Neuropsychologische Grundlagen und Differenzialdiagnostik von Depression und Alzheimer-Demenz


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Zusammenfassung

1 Einleitung

2 Die Grundlagen der Demenz und der Depression
2. 1 Neurobiologische Grundlagen der Alzheimer-Demenz
2.1.1 Amyloid-Hypothese
2.1.2 Zerebrale Veränderungen
2.2 Biologische und neuropsychologische Grundlagen der Depression
2.2.1 Monoaminhypothese
2.2.2 Die Neuroplastizitäts-Theorie
2.2.3 Die neurobiologische Gegenüberstellung der pathologischen Prozesse von Demenz und Depression

3. Veränderung der neuropsychologischen Leistungen unter besonderer Berücksichtigung der kognitiven Funktionen bei der Alzheimer-Demenz und der Depression
3.1 Der Einfluss der Demenz auf die neuropsychologischen Funktionen
3.2 Der Einfluss der Depression auf die kognitiven Funktionen

4 Die neuropsychologische und klinische Differenzialdiagnostik von Alzheimer-Demenz und Depression

5 Die neurobiologische, neuropsychologische und psychopathologische Interaktion zwischen der Depression und der Alzheimer-Demenz
5.1 Das interaktive Modell von Depression und neurologischer Erkrankung
5.2 Die Frage nach Singularität und Komorbidität von Depression ohne/ mit Alzheimer- Demenz

6 Diskussion

7 Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Die kognitiven Defizite als Mediatorvariable der Depression und Demenz (eigene Darstellung)

Abbildung 2. Wechselwirkung zwischen Depression und zerebraler Strukturschädigung: modifiziert nach Sheline (2003, zitiert nach Beblo & Lautenbacher, 2006, S.16).

Abbildung 3. Singularität und Komorbidität von Depression und Alzheimer-Demenz (eigene Darstellung)

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 „Unterschiede im neurologischen Profil bei Depression und seniler Demenz vom Alzheimertyp“ (Beblo & Lautenbacher, 2006)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2 „Klinische Hinweise zur Unterscheidung von Demenz und Depression im Alter“ (Hegerl et al., 2001)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassung

Die Arbeit vergleicht die Depression und Alzheimer-Demenz auf neurobiologischer und psychopathologischer Ebene und schlussfolgert daraus differenzialdiagnostische Überlegungen. Für den klinischen Bereich werden neurobiologisch und neuropsychologisch fundierte Hinweise bei der diagnostischen Entscheidungsfindung gegeben. Explizit wird auf die Komorbidität von Depression und Alzheimer-Demenz und deren wechselseitige Bedingungsgefüge eingegangen. Des Weiteren wird die Bedeutung der Komplexität der syndromalen Zusammenhänge für eine theoretisch fundierte Diagnosestellung diskutiert. Es wurde deutlich, dass sich die Depression und die Alzheimer-Demenz in ihrer Psychopathologie durch neurobiologische Prozesse und neuropsychologische Evidenz in ihren Wechselwirkungen besser erklären lassen. Somit stellt sich dem/den Kliniker/-innen die Frage inwieweit das Zusammenspiel von hirnstruktureller Veränderung und Psychopathologie für die Störung verantwortlich ist.

1 Einleitung

Wie kommt es, dass so viele Menschen gleichzeitig an einer Depression und an einer Alzheimer-Demenz erkranken? Gibt es ähnliche neurobiologische, die Neuropathologie erklärende Mechanismen? Was ist der Grund, dass so viele Kliniker/-innen sich unsicher bei der Beantwortung der Frage sind, ob der/die Patient/-in in eine Demenz oder eine Depression hat? Diese Arbeit bietet eine synoptische Übersicht über die neuropsychologischen Grundlagen der Depression und Alzheimer-Demenz und geht zudem auf die neurobiologischen Entstehungsprozesse ein. Dabei werden auch Hypothesen interaktiver Entstehungsbedingungen formuliert.

Die beiden Erkrankungen treten häufig im hohen Alter auf und sind aufgrund ihrer ähnlichen Symptomatik schwer zu differenzieren (Steffens & Potter, 2008, zitiert nach Leyhe, Melcher, Linnemann, Klöppel & Hampel, 2018, S. 70). Im Folgenden wird erläutert, welche Überschneidungsbereiche vorliegen und wie eine Differenzierung der Erkrankungen möglich ist.

2 Die Grundlagen der Demenz und der Depression

Die Demenz ist eine neurodegenerative Hirnerkrankung. Sie ist fortschreitend und beeinträchtigt insbesondere die intellektuellen Leistungen und verändert die Persönlichkeit eines Menschen. Bereits in einem frühen Stadium kann die Emotionalität der betroffenen Person gestört und die Motivation beeinträchtigt sein. Schon in dieser Phase wirkt sich die Demenz auf die kognitiven Leistungen (u.a. das Gedächtnis, die Urteilsbildung, das Lernen und den sprachlichen Umgang) aus (Peper, 2020).

