Hat sich Thomas Bernhard in der literarischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus tatsächlich radikalisiert? Es soll auf der Grundlage von Textanalysen und einschlägiger Forschungsliteratur untersucht werden, wie Bernhard sich im Laufe seiner Autorschaft literarisch im Bezug zum Nationalsozialismus entwickelt hat. Reiften seine Werke zu aufrüttelnden zeitkritischen Schriften heran oder wurden sie nur zu provozierenden Schimpftiraden, um eine verkaufsfördernde Medienpräsenz zu erreichen, wie ihm oftmals unterstellt wurde? Resignierte er in seinen letzten Werken und kam über Bloßstellungen und Beleidigungen nicht mehr hinaus oder wurde er immer radikaler und provokanter, um öffentlichkeitswirksame Diskussionen anzustoßen?
Thomas Bernhards Bedeutung als Autor von Weltrang und als einer der erfolgreichsten österreichischen Schriftsteller der Nachkriegszeit ist heute nicht mehr anzuzweifeln. Bereits das Zitat „In jedem Österreicher steckt ein Massenmörder“ im Titel dieser Arbeit zeigt, was für radikale und provokante Aussagen Bernhard seinen Figuren in den Mund gelegt hat. Auch er selbst hat sich nie vor öffentlicher Kritik gescheut und war dadurch eine umstrittene Person. Mit seinem letzten Theaterstück Heldenplatz zeigte er, dass die Themen Holocaust und Nationalsozialismus im Österreich der 1980er Jahre noch immer von großer Relevanz waren und sorgte für ausgedehnte Diskussionen in der Öffentlichkeit. Auch die aktuellen politischen Entwicklungen in Österreich und Europa zeigen, wie wichtig und relevant seine Literatur noch immer ist.
Bernhards Frühwerk scheint auf den ersten Blick eher unpolitisch und wenig radikal zu sein, während er sich in seinem Spätwerk immer offener politisch kritisch gab und besonders den bestehenden Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich kritisierte, wie der Skandal um Heldenplatz beweist.
Inhalt
1 Vorbemerkungen
1.1 Fragestellung und Überblick zum Forschungsstand
1.2 Geplante Vorgehensweise
2 Biografische und historische Kontextualisierung
2.1 Eine Kindheit zwischen Nationalsozialismus und Katholizismus
2.2 Vom Herkunftskomplex geprägt
2.2.1 Österreichs Schuldfrage und die Kulturpolitik nach 1945
2.2.2 Ein Heimatdichter mit Negativblick
3 Darstellungen des Nationalsozialismus bei Bernhard
3.1 Von Frost bis Auslöschung. Ein Zerfall
3.2 Die Ursache. Eine Andeutung
3.2.1 Eine fiktionale Autobiografie?
3.2.2 Textanalyse
3.3 Heldenplatz
3.3.1 Der Heldenplatzskandal - ein neuer Kulturkampf
3.3.2 Textanalyse
4 Ein Autor, der zur Reaktion verpflichtet
5 Zusammenfassung und Fazit
Literatur
Gender-Erklärung
Aufgrund der leichteren Lesbarkeit wird nach langer Abwägung in der vorliegenden Masterarbeit die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll und keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts darstellt.
1 Vorbemerkungen
1.1 Fragestellung und Überblick zum Forschungsstand
Thomas Bernhards Bedeutung als Autor von Weltrang und als einer der erfolgreichsten österreichischen Schriftsteller der Nachkriegszeit ist heute nicht mehr anzuzweifeln. In diesem Jahr, am 12. Februar 2019, wurde er anlässlich seines 30. Todestages auf vielfältige Weise geehrt und auch den Kritikern, die ihn zu seiner Zeit gering schätzten, sollte inzwischen bewusst geworden sein, dass Bernhard nicht mehr aus der literarischen Rezeption wegzudenken ist. Bereits das Zitat „In jedem Österreicher steckt ein Massenmörder“1 im Titel dieser Arbeit zeigt, was für radikale und provokante Aussagen Bernhard seinen Figuren in den Mund gelegt hat. Auch er selbst hat sich nie vor öffentlicher Kritik gescheut und war dadurch eine umstrittene Person. Mit seinem letzten Theaterstück Heldenplatz2 zeigte er, dass die Themen Holocaust und Nationalsozialismus im Österreich der 1980er Jahre noch immer von großer Relevanz waren und sorgte für ausgedehnte Diskussionen in der Öffentlichkeit. Auch die aktuellen politischen Entwicklungen in Österreich und Europa zeigen, wie wichtig und relevant seine Literatur noch immer ist.
Bernhards Frühwerk scheint auf den ersten Blick eher unpolitisch und wenig radikal zu sein, während er sich in seinem Spätwerk immer offener politisch kritisch gab und besonders den bestehenden Nationalsozialismus in Deutschland und Österreich kritisierte, wie der Skandal um Heldenplatz beweist. Doch hat sich Bernhard in der literarischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus tatsächlich radikalisiert? Es soll auf der Grundlage von Textanalysen und einschlägiger Forschungsliteratur untersucht werden, wie Bernhard sich im Laufe seiner Autorschaft literarisch im Bezug zum Nationalsozialismus entwickelt hat. Reiften seine Werke zu aufrüttelnden zeitkritischen Schriften heran oder wurden sie nur zu provozierenden Schimpftiraden, um eine verkaufsfördernde Medienpräsenz zu erreichen, wie ihm oftmals unterstellt wurde? Resignierte er in seinen letzten Werken und kam über Bloßstellungen und Beleidigungen nicht mehr hinaus oder wurde er immer radikaler und provokanter, um öffentlichkeitswirksame Diskussionen anzustoßen?
Die Forschungsliteratur zu Thomas Bernhard wächst immer weiter an und ist mittlerweile unüberschaubar geworden. Zu diversen Themenbereichen gibt es Se- kundärliteratur und auch zum Thema Nationalsozialismus in Bernhards Werk ist eine große Fülle an Aufsätzen und Monografien vorhanden. Es kann daher kein vollständiger Überblick über die Forschungslage gegeben werden, allerdings sollen Werke hervorgehoben werden, die für diese Masterarbeit besonders zielführend waren.
Besonders hilfreich war die vollständige Werkausgabe, herausgegeben von den österreichischen Germanisten und Bernhard-Forschern Martin Huber und Wendelin Schmidt-Dengler, die 2015 vollendet wurde.3 Diese umfangreichen Bände fassen nicht nur alle zu Lebzeiten erschienenen Werke in möglichst forschungsgeschichtlich korrekter Form zusammen, sondern beinhalten auch aus dem Nachlass erarbeitete Kommentarteile, die einen Überblick zu Entstehungsgeschichte, Forschungslage, Wirkung und zur Überlieferungslage der einzelnen Werke geben.
