13 Jahre nach endgültiger Liberalisierung des Energiemarktes in Deutschland durch
die Umsetzung der EU Richtlinie 2003/54/EG in nationales Recht sind erhoffte Ergebnisse
der Öffnung des Energiemarktes, wie Preissenkungen durch Wettbewerb,
nicht eingetreten. Hohe Preise für Energie werden in der gesellschaftlichen Wahrnehmung
kritisiert:
„Kritik an hohen Strompreisen: Energieunternehmen machen satte Gewinne“ (WDR,
10.08.2005), „BDI-Chef Thumann kritisiert hohe Strompreise: Jürgen Thumann fordert
von den Energiekonzernen ein Bekenntnis zu mehr Wettbewerb.“
(Handelsblatt, 18.10. 2006)
Die Versorgung mit elektrischer Energie stellt ein natürliches Monopol dar und vier
große Anbieter verfügen über mehr als 80% der Erzeugungskapazität1. Dabei wird
Energieversorgungsunternehmen die Ausübung von Marktmacht im liberalisierten
Markt vorgeworfen:
„Womöglich verletzen die Konzerne das europäische Kartellrecht durch Missbrauch
von Marktmacht und wettbewerbsfeindliches Handeln.“ (Die Zeit, 08.06.2008)
Neben dem Vorwurf der Marktmachtausübung wird auch der Preisbildungsmechanismus
der deutschen Energiebörse EEX kritisiert:
„So bestimmen seit der Liberalisierung die Erzeugungskosten des teuersten Kraftwerkes
den Strompreis an der Börse – kombiniert mit Marktmacht erlaube dieser
Mechanismus den Kraftwerksbetreibern, ihre Anlagen strategisch ans Netz zu nehmen
– und den Preis zu treiben.“ (Die Zeit, 08.06.2008)
Trotz Liberalisierung der Energiemärkte sind Zweifel an der Funktionsweise der
Preisbildungsmechanismen auf Energie-Großhandelsmärkten weit verbreitet. Es
herrscht somit Aufklärungsbedarf beim Thema Marktmacht und der Bedarf einer genaueren
Untersuchung des Preisbildungsmechanismus der Energiebörse EEX. Dabei stellt sich die Frage, ob Akteure Marktmacht ausnutzen um höhere Preise durchzusetzen.
Bei einer Untersuchung des Preisbildungsmechanismus an Energiebörsen stehen
die Ergebnisse des Gutachtens „Stromauktionen – Preisbildungsmechanismen in
Auktionsverfahren für Stromkundenkontrakte an der EEX“ von Ockenfels (2008) zur
Diskussion. Die deutsche Energiebörse EEX spricht in Bezug auf dieses Gutachten
im Quartalsbericht Q1/2008 der Einheitspreisauktion „Möglichkeiten (…) Marktmachtausübung
zu beschränken“ (EEX (2008), S. 6) zu. Da neben der Einheitspreisauktion
die Implementierung weiterer Auktionsformate, wie Gebotspreisauktion
oder Vickrey-Auktion, denkbar sind, bietet sich ein Vergleich verschiedener Auktionsverfahren
in Hinblick auf Anreize zur Marktmachtausübung an, welcher den Inhalt
dieser Arbeit darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage
- Zielsetzung
- Gliederung
- Grundlagen des Energiemarktes
- Akteure
- Aufteilung der Produktionskapazitäten
- Eigenschaften des Energiehandels
- Handel von Energie an der EEX
- Spotmarkt
- Terminmarkt
- Auktionsformate am Energiemarkt
- Marktmachtmessung
- Definition von Marktmacht
- Methoden zur Messung von Marktmachtpotential
- Traditionelle Maße zur Marktmachtpotentialmessung
- Moderne Maße zur Marktmachtpotentialmessung
- Messung von Marktmachtausübung
- Abschätzung des Marktmachtpotentials an der EEX
- Anreize zur Marktmachtausübung bei Auktionsverfahren
- Mögliche Auktionsverfahren am Energiemarkt
- Einheitspreisauktion
- Möglichkeit der Marktmachtausübung
- Profitabilität von Kapazitätszurückhaltungsstrategien
- Bewertung der Einheitspreisauktion
- Gebotspreisauktion
- Möglichkeit der Marktmachtausübung
- Profitabilität von Kapazitätszurückhaltungsstrategien
- Bewertung der Gebotspreisauktion
- Gegenüberstellung der Auktionsformate
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Anreize zur Marktmachtausübung bei verschiedenen Auktionsverfahren an Energiebörsen. Ziel ist der Vergleich und die Beurteilung von Einheitspreis- und Gebotspreisauktionen hinsichtlich ihrer Anfälligkeit für strategisches Verhalten der Marktteilnehmer. Besonders im Fokus steht die Analyse von Kapazitätszurückhaltungsstrategien. Die Ergebnisse sollen die Aussagen von Ockenfels (2008) und EEX (2008) zur Vorteilhaftigkeit von Einheitspreisauktionen kritisch überprüfen.
