In dieser Arbeit wird neben der Bedeutung des Begriffes der "Cancel Culture" auch darauf eingegangen werden, welcher Maßstab bei der Bewertung einer Aussage als "richtig" oder "falsch" angelegt wird. Es werden verschiedene Tweets analysiert und eine Umfrage zum Thema durchgeführt.
Die Bestrafung in Form öffentlicher Demütigungen ist tief in der Geschichte der Menschheit verwurzelt. Beispielsweise waren Kreuzigungen sowohl zur Erniedrigung des noch lebenden Opfers als auch als post-mortem-Demütigung gedacht. Das Ausstellen der nackten Person in Verbindung mit der Verweigerung eines Begräbnisses sollte die Entwürdigung verstärken und gleichzeitig eine abschreckende Wirkung entfalten.
Eine im Mittelalter weit verbreitete Form der öffentlichen Bestrafung war das An-den-Pranger-Stellen. Die Betroffenen wurden auf dem Marktplatz öffentlich zur Schau gestellt, damit jeder sehen konnte, wer sich eines Vergehens schuldig gemacht hatte. Wer am Pranger stand, wurde zu einem unehrlichen Mann und konnte im Anschluss keine öffentlichen Ämter mehr ausüben.
Während diese Methoden der Vergangenheit angehören, existiert das Prinzip des Bestrafens durch öffentliche Demütigung weiterhin. Das Geschehen hat sich lediglich vom Marktplatz auf diverse Internetplattformen verlagert. Bereits im Jahr 1967 schrieb der kanadische Philosoph und Medientheoretiker Marshall McLuhan von "diese[r] eine[n] Klatschspalte, welche unerbittlich ist, nicht vergisst und in welcher es keine Wiedergutmachung, keine Löschung früherer 'Fehler' gibt". McLuhan dachte dabei hauptsächlich an das Fernsehen und freilich noch nicht an Google, Facebook oder Instagram. Dennoch erscheint seine Aussage heute aktueller denn je in einer Welt, die vom Internet bestimmt wird. Wir leben in einer Zeit der totalen Beteiligung, in der sich jeder in das Leben aller einmischt. Zu differenzieren, was privat und was öffentlich ist, fällt immer schwerer.
Inhaltsverzeichnis
- A) Einleitung
- B) Bedeutung
- I. Bedeutung von „canceln“ und „Cancel Culture“
- II. Bedeutung von „richtig“ und „falsch“ in diesem Kontext
- C) Funktion
- D) Berechtigung
- I. Des Cancelns
- 1. Grundrechtsabwägungen
- a) Meinungsfreiheit der Cancelnden, Art. 5 I 1 GG
- b) Grundrechte der Gecancelten
- aa) Art. 5 I 1 GG
- bb) Art. 2 1 i.V.m. Art. 1 I GG
- (1) Schutz der persönlichen Ehre
- (a) Traditionelle Rechtsprechung
- (b) Neuer Ansatz
- (2) Recht auf Vergessen
- (a) Rechtsprechung
- (b) Bewertung
- (1) Schutz der persönlichen Ehre
- 2. Wird Twitter zu einem eigenständigen Gericht?
- a) Demokratische Legitimation
- b) Prinzip der Gewaltenteilung
- 3. Philosophische Bewertung
- a) Utilitarismus
- b) Kant
- aa) Grundformel und Naturgesetzformel
- bb) Menschheitsformel
- c) Bewertung
- 1. Grundrechtsabwägungen
- II. Des Begriffes der „Cancel Culture“
- I. Des Cancelns
- E) Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Begriff der „Cancel Culture“, beleuchtet dessen Bedeutung, Funktion und Berechtigung im Kontext von Grundrechten und philosophischen Überlegungen. Die Arbeit analysiert die Mechanismen der „Cancel Culture“ und deren Auswirkungen auf betroffene Individuen und die Gesellschaft.
- Bedeutung und Definition von „Cancel Culture“
- Analyse der Funktionsweise von „Cancel Culture“ in sozialen Medien
- Abwägung der betroffenen Grundrechte (Meinungsfreiheit, Recht auf Ehre)
- Philosophische Betrachtung unter verschiedenen ethischen Perspektiven
- Bewertung der Legitimität und der gesellschaftlichen Auswirkungen
Zusammenfassung der Kapitel
A) Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema „Cancel Culture“ ein und umreißt die Forschungsfrage nach Bedeutung, Funktion und Berechtigung dieses Phänomens. Sie skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit und die Struktur der folgenden Kapitel.
