Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Forschungsbericht
3. Zusammenfassung und Analyse des Films
4. Biographie Oliver Stone
5. World Trade Center – ein unpolitischer Film oder Spiegel der Gesellschaft?
6. Fazit
7. Quellen
8. Bibliographie
9. Web Ressourcen
1. Einleitung
In den letzten zehn Jahren hat eine Reihe von Terroranschlägen die Welt überzogen, von Moskau 2002, über Madrid 2004 bis nach Mumbai 2008. Diese Auflistung könnte noch um einige Daten und Orte auf der Welt erweitert werden, doch kaum einer dieser Anschläge hat die Öffentlichkeit so berührt wie die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York und Washington.1
Diese Hausarbeit will sich der Aufarbeitung der Terroranschläge des 11. September 2001 durch den Oliver Stone Film „World Trade Center“ widmen. Dabei sollen die geschichtlichen und politischen Ereignisse vor und nachdem 11. September weitestgehend nicht betrachtet werden, sondern als bekannt vorausgesetzt werden. Vielmehr soll es um die ästhetische Verarbeitung des Tages selbst gehen und dabei untersucht werden, ob es Stone gelungen ist eine künstlerisch unpolitische Reaktion auf die Terroranschläge zu drehen, oder ob es sich doch um ein politisches Mahnmal handelt. Denn nichts setzt sich so sehr in unserem Gedächtnis fest wie Bilder. Diese beeindrucken uns noch über eine lange Zeit und können durch eine Frage wie: „Wo bist du am 11.September 2001 gewesen?“, wieder in Erinnerung gerufen werden. Wer von unserer Generation erinnert sich dabei nicht an die Flugzeuge die in die Türme rasen, oder daran wie diese kurz darauf zusammen stürzen.2 Diese Bilder werden bei Stone zwar ausgespart, trotzdem ist der Film aber kontrovers genug um eine wissenschaftliche Analyse der Frage zu versuchen.
Um dem Leser die Untersuchung dieser Frage zu vereinfachen wird diese Hausarbeit sich zuerst mit dem aktuellen Stand der Forschung zu dem Themenkomplex beschäftigen. Im zweiten Schritt wird eine kurze Zusammenfassung des Films die wichtigsten Szenen noch mal aufgreifen und diese bereits ansatzweise analysieren. Danach soll eine kurze Biographie von Oliver Stone dem Leser darüber Aufschluss geben, mit welcher Art von Regisseur er es überhaupt zu tun hat, bevor der Hauptteil der Arbeit sich dann der Frage widmet, ob es sich wirklich, wie von Stone behauptet um einen unpolitischen Film handelt.
Die dabei gewonnen Erkenntnisse sollen dann am Ende noch in einem Fazit zusammen geführt werden.
2. Forschungsbericht
Knapp zehn Jahre nach dem 11. September 2001 gibt es eine Menge an Quellen zu den Ereignissen. Das gilt sowohl für Sachbücher als auch für Filme, Romane, Musikstücke und auch für Webquellen.
Da diese Arbeit sich mit dem Medium Film beschäftigt und dabei ein Augenmerk auf die Inszenierung der Anschläge in diesem Medium legen will, soll hier auf Bücher zurück gegriffen werden die sich mit diesem Aspekt beschäftigen.
Im deutschsprachigen Raum gibt es drei Werke die sich mit dieser Thematik beschäftigen. Zum einen den Sammelband von Sandra Poppe und Sascha Seiler aus dem Jahr 2009. Dieser gliedert sich in drei Teile auf, welche sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema der 9/11 als kulturelle Zäsur beschäftigen. Den Anfang macht ein kultureller Diskurs gefolgt, von einem zweiten Abschnitt über die Literatur zum 9/11. Der letzte große Komplex beschäftigt sich schließlich mit den visuellen Medien. Gerade dieser Teil des Buches erscheint jedoch sehr schwammig zusammen gestellt zu sein. Hier reihen sich Aufsätze über Fotografie, Theater, Comics und Kino aneinander. Trotzdem soll der Aufsatz von Thomas Waitz über die Frage der Bilder in dieser Arbeit Berücksichtigung finden. Alles in allem wirkt dieses Buch als aneinander gestückelte Aufsatzsammlung, welche sich nur für den interessierten Leser eignet. Positive wäre noch der Aufsatz von Stephan Packard zu nennen, welcher sich mit dem Einfluss des 11.September auf die Marvel Comics beschäftigt. An dieser Stelle wird somit ein Genre untersucht, welches sonst meistens als unwichtige Subkultur in Vergessenheit gerät.
Als zweiten Sammelband wäre hier der Band von Ingo Irsigler und Christoph Jürgensen zu nennen. Der Band trägt den Titel Nine Eleven Ästhetische Verarbeitung des 11. September 2001 und ist 2008 erschienen. Die Gliederung des Buches macht es dem Leser einfach eine klare Struktur zu erkennen. So teilt sich das Buch in die Kapitel Literarisierung, Inszenierung und Visualisierung auf. Dabei dreht der Band sich nicht um die thematische Perspektive des Terrors, sondern um die ästhetische Verarbeitung der Anschläge. Der zeitliche Abstand zum Ereignis ermöglicht es den Herausgebern zudem eine Fülle von unterschiedlichen Genres zu untersuchen. So finden sich Aufsätze zu literarischen Werken wie Peltzers Bryant Park genauso wie Aufsätze über das amerikanische Theater und Spielfilm bzw. TV Produktionen. Für diese Arbeit soll jedoch der Fokus auf dem Aufsatz von Ingo Irsigler und Christoph Jürgensen liegen, welcher sich mit dem 11. September im amerikanischen Dokumentar- und Spielfilm beschäftigt.
