Das Konzept der Lebensweltorientierung anhand der Kristallisationspunkte nach Füssenhäuser


Hausarbeit, 2021

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Die einzelnen Dimensionen einer Theorie
1.1 Gegenstand
1.2 Wissenschaftscharakter
1.3 Theorie-Praxis-Verhältnis
1.4 Gesellschaftliche und soziale Rahmenbedingungen der Theorie
1.5 Lebenslagen und Lebensweisen der Adressat*innen
1.6 Organisationen und Institutionen
1.7 Professionelle Handlungsmuster
1.8 Ethik

2. Diskussion der Theorie

Fazit

Literatur

Einleitung

Nach eigener Aussage von Hans Thiersch in seinem Buch „Lebensweltorientierte Soziale Arbeit – revisted aus dem Jahre 2020“ wird erwähnt, dass sich einige Theoretiker*innen über das Konzept der Lebensweltorientierung beklagen würden. Die Klagenden behaupten, dass der Erfolg des Konzepts in der Praxis darin liegen würde, dass sich dieses nur auf das Handeln abziele und dabei nur die Bedürfnisse der Profession befriedigen würde. Dabei würde das Konzept grundsätzlich theoretische Ansprüche unbeachtet lassen, sodass diese im Verborgenen bleiben (vgl. Thiersch 2020: 30). Somit werde ich die Theorie unter anderem hinsichtlich ihres theoretischen und praktischen Fundaments untersuchen.

In der vorliegenden Hausarbeit wird zu Beginn der Gegenstand der Theorie durchleuchtet, wir werden erfahren, worum es bei der ausgewählten Theorie geht und was der Gegenstand ist (1.1). Anschließend werden die wissenschaftlichen Bezüge sowie die Traditionslinien der Theorie aufgezeigt, um zu erfahren, welche Verknüpfungen bestehen und wodurch sich die Theorie entwickelt hat (1.2). Daraufhin wird beschrieben, wie das Verhältnis von Theorie und Praxis bestimmt ist. Die Wissensformen in Theorie und Praxis werden differenziert betrachtet (1.3). Im nächsten Kapitel werden die gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen der Theorie dargestellt, um dadurch die Position der Sozialen Arbeit in Bezug auf die Gesellschaft zu klären (1.4). Im nächsten Schritt werden die Lebenslagen als auch die Lebensweisen der Adressat*innen dargestellt, um daraus Fragen über Unterstützung und Hilfe ableiten zu können (1.5). Im weiteren Kapitel werden die Organisationen und Institutionen sowie die Ausdifferenzierung der Sozialen Arbeit in Institutionalisierungs- und Arbeitsprogrammen analysiert (1.6). Daraufhin findet eine Konkretisierung der professionellen Handlungsmuster der Sozialen Arbeit statt. Dabei wird auch erläutert, wie sich das professionelle Profil Sozialer Arbeit im Unterschied zu anderen pädagogischen / therapeutischen Handlungsprofilen und zum nicht-professionellen Handeln bestimmt (1.7). Im letzten Kapitel werden die sozialethischen gesellschaftlichen Grundlagen aufgezeigt, auf dessen Basis sich die Theorie ihr professionelles Handeln aufgebaut hat. Abschließend wird es einen kurzen Diskussionsbeitrag geben.

1. Die einzelnen Dimensionen einer Theorie

Die Theorienlandschaft der Sozialen Arbeit besteht aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Theorien, die allesamt unterschiedliche Betrachtungsweisen auf die Soziale Arbeit und den sich draus ergebenden Interventionsformen aufweisen. Die unterschiedlichen Betrachtungsweisen sind unter anderem den historischen Entstehungen sowie den Erfahrungen einzelner Theoretiker*innen bedingt. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Theorien dazu da sind, um methodisches Handeln zu bestärken. Da die Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft angesehen wird, ist es elementar, dass Theorien existieren, die methodisches Handeln und theoretische Ergebnisse miteinander verbinden. Die Kristallisationspunkte sollen die zentralen Inhalte bestimmter Themenblöcke wiedergeben, sozusagen die Kernaussagen zusammenfassend darstellen und eine Theorie in ihrer Struktur untersuchen (vgl. Füssenhäuser, 2018, S. 1735). In den nachfolgenden Unterkapiteln wird die Theorie der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch anhand des Analyseschemas von Cornelia Füssenhäuser erläutert und beschrieben. Dabei werden die bereits genannten Kristallisationspunkte einzeln aufgegriffen, sodass die Theorie anhand dieser Punkte systematisch gegliedert und bearbeitet wird.

