Pioniere der schweizerischen Industrie: Was waren die volkswirtschaftlichen Konsequenzen ihres Wirkens?


Studienarbeit, 2007

18 Seiten, Note: 6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung

2 Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts
2.1 Politische Veränderungen
2.2 Gesellschaft und Wirtschaft

3 Pioniere des Jahrhunderts
3.1 Die Textilindustrie
3.2 Die Maschinenindustrie
3.3 Weitere Wirtschaftszweige

4 Volkswirtschaftliche Auswirkungen
4.1 Die Schweiz im Umgang mit der Industrialisierung
4.2 Konsequenzen des Umbruchs und der Internationalisierung

5 Abschluss

Literaturverzeichnis

1 Einführung

Diese Arbeit möchte einen Einstieg in die Industrialisierung der Schweiz im 19. Jahrhundert bieten und aufzeigen, welche Pioniere es innerhalb der Wirtschaft gab und welche Entwicklungen sie mit ihrer Arbeit in Gang setzten. Dabei stehen zunächst die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen im Mittelpunkt, da sie von zentraler Bedeutung sind um einen Überblick über das bewegte Umfeld zu haben, in welchem die damaligen Händler und Fabrikanten ihre Unternehmen aufbauten.

Es ist sehr herausfordernd verlässliche Daten über die volkswirtschaftliche Entwicklung eines Landes im 19. Jahrhundert zu erheben. Deshalb beschäftigt sich diese Arbeit im zweiten Teil mit den Pionieren der damaligen Zeit und greift aus deren Umgebung Daten auf, welche auch für die Gesamtwirtschaft eine große Aussagefähigkeit haben oder sich auf makroökonomische Abläufe übertragen lassen. Weiter einschränkend soll in diesem Teil hauptsächlich die Zeit vor 1850 beleuchtet werden, da davon ausgegangen wird, dass nach diesem Jahr die Wirtschaft weniger durch einzelne Wirtschaftspioniere direkt beeinflusst wurde, sondern sich vielmehr in größerem Maße Finanzinvestoren als Unternehmensgründer herauskristallisierten. Dies fällt zeitlich auch mit der Entstehung der schweizerischen Banken zusammen und unterstützt daher diese Annahme.

Im dritten Teil wird aus den vorherigen Teilbereichen ein gesamtwirtschaftliches Bild geformt, wobei hier die Aufmerksamkeit auf der ersten Welle der Globalisierung liegt, d.h. es wird dargestellt, welche Bedeutung der Handel mit andern Ländern und sogar anderen Kontinenten für die schweizerischen Betriebe und die schweizerische Gesellschaft hatte. Dabei wird aufbauend auf den Erkenntnissen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein gesamtwirtschaftliches Bild der zweiten Hälfte des Jahrhunderts gezeigt. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass sich die Auswirkungen erst hier offenbarten, andererseits aber auch damit, dass volkswirtschaftliche Daten erst ab diesem Zeitpunkt vergleichbar und verlässlich sind. Nicht zu vergessen ist auch, dass die Industrialisierung ihren Anfang zwar schon sehr viel früher nahm, die Entwicklungen jedoch erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts für große Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft wirklich spürbar wurden.

2 Rahmenbedingungen des 19. Jahrhunderts

Das 19. Jahrhundert markiert eine Periode besonderer Bedeutung für die Schweiz, da es der Bevölkerung in allen Lebensbereichen einschneidende Veränderungen brachte und den Beginn der modernen Zeit definiert. Die Geschwindigkeit mit der sich die Welt veränderte nahm in dieser Zeit rasant zu und dennoch haben viele Werte, welche sich in dieser Epoche entwickelten, bis heute Gültigkeit.

