Apoyando oder Tirando? Fachdidaktische Vorgehensweise im Anfängerunterricht für Gitarre


Bachelorarbeit, 2018

56 Seiten, Note: 13 Punkte


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Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Der Apoyando-Anschlag
1.2 Der Tirando-Anschlag
1.3 Problematik und Ziel der Arbeit

2. Hauptteil
2.1 Francisco Tárrega als Erfinder des Apoyando, ein Mythos?
2.1.1 Der Stützfinger als Indiz für den Apoyando-Anschlag
2.1.2 Fingerbewegung statt Fingerendstellung
2.1.3 Die senkrechte Handstellung bei Francisco Tárrega und das Apoyando
2.1.4 Fingersatzsequenzen bei Moretti
2.1.5 Fazit zu 2.1
2.2 Apoyando und Tirando: Die Vor- und Nachteile
2.2.1 Die Vorteile des Apoyando-Anschlags
2.2.2 Die Nachteile des Apoyando-Anschlags
2.2.3 Die Vorteile des Tirando-Anschlags
2.2.4 Die Nachteile des Tirando-Anschlags
2.3 Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando in Gitarrenschulen für Jugendliche und Erwachsene
2.3.1 Apoyando: Gitarrenstarter Band 1 von Cees Hartog
2.3.1.1 Zur Schule
2.3.1.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.3.2 Apoyando: Gitarrenschule 1 und 2 von Prof. Dieter Kreidler
2.3.2.1 Zur Schule
2.3.2.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.3.3 Apoyando: Gitarrenschule Band 1 und 2 von Klaus Schindler
2.3.3.1 Zur Schule
2.3.3.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.3.4 Zwischenergebnis
2.3.5 Tirando: Abenteuer Gitarre 1 und 2 von Jens Kienbaum
2.3.5.1 Zur Schule
2.3.5.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.3.6 Tirando: Gitarrenschule von Prof. Hubert Käppel
2.3.6.1 Zur Schule
2.3.6.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.3.7 Tirando: Die neue Gitarrenschule Band 1 von Prof. Heinz Teuchert
2.3.7.1 Zur Schule
2.3.7.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.3.8 Zwischenergebnis
2.4 Ergebnis zu den Lehrwerken für Jugendliche und Erwachsene
2.5 Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando in Gitarrenschulen für Kinder
2.5.1 Apoyando: Moro und Lilli von Gerhard Koch-Darkow
2.5.1.1 Zur Schule
2.5.1.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.5.2 Apoyando: Fridolin Band 1 von Hans Joachim Teschner
2.5.2.1 Zur Schule
2.5.2.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.5.3 Zwischenergebnis
2.5.4 Tirando: Gitarre spielen und singen mit Oktavius von Ulrich Rothe
2.5.4.1 Zur Schule
2.5.4.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.5.5 Tirando: Meine Gitarrenfibel 1 und 2 von Prof. Heinz Teuchert
2.5.5.1 Zur Schule
2.5.5.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando
2.5.6 Zwischenergebnis
2.6 Ergebnis zu den Lehrwerken für Kinder
2.7 Interview mit zwei Gitarrenlehrern über die Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando

3. Gesamtergebnis aus der Gegenüberstellung der verschiedenen Vorgehensweisen und Fazit
3.1 Gesamtergebnis zu der Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando im Anfängerunterricht für Jugendliche und Erwachsene
3.2 Gesamtergebnis zu der Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando im Anfängerunterricht für Kinder
3.3 Fazit

1. Einleitung

„Meine Erfahrung mit der Gitarrentechnik ist, daß man einen Anschlag beherrschen muß, der - sagen wir mal - eine klavierähnliche Disposition ermöglicht, das heißt, ein einzelner Ton in einer melodischen Linie […] oder in einem Akkord kann eine beliebige Qualität haben. Und das geht nur mit Tirando-Anschlag. Im Akkordanschlag oder im Arpeggio funktioniert das Apoyando nicht. Wer sich also auf das Apoyando verläßt, um gute Töne zu machen, […] hat Glück in den einzelnen Linien, aber wenn man in dem Moment, wo ein Akkord kommt, das Tirando nicht genauso stark spielen kann, wird die Musik einfach limitiert. Aus dieser Erkenntnis heraus arbeiten wir erst einmal am Tirando-Anschlag [...]. – Prof. Frank Bungarten, deutscher Gitarrist und Hochschullehrer1

[ Das Apoyando ] sollte […] unbedingt Bestandteil auch der modernen Gitarrentechnik sein.

Das Training des Apoyando wird immer auch dem Tirando helfen. Im Anfängerunterricht, bei Kindern mit teils noch sehr zarten und schwachen Fingern, hat sich das Apoyando als erste Anschlagstechnik zunächst allein mit dem Daumen und dann mit den Fingern durchaus bewährt.“ – Prof. Dr. Thomas Offermann, deutscher Gitarrist und Hochschullehrer2

Die vorliegende Abschlussarbeit befasst sich mit den zwei zentralsten Anschlagsarten der rechten Hand beim Gitarrenspiel, dem Apoyando- und dem Tirando-Anschlag, und deren Einführung im Anfängerunterricht für Gitarre. Bereits die oben genannten Zitate verdeutlichen die Bedeutung und die unterschiedlichen Standpunkte in der Gitarrenpädagogik über die didaktische Vorgehensweise bei der Einführung dieser Anschlagstechniken. Während Prof. Bungarten zuerst den Tirando-Anschlag erarbeitet, spricht sich Prof. Dr. Offermann im dargestellten Zitat bevorzugt für die vorrangige Einführung des Apoyando-Anschlags im Gitarrenunterricht aus.

Um das Thema und das Ziel der Arbeit näher zu erläutern, bedarf es zunächst einer Begriffsdefinition der beiden Anschlagsarten.

1.1 Der Apoyando-Anschlag

Der Begriff Apoyando leitet sich von dem spanischen Wort „apoyar“ ab und bedeutet übersetzt „stützen, abstützen“.3 Er bezeichnet eine Anschlagsart der rechten Hand, bei dem der anschlagende Finger nach dem Anschlag auf der unmittelbar benachbarten tieferen Saite zur Ruhe kommt, sich quasi „aufstützt“.4 Der Anschlag lässt sich sowohl mit dem Daumen als auch mit dem Zeige,- Mittel- oder Ringfinger ausführen. Er wird dabei schwerpunktmäßig bei Zeige-, Mittel- und Ringfinger aus dem zweiten und dritten Fingerglied heraus ausgeführt, wobei der Anschlagsimpuls aus dem dritten Fingerglied, dem sog. Grundgelenk, kommt.5 Der Anschlag erfordert eine durchgehende, leichte bis kräftige Schwungbewegung des Zeige-, Mittel- oder Ringfingers, während der Daumen entweder locker auf einer tieferen Saite abgestützt wird oder frei in der Luft gehalten wird und Unterarm sowie Hand völlig entspannt sind.6

Folgende Darstellungen veranschaulichen die korrekte Ausführung des Apoyando-Anschlags mit dem Zeigefinger während des Anschlags (Bild 1) und nach Ausführung des Anschlags (Bild 2):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 1: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule.

Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S.27.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 2: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule.

Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S.27.

In der Ausbildungsliteratur finden sich für den Apoyando-Anschlag weitere Synonyme. Am gebräuchlichsten ist der Begriff „angelegter“ Anschlag7, aber auch die Begriffe „Stützschlag“8, „Melodieanschlag“9 oder „Tonleiteranschlag“10 werden verwendet. Zur Übersichtlichkeit wird im Folgenden weiterhin allein von Apoyando oder von dem Apoyando-Anschlag gesprochen.

1.2 Der Tirando-Anschlag

Der Begriff Tirando stammt von dem spanischen Wort „tirar“ ab und bedeutet übersetzt „ziehen, zupfen“.11 Bei dieser Anschlagstechnik der rechten Hand wird die Saite mit dem Finger über die nächsttiefere Saite hinweg in die Hand hinein angeschlagen, ohne dass der Finger nach dem Anschlag auf der darunterliegenden Saite zum Liegen kommt.12 Vielmehr gleitet der Finger nach dem Anschlag über die nächsttiefere Saite hinweg, ohne diese zu berühren. Der Anschlag lässt sich sowohl mit dem Daumen als auch mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger ausführen.13 Er kommt bei Zeige‑, Mittel- und Ringfinger aus allen drei Fingergelenken, wobei das Mittelgelenk mit der größten Beteiligung und mit der größten sichtbaren Bewegung aktiv ist.14 Zu beachten ist, dass die Finger zunächst von oben auf die Saite Druck ausüben, um dann aus dem Mittelgelenk eine leicht diagonal in die Hand hineinführende Bewegung auszuführen, damit ein „Rupfen“ oder tatsächliches „Ziehen“ an den Saiten unterbleibt.

Folgende Abbildungen zeigen die richtige Ausführung des Tirando-Anschlags mit dem Zeigefinger beim Anschlag (Bild 3) und nach Ausführung des Anschlags (Bild 4):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 3: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule.

Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S.23.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 4: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule.

Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S.23.

Auch für den Tirando-Anschlag werden weitere, synonyme Bezeichnungen verwendet. Gebräuchlich ist z.B. der Begriff „freier Anschlag“ oder „Anschlag ohne Anlegen“15, auch „non apoyando“16 genannt. Man findet aber auch die Bezeichnung „Akkordanschlag“17 oder „Tonleiteranschlag“18. Zur Übersichtlichkeit wird auch hier im Folgenden allein der Begriff Tirando oder Tirando-Anschlag verwendet.

Die Handgelenkbrücke steht beim Tirando-Anschlag ein wenig steiler als beim Apoyando-Anschlag.19 Die flachere Handstellung beim Apoyando geht mit einer leichten Drehbewegung der Hand nach rechts einher, womit das Handgelenk eine senkrechtere Position über den Saiten einnimmt. Die Stärke dieser Drehbewegung ist allerdings von Gitarrist zu Gitarrist unterschiedlich und sollte eher gering ausfallen, da sonst ein Wechsel zwischen Apoyando und Tirando während eines Stücks erschwert wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 5: Handgelenkbrücke und Anschlagsbewegung beim Tirando-Anschlag

In: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule. Band 1.1.

München: Ricordi 1984, 1986, S.23.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 6: Handgelenkbrücke und Anschlagsbewegung beim Tirando-Anschlag. beim Apoyando-Anschlag.In: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule. Band 1. In: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule. Band 1.

München: Ricordi, 1984, 1986, S.27.

1.3 Problematik und Ziel der Arbeit

Die vorliegende Abschlussarbeit hat die Einführung und Behandlung des Apoyando- und Tirando-Anschlags im Anfängerunterricht für Gitarre zum Thema. Unstreitig ist, dass ein ganzheitlicher Gitarrenunterricht beide Anschlagstechniken einführen und festigen muss, denn ein solides einstimmiges- sowie mehrstimmiges Spiel erfordert die Beherrschung beider Anschlagsarten.20

Im Rahmen meiner persönlichen Erfahrung als Gitarrenlehrer konnte ich beobachten, dass es einigen Schülern schwerfällt, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wann sie welche Anschlagsart einsetzen, wenn das Stück eindeutig die eine oder andere Anschlagstechnik erfordert. Es gibt Schüler, denen die richtige Entscheidung unbewusst gelingt, bei anderen führt allerdings eine eher unreflektierte, falsche Entscheidung zu vermeidbaren Schwierigkeiten bei der Erarbeitung eines neuen Stücks. Daneben konnte ich selbst bei ausgebildeten Gitarristen beobachten, dass deren Tirando-Anschlag einen dünneren, brüchigeren Klang produzierte als der Apoyando-Anschlag, obwohl auch der Tirando-Anschlag bei richtiger Übung in die Nähe eines kräftigen und runden Apoyando-Klangs kommen kann. Diese pädagogische Betrachtung im Unterricht und der evidente Klangunterschied brachten mich auf die Idee für diese Arbeit.

So werde ich in dieser Arbeit die Vor- und Nachteile beider Anschlagsarten in den Blick nehmen und die konkrete Vorgehensweise einschlägiger Lehrwerke bei der Einführung dieser Anschlagsarten vergleichen. Mein Ziel ist es herauszufinden, ob es eine vorzugswürdige Methode der Einführung dieser Anschlagsarten im Anfängerunterricht gibt, um schlussendlich dem Schüler das Bewusstsein für eine flexible, aber reflektierte Einsatzmöglichkeit beider Anschlagsarten geben zu können. Mich interessiert dabei insbesondere, welcher Anschlag in den unterschiedlichen Lehrwerken zuerst eingeführt wird und wie diese Einführung konkret pädagogisch aufgearbeitet wird.

Zunächst möchte ich die weitverbreitete geschichtliche Überlieferung, der Gitarrist Francisco Tárrega habe den Apoyando-Anschlag erfunden,21 kritisch untersuchen (Kapitel 2.1), um dadurch auch die Entwicklung beider Anschlagsarten näher zu beleuchten. Anschließend werde ich die Vor- und Nachteile des Apoyando- und Tirando-Anschlags im Allgemeinen erörtern (Kapitel 2.2), um dann einen kritischen Vergleich der Vorgehensweise einschlägiger Lehrwerke für Jugendliche und Erwachsene (Kapitel 2.3 und 2.4) sowie ausgewählter Lehrwerke für Kinder durchzuführen (Kapitel 2.5 und 2.6). Um auch die Praxis miteinzubeziehen wird anschließend ein Interview mit zwei Gitarrenlehrern über ihre Vorgehensweise bezüglich der beiden Anschlagsarten durchgeführt (Kapitel 2.7). Den Schluss (Kapitel 3) bildet mein aus der kritischen Gegenüberstellung gewonnener methodischer Standpunkt zur Behandlung und Einführung beider Anschlagsarten im Anfängerunterricht.

Es wird in dieser Arbeit bewusst sowohl beim Apoyando als auch beim Tirando auf die Erörterung des Anschlags mit dem Daumen verzichtet. Dies würde den vorgegebenen Rahmen sprengen und ist aufgrund eigenständiger, spezifischer Probleme für die pädagogisch-fachdidaktische Zielsetzung dieser Arbeit nicht erforderlich. Vielmehr stellt der Wechselschlag mit Zeige-, Mittel- oder Ringfinger für den Schüler den unverzichtbaren Standardanschlag für schnellere Passagen und geläufiges Spiel dar. Die Bedeutung des kleinen Fingers in der klassischen Ausbildung ist marginal. Beim Wechselschlag im Apoyando und Tirando wird erst recht nicht verwendet und deshalb auch in dieser Arbeit nicht erörtert. Des Weiteren wird die Apoyando-Technik des Flamenco ausgeklammert, da diese spezielle Form des Apoyando im Standardkanon der klassischen Gitarrenausbildung nicht behandelt wird und wiederum gesonderte methodische und inhaltliche Probleme aufweist.

2. Hauptteil

2.1 Francisco Tárrega als Erfinder des Apoyando, ein Mythos?

Um keine andere Figur in der Geschichte der Gitarre ranken sich so viele Mythen über revolutionäre Errungenschaften wie um den spanischen Gitarristen und Komponisten Francisco Tárrega.22 Die Sitzposition mit der Fußbank unter dem linken Fuß, die allgemeine Haltung von linker und rechter Hand und auch der Apoyando-Anschlag, all dies sind Erneuerungen, die Francisco Tárrega als Erfinder zugeschrieben werden.23 Diese Lehrmeinung ist allerdings auch oft geäußerter Kritik ausgesetzt und bedarf in der Tat einer kritischen Überprüfung.24 Nicht selten übernehmen Schüler eines einflussreichen Lehrers dessen Äußerungen und Theorien als unbestrittene „Glaubenssätze“, obwohl sie schon bei Gitarristen vor ihm zu finden sind.25 De facto verwenden Schulen vor der Zeit Tárregas, insbesondere die Schulen von Aguado und Sor, nicht den Begriff „Apoyando“.26 Es bedarf aber dennoch einer Auswertung inzidenter Beschreibungen in überlieferten Schriften und Schulen zu der Vorgehensweise von Vorgängern Tárregas, um die gefestigte Meinung, Tárrega sei der Erfinder des Apoyando-Anschlags, zu überprüfen.

2.1.1 Der Stützfinger als Indiz für den Apoyando-Anschlag

Der Autor Harvey Tunbull schreibt in seinem Buch „ The Guitar“: „ It was Tárrega who laid the foundations of modern guitar technique […]. Tárrega also established the use of the apoyando stroke. To incorporate this into right hand technique necessitates the abandonment of the practice of supporting the little finger on the table; in order to play either apoyando or tirando with any of the fingers as the texture of the music demands, the right hand must be poised over the strings with complete freedom.”27

Aus diesem Zitat lässt sich die These gewinnen, dass der Apoyando-Anschlag nicht mit einem auf die Decke aufgestützten kleinen Finger ausgeführt werden kann. Erkennt man dies als Prämisse an, wäre die Feststellung, dass auch Gitarristen vor Tárrega ohne den aufgestützten kleinen Finger gespielt haben, ein Gegenindiz dafür, dass sie den Apoyando-Anschlag angewendet haben könnten. So wird vertreten, dass Dionisio Aguado die Stützfingertechnik benutzt hätte.28 Die Autoren stützen sich insbesondere auf folgendes, überaus bekanntes Bild Aguados:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 7: Übernommen aus Matanya O.:

Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 357.

Das Bild zeigt Aguado mit seiner von ihm entwickelten Halterung für Gitarre, dem Tripodion. Gleichzeitig stützt Aguado seinen kleinen Finger ab, zwar nicht auf die Decke, aber dafür auf den Steg. Dies nehmen Autoren nun als Beweis dafür, dass Aguado mit dem Stützfinger und daher kein Apoyando gespielt hat.29 Allerdings ist dieses Bild lediglich ein Stich und keine Fotografie. Es ist daher unklar, wie viel künstlerische Freiheit sich der Stecher bei der Anfertigung des Bildes genommen hat, betrachtet man z.B. allein die zum Schallloch hin größer werdende, nicht der Realität entsprechende Bundeinteilung.30 Da das Bild auch vorrangig der Werbung für das Tripodion diente, ist letztendlich wichtiger, was Aguado selbst zu der Stützfinger-Technik gesagt hat.31 Er schrieb in der ersten Ausgabe seiner Gitarrenschule von 1825, dass der kleine Finger in keinem Fall auf der Decke stehen soll, damit die Hand frei und beweglich bleibt und dass sogar alle Finger der rechten Hand zum Anschlagen der Saiten benutzt werden, d.h. in seltenen Fällen auch der kleine Finger.32

Es lässt sich folglich festhalten, dass Aguado keinesfalls ein Verfechter der Stützfinger-Technik war und daher sehr wohl auch Apoyando gespielt haben kann.

2.1.2 Fingerbewegung statt Fingerendstellung

Löst man sich von der heutigen Vorstellung, dass für die Identifizierung als Apoyando allein die Endposition des anschlagenden Fingers maßgebend ist, findet man auch in der Schule von Fernando Sor deutliche Hinweise auf den Apoyando-Anschlag.33 Das Interesse Sors galt an erster Stelle dem Klang, deshalb beschreibt er allein denjenigen Teil der Fingerbewegung vor und während des eigentlichen Kontakts mit der Saite.34 Unter Einbeziehung folgender Abbildungen sagt er dazu in der französischen Originalausgabe seiner Schule von 1830:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 8: Übernommen aus Matanya, O.:

Die Geschichte des Apoyando

In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 360

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 9: Übernommen aus Matanya, O.:

Die Geschichte des Apoyando.

In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 360. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr.6, S. 360.

„Indem ich meinen Fingern die Form eines Hakens gebe (Abb. 17 [= Bild 8 ]), schlage ich die Saiten so an, daß ich sie dem Punkt B nähere. Die Saite wird sich also gegen Punkt C bewegen. Sie wird das Griffbrett berühren und gegen die Bünde schlagen […]; das hat mich bewogen, als Regel einzuführen, dass man die Finger so wenig gebogen wie möglich halten soll, und zwar aus folgendem Grund: Wann man annimmt, daß A die Dicke der Saite ist (Abb. 18 [ = Bild 9]), erze ugt der Zeigefinger, wenn er sie bewegt, einen Impuls auf den Punkt B zu, die Reaktion muß die Saite auf Punkt C zubewegen. Gleichzeitig wird die Rundung der Fingerspitze die Saite nach F auslenken.“35

Sor fordert, die Finger so wenig gebeugt wie möglich zu halten. Er lehnt den Anschlag in Bild 8 ab und befürwortet die Ausführung wie in Bild 9. Diese Abbildung zeigt deutlich, dass der Finger auf einer Ebene parallel zu der Saitenebene bewegt wird. Denkt man sich die Ausführung zu Ende, wird dieser Finger auf der nächsten Saite zur Ruhe kommen und kann somit als Apoyando qualifiziert werden.36 Der Gedanke, dass der Spieler auch den Finger stoppen könnte kurz bevor er die nächste Saite berührt,37 stößt auf ziemliche Schwierigkeiten in der Ausführung und ist daher abzulehnen.