In der Diagnostik wird die Demenz nach der International Classification of Diseases – German Modification (ICD-10-GM) (Dilling, Mombour und Schmidt, 2015) in mehrere demenzielle Erkrankungen unterschieden. Im Folgenden beschränke ich mich auf die Darstellung der Alzheimer-Demenz. Auf die weiteren Demenz-Syndrome wie die vaskuläre Demenz, die Multiinfarktdemenz oder die frontotemporale Demenz gehe ich nicht näher ein (Peper, 2020).

Die Alzheimer-Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, von der, nach einer langsamen Ausbreitung, das gesamte Gehirn betroffen ist. Die Ursache für die Alzheimer- Demenz ist unbekannt. Es wird in ein frühes Auftreten (vor dem 65. Lebensjahr) und in ein spätes Auftreten (nach dem 65. Lebensjahr) differenziert (Peper, 2020). Die Klassifikation der Alzheimer-Demenz wird nach der ICD-10-GM (Dilling, Mombour und Schmidt, 2015) und dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) durchgeführt (American Psychiatric Association, 2013).

Die Depression hingegen gehört zu den affektiven Störungen. Ihr Schweregrad variiert in schwer-/ mittel-/ und leichtgradig. Sie lässt sich idealerweise durch ein multifaktorielles Modell erklären. Eine zentrale Rolle spielen dabei biologische Einflüsse wie genetisch bedingte Prädispositionen, Entwicklungsbedingungen, Bindungsstile und darüber hinaus emotional-kognitive Verarbeitungsmuster sowie eine maladaptive Verarbeitung belastender Situationen. Die Betroffenen leiden unter einer Beeinträchtigung der Gefühls- und Stimmungslage. Kernsymptome sind u.a. Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Kraftlosigkeit, Unlust sowie eine reduzierte Aufmerksamkeit und Konzentration. Dies hat oft negative Auswirkungen auf die interaktionellen Beziehungen, die allgemeine Leistungsfähigkeit – insbesondere im Berufsleben – sowie die Wahrnehmung diverser Situationen im Alltag. Das Risiko für suizidale Handlungen ist erhöht (de Vries & Petermann, 2020).

2.1 Neurobiologische Grundlagen der Alzheimer-Demenz

Im Folgenden werden ausgewählte neurobiologische Theorien zur Entstehung von Alzheimer- Demenz erläutert.

2.1.1 Amyloid-Hypothese

Bereits 20 Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome kommt es zu zwei primären Veränderungen im Gehirn: zu Neurofibrillen und senilen Plaques (Selkoe & Hardy, 2016). Beide Phänomene sind pathognomonisch für die Alzheimer-Demenz (Köhler, 2019). Die extrazellulären Plaques bestehen aus ß-Amyloid-Ablagerungen, welche bei der enzymatischen proteolytischen Spaltung von Amyloid-Präkursor-Protein (APP) entstehen. Intrazelluläre Neurofibrillenbündel sind Ansammlungen hyperphosphorilierter Tau-Proteine.

Das Absterben der Neurone wird durch Amyloide verursacht. Veränderte Beta-Amyloid- Peptide (Aß-Peptide) lösen die Hyperphosphorylierung der Tau-Proteine aus. Diese zerschlagen die intrazellulären Strukturen der Mikrotubuli. Das Absterben der Neurone tritt ein, wenn APP im gesunden Neuron in großen Mengen vorhanden ist, wenn das APP-Gen mutiert ist, sodass beim Abbau pathogene Aß-Peptide auftreten, oder wenn die Enzyme zu einem normalen Abbau nicht in der Lage sind. So kommt es zur Schädigung der Funktionen und schlussendlich zur Amyloidkaskade (Selkoe & Hardy, 2016).

2.1.2 Zerebrale Veränderungen

Jahrzehnte bevor die ersten Auswirkungen der Alzheimer-Demenz auftreten, kommt es zu Veränderungen im mediobasalen Temporallappen. Die Alzheimer-Demenz ist eine fortschreitende Krankheit, sie breitet sich auf den Temporal-, Parietal- und bei schwerer Demenz auch auf den Frontallappen aus (Lautenbacher & Gauggel, 2004). Nach Braak und Braak (2002, zitiert nach Lautenbacher & Gauggel, 2004, S. 316) ist es möglich, die Veränderungen der Neurofibrillen in sechs neuropathologische Stadien einzuteilen: die transentorhinalen Stadien 1 und 2, die limbischen Stadien 3 und 4 sowie sie isokortikalen Stadien 5 und 6. In den transentorhinalen Stadien kommt es zum ersten Auftreten kortikaler neurofibrillärer Veränderungen im Randbereich der transentorhinalen Rinde (klinisch stumme Phase). In den Stadien 3 und 4 treten Veränderungen am vorderen sowie medialen Temporallappen und am Hippocampus und der Amygdala auf. Die entorhinale Rinde ist von Zerstörungen betroffen (klinische Initialphase). In den iskortikalen Stadien treten neurofibrilläre Veränderungen in fast allen Teilbereichen der Hirnrinde auf (klinisches Vollbild der Alzheimer- Demenz).

