Objektkasus im Indogermanischen


Magisterarbeit, 2007

107 Seiten, Note: 1,1


Leseprobe


Inhalt

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Vorbemerkungen

i. Thema der Arbei

ii. Terminologie

iii. Akkusativ und Genitiv im Indogermanischen

1. Hatte das Indogermanische einen voll ausgeprägten Genitiv?
1.1. Wackernagel
1.2. Specht
1.3. van Wijk
1.4. Hirt
1.5. Gamkrelidze und Ivanov
1.6. W.P. Lehmann
1.7. Knobloch
1.8. Kuryłowicz
1.9. Adrados
1.10. Serbat
1.11. Meier-Brügger
1.12. Sommer
1.13. Hofmann
1.14. Zusammenfassung

2. Sprachtypologische Ansätze
2.1. Der ergativische Ansatz
2.1.1. Uhlenbeck
2.1.2. Martinet
2.1.3. Kuryłowicz
2.1.4. Shields
2.2. Der aktivische Ansatz
2.2.1. Merkmale von Aktivsprachen
2.2.2. Gamkrelidze/Ivanov
2.2.3. W.P. Lehmann
2.2.4. K.H. Schmidt
2.2.5. Bauer
2.2.6. Matsumoto
2.3. Andere Ansätze
2.3.1. Villar
2.3.2. Rumsey
2.3.3. Adrados
2.4. Zusammenfassung

3. Akkusativ und Genitiv in den Einzelsprachen
3.1. Verwendung des Akkusativs in den Einzelsprachen
3.1.1. Hethitisch
3.1.2. Altindisch
3.1.3. Avestisch
3.1.4. Griechisch
3.1.5. Lateinisch
3.2. Verwendung des Genitivs in den Einzelsprachen
3.2.1. Hethitisch
3.2.2. Altindisch
3.2.3. Avestisch
3.2.4. Griechisch
3.2.5. Lateinisch
3.3. Zusammenfassung und Gegenüberstellung der gesammelten Daten
3.3.1. Funktionen des Akkusativs
3.3.2. Funktionen des Genitivs
3.3.3. Fazit

4. Zusammenfassung und sprachtypologische Auswertung
4.1. Mögliche Ansätze für das voridg. System und deren Problematik
4.2. Vorteile des aktivischen Ansatzes

5. Abschließende Bemerkungen

Appendix A – Tabellarium

Appendix B – Quellen

Appendix C – Sekundärquellen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Endungen von Akkusativ und Genitiv vi

Tabelle 2: Entstehung des adnominalen Genitivs nach van Wijk

Tabelle 3: Struktur von Akkusativ- und Ergativsprachen

Tabelle 4: Entwicklung der Kasus nach Uhlenbeck

Tabelle 5: Entwicklung der Kasus nach Martinet

Tabelle 6: Entwicklung der Kasus nach Kuryłowicz

Tabelle 7: Entwicklung der Kasus nach Shields

Tabelle 8: Entwicklung des idg. Kasussystems nach Shields 1982

Tabelle 9: Wortstellung in Aktivsprachen

Tabelle 10: Struktur von Aktivsprachen

Tabelle 11: Wandel der Morphosyntax von der aktivischen zur akkusativischen Phase

Tabelle 12: Markierung attributiver/possessiver Syntagmen

Tabelle 13: Entwicklung der Kasus nach Lehmann

Tabelle 14: Struktur von Ergativsprachen

Tabelle 15: Struktur von Akkusativsprachen nach Schmidt

Tabelle 16: Silverstein's Hierarchy

Tabelle 17: Entwicklung der Kasus nach Matsumoto

Tabelle 18: Kasusmarkierung von Akk.-, Erg.- u. neutralen Systemen

Tabelle 19: Entwicklung der Kasus nach Villar

Tabelle 20: Entwicklung der Kasus nach Adrados

Tabelle 21: mögliche Entwicklung des Kasussystems von einer Aktiv- zu einer Akkusativsprache

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

i. Thema der Arbeit

Das rekonstruierte Indogermanische wird in der Regel zu den Akkusativ-Sprachen gezählt1. Das heißt, im Normalfall steht der Agens eines transitiven Satzes im Nominativ, das direkte Objekt im Akkusativ. Allerdings finden sich in den indogermanischen Sprachen Objekte transitiver Verben nicht nur im Akkusativ, sondern auch im Genitiv, wenn auch bei weitem nicht in derselben Quantität.

Außerdem findet sich der Akkusativ nicht nur als Objektkasus, sondern auch mit der konkreten Funktion eines Richtungskasus.

