Unspezifische Rückenschmerzen in der Orthopädie, Rheumatologie und Traumatologie. Planung und Ausarbeitung eines Kursprogramms

Sekundärpräventive multimodale bewegungsbezogene Konzepte


Hausarbeit (Hauptseminar), 2021

24 Seiten, Note: 1,0

S.-M. T. (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 ANALYSE DER AUSGANGSSITUATION
1.1 Konzeptanbieter
1.2 Zielgruppe des Konzeptes

2 ZIELSETZUNG UND ABLEITUNG VON ÜBERGEORDNETEN KONZEPTINHALTEN
2.1 Zielsetzung des Konzeptes
2.2 Ableitung von übergeordneten Konzeptinhalten

3 DARSTELLUNG UND ORGANISATION DER KONZEPTINHALTE
3.1 Grobgliederung des Konzeptes
3.2 Exemplarische Konzepteinheit

4 KONZEPTEVALUATION

5 LITERATURVERZEICHNIS

6 TABELLENVERZEICHNIS

1 Analyse der Ausgangssituation

1.1 Konzeptanbieter

Der Konzeptanbieter ist ein auf Prävention und Rehabilitationstraining spezialisiertes Fit­nessstudio in Hannover. Dieses arbeitet mit zwei Krankenkassen zusammen und bietet für die Mitglieder von diesen Krankenkassen einen vergünstigten Kooperationsvertrag für bestimmte Bewegungskurse an.

Die Gesamtfläche des Studios beträgt 1000qm. Abgesehen vom Empfangs-, Umkleide-, Dusch- und Saunabereich ist das Studio aufgeteilt in:

- einen Cardiobereich (Sitz- und Liegefahrräder, Laufbänder, Vario Crosser mit individuell wählbarer Schrittgröße, Rudergeräten, SkillMill und einem StairMas­ter)
- eine große Gerätefläche mit digitalen, geführten Kraftgeräten der Firma Techno­Gym (alle Muskelgruppen) und diversen Seilzügen, sowie einem Vario Pulley Physio Tower
- einen Freihantelbereich inkl. Multipresse (Kurzhanteln und Langhanteln mit in­dividuell steckbaren Gewichtsplatten, Kettleballs, TRX-Bänder)
- einem Stretch & Relax Raum (Sprossenwand, Faszienrollen, Matten)
- einem Kursraum, in dem Schulungen und Kleingruppentraining stattfinden kann (Stühle und Tische vorhanden für eine Gruppengröße von 10 Personen, Beamer und herunterfahrbare Leinwand, Musikanlage)
- einem Trainer- bzw. Diagnostikraum. Hier können Eingangstest gemacht wer­den: Körpergewicht und -größe bestimmen, Haltungsanalyse, Functional Move­ment Screen, Back Check und InBody-Messung. Die Ergebnisse und Daten wer­den am PC im Kundenprofil notiert und gespeichert.
- Weiteres Material im Studio: Wellnessbälle, Springseile, Balance-Pads, Ter- rabänder, Loop-Gummi-Bänder in verschiedenen Größen und Stärken, Kleinhan­teln im Kursraum 0,25kg-2kg, Langhanteln im Kursraum (besteckbar mit Ge­wichtsplatten), Cyclingräder, Boxen und Stepper

Die personellen Ressourcen in dem Studio belaufen sich auf den Studioinhaber, der hauptsächlich die Studioführung und Organisation übernimmt. Die Studioleitung befasst sich mit dem Personaleinsatzplan und organisiert Kurs- und Flächenbetreuungstermine.

Des Weiteren gibt es sieben Angestellte (2 davon duale Studenten im Bachelor). Die fünf Festangestellten (mind. DQR-Stufe 5 nach Bundesministerium für Bildung und Fors- cuhng, 2021) sind sowohl Sport- und Bewegungstherapeuten, als auch Fitnesstrainer und haben alle Fortbildungen und Lizenzen, um die angebotenen Kurse und Trainingseinhei­ten qualitativ durchzuführen. Die beiden Studenten haben ihre Fitnesstrainer B-Lizenz sowie eine Rehabilitationstraining Lizenz und nehmen regelmäßig an internen Schulun­gen teil und hospitieren und den Kursen.