Zu Bernhards politischen Schriften und Reden hat Gregor Thuswaldner 2011 eine umfangreiche Monografie veröffentlicht.4 In dieser geht er vor allem auf Bernhards Österreichkritik zwischen Rezeption und Image ein. Ergänzend dazu untersucht Tim Reuter, welchen Stellenwert die Österreichkritik in Bernhards Werk einnimmt und warum diese ihn trotz seiner ausgeprägten Ortsgebundenheit zum Welt- literaten macht.5 Auch Hans Höller erörtert Bernhards ambivalentes Verhältnis zu Österreich, setzt jedoch psychoanalytische und philosophische Schwerpunkte und betrachtet seine kritische Gesellschaftstheorie.6 Josef Donnenberg untersucht ebenso Thomas Bernhards Skandale und Wortmeldungen auf ihre Wirkung hin und versucht zu beantworten, ob diese zeitkritisch oder nur provokativ sind.7
Um eine Übersicht zum politischen Österreich nach 1945, seinem Theater und Bernhards Stellung darin zu bekommen, waren die Monografien von Dirk Jürgens8 und Leonhard Fuest9 wichtig. Auch Christine Hegenbart geht auf die politische Dimension der österreichischen Dramatik nach 1945 ein und erforscht, ob Bernhard ein politischer Autor war.10 Weiterhin war Clemens Götzes Arbeit zielführend, in der er Politik und Medien in Bernhards dramatischem Spätwerk analysiert, um sein Geschichtsbewusstsein daraus zu ergründen.11
Auch wenn sich diese Arbeit auf eine knappe biografische Kontextualisierung beschränken wird, darf die detailgenaue Biografie des renommierten Bernhard-Forschers Manfred Mittermayer nicht unerwähnt bleiben,12 da diese auf vorangegangene Biografien aufbaut, durch intensive Forschung und Quellenarbeit Bernhards Leben beschreibt und offenzulegen versucht, welche Komponenten in Bernhards autobiografischen Schriften inszeniert oder historisch widerlegbar sind. Neben dieser Biografie waren für die Textanalyse von Die Ursache13 die Aufsätze von Martin Huber14 zur Rezeptionsgeschichte des Werks und Josef Mautner15 über die Darstellung von Katholizismus und Nationalsozialismus in Bernhards Frühwerk hilfreich.
Um den Skandal um Heldenpatz nachvollziehen zu können, waren besonders zwei Quellen förderlich. Zum einen die vom Burgtheater veröffentliche Dokumenta- tion,16 die chronologisch Pressestimmen, Reaktionen zum Stück, Briefe und Politikerreaktionen ordnet und zum anderen das gut recherchierte Werk von Oliver Bentz,17 das ebenfalls die Pressemeinungen zusammenfasst, allerdings wissenschaftlich differenzierter zu ergründen versucht, wie die Medien, die Öffentlichkeit und die Politik am Skandal beteiligt waren. Martin Huber geht in seinem Aufsatz18 einen ähnlichen Weg, indem er die skandalöse Dimension von Heldenplatz rekonstruiert und die gesellschaftlich-politische Situation der damaligen Zeit aufschlüsselt.
Auffällig ist bei dieser Aufstellung von Sekundärliteratur, dass sehr oft Bernhards Wechselspiel mit Medien und Politik oder seine Rolle als österreichischer Schriftsteller der Nachkriegszeit untersucht wurden. So konnte Heldenplatz vor allem in Bezug auf seine Rezeptionsgeschichte und Skandalwirkung beleuchtet werden und dabei wurde seltener auf den literarischen Text eingegangen. Noch weniger wurde Bernhards literarische Entwicklung explizit zur Thematisierung des Nationalsozialismus erörtert. Zwar gibt es, wie bereits ausgeführt, Betrachtungen zum politischen Schreiben Bernhards allgemein und zur Nationalsozialismuskritik in seinen späten Dramen, jedoch sind kaum Arbeiten vorhanden, die eine Entwicklung zwischen seinen Prosawerken und dem dramatischen Schaffen untersuchen. Oft wurde erforscht, ob Bernhard überhaupt ein politischer Autor war, und nicht, ob oder inwiefern er sich möglicherweise radikalisiert hat. Im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit soll Bernhards literarische Entwicklung in Bezug zur Thematik des Nationalsozialismus beschrieben werden. Zu diesem Zweck werden bewusst zwei Werke verschiedener Gattungen untersucht, da in der Vergangenheit besonders innerhalb kurzer Zeiträume und in derselben Gattung verglichen wurde. Deshalb wird diese Arbeit Die Ursache. Eine Andeutung19 (1975) als Prosawerk und das letzte Theaterstück Heldenplatz (1988) analysieren und literarische Entwicklungen festhalten.
1.2 Geplante Vorgehensweise
Um dem Forschungsgegenstand dieser Arbeit gerecht zu werden, ist es notwendig, zunächst einige Grundlagen für die Analysen von Die Ursache und Heldenplatz zu schaffen. Denn: „Das ,Gesamtkunstwerk‘ Thomas Bernhard ist ein in Werk und Wirkung inhärentes Gefüge diffuser Provokationen, das nur in einem werkgeschichtlich-globalen Kontext thematisch und sinnstiftend erfasst werden kann.“20 Dazu soll Bernhards Werk im folgenden Kapitel biografisch und historisch kontextu- alisiert werden. Hierbei werden im ersten Abschnitt wichtige biografische Eckdaten zu Thomas Bernhard in knapper Form dargelegt. Auch wenn der biografische Teil auf ein Minimum beschränkt wird und der Schwerpunkt auf den Textanalysen liegt, ist es dennoch nötig, besonders in Hinblick auf das autobiografisch gefärbte Werk Die Ursache, zumindest einen Überblick zu schaffen. Anschließend wird in einem kurzen Exkurs die österreichische Zeitgeschichte nach 1945 zusammengefasst und dabei besonders auf die Kulturpolitik eingegangen, die für Bernhards Schaffen von großer Bedeutung war. Ergänzend wird im letzten Abschnitt der Kontextualisierung Bernhards Rolle als österreichischer Schriftsteller nach 1945 erörtert.
Im dritten Kapitel soll als erster Analyseschritt ein Überblick, über die Darstellung des Nationalsozialismus in Bernhards Texten geschaffen werden, um die beiden zentralen Untersuchungsgegenstände in das Gesamtwerk einzuordnen. Anschließend werden zunächst Die Ursache und dann Heldenplatz auf die Forschungsfrage dieser Arbeit hin untersucht. Hierbei wird ebenso eine Zusammenfassung des „Heldenplatzskandals“ von Bedeutung sein.
Letztendlich soll mit dem erarbeiteten Wissen im vierten Kapitel beantwortet werden, inwiefern oder ob Bernhard sich in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus radikalisiert hat. Dazu werden die Entwicklungen, die sich durch die Textanalyse ergeben haben, dargelegt und weitere mögliche Ansätze mit Hilfe der Forschungsliteratur diskutiert. Dabei soll ebenso untersucht werden, ob Bernhards Werke gesellschaftskritisch waren. Am Ende werden die Ergebnisse übersichtlich zusammengefasst.
