Stoffgebundene Suchtstörung bei Kindern und Jugendlichen


Hausarbeit, 2021

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung Diagnostik

Differentialdiagnose

Komorbidität

Ätiologie

Therapieverfahren

Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: AUDIT Selbstauskunftsfragebogen

Einleitung

„ Sucht ist ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung der Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen des Individuums“. (Wanke, 1985)

In der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter beginnen sich Störungen bezüglich des Konsums von legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen zu entwickeln (Arnaud & Thomasius, 2019). Diese Störungen gehören Weltweit zu denen, mit hoher sozialer Krankheitslast.

Besonders Alkohol als legales, gesellschaftlich akzeptiertes Rauschmittel ist weit verbreitet. Für Jugendliche in unserem europäischen Kulturraum ist es üblich, mit legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen zu experimentieren, wobei es vielen schwer fällt, zwischen normalem Konsum und Missbrauch zu unterscheiden. Besonders bei vulnerablen Personen etabliert sich so früh in der Entwicklung ein problematisches oder auch abhängiges Konsummuster, welches sich über die Zeit als eine chronische psychischen Störung manifestieren kann und mit einem hohen Rückfallpotenzial und Komorbidität einhergeht (Arnaud &Thomasius, 2019)

Psychoaktive Substanzen sind Stoffe, die über das zentrale Nervensystem auf den Organismus wirken und dabei Wahrnehmung und Urteilsvermögen, Stimmung, Kognition und Motorik verändern. Die Wirkdauer variiert dabei abhängig von der pharmakologischen Wirkungsgruppe, ist jedoch meistens nach einigen Stunden nach der Einnahme deutlich verringert (Arnaud & Thomasius, 2019). Zu den Stoffgruppen mit Abhängigkeitspotential gehören nach ICD-10:

- Alkohol
- Opiate
- Cannabinoide
- Sedativa oder Hypnotika
- Kokain
- Andere Stimulanzien inklusive Koffein
- Halluzinogene
- Tabak
- Flüchtige Lösungsmittel
- Multipler Substanzgebrauch und sonstige Psychotrope Substanzen

Unter die Gruppe der Sedativa fallen Substanzen wie Opiate, Tranquilizer, Benzodiazepine und Barbiturate, bei den Stimulanzien sind es Amphetamin, Metamphetamin und MDMA.

Zu den Halluzinogenen zählen diverse pflanzliche und synthetische Substanzen, wie Pilze, Meskalin, LSD und Ketamin, die alle erhebliche Veränderungen der Wahrnehmung von beispielsweise Raum und Zeit als Folge haben (Arnaud & Thomasius, 2019).

Die am weitesten verbreitete illegale Substanz, das Cannabis, kann sedierend, stim ulierend und halluzinogen wirken, abhängig von situativen und Persönlichkeitseigenschaften sowie Konsum- und Zubereitungsform. Allerdings folgt auf den Konsum jeder der oben benannten Stoffgruppen ein Einfluss auf die psychologischen und physiologischen Vorgänge im Gehirn. Daraus resultieren Rauschzustände und die Aktivierung des neuronalen Belohnungssystems, was ausschlaggebend dafür ist, dass Verlangen nach der Substanz verspürt wird und Verhaltensweisen ausgeführt werden, die zu negative Folgen in anderen Lebensbereiche führen. (Arnaud & Thomasius, 2019)

Die WHO definiert die Sucht im ICD-10 durch folgende Kriterien:

- Starker Wunsch oder Zwang zu konsumieren
- Verminderte Kontrollfähigkeit in Bezug auf Beginn, Beendigung oder die Menge des Konsums
- Körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums
- Nachweis einer Toleranz
- Fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen zugunsten des Konsums
- Anhaltender Konsum trotz des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen.

Die Drogenaffinitätsstudie (DAS) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist die wichtigste Datenquelle, um das Ausmaß des Konsums von Tabak, Alkohol und illegalen Drogen im Jugendalter einzuschätzen. Allgemein lässt sich sagen, das die Prävalenz des Konsums psychoaktiver Substanzen, mit Ausnahme von Tabak, für männliche Jugendliche im Vergleich zu weiblichen Jugendlichen höher ausfällt und bei den illegalen Drogenteilweise im Verhältnis 2:1 steht. Den ersten Kontakt zu legalen Substanzen wie Alkohol und Tabak haben die meisten Jugendlichen im Alter von 13-15 Jahren. Der erste Konsum von Cannabis findet in der Regel zwischen 14 und 15 statt. 2

Andere, illegale Substanzen werden selten vor dem 18. Lebensjahr probiert (Kraus et al., 2016)

Im Folgenden sollen die Prävalenzen für Tabak, Alkohol und illegale Substanzen noch etwas genauer betrachtet werden.