Sor betont letztendlich zwar nicht die Situation, in der die Fingerbewegung endet, allerdings beschreibt er seine Methode als einen noch andauernden Vorgang, den wir heute mit dem Blick auf das Endergebnis als Apoyando bezeichnen würden.38

2.1.3 Die senkrechte Handstellung bei Francisco Tárrega und das Apoyando

Eine große Berühmtheit erlangte folgendes Bild Tárregas, welches ihn und seine Auffassung zur richtigen Haltung der Gitarre zeigt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 10: Übernommen aus Päffgen, P.:

Die Gitarre. Geschichte, Spieltechnik, Repertoire.

Schott: Mainz 2002, 2. Auflage, S. 166.

Besonders deutlich sticht die senkrechte Haltung der rechten Hand hervor. Die Finger befinden sich in einer nur noch leicht gebeugten Position senkrecht über dem Schallloch und den Saiten. Ein korrekt ausgeführter Tirando-Anschlag ist nicht möglich, es würde sich nur ein spitzer und gerissener Ton erzeugen lassen. Diese stark angewinkelte Handhaltung wird Tárrega als Erfinder zugeschrieben und ist ein Beweis für die Verwendung des Apoyando-Anschlags.39 Auch die folgende Äußerung Emilio Pujols zur Verwendung des Apoyando und der Einführung durch Tárrega folgt dieser Linie:

[…] The supported stroke [= Apoyando] logically requires that the right hand be held perpendicular to the strings if the first, second and third fingers are to produce the maximum sound with the greatest naturalness […] . The first person to have arrived at and adopted the perpendicular position of the right hand seems to be Tárrega.”40

Heute herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Hand nicht in einer solch rechtwinkligen Position über den Saiten positioniert werden muss, um ein schönes Apoyando zu spielen, sondern dass der Anschlag mit der Innenseite des Fingers bzw. Nagels einen runden und kräftigen Ton auch beim Apoyando erzeugt und ein ergonomisches und flexibles Wechseln zwischen Apoyando und Tirando ermöglicht.41 Dennoch stellt sich die Frage, ob wirklich Tárrega der Erste war, der die senkrechte Handstellung verwendete. Dies ist klar zu verneinen, denn bereits Aguado schreibt in seiner Gitarrenschule, dass eine Saite verschiedene Qualitäten des gleichen Tons produzieren kann und beleuchtet dann unterschiedliche Anschlagswinkel, unter anderem auch den Anschlag mit der Mitte der Fingerspitze, bei dem die Hand und Finger im rechten Winkel zu den Saiten stehen müssen.42 Er lehnt diesen Anschlag allerdings zugunsten des Anschlags mit der Innenseite des Fingers bzw. des Nagels ab.43 Trotzdem ist bereits Aguado die senkrechte Handstellung bekannt. Auch Sor schreibt, dass er seine Hand vor allem dann in eine senkrechte Position bringt, wenn er den Ringfinger benutzt.44

Folglich beschreiben bereits Vorgänger von Tárrega die senkrechte Handposition, weshalb es nahe liegt, dass auch sie den Apoyando-Anschlag verwendet haben. Zumindest aber stellt das Bild Tárregas mit der Haltung der rechten Hand keine vorher noch nie verwendete Technik dar.

2.1.4 Fingersatzsequenzen bei Moretti

Folgendes Beispiel findet sich in Tabelle 24 von Frederico Morettis Gitarrenschule aus dem Jahre 1799:45

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 11: Übernommen aus Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 365.

Ziffer 1 bezeichnet im oben genannten Beispiel den Daumen, Ziffer 2 den Zeigefinger und Ziffer 3 den Mittelfinger der rechten Hand.46 Der Zeigefinger wird also für zwei aufeinanderfolgende Noten verwendet, ein Konzept, welches dem Prinzip des Wechselschlags widerspricht. Wenn ein Finger nun, wie von Moretti beschrieben, mit ausreichend großer Kraft von einer Saite zur nächsten übergeht, muss er ein Apoyando ausführen.47 Der Sinn und Zweck, ein Arpeggio in solch einer Weise auszuführen, liegt darin, einen musikalischen Akzent auf eine der Noten in der Mittelstimme zu legen. Auch Sor und Aguado verwenden Fingersatzsequenzen in der rechten Hand, nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel für spezielle musikalische Akzentuierungen und Effekte.48

Moretti verwendet somit den Apoyando-Anschlag, auch wenn er den Begriff selbst nicht verwendet.49

2.1.5 Fazit zu 2.1

Es ist folglich festzuhalten, dass sich sowohl bei Moretti, Sor und Aguado Indizien für die Verwendung des Apoyando-Anschlags finden lassen. Unstreitig bleibt, dass das Apoyando erst durch Tárregas Lehren standardisiert wurde und als Begriff Einzug in die auf seinem Wirken aufbauenden Gitarrenschulen fand.50 Es ist allerdings falsch, ihn als Erfinder dieser Technik anzusehen und zu behaupten, dass vor ihm diese Technik von keinem behandelt worden sei.51

Als abschließender Beweis lässt sich bei Aguado sogar eine klare verbale Stellungnahme dazu finden, dass ein Finger auf der nächsttieferen Saite zur Ruhe kommt, nachdem er die darüberliegende Saite angeschlagen hat:

„El dedo índice también puede pulsar la prima y la segunda cuando las dos deban sonar á un tiempo, v. g. en intervalos de 3.a (letra C [=Bild 12 ]). Si se toca con uñas se ha de sacudir con fuerza la prima, de modo que pase por la segunda, para que esta suene, viniendo él á descansar en la tercera [Hervorhebung: P.H.].“52

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild 12: Aguado, D.: Nuevo Método para Guitarra, Madrid: Benito Campo 1843, S. 54, Lektion 50, Bsp. C.

Aguado äußert sich hier über eine besondere Anschlagsart der rechten Hand bei der Ausführung eines Doppelgriffs. Übersetzt bedeutet seine Aussage, dass ein Finger (im oben aufgeführten Beispiel C der Zeigefinger) auch zwei Saiten gleichzeitig anschlagen kann, wenn der Intervallabstand es zulässt. Es wird explizit von Aguado beschrieben, dass der ausführende Finger auf der dritten Saite zur Ruhe kommt („ […] viniendo él á descansar en la tercera.“53 ). Maßgebend ist, dass er an dieser Stelle damit eindeutig einen Apoyando-Anschlag beschreibt.54

Sämtliche genannten Beispiele führen zu dem Schluss, dass die Ansicht, Tárrega sei der Erfinder des Apoyando-Anschlags, nicht haltbar ist. Vielmehr lässt sich erkennen, dass die Anschlagstechniken Apoyando und Tirando auch bei Vorgängern Tárregas verwendet werden und daher seit jeher Bestandteile der Gitarrentechnik sind.

2.2 Apoyando und Tirando: Die Vor- und Nachteile

Nachdem nun das geschichtliche Verhältnis beider Anschlagsarten am Beispiel Tárregas näher beleuchtet wurde, folgt im Kern der Abschlussarbeit nun zunächst jeweils eine allgemeine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile des Apoyando- und Tirando-Anschlags, um anschließend die konkrete Einführung der beiden Techniken in ausgewählten Lehrwerken zu vergleichen.

2.2.1 Die Vorteile des Apoyando-Anschlags

- Der größte Vorteil des Apoyando-Anschlags liegt in einer runden, vollen und kräftigen Tongebung.55 Geübte Spieler erzeugen auch bei einem Tirando-Anschlag einen runden Ton, allerdings führt die eher gestreckte Fingerstellung und der leicht senkrechte Anschlagswinkel beim Apoyando von Natur aus zu einem besonders kräftigen, aber auch runden Ton.

- Der Apoyando-Anschlag hebt einstimmige Melodielinien klar und deutlich hervor. Seine klare Tongebung und seine Vorteile in der Lautstärke führen daher zu einer vorzugswürdigen Verwendung beim Melodiespiel.
- Schüler erreichen durch den Apoyando-Anschlag schneller Erfolge in ihrer Tongebung als beim Tirando-Anschlag. Die Intensität des erzeugten Tons motiviert die Schüler und das Üben und Gestalten von Melodiepassagen gelingt leichter.
- Der Haltepunkt auf der benachbarten Saite führt zu einer intensiveren Förderung des Tongefühls.56
- Beim mehrstimmigen Spiel können wichtige Melodiepassagen in der Oberstimme stärker hervortreten.57
- Der Apoyando-Anschlag kann über große Strecken eine gleichmäßige Tonqualität garantieren.58
- Die Schüler zeigen eine größere Souveränität im Ensemblespiel. Die oft einstimmigen Einzelstimmen werden mit einer größeren Sicherheit und höheren Tonqualität vorgetragen.

2.2.2 Die Nachteile des Apoyando-Anschlags

- Der Apoyando-Anschlag ist ungeeignet für das Akkordspiel und das zweistimmige Spiel auf benachbarten Saiten, da sonst Töne abgedämpft werden, die weiterklingen sollen.59 Insbesondere zuvor angeschlagene Akkord- oder Melodietöne auf der nächsttieferen Saite würden entgegen dem musikalischen Sinn abgedämpft.
- Das heutige Repertoire der Gitarrenmusik befasst sich schwerpunktmäßig mit polyphonen Werken, für die der Apoyando-Anschlag bereits aus rein physiologischen Gründen unanwendbar sein kann.60 Eine vierstimmige Stelle oder eine Akkordbrechung lässt sich in den meisten Fällen allein aufgrund der Vielzahl von Tönen nicht mit Apoyando oder wenn überhaupt nur unter Schwierigkeiten und nur bei einzelnen Tönen ausführen.
- Es besteht die Gefahr, dass die Schüler durch eine zu große Druckausübung beim Ansatz an die Saiten zu tief zwischen diese eintauchen anstatt die Saiten vor dem Anschlag nur mit den Fingerkuppen zu berühren.61 Dies hemmt die Leichtigkeit des Spiels.
- Beim Apoyando-Spiel wird das Mittelgelenk des Fingers schwächer trainiert, da der Anschlagsimpuls aus dem Grundgelenk kommt. Bei reinem Apoyando-Spiel führt dies zu einer „Verkümmerung“ der vorderen Gelenke, was sich wiederum negativ auf die Beweglichkeit der Finger auswirkt.62
- Beim Beginn mit Apoyando führt die (wenn auch heute nur noch leicht) senkrechtere Handstellung dazu, dass das Erlernen des Tirando-Anschlags Schwierigkeiten mit sich bringen kann. Der Schüler gewöhnt sich an die flachere Handgelenksbrücke und bei der Umstellung auf den Tirando-Anschlag besteht die Gefahr, dass er einen spitzen, gerissenen Ton produziert.

2.2.3 Die Vorteile des Tirando-Anschlags

- Der Tirando-Anschlag ermöglicht ein leichtes und flüssiges Spiel.63 Die insgesamt kleinere Fingerbewegung ermöglicht ein schnelles Zurückkehren zur angeschlagenen Saite beim Wechselschlag.
- Die Gitarrenliteratur erfordert überwiegend ein sicheres, mehrstimmiges Spiel. Das Akkordspiel und die von der europäischen Lautenmusik abstammende Gitarrenliteratur verlangen in vielen Fällen zwingend den Tirando-Anschlag und machen ihn zum zentralen und häufigsten Anschlag der rechten Hand.
- Durch korrektes Üben kann ein dem Apoyando ähnlich runder und voller Ton erzeugt werden. Der Schüler kann den vollen, runden und kräftigen Apoyando-Ton als Klangvorstellung anstreben.64
- Die vorderen Fingergelenke werden frühzeitig entwickelt, geschult und unter Kontrolle gebracht.65
- Das Ausbilden des Spiels aus den kleinen Gelenken fördert stärker die Entwicklung von Schnelligkeit und geläufigem Spiel.66
- Der Schüler entwickelt bei der Behandlung von mehrstimmigen Stücken von Anfang an ein Bewusstsein für das gleichzeitige Erklingen mehrerer Stimmen und die Phrasierung. Ein unbeabsichtigtes Abdämpfen einer Stimme wird vermieden.
- Die Einführung des Apoyando-Anschlags nach dem Tirando-Anschlag gelingt leichter als umgekehrt. Auch wenn man heute nur noch mit minimalen Haltungsänderungen beim Wechsel der beiden Anschlagsarten arbeitet,67 besteht beim Beginn mit Tirando nicht die Gefahr, dass die flachere Handgelenksstellung des Apoyando beibehalten wird und der Schüler an der Saite „reißt“ statt zu „zupfen“.

2.2.4 Die Nachteile des Tirando-Anschlags

- Am Anfang fehlt den Schülern ein eindeutig fixiertes Anschlagsziel für die Finger.68 Die diagonale Ausführung des Anschlags in die Handinnenfläche kann zunächst von den Schülern nur schwierig nachvollzogen werden.
- Die geringere Stabilität beim Anschlag führ zu einem unkontrollierten Springen der Finger von Saite zu Saite.
- Das Tongefühl wird nur schwer gefestigt. Eine körperhafte Erfahrung durch das Ruhen der Finger auf der benachbarten Saite wie beim Apoyando fehlt.69
- Die geringere Stabilität beim Anschlag beinhaltet die Gefahr von Verkrampfungen und Verkantungen von den Fingergelenken bis zum Handgelenk und Unterarm.70

Es kann an dieser Stelle noch keine Entscheidung darüber getroffen werden, mit welcher der beiden Anschlagstechniken im Anfängerunterricht begonnen werden sollte. Vielmehr hängt diese Entscheidung nicht nur von den gerade erörterten allgemeinen Vor- und Nachteilen der jeweiligen Anschlagsart ab, sondern auch von der konkreten methodischen und inhaltlichen Einführung der Techniken in den jeweiligen Lehrwerken für Jugendliche, Erwachsene und Kinder.

2.3 Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando in Gitarrenschulen für Jugendliche und Erwachsene

Aus diesem Grund werden nun drei moderne Schulen für Jugendliche und Erwachsene, die mit Apoyando beginnen und drei Schulen, welche mit Tirando anfangen, hinsichtlich ihrer konkreten Behandlung der Anschlagstechniken untersucht. Dabei wird jede Schule mit ihren Vor- und Nachteilen zunächst gesondert gewürdigt. Die klassischen Schulen von Sor und Aguado wurden bereits in Kapitel 2.2 betrachtet und beinhalten wie bereits erörtert weder den Begriff Tirando noch Apoyando. Auch die Schulen von Carcassi und Carulli enthalten keine expliziten Beschreibungen und sind darüber hinaus sogar in ihrer inzidenten Beschreibung unklar.71 Sie eignen sich daher wenig für eine Diskussion über die konkrete Behandlung und Festigung der beiden Anschlagsarten. Es werden daher bewusst Schulen untersucht, die auf dem heutigen Markt der Ausbildungsliteratur zu finden sind, um aktuell und praktisch bedeutsame Unterschiede aufzuweisen. Da sich für Kinder unter pädagogischen Gesichtspunkten andere methodische Darstellungen aufdrängen, werden die Gitarrenschulen für Kinder gesondert untersucht.

2.3.1 Apoyando: Gitarrenstarter Band 1 von Cees Hartog

2.3.1.1 Zur Schule

Die Schule „Gitarrenstarter“ von Cees Hartog besteht aus zwei Bänden. Sämtliche Grundtechniken werden zunächst in Band 1 behandelt. Er enthält sowohl klassische Gitarrenstücke als auch Folk-, Blues- und Rockstücke.72 Es werden keine Aussagen über das Alter des Schülers getroffen. Allerdings wird erwähnt, dass jüngere Schüler die erste Zeit wegen des Bundabstands nicht in der I. Lage, sondern in der V. Lage mit Kapodaster spielen sollen.73 Dennoch eignet sich die Schule aufgrund der durchaus vielen Technikübungen und Ausführungshinweisen eher für Jugendliche und Erwachsene.

2.3.1.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Die Schule beginnt mit dem Apoyando-Anschlag. Sie erwähnt zunächst begrifflich beide Anschlagsarten, zieht das Melodiespiel allerdings dem Akkordspiel vor und behandelt den Tirando-Anschlag erst 20 Seiten nach dem Apoyando-Anschlag. Um den Bewegungsablauf zu klären, werden zunächst „trocken“ ohne Notenbeispiele die Ausführung des Apoyando und häufig vorkommende Fehler erklärt. Interessanterweise beschreibt Hartog die Ausführung von der ruhenden Saite aus. Er sagt, der Finger, der zunächst auf der 4. Saite ruhe, falle auf diese zurück und berühre dabei die 3. Saite mit der Fingerkuppe.74 Einerseits fördert Hartog damit das Bewusstsein für das Liegenbleiben eines Fingers auf der nächsttieferen Saite, auf der anderen Seite muss aber der Ausgangspunkt des Anschlags bei einer Melodiepassage im Wechselschlag auf der anzuschlagenden Saite, nicht auf der nächsttieferen Saite, liegen. Diese Beschreibung entspricht nicht dem natürlichen Bewegungsablauf und hemmt die Geläufigkeit, wenn z.B. i (= Zeigefinger) für seinen ersten Anschlag bereits nach vorne gehen muss, nachdem m (= Mittelfinger) zuvor angeschlagen hat.

Positiv hervorzuheben ist, dass direkt als erste Übung auch Kombinationen mit dem Ringfinger (= a) eingeübt werden (m-i, a-m und a-i), dann auch mit allen drei Fingern (a-m-i, i-m-a).75 Dies beugt einer oft zu beobachtenden Verkümmerung des Ringfingers vor. Anschließend werden in der Schule die einzelnen Stammtöne der I. Lage mit einstimmigen Übungen und Stücken beginnend bei der 1. Saite eingeführt. Um den Apoyando-Anschlag nicht nur ohne Gefühl für die linke Hand auszuführen, erfolgt, ohne Noten zu nennen, eine Übung mit linker und rechter Hand, bei der alle vier Finger der linken Hand zunächst auf einer Saite platziert werden, um dann durch Anheben einzelner Finger und Anschlag der Saite im Apoyando ein Bewusstsein für die Unabhängigkeit der Finger in der linken und rechten Hand zu schaffen.76

Der Tirando-Anschlag wird schließlich auf Seite 36 eingeführt, nachdem der Apoyando-Anschlag gefestigt wurde. Die Anschlagsbewegung wird beschrieben, allerdings wird versäumt darauf hinzuweisen, dass der Anschlagsimpuls schwerpunktmäßig aus dem mittleren Gelenk kommt. Dies ist wichtig, um sich nicht nur in der Fingerendstellung, sondern auch in der ausführenden Bewegung den Unterschied zwischen Apoyando und Tirando zu verdeutlichen. Damit beim Tirando nicht fälschlicherweise doch angelegt wird, arbeitet Hartog mit einem Trick. Die Finger i und a werden auf der 2. Saite platziert und der Finger m soll nun die 3. Saite, also die nächsttieferliegende Saite, anschlagen.77 Diese Stütze mit i und a verhindert, dass der Mittelfinger beim Anschlag nicht doch anlegt. Die Idee Hartogs ist problemorientiert und für die erste Übung des Tirando durchaus empfehlenswert, sie birgt allerdings die Gefahr, dass sie vom Schüler antrainiert wird und die Geläufigkeit hemmt. Des Weiteren besteht wegen der Lähmung der Hand durch diese künstliche Fingerstütze sogar verstärkt ein Risiko, dass die Saiten wegen der zunächst gefestigten Apoyando-Handstellung nach oben gezogen werden, statt zuerst Druck von oben auf die Saiten auszuüben und diagonal in die Handinnenfläche hinein zu spielen. Sie darf daher nur kurz zur Verdeutlichung des Bewegungsablaufs angewendet werden. Hartog trainiert den Tirando-Anschlag, indem er die Übungen 6, 7, 8 und 12 aus dem Apoyando-Kapitel nun mit Tirando spielen lässt.78 Er festigt den Anschlag anschließend mit einem klassischen Stück in einstimmiger Melodielinie, um ihn dann bei gebrochenen Akkorden anzuwenden und zur Zweistimmigkeit überzugehen. Als Kür wird Tirando dann mit Apoyando bei einem zweistimmigen Anschlag mit leeren Bässen im Daumen-Tirando und angelegter Oberstimme kombiniert.79

Die Schule von Cees Hartog behandelt im Ergebnis die beiden Anschlagstechniken problemorientiert und festigt erst eine Technik, bevor sie die nächste aufgreift. Es kann allerdings nicht über die oben aufgewiesenen methodischen Mängel hinweggesehen werden.

