Extrem- und Risikosport im Kontext gesellschaftlicher Modernisierung


Hausarbeit, 2021

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen des Extrem- und Risikosports
2.1. Der Risikobegriff
2.2. Risikosport
2.3. Extremsport

3. Der Einfluss von Modernisierung auf Extrem- und Risikosport
3.1. Domestizierung
3.2. Technologisierung
3.3. Differenzierung
3.4. Rationalisierung
3.5. Individualisierung

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ein Blick auf die Geschichte des Sports zeigt, dass vormoderne Körper-, Spiel- und Bewe­gungspraktiken in unterschiedlichen Sinnhorizonten und Handlungsrahmen stattfanden. So spielten Kultläufe im Alten Ägypten vor rund 5.000 Jahren eine wichtige Rolle im Rahmen von Jubiläumszeremonien (vgl. Decker, 2017, S. 14). Im antiken Griechenland hatte der Sport und der mit ihm verbundene Körperkult einen hohen Stellenwert (vgl. Wiersing, 2004, S. 257ff). Zu den Sinnmotiven des zeitgenössischen Sports zählen neben Leistung, Rekord und Erfolg auch Gesundheit, Abenteuer, Fitness, Entspannung und Spaß (vgl. Bette, 2010, S. 130). Nicht nur die Motive des Sporttreibens unterliegen einem Wandel, sondern auch die Erscheinungsformen des Sports, die zunehmend vielfältiger werden. Im Rahmen von Extrem- und Risikosportarten eröffnet der moderne Sport Möglichkeiten, das eigene Leben aufs Spiel zu setzen oder physische und psychische Grenzerfahrungen während extremer Belastungen zu erleben.

Vor diesem Hintergrund ist offen, inwieweit ein Zusammenhang zwischen gesellschaftlichem Wandel und zeitgenössischem Sport besteht. Daher befasst sich die vorliegende Arbeit mit der Fragestellung, inwieweit gesellschaftliche Modemisierungsprozesse Einfluss auf Extrem- und Risikosportarten haben.

Zu Beginn der Arbeit werden die Grundlagen des Extrem- und Risikosports dargestellt. In diesem Zusammenhang werden Definitionen der Begriffe Risiko, Risikosport und Ex­tremsport vorgenommen. Das anschließende Kapitel 3 befasst sich mit den unterschiedlichen Dimensionen gesellschaftlicher Modernisierung. Dabei werden diese Dimensionen zunächst vorgestellt und ihre jeweilige Wirkung auf den Extrem- und Risikosport analysiert. Abschlie­ßend wird ein Fazit gezogen.

2. Grundlagen des Extrem- und Risikosports

Die Vielfalt moderner Bewegungspraktiken hat zahlreiche Begrifflichkeiten zu deren Katego­risierung hervorgebracht. So weist die sportwissenschaftliche Literatur mittlerweile Katego­rien wie Trendsport, Erlebnissport, Funsport, Thrill-Sports, Abenteuersport, Wagnissport oder Extremsport auf. Im vorliegenden Kapitel wird versucht, die Begriffe Risiko und Risikosport näher zu präzisieren und eine Abgrenzung zum Extremsport vorzunehmen.

2.1. Der Risikobegriff

Der Begriff Risiko stammt ursprünglich aus der Seefahrt und bezeichnet Ereignisse und Tä­tigkeiten, die mit kritischen Situationen verbunden sind. Mittlerweile hat der Terminus Einzug in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen gefunden, in denen der Begriff jedoch sehr unterschiedlich aufgefasst wird (vgl. Göring, 2006, S. 11). Eine weit verbreitete Definiti­on des Risikobegriffs liefert Luhmann:

„Von Risiken spricht man dann, wenn etwaige künftige Schäden auf die eigene Entscheidung zurückgeführt werden. [...] Bei Gefahren handelt es sich dagegen um von außen kommende Schäden“ (Luhmann, 1991, S. 117).

Dabei können sich Schäden sowohl auf materiell-dingliche als auch auf leibliche oder psycho­logische Aspekte beziehen, die infolge subjektiver Bewertungen als beschädigt wahrgenom­men werden (vgl. Hebbel-Seeger & Liedtke, 2003, S.lll).

Im Handlungsfeld Sport weisen sämtliche bewegungspraktische Situationen die Merkmale des Ungewissen auf und somit das Risiko des Misslingens. Darüber hinaus zeichnen sich Ri­sikosituationen im Sport insbesondere durch ein intensives Spannungserlebnis aus (vgl. Göring, 2006, S. 17 ). NachNeumann zeigen sich sportliche Risikosituationen

„überall dort, wo selbsterzeugte Spannung zum Inhalt des sportlichen Handelns wird, wo die Ungewissheit des Ausgangs zentrale Bedeutung erhält und eine missglückte Handlung bedrohliche Folgen nach sich ziehen kann“ (Neumann, 1999, S. 120).

Ferner sind sportliche Risikosituationen weitestgehend zweckfrei, sodass die Bewältigung der Situation kein Streben nach materiellem Gewinn darstellt. In diesem Zusammenhang besteht ein wesentlicher Unterschied zu alltäglichen Risiken, die vornehmlich auf ökomischen Profit ausgerichtet sind (vgl. Göring, 2006, S. 18). Nach Schleske wird in Risikosituationen „bewußt und meist freiwillig [...] eine Position der Sicherheit preisgegeben, man setzt sich einer Situation der Bedrohung, der Ungewißheit und der Gefahr aus“ (Schleske, 1977, S. 34).