2.2 Biologische und neuropsychologische Grundlagen der Depression

Im Folgenden werden ausgewählte neurobiologische Theorien zur Entstehung der Depression erläutert.

2.2.1 Monoaminhypothese

Die Monoaminhypothese wurde von Schildkraut (1965) zusammengefasst und von Coppen (1967) erweitert. Es wird angenommen, dass der Mangel an Serotonin und Noradrenalin zu einer Depression führt. Die reduzierte Aktivität der serotonergen und noradrenergen Synapsen ist auf die agonistische Wirkung von Monoaminoxidasehemmern, trizyklischen Antidepressiva und selektiven Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern zurückzuführen (Köhler, 2019). Der aktuelle Forschungsstand kann die Monoaminhypothese weder bestätigen noch verwerfen; jedoch ist sie für die klinische Psychologie von heuristischer Bedeutung (Schildkraut, 1965).

Neuere Theorien zur Pathogenese der Depression gehen von einer Dysfunktion des dopamingeren, GABAergen sowie des glutamatergen Systems aus. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Immunsystem, der Glutamataktivität und den Gliazellen. Entzündungen können eine Glutamatüberaktivität hervorrufen. Bedeutend ist das Enzym Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO), es baut Tryptophan und Serotonin ab. Durch die Aktivierung von IDO kommt es nicht nur zum Serotoninmangel, sondern auch zu einem Ungleichgewicht von Astrozyten und Mikroglia, da IDO in den Mikroglia des zentralen Nervensystems (ZNS) aktiviert wird. Die verstärkte Aktivierung der Immunantwort beeinflusst die Gliazellenfunktion und die Glutamatregulation. Aufgrund der erhöhten Glutamatproduktion kommt es zur Dysfunktionen und zum Absterben der Synapsen. Die Verhaltens- und kognitiven Funktionen sind infolgedessen beeinträchtigt (Haroon, Miller & Sanacora, 2017).

2.2.2 Die Neuroplastizitäts-Theorie

Die Entstehung der Depression wird durch die Abnahme der Neuroplastizität bedingt. Es kommt zu einer Störung der Neurogenese und zum Abbau neuronaler Verbindungen in einigen Gehirnstrukturen (u. a. des Hippocampus, welcher essenziell für die Gedächtnisleistung ist) (Köhler, 2019). Diese Vorgänge können durch Stress intensiviert und durch Antidepressiva (AD) revidiert werden (Anacker, 2014). Dabei spielt der Brain-derived neurotrophic factor (BDNF) eine zentrale Rolle. Er beeinflusst die neuronale Plastizität. Unter Stress sinkt der BDNF-Spiegel, bei der Einnahme von AD steigt er (Phillips, 2017).

2.2.3 Die neurobiologische Gegenüberstellung der pathologischen Prozesse von Demenz und Depression

Depressionen im Alter stellen ein erhöhtes Risiko, an Demenz zu erkranken, dar und vice versa. Die Komorbidität kann u.a. durch ähnliche biologische Veränderungen erklärt werden. Neuropsychologische Verfahren tragen zu der Differenzialdiagnose von Alzheimer-Demenz und Depression bei (siehe Übersicht in Lehye et al., 2018).

Bei Depressionen und kognitiven Störungen wie der Demenz kommt es zu vaskulären Veränderungen in frontostriatalen Hirnregionen. Gewebeschwund des Hippocampus tritt sowohl bei der Depression als auch bei der Alzheimer-Demenz auf. Die Folge davon sind kognitive Defizite. Die hippokampale Atrophie ist bei der Depression durch die erhöhte Kortisolausschüttung bedingt. Ein stark entwickelter Gewebeabbau im cingulären Kortex und dem Precuneus deutet auf eine Alzheimer-Demenz hin. Depression und Alzheimer-Demenz können so u.a. differenziert werden. Chronische Entzündungsprozesse können bei beiden Erkrankungen die neuronalen Netzwerke, die synaptische Plastizität und die Neurogenese des Hippocampus schwächen, sodass kognitive Defizite entstehen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Neuropsychologische Grundlagen und Differenzialdiagnostik von Depression und Alzheimer-Demenz
Hochschule
Private Fachhochschule Göttingen
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V1164481
ISBN (eBook)
9783346569943
ISBN (Buch)
9783346569950
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neuropsychologie, Diagnostik, Alzheimer-Demenz, Depression, Biopsychologie, Differentialdiagnostik, Biologische Psychologie, Neurologie
Arbeit zitieren
Luisa Beckmann (Autor:in), 2020, Neuropsychologische Grundlagen und Differenzialdiagnostik von Depression und Alzheimer-Demenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1164481

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