2 Biografische und historische Kontextualisierung
Es wurde vielfach versucht, Bernhards Werk über biografische Entschlüsselungen zu interpretieren. Dies soll in dieser Arbeit nicht geschehen, da diese Interpretationen oft eher Mutmaßungen gleichkommen und es viel zielführender ist, die literarischen Texte selbst zu untersuchen. Außerdem kann kaum etwas über den privaten Bernhard gesagt werden, da er sich permanent in der Öffentlichkeit selbst inszeniert hat und sich Behauptungen aus Interviews und seiner Autobiografie nach Überprüfung oft als ausgeschmückt oder verfälscht herausgestellt haben.21 Dennoch kommt gerade für die Analyse von Bernhards biografischen Schriften eine literarische Untersuchung nicht ohne biografisches Wissen aus. Schließlich sind bei kaum einem anderen Schriftsteller Leben und Fiktion so sehr miteinander verwoben.22 Es ist schwer zu unterscheiden, was ernst oder ironisch, real oder übertrieben ist. Seine Biografie ist teilweise fiktional und seine Prosa in Teilen autobiografisch, wenn auch zugespitzt und ironisch verfremdet. Manfred Mittermayer hat dafür eine sinnvolle Formel aufgestellt: „Bernhards Literatur ist ohne Bezugnahme auf die Biografie nicht zu verstehen - Bernhards Literatur jedoch ist aus seiner Biografie nicht zu erklären.“23 Deshalb folgen zunächst ein paar biografische Informationen, bevor die österreichische Zeitgeschichte und Kulturpolitik nach 1945 zusammengefasst und mit Bernhard in Verbindung gebracht wird.
2.1 Eine Kindheit zwischen Nationalsozialismus und Katholizismus
Thomas Bernhards Bezug zum Großvater, seine Kaufmannslehre und die lebensbestimmende Lungenkrankheit haben eindeutig stark sein Leben und Schreiben, allerdings weniger seine politische Gesinnung geprägt. An dieser Stelle soll auf die Stationen in Bernhards Leben eingegangen werden, die Bernhards politisches Schreiben geprägt haben und ebenso in Die Ursache von Bedeutung sind.
Der am 9. Februar 1931 geborene Thomas Bernhard hat seine erste nachweisbare Begegnung mit dem Nationalsozialismus in Österreich 1942 als er auf das Drängen seines Großvaters, der nicht will, dass sein Enkel als Außenseiter angesehen wird, der nationalsozialistischen Bewegung „Jungvolk“ beitritt und dadurch später automatisch Mitglied der Hitlerjugend wird.24 1943 wird Bernhard in das NS-Erzie- hungsheim für schwer erziehbare Kinder „Steigerheim“ in Saalfeld (Thüringen) geschickt, was ein traumatisches Erlebnis für ihn ist, weil er bereits dort täglich gede- mütigt wird.25
Im April 1944 tritt Bernhard in die Knabenhauptschule „Andrä-Schule“ in Salzburg ein und wohnt im „Knabenasyl Johanneum“. Dieses war bis 1938 unter christlicher Leitung und ab 1938 unter nationalsozialistischer Herrschaft und damit, wie fast alle konfessionellen Internate, dem Staat untergeordnet. NS-Schülerheime wurden als „Gemeinschaftsstätten der Jugend“ mit dem Ziele, „geistig und charakterlich vollwertige Menschen zu formen“ angelegt und die Heimleiter waren in der Regel bewährte Nationalsozialisten; man strebte eine „Einheit der Erziehung“ an.26 Der junge Bernhard leidet unter den gleichgeschalteten Methoden zur Erziehung. Er beschreibt die Zeit in Die Ursache als Quälerei und mit Selbstmordfantasien durchzogen, worauf im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch genauer eingegangen wird. Durch einen Tagebucheintrag des Großvaters sind tatsächlich zwei Selbstmordversuche belegt. Es fällt dem sensiblen Bernhard extrem schwer, sich den Strukturen unterzuordnen. Er wird zum Bettnässer und Außenseiter.27
Vor allem die Zeit der Fliegerangriffe in Salzburg und Traunstein wird von ihm als traumatisch erlebt, da er und seine Mitschüler sehr viel Zeit in den beengten und für ihn fürchterlichen Luftschutzstollen verbringen mussten. Am 16. Oktober 1944 gibt es den ersten Angriff auf Salzburg mit etwa 600 Bombenfliegern. Da sich bis dahin schon viele folgenlose Fliegeralarme ereigneten, flüchtet nur ein Teil der Bevölkerung in die Stollen, weshalb 245 Menschen zu Tode kommen. Außerdem werden bekannte Gebäude zerstört, wie die Domkuppel, das Museum Carolino Augusteum oder Mozarts Wohnhaus. Insgesamt gibt es 15 Luftangriffe, die 46% der Gebäude zerstören oder stark beschädigen, bis am 4. Mai 1945 Salzburg an die USTruppen übergeben wird.28
Im neuen Schuljahr 1945 muss Bernhard zurück in die Schule und kommt in dasselbe Internat in Salzburg, das nun wieder katholisch geführt wird und wie vor 1938 den Namen „Schülerheim Johanneum“ trägt. Nach der nun geltenden Hausordnung sollen alle Internatsschüler „in einer frohen Gemeinschaft zu gottesfürchtigen, innerlich frohen Menschen geformt“ werden.29 Franz Wesenauer (1904-1991) übernimmt die Leitung des Internats. Dieser hatte unter den Nationalsozialisten als Jugendseelsorger gearbeitet und inspirierte Bernhard zur Figur des Onkel Franz in Die Ursache. 30
1947 bricht Bernhard auf eigenen Wunsch seine Schullaufbahn ab, fängt zunächst eine Kaufmannslehre an, die er ebenso nach schwerer Lungenkrankheit aufgeben muss und findet immer weiter in seine musische und schriftstellerische Laufbahn hinein.31 Ab 1950 veröffentlicht er Texte und hat 1963 seinen Durchbruch mit seinem ersten Roman Frost, worauf er regelmäßig und in hoher Frequenz publiziert, bis er am 12. Februar 1989, im Alter von 58 Jahren, stirbt.32
2.2 Vom Herkunftskomplex geprägt
In den 25 Jahren, in denen Bernhard intensiv publiziert, kommt es immer wieder zu Eklats bei öffentlichen Reden und zu Skandalen nach Veröffentlichungen. Schließlich ist Bernhards gesamtes Werk für viele Rezipienten auf provozierende Weise mit der Thematik seiner Herkunft durchzogen, was in der Forschung immer wieder als „Herkunftskomplex“ bezeichnet wurde.33 Hans Höller weist darauf hin, dass Bernhard sich, wie andere österreichische Schriftsteller in den 1950er Jahren, von seinem Herkunftskomplex befreien musste, indem er sich in der Nachkriegszeit mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzte.34 Dies soll im Folgenden genauer erörtert werden. Dafür muss zunächst allerdings die Kulturpolitik Österreichs nach 1945 erläutert werden, da das bis heute schwierige Verhältnis Österreichs zu seiner Vergangenheit im Nationalsozialismus stark zum benannten Herkunftskomplex und Bernhards Schreiben beitrug.