2.3.2 Apoyando: Gitarrenschule 1 und 2 von Prof. Dieter Kreidler

2.3.2.1 Zur Schule

Die Gitarrenschule von Prof. Dieter Kreidler besteht aus zwei Bänden und wendet sich an Schüler im Gruppenunterricht und Einzelunterricht sowie im Selbststudium. Sie führt in kleinen Abschnitten von der Einstimmigkeit zur Mehrstimmigkeit und integriert sowohl die allgemeine Musiklehre als auch die Improvisation in den Unterricht.80 Das Akkordspiel und die Liedbegleitung wird erst in Band 2 behandelt, um zunächst das ein- und zweistimmige Spiel zu festigen. Die Stücke reichen von europäischer und amerikanischer Folklore bis zu Werken klassischer Komponisten. Hinsichtlich des Alters des Schülers werden keine Angaben gemacht. Es wird nur erwähnt, dass nach ungefähr ein bis anderthalb Jahren Unterricht mit der Kreidler-Schule eine solide technische wie musikalische Grundlage erreicht wird.81 Dennoch eignet sich die Schule wegen ihrer in der Stückeauswahl fehlenden Orientierung an Kinderliedern und der methodisch und inhaltlich nicht mit Kindergeschichten geschmückten Aufbereitung nicht für Kinder. Sie zielt aufgrund ihres hohen Umfangs an technischen Übungen auf Jugendliche und Erwachsene ab.

2.3.2.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Nachdem die Haltung der rechten Hand erklärt wurde, beginnt Kreidler mit dem Apoyando-Anschlag. Er beschreibt zunächst die Ausführung des Anschlags und betont dabei, dass die Finger leicht gestreckt sind und dass der Anschlag aus dem Wurzelgelenk kommt. Einzigartig ist sodann seine Einführung des Apoyando durch den Anschlag dreier Finger gleichzeitig. Die Finger i, m und a sollen auf der 3. Saite gleichzeitig anschlagen und auf der 4. Saite zur Ruhe kommen, währen der Daumen auf der 6. Saite abgestützt wird.82 Dies bringt zunächst eine zusätzliche Stabilität. Es bewirkt aber auch, dass die Finger sehr eng aneinander liegen und verringert dadurch die Unabhängigkeit der Finger. Der Daumen bietet bereits eine ausreichende Stütze bei der Einführung des Apoyando, weshalb ein zusätzlicher Dreifingeranschlag nicht befürwortet werden kann. Zudem entspricht er nicht den späteren Erfordernissen an die Ausführung des Apoyando, da vielmehr der Wechselschlag mit nur einem Finger an der Saite beim Anschlag gefordert wird. Zuzustimmen ist Kreidler in seiner Beschreibung, dass die Finger vor dem ersten Anschlag nicht auf der tieferen Saite ruhen, sondern frei aus der Luft heraus anschlagen.83 Diese Ausführung entspricht einem natürlichen Bewegungsablauf und wirkt nicht konstruiert wie die Ausführung von der ruhenden Saite aus bei Hartog (siehe oben unter 2.3.1.2).

Kreidler festigt anschließend über sechs Übungen lang den Anschlag mit drei Fingern gleichzeitig. Erst dann beschreibt er den Wechselschlag mit Anlegen. Die Erörterung des Bewegungsablaufs beim Wechselschlag gelingt ihm treffend. Er beschreibt die Bewegung des einzelnen Fingers detailliert und insbesondere der Vergleich mit einem Bewegungsvorgang beim Gehen, wo sich auch ein Fuß erst dann vom Boden löst, wenn der andere aufgesetzt hat, verdeutlicht anschaulich die Ausführung.84 Auch die Fehlerquellen bei der Ausführung werden aufgezeigt. So wird der eingeknickte Finger, das Sich-Befinden beider Finger in der Luft oder das Liegen beider Finger auf der anzuschlagenden Saite als fehlerhafte Ausführungen durch zusätzliche Abbildungen zutreffend analysiert. Anschließend folgen zur Festigung Wechselschlagübungen auf leeren Saiten mit allen möglichen Fingerkombinationen, um schließlich über die einzelnen Tonarten die gegriffenen Töne auf der Gitarre einzuführen.85 Danach behandelt Kreidler das zweistimmige Spiel mit leeren und gegriffenen Basssaiten, bei der nur die Oberstimme angelegt wird. Dies lässt die Melodiestimme klar hervortreten, was von Kreidler auch als Vorteil des Apoyando-Anschlags thematisiert wird.86

Der Tirando-Anschlag wird bei Kreidler erst im zweiten Kapitel des zweiten Bandes seiner Gitarrenschule eingeführt.87 Seiner eigenen Äußerung nach erfolgt die Behandlung des Tirando damit ungefähr im zweiten Unterrichtsjahr.88 Dieser Zeitraum zwischen den beiden Anschlagsarten ist unangemessen lang. Kreidler selbst erwähnt, dass ein Spieler für ein geläufiges Spiel und ein differenziertes Klangfarbenspiel beide Anschlagstechniken beherrschen muss und nennt als herausragendes Beispiel dafür Andrés Segovia.89 Allerdings kann dieses differenzierte Spiel leichter erreicht werden, wenn mit dem Tirando-Anschlag nicht zu lange gewartet wird. Die Beweglichkeit der vorderen Gelenke wird nur durch eine frühzeitige Behandlung auch des Tirando garantiert.90 Zudem besteht bei zu langem Apoyando-Spiel die Gefahr, dass der Schüler sich an die leicht flachere Handgelenkbrücke gewöhnt und bei der Umstellung auf Tirando einen gerupften und dünnen Ton produziert. Die lange Ablehnung des Tirando-Anschlags bei Kreidler zeigt auch seine Äußerung im Vorwort des zweiten Bandes, dass erst das zweistimmige Spiel auf benachbarten Saiten zu einem Spielen im Tirando „zwinge“.91

Die Einführung des Tirando-Anschlags bei Kreidler erfolgt wie bei Hartog (siehe oben unter 2.3.1.2) mit einem Trick, allerdings hier mit dem Daumen als Stütze. Der Daumen soll beim Anschlag auf die nächsthöhere Saite gestützt werden, d.h. bei einem Anschlag des i-, m-, oder a-Fingers auf der g-Saite wird der Daumen auf die h-Saite gestützt. Durch diese Blockade können die Finger nicht mehr anlegen.92 Auch hier besteht durch diese künstliche Stütze allerdings die Gefahr, dass die Finger die Saiten nach oben „ziehen“ statt diagonal in die Handinnenfläche hinein zu „zupfen“.

Kreidler führt den Anschlag zunächst wieder mit drei Fingern gleichzeitig aus, was aus den oben genannten Gründen allerdings auch beim Tirando nicht befürwortet werden kann. Er betont, dass der Schwung wie bisher aus dem Wurzelgelenk kommt und erwähnt dabei nicht, dass die maßgebende und sichtbare Bewegung beim Tirando aus dem Mittelgelenk und nicht aus dem Grundgelenk (= Wurzelgelenk) kommt.93 Es folgen anschließend einstimmige Technikübungen auf leeren Saiten, bei denen zunächst mindestens zwei Finger abgestützt werden und der Wechselschlag im Tirando in unterschiedlichen Kombinationen trainiert wird.94 Die nachfolgende Festigung durch Übungstücke mündet im zweistimmigen zerlegten Anschlag und wird fortgeführt im drei- und vierstimmigen Spiel.95

Die Schule von Kreidler zeichnet sich durch eine detaillierte methodische Aufbereitung der beiden Anschlagstechniken aus. Durch zahlreiche Technikübungen und ausgewählte Stücke wird jede Anschlagstechnik vertieft. Sie lässt sich allerdings zu viel Zeit, bis sie den Tirando-Anschlag einführt. Ein solides und kraftvolles Melodie- und Tonleiterspiel und die kräftige Tongebung des Apoyando können die durch zu langes Apoyando-Spiel bedingten haltungs- und bewegungstechnischen Schwierigkeiten beim Wechsel zum Tirando nicht rechtfertigen.

2.3.3 Apoyando: Gitarrenschule Band 1 und 2 von Klaus Schindler

2.3.3.1 Zur Schule

Die zweibändige Gitarrenschule von Klaus Schindler ist für den Einzel- und Gruppenunterricht konzipiert. Sie behandelt in Band 1 zunächst das einstimmige Spiel auf Leersaiten, nachdem die Haltung des Instruments, der Anschlagshand und der Greifhand eingeführt wurde. Beim Erlernen der Töne in der 1. Lage behandelt sie jede Saite getrennt, beginnend mit den Tönen auf der dritten Saite.96 Gegen Ende beginnt sie mit dem zweistimmigen Spiel, führt dieses jedoch erst im zweiten Band weiter aus. Die Liedbegleitung und das Akkordspiel sind Schwerpunkt des zweiten Bandes.97 Schindler legt besonderen Wert auf die rhythmische Schulung im Anfängerunterricht, weshalb bspw. detailliert das Thema „Takt“ und „Punktierung“ erörtert wird.98 Schindler macht keine Angaben über das erforderliche Alter des Schülers, allerdings fordert die Schule wegen der oft rein theoretisch eingeführten Elemente der allgemeinen Musiklehre, (siehe z.B. die Kapitel über Notenschrift, Notennamen, Intervalle) ein sicheres Lesen und eignet sich daher eher für Jugendliche und Erwachsene.

2.3.3.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Schindler beginnt mit dem Apoyando-Anschlag und dies noch vor der Einführung der Notenschrift und der Notenwerte. Er beschreibt direkt die Bewegungsrichtung beim Wechselschlag im Apoyando und unterscheidet zwischen „Anschlag und Vorbereitung zum Anschlag“.99 Ihm ist wichtig, dass jeweils ein Finger Saitenkontakt haben muss, aber auch nur ein Finger Saitenkontakt haben darf. Seiner Aussage nach geht der Mittelfinger während der Zeigefinger anschlägt nach vorne. Er sagt, beide Bewegungen würden absolut gleichzeitig erfolgen.100 Dem kann nicht gefolgt werden. Der anschlagende Finger besitzt einen geringen Vorsprung vor dem ruhenden Finger, weil sonst die Gefahr besteht, dass sich beide gleichzeitig in der Luft befinden. Zwar ist dieser Vorsprung minimal, d.h. sobald der anschlagende Finger die anzuschlagende Saite berührt, geht der ruhende Finger nach vorne, doch erfolgen die Bewegungen nicht absolut gleichzeitig. Schindler beschreibt auch leider nicht, aus welchem Gelenk der Impuls für den Apoyando-Anschlag kommt. Zugleich erfolgt keine Erörterung von typischen Anschlagsfehlern. Der Apoyando-Anschlag wird anschließend in technischen Übungen auf den ersten drei Saiten gefestigt, bevor die Notenschrift und dann die einzelnen Stammtöne in der I. Lage erlernt werden.101

Der Tirando-Anschlag wird erst im zweiten Band zu Beginn für das zerlegte Akkordspiel eingeführt. Schindlers Vermittlung der Bewegungsführung des Anschlags erfolgt zu kurz und ungenau. Er beschreibt nur, dass der Anschlag mit i, m und a durch Abwinkeln des zweiten Fingergelenks erfolgt.102 Auch die Abbildung neben der Beschreibung zeigt nicht deutlich, dass die Bewegung diagonal in die Handinnenfläche hinein ausgeführt wird, ohne an den Saiten zu „rupfen“. Des Weiteren ist die Zuordnung jedes einzelnen Fingers der Anschlagshand zu einer einzelnen Saite ungewöhnlich. Es festigt bei dem Schüler das Bild, dass bspw. der Zeigefinger beim Akkordanschlag immer auf der 3. Saite liegen würde. Dies ist indessen nur beim vierstimmigen Akkordanschlag die häufige Verwendung, allerdings auch keine Regel. Darüber hinaus vermischt Schindler in der Erklärung der Buchstaben p, i, m und a für die einzelnen Finger spanische mit lateinischen Begriffen.

Die Gitarrenschule von Klaus Schindler möchte sich in der Erörterung der Anschlagsarten kurz fassen. Dabei fehlen ihr allerdings wichtige Ausführungen über die Gelenkbeteiligung beim Anschlag und die möglichen Fehlerquellen. Zugleich ist der Zeitraum zwischen der Einführung des Apoyando zu Beginn von Band 1 und der Behandlung des Tirando in Band 2 zu lang. Dies birgt dieselben Gefahren für die Umstellung wie bei Kreidler (siehe oben unter 2.3.2.2).

2.3.4 Zwischenergebnis

Unter den Apoyando-Schulen für Jugendliche und Erwachsene erweist sich im Ergebnis die Kreidler-Schule als vorzugswürdig. Die Schule von Klaus Schindler ist abzulehnen, da sie die Erörterung der Anschlagsarten zu kurz fast. Beim Apoyando wird auf die Erörterung der Gelenkbeteiligung und der Fehlerquellen verzichtet. Beim Tirando ist die Erklärung der Bewegungsausführung zu knapp und lässt das Aufzeigen eines „Reißens“ an den Saiten als typischer Fehler vermissen.

Die Schule von Cees Hartog beschreibt die einzelnen Anschlagsarten problembewusst, sie geht in ihrer Beschreibung der Ausführung des Apoyando allerdings von der ruhenden Saite aus. Dieses Konzept folgt bei dem ersten Anschlag eines Fingers im Wechselschlag allerdings nicht dem natürlichen Bewegungsverlauf (siehe oben unter 2.3.1.2.). Zudem wird auch hier die Gelenkbeteiligung nicht beschrieben.

Die Schule von Prof. Dieter Kreidler erarbeitet beide Anschlagstechniken detailliert. Sie zeigt die einzelnen Fehlerquellen bei der Ausführung des Apoyando im Wechselschlag auf und verdeutlicht dies anhand von Abbildungen. Die Fingerbewegungen werden bei beiden Anschlagstechniken in ihrem Ablauf klar beschrieben. Die methodische Aufbereitung und die konsequente Festigung anhand von Technikübungen und Spielstücken sind zielführend. Ein Manko ist allerdings die zu späte Einführung des Tirando. Um die Ausbildung der Gelenke zu fördern und ein Gefühl für den flexiblen Einsatz beider Anschlagstechniken zu entwickeln, darf die zweite Anschlagstechnik nicht erst im zweiten Unterrichtsjahr vermittelt werden.

Ob nun wie bei Kreidler zunächst mit Apoyando begonnen werden sollte oder ob nicht doch der Anfang mit Tirando vorzugswürdig ist, kann erst nach der Untersuchung der Tirando-Schulen für Jugendliche und Erwachsene festgestellt werden.

2.3.5 Tirando: Abenteuer Gitarre 1 und 2 von Jens Kienbaum

2.3.5.1 Zur Schule

Die Schule „Abenteuer Gitarre 1 und 2“ von Jens Kienbaum zählt zu den auf die Jugend ausgerichteten Lehrwerken. Sie wurde 2004 veröffentlicht, was sie im Vergleich zu den sonstigen modernen Schulen zu einer der neueren Gitarrenschulen für Jugendliche und Erwachsene macht. Kienbaum möchte den Schülern sämtliche Möglichkeiten des Gitarrenspiels von der Klassik hin zu Powerchords, Folkpicking, Flamenco und Blues aufzeigen. Er stellt bereits im Vorwort zutreffend dar, dass das solistische Gitarrenspiel letztendlich auf Akkorden beruht, weshalb sich seriös erlerntes Akkordspiel und solistisches Spiel ergänzen.103 Er geht in seinem Konzept daher nach Erklärung des Anschlags der rechten Hand und der Behandlung kleiner Bassmelodien mit dem Daumen von einem offenen zerlegten e-Moll Akkord als Basis aus.104 Durch das Erlernen der Stammtöne in der 1. Lage werden so nach und nach alle Grundakkorde behandelt und mit Spielstücken ergänzt. Bemerkenswert ist auch die dem Vorwort folgende dankbare Einführung für den Lehrer zur Arbeit mit der Schule. Insbesondere zeigt Kienbaum, dass bestimmte Kapitel seiner Schule modular angelegt sind, d.h. sich je nach Interesse vorziehen lassen. Auch gibt er Tipps für den Umgang mit dem Erlernen der Notenschrift oder den Schwierigkeiten vieler Schüler mit dem Rhythmus.105 Der zweite Band der Schule erweitert die Spieltechnik und behandelt unter anderem das Barré-Spiel, die Bindungen und verschiedenen Klangmöglichkeiten der Gitarre.106 Die Schule ist für den Einzel- und Gruppenunterricht konzipiert, wendet sich in ihrer Sprache an Jugendliche und kann Kindergitarrenschulen als Lehrwerk folgen.

2.3.5.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Nachdem Kienbaum die Haltung der rechten Hand erklärt hat, beginnt er mit dem Tirando auf leeren Saiten. Zunächst soll jeder Finger an einer unterschiedlichen Saite platziert werden. Er beschreibt die Ausführung des Tirando und betont dabei, dass die Bewegung über die nächste Saite hinweg in die Handinnenfläche erfolgt. Positiv hervorzuheben ist, dass Kienbaum bereits unmittelbar in seiner Erklärung den Hauptfehler, dass „Rupfen“ an der Saite nach oben und eine zu flache Handhaltung beim Tirando erwähnt.107 Auch bei der zuvor erörterten Haltung der rechten Hand erwähnt Kienbaum, dass das Wurzelgelenk nicht zu gerade sein darf, damit die Hand nicht zu tief über den Saiten ist und die Saite nur noch von der Decke „weggerissen“ werden kann.108 Er zeigt allerdings nicht auf, dass der Impuls beim Tirando schwerpunktmäßig aus dem mittleren Fingergelenk kommen muss. Anschließend übt er mit jedem Finger einzeln die Ausführung des Anschlags und führt dann bereits den ersten Akkord (e-Moll) ein. Das Tirando wird also direkt für den gleichzeitigen und zerlegten Akkordanschlag verwendet, was seinem typischen Anwendungsbereich entspricht. Die Festigung des Anschlags erfolgt nun durch die Einführung weiterer Akkorde und der Stammtöne in der 1. Lage.109 Danach behandelt er den Wechselschlag im Tirando und benutzt den Daumen als Stütze auf den tieferen Basssaiten.110 Im Anschluss daran wird auch der Daumen für gegriffene Bässe verwendet, was zu einem mehrstimmigen Spiel allein mit Tirando führt und anschließend mit einer Vielzahl von mehrstimmigen Spielstücken gefestigt wird.111 Diese empfehlenswerte Methodik festigt den Tirando-Anschlag sowohl im Akkord- als auch im solistischen Spiel. Die vorderen Fingergelenke werden bereits früh und rechtzeitig ausgebildet und die Geläufigkeit wird trainiert.

