Wie kann die Nachhaltigkeit in die berufliche Bildung integriert werden?


Hausarbeit, 2019

19 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Bildungsbegriffund Bildungstheorien
2.1 Die Entwicklung des Bildungsbegriffs
2.2 Die Entwicklung der Bildungstheorien

3. Die Bedeutung des Berufs in der beruflichen Bildung
3.1 Der Berufsbegriff im Allgemeinen
3.2 Beruf ais Bildungsobjekt

4. Die Entwicklung des Nachhaltigkeitsgedanken
4.1 Kerngedanken einer nachhaltigen Entwicklung
4.2 Die Integration der Idee der Nachhaltigkeit in der Bildung

5. Die Übertragung der BNE auf die berufliche Bildung

6. Problemstellungen bei der Einführung des Nachhaltigkeitsaspekts in die berufliche Bildung

7. Fazit

1. Einleitung

Das Zitat des Dalai Lama: „Leben, arbeiten und wirtschaften mit der Natur und nicht mehr länger gegen die Natur ist unser größter Lernprozess.“, zeigt die Notwendigkeit, den Nachhaltigkeitsaspekt in unseren Alltag und in die Bildung zu integrieren. Die Frage inwieweit der Nachhaltigkeitsgedanke in die berufliche Bildung integriert werden kann, und so dem gerade zitierten Ziel entgegenzukommen, wird in dieser Arbeit diskutiert. Zunächst wird der Bildungsbegriff historisch beleuchtet, um eine Grundlage für die anschließende Erläuterung der Bildungstheorien zu schaffen. Bei der Erörterung des Bildungsbegriffs wird auf die geschichtliche Entwicklung von den Anfängen im Neuhumanismus bis zur heutigen Zeit eingegangen. Hierzu werden die Ausführungen der Autoren Wolfgang Klafki, Hartmut von Hentig und Dietrich Hoffmann verwendet. Der zuvor erläuterte Bildungsbegriff findet sich in dem anschließenden Kapitel der Bildungstheorien wieder. In diesem Abschnitt werden exemplarisch die Bildungstheorien von Wilhelm von Humboldt und Wolfgang Klafki erläutert und deren Kernthesen herausgearbeitet. Die Bildungstheorien geben einen Überblick über die Aufgaben und Inhalte von Bildung und sind ein spätere Anknüpfungspunkt für die Integration der Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung. Im Anschluss an das Kapitel des Bildungsbegriffs und der Bildungstheorien wird die berufliche Bildung über den Berufsbegriff und den Stellenwert des Berufs für die berufliche Bildung dargestellt. Über eine kurze Einführung der Entwicklung des Berufsbegriffs wird die Komplexität und Vielfalt dieses Begriffes aufgezeigt. Dieser Versuch einer Definition ist Grundlage der anschließenden Diskussion welchen Stellenwert der Beruf heutzutage in der beruflichen Bildung einnimmt. Hier werden die Thesen, die für eine Bildung im Medium des Berufs plädieren wie die von der Autorin Laur-Ernst und den Autoren Rolf Arnold und Philipp Gonon, den Thesen, die das duale System und somit den Beruf als Bildungsobjekt kritisieren wie die von der Autorin Ingrid Lisop und den Autoren Karlheinz Geissler sowie Martin Baethge, gegenübergestellt. Diese Diskussion ist ein weiterer Anknüpfungspunkt der Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung, da dieses Bildungssystem auf den Bereichen Beruf und Bildung aufbaut. Das folgende Kapitel beinhaltet einen Überblick über die Themen der Nachhaltigkeit sowie einen Ansatz zur Integration der Nachhaltigkeit in die allgemeine Bildung. Hierzu werden die Autoren Gerd Michelsen sowie Gerhard de Haan zietiert und deren Sichtweisen zusammengefasst. Aus diesem Konzept der Nachhaltigkeit in der Bildung bzw. der Bildung für nachhaltige Entwicklung werden im Anschluss Verknüpfungen zu den eingangs beschriebenen Bildungstheorien sowie zu dem von Gerhard de Haan vorgeschlagenen Lernkonzepten für nachhaltige Bildung in Bezug auf die Integration des Nachhaltigkeitsgedanken in der beruflichen Bildung hergestellt. Es werden Parallelen zu beiden Bestandteilen der beruflichen Bildung, somit sowohl zu den Bildungstheorien als auch zu den Aspekten derWirtschaft hergestellt sowie ein Einblick in die praktische Einbettung der Bildung für nachhaltige Entwicklung in den ökonomischen Unterricht in Anlehnung an Andreas Fischer gegeben. Die Schwierigkeiten, den Nachhaltigkeitsaspekt in die berufliche Bildung zu integrieren, wird über die Ausarbeitungen von Andreas Fischer im vorletzten Kapitel aufgezeigt. Dabei stehen die beiden Akteure der beruflichen Bildung, die Wirtschaft und die Bildung, sowie deren Umgang mit dem Nachhaltigkeitsaspekt im Fokus.