2.2.1 Österreichs Schuldfrage und die Kulturpolitik nach 1945
Der Umgang der Österreicher mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit unterschied sich ganz erheblich von dem der BRD und der DDR, was vor allem mit dem „Anschluss“ zusammenhängt. Denn dieser wurde als Annexion anerkannt, lediglich wegen der Mitverantwortung am Krieg sollte das Land als Staat gemahnt werden. Die Bürger wurden also nicht zur Verantwortung gezogen [...]. Der Staat unterstützte in den Jahren nach dem Krieg jegliche Bemühungen, das schlechte Gewissen zu verdrängen beziehungsweise gar nicht erst aufkommen zu lassen.35
1955 gelang es Außenminister Leopold Figl bei der Konsolidierung des Staatsvertrages, die Nennung der Mitschuld Österreichs aus der Präambel zu streichen und damit ging die „Okkupationstheorie“ in das österreichische Geschichtsbild und auch in die österreichische Schulbildung sowie das nationale Selbstverständnis ein.36 Die Mitschuld an den nationalsozialistischen Verbrechen wurde größtenteils ignoriert und deshalb eine Entnazifizierung nicht ernsthaft angegangen. Die Mehrheit der Österreicher fühlte oder wollte sich unschuldig fühlen und daher war Selbstkritik nicht öffentlich erwünscht.37 So lebten viele nationalsozialistische Ideen fort. Die Menschen sahen sich als Kriegsverlierer, als erstes Opfer Hitlerdeutschlands. Es wurde verschwiegen, wie viele Österreicher beim Anschluss 1938 Hitler zugejubelt hatten, dass 99 Prozent bei der Volksabstimmung am 10. April 1938 für den Anschluss gestimmt hatten, dass österreichische Nationalsozialisten in SS-Trupps aufgenommen und dass auch im österreichischen Konzentrationslager Mauthausen und in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim unzählige Menschen ermordet wurden. Ebenso war die katholische Kirche nicht unschuldig am Erfolg der Nationalsozialisten. Österreichs Bischöfe begrüßten den Anschluss, lobten das Engagement der Nazis und sprachen sich gegenüber der Bevölkerung dafür aus, bei der Volksabstimmung für Hitler zu stimmen.38
Johann Sonnleitner merkt zur Schuldfrage exemplarisch an, dass bis heute kein Mahnmal oder keine Gedenktafel von der Geschichtsträchtigkeit des Heldenplatzes berichtet, davon, dass Hitler dort den Anschluss verkündet hat, und er verurteilt rigoros, dass es kaum Erinnerungskultur gibt vom
kollektiven, beharrlich verschwiegenen Skandalon des Heldenplatzgeschreis vom März '38. Das nationale Interesse, Österreich als erstes Opfer des nationalsozialistischen Imperialismus auszugeben, und die daraus resultierende zwiespältige Haltung und Verdrängung machen aus dem Komplex , Vergangenheitsbewältigung' eine noch immer sensible Materie, die die Schriftsteller bis heute zu irritierenden Antworten provoziert.39
Sonnleitner führt weiter aus, dass der Anschluss „einerseits als völkische Großtat, als Befreiung vom autoritären christlichsozialen Ständestaat oder andererseits als exis- tenzbedrohende Katastrophe“ erlebt wurde.40 Jedoch sei der Jubel der Völkischen tatsächlich dagewesen und in diversen Quellen und damals erfolgreichen Anthologien nachzulesen.41 Es gab also durchaus Gegenstimmen und Gegner des Nationalsozialismus, aber auch sehr viele Befürworter in Österreich. Der Heldenplatz wurde zum Symbol der nationalsozialistischen Bewegung in Österreich:
Von der völkischen Seite wurde mit dem Anschluß der Heldenplatz derart affektiv besetzt und mit Bedeutung und Sinn beladen, daß auch emigrierte Antifaschisten diese intensive Codierung für ihre literarische Produktion in der Überzeugung nutzen, mit dieser zum Begriff gewordenen Ortsbezeichnung eine zeitgeschichtliche Totalität zu erfassen.42
Dass der Heldenplatz so sehr mit Bedeutung aufgeladen ist, wird für Thomas Bernhards letztes Theaterstück Heldenplatz von hoher Wichtigkeit sein, was an späterer Stelle ausgeführt wird. Zunächst ist zu betonen, dass auch die österreichische Literaturszene kaum entnazifiziert wurde. Politiker sprachen sogar Autoren, die eindeutige Texte für die Nationalsozialisten verfasst hatten, schnell von Schuld frei, so dass diese auch nach 1945 bestimmend für die Literatur waren und mit Preisen ausgezeichnet werden konnten; Nationalkonservative dominierten sogar den Kulturbetrieb bis in die 1950er Jahre hinein.43 Direkt nach dem zweiten Weltkrieg hatte es die österreichische Avantgarde schwer und es wurde sich weiter an Traditionen, die den österreichischen Mythos wiederbelebten, orientiert und verherrlichende Lieder und Elegien auf Österreich und seine Landschaften sowie patriotisch Literatur geschrieben - vom österreichischen Faschismus war keine Rede.44 Erst Ende der fünfziger Jahre gab es in der Literatur Versuche Österreichs verdrängte Schuld aufzuarbeiten und mit dem Begriff „Heimat“ kritischer umzugehen und ihn zu entzaubern.45
Doch tatsächlich erst in den 1980er Jahren kam es in Österreich und in der österreichischen Literatur zu intensiven Beschäftigungen mit der eigenen Schuld- frage.46 In den 1980ern schaffte es die rechtspopulistische FPÖ erstmals in eine Regierungskoalition mit der SPÖ. Weiterhin wurde Kurt Waldheim 1986 zum Bundespräsidenten gewählt, trotz seiner umstrittenen Kriegsvergangenheit und seiner Rolle im zweiten Weltkrieg unter den Nationalsozialisten. Waldheim bestritt seine Mitgliedschaft im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) mit den Worten, er habe nur seine Pflicht getan. Außerdem verschwieg er Mitglied in der SA gewesen zu sein sowie seinen Aufenthalt in Griechenland, als dort umfangreiche Deportationen jüdischer Gefangener stattgefunden hatten. Weiter behauptete er, vom Holocaust nichts gewusst zu haben. Es wurde eine internationale Historikerkommission eingesetzt, deren Bericht vom Februar 1988 Waldheim zwar kein persönliches schuldhaftes Verhalten oder Kriegsverbrechen nachweisen konnte, aber dennoch zu dem Schluss kam, dass die eigenen Darstellungen über seine Vergangenheit in Teilen falsch waren.47 „Seine Falschaussagen und seine Rechtfertigungsstrategie ließen die weitverbreitete Auffassung an Glaubwürdigkeit verlieren, wonach Österreich das erste Opfer Hitlers gewesen sei [.].“48 Die sogenannte Waldheim-Affäre bestimmte das Land so sehr, dass Österreich sogar für Waldheims Amtszeit politisch isoliert von der westlichen Welt war.49 Allerdings führten der innenpolitische Rechtsruck, mit dem Aufstieg der FPÖ, und besonders die Waldheim-Affäre dazu, dass endlich eine Diskussion über Österreichs Rolle während des Dritten Reiches geführt wurde: „Das Jahr 1986 wird heute von Historikern als Umbruchsjahr im Geschichtsbewusstsein vieler Österreicher in der Zweiten Republik angesehen.“50 Durch diesen öffentlichen Diskurs kam es allmählich zu einer Abkehr vom Opfermythos und zur Zunahme von antinazistischer Literatur und Kunst - ein Trend, der bis heute anhält.