Tabak

Vorweg lässt sich sagen, dass die Prävalenzen für Tabak deutlich rückläufig sind. Im Jahr 2001 rauchten noch ca. 27,5% der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17. 2016 lag der Anteil stark reduziert bei 9,6% und 2019 bei 5,6%. Gleichzeitig ist der der Anteil der Jugendlichen, die noch nie eine Zigarette geraucht oder Tabak in andere Form (Schnupf­oder Oraltabak) konsumiert haben, stetig gewachsen und lag 2015 bei 79%, 2019 dann bei sogar 85,1%. Auch bei jungen Erwachsenen (18-25 Jahre) ging das Rauchen zurück und liegt 2019 bei 26,2 % im Vergleich zu vorherigen 44,5% im Jahr 2001 (Arnaud & Thomasius, 2019)

Alkohol

Auch beim Alkohol ist ein Rückgang im Konsum zu beobachten, er bleibt jedoch im Kindes- und Jugendalter die am weitesten verbreitete psychoaktive Substanz. Von einem regelmäßigen Konsum, also mindest ein mal in der Woche stattfindender Verzehr von Alkohol, berichteten 1979 noch 25,4% der befragten 12- bis 17-Jährigen. Heute konsumieren noch 9,5% mindestens ein mal in der Woche. Die 30-Tage-Prävalenz des Rausch-Trinkens, das bedeutet der Konsum von mindestens fünf alkoholischen Standardgetränken (entspricht einem Glas Bier (0,3), Wein (0,2) oder Spirituosen (4cl)) zu einer Trinkgelegenheit bei den männlichen Befragten und vier alkoholischen Standardgetränken bei den weiblichen Befragten. In Zahlen ist das für die Jungs eine Prävalenz von 16,4, für die Mädchen 10,7.

Spezifische Definitionen für das Rauschtrinken bei Jugendlichen gibt es nicht, das für die erlebte Rauschwirkung des Alkohols auch biologische Faktoren, wie das Geschlecht, der Metabolismus, sowie die Zeitspanne, in der konsumiert wird, eine Rolle spielen. Laut der KIGGS-Studie, bei der 2018 6141 Jugendliche befragt wurden, konnte bei 21,1% der 11-17 Jährigen in Deutschland ein riskanter Alkoholkonsum festgestellt werden. Für die Erfassung der Daten wurde der international bekannte AUDIT-C (Alcohol Use Disorder Identification Test - Consumption) verwendet, bei dem selbstständig Angaben zur Trinkmenge und -häufigkeit gemacht werden (Arnaud & Thomasius, 2019)

Illegale Drogen

Die weltweit am häufigsten konsumierte Droge ist das Cannabis.

In Deutschland haben 2019 9,7% der Jugendlichen und 34,5% der jungen Erwachsenen angegeben, schon mal Cannabis probiert zu haben, weshalb es als Hauptproblemsubstanz angesehen werden kann. Die Angaben zu Ecstasy, LSD, Amphetamine, Crystal Meth, Kokain, Crack, Heroin und psychoaktive Pflanzen fallen in der DAS deutlich geringer aus. 1,8% der 12- bis 17-Jährigen haben mindestens ein Mal diese Substanzen probiert.

2016 lag die 30-Tage-Prävalenz, also die Angaben zum regelmäßigen Konsum, für illegale Drogen bei 1,6%, wovon Cannabis einen großen Teil ausmachte. Auswertungen aus dem Jahr 2018 zufolge besteht ein mindest 10-maliger Konsum von Cannabis in den letzten 12 Monaten bei 1,5% der Jugendlichen. Die Prävalenz für die männlichen Befragten im Vergleich zu en weiblichen Befragten steht in einem Verhältnis von 4:1 (Arnaud & Thomasius, 2019)

