Gegenstand dieser Arbeit ist es, anhand einer systematischen Literaturrecherche aufzuzeigen, inwiefern es für die Gewichtsreduktion entscheidend ist, Mahlzeiten zu bestimmten Zeitpunkten einzunehmen, und wie sich das chronobiologische Prinzip dabei integrieren lässt.
Basierend auf dieser Forschungsfrage, werden Studien über gegenwärtige Forschungsergebnisse, die sich mit dem Zusammenhang der Chronobiologie und dem Gewichtsmanagement auseinandersetzen, genauer betrachtet und abschließend gegenübergestellt.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland bedenklich angestiegen. Die Tendenz bleibt weiter steigend. Laut den Ergebnissen des "DGE-Ernährungsberichtes" waren in Deutschland im Jahr 2017 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen übergewichtig. Eine weitere Veröffentlichung des Internetportals Statista gibt sogar eine noch höhere Zahl für das Jahr 2017 an. Laut Statista waren es sogar 62,1 Prozent übergewichtige Männer und 43,1 Prozent übergewichtige Frauen. Mit wachsender Anzahl an Übergewichtigen wächst auch das Angebot an Diätkonzepten.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
2 ZIELSETZUNG
3 GEGENWÄRTIGER KENNTNISSTAND
3.1 Chronobiologie und Ernährung 5
3.1.1 Definition Chronobiologie
3.1.2 Zirkadianer Rhythmus
3.1.3 Chronotypen
3.1.4 Einflussnahme des modernen Lebensstiles auf den zirkadianen Rhythmus
3.2 Übergewicht und Adipositas 12
3.2.1 Definition von Übergewicht und Adipositas
3.2.2 Ursachen von Übergewicht und Adipositas
3.2.3 Folgen von Übergewicht und Adipositas
3,2.4 Einflussnahme der Chronobiologie auf das Körpergewicht
3.2.5 Einflussnahme verschiedener Hormone auf die Gewichtsregulierung
3.3 Gewichtsreduktion
3.3.1 Gewichtsreduktion Definition
3.3.2 Klassische Bestandteile von Ernährungsinterventionen zur Gewichtsreduktion
3.3.3 Intervallfasten und die Methoden
4 METHODIK
5 ERGEBNISSE
6 DISKUSSION
6.1 Einführung in die Diskussion
6.1.1 Beurteilung der Studienmodelle
6.1.2 Beurteilung der Probanden
6.1.3 Zeitpunkte der Mahlzeiten
6.1.4 Die Häufigkeit und Zusammensetzung der Mahlzeiten
6.1.5 Die Rolle des Chronotyps und des Schlafs
6,1,6 Methodik der Datenerhebung
6.2 Ausblick auf zukünftige Forschungen
7 ZUSAMMENFASSUNG
8 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS
9 LITERATURVERZEICHNIS
1 Einleitung und Problemstellung
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland bedenklich angestiegen. Die Tendenz bleibt weiter steigend. Laut den Ergebnissen des „DGE-Ernäh- rungsberichtes“ waren in Deutschland im Jahr 2017 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen übergewichtig. Eine weitere Veröffentlichung des Internetportals Statista gibt sogar eine noch höhere Zahl für das Jahr 2017 an. Laut Statista waren es sogar 62,1 Prozent übergewichtige Männer und 43,1 Prozent übergewichtige Frauen (Radtke, R., 2018). Mit wachsender Anzahl an Übergewichtigen wächst auch das Angebot an Diätkonzepten. Die Autorin Christina Ruch (TUMAINI Institut für Präventionsmanagement GmbH, Dresden) schrieb, aus ernährungswissenschaftlicher Perspektive, in einem Artikel aus dem Jahr 2012, dass zu diesem Zeitpunkt keine dieser Diäten zu empfehlen waren. Unter anderem bezeichnet sie Diäten als „Modeerscheinung“ und bezieht sich vor allem auf die starke Reduktion der Kalorien (Diabetes aktuell, 2012). Von der „Brigitte-Diät“ zu „Sophia Thiel“ bis hin zu „Weight Watchers“ werden noch viele weitere Programme und Diäten in Zeitschriften und auf Online-Plattformen beworben. So unterschiedlich diese Programme aufgestellt sind, verfolgen die meisten dennoch ein Ziel: Die Kunden sollen in einem möglichst kurzen Zeitraum möglichst viel Gewicht verlieren. Gleichzeitig geht es vor allem darum, Kalorien einzusparen und wenig zu essen, um das „Traumgewicht“ schnell zu erreichen. Die Strategie „je weniger Kalorien zugeführt werden, desto mehr und schneller kann eine Person abnehmen“ wird oft als die einzige und sinnvollste Lösung dargestellt. Hinzu kommt auch noch die Wiederzunahme nach dem Abnehmen. Dieser sogenannte „Jojo-Effekt“ tritt in der Regel nach einer Diät auf und sorgt dafür, dass Abnehmwillige wieder zunehmen (Anastasiou, Karfopoulou & Yannakoulia, 2015). Inzwischen zeigt der heutige Kenntnisstand, dass es nicht unbedingt nur auf die Tagesbilanz ankommt, also auf die Anzahl der am Tag zugeführten Kalorien. Neue Studien und Forschungsergebnisse haben herausgestellt, dass nicht nur was der Mensch isst, sondern vor allem wann er etwas isst, von entscheidender Bedeutung ist (Abraham, 2020). Nach heutigem Kenntnisstand erweist sich die Strategie der Chronobiologie als sinnvoller Ansatz in Bezug auf eine Gewichtsreduktion.
Als die Wissenschaft der zeitlichen Organisation von Lebewesen erforscht die Chronobiologie den Einfluss biologischer Rhythmen auf den Organismus. Viele Funktionen in unserem Körper folgen einem eigenen Rhythmus, der sich nach der inneren Uhr richtet.
