Sri Lankas Weg zur Neupositionierung für den deutschen Fernreisemarkt


Seminararbeit, 2008

43 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Destination Sri Lanka
2.1 Allgemeine Daten zur Landesstruktur
2.2 Geographie und Klima
2.3 Vorstellung ausgewählter Regionen
2.4 Die geschichtliche Entwicklung Sri Lankas
2.4.1 Die Kolonialzeit als Ursprung ethnischer Spannungen
2.4.2 Die Folgen der Unabhängigkeit
2.4.3 Der Konflikt in Sri Lanka

3. Der Tourismus in Sri Lanka – Angebot und Nachfrage
3.1 Verkehrsträger und touristisches Angebot auf Sri Lanka
3.1.1 Infrastrukturelle Verhältnisse von Sri Lanka
3.1.2 Welches touristische Angebot bietet Sri Lanka?
3.2 Typologisierung des deutschen Sri Lanka Touristen
3.3 Risiken für die Tourismuswirtschaft in Sri Lanka
3.3.1 Der Tsunami
3.3.2 Der Bürgerkrieg
3.3.3 Die Aktuelle Situation
3.4 Welche Auswirkungen hat die heutige Situation auf die Touristenzahlen?

4. Wege und Ziele der Neupositionierung des Fernreisemarktes
4.1 Was versteht man unter Neupositionierung
4.2 Die Trägerstruktur des Tourismussektors
4.3 Gründe und Wege der Neupositionierung
4.4 Darstellung der langfristigen Ziele

5. Der taktische Maßnahmenkatalog
5.1 Die ‚4 P’s als Grundlage aller Marketingkonzeptionen
5.2 Die veränderte Kommunikationspolitik
5.2.1 Der deutsche Aktionsplan für die Kommunikationspolitik
5.2.2 Joint Promotions
5.3 Die Ausweitung der Produktpolitik
5.3.1 Neuerung und Ausweitung der Produktpalette
5.3.2 Problemfindung als Basis des Qualitätsmanagements
5.3.3 Realisierung des Öko-Tourismus in Sri Lanka

6. Prognose

7. Fazit

A Abkürzungsverzeichnis

B Abbildungsverzeichnis

C Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„ A Fortune cover story of prominent CEO failures concludes that the emphasis place on strategy and vision created a mistaken belief that the right strategy was all that was needed to succeed; „In a majority of cases – we estimate 70% - the real problem isn’t bad strategy but bad execution. (Ernst & Young, Boston 1998)”[1]

Eine gute Strategie bedarf somit einer durchdachten und verantwortungsvollen Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Auch im Tourismus genügt es nicht lediglich strategische Planungsprozesse in den Mittelpunkt zu stellen. Einen ebenso hohen Stellenwert muss die Planung der taktischen Umsetzung einnehmen, d.h. die praktische Umsetzung des zuvor ausgearbeiteten strategischen Marketingplans. Die Destination Sri Lanka befand sich aufgrund der konflikthaften Situation und der negativen Berichterstattung dem Problem einer sinkenden Nachfrage ausgesetzt. Das bestehende Problem lag nicht darin, dass die Touristen weniger Interesse an dem Land hatten, sondern aufgrund neuer Vorgänge in ihrer Entscheidung beeinflusst wurden nach Sri Lanka zu reisen. Der bestehende Marketingplan war auf die neu auftretenden Ereignisse nicht ausgelegt und musste somit durch einen neuen Strategieplan mit veränderter Positionierung ersetzt werden. Der Weg und die Ausführung dieses Vorhabens insbesondere für den deutschen Markt, werden in dieser Arbeit dargestellt.

Um sich diesem Themenbereich zu nähern wird zuerst in Kapitel 2 das Land Sri Lanka beschrieben. Hierzu gehören allgemeine Daten zur Landesstruktur, Geographie und Klima sowie ein historischer Überblick. In Kapitel 3 wird darauf folgend auf das Land Sri Lanka als touristische Destination näher eingegangen, wobei vor allem das Angebot, die Nachfrage und die möglichen Risiken näher Erläutert werden.

Kapitel 4 beschreibt nun die Wege, Gründe und Ziele der Neupositionierung des Fernreisemarktes Sri Lanka. Dazu zählen die Begriffsdefinierung der Neupositionierung und die Darstellung der Trägerstruktur des Tourismussektors.