1.2 Zielgruppe des Konzeptes

Dieses sekundärpräventive Bewegungskonzept richtet sich an alle Mitglieder des Studios, vorrangig jedoch an die Mitglieder der Kooperationskrankenkasse. Diese schreiben sich auf Empfehlung ihrer Krankenkasse zur Teilnahme an dem Kurs ein. Laut Walter et al. (2002) ist dies eine sinnvolle Maßnahme, um die Zielgruppe adäquater zu treffen. So können in den Daten der Krankenversicherung Hinweise zur Zielgruppenzugehörigkeit gefunden werden, wie z.B. die Inanspruchnahme von Heil- und Hilfsmitteln oder Arbeits­unfähigkeit wegen Rückenschmerzen.

Die Personenanzahl ist auf maximal 10 Personen festgelegt, um sich als Kursleiter opti­mal auf jeden einzelnen konzentrieren zu können.

Exkurs Sekundärprävention:

„Die sekundäre Prävention ist auf die Früherkennung von Krankheiten gerichtet. Erkran­kungen sollen zu einem möglichst frühen Zeitpunkt erkannt werden, um so eine frühzei­tige Therapie einleiten zu können. Eine eindeutige Abgrenzung von primärer und sekun­därer Prävention ist nicht immer möglich.“ (Bundesgesundheitsministerium, 2021).

Somit können mögliche Beschwerden früh erkannt werden, druch z.B Gesundheits- Cehck-Ups und die Folgeerkrankung dann durch aktives Training verhindert werden. Sollte die Krankheit bereits eingetreten sein, gilt es diese zu heilen oder zumindest den Fortschritt zu verhindern.

Besondere Einschlusskriterien sind im Folgenden aufgeführt.

Die Teilnehmer sind augenscheinlich gesunde und weitestgehend beschwerdefreie Per­sonen zwischen 20 und 60 Jahren, egal welchen Geschlechtes. Es dürfen bereits leichte Beschwerden (Rückenschmerzepisoden innerhalb des letzten Jahres) vorliegen, jedoch sollten diese früh erkannt sein und durch das Bewegungskonzept vollständig heilbar sein bzw. die Durchführbarkeit aller Übungen dem Teilnehmer möglich sein.

Ein weiteres Einschlusskriterium ist ein bewegungsarmer Lebensstil (weniger als 1h/ Wo­che körperlicher Aktivität) und die Unsicherheit bzgl. Der Durchführung von eigenstän­digen Bewegungsaktivitäten. Die Furcht vor negativen Konsequenzen von Bewegung (z.B. weitere/ stärkere Rückenschmerzen) ist oftmals ein Grund körperliche Aktivitäten zu vermeiden (Pfingsten, M., 2005). Dem soll mit Hilfe des Kurskonzeptes entgegen ge­wirkt werden. Viele Rückenschmerzpatienten sind sportlich nicht nur aufgrund von Ge­wohnheit oder Furcht inaktiv, sondern auch aufgrund von niedrigen mototrischen Kom­petenzen. Gerade solche können aber durch regelmäßige gesundheitssportliche Aktivität Entwickelt werden.

Teilnehmen sollten auch Personen mit einem selbst eingeschätzten hohen Risiko, Rü­ckenschmerzen zu erleiden. Zu der Selbsteinschätzung können sie aufgrund von diversen Risikofaktoren kommen. Welche dazu zählen wird noch näher aufgeführt.

Mit tatsächlichem Vorliegen typischer Risikofaktoren kann eine Verstärkung oder Chro­nifizierung der Rückenschmerzen einhergehen.