2.2.2 Ein Heimatdichter mit Negativblick
Für den Stumpfsinn, für die Faulheit, Feigheit und Kritiklosigkeit ihrer Bewohner hat er [Thomas Bernhard] sie gehasst. Für ihre Landschaft, für ihre Bedeutung als das eigene Herkunftsland hat er die Heimat - trotz allem - geliebt.51
Caroline Neider beschreibt hier, wie deutlich Bernhard zwischen dem österreichischen Land, das er mit seiner Landschaft - in der er mehrere Wohnsitze besaß - und seinem Bauernvolk liebte, und dem österreichischen Staat als politisches Gebilde unterschied.52 Da er sich fortlaufend mit Österreich beschäftigte und der Staat und die Landschaften eines seiner Hauptthemen waren, wurde er immer wieder als (negativer) Heimatdichter besprochen und Begriffe wie „Herkunftskomplex“, „Hassliebe“ und „Erblast“ kommen immer wieder in Besprechungen seiner Werke vor.53 Sigrid Löffler nannte ihn in ihrem Nachruf einen „Heimatdichter mit dem Negativblick auf Heimat und Natur“.54 Bernhard kann vor allem als typisch österreichischer Autor bezeichnet werden, weil er die besondere Sprachmelodie und Spielart der österreichischen Sprache gepflegt hat, sich in seinen Werken zum größten Teil auf österreichische Autoren bezieht und so die Literaturgeschichte des Landes fortsetzt: „sein Werk kreist und kreist um Österreich, als wäre es der Mittelpunkt der Erde.“55 Trotzdem hat Bernhard weltläufig geschrieben und weltweit gewirkt. Aus der Konzentration auf Österreich erschließen sich ihm also größere Zusammenhänge. Die Forschung ist sich mittlerweile einig, dass er ein Autor von europäischer, wenn nicht sogar globaler, Bedeutung war.56
Hingegen war Marcel Reich-Ranicki der Ansicht, dass Bernhards Prosa ihre Überzeugungskraft aus den Milieuschilderungen gewinne und dass Bernhard, ob er es wolle oder nicht, „ein österreichischer Heimatdichter [sei], den freilich weniger Liebe oder Innerlichkeit über das Leben in Tirol oder in den Tälern der Steiermark schreiben lassen als Wut und Ekel, wenn nicht gar Haß.“57 Reich-Ranicki geht weiter davon aus, dass sich Bernhards Hass, wenn er in den Niederlanden aufgewachsen wäre, wohl auf die Niederlande gerichtet hätte, weil er eben über das, was er kennt und in seiner Kindheit grauenhaft miterlebt hat, dichtet. Das ist allerdings etwas vereinfacht gedacht, weil für Bernhards „Hass“ auf Österreich eben die unaufgearbeitete Schuldfrage von Bedeutung war. Vermutlich hätte er doch andere Themenschwer- punkte gehabt, wenn Österreich nach 1945 eine andere Politik verfolgt hätte. Hans Höller schlussfolgert richtig:
Bernhard gehört zur Generation der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die sich am Beginn ihrer literarischen Laufbahn in den fünfziger Jahren mit dem provinziellen Ende, dem konservativen Traditionalismus - ,Das große Erbe' als Schlagwort des Österreichsbewusstseins in den fünfziger Jahren - und der Verdrängung der jüngsten Vergangenheit' konfrontiert sahen. [...] Die allergische Reaktion auf die ungebrochene Traditionen zieht sich durch das gesamte Werk Bernhards, vor allem in den Bildern riesiger österreichischer ,Liegenschaften', von denen die erzählten Figuren durch Abschenkung, Auflösung und Auslöschung loszukommen versuchen.58
Damit betont er ebenso Bernhards Wichtigkeit in der österreichischen Literaturgeschichte nach 1945. Viele wichtige Autoren verließen Österreich (Ilse Aichinger, Ingeborg Bachmann) und Staatspreisträger waren oft frühere Mitläufer; es fehlte die Abgrenzung in Form einer neuen Literaturbewegung.59 Ingeborg Bachmann schrieb Ende der sechziger Jahre über Bernhard, dass er das Neue schrieb, auf das man seit '45 gewartet hatte und Höller erkennt dieses Neue als die „Zerrüttung“ in seiner Prosa, „die nicht weiter kommende Rede“, die etwas aus der Vergangenheit festzumachen versucht, aber es nur immer weiter einkreisen kann.60
Im Zentrum von Bernhards Kritik stehen also der österreichische Staat und dessen politische Versäumnisse. Nation und Staat sind daher Begriffe, die in Bernhards Werk fast ausschließlich negativ konnotiert sind, denn „[f]ür eine ideologische Legitimation des österreichischen Nationalstaates will er sich und sein Werk auf keinen Fall hergeben.“61 Damit reiht Bernhard sich „konsequent in bestimmte Entwicklungslinien österreichischer Literatur ein, was ihn für die österreichische Literaturgeschichtsschreibung zu einem zentralen Autor macht.“62 Das gilt vor allem für die Traditionen von negativ gezeichneten Österreichbildern und „anthropologischen Pes- simismus“63 Österreich gegenüber. Bernhard war einer der größten deutschsprachigen Künstler im sich Erregen und er nutzte verschiedenste Anlässe, um „seine Invektiven gegen Österreich und dessen gesellschaftliche Mißstände zu richten [.]. Bernhard erwies sich als ein Meister der Kunst, die zornerregenden Anlässe in eine radikale und dabei kunstvoll gestaltete Sprache zu bringen [.].“64
Van Ingen sieht Bernhards Erregungen, die sich immer wieder explizit auf den österreichischen Staat richten, als eine Art Vergangenheitsbewältigung an:
Es steht zu vermuten, daß das tief wurzelnde Mißtrauen gegen den Staat und dessen Organe im Erlebnis der Jugendzeit wurzelt und die Erfahrungen mit Schulleitung und Obrigkeit während der NS-Herrschaft verallgemeinert und deshalb auf den Nachfolgestaat übertragen wurden. Seine rigorose Ablehnung jeglicher Form des ,Gemeinmachens‘ mit staatlichen Institutionen, mit der Politik und deren Vertretern in Österreich ist das Initial für eine restlose Absage: Als eine die Massen vertretende Instanz diene der Staat nur kunstfremden Interessen, die Literatur habe ihre Unabhängigkeit strikt zu wahren, jeder (vermeintliche) Übergriff sei grundsätzlich abzuwehren, einzuklagen sei die totale Freiheit des Künstlers und der Kunst.65
Dass der Grund für Bernhards extremes Anschreiben gegen Missstände in Österreich durch seine Kindheit begründet ist, in der er erleben musste, was in gleichgeschalteten Systemen passieren kann, erscheint plausibel, kann aber nicht hundertprozentig nachgewiesen werden. Unbestreitbar ist jedoch, dass er strikt gegen das Weiterbestehen und die Nichtaufarbeitung des österreichischen Faschismus mit seinen Mitteln vorging. Bernhard trat beispielsweise aus der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung aus, als Bundespräsident Walter Scheel, trotz seiner ehemaligen NSDAP- Mitgliedschaft, zum Ehrenmitglied ernannt wurde.66 Weiterhin kritisierte Bernhard im Interview mit Le Monde den herzhaften Empfang des ehemaligen SS-Offiziers Walter Reder durch den Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager (FPÖ) mit den Worten:
Kennen Sie viele Länder, wo ein Minister sich extra bemüht, um die ,Rückkehr in die Heimat‘ eines SS-Offiziers zu begrüßen, der für den Tod tausender Menschen verantwortlich war? Das alles erklärt sich, wenn man weiß, daß jener Minister aus Salzburg stammt und daß seine Familie, die ich übrigens gut kenne, seit Generationen aus Musikern besteht. Im ersten Stock spielt man Geige. Im Keller öffnet man die Gashähne. Eine typische österreichische Mischung aus Musik und Nazismus.67
Dieser Kommentar Bernhards zeigt auch, wie aufmerksam er den Nicht-Umgang Österreichs mit seiner Geschichte beobachtet hat und dass er es daher immer wieder für bedeutsam hielt, den bestehenden und wiederaufkeimenden österreichischen Faschismus literarisch und öffentlichkeitswirksam zu verarbeiten. So wurde der Nationalsozialismus eines der Kernthemen Bernhards, wie im Folgenden anhand seiner Texte gezeigt werden soll.