Nachdem die strategischen Maßnahmen behandelt wurden, gilt es sich den taktischen Maßnahmen zu widmen, die wie bereits oben beschrieben, eine wichtige Rolle einnehmen. Hierbei wird vor allem auf die veränderte Kommunikations- und Produktpolitik eingegangen. Abgeschlossen wird die Arbeit durch eine kurze Prognose und ein Fazit.

2. Destination Sri Lanka

2.1 Allgemeine Daten zur Landesstruktur

Die Demokratisch Sozialistische Republik Sri Lanka ist eine 65.610km² große Insel und somit flächenmäßig ungefähr vergleichbar mit Bayern. Die Insel liegt an der südlichen Spitze Indiens im Indischen Ozean, etwa 890km vom Äquator entfernt, wodurch sie ganzjährig ein sehr tropisches Klima aufweist. Die Hauptstadt des Landes ist Colombo mit ca.1,2 Millionen Einwohnern. Sri Lanka hat laut aktuellen Zahlen eine Bevölkerung von ca. 20.926.315 Menschen.[2] Laut Bevölkerungsstatistik des Jahres 2004 sind 74,6% davon Singhalesen, 18,1% Tamilen (12,6% Sri Lanka Tamilen, 5,5% Tamilen indischen Ursprungs), 7% Araber und 0,3% anderen Bevölkerungsgruppen wie u.a. Malaien oder Burgher zuzuordnen. Als Amtssprachen gelten Singhalesisch und Tamil, Englisch gilt

als Verkehrssprache. Die religiöse Mehrheit im Lande stellen die Buddhisten (Theravada - Buddhismus) dar. 15,5% der Menschen gehören dem hinduistischen Glauben an, 7,5% sind Muslime und 7,6% Christen.[3] Sri Lanka hat eine Analphabetenquote von 9% Prozent, was im regionalen Vergleich bzw. im Vergleich mit anderen Entwicklungsländern sehr niedrig ist. Die Zeitdifferenz zu Deutschland liegt im Winter bei MEZ +4,5 und im Sommer bei MEZ +3,5.[4]

2.2 Geographie und Klima

Sri Lanka ist vom indischen Subkontinent durch die an der engsten Stelle nur 36 km breite Meerenge von Palk getrennt. Die heute als ‚Adamsbridge‘ bezeichneten Sandbänke, Riffe und Inseln sind die abgesunkene, einstmals vorhandene Landverbindung mit Indien. Im hohen Norden und Südosten der Insel befindet sich das Tiefland. Das Mittelgebirge im Norden liegt zwischen 500 m und 1.000 m, das zentral gelegene innere Gebirgsland bis zu 2.000 m hoch. Die höchsten Berge sind der Sri Pada (Adam´s Peak) mit 2.240 m und der Pidurutalagala mit 2.528 m. Diese sind gleichzeitig die Wasser- und Wetterscheide der Insel.

26% Prozent des Landes sind bedeckt von dichten Wäldern, ca. 35% werden landwirtschaftlich genutzt und ca. 36% weisen eine anderweitige topographische Ausprägung auf.

Die feuchte Zone mit sieben niederschlagsreichen Monaten befindet sich im Südwesten und beinhaltet den immergrünen tropischen Regenwald und das zentrale Bergland mit der Teeregion und dem Nebelwald, während die trockene bzw. wechselfeuchte Zone den Norden und Osten der Insel umschließt.[5] In Sri Lanka herrscht ein tropisches Monsunklima mit Durchschnittstemperaturen von 30 C° im Winter und bis zu 35 C° im Sommer mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 80 und 90 %, wobei die heißesten Monate der März und der April sind, wenn die Sonne senkrecht über Sri Lanka steht. Die günstigste Reisezeit ist von März bis November im Osten und Nordosten und von November bis März im Südwesten.

2.3 Vorstellung ausgewählter Regionen

„In vielen Entwicklungsländern wird die Innenpolitik bestimmt durch latente oder gar offene Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien, Völkern und/oder Religionsgruppen. Insbesondere die in den Peripherieräumen vieler Reiseländer siedelnden Völker fühlen sich gegenüber den in den Kernregionen lebenden, in der Regel die Mehrheit bildenden und politisch dominanten Ethnien oft benachteiligt.“[6]

Am Beispiel Sri Lanka zeigt sich diese gespaltene Gesellschaft sehr eindeutig anhand der regionalen Verteilung der Bevölkerungsgruppen. Die tamilische Minderheit stellt im bevölkerungsarmen Norden und Osten des Landes die Mehrheit, wohingegen die Singhalesen besonders stark in den wirtschaftlich und touristisch hoch reflektierten Regionen des Südwestens vertreten sind. Die Gründe für diese regionalen Verteilungen sind hauptsächlich historischer Natur, wohingegen der wirtschaftliche Nachteil der nördlichen und östlichen Regionen zum großen Teil mit dem andauernden Konflikt zu begründen ist.