Nach diesem Rhythmus arbeiten sowohl der Blutdruck, die Herz- und Atemfrequenz, als auch Nieren und Leber. Letztendlich könnte es entscheidend für die Gewichtsreduktion sein, zu welchem Zeitpunkt die Nahrungsaufnahme stattfindet. Ebendarum können die Makronährstoffe zu bestimmten Zeiten besser verstoffwechselt werden. In Bezug auf eine Gewichtsreduktion stellt sich nun die Frage, ob und wie die Chronobiologie im Diätkonzept eingesetzt werden sollte. Dazu gehören auch folgende Fragen: Wie lange sollte man zwischen den Mahlzeiten nichts essen? Wie oft am Tag sollte man etwas essen? Zu welcher Tageszeit sollten Kohlenhydrate gegessen und zu welchem Zeitpunkt vermieden werden? Sollte man morgens oder doch besser abends mehr essen? Viele Fragen, die in dieser Arbeit beantwortet werden sollen.
2 Zielsetzung
Gegenstand dieser Arbeit ist es, anhand einer systematischen Literaturrecherche aufzuzeigen, inwiefern es für die Gewichtsreduktion entscheidend ist, Mahlzeiten zu bestimmten Zeitpunkten einzunehmen, und wie sich das chronobiologische Prinzip dabei integrieren lässt. Basierend auf dieser Forschungsfrage, werden Studien über gegenwärtige Forschungsergebnisse, die sich mit dem Zusammenhang der Chronobiologie und dem Gewichtsmanagement auseinandersetzen, genauer betrachtet und abschließend gegenübergestellt.
3 Gegenwärtiger Kenntnisstand
3.1 Chronobiologie und Ernährung
3.1.1 Definition Chronobiologie
Jedes Lebewesen, das gilt für Mensch, Pflanze und Tier, verfügt über „innere Uhren“. Diese „inneren Uhren“ steuern immer wiederkehrende und natürliche Rhythmen sowie Handlungen eines Lebewesens. Die zeitliche Organisation biologischer Prozesse wird als „Chronobiologie“ bezeichnet. Das Wort „chronos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Zeit“. Bei der Chronobiologie handelt es sich um eine junge Wissenschaft. Erst in den letzten 30 Jahren stellten Wissenschaftler fest, welchen Einfluss die Chronobiologie auf die menschliche Gesundheit hat, aber auch auf viele andere Bereiche des Lebens (Medichron Publications, 2020). Auch wenn die Chronobiologie eine noch junge akademische Disziplin ist, weisen Annahmen über die biologische Relevanz einer „inneren Uhr“ auf eine lange wissenschaftliche Tradition zurück. Beobachtungen des französischen Wissenschaftlers Jean-Jaques d'Ortous de Mairan ergaben bereits 1729 erste Erkenntnisse über das Prinzip der Chronobiologie. Dieser Wissenschaftler beobachtete die Blüten der Pflanze Mimosa pudica, die sich in der Nacht schlossen und am Tag wieder öffneten. Um herauszufinden, ob das Schließen und Öffnen der Blätter von Tag und Nacht beeinflusst wurde, stellte er die Pflanze in eine dunkle Kiste. Trotz völliger Isolierung und ohne den Einfluss des Hell-Dunkel-Wechsels öffneten und schlossen sich die Blätter weiterhin im gleichbleibenden Rhythmus (Held, Hölker & Jessel, 2013). In Anlehnung an diese Entdeckung fand zu dieser Thematik ein weiteres Experiment in den 1960er- Jahren statt. Jürgen Aschoff (1909-1990) fand heraus, dass auch Menschen eine innere Uhr besitzen. Dafür suchte er Freiwillige, die für eine längere Zeit in einem Bunker leben sollten. Hierbei lebten die Probanden komplett isoliert und bekamen weder Tageslicht noch Informationen über die Uhrzeit. Trotz dieser fehlenden Informationen zeigten die Probanden einen fast normalen Rhythmus von ungefähr 25 Stunden (Findeklee, 2018). Gleichermaßen wird durch dieses Experiment verdeutlicht, dass die zirkadianen Rhythmen eine besondere Eigenschaft besitzen. Demnach folgen die zirkadianen Rhythmen auch ohne äußere Einflussfaktoren, wie zum Beispiel dem Wechsel von Hell und Dunkel, einem 24-Stunden-Takt (Ernährungsumschau, 2018). Fast in jedem Gewebe und jedem Organ des Körpers ist eine innere Uhr integriert, sodass Funktionen und Vorgänge zu einem bestimmten Zeitpunkt ablaufen können. Im Vorderhirn befindet sich der Nucleus suprachiasmaticus. In diesen speziellen Nervenzellen liegt die sogenannte „Master Clock“, also der Haupttaktgeber unseres Körpers (Findeklee, 2018). Weitere innere Uhren befinden sich in der Leber, im Fettgewebe und der Bauchspeicheldrüse. Die Menschheit unterliegt einem ganzen Spektrum an biologischen Rhythmen, die alle aufeinander abgestimmt sind (Langbein, 2015). Einer dieser Rhythmen wird als zirkadianer Rhythmus bezeichnet. Zu diesem Rhythmus gehört u. a. der bekannte Tag-Nacht-Rhythmus. Ein weiterer Rhythmus der Chronobiologie ist der ultradiane Rhythmus. Im direkten Vergleich zum zirkadianen Rhythmus ist der ultradiane Rhythmus viel kürzer