3 Darstellungen des Nationalsozialismus bei Bernhard
Im vorangegangenen Kapitel ist bereits deutlich geworden, dass Bernhard ein zeitkritischer Autor war, der gegen Missstände in Österreich und der Welt anschrieb, vor allem gegen den bestehenden Nationalsozialismus. Nun soll anhand seiner Texte ergründet werden, inwiefern er sich literarisch mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzte und wie sich dies im Laufe seiner Schriftstellerkarriere entwickelte. Hierzu soll zunächst in einer Zusammenfassung dargelegt werden, wie Bernhard das Thema von Beginn seiner Schriftstellerkarriere bis zu seinem Tod behandelt hat, bevor Die Ursache und Heldenplatz genauer untersucht werden. Dieser Gesamtüberblick soll möglichst kurz gehalten werden, ist jedoch für die Einordnung der Hauptanalysewerke in Bernhards Gesamtwerk und das Aufzeigen seiner literarischen Entwicklung nötig.
3.1 Von Frost bis Auslöschung. Ein Zerfall
Bernhards Gedichte (1952-1962), mit denen seine Schriftstellerkarriere begann, sind tatsächlich unpolitisch und beschreiben, auch wenn sie teilweise bedrohlich wirken, das idyllische österreichische Land- und Bauernleben.68 Bernhards erster Roman Frost 69 (1963) ist dagegen schon etwas radikaler und eine Art düsterer Heimatroman. Bereits in diesem frühen Werk wird die für Bernhard so wichtige Thematik des Herkunftskomplexes verarbeitet - in diesem Falle als Ursachenforschung eines Medizinstudenten, der den Maler Strauch in einem Gebirgsdorf besucht, die Welt um sich herum als fremd wahrnimmt und versucht, das Unsagbare zu ergründen.70
Gregor Thuswaldner sieht Frost sogar als ersten Höhepunkt von Bernhards Österreichkritik, „indem er das sich bildende Österreichbewusstsein auf verschiedene Weise ständig hinterfragt.“71 So gibt es im Roman zum Beispiel Abschnitte vom Schweigen über den Krieg; es gibt „ungeheuren Verbrechen“, die nie ausgesprochen werden und der Maler Strauch spricht von grausigen Spuren, die der Krieg im Tal hinterlassen hat (F 146). „Eine unleugbare Qualität von Frost liegt darin, daß man den Roman als wichtige Quelle zur Mentalitätsgeschichte der Nachkriegszeit lesen kann.“72 Frost thematisiert „das große Tabu der österreichischen Nachkriegsgesellschaft: Die Verbrechen des Nationalsozialismus werden nicht konkret benannt, sondern nur verallgemeinernd umschrieben.“73 Das Tabu wird dabei thematisiert, aber nie durchbrochen. Damit ist ein Hauptthema von Frost das Verdrängen des Traumas und das Verdrängen der Taten der Nationalsozialisten. Auch Hans Höller stellt die Sonderstellung des Romans innerhalb seiner Zeitgeschichte heraus, weil durch die präzisen Beobachtungen des Doktors vermittelt wird, dass die Welt nach dem Krieg anders, krank und nicht beschreibbar ist, es gib Traumata über die niemand reden will und kann.74 Die Heimat wird entzaubert und als düster dargestellt, was, wie im Vorangegangenen gezeigt wurde, untypisch für die Literatur der 1960er Jahre in Österreich war, da in den meisten Texten ein eher unkritisches, idyllisches Heimatbild gezeichnet wurde.
Es ist interessant, dass Bernhard das Thema Nationalsozialismus, wenn auch unterschwellig, bereits in seinem ersten Roman stark thematisiert. Ebenso in fast allen anderen Romanen klingt immer wieder Kritik am Nationalsozialismus an, auch wenn diese nicht immer das zentrale Thema ist. Außerdem kritisierte er Österreich immer wieder in politische Schriften, Reden und Interviews.
In den 1960ern nimmt Bernhard noch als Kritiker der Österreicher und ihrer Nichtaufarbeitung der jüngsten Geschichte eine Sonderrolle unter den Schriftstellern ein. Schon damals missbilligte er ihr Verhalten in seinem typischen Ton und fand recht radikale Worte, um sie zu beschreiben, wie in seiner „Politischen Morgenandacht“, die 1966 in Wort in der Zeit erschienen ist:
Unser Volk ist ein Volk ohne Inspiration, ohne Charakter. Intelligenz, Phantasie sind ihm keine Begriffe. Ein Volk von Schleichhändlern und Dilettanten, zeugt es sich in jedem Augenblick in seinem alpenländischen Exklusivschwachsinn fort. Es exaltiert sich auf dem ihm verbliebenen Miniaturterritorium (einer Mischung aus Freilichtmuseum für ordinäre Weltenbummler und Irrenanstalten) in der fürchterlichsten Verkrampfung der ihm zum Selbstzweck gewordenen Mi- mikry.75
Bernhards Urteil und Ton über Österreich war also sehr früh schon radikal. Politische Positionen drückte er zunächst vor allem über Zeitungsauftritte und öffentliche Reden aus und erst ab Ende der 1970er Jahre auch literarisch.76
Spätestens seit 1968 kann jedoch bereits von Bernhards Äußerungen als skandalös gesprochen werden, nachdem er bei der Verleihung des österreichischen Staatspreises - mit dem er für Frost ausgezeichnet wurde - eine Rede hielt, die voller Kritik an den politischen Verhältnissen und dem Patriotismus der Österreicher war, worauf der anwesenden Unterrichts-Minister sogar schimpfend den Saal verließ:
Verehrter Herr Minister,
verehrte Anwesende,
es ist nichts zu loben, nichts zu verdammen, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt. [.]
Die Zeitalter sind schwachsinnig, das Dämonische um uns ein immerwährender vaterländischer Kerker, indem die Elemente der Dummheit und der Rücksichtslosigkeit zur tagtäglichen Notdurft geworden sind, Der Staat ist ein Gebilde, das fortwährend zum Scheitern, das Volk ein solches, das ununterbrochen zur Infamie und zur Geistesschwäche verurteilt ist. [.] Wir sind Österreicher, wir sind apathisch; wir sind das Leben als das gemeine Desinteresse am Leben, wir sind in dem Prozeß der Natur der Größenwahn-Sinn als Zukunft.77
Martin Huber hat Bernards Skandale seit der Staatspreisverleihung dokumentiert und sieht Bernhards letzten Heldenplatzskandal, der noch beschrieben werden wird, als Höhepunkt einer „sich steigernde[n] Reihe von Skandalen und Skandälchen [.], die sich an Bernhards publizistischem und literarischem Werk entzündet haben [.]“78 an. Auffällig ist, dass Bernhard regelmäßig die österreichische Politik und Kulturpo¬litik kritisiert hat, auch vor den großen literarischen Skandalen.