Sri Lanka lässt sich in „die äußerst dicht und (fast) ausschließlich von Singhalesen besiedelte Feuchtzone im SW der Insel“[7] und in die etwa dreiviertel der Insel einnehmende und deutlich geringere Bevölkerungsdichte aufweisende Trockenzone aufteilen. Die südwestliche Region ist aufgrund ihrer relativ gut ausgebauten Infrastruktur, dem eingeschlossenen Ballungsraum Colombo und des günstigen Klimas ein bevorzugtes Ziel für Touristen. Die Region bietet weiterhin gute Bedingungen für den Anbau tropischer Pflanzen, was sich zum Beispiel durch große Kokosnuss- oder Kautschukplantagen im Landesinneren der Region zeigt. Die nordöstlich gelegenen Regionen weisen dahingegen eine schlechtere Infrastruktur auf und sind zudem in hohem Maße von der konflikthaften Situation betroffen. Aufgrund der hinzukommenden, wesentlich schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen, ist die Bevölkerungsdichte viel geringer als in den südwestlichen Regionen.

In den Hochregionen Sri Lankas, um Nuwara Eliya, sind die Bevölkerungsanteile wiederum anders verteilt. Begründen lässt sich dies durch die zahlreichen, im Teeanbau tätigen indisch- tamilischen Gastarbeiter begründen (Singhalesen ca.40%, Indische Tamilen ca. 50%).[8] Weiterhin bietet die Regionen um Kandy und Nuwara Eliya eine Vielzahl touristischer Sehenswürdigkeiten, wodurch der Tourismus, neben dem

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Karte Sri Lanka

Teeanbau, einen zentralen Faktor darstellt. Die Regionen um das Hochland zeichnen sich durch unterschiedliche Landschaften aus. So wechseln sich Dornwälder, steppenähnliche Gebiete und Urwälder ab.

2.4 Die geschichtliche Entwicklung Sri Lankas

Die Geschichte Sri Lankas lässt sich in drei Epochen einteilen: Die präkoloniale Phase, die Kolonialzeit und die Zeit nach der Unabhängigkeit. In dieser Arbeit sollen die Ereignisse der Präkolonialzeit jedoch ausgeklammert bleiben, da diese für die Entstehung des heutigen Konflikts als weniger wichtig anzusehen sind. Entscheidend für den Tourismusmarkt ist die derzeitige Situation, die weiterhin durch den Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen geprägt wird.

2.4.1 Die Kolonialzeit als Ursprung ethnischer Spannungen

Die Geschichte Sri Lankas zeichnet sich durch eine Besonderheit aus, da die Insel, aufgrund ihrer für den Handel vorteilhaften Lage, von drei unterschiedlichen Kolonialmächten beherrscht wurde. Ceylon ist die ursprüngliche Bezeichnung und wurde erst 1972 durch den singhalesischen Namen Sri Lanka abgelöst.

Die Portugiesen waren die erste Kolonialmacht, die von 1505 – 1658 in Sri Lanka Fuß fasste, jedoch nicht die ganze Insel einnehmen konnte und 1658 von der Niederländischen Monopolgesellschaft, der sogenannten „Niederländischen Ostindien- Kompanie“ (VOC) als Kolonialmacht abgelöst wurde. Diese blieb bis zum Jahr 1796 Kolonialherr über die Insel, ihr gelang es jedoch ebenfalls nicht, dass Königreich Kandy dauerhaft niederzuwerfen.[9]

Ab 1796 wurden die Engländer neue Machthaber und durch diese setzten sehr schnell vielfache sowohl positive als auch negative Wandlungsprozesse ein. Es gelang ihnen, die gesamte Insel zu kontrollieren; sie schufen ein verbessertes Straßen- und Schienennetz und führten eine zentralistische bürokratische Führung ein, der zum ersten Mal sowohl die Tamilen als auch die Singhalesen unterstellt waren. Im bürokratischen System der Engländer wurden hauptsächlich die besser ausgebildeten und oftmals englisch sprechenden Tamilen angestellt, wodurch sich unter den Singhalesen erste Unstimmigkeiten und Ängste angesichts tamilischer Herrschaftsansprüche breit machten.[10]

