In dieser Arbeit wird geklärt, wie der Antisemitismus in Deutschland sich heute zeigt und welche Gründe es für eine solche Denkweise gibt. Gerade Deutschland hat zum Antisemitismus aufgrund der NS-Herrschaft im letzten Jahrhundert eine besondere Verbindung. Doch nicht mal der Holocaust scheint schlimm genug gewesen zu sein, um den Antisemitismus auf "Nimmerwiedersehen" verabschieden zu können. Denn noch immer vergleichen sich Coronagegner in Deutschland mit Juden in den 1930er Jahren und noch immer gibt es gewalttätige Attentate auf friedliche Gotteshäuser, wie es unter anderem 2019 in der Synagoge in Halle passiert ist. Antisemitismus hat an diesem Tag wieder zwei Menschen das Leben gekostet. Dabei sind solche Ereignisse vermutlich sogar nur die Spitze des Eisberges und baut auf vielen, kleineren antisemitischen Taten, Äußerungen und Denkweisen auf.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition und Formen des Antisemitismus
3. Judentum heute
3.1 Politischer Umgang mit dem Judentum
4. Antisemitismus heute
4.1 Zuspruch aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen
4.2 Gründe für Antisemitismus
4.3 Häufigkeit antisemitischer Straftaten.
4.4 aktueller Antisemitismus in den Nachrichten
4.5 aktueller Antisemitismus im Bezug zu Israel
4.6 aktueller Antisemitismus im Bezug zur Corona-Pandemie
5. Diskussionsfrage
6. Fazit
Literaturverzeichnis
Anhang
Der Anhang wurde aus urheberrechtlichen Gründen von der Redaktion entfernt.
1. Einleitung
Es wird das Jahr 2021 geschrieben und wir sind weit davon entfernt Diskriminierung aus dem Alltag streichen zu können. Gerade Deutschland hat zum Antisemitismus aufgrund der NS-Herrschaft im letzten Jahrhundert eine besondere Verbindung. Doch nicht mal der Holocaust scheint schlimm genug gewesen zu sein, um den Antisemitismus auf „Nimmerwiedersehen“ verabschieden zu können. Denn noch immer vergleichen sich Coronagegner in Deutschland mit Juden in den 1930er Jahren und noch immer gibt es gewalttätige Attentate auf friedliche Gotteshäuser, wie unter anderem es 2019 in der Synagoge in Halle passiert ist. Antisemitismus hat an diesem Tag wieder zwei Menschen das Leben gekostet. Dabei sind solche Ereignisse vermutlich sogar nur die Spitze des Eisberges und bauen auf vielen, kleineren antisemitischen Taten, Äußerungen und Denkweisen auf. Aus diesem aktuellen Anlass möchte ich die Thematik Antisemitismus im folgenden aufarbeiten. Es soll geklärt werden, wie der Antisemitismus sich heute zeigt und welchen Gründen eine solche Denkweise zugrunde liegt.
2. Definition und Formen des Antisemitismus
Antisemitismus ist die formelle Bezeichnung der Judenfeindlichkeit. Die Bundeszentrale für politische Bildung (BFPB) beschreibt den Antisemitismus als „eine antimoderne Weltanschauung, die in der Existenz der Juden die Ursache aller Probleme sieht1.“ Antisemitismus richtet sich dabei an alle Juden als Kollektiv und sieht diese außerhalb der nationalen Weltordnung. Oftmals wird den Juden in antisemitischen Ansichten großes Machtstreben zugesprochen. Die Juden werden dabei als Sündenbock für soziale, politische, religiöse und kulturelle Probleme instrumentalisiert2. Antisemitismus lässt sich dabei durch unterschiedliche Motive in drei Formen einteilen, die für das weitere Verständnis der Ausarbeitung wichtig sind.
Der klassische Antisemitismus, auch als moderner Antisemitismus bekannt, beschreibt den Ende des 19. Jahrhunderts aufkommenden Antisemitismus. Dieser ist rassistisch begründet3. Die Juden gehörten nicht zur „arischen Rase“, sie gehören als Kollektiv, dem bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, „nicht dazu“ und wurden daher diskriminiert. Dies trieb unter anderem der Holocaust auf die Spitze.
Zweite Form des Antisemitismus ist der sekundäre Antisemitismus. Diese Haltung wirft den Juden vor, die Deutschen permanent an die Holocaustverbrechen zu erinnern und keine „Normalität“ einkehren zu lassen. Mit dem sekundären Antisemitismus geht also eine Verleugnung und Relativierung des Holocaust einher. Die Vertreter dieses der Form des Antisemitismus schreiben den Juden zu, die Erinnerung an den Völkermord zum eigenen Vorteil zu nutzen. Sie fordern einen Schlussstrich unter den Verbrechen der NS-Zeit und sehen sich in der Position diesen fordern zu können, da das Leid der Deutschen im Zweiten Weltkrieg mit dem Leid der Juden im Holocaust ihrer Meinung nach aufgewogen werden kann4.