und steuert wiederholende Prozesse wie Herzschlag, Atmung oder das immer wiederkehrende Hungergefühl. Grundsätzlich wird zwischen inneren Rhythmen und exogenen Rhythmen unterschieden. Exogene Rhythmen sind Einflüsse durch die äußeren Faktoren der Umwelt. Die richtige Synchronisation von exogenen und inneren Rhythmen ist sehr wichtig. Störungen dieser Synchronisation können Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden haben (Fauteck & Platzer, 2017). Demzufolge können die Folgen von Schlafstörungen und psychischen Problemen bis hin zu Müdigkeit und Leistungsschwäche variieren, wenn der Alltag über einen längeren Zeitraum gegen die innere Rhythmik vollzogen wird (Siedentopp, 2015). Exemplarisch hierfür ist das bekannte Szenario des Jetlags, der durch das Reisen in eine andere Zeitzone entstehen kann. Plötzlich stimmt die innere Uhr mit der neuen Zeitzone nicht mehr überein, sodass Reisende starke Erschöpfungszustände und Müdigkeit verspüren. Bei sehr starken Schwankungen kann ein Jetlag bis zu einer Woche anhalten. Solange kann es dauern, bis sich der Körper wieder synchronisiert hat. Die Chronobiologie weckt mittlerweile das Interesse vieler Wissenschaftler, die sich das Prinzip für diverse Anwendungsbereiche zunutze machen. Aufgrund dessen untersuchen Wissenschaftler, zu welchem Tageszeitpunkt Medikamente eingenommen oder verabreicht werden sollten, um eine optimale Wirkung hervorzurufen. Wissenschaftler und Medizinern ist nun bewusst, dass die gleichen Medikamente mit der gleichen Dosierung unterschiedlich wirken können, je nachdem zu welcher Tageszeit sie verabreicht werden. Eine Studie aus dem Jahr 2016 ergab, dass das Trinken von Gift am Vormittag tödlicher sein kann als die gleiche Dosis Gift am Abend (Carroll et al., 2012). Auch für Krebspatienten macht es einen Unterschied, zu welchem Zeitpunkt am Tag die Chemotherapie durchgeführt wird (Dallmann, Okyar & Lévi, 2016). Andere Anwendungsbereiche der Chronobiologie sind u. a. in der Genetik, Endokrinologie, Ökologie, Sportmedizin und in der Psychologie.
3.1.2 Zirkadianer Rhythmus
Einer der bekanntesten Rhythmen ist der zirkadiane Rhythmus oder auch 24-Stunden- Rhythmus genannt. Das Wort „circadian“ setzt sich aus den lateinischen Begriffen „circa“ („ungefähr“) und „dies“ („Tag“), also 24 Stunden, zusammen (Ernährungsumschau, 2018). Gleichzeitig gehört dieser Rhythmus zu einem der größten Regulierungssysteme im menschlichen Körper (Greger, 2020). Es ist ein Rhythmus, der eine Periodenlänge von einem Tag aufweist. Dazu gehören viele alltägliche Vorgänge, die sich mit einem Abstand von 24 Stunden wiederholen. Praktisch unterliegt jedes Lebewesen diesen zirkadianen Rhythmen. Dementsprechend wiesen Forschungsergebnisse innere Uhren bei kleinsten Organismen nach. 1988 fand Carl Johnson von der Vanderbilt University (USA) heraus, dass sich Zyanobakterien schneller vermehren, wenn sie einen geregelten Hell-Dunkel-Rhythmus aufweisen und die Synchronisation der inneren Uhren mit den exogenen Rhythmen übereinstimmt (Findeklee, 2018). Zu den Vorgängen der zirkadianen Rhythmen zählen u. a. der Schlaf-Wach-Rhythmus, die Körpertemperatur, die Hormonproduktion, Schmerzempfindlichkeit, Leistungsfähigkeit und der Blutdruck (Rodenbeck, 2020). Im vorigen Abschnitt wurde schon der Master-Zeitgeber erwähnt, der bildlich mit dem Dirigenten eines Orchesters verglichen werden kann und dafür sorgt, dass alle anderen inneren Uhren synchronisiert zusammenarbeiten bzw. im Einklang bleiben. Darunter fällt auch die Wahrnehmung des Hell-Dunkel-Wechsels und dessen Synchronisation mit den zirkadianen Systemen. Hinsichtlich dieser Synchronisation benötigen Menschen kurzwelliges blaues Licht. Der Transport dieses Lichts erfolgt durch den re- tinohypothalamischen Trakt (RHT) und wird anschließend von dem Neurotransmitter Vasoactive Intestinal Polypeptide (VIP) vermittelt. Aus den Raphekernen kommen Zuflüsse an Informationen der GABAerge über den genikulohypothalamischen Trakt (GHT). Weitere Rückkopplungen auf den Nucleus suprachchiasmatieus werden durch die Melatoninproduktion, die Körperkerntemperatur oder soziale Faktoren beeinflusst. Der Hypothalamus vermittelt die Körperkerntemperatur der zirkadianen Systeme. In der folgenden Abbildung wird der Vorgang der Synchronisation der zirkadianen Systeme mit dem Hell-Dunkel-Rhythmus grafisch veranschaulicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Synchronisierung zirkadianer Systeme mit dem Hell-Dunkel-Wechsel (eigene
Darstellung, modifiziert nach Rodenbeck, 2020, o. S.)