„Die Kolonialgeschichte erscheint dadurch rasch als Wiederholung und Vollendung einer alten tamilischen Bedrohung. Die britische Herrschaft erscheint als das neue Mittel, mit dem die Tamilen ihren alten Plan, die Unterjochung oder Verdrängung des Löwenvolks verwirklichen wollen“[11]

Im Zuge dessen entwickelten sich in den Folgejahren immer stärkere singhalesische Strömungen unter der Zielvorgabe, das singhalesisch–kulturelle Erbe zu schützen. Auch in den Reihen der Tamilen entstanden in den 1930er Jahren erste Bestrebungen nach einem Tamil Eelam (Tamil Homeland), wodurch die Grundlagen für einen sich

möglicherweise entwickelnden Konflikt bereits kurz vor Beendigung der Kolonialzeit gelegt waren.[12] Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die englischen Kolonialherren die tamilische Minderheit auf eine höhere gesellschaftliche Ebene als die singhalesische Mehrheit gesetzt haben, wodurch Neid, Ängste und ethnische Spannungen zwischen den beiden Gruppen auftraten. Sri Lanka erhielt 1948 friedlich seine Unabhängigkeit.

2.4.2 Die Folgen der Unabhängigkeit

Nach der Unabhängigkeit nahmen die Spannungen zwischen den beiden größten Bevölkerungsgruppen weiter zu, insbesondere nachdem die Regierung weitestgehend von singhalesischen Politikern gebildet wurde, die wenig Rücksicht auf die Minderheiten nahm. In den Folgejahren führte die Regierung zahlreiche Reformen durch, welche die Tamilen benachteiligten. Insbesondere der 1956 beschlossene ‚Sinhala Only Act‘, welcher die englische durch die singhalesische Sprache als Staatssprache ersetzte, ist hier besonders hervorzuheben. Durch diese waren die, der singhalesischen Sprache nicht mächtigen Tamilen nicht mehr in der Lage, ihre hohen Positionen im Verwaltungsapparat auszuführen. „Bis 1965 war das Sprachengesetz in seinen Bestimmungen vollständig umgesetzt und machte damit die tamilische Bevölkerung aus ihrer Sicht zu ‚Bürgern zweiter Klasse’“.[13]

In den 70er Jahren wurden die Differenzen und die gegenseitige Abgrenzung weiter vertieft, als unter anderem der Buddhismus (der Singhalesen) zur Staatsreligion erklärt wurde (1972) und in den Schulen das Prinzip der legitimierten Einsprachigkeit durchgesetzt wurde. Es gab keinen gemeinsamen Englischunterreicht mehr und „somit entstanden zwei sprachlich voneinander getrennte Gruppen“[14]

Als schließlich von der Regierung ein Gesetz erlassen wurde, dass den tamilischen Studenten den Zugang zu den Universitäten erschwerte, wohingegen den singhalesischen Studenten der Zugang erleichtert wurde, kam es zu ersten militanten Aktionen tamilischer Studentengruppen. Diese Gruppen bildeten sehr bald außerparlamentarische und illegal operierende Organisationen, die einen eigenen tamilischen Staat forderten, der 1/3 der Insel umfassen sollte. Als stärkste Organisation stellte sich bald die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE) dar, welche sich im zunehmenden Maße durch Angriffe auf Regierungstruppen in den Vordergrund spielte. Durch einen Anschlag auf einen Militärkonvoi 1983 und der damit verbundenen Ermordung von 13 singhalesischen Soldaten lösten sie sowohl die antitamilischen Pogrome in Colombo als auch den bis heute andauernden, offenen Konflikt zwischen LTTE und singhalesischer Regierung aus. Der Tag des Pogroms ging als ‚Black July’ in die Geschichte Sri Lankas ein.