Das Apoyando-Spiel wird im daran anschließenden Kapitel der Schule behandelt, kann aber auch bereits wegen der Modularität der letzten vier Kapitel vorgezogen werden. Dies ist förderlich, um frühzeitig beide Anschlagstechniken im Unterricht zu behandeln. Erst in diesem Zusammenhang wird auch der Begriff „Tirando“ für den zuvor verwendeten Anschlag erwähnt, was allerdings wegen der nun gleichzeitigen Gegenüberstellung der Begrifflichkeiten für den Schüler nicht von Nachteil für das Erlernen der Bezeichnungen ist.112 Die Haltung der rechten Hand mit leicht gestreckteren Fingern wird korrekt beschrieben und die Ausführung des Apoyando-Anschlags aus dem Grundgelenk wird erwähnt. Auch der Moment, in dem der ruhende Finger nach vorne geht, wird präzise aufgezeigt. Die neue Technik soll mit den Wechselschlagübungen aus dem Tirando-Kapitel trainiert werden, wobei nachfolgend auch eigene Wechselschlagübungen für den Apoyando-Anschlag erfolgen.113 Anschließend folgen zweistimmige Übungen, bei denen die Oberstimme angelegt wird und wiederum eine Vielzahl von Spielstücken, bei denen der Apoyando-Anschlag verwendet werden kann.114

Bemerkenswert ist, dass Kienbaum in seinem zweiten Band das Apoyando und Tirando noch einmal theoretisch aufgreift und insbesondere Übergänge von Tirando zu Apoyando thematisiert. Nachdem er erneut herausstellt, dass das Tirando meist bei mit Akkorden begleiteten Melodien angewendet wird, während das Apoyando eher bei einstimmigen Melodien oder Läufen zwischen einzelnen Teilen eines Stückes verwendet wird, festigt er die Geläufigkeit beider Techniken anhand identischer Übungen in Achtel- und Sechszehntelnoten, um dann den Wechsel von Tirando zu Apoyando im selben Stück zu thematisieren.115 Hier geht er insbesondere darauf ein, dass die Übergänge zwischen Apoyando und Tirando wegen der leicht unterschiedlichen Haltung der rechten Hand zur möglichen Fehlerquelle werden.116 Er vertritt deshalb richtigerweise die Ansicht, dass eine Grundhaltung der rechten Hand zu wählen ist, die bei dem Wechsel von einer Technik zur anderen mit minimalen Haltungsänderungen auskommt, was er auch anhand von Abbildungen verdeutlicht.117

Die Schule von Kienbaum stellt zielführend zunächst den Tirando-Anschlag und seinen Anwendungsbereich vor und festigt ihn mit Akkordübungen und einer Vielzahl von Spielstücken in seinem Hauptanwendungsgebiet. Der Apoyando-Anschlag wird rechtzeitig nach dem Tirando-Anschlag noch im selben Band der Schule behandelt, wobei das Apoyando-Kapitel sich sogar unproblematisch etwas vorziehen lässt. Um dem Schüler die Bedeutung der Techniken, ihre Anwendungsfälle und den Übergang zwischen beiden noch einmal vor Augen zu führen, gelingt Kienbaum im zweiten Band seiner Schule in einem eigenen Kapitel eine beeindruckende und stabilisierende Auffrischung der Anschlagsarten.

2.3.6 Tirando: Gitarrenschule von Prof. Hubert Käppel

2.3.6.1 Zur Schule

Die Gitarrenschule von Prof. Hubert Käppel ist für den Einzel- und Gruppenunterricht konzipiert. Käppel stellt bereits zu Beginn heraus, dass eine Haupteigenschaft der Gitarre das Akkordspiel ist. Das Zusammenklingen und auch Ineinanderklingen der Töne beim Melodie- und Solospiel wird von Anfang an berücksichtigt.118 So wird direkt nach dem einstimmigen Daumenanschlag die erste Liedbegleitung und Schlagtechnik für Akkorde eingeführt. Der daran anknüpfende gezupfte, gleichzeitige Akkordanschlag wird zunächst dreistimmig ausgeführt und im Rahmen der Schule weiterentwickelt.119 Ausführlich behandelt werden auch die Probleme und Möglichkeiten verschiedener Gitarrenhaltungen, deren Behandlung und Bewusstsein für ein unverkrampftes, leichtes, sicheres und ergonomisches Spiel unerlässlich sind.120 Dies ist zu begrüßen, denn die Entscheidung für die im Endeffekt auch individuelle, aber immer reflektierte Gitarrenhaltung muss gerade im Gitarrenunterricht eine zentrale Rolle einnehmen. Die Schule beinhaltet Spielstücke und Songs verschiedener Stilrichtungen und eignet sich unter Einschränkungen auch für den Selbstunterricht. Käppel weist richtigerweise darauf hin, dass ein Vormachen spezieller Techniken durch einen Gitarrenlehrer und das Zuhören, wie es „richtig“ klingen sollte, an einigen Stellen unentbehrlich ist.121 Die Schule behandelt sämtliche Anschlagsarten und Technikprobleme in erstaunlich detaillierten Schritten, weshalb sie sich als Lehrwerk für Jugendliche und Erwachsene eignet.

2.3.6.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Käppel beginnt interessanterweise zunächst mit dem zwangsläufig im Tirando ausgeführten gleichzeitigen dreistimmigen Akkordanschlag mit Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Dieser Anschlag wird in seiner Bewegungsausführung deutlich beschrieben und anschließend durch einen voraus anschlagenden Daumen ergänzt, was einer typischen Liedbegleitung von vielen Volksliedern entspricht.122 Erst nach einem zwischengeschobenen Kapitel über Dynamik und Klangfarben wird dann der einstimmige Tirando-Anschlag mit Zeige- oder Mittelfinger erörtert.123 Das Akkordspiel im Tirando vor die Behandlung von Melodien im Tirando zu setzen ist ein eigenwilliger Weg, entspricht allerdings der in Stücken häufig anzutreffenden Verwendung des Tirando und gibt der rechten Hand eine größere Stabilität als beim einstimmigen Tirando-Anschlag. Diese Methode ebnet auch einen guten Weg für den ebenso wichtigen zerlegten Akkordanschlag, da der Schüler frühzeitig ein Bewusstsein für das zeitgleiche Erklingen mehrerer Stimmen bekommt.

Der einstimmige Tirando-Anschlag mit Zeige- oder Mittelfinger wird außergewöhnlich detailliert erörtert. Zunächst wird die Beteiligung jedes einzelnen Gelenks aufgezeigt, bevor Käppel bereits an dieser Stelle die Besonderheit der zwei entgegengesetzten Bewegungsrichtungen anspricht. Hiermit gemeint ist, dass sich Daumen und die übrigen Finger der rechten Hand später in entgegengesetzter Richtung bewegen müssen und sich trotzdem nicht behindern dürfen. Zur Lösung dieses Problems müssen laut Käppel der Daumen und Zeigefinger der rechten Hand zu einem „O“ oder zu einer kleinen Zange geformt werden.124 Kaum eine andere Schule behandelt dieses Problem explizit, weshalb diese Erörterung bei Käppel Alleinstellungsqualität besitzt. Auch der anschließende Vergleich der Fingergelenke und Sehnen mit der Elastizität mechanischer Federn ist bemerkenswert. Eine Feder spannt sich, um ihre Kraft zu entfalten und nach der Kraftentladung zurück in einen entspannten Zustand zu gelangen. Ebenso sollen die Fingergelenke mit Hilfe der Muskeln und Sehnen arbeiten.125 Anschließend wird der Anschlag mit einem Finger im Tirando in vier einzelnen Schritten beschrieben, bei denen sogar die reine Vorstellung von einem runden Ton und die Atmung mit in den Ablauf der Bewegung einbezogen werden. Zugleich wird auf typische Fehler bei der Ausführung hingewiesen. Es folgen Tonbildungsübungen mit einzelnen Fingern, bei denen zunächst jeder Finger nach dem Anschlag wieder auf die Anschlagssaite zurückkehrt.126 Dies fördert das Bewusstsein, den Kontakt zu der Saite nach dem Anschlag nicht durch zu große Bewegungen zu verlieren und unmittelbar zum erneuten Anschlag bereit zu sein. Nachdem diese Rückkehrbewegung in der Luft weggelassen wird, erörtert Käppel den Tirando-Wechselschlag. Die Bewegungsausführung wird zutreffend beschrieben, allerdings wird auf die Erwähnung von häufigen Fehlerquellen beim Wechselschlag verzichtet. Nach Festigung des Tirando-Wechselschlags durch Übungen und Spielstücke wird der zweistimmige, nicht gleichzeitige Anschlag mit p (= Daumen) und i und abschließend der zweistimmige, gleichzeitige Anschlag mit p und m oder p und i in ähnlicher Präzision wie bereits der einstimmige Tirando-Anschlag mit Zeige- und Mittelfinger behandelt.127

Ein Manko bei Käppel ist leider die vollständige Außerachtlassung des Apoyando-Anschlags. In seinem Vorwort schreibt er, dass die Apoyando-Technik im Ergänzungsband behandelt werde und die Praxis längst bewiesen habe, dass schöne Töne und sicheres Spiel auch im Tirando möglich seien.128 Dieser Ergänzungsband stellt zwar ein höchst bemerkenswertes Kompendium für die Gitarrentechnik, aber eben keine Gitarrenschule dar.129 Er behandelt das Apoyando stets nur in Wechselübungen mit dem Tirando und beinhaltet keine Spielstücke, sondern eben Technikübungen und Etüden.130

Darüber hinaus käme die Behandlung des Apoyando in einem Ergänzungsband auch einfach zu spät. Nach der Angabe Käppels wird seine Schule je nach Lerntempo in zwei bis vier Jahren durchgearbeitet.131 Das Apoyando-Spiel erst nach mindestens zwei Jahren einzuführen stellt Lehrer und Schüler auch hier vor nur schwer überwindbare Umstellungsprobleme. Wie bei der zu späten Einführung des Tirando bei Kreidler und Schindler (siehe oben unter 2.3.2.2 und 2.3.3.2) führt eine zu späte Behandlung des Apoyando ebenfalls zu haltungs- und bewegungstechnischen Schwierigkeiten. Diese Probleme sind allerdings bei einer zu späten Einführung des Tirando größer, da eine zu gefestigte Apoyando-Bewegung mit leicht flacherer Handgelenkbrücke nur schwer eine Umgewöhnung zu einer Tirando-Bewegung mit einem weiterhin klaren, runden und nicht gerupften Ton ermöglicht (siehe oben unter 2.3.2.2). Dennoch ist auch eine zunächst zu lang gefestigte Tirando-Bewegung aus dem mittleren Gelenk nicht von Vorteil für das Erlernen des Apoyando-Anschlags aus dem Grundgelenk. Zudem wird das Bewusstsein des Schülers für eine flexible Einsatzmöglichkeit beider Anschlagsarten nicht gefördert, da er sowohl beim einstimmigen Melodiespiel als auch beim zweistimmigen Spiel mit Bassbegleitung eine lange Zeit nur mit Tirando spielt.

Die Schule von Prof. Hubert Käppel stellt ein äußerst durchdachtes und präzises Lehrwerk dar. Sie behandelt den Tirando-Anschlag in erstaunlicher Genauigkeit. Auch methodisch ist der Beginn mit dem Akkordspiel, dem erst dann folgenden einstimmigen Tirando-Spiel mit jeweils einem Finger und dem daran anknüpfenden Wechselschlag äußerst gelungen. Diese Methode orientiert sich zutreffend an der Gitarrenliteratur und der Funktion der Gitarre als Harmonieinstrument, auch im solistischen Bereich. Die Schule behandelt indessen leider nicht den Apoyando-Anschlag. Über diese einzige Schwäche kann unter methodischen Gesichtspunkten allerdings nicht hinweggesehen werden.

2.3.7 Tirando: Die neue Gitarrenschule Band 1 von Prof. Heinz Teuchert

2.3.7.1 Zur Schule

„Die neue Gitarrenschule Band 1“ von Prof. Heinz Teuchert vermittelt sämtliche Grundlagen des Gitarrenspiels und gibt ein solides Fundament für alle Stilrichtungen.132 Sie beginnt mit dem einfachen einstimmigen Melodiespiel mit dem Daumen, behandelt anschließend den Wechselschlag und führt dann über zum ersten Akkordspiel. Dabei bringt sie ausführliche Anleitungen zum Liederbegleiten und begleitet den Schüler Schritt für Schritt zu den ersten Solostücken der Klassik und Folklore.133 Auch das Spiel in der II. Lage wird trainiert und die besprochenen Techniken werden in unterschiedlichen Tonarten gefestigt. Beachtenswert ist auch der Anhang mit technischen Kurzübungen, die kontinuierlich in den Unterricht zur Ergänzung und Vertiefung technischer Aspekte integriert werden sollen.134 Der zweite Band der Schule führt das Lagenspiel weiter und behandelt spezifische technische Probleme wie bspw. das Barré-Spiel.135 Die Schule eignet sich für den Einzel- und Gruppenunterricht und zielt auf Jugendliche und Erwachsene ab. Neben dem Erfordernis sicheren Textverständnisses ergibt sich dies auch daraus, dass Teuchert selbst auf seine „Gitarrenfibel“ für Kinder als erstes Lehrwerk hinweist.136

2.3.7.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Teuchert beginnt mit dem Tirando-Anschlag. Die vorher nur mit dem Daumen angeschlagenen Töne werden nun im Wechselschlag im Tirando angeschlagen. Die Bewegungsausführung wird überzeugend erörtert und anhand von Abbildungen verdeutlicht. Insbesondere erwähnt Teuchert, dass der Anschlagsfinger beim Tirando die Saite zunächst nach unten zur Decke hin drückt und dann abgleitet, ohne die nebenanliegende Saite zu berühren.137 Dies verringert von vorneherein die Gefahr eine „Rupfens“ an den Saiten. Des Weiteren wird die Fingergelenksbeteiligung mit besonderer Aktivität des Mittelgelenks anhand einer Zeichnung dargestellt. Für eine ruhige Handhaltung wird zunächst richtigerweise das Aufstützen des Daumens auf die g-Saite empfohlen. Hilfreich ist auch die Erwähnung, dass man sich beim Tirando einen klaren und kräftigen Ton vorstellen soll.138 Der Schüler soll gleich im Tirando eine zentrale und insbesondere dem Apoyando im Ton nahezu gleichwertige Anschlagstechnik erkennen. Der Tirando-Wechselschlag wird anschließend in einer Wechselschlagübung und in einstimmigen Volksliedern und Tänzen, bei denen eine Begleitstimme für den Lehrer ausnotiert ist, einstudiert.139 Zur Abwechslung wird dann bereits direkt das leichte, dreistimmige Akkordspiel mit vorausanschlagendem Daumen und nachfolgendem gleichzeitigen Anschlag von i und m besprochen.140

Erfreulich und besonders lobenswert ist die schnelle Einführung auch des Apoyando. Bereits vier Seiten nach der Behandlung des Tirando wird mit dem Apoyando begonnen, was einem Unterrichtszeitraum von drei- bis vier Wochen zwischen der Einführung der ersten und zweiten Anschlagstechnik entspricht.141 Die stärkere Gelenkbeteiligung des Grundgelenks wird anhand einer Zeichnung dargestellt und auch der Zeitpunkt der Ablösung der Finger im Wechselschlag wird zutreffend behandelt. Teuchert stellt bereits die Stärken des Apoyando beim Melodiespiel heraus, zeigt aber gleichzeitig auf, dass der Anschlag beim zweistimmigen Spiel auf benachbarten Saiten nicht angewendet werden kann, um Töne, die weiterklingen sollen, nicht durch den anlegenden Finger abzudämpfen.142 Zur Festigung des Apoyando folgen Wechselschlagübungen und einstimmige Folklorestücke. Erst dann werden die weiteren Stammtöne in der I. Lage auf den Basssaiten erörtert und das Akkordspiel weitergeführt.143 Es ist dem Schüler von da an freigestellt zu entscheiden, ob er Tirando oder Apoyando anwendet. Der Lehrer kann zunächst Hilfestellung geben und den Schüler bei einstimmigen Melodien sowohl im Tirando als auch im Apoyando spielen lassen. Die frühzeitige Einführung beider Anschlagsarten fördert jedoch von Anfang an die Ausbildung des Bewusstseins beim Schüler, wann er den einen oder anderen Anschlag einsetzt. Diese Vorgehensweise verfolgt effektiv das Ziel einer flexiblen, an Struktur und Anforderung des Stückes orientierten Entscheidung für Apoyando oder Tirando.

„Die neue Gitarrenschule Band 1“ von Prof. Heinz Teuchert verdient in ihrer inhaltlich und methodisch durchdachten Konzeption eine hohe Wertschätzung. Sie verliert sich nicht in Details, beleuchtet die wesentlichen Punkte jedoch präzise und gehaltvoll. Ein besonderes Augenmerk verdient die zügige Einführung beider Anschlagstechniken. Dies vermeidet Umstellungsprobleme bei der Behandlung der zweiten Technik und fördert einen flexiblen und gestaltungsoffenen Umgang mit beiden Anschlagsarten.

2.3.8 Zwischenergebnis

Unter den Tirando-Schulen erweist sich schlussendlich „Die neue Gitarrenschule Band 1“ von Prof. Heinz Teuchert als vorzugswürdig. Die Schule von Prof. Hubert Käppel weist eine erstaunlich detaillierte Aufbereitung sämtlicher Techniken auf, auch bei der Behandlung des Tirando. Sie lässt allerdings die Abhandlung des Apoyando vermissen und kann mit der diesbezüglichen Besprechung im Ergänzungsband keinen gleichwertigen Ersatz liefern. Die Schule von Jens Kienbaum stellt methodisch zielführend beide Anschlagsarten vor und enthält eine außerordentlich bemerkenswerte Auffrischung der Probleme beider Anschlagsarten im zweiten Band der Schule. Sie ermöglicht auch unproblematisch die zeitgerechte Behandlung des Apoyando durch Vorziehen des entsprechenden Kapitels. Die Entscheidung für die Schule von Prof. Heinz Teuchert erfolgt jedoch aufgrund ihrer konzeptionellen Ausgewogenheit. Sie behandelt den Apoyando-Anschlag nur vier Seiten nach dem Tirando-Anschlag, sodass der Schüler von Anfang an zwingend ein Bewusstsein für den flexiblen und am Stück orientierten Einsatz beider Anschlagstechniken bekommt. Bei Kienbaum wird nach der Einführung des Tirando (= Seite 15) erst einmal ca. 60 Seiten mit diesem Anschlag gearbeitet. Das Vorziehen des Apoyando-Kapitels wird von Kienbaum erst ab dem dritten Teil (= Seite 81) erwogen.144 Aufgrund des dominierenden Akkordspiels lässt sich auch ein vom Lehrer selbst angedachtes früheres Vorziehen des Apoyando-Kapitels wegen der auf das Akkordspiel ausgerichteten Stückeauswahl nicht konsequent verwirklichen, ohne immer wieder zwischen den Kapiteln springen zu müssen. Bei der Schule von Prof. Heinz Teuchert überzeugen hingegen der konstruktive Aufbau und die problemorientierte zügige Auseinandersetzung mit beiden Anschlagsarten. Sie ist deshalb bei den Tirando-Schulen vorzugswürdig.

2.4 Ergebnis zu den Lehrwerken für Jugendliche und Erwachsene

Nach der theoretischen Untersuchung der relevanten Lehrwerke hat sich unter den Apoyando-Schulen die Kreidler-Schule (siehe oben unter 2.3.4) und unter den Tirando-Schulen die Teuchert-Schule (siehe 2.3.8) behauptet. Damit ist allerdings noch nicht abschließend entschieden, mit welcher der beiden Schulen und damit auch mit welcher Anschlagstechnik begonnen werden sollte. Die bisher durchgeführte Untersuchung erfolgte allein auf Basis bereits vorhandener Lehrwerke. Um auch möglicherweise in Abkehr von Standardschulen erprobte Wege zu erforschen, soll die Entscheidung erst nach der Auswertung eines praxisorientierten Interviews mit zwei Gitarrenlehrern über ihre Vorgehensweise erfolgen. Dieses Interview muss sich jedoch, um einer umfassenden Untersuchung gerecht zu werden, sowohl auf die Schulen für Jugendliche und Erwachsene als auch auf Kindergitarrenschulen beziehen. Aus diesem Grund erfolgt nun zuerst die Gegenüberstellung von zwei Apoyando-Kinderschulen mit zwei Tirando-Kinderschulen, um dann nach Auswertung des Interviews sowohl für die Lehrwerke für Jugendliche und Erwachsene als auch für die Kinderlehrwerke ein auf theoretischem Vergleich und praktischer Untersuchung basierendes Ergebnis präsentieren zu können.