3.1.3 Chronotypen
Basierend auf dem Prinzip der Chronobiologie werden Menschen in verschiedene „Typen“ eingeteilt. Der sogenannte „Chronotyp“ charakterisiert, welchem Schlafrhythmus ein Mensch unterliegt. Hierbei gibt es die Frühaufsteher, auch „Lerchen“ genannt, und auf der anderen Seite die Menschen, die spät am Abend bzw. in der Nacht am leistungsfähigsten sind, auch als „Eulen“ bezeichnet. Es gibt auch noch andere Typen, die sich als eine Mischform aus beiden Chronotypen ergeben. Ein Test mit 130 Teilnehmern erbrachte darüber hinaus eindeutige Ergebnisse, dass es nicht nur zwei, sondern sogar vier unterschiedliche Typen gibt sowie unzählige Variationen in Form von Mischtypen, die jeweils unterschiedliche Ausprägungen aufweisen (Findeklee, 2018, S.31). Es wurden bereits mehr als 20 unterschiedliche Gene entdeckt, die die inneren Uhren beeinflussen können. Im Laufe des Lebens ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass sich der Chronotyp verändert. Oft werden Kinder den Chronotypen der „Lerchen“ zugeordnet. Im Jugendalter kann es passieren, dass der Chronotyp sich zu dem einer „Eule“ verändert. Im Erwachsenenalter entwickelt sich der Chronotyp wieder zurück in den Chronotyp der „Lerche“ (Roenneberg et al., 2004). Daher kommt auch die Vermutung, dass sich Großeltern und Enkelkinder so gut verstehen, da sie demselben Chronotyp unterliegen. Zur Bestimmung des eigenen Chronotyps werden spezielle Fragebögen verwendet. Ein verwendeter
Fragebogen für die Berechnung des Chronotyps ist der „Munich ChronoType Question- naire“: Bei diesem Fragebogen müssen Fragen zum eigenem Schlaf-Wach-Verhalten an freien Tagen sowie Arbeitstagen beantwortet werden. Entsprechend der Antworten erfolgt die Berechnung des jeweiligen Chronotyps (Roenneberg, Wirz-Justice & Merrow, 2003).
3.1.4 Einflussnahme des modernen Lebensstiles auf den zirkadianen Rhythmus
Der zirkadiane Rhythmus besitzt die Eigenschaft, dass er auch ohne äußere Einflüsse (zum Beispiel den Hell-Dunkel-Wechsel) eigenständig funktionieren kann. Durch Experimente wurde herausgefunden, dass Menschen eine innere Uhr besitzen und auch ohne die Informationen von Licht und Zeit einen eigenen 24-Stunden-Rhythmus entwickeln. Trotzdem reagieren die inneren Uhren auf äußere Faktoren. In der heutigen Zeit fällt es den Menschen immer schwerer, mit Rücksicht auf die innere Uhr den Alltag zu gestalten. Zu den äußeren Faktoren, die unsere innere Uhr beeinflussen können, zählen u. a. künstliches Licht, Temperatur, das Reisen, Schichtarbeit oder Arbeitszeiten im Allgemeinen sowie die Nahrungsaufnahme. Auf die genannten Faktoren soll im Folgenden genauer eingegangen werden.
Das Licht spielt eine entscheidende Rolle für die innere Uhr und stellt deshalb einen der stärksten äußeren Zeitgeber dar. Viele Menschen halten sich durch den Arbeitsalltag größtenteils im Innenbereich auf. Das gilt insbesondere für die Berufstätigen in den Industriestaaten. Der durchschnittliche Europäer verbringt etwa zwei Stunden am Tag draußen. Diese Menschen sind von den natürlichen Lichtverhältnissen abgeschirmt, was auf Dauer negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Körpers sowie der Psyche hat. Bei der normalen Innenbeleuchtung geht man ungefähr von 50 bis 500 Lux aus; im Gegensatz dazu beträgt das natürliche Licht zwischen 8.000 und 100.000 Lux. Erst ab etwa 1.000 Lux kann das chronobiologische Steuerungssystem beeinflusst werden. Weitere Folgen des Lichtmangels können Schlafstörungen, Energielosigkeit und schwere Depressionen sein. Ein weiteres Problem zur Thematik des Lichts stellt das immer mehr vorhandene künstliche Licht dar, sodass man heutzutage von einer „Lichtverschmutzung“ sprechen kann. Darüber hinaus enthält das verwendete künstliche Licht einen hohen Blauanteil. In der chronobiologischen Forschung wurde herausgefunden, dass Licht mit unterschiedlichen Farbanteilen auch unterschiedliche Auswirkungen auf die innere Uhr und die Produktion bestimmter Hormone, wie zum Beispiel das Melatonin, haben kann. So hat das Licht mit großem Anteil von Rot und Gelb eine schonende Wirkung auf die Produktion von Melatonin, während blaues Licht die Produktion von diesem Schlafhormon wieder unterbricht. Dieses künstliche Licht funktioniert als Dauerbeleuchtung und ermöglicht, dass Menschen auch nachts arbeiten oder unterwegs sein können.
Einen weiteren Faktor des modernen Lebensstils stellt die Schichtarbeit dar, in der Berufstätige nachts arbeiten. Nach der biologischen Uhr sind die Menschen tagsüber arbeitsfähig und in der Nacht stellt sich der Körper auf die Schlafperiode ein. Die Körpertemperatur sinkt, Melatonin wird produziert und Leptin wird ausgeschüttet. Dies sind nur einige der Abläufe, die sich während der Nacht im Körper vollziehen. Bereits einige Studien untersuchten die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen der Nachtschichten auf den Körper. Die Untersuchungsergebnisse zeigen oft ähnliche Resultate. In einer aktuellen Studie wurde herausgefunden, dass Nachtschichten negative Auswirkungen auf die Leis- tungs- und Konzentrationsfähigkeit haben können (Caruso, 2014). Darüber hinaus erhöht sich das Risiko für chronische Krankheitsbilder, u. a. für Stoffwechselerkrankungen, die sich im Laufe der Zeit durch ein gestörtes zirkadianes System entwickeln können (Findeklee, 2018, S. 19).