Personen aus sozial schwächeren Schichten weisen ein höheres Risiko für Rückenprob­leme auf, was sich aus der ungünstigen Kombination aus sozialer Lebenssituation, ge­sundheitlicher Belastung und gesundheitlichen Verhaltensweisen ergibt. Laut Latza, kohlmann, Deck & Raspe (2000) ist das Risiko für starke Rückenschmerzen bei Personen mit einem Hauptschulabschluss etwa dreimal so hoch, wie bei Abiturienten.

Weitere Risikofaktoren, welche eine Person in die Zielgruppe inkludieren sind arbeitsbe- zogenene Faktoren die Rückenschmerzen begünstigen (Bethge, 2010; Hartmann & Spal- lek, 2009). Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2014) betreffen diese Faktoren ungünstige biomechanische Arbeitsbedingungen (Tragen/ Heben schwe­rer Lasten, Vibrationen, ungünstige Körperhaltungen) durch die einige Rückenerkrankun­gen in die Liste der Berufserkrankungen aufgenommen wurden. Auch werden Personen in die Zielgruppe eingeschlossen, die arbeitsbezogene psychosoziale Risikofaktoren nach Raspe (2012, S.11), wie niedrige Arbeitsplatzzufriedenheit, soziale Konflikte, monotones Arbeiten und Gratifikationskrisen vorweisen können.

Des Weiteren sind alle Personen einzuschließen, welche sich mit den folgenden Konzept­zielen identifizieren können.

Auffällig ist, dass sich vermutlich fast jeder in einem der genannten Risikofelder bzw. Einschlusskriterien wiederfindet. Dies unterstreicht wiederrum die Notwendigkeit eines präventiven Bewegungskonzeptes zur Rückengesundheit. Laut Statista zählt der Rücken­schmerz zu einem anerkannten Volksleiden, denn jeder zweite in Deutschland leidet zu­mindest gelegentlich an Rückenschmerzen. Zehn Prozent der Deutschen kämpfen sogar täglich mit Rückenschmerzsymptomen (Suhr, F. 2017). Laut der AOK (2021) ist sogar mehr als jeder sechste ihrer Versicherten in ärztlicher Behandlung aufgrund von chroni­schen, unspezifischen Rückenschmerzen. Abgesehen von den persönlichen Schmerzfak­toren, leidet also auch das Krankenkassensystem unter erhöhten Kosten und Betriebe und die allgemeine Volkswirtschaft werden stärker belastet (Stadler & Spieß, 2009).

Zu den Ausschlusskriterien gehören die im Folgenden aufgeführten Kontraindikatoren. Es dürfen keine anerkannten Krankheiten im unteren Rücken definiert sein, keine Funk­tionseinschränkungen durch die Rückenschmerzen vorliegen und keine manifesten und akuten Erkrankungen des Bewegungsapparates (z.B. Bandscheibenvorfall) diagnostiziert sein. Für Personen mit Kontraindikatoren ist eine Rücksprache mit einem Trainer zu emp­fehlen, welcher dann bezüglich eines Tertiärpräventiven Kurses oder anderen Alternati­ven beraten kann. Ebenfalls ausgeschlossen sind Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren und Senioren über 60 Jahren. Diese werden in passendere Kurse empfohlen. Personen mit annerkannten Suchterkrankungen (Drogen, Alkohol) oder einem BMI von unter 18 oder über 30 dürfen in diesem Kurskonzept nicht teilnehmen. Gerne kann Rücksprache mit einem Trainer gehalten werden, dieser sucht dann zusammen mit dem Mitglied nach einer optimalen, individuellen Lösung.

Nach dem Entschluss der Teilnehmer das Kurskonzept zu durchlaufen, können Barrieren auftreten, welche sie an der regelmäßigen Teilnahme hindern könnte. Es gilt diese Barri­eren vorher weitestgehend zu identifizieren und Bewältigungsstrategien zu finden.