2.5 Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando in Gitarrenschulen für Kinder

2.5.1 Apoyando: Moro und Lilli von Gerhard Koch-Darkow

2.5.1.1 Zur Schule

Die dreibändige Gitarrenschule „Moro und Lilli“ von Gerhard Koch-Darkow ist speziell für sechs bis zehnjährige Kinder entwickelt worden.145 Sie eignet sich für den Einzelunterricht, insbesondere aber auch für den Gruppenunterricht. Koch-Darkow behandelt sämtliche Themen in sehr kleinen, ausführlichen Lernschritten, damit auch Schüler mit geringeren motorischen Fähigkeiten und einer geringeren Lerngeschwindigkeit mit den begabteren Schülern mithalten können. Aus diesem Grund sind die Stücke des Öfteren auch für zwei- oder drei Spieler mit unterschiedlich schweren Stimmen konzipiert. So wird im Gruppenunterricht den langsameren Kindern das Mitkommen ermöglicht und der spielerische Charakter bleibt erhalten.146 Die Themen des ersten Bandes beschränken sich auf das einstimmige Melodiespiel und das Akkordspiel in der Form von Akkordbegleitungen. Im zweiten Band wird das Melodiespiel in der I. Lage erweitert und das zweistimmige Spiel mit leeren und gegriffenen Bässen behandelt.147 Der dritte Band entwickelt das zweistimmige Spiel mit gegriffenen Bässen fort und widmet dem Tirando ein großes Kapitel, bei dem sämtliche Ausführungen des Tirando behandelt werden. Er schließt mit dem Lagenspiel in der V. Lage.148 Die Schule bildet insgesamt eine fundierte Grundlage für das anschließende Voranschreiten mit einer Schule für Jugendliche und Erwachsene.

Eine besondere Beachtung verdienen die Aufgaben- und Rätselseiten und das beigefügte Notenkartenspiel. Hiermit werden die musikalischen Grundlagen spielerisch entwickelt und vertieft. Bei Kindern sind Spiele und Assoziationen erfahrungsgemäß wirkungsvoller als rein „trockene“ Übungen. Die Kinder werden während der gesamten Schule von dem Affen Moro und der Giraffe Lilli mit Geschichten und Tipps begleitet. Originell sind auch die drei Affengesichter bei jedem Stück, denen der Schüler nacheinander einen lachenden Mund einzeichnen darf, je nachdem wie gut er ein Stück geübt hat.149 Diese Ideen frischen den Unterricht mit Kindern auf und fördern in spielerischer Weise die Motivation.

2.5.1.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Die Schule beginnt in Band 1 mit dem Zeige-, Mittel- und Ringfinger im Apoyando, nachdem zuvor sämtliche behandelten Töne mit dem Daumen angeschlagen wurden. Über einen Merkspruch wird zunächst die Bezeichnung der Finger der rechten Hand wiederholt, bevor die Ausführung des Apoyando mit einem Finger erklärt wird.150 Der Daumen fungiert dabei als Stütze auf der 6. Saite und der Zeigefinger soll mit möglichst ruhigem Handrücken aus dem Fingerwurzelgelenk heraus anschlagen. Für ein Kind ist der Textanteil der Beschreibung fast schon zu lang. Die Bewegung des Fingers wird allerdings durch drei qualitativ gute Bilder verdeutlicht, was für Kinder einen besseren Anhaltspunkt bietet. Anschließend folgen drei „trockene“ Fingerübungen mit jeweils einem Finger (i, m und a), bevor der Wechselschlag im Apoyando behandelt wird. Besonders anschaulich ist hierbei der Vergleich mit einem Spaziergang auf den Saiten. Zeige- und Mittelfinger entsprechen den Beinen und wechseln sich Schritt für Schritt ab. Der Zeitpunkt des Wechsels beider Finger wird korrekt beschrieben.151 Wiederum ist der Textanteil bei der Einführung des Wechselschlags groß, aber der Vergleich mit dem „Spaziergang“ macht das Geschehen für das Kind anschaulich. Sämtliche Fingerkombinationen des Wechselschlags im Apoyando werden an einer Übung trainiert. Es werden auch bereits erarbeitete Stücke genannt, die nun mit dem Wechselschlag gespielt werden sollen.152 Anschließend folgten einstimmige Spielstücke mit Lehrerbegleitung zur Vertiefung des Apoyando-Wechselschlags.153 Koch-Darkow erwähnt an dieser Stelle noch nicht, für welche Stücke der Apoyando-Anschlag überhaupt geeignet ist und wo er nicht verwendet werden darf. Dies ist allerdings nicht negativ zu bewerten, da so eine Überforderung des Kindes mit den Aspekten der neuen Technik vermieden wird.

Der Tirando-Anschlag wird erst im dritten Band im zweiten großen Kapitel behandelt. Auch hier ist der Zeitraum von mindestens zwei Jahren zwischen der Einführung des Apoyando und der Erarbeitung des Tirando zu groß. Zwar sind für den Kindergitarrenunterricht nicht die gleichen methodischen Maßstäbe wie für den Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen anzusetzen. Eine Einführung beider Anschlagsarten in einem zeitlichen Abstand von nur drei- bis Wochen würde bei Kindern zu einer Überforderung führen. Dennoch führt eine zu späte Einführung auch bei Kindern, die erfahrungsgemäß gerne eine Handstellung und Ausführung verinnerlichen, zu den bereits bei Kreidler und Schindler angesprochenen haltungs- und bewegungstechnischen Umstellungsproblemen (siehe oben unter 2.3.2.2 und 2.3.3.2). Zwei Jahre bis zur Behandlung des Tirando sind deshalb zu lang. Die Ausführung der Anschlagsbewegung des Tirando wird korrekt beschrieben. Insbesondere wird Wert darauf gelegt, dass der Finger in die Handfläche hinein anschlägt und zwar in einer diagonalen Linie zum Steg.154 In einer kreativen Erläuterung wird das Problem des „Rupfens“ an den Saiten angesprochen. Koch-Darkow spricht hierbei von einem „Giftanschlag“, bei dem nur noch die Möglichkeit bestünde, mit dem sogenannten „Revolverfinger“ die Saiten anzuschlagen.155 Diese pädagogisch wertvollen Assoziationen führen zu einer hohen Einprägsamkeit bei Kindern. Ähnlich verhält es sich mit dem Problem, dass das rechte Handgelenk beim Anschlag nicht zu nahe an der Gitarrendecke platziert werden darf. Koch-Darkow verdeutlicht dies, indem er sagt, dass immer Platz für ein kleines Stofftier oder einen Softball zwischen Handgelenk und Decke sein muss.156 Über diese rein bildliche Idee von Koch-Darkow hinaus bietet es sich auch an dieses Stofftier anfangs in den Unterricht mitzunehmen. Es folgen anschließend Tirando-Übungen mit einem Finger, bei denen die anderen Finger die Anschlagshand stützen, indem sie auf den Saiten platziert werden.157 Zur Stabilisierung der Hand ist dies für den Anfang sinnvoll. Danach folgt der zerlegte Akkordanschlag mit p, i, m und a, womit dem Schüler gleich eine der häufigen Situationen für die Verwendung des Tirando-Anschlags aufzeigt wird.158 Besonders lobenswert und herauszustellen sind die nachfolgenden Fragestellungen Koch-Darkows an den Schüler, bei denen er den klanglichen Unterschied zwischen Apoyando und Tirando verdeutlichen möchte. Er fragt, für welche Situation sich der Tirando- bzw. der Apoyando-Anschlag eignet.159 Diese für den Schüler zunächst schwierige Frage wird jedoch didaktisch gehaltvoll durch Beispielstücke veranschaulicht, bei denen Koch-Darkow zu den einzelnen Stimmen als Hilfestellung dazuschreibt, ob sie mit Apoyando und Tirando gespielt werden sollen. Sieben Seiten später greift er dann die Frage wieder auf. Das Kind hatte somit die Möglichkeit, sich in einem unmittelbaren Klangvergleich die Unterschiede bewusst zu machen. Als Antwort zeigt Koch-Darkow auf, dass die Anwendung des einen oder anderen Anschlags häufig auch im Ermessen des Spielers und seiner klanglichen Vorstellung liegt, aber die zwei grundsätzlichen Regeln existieren, dass einstimmige Melodien, die kräftig klingen sollen, mit Apoyando gespielt werden und dass Akkorde und Akkordzerlegungen, bei denen die Töne ineinander klingen müssen, mit Tirando gespielt werden.160

Zusammenfassend zeichnet sich die Kindergitarrenschule „Moro und Lilli“ durch die methodisch in kleinen Schritten aufbereiteten Themen aus, so auch beim Erlernen des Apoyando und Tirando. Die spieltechnischen Grundlagen werden außerdem durch für die kindliche Lernbereitschaft förderliche bildliche Vergleiche und Assoziationen entwickelt und vertieft. Ebenso sind die spielerischen Aspekte des Erlernens neuer, auch musiktheoretischer Themen gehaltvoll und der Entwicklung und dem Erfolg bei Kindern dienlich. Nichtsdestotrotz ist die späte Behandlung des Tirando auch hier ein Defizit. Die dadurch bedingten Umstellungsprobleme können durch die sonst methodisch einwandfreie und geistreiche Vorgehensweise nicht aufgewogen werden.

2.5.2 Apoyando: Fridolin Band 1 von Hans Joachim Teschner

2.5.2.1 Zur Schule

Die Kindergitarrenschule „Fridolin Band 1“ von Hans Joachim Teschner ist für Kinder ab sieben Jahren geeignet. Sie beginnt zunächst mit dem Daumenanschlag auf der g- und h-Saite, führt dann den Wechselschlag ein und behandelt die Stammtöne in der ersten Lage. Der zweite Teil des ersten Bandes behandelt das zweistimmige Spiel mit leeren Bässen und der dritte Teil befasst sich mit Liedbegleitungen durch Akkorde. Im zweiten Band der Schule werden spezifische technische Probleme wie das Barré-Spiel, das Lagenspiel oder die Aufschlags- und Abzugsbindungen erörtert.161 Die Schule verzichtet auf große Texterläuterungen und legt ihren Fokus auf die Spielstücke und Übungen. Auch bei dieser Schule gibt es zwei didaktisch wertvolle Figuren, den Hasen Fridolin und den Bären Stoffel, die das Kind während der Schule begleiten und Tipps geben. Die Schule ist für den Gruppenunterricht konzipiert, kann aber ebenso gut im Einzelunterricht verwendet werden.162

2.5.2.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Die Schule beginnt mit dem Wechselschlag im Apoyando, nachdem einige Töne auf der g- und h-Saite bereits erarbeitet wurden. Die Töne wurden zuvor allein mit dem Daumen angeschlagen. Auch ein Ton mit der linken Hand und die Notenschrift wurden vor dem Apoyando-Wechselanschlag eingeführt.163 Die Erläuterung zur Bewegungsausführung beim Apoyando ist zu kurz. Zwar ist es förderlich für Kinder, nicht mit einem großen Text konfrontiert zu werden, allerdings könnte zumindest ein Bild die Ausführung der Bewegung verdeutlichen. Die anschließenden Wechselschlagübungen sind hingegen ausführlich und behandeln zunächst die g-Saite und h-Saite getrennt, bevor kurze Stücke mit dem Wechselschlag über beide Saiten den Anschlag vertiefen.164 Anschließend werden größtenteils Töne auf den Basssaiten besprochen und mit musiktheoretischen Grundlagen verbunden. Der Anschlag erfolgt dabei stets mit dem Apoyando-Wechselschlag oder bei langen Bassnoten in der Begleitstimme mit dem Daumen. Nachdem das einstimmige Spiel durch zahlreiche Stücke trainiert wurde, beginnt die Schule mit dem zweistimmigen Spiel.165 Hier wird weiterhin mit Apoyando in der Oberstimme gespielt. Dies ist für den Schüler nicht ganz einfach, da der Daumen nach wie vor im freien Anschlag anschlagen soll. Um die Gleichzeitigkeit beim Anschlagen zu vereinfachen, wäre es zunächst angebracht, den zweistimmigen Anschlag allein mit Tirando auszuführen. Nachdem der gleichzeitige zweistimmige Anschlag mit Übungen auf den leeren Saiten eingeführt wurde, wird er mit Spielstücken in der II. Lage gefestigt. Hier hätte man sich zunächst Stücke in der I. Lage gewünscht, da das zweistimmige gleichzeitige Spiel zunächst schwierig genug ist und die II. Lage quasi gleichzeitig mit dieser neuen Spieltechnik eingeführt wird.

Das Tirando wird erst ziemlich spät gegen Ende des ersten Bandes der Schule bei dem Kapitel „Liedbegleitung“ eingeführt. Auch hier ist die Beschreibung des Anschlags zu kurz. Die Unterschiede in der Ausführung und Haltung werden nicht beschrieben. Teschner sagt nur, dass zerlegte und gezupfte Akkorde nicht angelegt gespielt werden können und deshalb jetzt mit dem freien Anschlag gespielt werden.166 Zumindest eine Abbildung der Bewegungsausführung oder ein Hinweis auf die Bewegungsrichtung des Fingers hätte erfolgen können. Der zerlegte und gleichzeitige Akkordanschlag wird zunächst auf leeren Saiten geübt, bevor das Tirando insbesondere mit drei- oder vierstimmigen gezupften Akkordbegleitungen trainiert wird. Positiv ist, dass der Schüler bei den Spielstücken jeweils Melodie und Begleitung üben soll.167 Hier hat er dann auch die Möglichkeit, die Melodie im Apoyando zu spielen und so die Klangunterschiede von Apoyando und Tirando zu verinnerlichen.

Die Kindergitarrenschule „Fridolin Band 1“ führt im ersten Teil methodisch zielführend sämtliche Töne in der I. Lage ein und schafft ein gutes Gleichgewicht zwischen musiktheoretischen Grundlagen und Spielstücken. Auch die Auswahl der Spielstücke mit Kinder- und Scherzliedern und Folklore aus aller Welt ist abwechslungsreich. Die Beschreibung der Ausführung des Apoyando und später auch des Tirando erfolgt trotz allem zu knapp. Abbildungen oder leichte Erklärungen würden keinesfalls überfordernd wirken. Im zweiten Teil geht die Schule zu schnell voran, indem sie bei dem schwierigen Anschlag mit angelegter Oberstimme und freiem Bassanschlag auch noch mit der II. Lage beginnt.

2.5.3 Zwischenergebnis

Bei der Gegenüberstellung der zwei Kindergitarrenschulen, die mit Apoyando beginnen, sticht am Ende die dreibändige Schule „Moro und Lilli“ heraus. Zwar ist die zu späte Behandlung des Tirando ein deutliches Defizit, allerdings ist die methodisch kleinschrittige und spielerische Vorgehensweise der Schule, auch beim Apoyando und Tirando, bemerkenswert. Durch kreative Geschichten und Erklärungen werden dem Kind die technischen Grundlagen des Gitarrenspiels vermittelt. Bei der Schule „Fridolin Band 1“ kann die Orientierung an vielen, abwechslungsreichen, teils aber zu anspruchsvollen Spielstücken das Problem der zu kurzen Erläuterungen spieltechnischer Grundlagen nicht ausgleichen. Diese zu kurzen Erklärungen betreffen insbesondere auch die Einführung des Apoyando und Tirando. Die Schule „Moro und Lilli“ ist daher vorzugswürdig.

2.5.4 Tirando: Gitarre spielen und singen mit Oktavius von Ulrich Rothe

2.5.4.1 Zur Schule

Der Gitarrist Ulrich Rothe hat mit seiner Kindergitarrenschule „Gitarre spielen und singen mit Oktavius“ eine Schule konzipiert, die noch nicht verlegt ist und bis vor kurzem auf seiner Webseite frei zugänglich war.168 Sie führt in die einstimmigen und zweistimmigen Grundlagen des Gitarrenspiels sowie in das Spiel mit dem Plektrum ein. Nachdem sie zunächst mit dem Daumenanschlag beginnt, folgt das zweistimmige Spiel mit Daumen und Zeige-, Mittel- oder Ringfinger.169 Danach folgt erst ein Kapitel über das Spiel von gebrochenen Akkorden und das Spiel mit dem Plektrum, bevor der Wechselschlag mit Zeige- und Mittelfinger besprochen wird.170 Die Kinder werden in dieser Schule von dem Tintenfisch „Oktavius“ mit Ratschlägen begleitet. Rothe legt in seinem Vorwort Wert darauf, dass im Unterricht viel gesungen wird, da sich so die musikalischen Phänomene der Instrumentalliteratur leichter nachvollziehen lassen. Er erwähnt auch, dass die ersten drei Kapitel nacheinander durchgearbeitet werden sollen. Erst dann hat der Lehrer die Möglichkeit, die weiteren Kapitel nach Interesse und Fähigkeiten des Schülers zu variieren.171

2.5.4.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Rothe beginnt mit dem Tirando-Wechselschlag mit Daumen und Zeigefinger, nachdem bis dahin alle gelernten Töne einzeln mit dem Daumen angeschlagen wurden.172 Die Bewegung des Zeigefingers wird erörtert und durch Abbildungen untermalt. Es wird auch zutreffend darauf hingewiesen, dass die Anschlagshand währen der gesamten Bewegung so ruhig wie möglich gehalten werden soll.173 Nach den ersten Anschlagsübungen und Spielstücken werden dann der Wechselanschlag mit dem Daumen und Mittelfinger und anschließend der Wechselanschlag mit Daumen und Ringfinger erörtert.174 Diese detaillierte Auffächerung bietet dem Schüler die Möglichkeit, kleinschrittig ein Bewusstsein für den Anschlag jedes einzelnen Fingers zu entwickeln. Die anderen Finger werden als Stütze zunächst immer auf die benachbarten Saiten aufgesetzt. Die erlernten Wechselschlagarten werden im Folgenden anhand von gebrochenen Akkorden trainiert.175

Das Apoyando wird erst zwei Kapitel später eingeführt. Rothe erwähnt, dass insbesondere dann, wenn die Aufmerksamkeit auf einer liedhaften Melodie in der Oberstimme liegt, der Apoyando-Anschlag einen vollen und voluminösen Klang bietet.176 Er behandelt das Apoyando jedoch direkt in einer Anschlagskombination mit einem im Tirando anschlagenden Daumen und nennt diese Ausführung „klassischen Anschlag“,177 eine eigenwillige Bezeichnung in Anlehnung an die häufige Verwendung dieser Kombination in der Wiener Klassik. Besser wäre es, den Apoyando-Anschlag zunächst einstimmig zu trainieren. Nur so verinnerlicht der Schüler den Bewegungsablauf, insbesondere die starke Beteiligung des Wurzelgelenks. Bei einer Kombination mit dem Daumen kann die Aufmerksamkeit nicht in gleicher Weise auf die Bewegungsausführung gelenkt werden. Im Anschluss an die nachfolgende Anschlagsübung erfolgen zwei Spielstücke, eines aus der Klassik und das andere aus der Übergangszeit zwischen Barock und Wiener Klassik. Hier ist positiv hervorzuheben, dass Rothe dem Schüler die Möglichkeit gibt, zu entscheiden, ob er mit angelegter Oberstimme und Daumen im Tirando („klassischer Anschlag“) oder mit angelegtem Daumen und Oberstimme im Tirando (nach Rothe der „lautenähnliche Anschlag“) spielen möchte.178 Durch Ausprobieren soll er sich den Klangunterschied verdeutlichen und dann entscheiden, ob er der Oberstimme durch den Apoyando-Anschlag ein stärkeres Gewicht geben will. Dies fördert die eigenverantwortliche und reflektierte Entscheidung über den Einsatz der einen oder anderen Anschlagsart, allerdings direkt bei einer Anschlagskombination mit dem Daumen und an einem für den Anfang eher schwierig und in der Anschlagstechnik ermessensabhängigen Stück.

Die Gitarrenschule „Gitarre spiele und singen mit Oktavius“ stellt zusammenfassend ein fundiertes Lehrwerk für die Grundlagen des Gitarrenspiels dar. Es führt den Tirando-Wechselschlag erst getrennt vom Apoyando ein und vertieft ihn gewinnbringend in seiner häufigen Verwendung im Akkordspiel. Der Apoyando-Wechselschlag wird rechtzeitig behandelt, insbesondere lässt sich dieses Kapitel auch gegenüber dem Kapitel über das Spiel mit dem Plektrum vorziehen. Die Einführung des Apoyando anhand einer Anschlagskombination mit dem Daumen ist aus methodischer Hinsicht allerdings abzulehnen. Sie ist ein löbliches Ziel und bietet die Möglichkeit, die Melodiestimme vom Bass abzuheben, sollte aber erst erfolgen, nachdem der Apoyando-Anschlag in seiner Bewegung einstimmig trainiert wurde.

