen, sozusagen Strudel, die Kreise bilden, auf welchen man mit Raumschiffen, die sich mit annähernd Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, auf dem Zeitkreis in eine beliebige Zeit der Vergangenheit reisen könne. Gödel schenkte Einstein zu seinem 70. Geburtstag eine mathematische Zeitreise-Formel, deren Grundlage die Definition des Gödel- Universums ist.[9]

Diese Überlegungen resultierten aus der Grundlage von Einsteins Gleichungen in der allgemeinen Relativitätstheorie. Gödels Formel und damit die Möglichkeit von Zeitreisen, deren auf Paradoxa fußenden Kausalitätsproblematik Einstein augenblicklich im Geiste antizipierte, beunruhigte Einstein so sehr, dass er die Formel schnell wieder vergaß. Dennoch ließ es sich Einstein nicht nehmen, seinem wissenschaftlichen Freund Gödel zu widersprechen (und sich somit selber zu beruhigen), indem er argumentierte, das Universum sei statisch und würde sich der Urknall-Theorie zufolge – vor und nach Entfernung der Einsteinschen Konstanten durch Einstein – immer weiter ausdehnen, es sei nicht rotierend. Folglich sei Gödels Formel wirkungslos, da durch sie ein rotierendes Universum vorausgesetzt wird. Doch diese Auffassung Einsteins ist als Schlussfolgerung genauso hypothetisch wie die von Gödel, das bedeutet: man kann weder das eine noch das andere beweisen.

Doch dieser Faktor der Nicht-Beweisbarkeit rüttelte nicht im Mindesten an Gödels Selbstverständnis. Schließlich gelang ihm bereits viele Jahre zuvor (1931) ein Bravourstück, indem er Hilberts Formalismus flugs und vollends auf den Kopf stellte. Gödel formulierte mit Hilfe komplizierter mathematischer Federführung den Unvollständigkeitssatz.[10] Dieser Satz sagt aus, dass die Wahrheit von mathematischen Sätzen nicht an ihre Beweisbarkeit gebunden sei. Wie ist diese Auffassung sprachlich intellektuell nachzuvollziehen bzw. zu begründen? In der Forschung hat man sich bisher wenig Mühe gemacht, diese Frage präzise und damit konkret zu beantworten. Abstrakt wird beispielsweise formuliert, es gebe in der mathematischen Theorie Sätze, die wahr sind, obwohl sie nicht bewiesen werden können. Gödel habe mit mathematischer Stringenz die Nicht-Beweisbarkeit eines „wahren“ mathematischen Satzes vorgeführt. Was bedeutet dies nun konkret? Wenn die Logik der Erkenntnis „wasserdicht“ ist und sich diese im Rahmen einer nicht beweisbaren Variante bewegt, ist damit nicht zwangsläufig ausgesagt, dass die Erkenntnis falsch ist, weil die Unbeweisbarkeit ihres Rahmens nicht bewiesen ist. Folglich ist eine potentiell gedachte Wahrheit auch eine Wahrheit. Bis zur Klärung der Umstände ist die gedachte Wahrheit als Teilwahrheit zwar eine unvollständige, aber immerhin eine Wahrheit. Philosophisch betrachtet bedeutet dies, dass der menschlichen Erkenntnis keine Grenze gesetzt ist.

[...]


[1] Vgl. BRIAN, DENIS: Einstein – Sein Leben, Berlin, 2005. ALBERT EINSTEIN : Grundzüge der Relativitätstheorie, Berlin 1990.

[2] Literatur der Autoren KURT GÖDEL, STEPHEN HAWKING, KIP THORNE, ORI, MALLET: Siehe Literaturverzeichnis.

[3] Vgl. PETRA GIEGERICH: Teilchenbeschleuniger LHC am CERN geht in Betrieb: Aufbruch in ein neues Forschungszeitalter auch für Mainz (Pressemitteilung), Universität Mainz 2008: http://idw- online.de/pages/de/news276772

[4] Ausführlicher dazu und zu den physikalischen Komplikationen: Vgl. STEPHEN W. HAWKING: The Chronology Protection Conjecture (Physical Review D 46), 1992, S. 603-611.

[5] Vgl. STEPHEN W. HAWKING: Protecting the Past: Is time Travel possible? (Astronomy, Vol.30, No.4), 2002, S. 46-49.

[6] Vgl. MATT VISSNER: Lorentzian Wormholes. From Einstein to Hawking (United Book), Baltimore 1996.

[7] Vgl. BERND BULT (Hg. u. a.): Kurt Gödel, Wahrheit und Beweisbarkeit2 , Kompendium zum Werk, Wien 2002. empfand Gödels Denken als derart scharfsinnig, tiefgründig und originell, dass er einmal äußerte, er begebe sich nur noch zum Institut, „um das Privileg zu haben, mit Gödel zu Fuß nach Hause gehen zu dürfen“.8

[8] Vgl. ALICE CALAPRICE (Hg.): Einstein sagt. Zitate, Einfälle, Gedanken, München 2004.

[9] Vgl. KURT GÖDEL: An Example of a new Type of Cosmological Solutions of Einstein’s Field Equations of Gravitation (Reviews of Modern Physics 21/3), 1949.

[10] Vgl. RAYMOND SMULLYAN: Gödel´s Incompleteness Theorems. Oxford Logic Guides. Oxford University Press, 1992.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Zeitreisen: Standpunkte der Forschung - Schlussfolgerungen
Untertitel
Ermöglicht die Zeitreisenforschung ein ewiges (virtuelles) Leben?
Note
"-"
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V115784
ISBN (eBook)
9783640173198
ISBN (Buch)
9783640173303
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zeitreisen, Standpunkte, Forschung, Schlussfolgerungen
Arbeit zitieren
Dr. Eick Sternhagen (Autor:in), 2008, Zeitreisen: Standpunkte der Forschung - Schlussfolgerungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115784

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