- Abschätzung des Marktmachtpotentials am deutschen Energiemarkt
- Vergleich verschiedener Auktionsverfahren (Einheitspreis- und Gebotspreisauktion)
- Analyse von Kapazitätszurückhaltungsstrategien bei beiden Auktionsformaten
- Bewertung der Anreize zur Marktmachtausübung bei den jeweiligen Auktionsverfahren
- Kritische Beurteilung der Aussagen von Ockenfels (2008) und EEX (2008)
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Ausgangslage des deutschen Energiemarktes nach der Liberalisierung. Die anhaltende Kritik an hohen Energiepreisen und der Vorwurf der Marktmachtausübung bei Energieversorgungsunternehmen werden dargelegt. Das Gutachten von Ockenfels (2008) und die Stellungnahme der EEX (2008) zu Einheitspreisauktionen bilden den Ausgangspunkt für die Untersuchung verschiedener Auktionsverfahren im Hinblick auf Anreize zur Marktmachtausübung. Die Zielsetzung der Arbeit, die Vorgehensweise und die Relevanz der Thematik werden klar definiert.
Grundlagen des Energiemarktes: Dieses Kapitel beschreibt die Struktur des deutschen Energiemarktes, identifiziert die wichtigsten Akteure und analysiert die Aufteilung der Produktionskapazitäten. Es beleuchtet die besonderen Eigenschaften des Energiehandels, insbesondere die Nicht-Lagerfähigkeit von Energie und die damit verbundenen Herausforderungen für die Preisbildung. Der Handel an der EEX, sowohl am Spot- als auch am Terminmarkt, wird detailliert erläutert, um ein fundiertes Verständnis der Funktionsweise des Marktes zu schaffen. Das Kapitel legt die Basis für die spätere Analyse der Auktionsverfahren.
Marktmachtmessung: Dieses Kapitel definiert den Begriff Marktmacht und präsentiert verschiedene Methoden zu deren Messung. Traditionelle und moderne Maße zur Abschätzung des Marktmachtpotentials werden vorgestellt und erläutert. Die Messung der tatsächlichen Marktmachtausübung wird ebenfalls diskutiert. Das Kapitel gipfelt in einer Abschätzung des Marktmachtpotentials an der EEX, die für die spätere Analyse der Auktionsverfahren entscheidend ist.
Anreize zur Marktmachtausübung bei Auktionsverfahren: Dieses Kapitel vergleicht verschiedene Auktionsverfahren, die am Energiemarkt eingesetzt werden können, mit besonderem Fokus auf Einheitspreis- und Gebotspreisauktionen. Es analysiert die Möglichkeiten der Marktmachtausübung bei beiden Verfahren und untersucht die Profitabilität von Kapazitätszurückhaltungsstrategien. Eine detaillierte Bewertung beider Auktionsformate schließt das Kapitel ab, um die jeweiligen Vor- und Nachteile hinsichtlich Anreize zur Marktmachtausübung aufzuzeigen. Die Ergebnisse dieses Kapitels dienen der kritischen Beurteilung der Aussagen von Ockenfels (2008) und EEX (2008).
