Die Rede von der Sünde ist im modernen Sprachgebrauch in vielerlei Hinsicht
problematisch geworden. Wenn in der Alltagssprache überhaupt noch von ‚Sünde‘
die Rede ist, dann doch zumeist in verkürzter und missverständlicher Art und Weise.
In ihr mischen sich im Umgang mit ‚Sünde‘ oft Desinteresse und Skepsis und eine
genuin christliche Bedeutung lässt sich nur noch am Rande erkennen.
In der Theologie bemüht man sich daher seit der Aufklärung um ein neues
Sündenverständnis, das neuzeitliche Missverständnisse und Vorbehalte überwinden
soll. Doch scheint seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch hier im
wesentlichen Desinteresse Einzug in die Theologie erhalten zu haben und so spielen
sich heute die Diskussionen um den Sündenbegriff allenfalls am Rande des
theologischen Diskurses ab. Dies ist jedoch insofern erstaunlich, weil die
Sündenlehre seit dem Beginn der Reformation ein wesentlicher Bestandteil des
evangelischen Selbstverständnisses gewesen ist. So bestimmte Martin Luther 1532 in
seiner Vorlesung über den Psalm 51 den homo peccator und den deus iustificans als
den eigentlichen Gegenstand der Theologie (‚subjectum Theologiae’). Die
Fundamentalunterscheidung zwischen Glaube und Sünde bildet in der Reformation
den anthropologischen Ausgangspunkt, von dem aus eine evangelische Theologie
allererst möglich wird. Es ließe sich daher fragen, ob eine Vernachlässigung der
Sündenlehre nicht zu einem Verlust des Gegenstandes der evangelischen Theologie
führen muss, da das dialektische Verhältnis zwischen dem sündigen Menschen und
dem rechtfertigenden Gott im Akt der Rechtfertigung nicht mehr angemessen zur Sprache gebracht werden kann. Für weite Kreise der aktuellen evangelischen
Theologie wäre die Rede von der Sünde wohl ein Zugewinn, dessen Umgang sie erst
wieder erlernen müsste.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- SÜNDE IM SELBST
- DIE BESTIMMUNG DES SELBST
- DIE VERZWEIFLUNG IM SELBST.
- Uneigentliche Verzweiflung...
- Verzweifelt nicht man selbst sein wollen
- Verzweifelt man selbst sein wollen.
- DAS SELBST UND DIE SÜNDE.
- KIERKEGAARDS NEGATIVISTISCHE METHODE
- ALLGEMEINHEIT UND INDIVIDUELLE VERANTWORTLICHkeit in KIERKEGAARDS SÜNDENLEHRE .....
- EXKURS: DIE ÜBERWINDUNG DER SÜNDE IN DER SELBSTANNAHME?
- KRITIK
- LITERATURVERZEICHNIS:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Sören Kierkegaards Werk „Die Krankheit zum Tode“ und analysiert dessen existenzanalytische Methode zur Bestimmung der Sünde. Die Arbeit untersucht, wie Kierkegaard das menschliche Selbst als Ausgangspunkt für die Entstehung von Sünde begreift und die Verzweiflung als zentralen Aspekt der menschlichen Existenz darstellt.
- Das menschliche Selbst als Ursprung der Sünde
- Die Verzweiflung als Ausdruck der menschlichen Existenz
- Kierkegaards negative Methode zur Analyse der Sünde
- Die Verbindung von individueller Verantwortlichkeit und Allgemeinheit der Sünde
- Die Möglichkeit der Überwindung der Sünde durch Selbstakzeptanz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Begriffs „Sünde“ im modernen Sprachgebrauch und in der Theologie dar. Sie zeigt, dass die Sündenlehre in der evangelischen Theologie eine zentrale Rolle spielt und dass eine Vernachlässigung dieses Themas zu einem Verlust des Gegenstandes der evangelischen Theologie führen könnte. Die Einleitung führt den Leser in die Thematik ein und stellt den Ausgangspunkt der Untersuchung dar.
Das zweite Kapitel befasst sich mit Kierkegaards Verständnis des Selbst und der Verzweiflung. Es wird erläutert, wie Kierkegaard das Selbst als eine Einheit von Möglichkeit und Wirklichkeit begreift und wie die Verzweiflung als ein Ausdruck der menschlichen Existenz verstanden werden kann. Das Kapitel analysiert die drei Formen der Verzweiflung, die Kierkegaard unterscheidet: die uneigentliche Verzweiflung, die Verzweiflung, nicht man selbst sein zu wollen, und die Verzweiflung, man selbst sein zu wollen.
Das dritte Kapitel untersucht Kierkegaards negative Methode zur Analyse der Sünde. Es wird gezeigt, wie Kierkegaard die Sünde nicht als ein objektives Phänomen, sondern als ein subjektives Erlebnis begreift. Das Kapitel analysiert die Verbindung von individueller Verantwortlichkeit und Allgemeinheit der Sünde in Kierkegaards Sündenlehre.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das menschliche Selbst, die Verzweiflung, die Sünde, Kierkegaards negative Methode, die individuelle Verantwortlichkeit, die Allgemeinheit der Sünde und die Möglichkeit der Überwindung der Sünde. Die Arbeit analysiert Kierkegaards existenzanalytische Methode zur Bestimmung der Sünde und untersucht, wie er das menschliche Selbst als Ursprung der Sünde begreift und die Verzweiflung als zentralen Aspekt der menschlichen Existenz darstellt.
- Arbeit zitieren
- Jan Bartels (Autor:in), 2008, Das Selbst und die Sünde - Sören Kierkegaards "Krankheit zum Tode", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/115974