Soziale Vergleiche sind nicht immer ein strategischer und deliberater Prozess. In vielen Situationen des Alltages müssen wir schnelle und spontane Entscheidungen treffen oder auch unser Verhalten ohne langes Überlegen anpassen. Diese schnellen Prozesse setzten unbewusst und automatisch ein, denn bei stetigem bewussten sozialen Vergleichen gelangte der Mensch schnell an die Grenzen seiner mentalen Ressourcen und könnte gar nicht angemessen schnell reagieren. Der Mensch entwickelt also hinsichtlich sozialer Vergleiche standardisierte unbewusste kognitive Verfahren, die es ihm erlauben, effizient innerhalb kürzester Zeit Aussagen über sich selbst und andere zu treffen.
Durch diese automatisierten Prozesse greift der Mensch auf Stereotypisierung zurück, die es ihm ermöglicht, aus wenig sachdienlichen Informationen ein Urteil zu fällen oder sich entsprechend zu verhalten. Bei diesen Vorgängen kommt es allerdings auch schnell zu Fehleinschätzungen, die nicht unbedingt zutreffen und u.U. auf Kosten anderer gehen. Es entstehen und verfestigen sich Vorurteile, neue Stereotype, Gedankenmuster und Verhaltensweisen, die sich nur sehr schwer revidieren lassen und weiter fortsetzen.
Diverse Experimente aus der Vergangenheit belegen, dass Menschen durch unbewusst aufgenommene Vergleichsinformationen manipulierbar sind und dass sie selektieren, welche Informationen sie von ihrem Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis aufnehmen. Einen großer Teil dieser Informationen nimmt der Mensch nicht bewusst war, speichert sie aber dennoch. Diese Erkenntnisse führten zur Einführung des Begriffes Priming als Bezeichnung für einen Prozess, bei dem gerade Erlebtes die Verfügbarkeit eines Schemas, einer
Charaktereigenschaft oder eines Konzeptes verstärkt. Durch diverse Studien konnte nachgewiesen werden, dass zwischen der gegenwärtigen Situation und der ursprünglichen, auf der das Priming basiert, kein kausaler Zusammenhang bestehen muss, Menschen also manipulierbar sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Priming als Mittel zur Verringerung von Stereotypisierung bei sozialen Vergleichen
- 2 Die Untersuchungen von Corcoran et al. zur Wirkung von Priming mit dem Fokus auf Unterschieden
- 2.1 Verhaltensänderungen aufgrund von Priming
- 2.2 Beeinflussung der Beurteilung anderer Personen durch Priming
- 3 Fazit: Unterschiedsfokus und Stereotypisierung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit von Corcoran, Hundhammer und Mussweiler befasst sich mit der Frage, wie Priming, also die unbewusste Aktivierung von Gedanken und Konzepten, die Tendenz zur Stereotypisierung beeinflussen kann. Sie untersuchen, ob die Fokussierung auf Unterschiede im Vergleich zu Gemeinsamkeiten bei der Verarbeitung von Informationen zu einer Verringerung von Stereotypeffekten führt.
- Priming als Methode zur Beeinflussung von Stereotypisierung
- Der Einfluss des Fokus auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Priming-Prozedur
- Die Auswirkungen von Priming auf Verhaltensweisen und Beurteilungen in sozialen Kontexten
- Stereotypisierung und deren Reduktion durch Priming-Techniken
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Rolle von Priming bei der Reduktion von Stereotypisierung. Es erklärt, wie Priming als Werkzeug zur Aktivierung von Schemata und Konzepten genutzt werden kann und wie dies die Verarbeitung von Informationen und die Entscheidungsfindung beeinflusst. Die Autoren argumentieren, dass soziale Vergleiche in vielen Situationen automatisch ablaufen und dazu führen können, dass Menschen auf Stereotypisierung zurückgreifen. Durch Priming können diese automatischen Prozesse beeinflusst werden.
Das zweite Kapitel präsentiert zwei Studien, die die Wirkung von Priming auf Stereotypeffekte untersuchen. Die erste Studie konzentriert sich auf die Verhaltensänderungen von Versuchspersonen, die entweder auf Unterschiede oder Gemeinsamkeiten geprimed wurden, und zeigt, dass die Fokussierung auf Unterschiede zu weniger stereotypes Verhalten führt. Die zweite Studie untersucht die Beurteilung anderer Personen durch Versuchspersonen, die mit Priming entweder auf Unterschiede oder Gemeinsamkeiten vorbereitet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gruppe, die auf Unterschiede geprimed wurde, weniger stereotypes Urteile fällen als die Gruppe, die auf Gemeinsamkeiten geprimed wurde.
Schlüsselwörter
Priming, Stereotypisierung, soziale Vergleiche, Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Verhalten, Beurteilung, Vorurteile, Gender-Stereotype, Mindsets, kognitive Prozesse, automatische Prozesse, Verhaltensänderung, Beurteilung von Personen.
- Quote paper
- Jasmin Lienstädt (Author), 2011, Beeinflussung von Stereotypen durch Priming mit der Fokussierung auf Unterschiede, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1165001