2.1 Politische Veränderungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Politische Zeitlinie des 19. Jahrhunderts

Die politischen Wirren des 18. Jahrhunderts hielten bis lange ins 19. Jahrhundert Einzug und nach dem missglückten Versuch der politischen Einigung der Schweiz während der Helvetik und unter dem Einfluss der französischen Revolution und der Aufklärung entwickelte sich in der Schweiz zu Beginn des Jahrhunderts, unter anderem um die Frage der Staatsform - Föderalistisch oder Zentralistisch- , ein kurzer Bürgerkrieg. Dieser wurde erst durch den Einmarsch französischer Truppen und der Mediationsverfassung von 1803 beendet (Jud, Mediaion und Restauration. Vom Diktat des Napoleon Bonaparte zurük in die alte Ordnung, 2005). Gleichzeitig legte die Helvetische Republik, trotz ihres Scheiterns, die ersten Grundsteine für eine erfolgreiche Demokratisierung im 19. Jahrhundert. Die von Napoleon Bonaparte diktierte föderalistische Struktur, welche nach seinem Einmarsch errichtet wurde, gab den Kantonen weitreichende Befugnisse und trug vor allem den großen kulturellen Unterschieden zwischen den verschiedenen Sprachgebieten Rechnung. Doch der Frieden erforderte ebenso, dass die Schweiz Soldaten für den Kampf Napoleons gegen Russland aufstellte. Dieses Bündnis wurde 1813 nach der Niederlage Frankreichs und 1815 auf dem Wiener Kongress zu einer Bürde, die jedoch auch neue Möglichkeiten eröffnete. So war der Preis für die weitere Unabhängigkeit der Schweiz unter anderem die „Verpflichtung zur Neutralität“ (Jud, Mediaion und Restauration. Vom Diktat des Napoleon Bonaparte zurük in die alte Ordnung, 2005). Dies bedeutete einerseits, dass niemand die Schweiz angreifen würde und andererseits, dass die Schweiz in Zukunft keine Soldaten mehr ausschicken durfte und ausländischen Truppen der Durchmarsch verweigert werden musste. Unter dem Einfluss der Konservativen wurde das alte System mit einem losen Kantonsverbund und Adelsherrschaft wieder eingesetzt, was als Zeitspanne der Restauration bekannt ist. Nach der Erstarkung der Liberalen mündete diese dann in eine ab 1830 auftretende Regenerationsbewegung. Die Ziele der Liberalen waren vor allem eine stabile Demokratie und Rechtsgleichheit, was Gewerbe- und Handelsfreiheit beinhaltete. Der Konflikt zwischen Konservativen und Liberalen mündete schließlich sogar in den sogenannten „Sonderbundskrieg“, welcher jedoch, dank General Dufour, schnell und ohne großes Blutvergießen beendet werden konnte.

Erst jetzt war die Zeit für den Bundesstaat gekommen. 1848 wurde die Bundesverfassung verabschiedet, welche aber nicht sofort von allen Kantonen angenommen wurde (Jud, Der Weg zum modernen demokratischen Bundesstaat, 2005). Endlich war die Schweiz unter einem föderalistischen System, das Grundrechte und Zuständigkeiten regelte, wirklich vereinigt. Nun setze sich auch immer mehr die Gewerbe- und Handelsfreiheit und somit die Öffnung der Märkte und der internationale Handel durch. 1877 wurden Maß und Gewicht bundesweit harmonisiert und 1883 schließlich ein einheitliches Obligationenrecht (OR) verabschiedet. Damit waren die Grundsteine für ein erfolgreiches Wirtschaftswachstum gelegt.

2.2 Gesellschaft und Wirtschaft

Die großen politischen Umschwünge hatten enormen Einfluss auf das Leben der Menschen, sowohl für die Stadt-, als auch für die Landbevölkerung. Der Kampf um Mitbestimmung und mehr Rechte entwickelte sich jedoch von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich. Gleichzeitig veränderte sich das Weltbild stark, was sich beispielsweise am Umgang mit „geschlossenen Städten“ (Walter, 1991, S. 238) zeigt. Dabei ging es um die Frage ob Stadtmauern erhalten, oder zu Gunsten von mehr Platz und einer besseren Lebensqualität abgerissen werden sollten. So entschied sich beispielsweise auch Genf 1946 dazu Sicherheit zugunsten wirtschaftlicher Interessen zurückzustellen. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die traditionellen Werte von einem System des Protektionismus hin zu einem System des freieren, liberaleren Denkens und Handelns veränderten.