2. Bildungsbegriffund Bildungstheorien

2.1 Die Entwicklung des Bildungsbegriffs

Der Bildungsbegriff ist ein schwer fassbarer Begriff, für den es keine alleinstehende und gültige Definition gibt. Auf die Entwicklung des Bildungsbegriffs wie er schon von Platon über sein Höhlengleichnis in seinem Werk Politeia um das Jahr 409 v.Chr. geprägt würde sowie auf die ersten Definitionen im pädagogischen Sinne zurZeit des Humanismus wie beispielsweise bei Erasmus von Rotterdam in seinem Werk „Über die Notwendigkeit einer frühzeitigen Unterweisung der Knaben“ aus dem Jahr 1529, der das menschliche Glück in den Gründen Naturanlage, Lehre und Übung sah und somit den Stellenwert der Bildung als Weg zum Glück definierte und auch die Ansichten von Johann Amos Comenius um das 17. Jahrhundert, der erstmalig von einer Allgemeinbildung schrieb, indem er den Satz alle alles allseitig lehren verfasste, wird nicht im Detail eingegangen (vgl. Hoffmann, 1999, S. 15-18).

Es wird hier auf die Definitionen des Bildungsbegriffs wie er im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert geprägt wurde Bezug genommen. Der Zeitraum zwischen etwa 1770 und 1830 ist nach Wolfgang Klafki in philosophischer, literarischer und pädagogischer Hinsicht der Zeitraum mit dem spannungsreichsten Zusammenhang von Spätaufklärung, philosophisch-pädagogischem Idealismus, deutsch literarischer Klassik, Neuhumanismus und Teilströmungen der Romantik. In diesem Zeitraum wurde der Bildungsbegriff im pädagogischen Sinne geprägt (vgl. Klafki, 2007, S. 15). Nach Klafki sind der Kern der klassischen Bildungstheorie die Selbstbestimmung des Menschen und die Realisierung der Möglichkeit zur Selbstbestimmung, die er als ersten Moment der Bildung bezeichnet. Hierzu zitiert er Immanuel Kants bekanntes Werk „Was ist Aufklärung?“ von 1784, welches die Selbstbestimmung des Denkens prägnant mit den Sätzen: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen ist also der Wahlspruch der Aufklärung“ darstellt (Kant 1968, zit. nach Klafki, 2007, S. 19 f). Ein weiteres Moment des klassischen Bildungsbegriff umschreibt Klafki u.a. mit den Bergriffen Humanität, Menscheheit und Allgemeines. Er sieht allgemeine Bildung in der klassichen Bildungstheorie als Bildung für alle. Dieser Gedanke beruht auf den Überlegungen von Wilhelm von Humboldt, welcher in seiner Tätigkeit als Bildungspolitiken 1809/1810 den „Litauischen Schulplan“ entwarf und für eine Bildung für alle plädierte (vgl. Klafki, 2007, S. 20 f). So schrieb Humboldet, dass der gesamte Unterricht als schulische Form allgemeiner Bildung „nur ein und dasselbe Fundament“ haben dürfe, weil „der gemeinste Tagelöhner und der am feinsten Ausgebildete in seinem Gemüt ursprünglich gleich gestimmt werden“ müsste (Humboldt, zit. Nach Klafki, 2007, S. 21). Aufdiese Aussage sowie auf die Bildungstheorie Humboldts im allgemeinen wird im folgenden Kapitel näher eingegangen.

Die Anschichten zur Bildung, die ebenfalls dieser Zeit entsatmmen und sich im Kerngedanken mit den oben genannten Momenten der Bildung decken, wie beispielsweise die von Johann Gottfried Herder, Jean-Jacques Rousseau und Johann Heinrich Pestalozzi können aufgrund des Umfangs dieser Arbeit nicht ausführlich beschrieben werden (vgl. Hoffmann, 1999, S. 19­21).

Auch der Reformpädagoge Hartmut von Hentig beschäftigte sich in seinem Werk „Bildung - Ein Essay“ mit der Frage, was den Menschen bildet. Seine Antwort auf die soeben formulierte Frage lautet, dass alles den Menschen bilde, sofern Bildung als jegliche gewollte Formung des Menschen im Sinne des Verbes bilden verstanden wird (vgl. von Hentig, 1996, S. 13 f). Konkreter wird Hentig bei der Definition des Bildungsbegriffs in Anlehnung an die Vorstellungen Humboldts. So fasst Hentig die Definition der Bildung aus der Brockhaus Enzyklopädie wie folgt zusammen: „Bildung sei die Anregung aller Kräfte eines Menschen, damit diese sich über die Aneignung der Welt in wechselseitiger Ver- und Beschränkung harmonischproportionierlich entfalten und zu einer sich selbst bestimmenden Individualität oder Persönlichkeit führen, die in ihrer Idealität und Einzigartigkeit die Menschheit bereichere.‘‘ (vgl. von Hentig, 1996, S. 38). Auf seine näheren Ausführungen zu dieser Definition wird hier nicht näher eingegangen. Was jedoch nicht unerwähnt bleiben soll ist, dass auch Hentig die Vorstellungen Humboldts, wie auch Klafki, als Meilenstein in der Begriffsdefinition der Bildung sieht, wenn er schreibt, dass dem Wort Bildung seit der Zeit Humboldts das Moment der Selbstständigkeit, das Sich-Bildens der Persönlichkeit anhängt (vgl. ebd., S. 39). Hier wird deutlich, dass sowohl Klafki als auch Hentig, sich auf den Bildungsbegriff nach Humboldt in derAusarbeitung ihrerTheorien stützen.