Nun stellt sich die Frage, ob es sich bei Genitivobjekten um eine Erweiterung des Systems der Objekte transitiver Verben handelt, oder aber um ein Relikt aus einer Zeit, in der noch nicht ein bestimmter Kasus als Objektkasus festgelegt war, bzw. als sich noch kein Nominativ-Akkusativ-System entwickelt hatte. Ebenso könnte der Richtungsakkusativ auf eine solche Phase des Vorindogermanischen zurückgehen, in welcher der spätere Akkusativ noch andere Funktionen hatte, als das direkte Objekt zu markieren. Daran schließt sich die Frage, wie das Vorindogermanische sprachtypologisch einzuordnen ist.

Dieser Fragestellung soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden. Zu diesem Zweck werden ausschließlich Akkusativ und Genitiv als Objektkasus behandelt; Dativobjekte werden nicht betrachtet, da sie deutlich seltener in der Funktion eines direkten Objekts auftreten als Genitivobjekte. Zwar werden zumeist lediglich Akkusativobjekte als direkte Objekte bezeichnet2, doch treten auch andere Kasus in dieser Funktion auf.

So schreibt z.B. Bußmann:

„Direktes Objekt (Auch: Akk.obj.). [...] seine bevorzugte morphologische Markierung ist der Akkusativ, obwohl auch Dativ- oder Genitivergänzungen auf Grund ihres Verhaltens als D.O. behandelt werden. [...] außerdem hängt die Unterscheidung von transitiven [...] und intransitiven Verben [...] davon ab, ob diese Verben ein D.O. selegieren. [...] Die Bezeichnung für D.O. bezieht sich auf dessen bevorzugte semantische Funktion, den von der Verbalhandlung direkt betroffenen Mitspieler (Patiens) zu bezeichnen. [...]“3

Viele Arbeiten, die sich mit dem Problem der sprachtypologischen Einordnung des Vorindogermanischen befassen, gehen hierbei v.a. von der Formengleichheit im Nominativ und Akkusativ der Neutra aus, sowie der Entstehung der Kategorie Femininum und der damit verbundenen These, daß im Vorindogermanischen lediglich die Kategorien belebt/unbelebt bzw. agensfähig/nicht-agensfähig unterschieden wurden4.

Die Grundidee der vorliegenden Arbeit ist es, die bereits seit Bestehen der Indogermanistik gesammelten Daten bezüglich der indogermanischen Objektkasus und ihrer Funktionen aus sprachtypologischer Sicht auszuwerten und somit die Frage nach der typologischen Einordnung des Vorindogermanischen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Im ersten Teil der Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob das Indogermanische einen voll ausgeprägten Genitiv kannte. Im zweiten Teil werden die unterschiedlichen sprachtypologischen Ansätze für das Vorindogermanische skizziert. Der dritte Teil betrachtet die unterschiedlichen Funktionen von Akkusativ und Genitiv in den ältesten indogermanischen Einzelsprachen. Anschließend werden die gewonnenen Daten hinsichtlich einer sprachtypologischen Einordnung des Vorindogermanischen ausgewertet.

ii. Terminologie

Zunächst einige erläuternde Worte zur Terminologie der vorliegenden Arbeit.

(a) In der vorliegenden Arbeit werden unterschiedliche Sprachstufen betrachtet. Da in der Literatur die Bezeichnungen für diese Sprachstufen nicht immer einheitlich verwendet werden, soll an dieser Stelle die Verwendung der Termini in der vorliegenden Arbeit erläutert werden. Der Begriff Indogermanisch wird mit dem englischen Proto-Indo- European (PIE) gleichgesetzt und zur Bezeichnung der Sprachstufe verwendet, welche durch direkte und interne Rekonstruktion erschlossen werden kann. Es handelt sich dabei um eine längere Periode, in der die Sprache unterschiedliche Entwicklungen durchmachte (z.B. die Entwicklung des Femininums). Um ggf. eine präzisere Eingrenzung der Sprachstufe zu treffen, werden Begriffe wie Frühindogermanisch oder Spätindogermanisch verwendet bzw. es wird auf 'eine frühe/späte Phase des Indogermanischen' verwiesen.

Die Sprachstufe, welche durch interne Rekonstruktion erschlossen werden kann – die sich z.B. dadurch auszeichnet, daß die Sprache noch nicht akkusativisch flektiert – wird als Vorindogermanisch bzw. Pre-(Proto-)Indo-European (Pre-PIE) bezeichnet. Allerdings bemängelt z.B. Adrados5 an dieser Terminologie, daß zwar Proto- Germanic bzw. Urgermanisch die älteste Sprachstufe bezeichne, in welcher der germanische Sprachzweig sich separat entwickelte, Proto-Indo-European in der hier verwendeten Definition dagegen nicht diese erste Sprachstufe der indogermanischen Sprachfamilie bezeichne, sondern die spätere Stufe der direkten Rekonstruktion. So befürwortet Adrados den Terminus Preflexional-Indo-European (PIE) für die älteste – durch interne Rekonstruktion greifbare – Phase, während die Sprachstufe der direkten Rekonstruktion als Frühindogermanisch oder Early Indo-European bezeichnet werden solle6.

