Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Bezug zu den Bildungsstandards
3 Vorstellung des Konzepts der Elementarisierung
4 Anwendung der Elementarisierung auf das Gleichnis „Der barmherzige Samariter“
4.1 elementare Strukturen
4.2 elementare Erfahrungen
4.3 elementare Zugänge
4.4 elementare Wahrheiten
5 Unterrichtsentwurf „Der barmherziger Samariter- Wer ist mein Nächster?“
5.1 Artikulationsschema als Gestaltungsgrundlage
5.2 Unterrichtsplanung
6 Fazit
7 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der chinesische Philosoph Mengzi sagte einst: „Wenn wir stark sind in der Nächstenliebe und danach handeln: Das ist der Weg zur Vollkommenheit.“1
Dieses Zitat beschreibt die Intention, welche Jesus den Menschen in dem Gleichnis „Der barmherzige Samariter“ vermitteln möchte. Demnach beschäftigt sich diese schriftliche Ausarbeitung mit einem der berühmtesten Gleichnissen aus dem Neuen Testament. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter wird zu dem lukanischen Sondergut gezählt. Die biblische Erzählung und dessen Bedeutung beinhalten für die Christen neben dem Gebot Gott zu achten, auch das Gebot der Nächstenliebe zu ehren. Die Beispielerzählung bildet den Rahmen für das christliche Handeln und schließt das Doppelgebot der Liebe mit ein. Da dieses Gleichnis bedeutende Glaubensinhalte des Christentums aufgreift, ist es daher umso wichtiger den Schüler/innen im Religionsunterricht diese Thematik zu vermitteln. Gerade in der heutigen Zeit, wo Armut, Hungerleiden, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit in vielen Ländern auf der Welt bedrohliche Ausmaße annehmen, sind die Nächstenliebe und die Pflicht zu Helfen von großer Wichtigkeit.
In dieser schriftlichen Ausarbeitung wird eine Unterrichtsstunde zum Gleichnis des barmherzigen Samariters gestaltet und mithilfe des Artikulationsschemas didaktisch geplant und strukturiert. Die Hausarbeit beginnt mit einer thematischen Einordnung in die Bildungsstandards der deutschen Bischofskonferenz. Danach erfolgt eine detaillierte Darstellung des Tübinger Modells von Karl Ernst Nipkow und Friedrich Schweitzer, in welcher die fünf Dimensionen der Elementarisierung vorgestellt werden.
Im nächsten Schritt werden die fünf Dimensionen der Elementarisierung mit dem Unterrichtsschema in Bezug gesetzt und eingehend erläutert. Das darauffolgende Kapitel bildet den Kern der Ausarbeitung, da diese die Unterrichtsstunde zum Thema „Der barmherzige Samariter- Wer ist mein Nächster?“ vorstellt und an das Artikulationsschema von Riegel anknüpft.
Zum Schluss der Hausarbeit erfolgen eine Zusammenschau der gewonnenen Ergebnisse und eine Stellungnahme zu dem Tübinger Modell, welche mit einer Reflexion der Unterrichtsstunde verbunden wird.
2 Bildungsstandards
Die Bildungsstandards der deutschen Bischofskonferenz für den katholischen Religionsunterricht geben Aufschluss darüber, welche prozess- und inhaltsbezogene Kompetenzen Schüler/innen am Ende der 4. Klasse aufweisen sollen. Daher ist es notwendig die Unterrichtsstunde in die Bildungsstandards einzuordnen, um diese transparent zu gestalten. Das Ziel des katholischen Religionsunterrichtes besteht darin, den Schüler/innen ein umfang- und lehrreiches Wissen über Gott, Jesus Christus und der Kirche an die Hand zu geben sowie ihre Glaubensvorstellungen, persönliche Haltungen und Einstellungen gegenüber Religionen und Glaubensinhalten zu vertiefen.
Um die Unterrichtsstunde in ihren Lernzielen zu konkretisieren, kann diese zu dem ersten Gegenstandsbereich: „Mensch und Welt“2 zugeordnet werden. In dem Gleichnis lernen die Schüler/innen unterschiedliche Weisungen Gottes, wie unteranderem auch die Nächstenliebe kennen. Ebenso werden durch die Arbeit mit dem Gleichnis den Schü- ler/innen menschliches Versagen, Ungerechtigkeit und Schuld nähergebracht.
Darüber hinaus kann die Unterrichtsthematik „Wer ist mein Nächster?“ auch in den Gegenstandsbereich „Jesus Christus“3 integriert werden, da die Schüler/innen im weiteren Unterrichtsverlauf dazu angehalten werden Alltagssituationen aufzuführen, in welchen sie anderen Mitmenschen Nächstenliebe zeigen können. Demnach lernen die Schü- ler/innen einige wesentliche Elemente der Reich Gottes Botschaft kennen.
Zugleich kommen sie mit unterschiedlichen Personengruppen in Berührung, welche für das weitere biblische Verständnis eine elementare Bedeutung darstellt. Indem die Schü- ler/innen die Intention des Gleichnisses bearbeiten und die einzelnen Personengruppen in ihrer Funktion bzw. Wirkungsweise erforschen, erkennen sie deren Unterschiedlichkeit, welche für den Fortgang der Beispielerzählung entscheidend ist.
3 Vorstellung des Konzepts der Elementarisierung
Die Elementarisierung wird durch den deutschen Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki geprägt. Seit den 1970er Jahren wird der Begriff in theologischer als auch in didaktischer Hinsicht gebraucht und bezieht sich auf das theologische Wesentliche.4 Es geht dabei um die Vereinfachung von theologischen Inhalten.