2.4.3 Der Konflikt in Sri Lanka

Der verdeckte Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen wurde im Jahr 1983 zu einem offenen und dauert bis heute an. Die Gründe liegen in den Unabhängigkeitsbestrebungen der tamilischen Minderheit unter Führung der LTTE, die seit nahezu 25 Jahren für einen autonomen tamilischen Staat kämpft. Auf der anderen Seite steht das Volk der Singhalesen, deren Regierung am Einheitsstaat festhält und die LTTE besonders in den nördlichen und östlichen Regionen bekämpft.[15]

Seit Beginn des Krieges sind diesem Konflikt mehr als 65.000 Menschen zum Opfer gefallen.[16] 1997 nennt die Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion die Zahl von 800.0000 Flüchtlingen und Vertriebenen im eigenen Land und 500.000 Menschen, die im Ausland aufgrund von Krieg und Vertreibung Schutz gesucht hatten.[17]

Im Jahr 2002 schlossen die Konfliktparteien ein Friedensabkommen, was jedoch am 16. Januar 2008 außer Kraft gesetzt wurde. Die neueren Anschläge der LTTE verlagern sich immer mehr in Richtung der zuvor als ‚sicher‘ geltenden südlichen Bereiche der Insel. In Einzelfällen sind diese auch direkt gegen Zivilpersonen gerichtet (Angriffe der LTTE

auf einen Militärkonvoi im Zentrum und auf den Hafen in Galle im Süden der Insel, Bombenanschläge auf zivile Busse im Süden und im Zentrum der Insel).[18] Auch von Seiten der Regierung wird in dieser Situation nicht etwa mit deeskalierenden Maßnahmen vorgegangen, sondern auf derartige Provokationen mit Flächenbombardements auf tamilische Gebiete reagiert.[19]

3. Der Tourismus in Sri Lanka – Angebot und Nachfrage

In dem folgenden Kapitel wird der Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Destination Sri Lanka näher dargestellt. Hierzu gehören unter anderem die Analyse des Angebots, der Nachfrage und die Darstellung der Risiken, denen sich die Tourismuswirtschaft ausgesetzt sieht. Zunächst gilt es einige wirtschaftliche Eckdaten des Landes zu nennen, um zu verdeutlichen, welchen Einfluss der Tourismussektor auf die Entwicklung des Landes hat.

Sri Lanka wird heute immer noch als ein Entwicklungsland bezeichnet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Pro-Kopf, was als Maßstab für den Wohlstand einer Gesellschaft angesehen wird, beträgt 1617 US-Dollar. Durch den Vergleich mit Deutschland, dass ein BIP Pro-Kopf von etwa 40.415 US-Dollar aufweist, zeigt sich relativ eindeutig die niedrigere Kaufkraft Sri Lankas.[20] Im Gegensatz zu anderen Entwicklungsländern hat das Land jedoch einen weitaus höheren Standard. Das Wirtschaftswachstum Sri Lankas ist von 7,4% 2006 real auf 6,8% in 2007 gefallen, was jedoch weiterhin als starker Anstieg angesehen werden kann (vgl. Deutschland 2,5%). Ein Problem für die weitere wirtschaftliche Entwicklung stellt zunehmend die hohe Inflation dar, die 2007 mit einer Jahresrate von über 15% nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte.

Die Arbeitslosigkeit beträgt ungefähr 7,1%, was im Gegensatz zu einigen Ländern, wie etwa in Afrika, sehr niedrig ist.[21]

Die wirtschaftliche Entwicklung Sri Lankas weist große regionale Unterschiede auf. Wirtschaftliches Zentrum ist die Region rund um Colombo, die fast die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung erbringt. Die Aufteilung der Wirtschaft nach Sektoren zeigt, dass es sich bei Sri Lanka um eine Dienstleistungsgesellschaft handelt, da in diesem Sektor etwa 57% der berufstätigen Bevölkerung angestellt sind. Die Landwirtschaft ist mit 12% prozentual weitaus stärker ausgeprägt als in den westlichen Industrienationen.[22]

Der Tourismus stellt einen wichtigen Wirtschaftssektor für Sri Lanka dar, sah sich aber in der Vergangenheit bereits mehrfach großen Einbrüchen ausgesetzt (Tsunami, Konflikt). Daran kann man das hohe Interesse der Sri Lankischen Regierung an einer Neupositionierung des Tourismussektors erklären. Die Gründe der Regierung, diesen Sektor weiterhin zu fördern, liegen im enormen Gewinn von 273,6 Millionen Dollar, der beispielsweise für das Jahr 2007 erreicht wurde.[23]

3.1 Verkehrsträger und touristisches Angebot auf Sri Lanka

3.1.1 Infrastrukturelle Verhältnisse von Sri Lanka

Unter dem Begriff Verkehrsträger ist zu verstehen, wie das infrastrukturelle Angebot im Bereich Schienenverkehr, Luftverkehr, Straßenverkehr, Binnenschifffahrt und Seeschifffahrt ausgebildet ist.