Durch den modernen Lebensstil müssen sich die vielen verschiedenen Chronotypen gegen den eigenen inneren Rhythmus ausrichten. Diese Zeitanpassung gegen die biologische Uhr wird auch als sozialer Jetlag bezeichnet und kann den Ergebnissen neuerer Forschung zufolge ernstzunehmende Auswirkungen auf die Gesundheit haben (Urbina, 2016). Der soziale Jetlag ist nicht zu verwechseln mit der anderen Art von Jetlag, der entsteht, wenn Menschen in verschiedene Zeitzonen reisen. Im vorigen Abschnitt wurde bereits auf die Unterschiede der verschiedenen Chronotypen eingegangen, die in Frühaufsteher oder „Lerchen“ und in Nachtschwärmer oder „Eulen“ aufgeteilt werden. In der heutigen Zeit richten sich die externen Uhren nicht nach den biologischen Rhythmen jedes einzelnen Menschen. Die Arbeit und die Schule beginnen in den frühen Morgenstunden und wiederum halten Freizeitaktivitäten davon ab, rechtzeitig ins Bett zu gehen. Die Folgen von zu wenig Schlaf sind gesundheitliche Schäden, die sich körperlich und auch psychisch bemerkbar machen (Wittman et al., 2006). Dieses Ungleichgewicht des inneren Rhythmus wirkt sich auch auf die Nahrungsaufnahme aus. Die Nahrungsaufnahme findet immer unregelmäßiger und undurchdachter statt. Vor allem wird meist durch lange Ar- beits- und Schultage erst sehr spät am Tag gegessen. Der heutige Lebensstil veranlasst die Menschen dazu, Mahlzeiten ausfallen zu lassen bzw. zu verschieben, im Stehen zu essen oder ungeplante ungesunde Lebensmittel zu konsumieren. Diese Ernährungsweise kann zu Fettleibigkeit und Stoffwechselstörungen führen. Anhand durchgeführter Studien fanden Forscher heraus, dass sich mit der Unregelmäßigkeit von Mahlzeiten auch der Blutzuckenhythmus beeinflussen lässt. Zusätzlich werden auch die Insulinsensibilität und nahrungsinduzierte Thermogenese negativ beeinflusst, in dem sie in ihrer Funktionalität nachlassen (Farshchi, et al., 2004).
3.2 Übergewicht und Adipositas
3.2.1 Definition von Übergewicht und Adipositas
Das Robert Koch-Institut definiert Übergewicht als ein über das Normalmaß hinausgehendes Körpergewicht bei gegebener Körpergröße (RKL 2015). Dabei spielt der erhöhte Fettanteil eine entscheidende Rolle. Hat ein Mensch sehr starkes Übergewicht, bezeichnet man diese Art von Fettleibigkeit als Adipositas. Adipositas wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Krankheit angesehen. Adipöse Menschen weisen ein erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten auf. Darunter fallen Krankheiten wie beispielsweise Diabetes melliüis Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Altersdemenz und Krebserkrankungen sowie Herzinfarkte und Schlaganfälle. Zur- Feststellung von Übergewicht oder Adipositas wird oft der Body-Mass-Index (BMI) angewendet. Dieser gilt als Maß und berechnet das Verhältnis von Körpergewicht zum Quadrat der Körpergröße (kg/m2). Eine differenzierte Betrachüing der Körperzusammensetzung ist bei der Anwendung des Body-Mass-Index nicht möglich, da er den Anteil von Fett- und Mus- kehnasse nicht berücksichtigt. So kann ein 1,70 rn großer Mann ein Gewicht von 80 kg auf die Waage bringen und gilt mit einem BMI von 27,7 kg/m2 als übergewichtig. Doch bei dieser Berechnung ist nicht klar, ob dieser Mann sehr- viel Muskelmasse besitzt und aus diesem Grund mehr" wiegt. Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass die Definition von Übergewicht nicht immer durch den BMI bestimmt werden kann. In der folgenden Tabelle werden die Gewichtsklassifikationen bei Erwachsenen anhand des Body-Mass-In- dex dar gestellt.
Tabelle 1: Gewichtsklassifikationen bei Erwachsenen anhand des Body-Mass-Index (BMI)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2.2 Ursachen von Übergewicht und Adipositas
Fettleibigkeit ist weltweit zu einem zentralen Gesundheitsproblem geworden. In Deutschland, der Schweiz und in Österreich ist schon fast jeder zweite Mensch übergewichtig. Laut Studien könnte es sogar dazu kommen, dass 2030 über 50 Prozent der Bevölkerung in Europa adipös sein wird (Webber, et al., 2014). Die Ursachen für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas können sehr unterschiedlich sein. In der Regel bekommt der Körper zu viel Energie in Form von Kalorien und verbraucht verhältnismäßig zu wenig davon. Es entsteht eine positive Kalorienbilanz und der Körper nimmt an Gewicht zu. Weiterhin wird als Modell zur Erklärung die Set-Point-Hypothese herangezogen. Jeder Mensch hat seinen eigenen individuellen Set-Point, um das Körpergewicht zu stabilisieren und eine Balance zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch zu bewirken. Das Gewicht bleibt auf einem bestimmten Level. Dennoch können verschiedene Faktoren verursachen, dass eine Dysbalance zwischen der Aufnahme und dem Verbrauch von Kalorien entsteht (Korczak, 2013).