Schlüsselwörter
Energiemarkt, Marktmacht, Auktionsverfahren, Einheitspreisauktion, Gebotspreisauktion, Kapazitätszurückhaltung, Preisbildung, EEX, Marktmachtmessung, Wettbewerbsintensität, Liberalisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ): Analyse der Anreize zur Marktmachtausübung bei Auktionsverfahren am Energiemarkt
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Anreize zur Marktmachtausübung bei verschiedenen Auktionsverfahren an Energiebörsen, insbesondere den Vergleich und die Beurteilung von Einheitspreis- und Gebotspreisauktionen hinsichtlich ihrer Anfälligkeit für strategisches Verhalten der Marktteilnehmer. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Kapazitätszurückhaltungsstrategien und der kritischen Überprüfung von Aussagen von Ockenfels (2008) und EEX (2008) zur Vorteilhaftigkeit von Einheitspreisauktionen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Grundlagen des Energiemarktes, ein Kapitel zur Marktmachtmessung, ein Kapitel zu den Anreizen zur Marktmachtausübung bei Auktionsverfahren und abschließende Schlussfolgerungen. Die Einleitung beschreibt die Ausgangslage, Zielsetzung und Gliederung. Die Grundlagen des Energiemarktes erläutern Akteure, Produktionskapazitäten, den Handel an der EEX und die Eigenschaften des Energiehandels. Das Kapitel zur Marktmachtmessung definiert Marktmacht, stellt Methoden zu deren Messung vor und schätzt das Marktmachtpotential an der EEX ab. Das Hauptkapitel analysiert Einheitspreis- und Gebotspreisauktionen hinsichtlich der Möglichkeiten der Marktmachtausübung und der Profitabilität von Kapazitätszurückhaltungsstrategien.
Welche Auktionsverfahren werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht vor allem Einheitspreisauktionen und Gebotspreisauktionen. Es werden die Möglichkeiten der Marktmachtausübung bei beiden Verfahren analysiert und die Profitabilität von Kapazitätszurückhaltungsstrategien untersucht. Der Vergleich dient der Bewertung der jeweiligen Vor- und Nachteile hinsichtlich Anreize zur Marktmachtausübung.
Was sind die zentralen Themenschwerpunkte?
Die zentralen Themen sind die Abschätzung des Marktmachtpotentials am deutschen Energiemarkt, der Vergleich von Einheitspreis- und Gebotspreisauktionen, die Analyse von Kapazitätszurückhaltungsstrategien bei beiden Auktionsformaten, die Bewertung der Anreize zur Marktmachtausübung und die kritische Beurteilung der Aussagen von Ockenfels (2008) und EEX (2008).
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Energiemarkt, Marktmacht, Auktionsverfahren, Einheitspreisauktion, Gebotspreisauktion, Kapazitätszurückhaltung, Preisbildung, EEX, Marktmachtmessung, Wettbewerbsintensität, Liberalisierung.
Welche Methoden zur Marktmachtmessung werden verwendet?
Die Arbeit beschreibt sowohl traditionelle als auch moderne Maße zur Abschätzung des Marktmachtpotentials. Konkrete Methoden werden im Kapitel "Marktmachtmessung" detailliert erläutert.
Welche Rolle spielen Ockenfels (2008) und EEX (2008)?
Das Gutachten von Ockenfels (2008) und die Stellungnahme der EEX (2008) zu Einheitspreisauktionen bilden den Ausgangspunkt der Untersuchung und werden kritisch im Hinblick auf die Ergebnisse der eigenen Analyse überprüft.
Wie wird die Profitabilität von Kapazitätszurückhaltungsstrategien untersucht?
Die Profitabilität von Kapazitätszurückhaltungsstrategien wird im Kapitel "Anreize zur Marktmachtausübung bei Auktionsverfahren" für beide Auktionsformate (Einheitspreis- und Gebotspreisauktion) separat analysiert und verglichen.
- Quote paper
- Henning Schuster (Author), 2008, Vergleich von Auktionsverfahren im Hinblick auf Anreize zur Marktmachtausübung an Energiebörsen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116261