Familienpolitik in Deutschland

Die Anpassung familienpolitischer Leistungen an die Pluralität der Lebensformen in der Wissensgesellschaft


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Wissensgesellschaft

4 Pluralität der Familienformen

3 Familienpolitische Leistungen

5 Ausblick

6 Literatur

1 Einleitung

Die Industriegesellschaft wandelt sich in einem unumkehrbaren Prozess zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft. Diese Arbeit möchte die Determinanten der Wissensgesellschaft aufzeigen, danach auf den gleichzeitig stattfindenden Familienwandel eingehen, sowie die aktuelle Familienpolitik in Deutschland kurz erläutern. Am Ende der Arbeit werden in einem Ausblick die familienpolitischen Leistungen den Herausforderungen der Wissensgesellschaft gegenübergestellt. Der 7. Familienbericht der Bundesregierung fordert eine „nachhaltige Familienpolitik“, welche sich vor allem dadurch auszeichnen soll, dass sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert. Die Familienpolitik der Zukunft möchte dem Trend hin zu einer eher weiblich besetzten Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft gerecht werden und gut qualifizierten Frauen die Möglichkeit einräumen trotz Erwerbskarriere ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Diese Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie versteht sich als Überblick über die aktuelle politisch und gesellschaftlich geführte Familiendiskussion. Die wichtigsten Eckpunkte der geforderten „nachhaltigen Familienpolitik“ werden etwas ausführlicher besprochen.

2 Wissensgesellschaft

Für unsere Gesellschaft findet sich in der soziologischen Literatur eine Vielzahl von Beschreibungen. Die Industriegesellschaft hat sich im 20. Jahrhundert zu einer nicht eindeutig beschreibbaren Gesellschaft entwickelt. Stellt man die traditionellen Produktionsfaktoren der industriellen Volkswirtschaft denen unserer heutigen Gesellschaft gegenüber, so stellt man fest, dass sich eine grundlegende Veränderung vollzieht. Der Faktor Wissen löst die traditionellen Produktionsfaktoren Arbeit und Rohstoffe in der Bedeutung für eine expandierende Wirtschaft ab. (Rodenstein 2001, 2). Stellt man diesen Wandel der Produktionsverhältnisse in den Mittelpunkt der soziologischen Betrachtung beschreibt der Begriff Wissensgesellschaft unsere heutige Gesellschaft am präzisesten. Was die Wissensgesellschaft auszeichnet und vor welche Herausforderungen Familien in der Wissensgesellschaft gestellt werden, wird im folgenden Abschnitt erörtert.

Diese Veränderungen schlagen sich u. a. in Form von längeren Ausbildungszeiten und in fortlaufenden Um- und Weiterbilungsprogrammen in den Lebensläufen der Menschen nieder. Bildungsabschlüsse entscheiden über sozialen Auf- oder Abstieg. Kommunikation zwischen Menschen und Systemen, der schnelle Austausch von Informationen wird zum Motor des wirtschaftlichen Wachstums der globalen Wissensgesellschaft. Die Fähigkeit sein eigenes Wissen im Laufe des Lebens ständig zu erneuern ist für den Menschen überlebenswichtig geworden.

In immer mehr Bereichen der Produktion und Dienstleistung entscheidet die „eingebaute Expertise“ über den Qualitätsmaßstab der Produkte. Innovationen benötigen Expertise, Unternehmen und Institutionen werden ihr Wissen zunehmend selbst generieren. Universitäten verlieren somit ihre Funktion als zentrale wissensproduzierende Institution, so dass es viele Quellen von Wissen geben wird. (vgl Rodenstein 2001, 2). Die Wissenschaft selbst wird sich zunehmend verändern, von einer heute erklärenden und beschreibenden (auf Vergangenheit und Gegenwart ausgerichtet) zu einer konstruktiv auf die Zukunft ausgerichteten Wissenschaft. Die Ökonomisierung schreitet weiter voran, das Wissen selbst ist in Form von Statistiken, Daten, technologischen Systemen, Modetrends, Informationen oder Gutachten zur Ware geworden. Eine wissensbasierte Ökonomie schafft neue virtuelle Produkte und Märkte, es entstehen symbolische Güter (monetäre Güter) die mittels digitalisierter Geldströme ohne realen Gegenwert auf virtuellen Märkten gehandelt werden (vgl. Stehr 1994 in Rodenstein 2001, 3). „Die virtuelle Ökonomie digitalisierter Geldströme ohne realen Gegenwert überragt bereits seit einigen Jahren das Volumen der realen Ökonomie um das 20- bis 50-fache“ (Sturlik 1999 in Rodenstein 2001, 3).