2.5.5 Tirando: Meine Gitarrenfibel 1 und 2 von Prof. Heinz Teuchert

2.5.5.1 Zur Schule

Die Kindergitarrenschule „Meine Gitarrenfibel 1 und 2“ von Prof. Heinz Teuchert eignet sich für den Gruppen- und Einzelunterricht mit sechs- bis elfjährigen Kindern. Sie führt in ihren zwei Bänden in die Grundlagen des Melodiespiels, der Liedbegleitung und des einfachen Solospiels ein.179 Sämtliche Spielstücke erzählen Geschichten, regen die Fantasie an und frischen damit das Spiel in humorvoller Weise auf. Parallel zur Schule gibt es ein Lehrerheft, das zahlreiche Begleitstimmen für das Zusammenspiel und anregende Tipps für das Unterrichten enthält.180 Die begleitende und Ratschlag gebende Figur wird in der „Gitarrenfibel“ durch einen sprechenden Bär verkörpert. Der erste Band behandelt mit vielen humorvollen Bildern das einstimmige Melodiespiel auf der g-, h- und e-Saite. Das erste, dreistimmige Akkordspiel wird zu Beginn des zweiten Bandes eingeführt. Auch das Spiel in der II. Lage und das Melodie- und Akkordspiel auf den Basssaiten sind Themen des zweiten Bandes. Der zweite Band schließt mit acht leichten Gitarrentänzen für Lehrer und Schüler, die insbesondere dem Training eines flüssigen Wechselschlags dienen.181

2.5.5.2 Zur konkreten Einführung des Apoyando und Tirando

Nachdem einige Stammtöne auf der g-, h- und e-Saite mit dem Daumenanschlag besprochen wurden, beginnt Teuchert mit dem Tirando-Wechselschlag mit Zeige- und Mittelfinger. Er nennt weder den Begriff „Tirando“ noch beschreibt er detailliert die Fingerbewegung beim Wechselschlag. Dafür arbeitet er allerdings mit einem bildlichen Vergleich. Das Kind soll sich vorstellen, dass es einen Kater hinter den Ohren krault und dies auf dem Tisch ausprobieren.182 Dieser Vergleich stellt treffend die Bewegungsausführung aus dem mittleren Gelenk in Richtung Handinnenfläche dar. Einem sechs- bis elfjährigen Kind allein durch Texterläuterungen die Gelenkbeteiligung aufzuzeigen, würde zu einem nicht annähernd gleich hohen Erfolg wie dieser bildliche Vergleich führen. Teuchert verzichtet insgesamt auf große Textausführungen, trifft durch seine Vergleiche dennoch den Kern der Problemstellungen neuer Techniken.183 In den anschließenden zwei leichten Übungen wird der Wechselschlag im Tirando auf jeder Diskantsaite trainiert. Zur Stabilisierung der Hand soll der Daumen auf die g- oder d- Saite gestützt werden. In seinem Lehrerheft begründet Teuchert seinen Beginn mit Tirando mit dem zwingenden Gebrauch beim Akkordspiel, auch wenn der Anschlag zunächst einstimmig trainiert wird. Das Apoyando soll erst eingeführt werden, wenn die Kinder sowohl Begleitung als auch dazugehörende Melodien spielen können.184 Teuchert stellt folglich richtigerweise die Eigenschaft der Gitarre als Akkordinstrument und die hierfür erforderliche Beherrschung des Tirando heraus.

Das Apoyando wird nicht mit einem eigenen Kapitel, sondern schleichend zu Beginn von Band 2 der Schule eingeführt. Nachdem Teuchert das erste, dreistimmige Akkordspiel behandelt hat, kann der Schüler selbst Begleitungen spielen. So enthält bspw. das an die Akkordübungen anknüpfende Stück „Fröhlich segeln wir entlang“ sowohl eine Melodie- als auch eine auskomponierte Begleitstimme.185 An dieser Stelle empfiehlt Teuchert in seinem Lehrerheft für die einfache, einstimmige Melodie den Apoyando-Anschlag einzuführen.186 Auch in der Schule bespricht er kurz die Ausführung des Apoyando und die Möglichkeit, die Melodie dadurch deutlich hervortreten zu lassen.187 Der Lehrer kann dem Schüler anhand der Begleitstimme leicht aufzeigen, dass die Akkordbegleitungen wie bisher zwingend im Tirando gespielt werden müssen. Die Anschlagsbezeichnungen „Apoyando“ und „Tirando“ sollen nur für die älteren Schüler verwendet werden, um Kinder nicht mit Fremdwörtern zu überfordern. Es wird deshalb vom „freien“ und „angelegten“ Anschlag gesprochen.188 Der Schüler kann bei den meisten nachfolgenden Stücken nun aufgrund der Notierung einer Melodie- und einer Begleitstimme sowohl den Apoyando-Anschlag als auch den Tirando-Anschlag festigen.189

Die Kindergitarrenschule „Meine Gitarrenfibel 1 und 2“ von Prof. Heinz Teuchert zeichnet sich durch eine am kindlichen Lernvermögen orientierte Vorgehensweise aus. Sie unterlässt große Texterklärungen und arbeitet mit bildlichen Erklärungen sowie einer Vielzahl von mit Kindergeschichten geschmückten Spielstücken. Gleichzeitig wird Wert auf die mündlichen Erklärungen durch den Lehrer gelegt, die im Lehrerheft durch methodische Tipps ergänzt werden. Mit dem Apoyando wird zwar erst in Band 2 und damit nach einer Unterrichtszeit von ca. einem Jahr angefangen, jedoch sind an den Kindergitarrenunterricht andere Maßstäbe als an den Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen zu setzen. Bei Jugendlichen und Erwachsenen fördert die frühzeitige Einführung beider Anschlagsarten den flexiblen Einsatz der einen oder anderen Anschlagsart je nach Anforderung des Stücks und vermeidet Umstellungsprobleme. Unter anderem wurde aus diesem Grund die „Neue Gitarrenschule Band 1“ von Prof. Heinz Teuchert mit ihrem Zeitraum von drei bis vier Wochen bis zur Einführung der zweiten Anschlagsart bei den Tirando-Schulen für Jugendliche und Erwachsene als vorzugswürdig angesehen (siehe oben unter 2.3.8). Bei Kindern hingegen würde eine fast direkte Einführung beider Anschlagsarten überfordernd wirken. Teuchert trifft für Kinder in seiner „Gitarrenfibel“ mit der Einführung des Apoyando nach ca. einem Jahr genau die „goldene Mitte“, d.h. er überfordert nicht, hält aber auch mit einem Jahr die Umstellungsprobleme so gering wie möglich. Er behandelt zunächst nur einstimmige Stücke im Tirando, wartet aber nicht zu lange, bis er nach einem Jahr Unterrichtszeit schleichend den Apoyando-Anschlag erörtert und ihn direkt neben dem Tirando verwendet.

2.5.6 Zwischenergebnis

Unter den Kindergitarrenschulen, die mit Tirando beginnen, erweist sich die „Gitarrenfibel Band 1 und 2“ von Prof. Heinz Teuchert der Schule von Ulrich Rothe überlegen. Die Schule von Rothe führt den Tirando-Wechselschlag kleinschrittig und fundiert ein. Der Apoyando-Wechselschlag wird allerdings überfrachtet und direkt zweistimmig in Kombination mit dem Daumen eingeführt. Der Schule von Teuchert gelingt es bei der Einführung der Anschlagstechniken in bemerkenswerter Weise auf große Textanteile zu verzichten, aber dafür gehaltvolle und durchgehend einprägsame bildliche Vergleiche zu bringen, die durch mündliche Erklärungen des Lehrers ergänzt werden. Rothe hingegen ist in seinen Textanteilen ausführlicher, kann damit aber bei Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren keinen größeren Erfolg liefern. Auch das Nebeneinander von Melodie- und Begleitstimme in den Spielstücken bei Teuchert und die dadurch bedingte Möglichkeit bei einem Stück beide Anschlagstechniken zu trainieren, offenbart in größerem Maße deren Unterschiede und fördert den gezielten Einsatz der einen oder anderen Technik. Die „Gitarrenfibel Band 1 und 2“ ist daher vorzugswürdig.

2.6 Ergebnis zu den Lehrwerken für Kinder

Bei den Lehrwerken für Kinder hat sich unter den Apoyando-Schulen die dreibändige Schule „Moro und Lilli“ von Koch-Darkow (siehe oben unter 2.5.3) und unter den Tirando-Schulen die „Gitarrenfibel Band 1 und 2“ von Teuchert (siehe 2.5.6) behauptet. Auch hier ist damit noch nicht abschließend entschieden, ob mit Tirando oder Apoyando begonnen werden sollte. Allerdings soll nun vor der endgültigen Entscheidung erst ein Interview mit zwei ausgewählten Gitarrenlehrern über ihre Vorgehensweise bei der Einführung der beiden Anschlagsarten im Anfängerunterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfolgen.

2.7 Interview mit zwei Gitarrenlehrern über die Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando

Um nicht allein Schulen untereinander zu vergleichen, sondern auch möglicherweise davon abweichende und individuelle Wege der Praxis zu erörtern, habe ich zwei Interviews mit Gitarrenlehrern über ihre Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando geführt. Meine Auswahl fiel dabei auf Frau S. B. und Herrn H. Z.. Frau S. B. ist 27 Jahre alt und hat ein Lehramtsstudium für Gymnasien mit den Fächern Musik und Spanisch absolviert. Zudem hat sie Gitarre im Studiengang „Bachelor of Music, künstlerisch-pädagogisches Profil“ bei Prof. S. J. an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken studiert. Sie unterrichtet Gitarre an einer Musikschule in Luxemburg. Herr H. Z. ist 62 Jahre alt. Er hat privat bei Wolfgang Lendle Gitarre studiert und an der Bundesakademie in Trossingen Ausbildungsgänge für den Gitarrenunterricht an Musikschulen und die Leitung von Gitarrenensembles unter anderem bei Prof. Dieter Kreidler absolviert. Er unterrichtet als Gitarrenlehrer an einer Musikschule.

Folgende Fragen habe ich den Gitarrenlehrern jeweils gestellt:

1. Welchen Stellenwert sollte das Thema „Apoyando und Tirando“ im Gitarrenunterricht einnehmen?
2. Mit welcher Anschlagstechnik beginnen Sie und warum? Machen Sie Unterschiede bei dem Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen und dem Unterricht von Kindern?
3. Wie lange warten Sie, bis Sie im Unterricht nach Einführung der ersten Anschlagstechnik die zweite Anschlagstechnik besprechen? Präferieren Sie die konkrete Vorgehensweise einer Gitarrenschule für Jugendliche und Erwachsene und einer Schule für Kinder?

Die zwei Interviews sind vollständig zum Nachlesen im Anhang der Arbeit enthalten (siehe Seite VII bis IX). An dieser Stelle kann deshalb nur eine Auswertung der zentralen Äußerungen erfolgen.

Beide Lehrer stuften die Bedeutung des Themas „Apoyando und Tirando“ als wichtig ein. Das Gitarrenspiel erfordere in verschiedenen Situationen wie z.B. dem zerlegten Akkordanschlag zwingend Tirando, während gerade beim Melodiespiel das Apoyando einen kraftvolleren Ton biete. Es müssten daher unbedingt beide Anschlagstechniken behandelt und beherrscht werden. Interessanterweise sprachen beide Gitarrenlehrer die Gefahr von Umstellungsproblemen bei der Einführung des Tirando-Anschlags an, wenn vorher zu lange mit Apoyando gespielt wurde. Diese Umstellungsprobleme würden sich in einem zu flachen Handgelenk, einem „gerissenen Ton“ und in einem Stabilitätsverlust der Hand äußern. Die aufgezeigten Probleme decken sich demnach mit den in dieser Arbeit bereits dargestellten Umstellungsschwierigkeiten (siehe nur 2.2.2 oder 2.3.2.2).

Frau S. B. beginnt zur Vermeidung der Umstellungsprobleme sowohl bei Kindern als auch bei Jugendlichen und Erwachsenen mit dem Tirando-Wechselschlag. Ihrer Meinung nach ist das Tirando zwar anfangs schwieriger, es wird allerdings gleich ein Anschlag eingeübt, der zwingend in vielen Situationen verwendet werden muss. Die Verwendungsmöglichkeit des Apoyando sei begrenzter und wer ein sicheres Tirando mit stabiler und ruhiger Hand spiele, der habe weniger Probleme auch Apoyando zu erlernen. Bei Kindern beginnt sie mit der „Gitarrenfibel 1“ von Heinz Teuchert und dem dort behandelten Tirando-Wechselschlag. Sie führt den Apoyando-Anschlag interessanterweise allerdings nicht wie Teuchert zu Beginn von Band 2 der Fibel ein, sondern arbeitet vorher „Mein Gitarrenspielbuch“ von Heinz Teuchert durch und beginnt dort schon einstimmige Melodien mit dem Apoyando-Anschlag zu spielen. Sie hat den Anschlag dann bereits trainiert, bevor Teuchert in seinem Band nach Besprechung des ersten Akkordanschlags das Apoyando für Melodien einführt. Damit lässt sich vermeiden, dass der Schüler nach dem Thema „erster, dreistimmiger Akkordanschlag“ unmittelbar auch mit dem neuen Thema „Apoyando“ konfrontiert wird.

Herr H. Z. beginnt bei Kindern mit Apoyando und der Schule „Moro und Lilli“. Allerdings erkennt er auch die Gefahr der Umstellungsprobleme bei „Moro und Lilli“ mit der zu späten Einführung des Tirando in Band 3 (siehe dazu bereits 2.5.1.2). Aus diesem Grund behandelt er nur Band 1 von „Moro und Lilli“ und unterrichtet danach mit Band 2 der Schule von Klaus Schindler weiter. Diese beginnt in Band 2 mit Tirando (siehe dazu 2.3.3.2). Für zehn- bis zwölfjährige Schüler empfiehlt Herr H. Z. grundsätzlich Band 1 und 2 der Schindler-Schule und beginnt demgemäß mit Apoyando. Das Liedgut von Schindler werde bei dieser Altersgruppe mit positiver Resonanz aufgenommen. Allerdings ist eine alleinige Verwendung der beiden Bände der Schindler-Schule für die Einführung des Apoyando und Tirando aus den in Punkt 2.3.3.2 angesprochenen Gründen abzulehnen.

Bei älteren Schülern und Erwachsenen empfehlen sowohl Frau S. B. als auch Herr H. Z. die „Neue Gitarrenschule Band 1“ von Heinz Teuchert. Sie loben dort insbesondere die schnelle Einführung des Apoyando nach dem Beginn mit Tirando und die generelle Methodik der Schule bei der Behandlung spieltechnischer Grundlagen. Herr H. Z. führt aus, dass das Gitarrenspiel mit der Teuchert-Schule auf eine breite Basis gestellt werden kann, die das Melodie- und Akkordspiel und auch das Solospiel erfasst. Er bringt jedoch auch einen allgemeinen Kritikpunkt an der Teuchert-Schule ins Spiel. Einige Stücke der Schule seien aus heutiger Sicht für den Unterricht mit Jugendlichen veraltet. Aus diesem Grund ergänze und ersetze er einige Stücke durch Spielliteratur, die den Schüler mehr anspreche.

Das Interview mit Frau S. B. und Herr H. Z. hat im Ergebnis zwei interessante und individuelle Wege aufgezeigt. Obwohl im Kinderunterricht Frau S. B. mit Tirando und Herr H. Z. mit Apoyando beginnt, erkennen beide Lehrer die Gefahr von haltungs- und bewegungstechnischen Umstellungsproblemen beim Wechsel von Apoyando zu Tirando. Sie gehen beide durchdachte, eigenständige Wege, mischen verschiedene Schulen oder ziehen die Behandlung des zweiten Anschlags zeitlich selbstständig vor und schreiten damit nicht immer streng nach dem Kanon der Schule voran. Ihre reflektierten Vorgehensweisen sind zudem in ihrem jeweiligen Unterricht empirisch erprobt. Die beiden Vorgehensweisen werden daher auch argumentativ in die abschließende Gesamtwürdigung miteinfließen.

3. Gesamtergebnis aus der Gegenüberstellung der verschiedenen Vorgehensweisen und Fazit

3.1 Gesamtergebnis zu der Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando im Anfängerunterricht für Jugendliche und Erwachsene

Nach der theoretischen Untersuchung der relevanten Lehrwerke für Jugendliche und Erwachsene hat sich am Ende unter den Apoyando-Schulen die Kreidler-Schule (siehe oben unter 2.3.4) und unter den Tirando-Schulen die Teuchert-Schule (siehe 2.3.8) behauptet. Die Schule von Prof. Dieter Kreidler zeichnet sich durch eine detaillierte und kleinschrittige Vorgehensweise bei der Einführung des Apoyando und Tirando aus. Allerdings wartet sie zu lange, bis schließlich in Band 2 der Tirando-Anschlag eingeführt wird (siehe dazu 2.3.2.2).

Ich spreche mich generell bei Jugendlichen und Erwachsenen für einen Beginn mit Tirando aus. Bereits mehrfach erwähnt wurde, dass die Gitarrenliteratur überwiegend ein sicheres, mehrstimmiges Spiel erfordert (siehe z.B. 2.2.3). Dieses Spiel setzt oft zwingend den Tirando-Anschlag voraus. Die Anwendungsgebiete des Apoyando sind begrenzter und durch korrektes Üben des Tirando kann ein dem Apoyando ähnlich runder und voller Ton erzeugt werden. Gleichzeitig werden die vorderen Fingergelenke frühzeitig entwickelt, was ein leichtes, schnelles und sicheres Spiel ermöglicht. Hauptargument für den Beginn mit Tirando ist allerdings die Vermeidung großer Umstellungsprobleme beim Erlernen des Apoyando. Beim Beginn mit Tirando besteht nicht die Gefahr, dass die heute nur noch leicht flachere Handgelenksstellung des Apoyando beibehalten wird und der Schüler an der Saite „reißt“ statt zu „zupfen“ und damit einen spitzen und gerissenen Ton produziert. Auf diese bewegungs- und haltungstechnischen Umstellungsprobleme wurde in der Arbeit bereits mehrfach hingewiesen (siehe bspw. 2.2.2, 2.3.2.2 oder 2.3.3.2). Sie fanden auch Bestätigung in den Äußerungen beider Gitarrenlehrer im durchgeführten Interview (siehe oben unter 2.7). Die Umstellung von Tirando auf Apoyando hingegen erfolgt in der Regel ohne Probleme. Durch ein sicheres und geübtes Tirando hat der Schüler bereits eine ausreichende Stabilität der Hand und ein Gefühl für einen Anschlag mit kleinen, schwerpunktmäßig aus dem mittleren Gelenk kommenden Bewegungen entwickelt. Diese Aspekte in Kombination mit der durchaus filigraneren Konzeption einer korrekt ausgeführten Tirando-Bewegung lassen den Beginn mit Tirando und den dann erfolgenden Wechsel auf Apoyando, wo durch größere Bewegungen mit dem überwiegend beteiligten Grundgelenk und dem Ruhepunkt auf der nächsttieferen Saite automatisch eine Stabilität erreicht wird, als didaktisch gelungeneren Weg erscheinen. Die Mühelosigkeit bei der Umstellung kann allerdings nur durch eine nicht zu späte Einführung auch des Apoyando garantiert werden. Sonst führt eine zu intensive Gewöhnung auch beim Wechsel zum Apoyando zu dem zwar weniger schwerwiegenden, aber dennoch nicht zu vernachlässigenden Problem, einen neuen Anschlag zu verinnerlichen und in der Ausführung nicht immer wieder auf den alten Anschlag „zurückzufallen“.

Diesen Spagat meistert die „Neue Gitarrenschule Band 1“ von Prof. Heinz Teuchert in methodisch bemerkenswerter Weise. Vier Seiten nach der Einführung des Tirando behandelt sie das Apoyando, was einem Zeitraum von drei- bis vier Unterrichtswochen zwischen der Behandlung der einen und anderen Technik entspricht (siehe dazu 2.3.7). Dies vermeidet die angesprochenen Umstellungsprobleme und fördert in zustimmungswürdiger Weise den flexiblen Umgang mit beiden Anschlagstechniken. Der Schüler entwickelt von Anfang an ein Bewusstsein für das Nebeneinander von Apoyando und Tirando. Dies wirkt auch bei Jugendlichen und Erwachsenen dadurch, dass über drei bis vier Wochen erst das Tirando gefestigt wurde, um danach das Apoyando im gleichen zeitlichen Umfang zunächst allein anhand von einstimmigen Melodien zu trainieren, keineswegs überfordernd. Es stärkt vielmehr bereits frühzeitig die Entscheidungsfähigkeit für den einen oder anderen Anschlag je nach Klangvorstellung oder zwingendem Erfordernis des Stücks. Den allgemeinen Kritikpunkt von Herrn H. Z. an der „Neuen Gitarrenschule Band 1“, dass einige Stücke aus heutiger Sicht für den Unterricht mit Jugendlichen veraltet seien (siehe 2.7), teile ich. Dieses Problem kann allerdings durch eine Ergänzung der Spielliteratur mit Stücken, die den Schüler mehr ansprechen (z.B. Stücke aus dem Rock-, Popbereich), ausreichend kompensiert werden. Verkrampfungen und Verkantungen von Fingergelenk und Handgelenk durch die anfangs geringere Stabilität der Hand beim Tirando muss der Lehrer durch eine gezielte Beobachtung der Anspannung in Hand und Arm und durch technische Übungen entgegenwirken. Der Fokus muss von Anfang an auf der Ausführung der Fingerbewegung mit von oben auszuübenden leichten Druck auf die Saite liegen, um dann mit ruhiger Handstellung eine diagonal in die Hand hineinführende Bewegung tätigen zu können. Unter Beachtung dieser Aspekte stellt die Teuchert-Schule einen erfolgswirksamen Weg zum Erlernen des Tirando und Apoyando dar.