1.1 Gegenstand

Der Alltag eines Individuums nimmt in der lebensweltorientierten Theorie die zentrale Position ein, dort setzt das Konzept nämlich an. Dabei stehen die Alltäglichkeit und Alltagsbewältigung mit ihren Bewältigungsmustern im Vordergrund, wobei sich der Alltag in Alltagswelten wie beispielweise in Armut oder im familiären Zusammenleben verdeutlicht und dort klar wird, ob sich die angeeigneten Bewältigungsmuster bewähren. Die alltägliche Lebenswelt wird durch die erlebte Zeit, den wahrgenommenen Raum und durch soziale Interaktionen strukturiert, sodass sich daraus routinisierte Handlungen ergeben. Das Ziel der Theorie ist die Herstellung eines gelingenderen Alltags, da kein gelingendes Leben existiert (vgl. Thiersch, 2020, S.27). Auffällige Routinen und Sicherheiten kennzeichnen den Alltag, allerdings ist dieser auch durch Einengung und Unbelehrbarkeit geprägt, sodass in dieser Hinsicht keine Erweiterung des eigenen Horizonts stattfinden kann und vorhandene Chancen nicht wahrgenommen werden. Somit soll noch nicht entdecktes Potenzial der Klient*innen zum Vorschein gebracht werden (vgl. Thiersch, 2020, S. 182). Thiersch unterscheidet zwischen der Vorder- und Hinterbühne. Die Konflikte, die aus der Hinterbühne stammen, werden auf der Vorderbühne kenntlich und dort durchkämpft. Dabei formen die Rahmenbedingungen der Hinterbühne die Vorderbühne, beispielsweise gehören dazu die gesellschaftlichen Rahmenkonstellationen sowie Normen und Werte, die in einer Gesellschaft gelten. Darüber hinaus nehmen ökonomische, soziale und kulturelle Ressourcen ebenfalls einen Einfluss und formen die Hinterbühne (vgl. Thiersch, 2020, S. 45-46). Die alltägliche Bewältigung findet schließlich auf der Vorderbühne statt, hier kommen die Erfahrungswerte und Handlungsmuster des Individuums zum Tragen, dort spielen sie sich ab (vgl. Thiersch, 2020, S. 27).

1.2 Wissenschaftscharakter

Das Konzept basiert auf unterschiedlichen Wissenschaftskonzepten. Zum einen ist es die Hermeneutisch-Pragmatische Tradition, die aus der Pädagogik von Dilthey, Nohl und Weniger stammt. Zentraler Aspekt ist, dass der Alltag und die darauf folgenden Handlungen verstanden werden. Die Wissensstände Alltags- und Handlungswissen sind von zentraler Bedeutung, um den alltäglichen Handlungsdruck für die Menschen zu erreichen, daher müssen diese Wissensstände dargestellt werden. Dabei steht die schon vorhandene und subjektiv interpretierte Lebenswirklichkeit, die in einen historischen, kulturellen und sozialen Kontext eingebunden ist, im Mittelpunkt. Wichtig zu erwähnen ist, dass die vorgefundene Lebenswirklichkeit aber durch die Menschen veränderbar ist (vgl. Thiersch & Grunwald & Köngeter 2012, S. 182). Die nächste Theorie, die das Konzept geprägt hat, ist die Phänomenologische-interaktionistische Paradigma, die von Schütz, Luckmann und Goffmann initiiert wurde. Hierbei geht es darum, die Bewältigungsstrategien auf Basis der Alltäglichkeit darzustellen. Diese Bewältigungsstrategien kommen in der alltäglichen Lebenswelt, also im Alltag zu tragen, welche von subjektiv Erlebtem wie Zeit, Raum und soziale Bezüge beeinflusst wird. Solch eine Betrachtungsweise wird ermöglicht es, die Menschen in ihrem alltäglichen Verhalten authentischen wahrzunehmen aber auch wie sie diese verändern können. Dadurch werden Ressourcen sowie mangelhafte Strukturen der Alltäglichkeit sichtbar. Darüber hinaus nimmt das Konzept einen kritischen Blickwinkel auf den Alltag ein. Der Alltag wird als zweideutig betrachtet, einerseits existieren hilfreiche Routinen, die Erfolg und Sicherheit im Alltag bringen. Andererseits sind sie auch risikobehaftet, da sie starre und unflexible Handlungsstrukturen formen, sodass diese Routinen keine anderen Bewältigungsmuster zulassen und keine persönliche Horizonterweiterung stattfinden kann. Die Theorie versucht somit, diese festgefahrenen Routinen aufzubrechen und Ressourcen sowie Erfolg bringendere Möglichkeiten in der Alltagsbewältigung zu eruieren (vgl. Thiersch, Grunwald, Köngeter 2012, S. 183). Ein weiteres Wissenschaftskonzept, welches die Lebensweltorientierte Theorie prägt, ist die Modernisierungstheorie von Habermas, Beck und Bourdieu. Hierbei steht die Lebenswelt in einem nahen Verhältnis zu der kritischen Alltagstheorie, die Begleitumstände der heutigen gesellschaftlichen Strukturen und Verhältnisse werden dabei berücksichtigt.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Konzept der Lebensweltorientierung anhand der Kristallisationspunkte nach Füssenhäuser
Hochschule
Technische Hochschule Köln, ehem. Fachhochschule Köln
Note
1,7
Autor
Jahr
2021
Seiten
14
Katalognummer
V1158869
ISBN (eBook)
9783346557797
ISBN (Buch)
9783346557803
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hans Thiersch, Lebensweltorientierung, Kristallisationspunkte, Füssenhäuser, Theorie Sozialer Arbeit
Arbeit zitieren
Gonca Dag (Autor:in), 2021, Das Konzept der Lebensweltorientierung anhand der Kristallisationspunkte nach Füssenhäuser, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1158869

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