Da jedoch in der Indogermanistik der Terminus Proto-Indo-European (PIE) bzw. (Ur-)Indogermanisch für die Sprachstufe der direkten Rekonstruktion seit langem etabliert ist, stiftet meines Erachtens eine Umbenennung der Sprachstufen lediglich Verwirrung.

(b) Um Mißverständnisse zwischen der Diathesenopposition Aktiv/Passiv einerseits und der Dichotomie active/stative andererseits zu vermeiden, wird das letztere Begriffspaar in der vorliegenden Arbeit mit aktivisch/stativisch statt aktiv/stativ übersetzt. Der z.T. statt active (i.e. aktivisch) verwendete Begriff dynamisch scheint weniger gut geeignet, da der Terminus aktivisch einen direkten Bezug zu einem Aktivus (i.e. Agens kasus) herstellt.

(c) Im Folgenden wird von Akkusativ -, Ergativ- und Aktivsprachen die Rede sein. Hierbei findet der Terminus Akkusativ sprache statt des ebenfalls mitunter für denselben Sprachtypus verwendeten Terminus Nominativ sprache Anwendung, da im betreffenden Sprachtypus der Akkusativ den markierten Kasus darstellt, ebenso wie in Ergativ sprachen der Ergativ. Von den eindeutigeren Termini Nominativ-Akkusativ- Sprache und Ergativ-Absolutiv-Sprache wird aus Gründen der Übersichtlichkeit dennoch kein Gebrauch gemacht.

iii. Akkusativ und Genitiv im Indogermanischen

In der Regel setzen sich die indogermanischen Nomina aus einem Wortstamm und einer Endung zusammen7, wobei „die Endungen der Nomina [...] Informationen zu den paradigmatischen Kategorien Kasus, Numerus und Genus [...]“8 vermitteln. Laut Meier-Brügger läßt sich jedem Kasus eine bestimmte Grundbedeutung zuordnen, die jedoch kontextbedingt unterschiedliche Funktionen haben kann; „zwei einander entgegengesetzte Bedeutungen können jedoch nicht unter einem sprachlichen Zeichen vereint sein9. Zusammenfassend kann also festgehalten werden, daß im Indogermanischen jeder Kasus durch eine eigene spezifische Endung gekennzeichnet war10.

Für die in dieser Arbeit betrachteten Kasus werden die folgenden Endungen rekonstruiert11:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten12

Tabelle 1: Endungen von Akkusativ und Genitiv

1. Hatte das Indogermanische einen voll ausgeprägten Genitiv?

1.1. Wackernagel

Wackernagel vertritt in seinem Aufsatz 'Genetiv und Adjektiv'13 von 1908 die Auffassung, die indogermanische Grundsprache habe ursprünglich v.a. adverbalen Gebrauch des nominalen Genitivs gekannt, während sich der adnominale Gebrauch erst im Laufe der Zeit aus diesem entwickelte (den partitivischen Gebrauch schließt Wackernagel nicht mit in den adnominalen Gebrauch ein14). Stattdessen seien die späteren Genitivfunktionen des Possessivus (hierzu zählt er auch Subjektivus und Definitivus) vorzugsweise adjektivisch ausgedrückt worden15.

Während sich der adnominale Gebrauch des Genitivs der Nomina erst in den Einzelsprachen in vollem Umfang entwickelte16, „ist der Genetivus adverbalis eine in manchen Sprachen zurückweichende Altertümlichkeit“17. So liegt nach Wackernagel im adverbalen und im partitivischen Gebrauch „die eigentliche und ursprüngliche und zur Zeit der Sprachtrennung wol noch durchaus vorwiegende Funktion der sogen Genetivformen“18.

Im pronominalen Bereich sei dagegen der adnominale Genitiv bereits grundsprachlich gewesen. So habe zumindest das Demonstrativpronomen in der Grundsprache weder Possessivbildungen gekannt, noch als Vorderglied in Komposita dienen können und sei stattdessen in Fällen, bei denen im Nominalbereich Possessiva (i.e. abgeleitete Adjektiva19) oder Komposita zum Einsatz kamen, mit Formen auf * - osyo verwendet worden20.