Die Entscheidung im Anfängerunterricht für Jugendliche und Erwachsene fällt daher nach Abwägung sämtlicher Vor- und Nachteile der Anschlagsarten und der Gegenüberstellung der konkreten Vorgehensweisen verschiedener Schulen und Lehrmeinungen auf den Beginn mit Tirando unter der konkreten Vorgehensweise der „Neuen Gitarrenschule Band 1“ von Prof. Heinz Teuchert.

3.2 Gesamtergebnis zu der Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando im Anfängerunterricht für Kinder

Bei den Lehrwerken für Kinder erwies sich unter den Apoyando-Schulen die dreibändige Schule „Moro und Lilli“ von Koch-Darkow (siehe oben unter 2.5.3) und unter den Tirando-Schulen die „Gitarrenfibel Band 1 und 2“ von Teuchert (siehe 2.5.6) als vorzugswürdig. Die Schule „Moro und Lilli“ begeistert durch ihre kleinschrittige und spielerische Vorgehensweise, so auch bei der Einführung des Apoyando und Tirando. Geistreiche Assoziationen und Vergleiche fördern bei gleichzeitiger Genauigkeit in der Erörterung spieltechnischer Grundlagen die kindliche Lernbereitschaft. Sie beginnt allerdings erst zu spät in Band 3 mit dem Tirando-Spiel und begünstigt damit auch hier die angesprochenen Umstellungsprobleme beim Wechsel zum Apoyando (siehe oben unter 2.5.1.2). Diese Gefahr erkennt auch Herr H. Z. im durchgeführten Interview und behandelt deshalb nur Band 1 von „Moro und Lilli“, um anschließend mit Band 2 der Schule von Klaus Schindler das Tirando einzuführen (siehe 2.7). Man muss sich dann jedoch die Frage stellen, warum nicht auch bei Kindern gleich mit Tirando begonnen werden sollte. Herr H. Z. stützt seinen Beginn mit Apoyando auf das bei Kindern im Alter von ungefähr sechs Jahren im Vordergrund stehende Melodiespiel. Komplexere Stücke mit Begleitstimme seien in diesem Alter noch nicht möglich und aus diesem Grund empfehle er für das Melodiespiel den druckvolleren Apoyando-Wechselschlag (siehe Anhang Seite VIII).

Ich spreche mich allerdings auch bei Kindern generell für einen Beginn mit Tirando aus. Es wurde bereits erwähnt, dass methodisch an den Anfängerunterricht für Kinder nicht derselbe Maßstab wie an den Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen angesetzt werden kann. Ein zu frühes Nebeneinander beider Anschlagstechniken würde Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren in ihrer Aufnahmefähigkeit überfordern. Dies ist dennoch kein Grund, um mit Apoyando zu beginnen. Der von mir geforderte Gleichklang im Unterricht für Kinder zum Anfängerunterricht für Jugendliche und Erwachsene bezieht sich nur auf den Beginn mit Tirando und hat seinen Hauptgrund in dem Mehrwert eines sicheren Tirando-Spiels für den Großteil der Gitarrenliteratur und in der Vermeidung von Umstellungsproblemen. Unter den untersuchten Apoyando-Schulen für Kinder gibt es keine, die das Tirando rechtzeitig nach dem Apoyando einführt und damit einen methodisch zielführenden Weg aufweist, die bewegungs- und haltungstechnischen Probleme bei der Umstellung zum Tirando zu vermeiden. Ein zufriedenstellendes Ergebnis lässt sich nur durch Kombinationswege wie dem von Herrn H. Z. erreichen. Dieser Weg ist allerdings nicht nötig, weil die „Gitarrenfibel 1“ von Prof. Heinz Teuchert mit einem sicheren Tirando einen erfolgswirksamen und methodisch einwandfreien Weg vorgibt. Sie unterlässt große Texterklärungen bei der Erörterung des Tirando, geht mit ihrer spielerischen Vorgehensweise und den bildlichen Vergleichen aber trotzdem einen höchst effektiven didaktischen Weg. Durch das Tirando wird ein geläufiges Spiel mit kleinen Fingerbewegungen trainiert. Mit diesem Training kann nicht früh genug begonnen werden. Auch einstimmige Melodien eignen sich dafür. Erlangt der Schüler Sicherheit beim Tirando, lässt sich damit ein nahezu ebenbürtiger Klang zum Apoyando erzeugen. Später kann immer noch für die Hervorhebung der Melodien und aus klanglich-interpretatorischen Gründen Apoyando bei einstimmigen Passagen angewendet werden. Der Tirando-Anschlag ist für Kinder zwar zunächst schwieriger, aber Teuchert festigt ihn langsam und anhand von vielen mit Kindergeschichten geschmückten Spielstücken. Am Ende hat der Schüler damit eine für sämtliche Stücke und weitergehende Spieltechniken taugliche Anschlagsart.

Es ist allerdings zu beachten, dass auch im Anfängerunterricht für Kinder nicht zu lange mit der Einführung des Apoyando gewartet wird. Der beim Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen angelegte Zeitraum von drei bis vier Wochen zwischen der Behandlung des Tirando und Apoyando ist bei Kindern zu kurz. Das Nebeneinander von Tirando und Apoyando in diesem zeitlichen Abstand würde an die kindliche Aufnahmefähigkeit zu hohe Ansprüche stellen. Länger als ein Jahr zwischen der Einführung der einen und der Behandlung der anderen Technik sollte jedoch auch nicht gewartet werden. Teuchert trifft mit seiner Erörterung des Apoyando zu Beginn von Band 2 der „Gitarrenfibel“ genau ins Schwarze. Sobald der Schüler auch Akkordbegleitungen spielen kann, wird für die dazugehörigen einstimmigen Melodien der Apoyando-Anschlag verwendet (siehe dazu bereits oben unter 2.5.5.2). Der Tirando-Anschlag wurde ein Jahr lang gefestigt und das Kind nicht mit beiden Anschlagstechniken überfordert. Dennoch ergeben sich bei einem Jahr noch keine Umstellungsprobleme durch eine zu intensive Gewöhnung an nur eine Anschlagsart. Zusätzlich weist die Umstellung auf Apoyando von sich auch wesentlich geringere Probleme auf als umgekehrt (siehe dazu 2.3.6.2). Es bleibt allerdings noch zu klären, ob die Behandlung des Apoyando bei einer Vorgehensweise mit der „Gitarrenfibel 1 und 2“ nicht bereits individuell vor den zweiten Band gezogen werden sollte. Diesen Ansatz verfolgt Frau S. B. (siehe 2.7). Sie beginnt mit der „Gitarrenfibel 1“ und dementsprechend mit Tirando, führt allerdings bei einstimmigen Spielstücken des parallel verwendeten Ergänzungshefts „Mein Gitarrenspielbuch“ von Prof. Heinz Teuchert selbstständig den Apoyando-Anschlag ein. Insgesamt umfasst dies ungefähr einen Zeitraum von einem halben Jahr zwischen der Einführung der einen und der anderen Anschlagsart. Dieser Weg ist begrüßenswert, aber nicht zwingend notwendig. Die Konzeption von Teuchert zeichnet sich durch eine ausreichend durchdachte und zielführende Methodik aus. Durch die Einführung des Apoyando nach der Behandlung des ersten Akkordspiels kann das Kind ein Gefühl für die unterschiedlichen Anwendungsbereiche und das Nebeneinander von Apoyando und Tirando bekommen. Dies überfordert nicht, da der Tirando-Anschlag bereits über einen ausreichenden Zeitraum von ungefähr einem Jahr gefestigt wurde. Wird das Apoyando hingegen schon für einstimmige Melodien neben dem einstimmigen Tirando-Spiel für Melodien eingeführt, wird dieses Bewusstsein für die unterschiedlichen Anwendungsbereiche der Techniken noch nicht ausgebildet. Bei Teuchert sieht der Schüler, dass das Tirando vor allem für Akkordbegleitungen verwendet werden muss, während das Apoyando zeitgleich für die zum Stück dazugehörigen Melodien automatisch einen kraftvolleren und runden Ton bietet. Für den individuellen Weg von Frau S. B. lässt sich jedoch anführen, dass der Schüler nicht direkt nach dem Erlernen der ersten Akkordbegleitungen mit dem Apoyando konfrontiert wird. Andererseits überfordert diese Vorgehensweise den Schüler nicht, da es sich bei dem Thema Akkordbegleitung nicht wie bei einem zu schnellen Nebeneinander von Tirando und Apoyando um eine alternative Technik zum Spiel einer einstimmigen Melodie handelt. Die Akkordbegleitung fordert zwingend Tirando, der Schüler kann sich daran deshalb direkt gewöhnen. Es bereitet ihm keine Schwierigkeiten, für Melodien anschließend den Apoyando-Anschlag zu erlernen.

Nach kritischer Abwägung sämtlicher Vor- und Nachteile der Anschlagsarten und dem Vergleich der konkreten Vorgehensweisen verschiedener Schulen und Lehrmeinungen ist somit im Anfängerunterricht für Kinder der Beginn mit Tirando unter der konkreten Vorgehensweise der „Gitarrenfibel Band 1 und 2“ von Prof. Heinz Teuchert zu empfehlen.

3.3 Fazit

Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass das Thema „Apoyando und Tirando eine große spielpraktische Relevanz aufweist und es daher verdient, einen hohen Stellenwert im Anfängerunterricht für Gitarre einzunehmen. Nicht immer wird die Behandlung im Gitarrenunterricht dieser Bedeutung gerecht. Es ist die Aufgabe jedes Gitarrenlehrers, beide Anschlagstechniken methodisch durchdacht im Unterricht zu erörtern, um dem Schüler das Wissen für eine flexible, aber reflektierte Einsatzmöglichkeit beider Anschlagsarten an die Hand zu geben. Nur so lassen sich falsche Entscheidungen und daraus resultierende vermeidbare technische Probleme bei der Erarbeitung eines neuen Stücks vermeiden. Der Gewinn der Beherrschung beider Anschlagstechniken beschränkt sich nicht nur auf die technischen Aspekte eines Stücks. Auch interpretatorische und musikalische Fähigkeiten werden geschult, wenn aus klanglichen Gründen flexibel zwischen den Anschlagstechniken gewechselt werden kann. Die künstlerisch-musikalische Ausdrucksfähigkeit wird gefördert und die Klangproduktion erfolgt differenzierter. Insgesamt erlangt das künstlerische Auftreten dadurch eine höhere Strahlkraft. Es ist daher ein stärkerer Fokus auf die Einführung und Behandlung des Apoyando und Tirando im Anfängerunterricht für Gitarre erforderlich.

Ich habe mich in dieser Arbeit bei Jugendlichen und Erwachsenen schließlich für den Beginn mit Tirando unter der konkreten Methode der „Neuen Gitarrenschule Band 1“ von Prof. Heinz Teuchert ausgesprochen. Bei Kindern empfehle ich ebenfalls den Beginn mit Tirando und befürworte dort die Vorgehensweise der „Gitarrenfibel Band 1 und 2“ von Prof. Heinz Teuchert. Der hier vorgeschlagene Weg ist freilich nicht der einzig erfolgsversprechende Weg. Diesen Anspruch kann eine didaktische Analyse nicht für sich beanspruchen. Es ist allerdings ein an mehreren Perspektiven, Lehrmeinungen und spieltechnischen Anforderungen gemessener Weg, bei dem ich versucht habe, in kritischer Untersuchung sämtliche Aspekte getrennt zu würdigen, um sie dann zu einem Gesamtergebnis zusammenzuführen. Mein daraus gewonnener methodischer Standpunkt stellt einen objektiv-didaktischen Weg zur Behandlung der beiden Anschlagstechniken dar. Nicht vergessen werden darf, dass immer auch die individuellen Besonderheiten des Schülers berücksichtigt werden müssen. Lässt sich bei einem siebenjährigen Kind ein außergewöhnliches Talent und eine schnelle Auffassungsgabe beobachten, ist es selbstverständlich möglich, die Behandlung des Apoyando früher in den Unterricht zu integrieren und neben das Tirando zu stellen. Der von mir dargestellte und empfohlene Weg gibt der Gitarrenpädagogik vielmehr eine verlässliche und allgemeingültige Vorgehensweise für das Erlernen und Vertiefen eines sicheren Apoyando- und Tirando-Spiels.

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Anhang

Interview

Gitarrenlehrer 1: S. B., 27 Jahre, Schulmusikerin und Gitarrenlehrerin

1. Welchen Stellenwert sollte das Thema „Apoyando und Tirando“ im Gitarrenunterricht einnehmen?

„Ich finde es wichtig, dass beide Anschlagstechniken beherrscht werden. Apoyando gibt einen warmen und kräftigen Ton beim Melodiespiel, während beim Akkordspiel oft zwingend Tirando verwendet werden muss. Nur wenn der Schüler ein Gefühl für beide Anschlagsarten hat, kann er am Stück reflektiert entscheiden, welchen Anschlag er anwenden möchte und dadurch in der Interpretation klanglich und technisch bessere Ergebnisse erzielen.“

2. Mit welcher Anschlagstechnik beginnen Sie und warum? Machen Sie Unterschiede bei dem Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen und dem Unterricht von Kindern?

„Ich beginne mit Tirando, weil ich die Beobachtung gemacht habe, dass die Umstellung von Apoyando zu Tirando sich viel schwieriger erweist als umgekehrt. Die Schüler halten bei der Umstellung von Apoyando auf Tirando die Hand zu flach über der Gitarrendecke und erzeugen einen „gerissenen“ Ton. Zugleich fällt es ihnen schwer, den Stabilitätsverlust der Hand beim Wechsel vom Apoyando zum Tirando auszugleichen. Die Umstellung von Tirando auf Apoyando erfolgt in der Regel problemlos. Bei Erwachsenen und Kindern mache ich keinen Unterschied, ich beginne bei beiden zur Vermeidung der Umstellungsprobleme mit Tirando.“

3. Wie lange warten Sie, bis Sie im Unterricht nach Einführung der ersten Anschlagstechnik die zweite Anschlagstechnik besprechen? Präferieren Sie die konkrete Vorgehensweise einer Gitarrenschule für Jugendliche und Erwachsene und einer Schule für Kinder?

„Bei Kindern beginne ich mit der „Gitarrenfibel Band 1“ von Heinz Teuchert mit dem dort besprochenen Tirando-Spiel. Bevor ich mit dem zweiten Band der Fibel fortfahre, arbeite ich „Mein Gitarrenspielbuch“ von Heinz Teuchert mit vielen bekannten Volksliedern durch. Dort führe ich bei den Melodien bereits den Apoyando-Anschlag ein. Ich wiederhole dann auch Stücke aus dem ersten Band der Fibel mit Apoyando. Wenn Teuchert in seiner zweiten Fibel nach Besprechung des ersten Akkordanschlags dann für Melodien das Apoyando einführt, habe ich es bereits anhand der Melodien im Gitarrenspielbuch gefestigt. Ich spiele ab der zweiten Fibel dann sämtliche einstimmige Melodien im Apoyando. Insgesamt verwende ich für die Spielstücke nicht allein eine Gitarrenschule, sondern beziehe bspw. auch Stücke aus der Schule „Fridolin“ mit in den Unterricht ein. Nach Abschluss beider Bände der Gitarrenfibel verwende ich die „Neue Gitarrenschule Band 1“ von Heinz Teuchert. Bei Jugendlichen und Erwachsenen beginne ich gleich mit der „Neuen Gitarrenschule Band 1“ von Heinz Teuchert.“

Gitarrenlehrer 2: H. Z., 62 Jahre, Gitarrenlehrer an einer öffentlichen Musikschule

1. Welchen Stellenwert sollte das Thema „Apoyando und Tirando“ im Gitarrenunterricht einnehmen?

„Das Thema „Apoyando und Tirando“ sollte ein wichtiger Bestandteil des Gitarrenunterrichts sein. Es gibt spezifische Techniken wie z.B. das zerlegte Akkordspiel, welches zwingend Tirando erfordert. Beim Ensemblespiel und Melodiespiel ist dagegen das Apoyando ein wichtiges Thema. Hier lässt sich ein druckvollerer Ton mit Apoyando erzeugen. Ich bin daher der Meinung, dass beide Techniken bewusst im Unterricht erörtert werden müssen.“

2. Mit welcher Anschlagstechnik beginnen Sie und warum? Machen Sie Unterschiede bei dem Unterricht von Jugendlichen und Erwachsenen und dem Unterricht von Kindern?

„Ja, ich mache Unterschiede zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Bei Kindern im Alter von ungefähr sechs Jahren sollte das Melodiespiel im Vordergrund stehen. Komplexere Stücke mit Begleitstimme sind in diesem Alter noch nicht möglich. Aus diesem Grund empfehle ich hier zu Beginn den Tirando-Daumenanschlag und anschließend für ein kraftvolles Melodiespiel den Apoyando-Wechselschlag. Bei Jugendlichen und Erwachsenen sollte das Apoyando und Tirando möglichst gleichberechtigt sein. Beide Techniken sollten schnell nacheinander gelernt werden. Hiermit lassen sich Umstellungsprobleme der Hand vermeiden.“

3. Wie lange warten Sie, bis Sie im Unterricht nach Einführung der ersten Anschlagstechnik die zweite Anschlagstechnik besprechen? Präferieren Sie die konkrete Vorgehensweise einer Gitarrenschule für Jugendliche und Erwachsene und einer Schule für Kinder?

„Bei sechs- bis achtjährigen Kindern beginne ich mit der Schule „Moro und Lilli“ von Gerhard Koch-Darkow. Dies ist für mich eine gute Schule für Kinder, die noch nicht in der Schule sind oder gerade eingeschult werden. Die spielerische und kleinschrittige Vorgehensweise der Schule finde ich gelungen und das leichte Akkordspiel mit Schlaggitarre in Band 1 motiviert die Kinder. Ein Problem ist allerdings die späte Einführung des Tirando erst in Band 3 der Schule. Hier habe ich beobachtet, dass bei zu langem Spiel mit Apoyando die Gefahr besteht, dass die Kinder sich nur schwer an die korrekte Ausführung des Tirandos gewöhnen können. Das Handgelenk wird zu flach gehalten und es wird an den Saiten „gerissen“. Diesen Umstellungsproblemen begegne ich damit, dass ich bereits nach Band 1 von „Moro und Lilli“ mit dem zweiten Band der Schule von Klaus Schindler fortfahre. Klaus Schindler behandelt zu Beginn von Band 2 direkt das Tirando. Vorher nehme ich aber bereits während der Behandlung des Akkordspiels in „Moro und Lilli“ parallel den Band 1 der Schindler- Gitarrenschule hinzu.

Bei neun- bis zwölfjährigen Schülern beginne ich direkt mit dem ersten Band von Klaus Schindler, also auch mit Apoyando. Die Lieder der Schule aus dem Bereich Folklore eignen sich besonders gut für Kinder in diesem Alter.

Bei älteren Schülern und Erwachsenen, die das klassische Gitarrenspiel erlernen wollen, beginne ich in der Regel mit der „Neuen Gitarrenschule Band 1“ von Heinz Teuchert. Dieser behandelt zunächst das Tirando, dann aber sehr schnell auch das Apoyando. So werden Umstellungsprobleme vermieden, und das Gitarrenspiel kann früh auf eine breite Basis gestellt werden, die das Melodie- und Akkordspiel und auch das Solospiel erfasst. Das Problem bei Teuchert sind allerdings die aus heutiger Sicht zum Teil veralteten Stücke für den Unterricht mit Jugendlichen. Es sollte nicht nur die Technik, sondern immer auch die Motivation in den Blick genommen werden. Deshalb ergänze ich gegebenenfalls die Spielliteratur auch mit Stücken, die den Schüler mehr ansprechen. Die Teuchert-Schule ist aber meiner Meinung nach wegen ihrer Durchdachtheit bei den spieltechnischen Grundlagen weiterhin die Schule Nr.1 für eine klassische Ausbildung.“

[...]