Göring schreibt vor allem der Individualität der Risikosituation eine entscheidende Bedeutung zu, die durch die subjektive Einschätzung des Gefahrenrisikos entsteht. So bestimmen letzt­lich die kognitiven und motorischen Fähigkeiten und die entsprechenden Persönlichkeitsdis­positionen der einzelnen Person, ob ein Risiko in einer sportlichen Situation als solches wahr­genommen wird (vgl. Göring, 2006, S. 18). Im Wettkampfsport wird das Risiko als Grad der Unsicherheit über den Ausgang des Wettkampfes bestimmt, bei dem ein signifikanter Gewinn oder Verlust möglich ist (vgl. Stern, 2003, S. 190)

Das sportliche Risiko wird auch oft synonym mit dem Begriff Wagnis verwendet (vgl. Göring, 2006, S. 12). Dabei rückt das Individuum als Entscheidungsträger in den Mittelpunkt, das sich bei ungewissem Ausgang etwas zutraut oder nicht (vgl. Hebbel-Seeger & Liedtke, 2003, S. 111). Nach Warwitz ist das Risiko als Teilkomponente an jedem Wagnis beteiligt, während der Wagnisbegriff seinen Bedeutungsschwerpunkt auf die Prozesse innerhalb der sich gefährdenden Person legt (vgl. Warwitz, 2001, S. 16). Im Gegensatz zum Risiko beinhal- ten Wagnisse außerdem eine Komponente der aktiven Bewältigung (vgl. Hebbel-Seeger & Liedtke, 2003, S. 112). „Im sportlichen Wagnis wird selbsttätig eine unsichere Situation auf­gesucht und mit Hilfe der eigenen Fähigkeiten bewältigt“ (Neumann, 1999, S. 11). Klebelsberg berücksichtigt den im Wagnisbegriff immanenten direkten Personenbezug und definiert das Risiko im Sport als ein ganzheitliches Gefahrenrisiko. Die Gesamtsituation zeichnet sich demnach nicht durch eine einfache alternative Wahlentscheidung aus, die zu einem mehr oder weniger an materiellen Gewinnen und Verlusten führt, sondern durch die antizipierte Risikofolge in Form der Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit (vgl. Klebelsberg, 1969, S. 174). Die vorliegende Arbeit folgt der Definition und dem Verständnis vom Risikobegriff nach Klebelsberg.

2.2. Risikosport

Ein pragmatischer Ansatz zur begrifflichen Bestimmung von Risikosport ist die Orientierung am Verletzungsrisiko einer Sportart. Risikosportarten gehen nach diesem Verständnis mit einer erhöhten Verletzungswahrscheinlichkeit einher (vgl. Kuhn & Todt, 2003, S. 20). Einen ähnlichen Definitionsversuch unternimmt Mehr. Für sie ist jedoch nicht die höhere Verlet­zungswahrscheinlichkeit, sondern die mögliche Schwere einer Verletzung das charakteristi­sche Merkmal einer Risikosportart (vgl. Mehr, 2007, S. 52). Beide Ansätze vernachlässigen jedoch die Wahrnehmung und Intention des handelnden Subjekts.

Als Pionier der Erlebnispädagogik nähert sich Schleske (1977) dem Risikosport aus pädago­gischer Perspektive. Aufgrund der synonymen Verwendung in der Alltagssprache setzt Schleske die Begriffe Risiko-, Abenteuer- und Wagnissport gleich (vgl. Schleske, 1977, S. 32). In seiner jüngeren Publikation (1991) sieht der Erlebnispädagoge im Erlebnissport einen Sammelbegriff, den er anhand von charakteristischen Situations- und Handlungsmerkmalen definiert. Ein einheitliches Handlungsmuster zeigt sich darin, dass „der Sportler freiwillig eine Position der Sicherheit und/oder des festen Standortes auf der Erde [aufgibt] und sich Unsi­cherheiten, Risiken und vielleicht sogar realen Gefahren [aussetzt], um dann das aktive Wie­dergewinnen von Sicherheit als einen Triumph der eigenen Tüchtigkeit, Reaktionsbereitschaft und Leistungsfähigkeit auszukosten“ (Schleske, 1991, S. 85).

Hartmann nähert sich dem Phänomen Risikosport aus einer sportsoziologischen Betrach­tungsweise. Unter die Kategorie extrem- und risikosportliche Aktivitäten fallen demnach die­jenigen Sportarten, die sich durch eine körperliche Komponente, eine psychische Komponen­te (Erregungs- und Rauschzustände), ein Steigerungsmotiv und potenzielle Lebensgefahren auszeichnen (vgl. Hartmann, 1996, S. 75).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Extrem- und Risikosport im Kontext gesellschaftlicher Modernisierung
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
16
Katalognummer
V1161681
ISBN (eBook)
9783346570222
ISBN (Buch)
9783346570239
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Extremsport Risikosport Gesellschaft Modernisierung, Trendsport
Arbeit zitieren
E. Erdem (Autor:in), 2021, Extrem- und Risikosport im Kontext gesellschaftlicher Modernisierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1161681

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