In der vorliegenden Arbeit geht es um die Frage, welche Auswirkungen Kriegserfahrungen auf den weiteren Lebensverlauf der Protagonisten und ihrer folgenden Generationen haben. Es werden hierzu exemplarisch die Interviews dreier Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs herangezogen und analysiert, welche im Jahre 2011 aus dem „Oral History“ Projekt „Kriegskinder“ des eingetragenen Vereins „Kriegskinder – Forschung Lehre Therapie“ entstanden sind und durch das Institut für Geschichte und Biographie der Fern Universität in Hagen zur Verfügung gestellt wurden.
Mittlerweile liegt der Zweite Weltkrieg nun bereits über 75 Jahre zurück und auch heute noch zeigen sich individuelle Auswirkungen an traumatisierten Menschen. Leider gab es unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg noch keine ambitionierte Traumaforschung, vor allem nicht an Kindern. Durch die Unkenntnis des symptomatischen inneren Rückzugs dieser traumatisierten Kinder, ging man davon aus, dass diese jungen Menschen ihre schrecklichen Erlebnisse in der Regel selbst gut überwinden würden. Die aktuelle Forschung liefert dazu entgegengesetzte Erkenntnisse.
In diesem Zusammenhang wurde in den vereinigten Staaten von Amerika durch das „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) im Jahr 1998 die aufschlussreiche Studie „Adverse Childhood Experiences“ durchgeführt, welche den Zusammenhang von Erfahrungen im Kindesalter und Wohlbefinden sowie Gesundheitszustand im Erwachsenenalter nachwies. Dabei wurde deutlich, dass die Wunden von psychischen Belastungen eben nicht durch die Zeit geheilt werden, sondern in Abhängigkeit eines „Dosis-Wirkungsverhältnis“ in Form von seelischen und auch körperlichen Störungen nachwirken. Im Folgenden werden nun die Auswirkungen kindlicher Traumata aufgrund von Kriegserfahrungen unterschiedlicher Art untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Lebensgeschichtliche Interviews aus dem Archiv ,,Deutsches Gedächtnis"
- 2.1 Quellenanalyse Frau P.
- 2.1.1 Kriegserfahrungen (Flucht)
- 2.1.2 Schulzeit, Studium, Berufstätigkeit
- 2.1.3 Individueller Aspekt: Wohngemeinschaft
- 2.1.4 Transgenerationelle Folgen
- 2.1.5 Interviewbezogene Bilanz
- 2.2 Quellenanalyse Herr H.
- 2.2.1 Kriegserfahrungen (1. Flucht)
- 2.2.2 Kriegserfahrungen (2. Flucht)
- 2.2.3 Schulzeit, Berufstätigkeit
- 2.2.4 Individueller Aspekt: Gewalterfahrungen
- 2.2.5 Transgenerationelle Folgen
- 2.2.6 Interviewbezogene Bilanz
- 2.3 Quellenanalyse Herr R.
- 2.3.1 Kriegserfahrungen (Bombardierungen)
- 2.3.2 Schulzeit, Berufstätigkeit
- 2.3.3 Transgenerationelle Folgen
- 2.3.4 Interviewbezogene Bilanz
- 3. Anschlussüberlegungen
- 3.1 Einfluss der Erziehung im Nationalsozialismus
- 3.2 Gewaltausübende Lehrer
- 3.3 Posttraumatische Reifung
- Die Langzeitfolgen von Kriegstraumata auf das individuelle Leben und die intergenerationale Weitergabe von Traumata
- Die Rolle von Verlust und Gewalt im Kontext von Kriegserfahrungen
- Die Auswirkungen der Kriegserfahrungen auf die Entwicklung und Sozialisation der Kriegskinder
- Die Bedeutung von individuellen Coping-Mechanismen und transgenerationaler Traumatisierung
- Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Fokus der Arbeit vor, wobei die besondere Bedeutung von Kriegserfahrungen in der frühen Kindheit und die Problematik der Traumatisierung hervorgehoben werden.
- Kapitel 2 analysiert die Lebensgeschichten von drei Kriegskindern anhand von Oral-History-Interviews aus dem Archiv "Deutsches Gedächtnis". Hierbei werden die Kriegserfahrungen, die Schulzeit, der berufliche Werdegang und die Auswirkungen der Kriegserfahrungen auf das individuelle Leben sowie die folgenden Generationen beleuchtet.
- Kapitel 3 diskutiert die Auswirkungen der Erziehung im Nationalsozialismus, die Rolle von gewaltausübenden Lehrern und die Prozesse der posttraumatischen Reifung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen von Kriegserfahrungen auf den Lebensverlauf der "Kriegskinder" des Zweiten Weltkriegs und deren nachfolgende Generationen. Sie basiert auf einer Analyse von drei Oral-History-Interviews aus dem Archiv "Deutsches Gedächtnis" der Fern Universität in Hagen.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Kriegskinder, Traumata, Oral-History, Kriegserfahrungen, Transgenerationale Traumatisierung, Traumaforschung, Coping-Mechanismen, Nachkriegsgesellschaft, Erziehung im Nationalsozialismus, Posttraumatische Reifung.
- Quote paper
- Thomas Oehm (Author), 2021, Folgen von Kriegstraumata. Eine Analyse anhand dreier Oral-History-Interviews der "Kriegskinder" aus dem Archiv "Deutsches Gedächtnis", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1158491