1 Bungarten, F.: „Um den auffälligen Effekt geht es mir nicht …“. In: Musikblatt, Zeitschrift für Gitarre, Folklore und Lied, 1992, Nr. 2, S.21.

2 Offermann, T.: Moderne Gitarrentechnik. Integrative Bewegungslehre für Gitarristen. Mainz: Schott 2015. Kindle-Version, Kindle-Positionen 1891-1894.

3 Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 34.

4 Vgl. Schmitz, A.: Das Gitarrenbuch. Geschichte, Instrumente, Interpreten. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1982, S. 450.

5 Siehe dazu Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 34; Langer, M.; Neges, F.: Play Guitar: Gitarrenschule Teil 1. Wien-München: Doblinger 2003, S. 10.

6 Vgl. Langer, M.; Neges, F.: Play Guitar: Gitarrenschule Teil 1. Wien-München: Doblinger 2003, S. 10.

7 Dazu Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 34.

8 So Teuchert, H.: Gitarrenschule für Melodiespiel, Liedbegleitung und Solospiel. Band 1. Frankfurt: Hermann Schmidt Verlag 1967, S. 31.

9 So z.B. Wölki, K; Wölki. G.: Melodisches Gitarrenspiel. Schule für die Gitarre als Soloinstrument und für das Zusammenspiel mit 2 bis 3 Gitarren. Berlin: Apollo – Verlag Paul Lincke 1960, S.3.

10 Vgl. bspw. Götze, W.: Gitarren- und Lautenschule für Gruppen-, Einzel- und Selbstunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1935, S.10.

11 Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 35.

12 Vgl. Langer, M.; Neges, F.: Play Guitar: Gitarrenschule Teil 1. Wien-München: Doblinger 2003, S. 11.

13 Vgl. Powro źniak. J.: Gitarrenlexikon. Wilhelmshaven: Heinrichshofen 1982, 2. Auflage, S. 117 unter dem synonymen Begriff „non apoyando“.

14 Käppel, H.: Die Technik der modernen Konzertgitarre. Detailliertes Kompendium zu den Grundlagen und Spieltechniken der Gitarre im 21. Jahrhundert mit umfassendem, progressiv aufgebautem Übungsteil. Brühl: AMA Verlag 2011, S.42.

15 Siehe Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S. 23.

16 Vgl. Powro źniak. J.: Gitarrenlexikon. Wilhelmshaven: Heinrichshofen 1982, 2. Auflage, S. 117.

17 Vgl. statt aller Wölki, K; Wölki. G.: Melodisches Gitarrenspiel. Schule für die Gitarre als Soloinstrument und für das Zusammenspiel mit 2 bis 3 Gitarren. Berlin: Apollo – Verlag Paul Lincke 1960, S.3.

18 So z.B. Götze, W.: Gitarren- und Lautenschule für Gruppen-, Einzel- und Selbstunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1935, S.10.

19 Vgl. dazu: Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 34.

20 Der größte Teil der Lehrwerke behandelt demgemäß auch beide Anschlagsarten, vgl. statt vieler: Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S. 23 und S. 27; Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre. Eine Gitarrenschule für Einzel- , Schul- und Gruppenunterricht sowie zum Selbststudium. Brühl: AMA Verlag 2004, S. 15 und S. 117. Dagegen Apoyando nur in seinem Technikband behandelnd: Käppel, H.: Gitarrenschule. Grundlegendes Lehrwerk für Gitarre im Einzel-, Gruppen- und Selbstunterricht mit einer ausführlichen Anleitung zur Liedbegleitung. Brühl: AMA Verlag 1996, S. 96 ff..

21 So z.B. Schmitz, A.: Das Gitarrenbuch. Geschichte, Instrumente, Interpreten. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1982, S. 62.

22 Päffgen, P.: Die Gitarre. Geschichte, Spieltechnik, Repertoire. Schott: Mainz 2002, 2. Auflage, S. 167.

23 Ebd.

24 Siehe z.B. den kritischen Aufsatz von Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 354-365.

25 Vgl. Päffgen, P.: Die Gitarre. Geschichte, Spieltechnik, Repertoire. Schott: Mainz 2002, 2. Auflage, S. 182.

26 Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 358.

27 Turnbull, H.: The Guitar from the Renaissance to the present day. London: 1974, S. 106, zit. nach Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 356.

28 Evans T.; Evans M.: Guitars from the Renaissance to Rock. London: Paddington Press 1977, S. 120.

29 Darstellend Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 357.

30 So zutreffend Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 357.

31 Siehe Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 357.

32 Aguado, D.: Escuela de Guitarra, Madrid, 1825, S.3 und S. 5, zit. nach Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 356.

33 Darstellend Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 360.

34 Ebd.

35 Sor, F.: Méthodo pour la Guitare. Paris 1830, S.56, zit. nach der Übersetzung in Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 360.

36 So richtigerweise Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 360.

37 Ebd.

38 Vgl. Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 360.

39 Vgl. Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 363.

40 Pujol, E., zit. nach Matanya, O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 363. Die Primärquelle wird nicht nachvollziehbar genannt.

41 Vgl. zu der Anschlagstechnik Andrés Segovias Matanya ,O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 363.

42 Aguado, D.: Nuevo Método para Guitarra, Madrid: Benito Campo 1843, Paragraph 370/8.

43 Ebd.

44 Sor, F.: Méthode pour la Guitare. Paris 1830, S.80, zit. nach Matanya O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 363.

45 Moretti, F.: Principios para tocar la guitarra de seis Órdenes, Madrid: Impr. de Sancha 1799, S.48.

46 Vgl. Matanya O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 365.

47 Ebd.

48 Siehe zum Sinn und Zweck und zu den Beispielen bei Sor und Aguado Matanya O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 364 f.

49 Ebd., S. 365.

50 Vgl. Päffgen, P.: Die Gitarre. Geschichte, Spieltechnik, Repertoire. Schott: Mainz 2002, 2. Auflage, S. 162.

51 So auch Matanya O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 365.

52 Aguado, D.: Nuevo Método para Guitarra, Madrid: Benito Campo 1843, S. 54, Lektion 50.

53 Aguado, D.: Nuevo Método para Guitarra, Madrid: Benito Campo 1843, S. 54, Lektion 50.

54 So auch Matanya O.: Die Geschichte des Apoyando. In: Gitarre & Laute 4, 1982, Nr. 6, S. 365.

55 Siehe z.B. Langer, M.; Neges, F.: Play Guitar: Gitarrenschule Teil 1. Wien-München: Doblinger 2003, S. 11.

56 Kreidler, D.: Lehrer-Handbuch zur Gitarrenschule 1 und 2 mit Literaturauswahlliste. Mainz: B. Schott´s Söhne 1982, S.8.

57 Ebd.

58 Kreidler, D.: Lehrer-Handbuch zur Gitarrenschule 1 und 2 mit Literaturauswahlliste. Mainz: B. Schott´s Söhne 1982, S.8.

59 Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S. 27.

60 Siehe Käppel, H.: Die Technik der modernen Konzertgitarre. Detailliertes Kompendium zu den Grundlagen und Spieltechniken der Gitarre im 21. Jahrhundert mit umfassendem, progressiv aufgebautem Übungsteil. Brühl: AMA Verlag 2011, S.42.

61 Ebd., S.190.

62 Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 36.

63 Siehe z.B. Langer, M.; Neges, F.: Play Guitar: Gitarrenschule Teil 1. Wien-München: Doblinger 2003, S. 11.

64 Ebd.

65 Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 36.

66 Vgl. ebd.

67 Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre 2. Die Mittelstufengitarre. Gitarre für Aufsteiger und Wiedereinsteiger. Brühl: AMA Verlag 2009, S. 45.

68 Kreidler, D.: Lehrer-Handbuch zur Gitarrenschule 1 und 2 mit Literaturauswahlliste. Mainz: B. Schott´s Söhne 1982, S.8.

69 Siehe ebd., S.9.

70 Ebd.

71 Vgl. Carulli, F.: Gitarrenschule. Neu-Ausgabe von Ernst Hülsen. Mainz: B. Schott´s Söhne 1927, S.8 f.; Carcassi, M.: Gitarrenschule. Neu-Ausgabe von Hans Ritter. Mainz: B.Schott´s Söhne 1921, S.8.

72 Vgl. dazu bereits das Vorwort bei Hartog, C.: Gitarrenstarter Band 1. Elementare Gitarrenschule von Cees Hartog. Naarden: Alsbach Educa 1984.

73 Ebd., Vorwort.

74 Vgl. ebd., S.10.

75 Siehe Ebd., S.10 unter Nr.1.

76 Ebd., S.13.

77 Hartog, C.: Gitarrenstarter Band 1. Elementare Gitarrenschule von Cees Hartog. Naarden: Alsbach Educa 1984, S.10.

78 Ebd., S. 36.

79 Vgl. ebd., S. 37 ff.

80 Kreidler, D.: Gitarrenschule Band 1 für Einzel- oder Gruppenunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1977, Vorwort S.3.

81 Kreidler, D.: Gitarrenschule Band 1 für Einzel- oder Gruppenunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1977, Vorwort S. 3.

82 Ebd., S.10.

83 Vgl. ebd.

84 Ebd., S. 12.

85 Kreidler, D.: Gitarrenschule Band 1 für Einzel- oder Gruppenunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1977, S. 13 ff.

86 Kreidler, D.: Lehrer-Handbuch zur Gitarrenschule 1 und 2 mit Literaturauswahlliste. Mainz: B. Schott´s Söhne 1982, S.8.

87 Kreidler, D.: Gitarrenschule Band 2 für Einzel- oder Gruppenunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1979, S.17.

88 Siehe Kreidler, D.: Gitarrenschule Band 2 für Einzel- oder Gruppenunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1979, Vorwort S.3.

89 Kreidler, D.: Lehrer-Handbuch zur Gitarrenschule 1 und 2 mit Literaturauswahlliste. Mainz: B. Schott´s Söhne 1982, S.9.

90 Lendle, W.: Orientierungsmodelle für den Instrumentalunterricht. Band I. Unterstufe. Regensburg: Gustav Bosse Verlag 1975, 2. Lieferung, S. 36.

91 Kreidler, D.: Gitarrenschule Band 2 für Einzel- oder Gruppenunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1979, Vorwort S.3.

92 Ebd., S. 17.

93 Richtig darstellend z.B. Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S. 23; Käppel, H.: Die Technik der modernen Konzertgitarre. Detailliertes Kompendium zu den Grundlagen und Spieltechniken der Gitarre im 21. Jahrhundert mit umfassendem, progressiv aufgebautem Übungsteil. Brühl: AMA Verlag 2011, S.42

94 Siehe Kreidler, D.: Gitarrenschule Band 2 für Einzel- oder Gruppenunterricht. Mainz: B. Schott´s Söhne 1979, S. 19.

95 Vgl. ebd. , S. 36 ff.

96 Schindler, K.: Gitarrenschule Band 1. Manching: DUX Verlag 2004, S.15 ff.

97 Siehe Schindler, K.: Gitarrenschule Band 2. Manching: DUX Verlag 2005, S. 5 ff.

98 Vgl. z.B. Schindler, K.: Gitarrenschule Band 1. Manching: DUX Verlag 2004, S.13 und S. 60 ff.

99 Schindler, K.: Gitarrenschule Band 1. Manching: DUX Verlag 2004, S. 8.

100 Vgl. ebd.

101 Ebd., S. 9.

102 Schindler, K.: Gitarrenschule Band 2. Manching: DUX Verlag 2005, S. 4.

103 Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre Band 1. Eine Gitarrenschule für Einzel- , Schul- und Gruppenunterricht sowie zum Selbststudium. Brühl: AMA Verlag 2004, Vorwort S.3.

104 Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre Band 1. Eine Gitarrenschule für Einzel- , Schul- und Gruppenunterricht sowie zum Selbststudium. Brühl: AMA Verlag 2004, S. 17.

105 Vgl. ebd., S. 4.

106 Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre 2. Die Mittelstufengitarre. Gitarre für Aufsteiger und Wiedereinsteiger. Brühl: AMA Verlag 2009.

107 Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre Band 1. Eine Gitarrenschule für Einzel- , Schul- und Gruppenunterricht sowie zum Selbststudium. Brühl: AMA Verlag 2004, S. 15.

108 Ebd., S. 12.

109 Ebd., S. 18 ff.

110 Vgl. ebd., S. 49.

111 Ebd., S. 69 ff.

112 Siehe Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre Band 1. Eine Gitarrenschule für Einzel-, Schul- und Gruppenunterricht sowie zum Selbststudium. Brühl: AMA Verlag 2004, S. 117.

113 Ebd.

114 Siehe ebd., S. 118.

115 Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre 2. Die Mittelstufengitarre. Gitarre für Aufsteiger und Wiedereinsteiger. Brühl: AMA Verlag 2009, S. 44 f.

116 Siehe ebd., S. 45.

117 Ebd., S. 45.

118 Käppel, H.: Gitarrenschule. Grundlegendes Lehrwerk für Gitarre im Einzel-, Gruppen- und Selbstunterricht mit einer ausführlichen Anleitung zur Liedbegleitung. Brühl: AMA Verlag 1996, Vorwort S.3.

119 Vgl. ebd., S. 27 ff.

120 Siehe ebd., Vorwort S. 3 und S. 20 ff.

121 Ebd., Vorwort S. 3.

122 Siehe ebd., S. 80 f.

123 Ebd., S. 96 ff.

124 Vgl. Käppel, H.: Gitarrenschule. Grundlegendes Lehrwerk für Gitarre im Einzel-, Gruppen- und Selbstunterricht mit einer ausführlichen Anleitung zur Liedbegleitung. Brühl: AMA Verlag 1996, S. 96.

125 Siehe ebd.

126 Ebd., S. 98.

127 Siehe ebd., S. 112 ff. und S. 210 ff.

128 Vgl. ebd., Vorwort S. 4.

129 Käppel, H.: Die Technik der modernen Konzertgitarre. Detailliertes Kompendium zu den Grundlagen und Spieltechniken der Gitarre im 21. Jahrhundert mit umfassendem, progressiv aufgebautem Übungsteil. Brühl: AMA Verlag 2011.

130 Vgl. bspw. ebd., S. 190 ff.

131 Käppel, H.: Gitarrenschule. Grundlegendes Lehrwerk für Gitarre im Einzel-, Gruppen- und Selbstunterricht mit einer ausführlichen Anleitung zur Liedbegleitung. Brühl: AMA Verlag 1996, Vorwort S. 4.

132 Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, Vorwort S. 3.

133 Vgl. Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S. 36 ff.

134 Ebd., S. 85 ff.

135 Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 2. München: Ricordi 2003, 10. Auflage.

136 Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, Anmerkung für den Lehrer S. 3.

137 Siehe ebd., S. 23.

138 Ebd.

139 Vgl. ebd., S. 24 f.

140 Ebd., S. 26.

141 Vgl. Teuchert, H.: Die neue Gitarrenschule für Einzel- und Gruppenunterricht. Band 1. München: Ricordi 1984, 1986, S. 27.

142 Ebd.

143 Vgl. ebd., S. 31 ff.

144 Siehe Kienbaum, J.: Abenteuer Gitarre Band 1. Eine Gitarrenschule für Einzel- , Schul- und Gruppenunterricht sowie zum Selbststudium. Brühl: AMA Verlag 2004, S. 4.

145 Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 1. Osnabrück: AMB Verlag 2005, Vorwort S.4.

146 Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 1. Osnabrück: AMB Verlag 2005, Vorwort S.4.

147 Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 2. Osnabrück: AMB Verlag 2010.

148 Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder und Jugendliche. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 3. Osnabrück: AMB Verlag 2012.

149 Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 1. Osnabrück: AMB Verlag 2005, S. 5.

150 Siehe Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 1. Osnabrück: AMB Verlag 2005, S. 77.

151 Vgl. Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 1. Osnabrück: AMB Verlag 2005, S.78.

152 Ebd.

153 Ebd., S. 79.

154 Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder und Jugendliche. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 3. Osnabrück: AMB Verlag 2012, S. 64.

155 Siehe ebd., S. 63.

156 Ebd.

157 Koch-Darkow, G.: Moro und Lilli. Die Gitarrenschule für Kinder und Jugendliche. Für Einzel- und Gruppenunterricht Band 3. Osnabrück: AMB Verlag 2012, S. 64.

158 Siehe ebd., S. 65.

159 Vgl. ebd., S. 66.

160 Ebd., S. 73.

161 Teschner, H. J.: Fridolin. Eine Schule für junge Gitarristen. Band 2. Wilhelmshaven: Heinrichshofen’s Verlag 2010.

162 Teschner, H. J.: Fridolin. Eine Schule für junge Gitarristen. Band 1. Wilhelmshaven: Heinrichshofen’s Verlag 2008, Vorwort S. 4.

163 Siehe ebd., S. 14 ff.

164 Ebd., S. 20 f.

165 Vgl. Ebd., S. 60 ff.

166 Teschner, H. J.: Fridolin. Eine Schule für junge Gitarristen. Band 1 .Wilhelmshaven: Heinrichshofen’s Verlag 2008, S. 72 ff.

167 Ebd., S. 73 ff.

168 Siehe http://www.omu-music.de/OmU_music/Oktavius.html [Stand: 14.08.2018].

169 Rothe, U.: Gitarre spielen und singen mit Oktavius, S. 52 ff. http://www.omu-music.de/OmU_music/Oktavius.html, 1992, Stand: 14.08.2018.

170 Ebd., S. 76 ff.

171 Siehe ebd., Vorwort.

172 Vgl. ebd., S. 52.

173 Ebd.

174 Siehe ebd., S. 62 ff. und S. 67 ff.

175 Ebd., S.76 ff.

176 Vgl. ebd., S. 138.

177 Rothe, U.: Gitarre spielen und singen mit Oktavius, S. 138. http://www.omu-music.de/OmU_music/Oktavius.html, 1992, Stand: 14.08.2018.

178 Rothe, U.: Gitarre spielen und singen mit Oktavius, S. 140. http://www.omu-music.de/OmU_music/Oktavius.html, 1992, Stand: 14.08.2018.

179 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel Band 1. Erweiterte Ausgabe. München: Ricordi 2005, 9. Auflage, Vorwort S.3.

180 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel. Lehrerheft zu Band 1 und 2. München: Ricordi 1994.

181 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel Band 2. Erweiterte Ausgabe. München: Ricordi 2005, 8. Auflage, S. 74 ff.

182 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel Band 1. Erweiterte Ausgabe. München: Ricordi 2005, 9. Auflage, S. 31.

183 Siehe z.B. ebd., S. 7 (Vergleich mit einem „abzuwischenden Fleck“ beim Daumenanschlag).

184 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel. Lehrerheft zu Band 1 und 2. München: Ricordi 1994, Lh. 11.

185 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel Band 2. Erweiterte Ausgabe. München: Ricordi 2005, 8. Auflage, S. 44.

186 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel. Lehrerheft zu Band 1 und 2. München: Ricordi 1994, Lh. 20.

187 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel Band 2. Erweiterte Ausgabe. München: Ricordi 2005, 8. Auflage, S. 44.

188 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel. Lehrerheft zu Band 1 und 2. München: Ricordi 1994, Lh. 20; ders.: Meine Gitarrenfibel Band 2. Erweiterte Ausgabe. München: Ricordi 2005, 8. Auflage, S. 44.

189 Teuchert, H.: Meine Gitarrenfibel Band 2. Erweiterte Ausgabe. München: Ricordi 2005, 8. Auflage, S. 45 ff.

Ende der Leseprobe aus 56 Seiten

Details

Titel
Apoyando oder Tirando? Fachdidaktische Vorgehensweise im Anfängerunterricht für Gitarre
Hochschule
Hochschule für Musik Saar Saarbrücken
Note
13 Punkte
Autor
Jahr
2018
Seiten
56
Katalognummer
V1161338
ISBN (eBook)
9783346573988
ISBN (Buch)
9783346573995
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gitarre, Apoyando, Tirando, Didaktik
Arbeit zitieren
Pierre Hubertus (Autor:in), 2018, Apoyando oder Tirando? Fachdidaktische Vorgehensweise im Anfängerunterricht für Gitarre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1161338

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