B) Bedeutung: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Cancel Culture“ und analysiert die unterschiedlichen Bedeutungsfacetten des „Cancelns“ sowie die Bewertungskriterien von „richtig“ und „falsch“ in diesem Kontext. Es werden verschiedene Perspektiven auf den Begriff beleuchtet und eingeordnet.
C) Funktion: Das Kapitel beschreibt die Funktionsweise von „Cancel Culture“, die Mechanismen der öffentlichen Diskreditierung und die Rolle sozialer Medien. Es analysiert die Dynamik der Prozesse und die beteiligten Akteure.
D) Berechtigung: Dieses zentrale Kapitel befasst sich mit der Frage der rechtlichen und ethischen Berechtigung von „Cancel Culture“. Es untersucht die Abwägung von Grundrechten wie der Meinungsfreiheit der „Cancelnden“ und den Grundrechten der „Gecancelten“, insbesondere dem Recht auf Ehre und dem Recht auf Vergessen. Die philosophische Bewertung unter utilitaristischen und Kantianischen Gesichtspunkten wird diskutiert.
Schlüsselwörter
Cancel Culture, Meinungsfreiheit, Grundrechte, Recht auf Ehre, Recht auf Vergessen, soziale Medien, Utilitarismus, Kantianismus, Demokratie, Gewaltenteilung, öffentliche Diskreditierung, moralische Bewertung.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Cancel Culture
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Phänomen der „Cancel Culture“. Sie analysiert die Bedeutung, Funktion und Berechtigung dieser Praxis im Kontext von Grundrechten und philosophischen Überlegungen. Die Arbeit beleuchtet die Mechanismen der „Cancel Culture“ und deren Auswirkungen auf Individuen und die Gesellschaft.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst folgende Themenschwerpunkte: Definition und Bedeutung von „Cancel Culture“, Analyse der Funktionsweise in sozialen Medien, Abwägung betroffener Grundrechte (Meinungsfreiheit, Recht auf Ehre), philosophische Betrachtung unter verschiedenen ethischen Perspektiven (Utilitarismus, Kantianismus) und Bewertung der Legitimität und gesellschaftlichen Auswirkungen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung, Bedeutung von „Cancel Culture“, Funktionsweise, Berechtigung (inkl. rechtlicher und ethischer Aspekte sowie philosophischer Bewertung) und Fazit. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Welche Grundrechte werden im Zusammenhang mit „Cancel Culture“ diskutiert?
Die Arbeit diskutiert die Abwägung der Meinungsfreiheit der „Cancelnden“ (Art. 5 I 1 GG) mit den Grundrechten der „Gecancelten“, insbesondere dem Recht auf Ehre (Art. 2 1 i.V.m. Art. 1 I GG) und dem Recht auf Vergessen. Die Arbeit analysiert traditionelle und neuere Ansätze zur Rechtsprechung in diesem Bereich.
Welche philosophischen Perspektiven werden eingenommen?
Die philosophische Bewertung der „Cancel Culture“ erfolgt unter utilitaristischen und kantianischen Gesichtspunkten. Im Kantianismus werden die Grundformel, die Naturgesetzformel und die Menschheitsformel auf die „Cancel Culture“ angewendet.
Welche Rolle spielen soziale Medien in der Arbeit?
Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle, da sie als Hauptplattformen für die Ausübung von „Cancel Culture“ betrachtet werden. Die Arbeit analysiert die Funktionsweise und die Dynamik der Prozesse in sozialen Medien.
Wird die Legitimität von „Cancel Culture“ bewertet?
Ja, die Arbeit bewertet die Legitimität von „Cancel Culture“ sowohl aus rechtlicher als auch aus ethischer Perspektive. Sie untersucht, ob und inwieweit „Cancel Culture“ mit demokratischen Prinzipien und der Gewaltenteilung vereinbar ist.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Cancel Culture, Meinungsfreiheit, Grundrechte, Recht auf Ehre, Recht auf Vergessen, soziale Medien, Utilitarismus, Kantianismus, Demokratie, Gewaltenteilung, öffentliche Diskreditierung, moralische Bewertung.
- Arbeit zitieren
- Paulina Hopstock (Autor:in), 2021, Der Begriff "Cancel Culture". Seine Bedeutung, Funktion und Berechtigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1161285