Diese Genitivform * - osyo identifiziert Wackernagel aufgrund des * - o mit einem alten Casus indefinitus21, wie er sich auch in der Vordergliedsform der Nomina composita finde22. Daher sei ersichtlich, daß der Genitiv der Pronomina „von vornherein auch adnominal“23 gewesen sei. Im Nominalbereich sei der adnominale Genitiv dagegen erst durch die Übertragung der pronominalen Endung * - osyo auf die nominalen o -Stämme entstanden24.

1.2. Specht

Specht25 ist der Ansicht, die indogermanischen Stammklassen (e/o-, i-, u-, n-, men-, l/ r -Stämme) seien durch Zusammensetzung der Wurzel mit dem Stamm der Demonstrativpronomina entstanden26. Die Pronomina hätten ursprünglich mehrere Stämme in einer Flexion aufgewiesen, um so casus rectus und casus obliquus zu unterscheiden. Selbiges habe ursprünglich auch für die Nomina gegolten; so seien die Heteroklitika des Indogermanischen Reste dieser Unterscheidung27.

Mit der Zeit hätten sich dann neue Formen durch Zusammensetzungen von Wurzel oder bereits bestehendem Stamm mit einer neuen Endung entwickelt, wodurch nach und nach die heute für die Grundsprache rekonstruierten acht Kasus entstanden.

Als älteste Kasus setzt Specht Nominativ und Akkusativ Singular, sowie Nominativ Dual und Plural an. Gründe für diese Annahme sieht er einerseits in der Verteilung der starken Kasus, andererseits darin, daß für „bestimmte[...] Flexionsklassen für die ältere Zeit fast nur Nom. und Akk.Sg.“ nachweisbar seien28.

Durch die Markierung des Nominativs mittels * -s und des Akkusativs mittels * -m seien für die Unterscheidung zwischen casus rectus und casus obliquus keine unterschiedlichen Stämme mehr notwendig gewesen. Dennoch seien diese lange Zeit erhalten geblieben, jedoch mit der neuen Verteilung starke (= älteste) Kasus vs. schwache Kasus29.

Auch die neuen Kasusendungen entstanden laut Specht wiederum aus den Stämmen der Demonstrativpronomina, wobei zwischen Form der Endungen und späterer syntaktischer Funktion der jeweiligen Kasus kein Zusammenhang bestehe30.

Das * -s des Nominativs identifiziert Specht als Mittel, eine Sache als 'beseelt' zu markieren, was einer Funktion als Agensmarker entspricht, wenngleich Specht diesen Terminus nicht verwendet31. Da diese Endung * -s dem pronominalen s- Stamm entspreche, sei „ohne weiteres begreiflich, daß der Nom.Sg. bei den Demonstrativa selbst ohne s war“32.

Da sich ebenfalls * -s im Gen.Sg. findet33, geht Specht nun der Frage nach, ob diese Endung denselben Ursprung wie das * -s des Nominativs hat34.

Hierzu verweist er zunächst auf Wackernagel 1908, der sich gegen das Vorhandensein eines voll ausgebildeten Genitivs in der Grundsprache ausspricht35. Auch die Tatsache, daß die Rekonstruktion einer einheitlichen Endung für den Genitiv Singular Schwierigkeiten bereitet36, weist für Specht darauf hin, daß der Genitiv Singular im Indogermanischen verhältnismäßig jung ist37.

Laut Specht unterscheidet sich der Genitiv Singular bei den i- und u- Stämmen vom Nominativ Singular lediglich „durch den volleren Stamm38, wobei dieser Ablaut nicht auf Akzentwirkung beruhe, sondern rein funktionellen Wert habe. So werde für den Nominativ die schwache Ablautstufe verwendet, für den Genitiv die starke. Auch in den übrigen Stammklassen sei das Verhältnis ähnlich, indem der Genitiv „immer in einer längeren oder volleren Gestalt [...] als der Nom.Sg.“ erscheine39. Den Ausnahmen bei „abstufende[n] Nomina auf langen Vokal“ und Wurzelnomina schenkt er wenig Beachtung, da es sich hierbei um „eine zahlenmäßig ganz schwache Klasse [handelt], die im Aussterben begriffen ist [...]“40 .

Nach Spechts Ansicht hatte der Genitiv im Indogermanischen zuerst adnominale Funktion. Für dessen Entstehung verweist er auf Wackernagels Aussage, der adnominale Genitiv sei ursprünglich nur in einigen bestimmten possessiven Konstruktionen notwendig gewesen41, und erklärt den Unterschied zwischen Nominativ und Genitiv Singular wie folgt: Bei den fraglichen Possessivkonstruktionen habe der Genitiv in der Grundsprache vor seinem Regens gestanden und sei daher „als Bestimmungswort“ stärker betont gewesen als dieses42. Nach Beispielen einer solchen Betonung im Altindischen (z.B. ai. páru1paru#, tvám – tvam, etc.) begründet Specht die stärkere Ablautstufe in Konstruktionen wie *sūnóws *sūnùs 'des Sohnes Sohn' aus ursprünglichem **sūnús *sūnùs43.