Eine häufige Barriere ist Stress im Familienleben. Die Kinder müssen irgendwohin ge­bracht werden oder brauchen Hilfe bei den Hausaufgaben. Es ruft eine Familienfeier oder es gab einen großen Streit. Hier gilt es sich bewusst Zeit für sich nehmen und Ausszeiten für alle schaffen. Auch eine häufige Barriere ist die Floskel „Keine Zeit“. Keine Zeit zu haben ist eine Frage der festgelegten Prioritäten und des Zeitmanagements. Die Bewusst- machung und Wichtigkeit der eigenen körperlichen Gesundheit sollte dabei in den Vor­dergrund gestellt werden („Man hat nur den einen Körper“).

Stress im Berufsleben ist laut Statista eine Barriere, die 80% der Deutschen beklagen (Kunst, A. 2019). Hier sollte zuerst eine offene und ehrliche Kommunikation mit den Vorgesetzen gesucht und die Wichtigkeit der Stressreduktion darlegen werden. Denn diese sind an gesunden und belastungsfähigen Mitarbeiter interessiert. Zudem gilt es eine gewisse Resilienz aufzubauen, wobei körperliche Aktivität durchaus beitragen kann. Um in kein Motivationsloch zu fallen gilt es positive Bestärker zu notieren und zu über­legen weshalb der Kurs aktuell keinen Spaß mehr macht. Daraufhin sollte Rücksprache mit dem Kursleiter gehalten werden, sodass eine individuelle Lösung erarbeitet werden kann. Eine weitere Barriere von Personen, die zwar ein hohes Risikoprofil haben, aber noch keine Schmerzen spüren und daher den Sinn eines solchen Kurskonzeptes für sich persönlich nicht sehen. Hier gilt es die Vorteile darzustellen und Aufklärungsarbeit be­züglich Rückenschmerzen und Risikofaktoren zu führen.

Für alle Barrieren gilt es möglichst umfassende Bewältigungsstrategien zu finden, welche dann individuell auf die Teilnehmer angepasst werden können. Eine solche Strategie ist z.B. die Festigung der Motivation und der Umsetzung dieser sein. Das kann über Maß­nahmen der Handlungsplanung geschehen: Was möchte ich tun/ erreichen? Wie? Wann? Die Antworten auf diese Fragen werden visualisiert und im täglichen Blickfeld positio­niert. Zusätzlich sollte die Selbstbeobachtung, über individuelle schriftliche Fragebögen geschult werden. Für positive Erfolge sollte auch eine Selbstbelohnung geplant und um­gesetzt werden (Krämer & Göhner, 2016).

Um eine Priorisierung bei Überbuchung eines Kurses zu entscheiden, wird (neben der Kooperation mit der Krankenkasse) im Studio mit dem von der Bertelsmann Stiftung ent­wickelten Rückentest (Lühmann, Müller & Raspe, 2003) gearbeitet. So können für die Teilnehmer auch visuelle Belege gesammelt werden, indem die Testergebnisse vor und nach dem Kurs miteinander verglichen werden. Die Kontraindikationen werden durch Anamnese Gespräche im Studio und ggf. einer Abklärung mit den Hausärzten aufge­deckt.

2 Zielsetzung und Ableitung von übergeordneten Konzeptinhalten

2.1 Zielsetzung des Konzeptes

Aufgrund des zuvor analysierten Risikoprofils der Zielgruppe werden die Zielsetzungen des Konzeptes festgesetzt. Die Zielsetzungen werden in die folgenden drei Zielbereiche unterteilt, welche allerdings eng zueinander in Bezug stehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Unspezifische Rückenschmerzen in der Orthopädie, Rheumatologie und Traumatologie. Planung und Ausarbeitung eines Kursprogramms
Untertitel
Sekundärpräventive multimodale bewegungsbezogene Konzepte
Hochschule
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
24
Katalognummer
V1158469
ISBN (eBook)
9783346566775
ISBN (Buch)
9783346566782
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bewegungsprogramm, Konzeptanbieter, Konzeptinhalten, Therapie, Sporttherapeut, Kurs, Evaluation, Konzept
Arbeit zitieren
S.-M. T. (Autor:in), 2021, Unspezifische Rückenschmerzen in der Orthopädie, Rheumatologie und Traumatologie. Planung und Ausarbeitung eines Kursprogramms, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1158469

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