Rhetorik unter dem Gesichtspunkt der sozialen Kompetenz

Überzeugend und ansprechend vortragen


Referat (Ausarbeitung), 2005

13 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsübersicht

1. Einführung
1.1 Zum Begriff der Rhetorik
1.2 Verschiedene Redearten
1.3 Produktionsstufen der klassischen Rhetorik

2. Rhetorische Arbeitstechniken
2.1 Aufbau und Gliederung disposition
2.2 Rhetorische Sprachelemente (,,pronuntiatioCi)

3. Fazit

4. Literatur

„Die Rede ist die Kunst, Glauben zu erwecken“ (Aristoteles)

Die gegenwärtige Berufswelt eifordert zpnehmend das öffentliche und anschauliche Präsentieren persönlicher Interessen und Standpunkte. Die Einsatzgebiete der modernen Rhetorìk reichen dabei von der Vorstellung neu gewonnener Forschungsergebnisse bis hin gur Überzeugung der eigenen Vorgesetzten von einem neuen Projekt. Der Aufsatz „Rhetorìk — überzeugend und ansprechend vortragen“ soll nun erste Möglichkeiten auf zeigen, wie ein Redner innerhalb seines Vortrags zpm einen eloquent, aber auch sozial kompetent wirken kann.

In diesem Zusammenhang soll sowohl auf 'Arbeitstechniken der antiken als auch der modernen Rhetorìk zprtickgegrìffen werden.

1. Einführung

1.1 Zum Begriff der Rhetorik

Unter Rhetorik versteht man gemeinhin die „Wissenschaft von der wirkungsvollen Gestaltung öffentlicher Reden“ (Duden, 2004). Diese noch recht weit gefasste Definition beinhaltet bereits den Aspekt der Öffentlichkeit: Eine Rede erfüllt nur dann ihren Zweck, wenn sie an eine mehr oder weniger große Masse an Zuhörern gerichtet ist.

Eine umfassendere Definition liefern Uedmg und Steinbrink (1986): Demnach ist es also Gegenstand der Rhetorik, „die Möglichkeiten zu erforschen, und die Mittel bereitzustellen, die nötig sind, die subjektive Überzeugung von einer Sache allgemein zu machen.“ (Internetquelle Φ). Neben dem bereits erwähnten Aspekt der Allgemeinheit nennen die Autoren hier noch die persönliche Einstellung und Ansicht des Redners als wesentlichen Bestandteil seines Vortrags. Während sich die fachliche Kompetenz des Redners eher aus dem Inhalt seiner Präsentation ergibt, lässt sich aus der Art des Vortragens erkennen, inwieweit der Vortragende auch über Merkmale der sozialen Kompetenz verfugt. Der sprachliche Ausdruck, die stimmliche und gestiscile Ausführung, die persönliche Präsenz und die Interaktion mit dem Publikum sind Mittel, mit deren Hilfe die eigene Überzeugung von einem Redegegenstand vermittelt und gleichzeitig auch eine gewisse Souveränität auf das Publikum ausgestrahlt werden kann. Mitunter wird das Redeziel durch die Art des Vortrags nahezu besser erreicht als durch seinen Inhalt.

Zusammengefasst verfolgt der Redner mit seinem Vortrag also das Ziel, ein ihm wichtiges Anliegen der Öffentlichkeit mitzuteilen und somit gemäß einer entsprechenden Zielsetzung auf die Zuhörerschaft einzuwirken.

Dies kann auf vier Arten geschehen.

1.2 Verschiedene Redearten

Die moderne Rhetorik unterscheidet vier Redetypen:

- Die Informationsrede: Hier dient der Vortrag einzig und alleine der Übermittlung von Information. Der Redner hat sich im Vorfeld seiner Rede mit einem spezifischen Wissensgebiet intensiv auseinander gesetzt und möchte seine Erkenntnisse nun an die Zuhörerschaft vermitteln. Dies kann im Rahmen von Referaten, Fachvorträgen oder auch Vorlesungen geschehen (Marten & Schreiber, 2000, S.74 f).
- Die Uberzeugungsrede: Ziel dieser Redeart ist es, dem Publikum seinen eigenen Standpunkt plausibel zu erläutern und die Zuhörer schließlich von einem bestimmten Sachverhalt zu überzeugen. Anwendung findet sie u.a. m der Politik, wenn die Wähler bspw. von den eigenen Parteiprogrammen überzeugt werden sollen. Aber auch die Plädoyers am Ende einer Gerichtsverhandlung sind Überzeugungsreden (Weghorn, 1996, S.33).
- Die Gelegenheitsrede: Das öffentliche Leben bietet eine Vielzahl von Gelegen­ heiten, an denen ein Redner das Wort ergreift. Dies kann z.B. eine Beerdigung, ein festlicher Anlass, eine Geselligkeitsrede bspw. zur Faschingszeit oder die Begrüßung einzelner Honoritäten sein. Die jeweilige Zielsetzung, die mit dem Vortrag verfolgt werden soll, ergibt sich dabei aus dem gegebenen Anlass. So soll mit einer Trauerrede dem Toten gedacht werden, wohingegen eine Büttenrede fur Freude und Heiterkeit sorgen soll (Lemmermann, 1993, S.174f£).
- Die Pressekonferenz: Der bedeutsamste Unterschied zwischen der Pressekonferenz und den oben genannten Redetypen besteht v.a. m der ausgeprägten Interaktion mit dem Publikum. Ein Redner muss während einer Pressekonferenz den Journalisten Frage und Antwort stehen. Dabei reicht eine bloße Übermittlung von Information nicht aus. Vielmehr sind Moderatorqualitäten gefragt, um im Verlauf des Interviews einerseits angemessen auf die gestellten Fragen zu antworten und andererseits aber auch das Geschehen gezielt zu lenken, so dass mit Hilfe der Pressekonferenz die eigenen Interessen und Kompetenzen zu Ausdruck kommen können (Marten & Schreiber, 2000, S.82 f.).

1.3 Produktionsstufen der klassischen Rhetorik

Viele Grundzüge der heutigen Redekunst nehmen ihren Ursprung m der klassischen Rhetorik der Antike. Schon damals beschäftigten sich namhafte Politiker wie Caius Julius Caesar (100-44 v. Chr.) oder auch Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) damit, was einerseits eine gute Rede und andererseits aber auch einen guten Redner auszeichnet. So sind uns neben gängigen klassisch­rhetorischen Arbeitstechniken auch entsprechende Persönlichkeitsmerkmale überliefert, die nach damaligem Verständnis die Qualität eines politischen Vortrags entscheidend prägen sollten.

Den bedeutsamsten Einfluss auf die antike, aber auch auf die moderne Rhetorik hat dabei bis heute der römische Redelehrer Quintilian. Marcus Fabius Qumtilianus (35-95 n. Chr.) war der erste Professor an einem öffentlich besoldeten Lehrstuhl fur Rhetorik am Hof des Kaisers Domitian. Hier entwickelte er einen systematischen Lehrgang, der die Erziehung vom Kind bis zum erwachsenen Redner aufzeigte, und somit die Rhetorik und die Pädagogik zu einer Einheit verband (Internetquelle ®).

In seiner zwölfbändigen „Unterweisung m die Redekunst“ („institutio oratorìa“) lehrte Quintilian u.a. die Produktion einer Rede von der ersten Idee bis hm zum öffentlichen Vortrag.

Er unterschied dabei fünf Produktionsstufen:

- inventio (.„.Erfindung“): Vor der sprachlichen Ausformulierung eines rhetorischen Vortrags sind einleitende Überlegungen zu tätigen. So muss sich der Redner über den Anlass der Rede klar werden, sich aktuelle Problemstellungen erarbeiten und bereits erste Argumente und Informationsquellen sichten. Daraus ergeben sich dann der eigentliche Redegegenstand („Um was geht es in der Rede“) und die entsprechende Zielstellung („Was soll mit dem Vortrag bewirkt werden?“).
- dispositio (Gliederung): Im nächsten Schritt muss diese „Erfindung“ dann anhand eines Strukturschemas sinnvoll geordnet und gegliedert werden. Hier soll der Blick bereits auf das Redeziel gelenkt werden, denn der Redner hat die Argumente so anzuordnen, dass sie m bestmöglicher Weise das angestrebte Redeziel befördern und so die optimale Wirkung entfalten können.
- elocutio (Versprachlichung): Erst der dritte Schritt beschäftigt sich mit dem eigentlichen Ausformulieren der Rede. Die gesammelten Argumente und Informationen werden sprachlich eingekleidet und so verdeutlicht. Dabei soll sich der Redner zwei Zielstellungen vor Augen fuhren: einerseits muss bei der Versprachlichung die Richtigkeit und Angemessenheit der Argumente gewährleistet sein. Andererseits sollen mit Hilfe des Vortrags auch die sprachlichen Fähigkeiten des Redners demonstriert werden.
- memoria (Einprägen“i: In der klassischen Rhetorik waren schriftliche Notizen verpönt, bei Gerichtsreden teilweise sogar ausdrücklich untersagt. Eine wichtige Aufgabe des Redners war es also auch, sich die Rede ms Gedächtnis einzuprägen. Quintilian formulierte schon damals erste mnemotechnische Ratschläge, die das Auswendiglernen einer Rede erleichtern sollten. Besonders beeindruckend erscheinen dabei die memorìae artificales, wonach bestimmte Redeabschmtte mit einzelnen äußeren Merkpunkten (z.B. die Balken eines Zimmers) verknüpft und so später wieder leichter erinnert werden sollten.
- pronuntiatio /actio („Vortrag“): Die letzte Phase betrifft schließlich den öffentlichen Vortrag selbst. Quintilian unterschied hierbei zwei Ebenen der Vortrags kunst. Mit actio bezeichnete er das physische Auftreten des Redners, seine Gestik und Mimik, mit der er seine Glaubwürdigkeit und Integrität unterstreichen sollte. Diesem Aspekt der nonverbalen Kommunikation stellte er die verbale Vortragskunst {pronuntiatio) gegenüber. Dabei interessierten v.a. der planmäßige Einsatz von sprachlichen Stilmitteln und die jeweils zu erzielenden Wirkungen (Internetquelle Φ).

Im Folgenden soll nun auf zwei dieser fünf Produktionsstufen genauer eingegangen werden. Zunächst soll aus der aktuellen Literatur ein Leitfaden zum Erstellen von Gliederungen beschrieben werden („dispositio“), um im Anschluss daran sprachliche Stilmittel vorzustellen, die sich m der modernen Redepraxis bewährt haben („pronuntiatio“).

2. Rhetorische Arbeitstechniken

2.1 Aufbau und Gliederung (..dispositio“)

Nachdem der sich Redner Klarheit über Gegenstand und Zielsetzung seines Vortrags verschafft hat und er sich bereits erste Argumente und Informationen erarbeiten konnte, gilt es im weitern Verlauf diese Gedanken logisch und kohärent zu gliedern. Dabei sieht sich der Redner häufig der Gefahr gegenüber, das eigentliche Redeziel m der teilweise unübersichtlich großen Vielfalt an Informationen aus den Augen und sich so im Detail zu verlieren. Umso wichtiger erscheint daher eine sorgfältige Strukturierung der inhaltlichen Gedankenfuhrung, um auch im Verlauf des Vortragens zielstrebig auf die intendierte Kernaussage hinzusteuern. Bereits bei der Gliederung ist es also von entscheidender Bedeutung, einen roten Faden durch den gesamten Vortrag zu legen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Rhetorik unter dem Gesichtspunkt der sozialen Kompetenz
Untertitel
Überzeugend und ansprechend vortragen
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Lehrstuhl für Psychologie I)
Veranstaltung
Oberseminar "Kommunikations- und Interaktionsstörungen"
Note
1
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V115842
ISBN (eBook)
9783640173570
ISBN (Buch)
9783640173839
Dateigröße
1507 KB
Sprache
Dänisch
Schlagworte
Rhetorik, Interaktionsstörungen, soziale Kompetenz
Arbeit zitieren
Dipl.-Psych. Dominique Schmitt (Autor:in), 2005, Rhetorik unter dem Gesichtspunkt der sozialen Kompetenz , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115842

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