Die von Specht angesetzte Genitivendung * -s habe sich im Indogermanischen lediglich hinter Sonanten erhalten können, sei aber auch dort nach * -r- (* -l-) und * -n- in fast allen Fällen durch * - es verdrängt worden. Dieses sei wiederum analog zu den Formen entstanden, „wo es/os wie bei den s -Stämmen nebeneinander standen44.

Nun betrachtet Specht die Pronomina, für die laut Wackernagel der adnominale Genitiv früher notwendig wurde als bei den Nomina45. Hier steht einem Nom.Sg. *ey oder *so/to, d.h. dem reinen Stamm, ein Gen.Sg. *es y o, *eso bzw. *tos y o, *toso gegenüber. Diese Formen sind laut Specht wiederum zerlegbar in einen Pronominalstamm *e- oder *to- plus einen weiteren Pronominalstamm *so- bzw. *syo-, wie er sich z.B. im Altindischen findet (ai. sa, sya). So sei also naheliegend, daß die Unterscheidung zwischen Nominativ und Genitiv im Pronominalbereich ursprünglich durch einfaches Zusammenrücken zweier Pronominalstämme erreicht worden sei46, und nach diesem Muster auch der Genitiv der Nomina durch Anfügen eines Pronominalstammes gebildet wurde.

1.3. van Wijk

Bereits im Jahr 1902 befaßte sich van Wijk mit dem indogermanischen Genitiv. Auch er vertritt die Ansicht, der Genitiv sei im Indogermanischen noch nicht voll ausgeprägt gewesen. Allerdings geht er nicht wie später Wackernagel davon aus, daß der adverbale Genitiv älter sei als der adnominale. Vielmehr geht er ebenso wie Specht von einer umgekehrten Entwicklung aus47. Beide Funktionen seien dennoch bereits für die Grundsprache anzusetzen, wenngleich sie auf unterschiedliche Weise entstanden seien48.

Zum adnominalen Genitiv stellt er fest, daß in einer frühen Phase des Indogermanischen das ' Genitivverhältnis'49 lediglich durch die Wortstellung ausgedrückt worden sei50. Erst später sei der adnominale Genitiv wie der Nominativ aus einem älteren vorindogermanischen Agensmarker entstanden. In einem zweideutigen Ausdruck wie 'das Töten des Mannes', bei dem 'des Mannes' entweder subjektiv zu verstehen ist (i.e. 'der Mann tötet') oder aber objektiv (i.e. 'der Mann wird getötet'), sei dieser alte Agensmarker *- s nur in ersterem Fall angefügt worden51:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Entstehung des adnominalen Genitivs nach van Wijk

In beiden Fällen wird das 'Genitivverhältnis' bereits durch die Voranstellung von 'Mann' ausgedrückt. Als in einer späteren Phase des Indogermanischen die Kategorien Agens und Patiens in derartigen Konstruktionen nicht mehr markiert wurden, stattdessen aber ein Kasus Genitiv zum Ausdruck von Abhängigkeitsverhältnissen existierte, sei die sigmatische Form auch auf die Fälle ausgedehnt worden, in denen der Genitiv den Patiens ausdrückte52.

Einen Beleg für die Existenz endungsloser Genitive im Indogermanischen sieht van Wijk in den endungslosen Formen „echter Nominalkomposita“53.

Laut van Wijk war auch der adverbale Gebrauch des Genitivs bereits grundsprachlich, wenn er auch in einer späteren Phase entstanden sei als der adnominale54. Wie dieser gehe auch der adverbale Genitiv auf den alten Agensmarker *- s zurück. Die spätere Form der Genitivendung *- es/*- os sei durch akzentbedingten Erhalt des Themavokals entstanden. Später seien „absolut gebrauchte Aktivi auf - és, - ós als Genitive aufgefasst“ worden55.

Da das Indogermanische kein Passiv kannte56, wurde stattdessen das logische Subjekt durch den Agensmarker *- s gekennzeichnet, das logische Objekt ohne *- s.

So sei auch der Unterschied zwischen Akkusativobjekten und Genitivobjekten ursprünglich auf den Unterschied zwischen logischem Objekt und logischem Subjekt zurückzuführen.