Die einsetzende Industrialisierung brachte zusätzlich große Veränderungen. Im Vergleich zu England begann die Schweiz sehr spät mit der Industrialisierung, jedoch „as Germany was the last of the early industrializers, Switzerland was die earlist of the latecommers“ (Cameron, 1993, S. 250).

Maschinen erleichterten die Arbeit und legten den Grundstein für die Produktion in größerem Ausmaß und in besserer, gleichbleibender Qualität. Es entwickelten sich Herstellungsverbünde und schließlich Fabriken. Gleichzeitig erhöhte es jedoch auch den Druck auf viele Arbeitnehmer, da es Arbeitsplätze der traditionellen Bereiche vernichtete und zu, was Wiedmer (1991) als „geistestötende, nervenzerrüttende Sklavenarbeit“ (S. 220) beschreibt, verurteilt. Resultat dieser Entwicklung waren Massenarbeitslosigkeit und –armut, Hungersnöte und Auswanderungswellen und damit auch Instabilität und spannungsgeladene Verhältnisse. Besonderes hier war der Wertewandel deutlich spürbar. Einerseits veränderte sich, bedingt durch den Wandel von der Heimarbeit zur auswärtigen Fabrikarbeit, der Zusammenhalt innerhalb der Familie und damit auch die klassischen Familienstrukturen. Besonders von Frauen wurde eine große Flexibilität abverlangt, da sie sich um die Erziehung der Kinder kümmern und gleichzeitig im Betrieb mithelfen sollten (Joris & Witzig, 1991). Andererseits führte die routinierten und genau überwachten Arbeiten in den Fabriken zu einem neuen Verhältnis zur Arbeit. War es klassisch so, dass ein Handwerker „ganzheitliche Arbeit“ leistete, wurde der Fabrikarbeiter vom Endergebnis seiner Arbeit entkoppelt (Wiedmer, 1991, S. 224).

Die Folgen dieser Entwicklungen sind immer wiederkehrende Unruhen und eine große Unzufriedenheit unter der Bevölkerung. Ebenso führte die Fokussierung und Spezialisierung der Arbeit in Fabriken zu einem auseinanderdriften der verschiedenen „Klassen“ (Hauser, 1961). Die ausgebeutete Arbeiterklasse auf der einen Seite und die Industriellen und die Oberschicht auf der anderen Seite[1]. Diese aufgeladene Atmosphäre machte sich dann auch immer wieder bemerkbar, wie beispielsweise beim „Brand von Uster“ (Furrer, 1995). Die dortige Maschinenweberei wurde kurz nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1831 von wütenden Heimwebern in Brand gesteckt, da sie um ihren Arbeitsplatz fürchteten (Jud, Mediaion und Restauration. Vom Diktat des Napoleon Bonaparte zurük in die alte Ordnung, 2005). Auch anderenorts kam es zu Ausschreitungen und Demonstrationen gegen ungerechte Behandlung und Rechtssprechung.

[...]


[1] Vgl. hierzu Marx und seine Arbeiten über Proletariat, Bourgeoisie und Kapital

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Pioniere der schweizerischen Industrie: Was waren die volkswirtschaftlichen Konsequenzen ihres Wirkens?
Hochschule
Universität St. Gallen
Note
6
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V116319
ISBN (eBook)
9783640178360
ISBN (eBook)
9783640409662
Dateigröße
711 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Entspricht einer 1 nach deutschem Notensystem (Anm. der Red.)
Schlagworte
Pioniere, Industrie, Konsequenzen, Wirkens
Arbeit zitieren
Jochen Schanbacher (Autor:in), 2007, Pioniere der schweizerischen Industrie: Was waren die volkswirtschaftlichen Konsequenzen ihres Wirkens? , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116319

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