Tiefer liegende Ursachen können u. a. genetische Veranlagungen sein. Anhand genetischer Untersuchungen wurde herausgefunden, dass der Body-Mass-Index von adoptierten adipösen Kindern einen engen Zusammenhang mit dem BMI der leiblichen Eltern aufweist, und weniger dem BMI der Adoptiveltern entspricht (Stunkard et al., 1986). Auch Zwillingsstudien zeigten eine genetische Veranlagung von 60 bis 80 Prozent der BMI-Varianz (Hebebrand, Bammann & Hinney, 2010). Zu wenig Bewegung im Alltag kann ein weiterer Indikator für Übergewicht sein. Der moderne Lebensstil veranlasst viele Menschen dazu, weniger Bewegung in den Alltag zu integrieren, sodass weniger Energie verbraucht wird. Aufgenommene Kalorien werden unter anderem im Körper für die Erhaltung lebenswichtiger Organe verwendet. Diese aufgenommene Energie nennt man Grundumsatz. Er beschreibt die Kalorienanzahl, die Menschen brauchen, um lebenswichtige Funktionen im Körper zu erhalten. Der Grundumsatz kann nicht durch zusätzliche Bewegung beeinflusst bzw. gesteigert werden. Nur die Zunahme von Muskelmasse kann den Grundumsatz erhöhen, sodass mehr Kalorien im Ruhezustand verbrannt werden. Durch Bewegung und Sport lassen sich aufgenommene Kalorien, die über den Grundumsatz hinausgehen, wieder verbrauchen. Eine zu hohe Kalorienaufnahme in Kombination mit einem zu geringen Verbrauch führt dazu, dass die überschüssige Energie in den Fettzellen gespeichert wird. Die Folge ist eine Gewichtszunahme. Psychologische Hintergründe, wie zum Beispiel Depressionen oder Essstörungen, sind auch mögliche Ursachen für Übergewicht und Adipositas. Gefühle, Ängste und Sorgen können das Essverhalten negativ beeinflussen und sorgen dafür, dass Menschen über das Sättigungsgefühl hinaus Nahrung aufnehmen. Eine weitere wichtige Rolle spielen die sozialen Einflüsse. Es wurde festgestellt, dass Übergewicht und Adipositas in den unteren sozialen Schichten häufiger auftritt als in den oberen sozialen Schichten. Das kann mehrere Gründe haben. Zum einen ist das Schlanksein in den oberen sozialen Schichten oft ein wichtiger Bestandteil der gesundheitlichen Normvorstellungen (Benecke & Vogel, 2003). Übergewicht findet dort mehr Ablehnung. Auch die Begeisterung für sportliche Betätigung ist in den oberen Schichten häufiger gegeben. Aufgrund finanzieller Probleme werden in den unteren Schichten wenig frische, unverarbeitete Lebensmittel gekauft. Es werden mehr Konserven und Fertiggerichte gekauft, die viele gesättigte Fettsäuren, Zucker und Konservierungsstoffe enthalten. Zeitmangel und die schnelle Verfügbarkeit von ungesunden Lebensmitteln in Fast-Food-Restaurants, Bäckereien und Cafés verführen die Menschen ebenfalls dazu, mehr hochkalorische Kost zu verzehren. Dazu kommt dann noch zu schnelles und hastiges Essen, sodass Sättigungsgefühle nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Auch verschiedene Medikamente (z. B. Neuroleptika, Antidiabetika, Betablocker und Antidepressiva) können zu einer Gewichtszunahme führen. Es gibt noch viele weitere Ursachen, warum Menschen übergewichtig oder adipös werden. Genaue Ursachen sind schwer festzulegen und konnten bisher auch wissenschaftlich noch nicht bestätigt werden.
3.2.3 Folgen von Übergewicht und Adipositas
Menschen mit Adipositas und/oder Übergewicht haben ein höheres Risiko, an Folgekrankheiten zu erkranken. Zu den medizinischen Krankheitsbildern zählen u. a. Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Krebs (Kyrgiou et al., 2017), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Altersdemenz. Weitere körperliche Beschwerden sind oft Kurzatmigkeit, starkes Schwitzen und schnelle Ermüdbarkeit. Dabei kommt es nicht nur auf die Essgewohnheiten an, sondern auch auf die Fettverteilung bzw. das Bauchfett oder auch viszerales Fett genannt. Denn je nach Fettverteilung besteht ein höheres Risiko für die genannten Folgeerkrankungen (DAHTA). Um das Risiko für Folgeerkrankungen besser einschätzen zu können, werden Messmethoden wie der Body-Mass-Index angewendet. Eine genauere Methode zur Einschätzung stellt der Taillen-Hüftumfang dar. Dieser dient unter anderem auch für die Bestimmung des Fettverteilungsmusters. Verschiedene Studien zeigten, dass das Bauchfett eine entscheidende Rolle bei der Frage spielt, ob adipöse Menschen an Diabetes mellitus Typ 2 erkranken (Mandel, o. J.). Bei Diabetes mellitus Typ 2 ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Der Grund für die dauerhafte Erhöhung ist meistens ein Überangebot an Glukose im Körper. Im Bauchfett befinden sich Zellen, die verschiedene Hormone ausschütten, sodass eine zusätzliche Beeinflussung der Insulinproduktion entstehen kann.
Zu viel Gewicht belastet auch Knochen, Sehnen und Bänder im Körper. Die Folgen sind oft orthopädische Beschwerden, u. a. Rücken- und Gelenkschmerzen, Fehlstellungen der Gelenke oder Arthrose. Oft sind adipöse Menschen aufgrund dieser Beschwerden im Alltag stark eingeschränkt. Im schlimmsten Fall kann deutliches Übergewicht sogar zum Tod führen (Greenberg, 2013; Twig et al., 2016).