Als Beispiel führt van Wijk die unpersönlichen Verben an, wie sie z.B. im Lateinischen belegt sind (lat. miseret me, pudet me, venit mihi in mentem, etc.). Diese Verben, sofern sie sich „auf leibliche oder seelische Affektionen beziehen57, regieren im Lateinischen oft den Genitiv. Van Wijk geht davon aus, in diesen Konstruktionen habe der Akkusativ das logische Objekt markiert, der Genitiv das logische Subjekt (i.e. den Agens), da die Verbalhandlung nicht im eigentlichen Sinn vom grammatikalischen Subjekt ausgeht, sondern sich vielmehr auf dieses auswirkt58.

Da einzelsprachlich häufig ein Übergang zur persönlichen Konstruktion stattgefunden habe, sei auch die Genitivrektion auf die neuen persönlichen Konstruktionen übertragen worden, so daß eine Gruppe persönlicher Verben mit Genitivrektion entstand59.

Auch für persönliche Verben der Wahrnehmung sowie für die des Essens und Trinkens sei der Genitiv auf einen alten Agensmarker zurückzuführen, da auch bei diesen Verben das logische Subjekt (i.e. der Agens) durch das grammatikalische Objekt ausgedrückt wird, während das logische Objekt (i.e. der Patiens) im Nominativ steht.

Bei Verbalkonstruktionen, bei denen der Genitiv partitivische Bedeutung hat (Verben des Füllens, Verben des Gebens, z.T. bei Verben des Essens und Trinkens in Opposition zum nicht-partitivischen Akkusativ) nimmt van Wijk ursprünglich dieselbe Entwicklung aus altem Agenskasus an. So sei z.B. der partitivische Genitiv bei Verben des Essens und Trinkens so zu verstehen, daß ursprünglich das Nahrungsmittel als Agens verstanden wurde, welcher den Patiens ernährt60.

1.4. Hirt

Auch Hirt61 ist der Ansicht, der Genitiv sei zuerst adnominal gebraucht worden und erst in einer späteren Phase auch adverbal. Grundsätzlich vertritt er die Ansicht, daß für die ältesten indogermanischen Kasus der adnominale Gebrauch der ältere sei62. Diese Ansicht sieht er vor allem darin bestätigt, daß in Komposita unterschiedliche Kasusfunktionen durch endungslose Formen ausgedrückt werden63.

Den adverbalen Genitiv bei verba impersonalia versteht Hirt als sekundäre Entwicklung, ursprünglich habe hier ein Akkusativ gestanden64. Bei vielen anderen adverbalen Genitiven liege die Vermutung nahe, es handele sich um elliptische Konstruktionen mit ursprünglich adnominalem Genitiv65.

1.5. Gamkrelidze und Ivanov

Auch Gamkrelidze und Ivanov gehen, ähnlich wie van Wijk davon aus, daß die Genitivendung *- es/*- os auf einen alten Agensmarker zurückzuführen sei. Sie gehen ebenfalls von einer Entwicklung aus, bei der in attributiven Syntagmen der Modifikator durch Voranstellung markiert wurde. Um das Verhältnis zwischen logischem Subjekt und logischem Objekt zu verdeutlichen, sei jedes Syntagma, bei dem der Modifikator durch ein semantisch aktivisches Nomen ausgedrückt wurde, mittels Agensmarker *- s als aktivisches Syntagma markiert worden, jedes Syntagma mit semantisch inaktivischem Modifikator ohne * - s66.

1.6. W.P. Lehmann

Ebenso wie van Wijk, Gamkrelidze und Ivanov vertritt auch Lehmann die Ansicht, der indogermanische Genitiv auf *- es/- *os gehe auf dieselbe Form zurück wie der Nominativ auf *- s, nämlich auf einen einstigen Agensmarker.

So sei z.B. der Gebrauch des Genitivs im Hethitischen zum Ausdruck von Personen auf frühere Agensmarkierung zurückzuführen. Die Form heth. waštulaš 'Sünder' sei ursprünglich nicht als Genitiv zu waštul 'Sünde' zu verstehen, sondern vielmehr als belebte/aktivische Ableitung mittels Agensmarker67.

Laut Lehmann fungierte der Genitiv im Indogermanischen zuerst als 'adjektivischer' Kasus68.

1.7. Knobloch

Auch Knobloch69 hält den adnominalen Gebrauch des Genitivs für den älteren70. Ursprünglich sei der Genitiv allerdings unmarkiert gewesen. So sei die „grammatische Kategorie des Genitivs als Ausdruck der Zugehörigkeit [...] älter als ihre bloße morphologische Charakterisierung, da sie anfänglich durch die bloße Stellung ausgedrückt wurde“71.