[...]
1 Thomas Bernhard: Alte Meister. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1985, S. 214.
2 Thomas Bernhard: Heldenplatz. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1995. Alle folgenden Textzitate beziehen sich auf diese Ausgabe und werden ab sofort durch die Sigle „HP“ im Fließtext markiert.
3 Thomas Bernhard: Werke in 22 Bänden. Martin Huber, Wendelin Schmidt-Dengler u.a. (Hg.). Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2003-2015. Im Folgenden zitiert als Bernhard: Werke.
4 Gregor Thuswaldner: Morbus Austriacus. Thomas Bernhards Österreichkritik. Wien: Wilhelm Braumüller 2011. Im Folgenden zitiert als Thuswaldner: Morbus.
5 Tim Reuter: „Vaterland, Unsinn“. Thomas Bernhards (ent-)nationalisierte Genieästhetik zwischen Österreich-Gebundenheit und Österreich-Entbundenheit. Würzburg: Königshausen & Neumann 2013. Im Folgenden zitiert als Reuter: Unsinn.
6 Hans Höller: Der unbekannte Bernhard. Mattighofen: Korrektur 2014. Im Folgenden zitiert als Höller: unbekannte.
7 Josef Donnenberg: Thomas Bernhard (und Österreich). Studien zu Werk und Wirkung 1970-1989. Akademischer Verlag Stuttgart 1997. Im Folgenden zitiert als Donnenberg: Wirkung.
8 Dirk Jürgens: Das Theater Thomas Bernhards. Frankfurt a.M.: Peter Lang 1999. Im Folgenden zitiert als Jürgens: Theater.
9 Leonhard Fuest: Kunstwahnsinn. Irreparabler. Eine Studie zum Werk Thomas Bernhards. Frankfurt a.M.: Peter Lang 2000. Im Folgenden zitiert als Fuest: Kunstwahnsinn.
10 Christine Hegenbart: Zum Politischen der Dramatik von Thomas Bernhard und Peter Handke. Neue Aufteilungen des Sinnlichen. Frankfurt a.M.: Peter Lang 2017. Im Folgenden zitiert als Hegenbart: Zum Politischen.
11 Clemens Götze: Die eigentliche Natur und Welt ist in den Zeitungen. Geschichte, Politik und Medien im dramatischen Spätwerk Thomas Bernhards. Marburg: Tectum 2009. Im Folgenden zitiert als Götze: Zeitungen.
12 Manfred Mittermayer: Thomas Bernhard. Eine Biografie. Wien, Salzburg: Residenz 2015. Im Folgenden zitiert als Mittermayer: Biografie.
13 Thomas Bernhard: Die Ursache. Eine Andeutung. Salzburg: Residenz 199716. Alle folgenden Textzitate beziehen sich auf diese Ausgabe und werden durch die Sigle „U“ im Fließtext markiert.
14 Martin Huber: „Romanfigur klagt den Autor“. Zur Rezeption von Thomas Bernhards Die Ursache. Eine Andeutung. In: Wendelin Schmidt-Dengler, Martin Huber (Hg.): Statt Bernhard. Über Misanthropie im Werk Thomas Bernhards. Wien: Edition 1987, S. 59-110. Im Folgenden zitiert als Huber: Romanfigur.
15 Josef Mautner: „Die Zeit macht aus ihren Zeugen immer Vergessende“. Katholizismus und Nationalsozialismus im Werk von Thomas Bernhard. In: Thomas Pittrof, Walter Schmitz (Hg.): Freie Anerkennung übergeschichtlicher Bindungen. Katholische Geschichtswahrnehmung im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts. Freiburg u.a.: Rombach 2010, S. 433-464. Im Folgenden zitiert als Mautner: Katholizismus.
16 Burgtheater Wien (Hg.): Heldenplatz. Eine Dokumentation. Wien 1989. Im Folgenden zitiert als Burgtheater: Dokumentation.
17 Oliver Bentz: Thomas Bernhard - Dichtung als Skandal. Würzburg: Königshausen & Neumann 2000. Im Folgenden zitiert als Bentz: Dichtung.
18 Martin Huber: Was war der „Skandal“ an Heldenplatz. Zur Rekonstruktion einer österreichischen Erregung. In: Johann Georg Lughofer (Hg.): Thomas Bernhard. Gesellschaftliche und politische Bedeutung der Literatur. Wien u.a.: Böhlau 2012, S. 129-136. Im Folgenden zitiert als Huber: Rekonstruktion.
19 Gerade bei Die Ursache wurde in der früheren Forschung besonders auf die Salzburgbeschimpfungen und das Gegenüberstellen von Katholizismus mit dem Nationalsozialismus eingegangen; diese Arbeit soll ausführlicher auf den Text eingehen.
20 Götze: Zeitungen, S. 83.
21 Vgl. Mittermayer: Biografie, S. 10.
22 Vgl. Mautner: Katholizismus, S. 450.
23 Mittermayer: Biografie, S. 13.
24 Vgl. ebd., S. 54.
25 Vgl. ebd., S. 55f.
26 Mittermayer: Biografie, S. 57. Laut Erlass des Reichministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 1939.
27 Vgl. für diesen Absatz ebd., S. 57f.
28 Vgl. für diesen Absatz ebd., S. 59-62.
29 Aus der Hausordnung um 1950, zitiert nach ebd., S. 63.
30 Vgl. für diesen Absatz Mittermayer Biografie, S. 63.
31 Vgl. ebd., S. 437f.
32 Vgl. Mittermayer: Biografie, S. 439.
33 Z.B. in Hans Höller: unbekannte, S. 45. Den Begriff „Herkunftskomplex“ hatte Bernhard seinen Protagonisten Josef Murau in Auslöschung. Ein Zerfall (S. 201) sagen lassen, um das schwierige Verhältnis mit der Vergangenheit seiner ehemals nationalsoz. Familie und Österreich zu beschreiben. Seitdem wird dieser auch benutzt, um das Verhältnis Bernhards mit Österreich zu veranschaulichen.
34 Vgl. ebd.
35 Caroline Neider: Heldenplatz. Ein Skandal in Österreich. Wie unterscheidet sich die Berichterstattung über das Theaterstück von Thomas Bernard in der deutschsprachigen Presse? Saarbrücken: AV Akademikerverlag 2012, S. 6f. Im Folgenden zitiert als Neider: Skandal in Österreich.
36 Vgl. Götze: Zeitungen, S. 40.
37 Vgl. für den Rest des Absatzes Paul Kruntorad: Charakteristika der Literaturentwicklung in Österreich 1945-1967. In: Hansers Sozialgeschichte der deutschen Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Bd. 10. Literatur in der Bundesrepublik Deutschland bis 1967. Hg. Ludwig Fischer. München: Hanser 1986, S. 629-650, hier S. 649. Im Folgenden zitiert als Kruntorad: Literaturentwicklung.