3.2.4 Einflussnahme der Chronobiologie auf das Körpergewicht
In der heutigen Zeit werden Übergewicht und Adipositas oft mit einer zu hohen Energiezufuhr in Verbindung gebracht. Neue Studien und Forschungsergebnisse zeigen, dass nicht nur die Kalorienzufuhr Übergewicht und Adipositas verursacht, sondern auch die Nahrungsaufnahme zum falschen Zeitpunkt. Die zirkadianen Rhythmen beeinflussen и. a. auch viele metabolische Prozesse, was die Vermutung bekräftigt, dass die Chronobiologie mit dem Ernährungsverhalten und der Gesundheit zusammenhängt (Ernährungsumschau, 2018). Dass der Zeitpunkt von Mahlzeiten einen Einfluss auf die Entwicklung des Körpergewichts hat, zeigen durchgeführte Studien mit Mäusen. In einer der ersten Studien wurden die Nagetiere in zwei Gruppen eingeteilt. Beide Gruppen erhielten die gleiche Nahrung, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Die eine Gruppe bekam die Nahrung in der Nacht und die andere wurde am Tag gefüttert. Mäuse sind nachtaktive Tiere und essen normalerweise nur in der Nacht nach ihrer biologischen Uhr. Die Gruppe derer, die tagsüber aßen, nahm während des Experiments mehr an Gewicht zu als die Gruppe, die nachts gefüttert wurde. Obwohl sich die Kalorienmenge beider Gruppen nicht unterschied, nahm die eine Gruppe mehr Gewicht zu als die andere. Der einzige Unterschied in diesem Experiment war der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme (Arble et al., 2009). Ein ultradianer Rhythmus, der regelmäßig im Körper stattfindet, ist das immer wiederkehrende Hungergefühl. Normalerweise tritt dieses Gefühl ca. fünf bis sechs Stunden nach der letzten Mahlzeit auf. Während dieser Stunden wird im Körper das Sättigungshormon Leptin freigesetzt. Dieses Hormon wird vor allem nachts in ausreichender Menge produziert, um die Sättigung über viele Stunden aufrechtzuerhalten. Zwischen den Mahlzeiten sinkt der Insulinspiegel ab und die Fettverbrennung wird erhöht. Eine zu häufige Nahrungsaufnahme unterbricht das Weitertransportieren der letzten Mahlzeitenreste (Siedentopp, 2015). Ein ständig erhöhter Insulinspiegel hemmt den Fettabbau und ist auch für die allgemeine Gesundheit nicht förderlich. Die chronobiologische Ernährung gibt vor, dass man drei Mahlzeiten täglich einnimmt. Zwischen den Mahlzeiten wird nur Wasser getrunken, um den Insulinspiegel nicht negativ zu beeinflussen. Zwischenmahlzeiten sind in dieser Ernährungsform nicht vorgesehen, da sie nicht nur zusätzliche Kalorien bringen, sondern auch den Insulinspiegel erhöhen und den Abbau von Fett verhindern. Der menschliche Körper ist darauf ausgerichtet, dass der Insulinspiegel dreimal am Tag in die Höhe steigen soll. Viele Ernährungskonzepte geben vor, dass allein die Kalorienbilanz für die Gewichtsreduktion entscheidend ist. Nach dieser Aussage ist es nicht entscheidend, ob wir abends die größte Mahlzeit essen und auch die Zusammensetzung der Mahlzeiten ist demnach nicht wichtig. Dieser Aussage gegenüber stehen inzwischen zahlreiche Studien und Forschungsergebnisse, die über den Einfluss der Chronobiologie in Bezug auf das Körpergewicht durchgeführt wurden. In diesen Studien bzw. Forschungen wurde u. a. herausgefunden, dass neben dem Zeitpunkt auch die Zusammensetzung der Mahlzeit eine Rolle für die innere Uhr spielen kann. Nach der chronobiologischen Ernährung sollte das Frühstück aus komplexen Kohlenhydraten bestehen, die den Insulinspiegel nicht rasant ansteigen lassen. Das Mittagessen soll vorzugsweise eine Mischung aus Proteinen und Kohlenhydraten sein. Abends werden nur noch proteinreiche Lebensmittel verzehrt, die den Körper im Schlaf unterstützen und das Sättigungsgefühl fördern.
3.2.5 Einflussnahme verschiedener Hormone auf die Gewichtsregulierung
Der Körper besitzt einige Hormone, die in regelmäßigen Abständen freigesetzt werden. Diese regelmäßige Freisetzung wird aufgrund der inneren Rhythmik gesteuert. Dennoch haben auch exogene Faktoren einen Einfluss auf die Freisetzung, wie es zum Beispiel bei dem Hormon Insulin der Fall ist. In der folgenden Tabelle wird eine Übersicht der Hormone dargestellt, die einen Einfluss auf die Gewichtsregulation haben können, sowie im direkten Zusammenhang mit den inneren Uhren stehen.
Tabelle 2: Übersicht der Hormone, die das Gewicht beeinflussen (eigene Darstellung)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.3 Gewichtsreduktion
3.3.1 Gewichtsreduktion Definition
Bei einer Gewichtsrednktion findet der gegensätzliche Vorgang zur Gewichtszunahme statt. Das bedeutet, es werden mehr' Kalorien verbraucht als zugefiihrt. Ziel ist es bei einer Gewichtsreduktion, eine Verringerung des Körperfettanteils diuch die Herstellung einer negativen Energiebilanz zu bewirken. Ein höherer Verbrauch kann u. a. diuch viel Sport oder diuch eine geringe Kalorienzufuhr hervorgemfen werden. Oft werden diese beiden Faktoren kombiniert, um eine schnellere Gewichtsreduktion zu erzeugen. Diuch gezieltes Krafttraining kann der Muskelanteil erhöht werden. Ein größerer Anteil an Muskehnasse sorgt für einen höheren Grundumsatz mid somit auch für einen gesteigerten
Kalorienverbrauch. Im Jahr 2019 äußerten rund 6,63 Millionen Deutsche den Wunsch nach einer Gewichtsabnahme - im Gegensatz zu 30,6 Millionen Deutschen, die „kaum“ oder „überhaupt nicht“ den Wunsch hatten, Gewicht zu verlieren. Diese Ergebnisse entstanden bei einer Umfrage, die in Deutschland im Zeitraum von 2016 bis 2019 durchgeführt wurde (Pawlik, 2019).
3.3.2 Klassische Bestandteile von Ernährungsinterventionen zur Gewichtsreduktion
Es gibt viele verschiedene Ansätze, um eine Gewichtsreduktion zu erzielen. Oft ist die Gewichtsabnahme erfolgreich, doch die Herausforderung besteht bei der Gewichtsstabilisierung nach der Ernährungsumstellung (Bengel & Mittag, 2015). Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) hat Empfehlungen ausgesprochen, die die klassischen Bestandteile einer Intervention zur Gewichtsreduktion und eine Ernährungsumstellung beinhalten.