1.8. Kuryłowicz

Kuryłowicz vertritt ebenfalls die Ansicht, der adnominale Gebrauch des Genitivs im Indogermanischen sei der ursprünglichere: „The adnominal uses of the gen. are thus to be regarded as the primary function of the gen. [...] In the majority of instances the adverbal gen. goes back to the partitive use of the adnominal gen.[...]“72

Innerhalb des adnominalen Gebrauchs sei zuerst in attributiven Syntagmen der objektive / subjektive Genitiv entstanden. Aus diesem seien später die konkreteren Gebrauchsweisen wie partitiver und possessiver Genitiv hervorgegangen73.

1.9. Adrados

Auch Adrados74 hält den adnominalen Gebrauch des Genitivs für den älteren. So haben die späteren Genitivendungen *- s und *- m ein Nomen als 'determiner'75 markiert, sofern es neben (i.e. in den meisten Fällen vor) einem anderen Nomen stand. Neben einem Verb dagegen markierten dieselben Endungen die möglichen Aktanten des Verbs (Agens und Patiens)76.

1.10. Serbat

Guy Serbat77 wiederum vertritt die Ansicht, der Genitiv habe im Indogermanischen zuerst partitivische78 Funktion besessen. Die weiteren Funktionen seien durch Erweiterungen der partitivischen Funktion und durch Analogie entstanden.

Der „grundsätzliche Unterschied zwischen der partitivischen Markierung und den anderen Kasuszeichen“ liegt laut Serbat darin, daß „diese letzteren [...] die syntaktischen Funktionen des Wortes innerhalb des Satzes wider[spiegeln]; die erste (die partitive) [...] nur auf eine gewisse quantitive Bestimmung des Substantivs hin[deutet]“79.

1.11. Meier-Brügger

Meier-Brügger stimmt mit Serbat darin überein, daß der Genitiv „in seiner Grundbedeutung als Partitiv“ fungierte80. Daraus entwickelten sich unterschiedliche Funktionen wie die Bezeichnung der Beschaffenheit, der Zugehörigkeit und der Beziehung. Der Genitiv drücke keine syntaktische Funktion aus, sondern gebe lediglich ein Teilverhältnis an81.

1.12. Sommer

Auch Sommer vertritt in seiner Vergleichenden Syntax der Schulsprachen die Ansicht, der adverbale Gebrauch sei der ältere:

„Man darf geradezu behaupten, daß die adverbale Gebrauchsweise des gen. in Urzeiten die adnominale überwogen hat.“82

Sommer bezeichnet den Genitiv als einen Bereichskasus und leitet alle seine Funktionen,

adnominal und adverbal, von dieser Grundfunktion ab83.

1.13. Hofmann

Derselben Ansicht ist Hofmann. So schreibt er in seiner Lateinischen Syntax und Stilistik:

„Im Idg. hatte der Gen. [...] noch ein verhältismäßig eng begrenztes Gebiet und kam beim Nomen erst relativ spät auf, um partitive Verhältnisse durch einen eigenen Kasus zum Ausdruck zu bringen. Er war also zunächst nur adverbal [...].“84

1.14. Zusammenfassung

Es ist deutlich geworden, daß bisher die Frage nach dem ursprünglichen Gebrauch des indogermanischen Genitivs (adverbal oder adnominal) nicht endgültig geklärt ist. Sicher scheint jedoch, daß sich der Genitiv mit all seinen Funktionen – adnominalen wie adverbalen – erst allmählich im Indogermanischen entwickelt hat. So sind sich offenbar alle genannten Autoren einig, daß sich der sigmatische Genitiv der rekonstruierten Sprache aus ursprünglich endungslosen Formen entwickelt hat. Die übrigen Endungen des Genitivs, die sich in den indogermanischen Einzelsprachen finden, werden zumeist als spätere Entwicklung gedeutet und darauf zurückgeführt, daß der Genitiv im Indogermanischen noch nicht voll ausgebildet war85, wenngleich es auch Herleitungen aus ursprünglich unterschiedlichen Kasus gibt86.

Die Diskussion um adverbalen oder adnominalen Ursprung des Genitivs wirft meines Erachtens eine Grundproblematik auf: Aus den behandelten Aufsätzen wird nicht ersichtlich, ob jeweils von der Existenz der Genitivfunktion oder von der morphologischen Markierung des Kasus die Rede ist. So spricht z.B. Wackernagel von ursprünglich adverbalem Gebrauch des Genitivs, führt aber gleichzeitig an, daß der Genitiv im Pronominalbereich schon immer auch adnominal gewesen sei87. Daher muß das Konzept eines Genitivs bereits in der Sprache vorhanden gewesen sein. Allerdings wurde dieses Konzept ursprünglich lediglich durch die Wortstellung ausgedrückt – also syntaktisch markiert88 –, indem der adnominale Genitiv seinem Bezugswort vorangestellt wurde89.

