(...) Knapp zusammengefasst: Euphorie und Tatendrang kurz nach der Revolution, Stagnation aufgrund wirtschaftlicher Unzulänglichkeiten und politischen Hindernissen, Desillusionierung und Entzug der politischen Unterstützung zu Beginn der Dreißiger Jahre. „Kriegskommunismus“, „Neue ökonomische Politik“ (NĖP) und Erster Fünfjahres-Plan sind die politisch induzierten ökonomischen Rahmen in die die Transformationsbemühungen hineinfallen. Dieser Zeitraum wurde gewählt, weil er in ökonomischer, politischer und kultureller Hinsicht die „experimentellen Jahre“ darstellt, in denen durch eine gewisse Kontingenz noch gesellschaftliche Diskurse und emanzipatorische Projekte möglich waren, zwar immer wieder von Ordnungsansprüchen bedroht, denen aber letztendlich erst mit der Etablierung des Stalinismus die Grundlagen entzogen wurden. Obwohl der Zusammenhang in der neueren Literatur Beachtung findet, zeigt ihn keine dem Autor bekannte Arbeit ausführlicher auf oder beleuchtet die gemeinsamen Entwicklungspfade der Bemühungen, die „Transformation der Lebensweise“ im Rahmen der Frauen- oder Wohnungspolitik zu vollziehen. Das soll diese Hausarbeit, zumindest in überblicksartiger Weise, leisten. Leitende Fragen sollen dabei sein: Welche Akteure oder Institutionen vertraten die Idee der „Transformation der Lebensweise“? Welche konkreten Maßnahmen wurden ergriffen, um sie zu befördern? Welchen Einfluss hatten die ökonomischen Rahmenbedingungen auf die Verwirklichungsmöglichkeiten der „Transformation“? Welche Tendenzen zeigte die politische Führung gegenüber den Bemühungen und Maßnahmen der jeweiligen Akteure, also wann wurde was warum unterstützt oder zum Scheitern gebracht? Da der Verfasser des Russischen nicht mächtig ist, können leider die zahlreichen russischsprachigen Veröffentlichungen und Quellen, nicht berücksichtigt werden, doch sind die Themen von englischen und in letzter Zeit auch von deutschen Wissenschaftlern umfangreich bearbeitet, bzw. wesentliche russische Beiträge übersetzt worden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Euphorie und Tatendrang 1917-1921/22
- Die Aktivistinnen und ihre Utopie
- Erste Schritte zur Umsetzung der Utopie
- Experimente des „,Neuen Wohnens“
- Die Gartenstadt
- Das Kommune-Haus
- Die Kommunalwohnung
- Abwehr der Avantgarde
- Stagnation 1921/22-1927/28
- Probleme der Frauenarbeit
- Das Scheidungsgesetz
- Die Kinderbetreuung
- Der Arbeitsplatz
- Probleme der Wohnungswirtschaft
- Siedlungsbau
- Kommune-Häuser und Wohnungen
- Probleme der Frauenarbeit
- Hoffnung und Desillusionierung 1927/28-32
- Die Auflösung des Ženotdel und das Ende der Frauenpolitik
- Das,,Kollektive Wohnen“ und die „Sozialistische Stadt“
- ,,Typ F“
- ,,Die Sozialistische Stadt” – (De-)Urbanistische Visionen
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der "Transformation der Lebensweise" im Kontext der Familien- und Wohnungspolitik in der Sowjetunion zwischen 1917 und 1932. Sie untersucht die Visionen, Experimente und Probleme, die sich im Rahmen der bolschewistischen Revolution und den folgenden Jahren ergeben haben.
- Die Rolle der Frauenbewegung und des Ženotdel in der Gestaltung der Familien- und Wohnungspolitik
- Die Relevanz der Architektur und des "Neuen Wohnens" für die soziale Transformation
- Die Auswirkungen des „Kriegskommunismus“, der „Neuen ökonomischen Politik“ (NĖP) und des Ersten Fünfjahresplans auf die Umsetzbarkeit der Visionen
- Die Zusammenhänge zwischen der Frauenpolitik und der Wohnungspolitik im Kontext der „Transformation der Lebensweise“
- Die politische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf die Visionen und Experimente
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Euphorie und den Tatendrang der frühen Revolutionsjahre. Es stellt die wichtigsten Aktivistinnen der Frauenbewegung vor und ihre Visionen für eine „Transformation der Lebensweise“. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den ersten Schritten zur Umsetzung dieser Visionen und analysiert verschiedene Experimente des „Neuen Wohnens“, darunter die Gartenstadt, das Kommune-Haus und die Kommunalwohnung.
Das dritte Kapitel behandelt die Probleme, die in den Jahren 1921/22 bis 1927/28 auftraten. Besonders hervorgehoben werden die Schwierigkeiten in der Frauenarbeit, wie das Scheidungsgesetz, die Kinderbetreuung und die Arbeitsbedingungen. Weiterhin werden die Probleme in der Wohnungswirtschaft beleuchtet, wie Siedlungsbau und die Umsetzung von Kommune-Häusern und Wohnungen.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Hoffnung und Desillusionierung der Jahre 1927/28 bis 1932. Es beschreibt die Auflösung des Ženotdel und das Ende der offiziellen Frauenpolitik. Das "Kollektive Wohnen" und die "Sozialistische Stadt" stehen im Zentrum der Diskussion. Die Kapitel beschäftigen sich mit dem Konzept „Typ F“ und den (De-)Urbanistischen Visionen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind die "Transformation der Lebensweise", die Frauenpolitik, die Wohnungspolitik, die Architektur, die Kommune-Häuser, die Gartenstädte, das "Neue Wohnen", der "Kriegskommunismus", die "Neue Ökonomische Politik" (NĖP), der Erste Fünfjahresplan, der Ženotdel und der Stalinismus.
- Arbeit zitieren
- Frank Henschel (Autor:in), 2007, „Transformation der Lebensweise“ - Visionen, Experimente und Probleme der Familien- und Wohnungspolitik in der Sowjetunion (1917-32), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115841