Mitte des 18. Jahrhunderts etablierte sich das Schreiben von Briefen zu einer gesellschaftlich
akzeptierten literarischen Form, in der vor allem Frauen eine ihnen bislang verweigerte
öffentliche Ausdrucksform fanden. Der Brief war das Kommunikationsmedium schlechthin.
Mit dem Aufkommen neuer literarischer Formen und nicht zuletzt technischer
Errungenschaften wie der Telekommunikation nahm seine Bedeutung jedoch
gesamtgesellschaftlich wieder ab. Monika Marons Familiengeschichte Pawels Briefe basiert
auf der Wiederentdeckung eines vergessenen Briefwechsels zwischen ihrem Großvater und
seinen Kindern, welche die Rekonstruktion der eigenen Familienvergangenheit nach sich
zieht. Diese Familiengeschichte ist von Brüchen in den Lebensläufen der einzelnen Individuen
geprägt, welche in der Textstruktur durch das Vergessen und Wieder-Erinnern gespiegelt
werden. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Vergessen und Erinnern zu
den Eckpfeilern eines Familienbildes und einer Identitätskonstruktion werden. Die Briefe
spielen hierbei als ein die Brüche in der Familiengeschichte überdauerndes Medium eine
zentrale Rolle. Das kommunikative Gedächtnis wird mittels ihnen überbrückt, sodass ein
mehr oder minder unmittelbarer Zugang zu Geschehnissen außerhalb der eigenen Biographie
(der Erzählerin) möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1.1. Pawels Briefe als Briefroman.
- 1.2. Der Brief als literarische Form.
- 1.2.1.Der Brief als Gespräch
- 1.2.2. Der Brief als Informationsträger...
- 1.3. Fazit
- Strukturelle und formale Annäherung an die Familiengeschichte
- 2.1. Rekonstruktionsverfahren
- 2.2. Auslösendes Moment und Erzählphasen.......
- 2.3. Fotografien als Medium der Rahmenbildung..\n
- 2.4. Orte als Erinnerungsträger....
- 3. Brüche in der Familiengeschichte
- 3.1. Brüche als Kontinuität/strukturierendes Element..\n
- 3.2. Brüche in der Autobiographie.\n
- 3.3. Brüche im kommunikativen Gedächtnis.\n
- 4. Erinnern und Vergessen
- 4.1. Das autobiographische Gedächtnis
- 4.2. Das Familiengedächtnis/ das kollektive Gedächtnis.\n
- 4.3. Verortung literarischer Texte
- 4.4. Kritisches und nostalgisches Erinnern
- 4.4.1. Die Figur Pawels.
- 4.4.2. Die Figur Hellas
- Identitätskonstruktion / Pawels Vermächtnis.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Monika Marons Familiengeschichte „Pawels Briefe“ und untersucht die Rolle von Vergessen und Erinnern in der Rekonstruktion der Familiengeschichte und der Identitätskonstruktion. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Briefes als Medium der Erinnerung und seiner Fähigkeit, Brüche in der Familiengeschichte zu überdauern.
- Der Brief als literarische Form und seine Funktion im kommunikativen Gedächtnis
- Brüche in der Familiengeschichte und ihre Auswirkungen auf die Erinnerung
- Das autobiographische und das kollektive Gedächtnis
- Kritisches und nostalgisches Erinnern in der Familiengeschichte
- Identitätskonstruktion durch die Rekonstruktion der Familiengeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel analysiert die Bedeutung des Briefes als literarische Form und seine Rolle im kommunikativen Gedächtnis. Es beleuchtet die Entwicklung des Briefes als Kommunikationsmedium und seine Bedeutung für die weibliche Selbstfindung. Die zweite Sektion untersucht die strukturellen und formalen Besonderheiten der Familiengeschichte, insbesondere die Rekonstruktionsverfahren, die Auslöser der Erzählung und die Bedeutung von Fotografien und Orten als Erinnerungsträger. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Brüchen in der Familiengeschichte und ihrer Bedeutung für die Erinnerung. Es werden die Brüche als Kontinuität, Brüche in der Autobiografie und Brüche im kommunikativen Gedächtnis analysiert. Das vierte Kapitel untersucht die Themen Erinnern und Vergessen. Es beleuchtet das autobiographische und das kollektive Gedächtnis, die Verortung literarischer Texte sowie kritisches und nostalgisches Erinnern. Dabei werden die Figuren Pawels und Hellas als Beispiel für die verschiedenen Formen des Erinnerns betrachtet.
Schlüsselwörter
Familiengeschichte, Briefroman, Erinnerung, Vergessen, Kommunikatives Gedächtnis, Brüche, Identität, Autobiographie, Literatur, Pawels Briefe, Monika Maron.
- Arbeit zitieren
- Meike Kohl (Autor:in), 2007, „Dann werden die Jahre durchlässig“ - Der Brief als Medium der Erinnerung in Monika Marons Familiengeschichte „Pawels Briefe“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116481