Diagnostik

Auch für Kinder und Jugendliche bedarf es einer klinischen Diagnose für eine störungsspezifische Behandlung im Gesundheitssystem. Die Kriterien für das Stellen einer Diagnose sind in den beiden bekannten Klassifikationssystemen, dem DSM-V und ICD-10 aufgeführt, wobei das für uns in Deutschland wichtige System das ICD-10 ist. Neben den Substanzbezogenen Störungen werden auch die Substanzinduzierten Störungen aufgeführt. Im Folgenden soll zunächst auf die substanzbezogenen Störungen eingegangen werden, die im ICD-10 kategorial klassifiziert in schädlichen Gebrauch und Abhängigkeit aufgeteilt sind. Diese finden sich in dem Klassifikationssystem unter den Codes F10 bis F19, welche die psychischen und Verhaltensstörungen abbilden, die durch den Konsum von Substanzen wie beispielsweise Alkohol, Tabak, Opioide, Cannabinoide und Kokain ausgelöst werden.

Der schädliche Gebrauch, welcher unter F1x.1 codiert ist, wird diagnostiziert, wenn der Konsum der Substanz nachweisbar zu körperlichen oder psychischen Schädigungen geführt hat, jedoch aber keine Abhängigkeit darstellt. Die Kriterien im ICD-10 lauten:

- Deutlicher Nachweis, dass der Substanzgebrauch verantwortlich ist oder wesentlich zu den körperlichen und psychischen Schäden beigetragen hat, einschließlich eingeschränkter Urteilsfähigkeit oder gestörtes Verhalten, das zur Behinderung des Alltags und zwischenmenschlichen Beziehungen führt
- Art der Schädigung sollte klar festgestellt/bezeichnet werden können
- Gebrauchsmuster besteht seit Monaten oder trat wiederholt in den letzten zwölf Monaten auf
- Auf die Störung treffen Kriterien einer anderen psychischen oder Verhaltensstörung bedingt durch dieselbe Substanz zum gleichen Zeitpunkt nicht zu

Von dem Schädlichen Gebrauch ist das Abhängigkeitssyndrom abzugrenzen, welches das Auftreten von körperlichen, verhaltensbezogenen und kognitiven Symptomen, nach der Einnahme von psychotropen Substanzen meint (Psychremble Online, 2016). Mindestens drei der sechs folgenden Kriterien müssen innerhalb des letzten Jahres zeitgleich vorhanden gewesen sein, um nach ICD-10 die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms (F1x.2) zu stellen:

- Starker Wunsch oder Zwang zu konsumieren (craving);
- Verminderte bzw. Keine Kontrollfähigkeit bezüglich Beginn, Beendigung oder Menge des Konsums
- Toleranzentwicklung, Entzugssymptome bei Beendigung oder Reduktion des Konsums
- Vernachlässigung anderer Interessen aufgrund des Konsums
- Anhaltender Konsum trotz eindeutiger schädlicher Folgen.

Zu den Substanzinduzierten Störungen gehören die akute Substanzintoxikation (F1x.0), das Entzugssyndrom (F1x.30), welches bei Kindern und Jugendlichen nur sehr selten auftritt, und die substanzinduzierte psychotische Störung (F1x.5). Bei Kindern und Jugendlichen tritt besonders die akute Substanzintoxikation durch Alkohol auf, welche durch eine Überdosis oder erhöhte Substanzempfindlichkeit bedingt ist und sich in vorübergehend negativ erlebter substanzspezifischer Rauschwirkungen äußert. Durch diese Rauschwirkungen können Bewusstsein, Wahrnehmung, Affekt, Verhalten und psychophysische Funktionen beeinträchtigt sein. Nicht selten ist es bei jungen Menschen notwendig, eine solche Überdosis notfallmedizinisch zu versorgen, da es zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen kann (Arnaud& Thomasius, 2019)

Die Kriterien für die Diagnose einer Substanzintoxikation lauten nach ICD-10:

- Nachweis einer kürzlich aufgenommenen, ausreichenden Dosis der Substanz

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Stoffgebundene Suchtstörung bei Kindern und Jugendlichen
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
23
Katalognummer
V1163103
ISBN (eBook)
9783346566454
ISBN (Buch)
9783346566461
Sprache
Deutsch
Schlagworte
stoffgebundene, suchtstörung, kindern, jugendlichen
Arbeit zitieren
Cona Gaskin (Autor:in), 2021, Stoffgebundene Suchtstörung bei Kindern und Jugendlichen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1163103

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