38 Vgl. Erika Weinzierl: Kirche - Gesellschaft - Politik von der Ersten zur Zweiten Republik. In: Friedrich Stadler (Hg.): Kontinuität und Bruch. 1938-1945-1955. Beiträge zur österreichischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Berlin u.a.: Jugend und Volk 2004, S. 51-68, hier S. 60.
39 Johann Sonnleitner: Heldenplatz und die Folgen: 1938-1988. In: Wendelin Schmidt-Dengler (Hg.): Der literarische Umgang der Österreicher mit Jahres- und Gedenktagen. Wien: ÖBV Pädagogischer Verlag 1994, S. 110-124, hier S. 110. Im Folgenden zitiert als Sonnleitner: Folgen. Auch wenn der Aufsatz bereits 1994, also vor 25 Jahren, veröffentlicht wurde, hat sich nichts an der Einschätzung Sonnleitners geändert, wie im persönlichen Gespräch festgestellt wurde, und es gibt weiterhin (2019) kein Mahnmal/keine Gedenktafel am Heldenplatz.
40 Sonnleitner: Folgen, S. 113.
41 Ebd. z.B. Josef Weinhebers „Hymnus auf die Heimkehr“, das den Anschluss feiert und heroisiert.
42 Ebd., S. 115.
43 Klaus Amann: Vorgeschichten. Kontinuitäten in der österreichischen Literatur von den dreißiger zu den fünfziger Jahren. In: Friedbert Aspetsberger u.a. (Hg.): Literatur der Nachkriegszeit und in den fünfziger Jahren in Österreich. Wien: Österr. Bundesverlag 1984, S. 46-58, hier S. 46f.
44 Vgl. Kruntorad: Literaturentwicklung, S. 633. Einzelnamen, wie Ingeborg Bachmann, Ilse Aichinger oder Paul Celan, die zur Avantgarde zählten, konnten sich eher auf dem deutschen Markt durchsetzen.
45 Vgl. ebd., S. 645. Bernhards Frost (1963) ist ein Beispiel.
46 Vgl. für diesen Absatz Hegenbart: Zum Politischen, S. 256f.
47 Vgl. Huber: Rekonstruktion, S. 129f.
48 Hegenbart: Zum Politischen, S. 257.
49 Waldheim kam auf die Watchlist der USA u. war in großen Teilen der Welt nicht mehr willkommen.
50 Huber: Rekonstruktion, S. 130. Gerade in der Literatur wurde diese „Geschichtsklitterung“ eher als in der Öffentlichkeit kritisiert, z.B. von Hans Lebert, Albert Drach und Gerhard Fritsch.
51 Neider: Skandal in Österreich, S. 21.
52 Vgl. ebenso Heinz Häller: Österreich. Eine Herausforderung. In: Wendelin Schmidt-Dengler, Martin Huber (Hg.): Statt Bernhard. Über Misanthropie im Werk Thomas Bernhards. Wien: Edition 1987, S. 111-151, hier S. 127. Im Folgenden zitiert als Häller: Herausforderung.
53 Vgl. Reuter: Unsinn, S. 84.
54 Sigrid Löffler: Der lange Weg nach Grinzing. In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, v. 24.2.1989. Zitiert nach Mittermayer: Biografie, S. 8.
55 Joachim Hoell: Thomas Bernhard und der Österreich-Komplex. In: Hermann Korte (Hg.): Text + Kritik, Heft 43 Thomas Bernhard. München: Edition 2016, S. 166-180, hier S. 176. Im Folgenden zitiert als Hoell: Österreich-Komplex.
56 Vgl. z.B. Ebd. Hoell meint „ ein österreichisches Provinzdorf wird [bei Bernhard] zum Weltmodell“ oder Christiane Böhler: Literaturskandal - Literaturtransfer. In: Stefan Neuhaus, Johann Holzner (Hg.): Literatur als Skandal. Fälle - Funktionen - Folgen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007, S. 513-523, hier S. 514f. Die europäische Literaturkritik (besonders in Italien) stellt Bernhard in eine Reihe mit Kafka, Musil und anderen berühmten österreichischen Autoren.
57 Marcel Reich-Ranicki: Thomas Bernhard. Aufsätze und Reden. Frankfurt a.M.: Fischer 1993, S. 52f.
58 Höller: unbekannte, S. 54f.
59 Ebd., S. 51.
60 Ebd., S. 52f.
61 Reuter: Unsinn, S. 137.
62 Ebd., S. 86. Wie zum Beispiel Johann Nestroy vor ihm.
63 Bentz: Dichtung, S. 21. Mit seinem übertriebenen Österreichhass stellt sich Bernhard z.B. in eine Traditionslinie mit Karl Kraus.
64 Ebd., S. 44.
65 Ferdinand van Ingen: Thomas Bernhards Holzfällen oder die Kunst der Invektive. In: Elrud Ibsch, Ferdinand van Ingen (Hg.): Literatur und politische Aktualität. Amsterdam, Atlanta: Rodopi 1993, S. 257-282, hier S. 257f. Im Folgenden zitiert als Ingen: Invektive.
66 Vgl. Ebd., S. 258.
67 Thomas Bernhard im Interview von Jean-Louis de Rambures, v. 7.1.1983: Ich bin kein Skandalautor. In: Journalistische Reden, Interviews S. 274-276, hier 275f.
68 Vgl. Reuter: Unsinn, S. 84. Alle Gedichte sind zu finden in Thomas Bernhard: Gesammelte Gedichte. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1993.
69 Thomas Bernhard: Frost. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1972. Alle folgenden Textzitate beziehen sich auf diese Ausgabe und werden ab sofort durch die Sigle „F“ im Fließtext markiert.
70 Vgl. Höller: unbekannte, S. 47.
71 Dieser Gedanke wird ausgeführt in Thuswaldner: Morbus, S. 39-70, hier S. 69.
72 Alfred Pfabigan: Auslöschung als „patriotisches Geschenk“. Anmerkungen zum „Heimatdichter“ Thomas Bernhard. In: Ilija Dürhammer, Pia Janke (Hg.): Der „Heimatdichter“ Thomas Bernhard. Wien: Holzhausen 1999, S. 3-16, hier S. 9. Im Folgenden zitiert als Pfabigan: Geschenk.
73 Mautner: Katholizismus, S. 455.
74 Vgl. Höller: unbekannte, S. 65.
75 Thomas Bernhard: Politische Morgenandacht. In: Wort in der Zeit 1966, H. 1, S. 11-13, hier S. 12.
76 Vgl. Fuest: Kunstwahnsinn, S. 201.
77 Thomas Bernhard: Rede zum Empfang des österreichischen Staatspreises, am 4.3.1968. Zitiert nach Fuest: Kunstwahnsinn, S. 201.
78 Huber: Rekonstruktion, S. 130. Weitere skandalauslösende Schriften waren Bernhards Text im Nachrichtenmagazin profil gegen Bundeskanzler Bruno Kreisky, seine Auseinandersetzung mit den damaligen Ministern Franz Vranitzky und Herbert Moritz in den 1980ern und der Holzfällen-Skandal 1984, der unter anderem die österr. Kulturpolitik kritisierte.
- Quote paper
- Linda Steinborn (Author), 2019, Zur literarischen Radikalisierung in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus bei Thomas Bernhard, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1161032
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