Als letztes soll hier kurz noch auf das erst im Winter 2011 von Stefanie Hoth erschiene Buch: Medium und Ereignis. 9/11 im amerikanischen Film, Fernsehen und Roman, eingegangen werden, auch wenn dieses Buch nicht für die Erstellung dieser Arbeit benutzt wurde. Hoth geht in Ihrem Buch auf die fiktionale Verarbeitung der Ereignisse ein. Dabei zeichnet sich Ihre Arbeit durch einen multimethodischen Ansatz aus. Statt sich nur auf einen Bereich zu fokussieren nimmt Sie sich die Bereiche Film, Literatur und Fernsehen vor. Zentrale These des Buches ist dabei, dass die Anschläge als kollektives Trauma der amerikanischen Gesellschaft interpretiert werden. Dabei erkennt Hoth auch, dass sowohl die filmische als auch literarische Umsetzung der Anschläge erst relativ spät eingesetzt hat, während das Medium TV sehr schnell auf die Anschläge reagiert und diese in Serien auch thematisiert. Die Stärke dieses Buchs liegt also in der Genre übergreifenden Analyse der Ereignisse.
Die weiteren in dieser Arbeit benutzen Texte dienen der wissenschaftlichen Untermauerung der jeweiligen Aussagen.
Für das Kapitel über Oliver Stones Leben konnte jedoch ausschließlich auf Web Ressourcen zurück gegriffen werden, da es leider an einer gebundenen Biographie über das Leben von Oliver Stone mangelt. Die hierfür benutzten Internetseiten wurden nach bestem Wissen auf Ihre Richtigkeit und Verlässlichkeit geprüft.
3. Zusammenfassung und Analyse des Film
Die Handlung von Oliver Stones World Trade Center setzt am frühen morgen des 11.September beim Polizisten John McLoughlin ein. Dieser erwacht zu Hause neben seiner Frau und macht sich für den Dienst fertig. Auf dem Weg nach draußen wirft er seiner noch schlafenden Frau nicht mal einen Blick zu. Dieser Aspekt wird im weiteren Verlauf des Films noch von Bedeutung sein. Der Rezipient begleitet John nun auf dem Weg zur Arbeit und bekommt dabei ein erwachendes New York City gezeigt. Die Bilder welche Stone dabei auf die Leinwand bringt zeigen ein helles klares Bild von New York, unter anderem auch von der Freiheitsstatue.
Auf der Arbeit angekommen wird der typische Arbeitstag der Einsatzkräfte der Port Authority gezeigt, welche Einsatzpläne für den Tag besprechen. Alles in allem wird dem Rezipient dabei der Eindruck eines ruhigen normalen Herbsttags in Manhattan vermittelt. Dieser Eindruck wird natürlich dadurch überlagert, dass der Rezipient über das Wissen verfügt, dass gleich die ganze Stadt im Chaos versinken wird.
Den Einschlag der beiden Flugzeuge in die „Twin Towers“ zeigt Oliver Stone dabei nicht. Vielmehr sieht man nur den Schatten des ersten Flugzeugs der sich über New York und den Kollegen von John, Offizier William Jimeno legt. Die beiden werden im folgenden zu den Hauptprotagonisten den Films werden und stehen symbolisch für die mangelnden Informationen welche die Polizisten und Einsatzkräfte haben. Die gesamten Einsatzkräfte der New Yorker Behörden werden in diesen ersten Minuten als völlig überfordert dargestellt. So sagt McLaughlin welcher sogar schon beim Anschlag 1993 dabei war: „ We’re prepared for everything . Car bombs, chemical, biological, an attack from the top. But not this. Not for something the size. There’s no plan. We didn’t make it.”.3 Hier zeigt sich dann schon die Tradition des amerikanischen Kinos, denn nicht die Behörden sondern das einzelne Individuum muss handeln, ganz im Style von Bruce Willis in “Die Hard”. An dieser Stelle endet die Exposition des Films. Der weitere Verlauf teilt sich nun in drei parallel ablaufende Handlungsstränge auf. Zum einen verfolgt der Rezipient John McLaughlin und William Jimeno welche beide unter den Trümmern der Türme begraben liegen und dort zum nichts tun verurteilt sind. Der zweite Handlungsstrang verfolgt die Angehörigen der Verschütteten, welche auf Nachricht über das Schicksal der Vermissten warten. Der dritte Handlungsstrang widmet sich schließlich dem aus dem Dienst ausgeschiedenen US Marine Dave Karnes. Dieser findet schließlich John und William unter den Trümmern.
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1 Greiner, Bernd: 9/11. Der Tag, die Angst, die Folgen. München 2011. S. 7f.
2 Eßmann, Bernd: Bilder – Erinnerungen und Wirkungen: Die Rolle der Amerikanistik in der visuellen Kultur. In: Walter Grünzweig (ed.) The United States in global Contexts. American Studies after 9/11 and Iraq. Münster 2004. S. 39 -39, hier: S. 39.
3 World Trade Centre (2006). Oliver Stone. DVD, ca. 124min, USA: Paramount Home Entertainment. 12:05 – 12:20.