2.2 Die Entwicklung der Bildungstheorien

Ähnlich schwierig wie die einheitliche Definition des Bildungsbegriffs verhält es sich mit der Einigung auf eine einheitliche Bildungstheorie, die notwendig umständlich sind, da es ihre Aufgabe ist, zu klären, was Bildung ist und wie sie sich begründet (vgl. von Hentig, 1996, S. 71). Folgt man den Gedanken des Pädagoge Herwig Blankertz so ist die Theorie der Bildungsinhalte (Didaktik) eine Korrektur der verschiedenen Auffassungen von Bildung (vgl. Blankertz, 1986, S. 36). Im Folgenden wird sich auf die Darstellung der Bildungstheorie von Wilhelm von Humboldt sowie aufdie von Wolfgang Klafki beschränkt.

Der Ausgangspunkt der Überlegungen Humboldts zur Bildung war die Frage nach dem Zweck dieser. Bezugspunkt ist hierfür das Innere des Menschen, seine Kräfte, d.h. seine Anlagen und Potenziale, die jeder Mensch in sich trägt und welche es zu entfalten bzw. zu bilden gilt (vgl. Koller 2008, 74 f). Die Umsetzung dieses Ziels der umfassenden und gleichmäßigen Bildung aller Kräfte zu einem Ganzen sieht Humboldt in der Entfaltung der Kräfte von innen und nicht durch eine Einwirkung von außen. Bildung ist seiner Ansicht nach nur möglich, indem der Mensch sich an einem Gegenstand abarbeitet, der außerhalb seiner selbst liegt. Die Wechselbeziehung zwischen Ich und Welt, also dem Verhältnis des Subjekts zu allem, was außerhalb seiner selbst liegt ist der Kern der Bildung. Diese Wechselbeziehung muss allgemein, rege und frei sein, wobei derAspekt der Freiheit hier im Vordergrund steht und die beiden anderen Aspekte erst ermöglicht. Der Aspekt der Freiheit zielt auf die bürgerlichen Freiheitsrechte und einen freien Zugang aller Menschen zu Bildung ab. Die Forderung die Wechselwirkung solle rege sein bezieht sich auf das Subjekt, welches sich das Wissen, also die Welt, aktiv und tätig aneignen soll. Die Welt nach Homboldt kann mit Nicht-Ich, also anderen Menschen, von Menschen geschaffenen Kulturgütern und Umwelt übersetzt werden. Die Bestimmung allgemein meint die Bildung in vielseitiger, abwechslungsreicher Umgebung, die den Menschen auf das Leben vorbereitet (vgl. ebd., 80-84). Diese Ansätze finden sich auch in dem litauischen Schulplan von Wilhelm von Humboldt verfasst im Jahr 1809 wieder, in dem es um die Frage geht wie öffentlicher Unterricht gestaltet und das Schulwesen organisiert werden solle. Wilhelm von Humboldt betrachtete die Trennung von allgemeiner und spezieller Bildung als unabdingbar, um die Bildung insgesamt nicht zu verunreinen (vgl. Kutscha, 2003, S. 331). In seinem Reformkonzept unterscheidet Humboldt drei Dimensionen der allgemeinen Bildung. Die erste Dimension stellt für ihn die formale Dimension der Bildung dar. In ihr unterscheidet er die allgemeine von der speziellen Bildung, indem er beiden einen gesonderten Grundsatz zuweist. So ist die Aufgabe der allgemeinen Bildung die Kräfte, d.h. den Mensch selbst zu stärken, zu läutern und zu regeln. Dem gegenüber hat die spezielle Bildung dieAufgabe, dem Menschen Fertigkeiten zurAnwendung zu vermitteln.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Wie kann die Nachhaltigkeit in die berufliche Bildung integriert werden?
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Note
1
Autor
Jahr
2019
Seiten
19
Katalognummer
V1163783
ISBN (eBook)
9783346567666
ISBN (Buch)
9783346567673
Sprache
Deutsch
Schlagworte
nachhaltigkeit, bildung
Arbeit zitieren
Christoph Mikat (Autor:in), 2019, Wie kann die Nachhaltigkeit in die berufliche Bildung integriert werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1163783

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