Der israelbezogene Antisemitismus bezieht sich auf den vermeintlichen jüdischen Hass auf die nichtjüdische Bevölkerung Israels. Das Täter/Opfer- Schema wird bei dieser Form des Antisemitismus im Bezug auf die Juden umgekehrt. Es heißt: „ Juden verhielten sich gegenüber den Palästinensern nicht anders als die Nationalsozialisten gegenüber den Juden5.“ Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts herrschen Territorialkonflikte zwischen den Palästinensern und den mehrheitlich der jüdischen Religion zugehörigen Israelis6. Die Juden sehen in der Region um Jerusalem ihr religiös begründetes, heiliges Land. Die jüdische Einwanderungsrate in diese Region ist daher schon lange hoch und durch den Druck des Antisemitismus wurde sie noch verstärkt7. Nachdem Israel auf gewalttätige Konflikte mit den Palästinensern mit Ausgangssperren, einer Zensur der Medien und der Zerstörung der Häuser von militanten Palästinensern reagierte, gab es unter anderem einen großen Aufstand, welcher in formalen Friedensverhandlungen endete. Auch wenn es seitdem eine Zweistaatenregelung gibt, ist der Staat Palästina nicht eigenständig und unabhängig von Israel und die Konflikte gehen weiter. Die Friedensverhandlungen zwischen den Israelis und Palästinensern sind mittlerweile zum Stillstand gekommen, die Radikalisierung der beiden Konfliktparteien steigt und auf Angriffe der Palästinenser reagiert Israel weiterhin mit Ausgangssperren sowie Hauszerstörungen. Damit einhergehend lehnt Israel auch die weitere Einwanderung von Palästinensern ab8.
3. Judentum heute
Das Judentum in Deutschland stellt eine Minorität dar. Die Mitgliederzahlen jüdischer Gemeinden und Landesverbände stiegen bis zum Jahr 2008 auf 106.435 Mitglieder an. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Anzahl jüdischer Gemeindemitglieder im Vergleich zu 1950 mehr als versiebenfacht. Nach dem Holocaust blieben von den im Jahr 1933 560.000 gezählten, jüdischen Gemeindemitgliedern nur noch ca. 15.000 in Deutschland übrig9. In nunmehr den letzten 12 Jahren nimmt die Zahl der Juden in Deutschland jedoch wieder ab, so sind für das Jahr 2020 93.695 Mitglieder jüdischer Gemeinden und Landesverbände verzeichnet10. Mit dieser Zahl ist Deutschland immer noch Heimat der drittgrößten jüdischen Gemeinschaft in Europa11. Mit der sinkenden Zahl entfernt sich die Mitgliederanzahl immer weiter von dem Prä-Holocaust Stand. Zum einen liegt die Ursache der Rückläufigen
Mitgliederzahlen im demographischen Wandel, so waren 2020 die Hälfte der Gemeindemitglieder über 60 Jahre alt12. Zudem sind die Meisten deutschen Juden Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Es wandern jedoch immer weniger Menschen nach Deutschland ein, was weiteren Grund der rückläufigen Zahlen darstellt. Als Gründe für die schwindende Nachfrage gibt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ein geringeres Einwanderunginteresse sowie geänderte Zugangsbeschränkungen an13. So benötigen jüdische Einwanderer seit 2005 mit in Kraft treten des Einwanderungsgesetztes Deutschkenntnisse, eine positive Integrationsprognose sowie einen Nachweis, in eine deutsche, jüdische Gemeinde aufgenommen werden zu können14.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Mitgliederstatistik 2020 der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V. Darstellung: eigene Darstellung, in
Anlehnung an die Mitgliederstatistik 2020 der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V.
[...]
1 BFPB, Prof. Dr. Werner Bergmann (27.11. 2006)
2 Vgl: BFPB, Prof. Dr. Werner Bergmann (27.11. 2006)
3 Vgl: BFPB, Historikerin Juliane Wetzel (23.11.2017)
4 Vgl: BFPB, Juliane Wetzel (23.11.2017)
5 BFPB, Prof. Lars Rensmann (11.02.2021)
6 Vgl: Website: PEW-TEMPLETON GLOBAL RELIGIOUS FUTURES, Artikel: Religious Demography: Affiliation, Israel
7 Vgl: BFPB, Prof. Dr. Michael Brenner (28.05.2018) Artikel: Eine Bewegung schafft sich ihren Staat: der Zionismus
8 Vgl: BFPB, Prof. Dr. Maximilian Felsch (26.05.2021)
9 Vgl: Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
10 Vgl: Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V., Mitgliederstatistik 2020
11 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundesministerium für Innern, Bau und Heimat (2019)
12 Vgl: Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e. V., Mitgliederstatistik 2020
13 Vgl: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Bundesministerium für Innern, Bau und Heimat (2019)
14 Vgl: Mediendienst Integration
- Arbeit zitieren
- Sina Weber (Autor:in), 2021, Antisemitismus in Deutschland 2021. Gründe und Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1158311
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