Nach Aussage der DAG sollte eine Ernährungsintervention aus den Bestandteilen der Bewegungs-, Verhaltens- und Ernährungstherapie bestehen. Zusammengefasst werden diese drei Bestandteile zu einem Basisprogramm zur Gewichtsreduktion. Jeder dieser Bestandteile ist entscheidend für eine erfolgreiche Gewichtsreduktion. Eine Kombination der drei Faktoren ist sinnvoller, als nur einen der Faktoren anzuwenden. Das wurde anhand systematischer Übersichtsarbeiten herausgefunden. Während der Behandlung beeinflussen sich die drei Bestandteile gegenseitig. Darüber hinaus sollte nach der Gewichtsreduktion eine Gewichtsstabilisierung angestrebt werden.
Im Rahmen der Ernährungstherapie bekommt der Abnehmwillige eine persönliche, individuelle Ernährungsempfehlung unter der Berücksichtigung seiner Lebensumstände. Die Lebensumstände der Menschen sind sehr unterschiedlich, sodass die Ernährungsempfehlungen in der Umsetzung variieren. Das Ziel bleibt für jede Person eine langfristige und erfolgreiche Ernährungsumstellung bzw. Gewichtsreduktion. Neben den Ernährungsempfehlungen gehört auch die Betreuung durch eine Ernährungsberatung. Diese kann in einer Gruppe erfolgen oder als Einzeltherapie. Ein wichtiger Punkt für die erfolgreiche Gewichtsreduktion ist die Eigenverantwortung der Personen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass der Betroffene über seine Ziele und im Rahmen der Ernährungsumstellung verständlich und neutral informiert wurde. Zusätzlich werden das berufliche und private Umfeld in die Beratung einbezogen. Das persönliche oder berufliche Umfeld kann einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg der Therapie haben und muss aus diesem Grund berücksichtigt werden. Für die Ernährungsumstellung empfiehlt die DAG eine Reduktion der aufgenommenen Kalorien. Dafür wird mit einem Defizit von 500 kcal pro Tag gearbeitet. Neben dem Kaloriendefizit wird ein längerer Zeitraum eingeplant, in dem die Betroffenen Gewicht verlieren sollen. Dieser Zeitraum darf nicht zu kurz angesetzt werden, um die Gesundheit der Menschen nicht zu gefährden. Um ein entsprechendes Kaloriendefizit pro Tag zu erreichen, können verschiedene Methoden angewendet werden. U. a. können Kohlenhydrate oder Fett in ihrer Konsumierung reduziert werden. Trotzdem darf eine Gewichtsreduktion nicht durch zu einseitige Ernährungskonzepte hervorgerufen werden, da diese die Gesundheit beeinträchtigen und Mangelerscheinungen entstehen können (DAG, 2014, S. 42-50).
Ergänzend zu einer Ernährungstherapie empfiehlt die DAG eine zusätzliche Bewegungstherapie. Bewegung und Sport haben einen positiven Einfluss auf den Energieverbrauch und erleichtern das Erzeugen eines Kaloriendefizits. Zudem hat körperliche Bewegung positive Auswirkungen auf Krankheitsbilder und die allgemeine Lebensqualität. Die Betroffenen sollen sich mehr als 150 Minuten in der Woche bewegen und dabei einen Verbrauch von 1.200 bis 1.800 kcal/Woche anstreben. Die sportliche Betätigung sollte nicht ausschließlich aus Krafttraining bestehen, sondern vermehrt aus einem ausdauerorientierten Sportprogramm, das geeigneter für die Gewichtsreduktion ist. Bei stark übergewichtigen und adipösen Menschen müssen die Kontraindikatoren berücksichtigt und ihre Vermeidung sichergestellt werden. Das gilt insbesondere für Personen, die einen BMI über 35 kg/m2 aufweisen. Für diese Betroffenen sollten Sportprogramme eingesetzt werden, die die Gelenke schonen und den Bewegungsapparat nicht zu stark belasten. Weiterhin empfehlen die Experten, dass körperliche Aktivität auch in den Alltag eingebunden werden sollte, um zusätzliche Kalorien zu verbrauchen. Als Beispiel können Betroffene die Treppe anstelle des Aufzugs nutzen, unter der Voraussetzung, dass es die körperliche Verfassung zulässt. Individuelle Zielsetzungen, die realistisch und umsetzbar sind, dienen jedem Betroffenen als Grundlage der Therapie. Außerdem wird empfohlen, dass die körperliche Aktivität langfristig beibehalten und in den Alltag integriert werden sollte (DAG, 2014, S. 50-53).
Als dritter klassischer Bestandteil gilt die Verhaltenstherapie. Diese Therapie ist ein wichtiger Faktor, um das Gewicht dauerhaft stabilisieren zu können und nicht wieder in alte Verhaltensmuster zu verfallen. Während der Verhaltenstherapie lernen die betroffenen Personen spezielle Methoden anzuwenden, um ihr Verhalten systematisch zu verändern. Eine Therapie in dieser Form kann, ähnlich wie in der Ernährungstherapie, in einer Gruppe oder als Einzeltherapie durchgeführt werden. Bei der Verhaltenstherapie müssen einige Punkte berücksichtigt werden: die Vorgeschichte, die Motivationslage, soziale Bedingungen und die Rolle bzw. Funktion der Nahrungsaufnahme. Die Vorgeschichte kann u. a. die Gewichtsentwicklung, frühere Abnehmversuche, Mobbing und das eigene Selbstwertgefühl umfassen. Zu den sozialen Bedingungen zählen Familie, Freunde oder Bekannte. Die Rolle und Funktion der Nahrungsaufnahme können von Fressattacken zu Schuldgefühlen bis hin zu Entspannungs- oder Belohnungsgefühlen variieren. Es finden verschiedene verhaltenstherapeutische Strategien und Interventionen ihren Einsatz, um die Gewichtsreduktion zu unterstützen. Dazu zählen u. a. diese folgenden Elemente: Selbstbeobachtung von Verhalten und Fortschritt, Zielvereinbarungen, Problemlösungsstrategien, Rückfallprävention, soziale Unterstützung, Belohnung von Veränderungen oder Strategien für den Umgang mit wieder ansteigendem Gewicht (DAG, 2014, S. 54-55).
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