„In Sri Lanka around 99.9 per cent of tourists travel through the Colombo International airport“[24]

Dadurch wird verdeutlicht, welche herausragende Stellung der Luftverkehr in der Wirtschaft einnimmt. Sri Lanka besitzt zwölf Flughäfen, wovon jedoch nur einer, der

„Bandaranaike International Airport – Colombo“, ein internationaler Flughafen ist, über den im Jahr 2007 4.892.025 Passagiere Sri Lanka erreichten oder verließen.[25] Der Flughafen wird betrieben durch das Unternehmen ‚Airport and Aviaton Services (Sri Lanka) Ltd.’. Offizieller Flagcarrier (englisch Flaggenträger) ist Sri Lankan Airlines, welche unter den Fluggesellschaften im südasiatischen Raum als herausragende Airline gilt.

Viele Städte Sri Lankas sind durch das Schienennetz der staatlichen Eisenbahngesellschaft Sri Lanka Railways miteinander verbunden. Die Gesamtlänge des Streckennetzes beträgt 11.000 km, wobei die Verbindung nach Jaffna im Zuge des Konflikts nur eingeschränkt nutzbar ist. Die erste Strecke wurde am 26. April 1867 eingeweiht und verband Colombo mit Kandy. In den Folgejahrzehnten wurde das Schienennetz bis in die 1930er Jahre weiter ausgebaut. In den nächsten 60 Jahren kam es zu keinen weiteren Ausbauprojekten, bis in den 90er Jahren wieder einzelne Strecken erweitert oder erneuert wurden. Hierzu ist festzustellen, dass obwohl Sri Lanka über ein relativ groß ausgebildetes Schienennetz verfügt, die Versorgung schlecht ausgeprägt ist. Aus den Erfahrungen der Verfasserin lässt sich weiterhin sagen, dass die meisten Bahnstrecken, Bahnhöfe und Züge veraltet sind und wenig Komfort bieten. Zudem ist meist mit Verspätungen und Überfüllung der Züge zu rechnen.

[...]


[1] Strategic Marketing and Country Activity Plan 2008, S. 2

[2] Vgl. Auswärtiges Amt 2008, o.S.

[3] Vgl. Asien auf einen Blick 2008, o.S.

[4] Vgl. Ebd.

[5] Vgl. Incentive Journal 2008, o.S.

[6] Vorlaufer, K. 1996, S. 185

[7] a..a.O., S. 185

[8] Vgl. Department of Census and Statistics - Sri Lanka 2001, o.S.

[9] Vgl. Rösel 1996, S. 22

[10] Vgl. a.a.O., S. 23ff

[11] Rösel 1996, S. 30

[12] Vgl. Eichhorst 2005, S. 227

[13] Eichhorst 2005, S. 231

[14] a.a.O., S. 233f

[15] Vgl. Rüßmann/ Berndt 1997, S. 6

[16] Vgl. Kramer o.J., S. 1

[17] Vgl. Rüßmann 1997, S. 6

[18] Vgl. Becker 2006, S. 1

[19] Vgl. Ebd.

[20] Vgl. Auswärtiges Amt 2007, o.S.

[21] Vgl. Auswärtiges Amt 2008, o.S.

[22] Vgl. Auswärtiges Amt 2007, o.S.

[23] Vgl. Sri Lanka Expedition 2007, o.S.

[24] Sri Lanka Tourist Board 2006, S. 6 (a)

[25] Vgl. Airports Council International 2008, o.S.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Sri Lankas Weg zur Neupositionierung für den deutschen Fernreisemarkt
Note
2+
Autor
Jahr
2008
Seiten
43
Katalognummer
V116263
ISBN (eBook)
9783640177950
ISBN (Buch)
9783640178056
Dateigröße
956 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lankas, Neupositionierung, Fernreisemarkt
Arbeit zitieren
Katharina Schwerber (Autor:in), 2008, Sri Lankas Weg zur Neupositionierung für den deutschen Fernreisemarkt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116263

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