Aus didaktischer Sichtweise kann man die Elementarisierung als einen Vorgang bezeichnen, welche schwierige, komplexe und unverständliche theologische Sachverhalte in eine für den Schüler/in verständliche und nachvollziehbare Form überführt und diese im Religionsunterricht greifbar macht.
Karl Ernst Nipkow, ein evangelischer Tübinger Religionspädagoge, stützt sich auf den Begriff der Elementarisierung und formt daraus zusammen mit Friedrich Schweitzer ein religionsdidaktisches Konzept, welches heute als Tübinger Modell bezeichnet wird und bedeutend für die Praktische Theologie und die Religionspädagogik ist.5
Der Ansatz unterstützt Lehrende bei der Unterrichtsvorbereitung, der Durchführung sowie bei der Nachbereitung und hilft ihnen wesentliche didaktische Schritte, wie Handlungs- und Sachzusammenhänge zur Unterrichtsplanung zu berücksichtigen und zu strukturieren.6 Das Modell soll die Lehrkräfte dazu befähigen die Unterrichtsvorbereitung aus einer „Mehrperspektivität“7 zu sehen, sodass diese ganzheitlich die Elementarisierungsschritte berücksichtigt und die Schüler/innen zum Nachdenken in Bezug auf religiöse Themen anregt.
Das Tübinger Modell dient keinesfalls nur als Konzept für Lehrende. Es verknüpft biblische Themen mit der Lebenswelt der Schüler/innen und baut Parallelen zu ihrer Lebenswirklichkeit auf. Demnach zielt die Elementarisierung auf die Korrelationsdidaktik ab, welche eine Verbindung zu dem Leben der Schüler/innen herstellt und auf diesem Wege religiöse Fragen oder Themen behandelt bzw. beantwortet.8
Das Tübinger Modell enthält fünf Dimensionen, welche dem der Lehkraft helfen unter Berücksichtigung der darin aufgeführten Kriterien seine Unterrichtsstunde didaktisch sinnvoll zu planen und den Vorbereitungsprozess zu strukturieren.
Die erste Dimension „elementare Strukturen“ verschafft dem Lehrenden einen thematischen Überblick, auf welche Inhalte und Zusammenhänge das jeweilige Stundenthema abzielt und welche didaktische Hilfen benötigt werden, um das Verständnis der Schü- ler/innen sicherzustellen.9
Ebenso soll die Lehrkraft den vorher ausgewählten Themenbereich für die Schüler/in- nen so erschließen, sodass dieser in der Unterrichtspraxis ohne jegliche Verständnisprobleme von diesen nachvollzogen werden kann.10 Dazu muss die Lehrkraft aus all der Fülle der gegebenen Informationen die letztendlich wesentlichen Inhalte filtern, um diese später schülergerecht zu veranschaulichen.
Die zweite Dimension, welche als „ elementare Erfahrung“ definiert wird, beschäftigt sich mit der Lebenswelt der Schüler/innen. In diesem Kontext kann man auch den Begriff der Korrelationsdidaktik verwenden, da diese versucht, biblische Inhalte mit der Lebens- und Erfahrungswelt der Schüler und Schülerinnen zu verknüpfen.
Ebenso soll der Lehrende durch die Beschäftigung mit dem Stundenthema herausfinden, welche Vorstellungen, Interessen und Empfindungen das Thema bei den Schülern und Schülerinnen wecken.11 Daher ist es von großer Bedeutung, dass die Lehrkraft stets aufmerksam ist und Interesse am Leben ihrer Schüler/innen zeigt, sodass sie die Lebensumstände bzw. Lebenssituationen kennt und richtig einschätzen kann.
Wenn die Lehrkraft an die Lebenssituationen und Lebenswirklichkeit der Schüler/innen anknüpft und diese mit biblischen Themen, wie beispielswiese die Arbeit an Gleichnissen verbindet, kann der Erfahrungshorizont und die persönliche Einstellung zum Glauben, zu Gott und zur Religion verändert bzw. erweitert werden.12
Mit der dritten Dimension, welche als „elementarer Zugang“ beschrieben wird, nimmt die Lehrkraft Bezug auf die entwicklungspsychologischen Hintergründe und gleicht diese an die Verständnisgrundlage der Schüler/innen an, welche je nach Klassenstufe variiert.13 Durch die vorherige Behandlung verschiedener religiöser Themen im Religionsunterricht, erhält die Lehrkraft Aufschluss darüber, in welcher Phase der religiösen Entwicklung sich die Schüler/innen befinden.
Eine wichtige Aufgabe der Lehrperson ist es auch, dass sie den Schüler/innen auf Augenhöhe begegnet, sensibel auf ihre individuellen Gottesvorstellung reagiert und diese in der Unterrichtsplanung berücksichtigt.14
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1 http://spruchezitatema.blogspot.com/2016/01/zitat-nachstenliebe.html (zuletzt abgerufen am 03.05.2021).
2 https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/deutsche-bischoefe/DB85.pdf (zuletzt abgerufen am 07.05.2021).
3 https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/veroeffentlichungen/deutsche-bischoefe/DB85.pdf (zuletzt abgerufen am 07.05.2021).
4 Hilger/Ritter (2006), 156.
5 Hilger/Ritter (2006), 157.
6 Hilger/Ritter (2006), 157.
7 Hilger/Ritter (2006), 157.
8 Hilger/Ritter (2006), 157.
9 Riegel (2014), 53
10 Riegel (2014). 53.
11 Riegel (2014), 80.
12 Riegel (2014), 81.
13 Hilger/Ritter (2006), 159.
14 Riegel (2014), 60.