Das Qualifikationsniveau innerhalb der Gesellschaft muss sich erhöhen um den erwarteten Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften zu decken. Heute studieren 25 % Männer und Frauen innerhalb eines Jahrgangs, dies wird sich in Zukunft auf 40 % erhöhen (vgl. Mayer S. 209 in Rodenstein 2001, 4). Die Wissensarbeit läuft in Teams ab, deshalb werden so genannte Schlüsselqualifikationen wie Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit immer wichtiger. Diese Kompetenzen gelten bei Frauen als besser ausgeprägt was den in der Einleitung genannten Trend bestärkt (hin zu einer weiblich besetzten Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft). Frauen gelten heute schon als Gewinner der Wissensgesellschaft, jedoch fehlen noch die Rahmen- bedingungen, die Frauen die gleichen Chancen auf gut bezahlte Jobs ermöglichen. Ein wichtiger Aspekt in der Wissensgesellschaft ist die Zeit, sie ist ein knappes Gut und beeinflusst individuelle lebenslaufbezogene Entscheidungen sowie wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Der Ausbau so genannter Infrastrukturen zweiter Ordnung für den schnelleren, umfangreicheren und effektiveren Austausch von Informationen und Wissen kann helfen diese Knappheit zu beschränken. Familien und ihre Mitgliedern haben jeweils ein eigenes Netzwerk von Freunden, Vereinen, Schule und anderen Institutionen die sich jeweils nach ihrer räumlichen und zeitlichen Logik unterscheiden. Alle diese Inseln so zu koordinieren, damit am Ende gemeinsame Familienzeit übrig bleibt wird zu einer anspruchsvollen „Managementaufgabe“. Der 7. Familienbericht möchte für die Familien Zeitwohlstand schaffen, wie dies möglicherweise zu erreichen ist wird unter dem Punkt Familienpolitische Leistungen erläutert. Der nächste Abschnitt beschreibt die diskutierte Pluralisierung von Familienformen.

4 Pluralität der Familienformen

Im gleichen Maße wie sich soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen verändern, verändern sich auch die Lebensformen der Menschen. Die Rollenverteilungen der Geschlechter in der Industriegesellschaft wurden u. a. durch die Emanzipationsbewegung neu definiert. Die Selbstständigkeit der Frauen, welche sich dem soziologischen Begriff Individualisierungsprozess zuordnen lässt, führte zu „neuen Freiheiten“ aber auch zu Unsicherheiten und Werteverlustdiskussionen. Geburtenrückgang, der daraus resultierende demo-graphische Wandel werden als die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit gesehen und stellten vermehrt die Familie in den Mittelpunkt der Diskussionen. Es wird von einer größeren Pluralität der Familienformen gesprochen. Einige Autoren wie Tyrell sprechen von einem De-Institutionalisierungsprozess der Familie, der gekennzeichnet ist durch eine gestiegene Instabilität sowie durch eine gesunkene Verbindlichkeit von Ehe und Familie. Andere Autoren wie Beck sehen in dieser Auflösung von festen Verbindlichkeiten den Gewinn an individueller Freiheit. Diese „neuen Freiheiten“ entstehen durch den fortschreitenden „Individualisierungs-prozess“ (vgl. Nave-Herz 2007,13). Beide Thesen beschreiben den quantitativen Rückgang der „Normalfamilie“ als vorherrschende Familienform. Die Normalfamilie besteht aus Vater, Mutter, Kind(er) wobei der Vater für die ökonomische Existenzsicherung und die Mutter für die psychosozialen Leistungen und für den Haushalt zuständig ist (Hausfrauenehe). Heute finden wir in der Gesellschaft eine Vielzahl von Formen des menschlichen Zusammenlebens. Gleichzeitig finden wir unterschiedliche Formen der Elter-Kind-Gemeinschaft, so zählen nach Bäcker (2008, 247) neben dem oben genannten Normalfall (dauerhaft verheiratete Eltern mit leiblichen Kindern) auch Ehepaare mit nicht leiblichen Kinder (Stiefeltern mit Stiefkinder, Adoptivkinder), Einelternfamilien, sowie Gemeinschaften unverheirateter Paare mit Kindern zu den Familien. Bäcker definiert die Familie als „eine Eltern-Kind-Gemeinschaft die gewöhnlich, aber keineswegs immer, auf einer Ehe beruht oder daraus abgleitet ist“ (Bäcker 2008, 247). Somit sind Ehen oder eheähnliche Gemeinschaften (nichteheliche Gemeinschaft) ohne Kinder keine familiäre Lebensform.

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Familienpolitik in Deutschland
Untertitel
Die Anpassung familienpolitischer Leistungen an die Pluralität der Lebensformen in der Wissensgesellschaft
Hochschule
Katholische Hochschule Freiburg, ehem. Katholische Fachhochschule Freiburg im Breisgau  (Soziale Arbeit)
Veranstaltung
Sozialpolititk - Soziologie Vorlesung SS 2008
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V116156
ISBN (eBook)
9783640177004
ISBN (Buch)
9783640177059
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Familienpolitik, Deutschland, Sozialpolititk, Soziologie, Vorlesung
Arbeit zitieren
Timo Grieshaber (Autor:in), 2008, Familienpolitik in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116156

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