Geht man davon aus, daß das Vorindogermanische noch keine Kasus ausgebildet hatte, so ist anzunehmen, daß syntaktische Beziehungen mangels distinktiver Marker mittels der Wortstellung ausgedrückt werden mußten.

Möglicherweise kann man von folgender Entwicklung ausgehen: Ursprünglich wurde im Vorindogermanischen das Genitiv-Konzept (i.e. Zugehörigkeit) außerhalb des Pronominalbereichs einzig durch Voranstellung des Genitivs ausgedrückt. Ebenso mögen auch die Funktionen von Agens und Patiens mit endungslosen Formen in bestimmter

Wortstellung ausgedrückt worden sein90. Nachdem im adnominalen Bereich die Möglichkeit bestand, Zugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen, mag das Bedürfnis entstanden sein, auch adverbal auszudrücken, ob ein Objekt direkt von der Verbalhandlung betroffen wurde, oder ob sich die Verbalhandlung lediglich auf einen Bereich des Objekts bzw. auf etwas dem Objekt Zugehöriges bezog. Da sich dieser Unterschied nicht durch die Wortstellung ausdrücken ließ (das direkte Objekt der Verbalhandlung steht immer in präverbaler Stellung), mußte ein neuer Marker gefunden werden. Die Wahl fiel auf *- s. Die Herleitung der Genitivendung *- s aus einem vorindogermanischen Agensmarker, welcher auch als Quelle für den Nominativmarker diente, scheint weithin akzeptiert zu sein. Doch auch die Herleitung aus dem Pronomen *so ist denkbar. Welcher Ansatz zum Ursprung der Genitivendung und zur Entstehung des Genitivs am wahrscheinlichsten ist, soll an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden. Dazu später mehr91.

2. Sprachtypologische Ansätze

Die Erkenntnis, daß das als Akkusativsprache rekonstruierte Indogermanische einige Unregelmäßigkeiten sowohl in der Syntax als auch in der Morphologie aufweist (Genitivobjekte, Nominativ mit Endung vs. endungsloser Vokativ, etc.) und die daraus resultierende Feststellung, daß das Vorindogermanische nicht zu diesem Sprachtypus gehörte, ist weithin anerkannt. Jedoch konnte das Vorindogermanische bisher noch nicht zu aller Zufriedenheit einem bestimmten sprachtypologischen System zugeordnet werden. Zumeist wird der Ursprung des rekonstruierten Systems entweder in einer Ergativsprache oder in einer Aktivsprache vermutet; einige Indogermanisten gehen von anderen Systemen für das Vorindogermanische aus. Im Folgenden werden die gängigsten Ansätze kurz dargestellt.

2.1. Der ergativische Ansatz

Sowohl Akkusativsprachen als auch Ergativsprachen basieren auf der Dichotomie transitiv/intransitiv im Verbalbereich.

Anders als in Akkusativsprachen, bei denen in transitiven wie intransitiven Aktiv-Sätzen der Agens unmarkiert ist (Nominativ), der Patiens transitiver Sätze markiert (Akkusativ), ist in Ergativsprachen nur der Agens transitiver Sätze markiert (Ergativ), Agens intransitiver Sätze sowie Patiens transitiver Sätze bleiben unmarkiert (Absolutiv).

Der grundlegende Unterschied wird aus folgendem Schema ersichtlich92:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Struktur von Akkusativ- und Ergativsprachen

2.1.1. Uhlenbeck

Die These, das Indogermanische habe in einer früheren Phase einen Ergativ aufgewiesen, wurde erstmals von Uhlenbeck in seinem Aufsatz „Agens und Patiens im Kasussystem der indogermanischen Sprachen“93 von 1901 formuliert.

Er geht davon aus, daß die Formengleichheit von Nominativ und Akkusativ der Neutra darauf hinweist, „dass Formen wie yugám – ζυγόν , mádhu – μŸθυ einmal weder nominativische noch akkusativische Geltung gehabt haben, sondern eine allgemeinere, aus welcher sich die nominativische und akkusativische Funktion entwickeln konnten94. Da zudem der Nom./Akk.n. der o- Stämme mit dem Akk.m./f. der o- Stämme identisch ist, vermutet Uhlenbeck: „Das -m in v4kam – λύκον wird ursprünglich kein Akkusativsuffix gewesen sein [...]“95.

Für ihn lassen sich diese Fakten am ehesten erklären, wenn man für eine frühere Phase des Indogermanischen einen Aktivus und einen Passivus96 statt eines Nominativs und eines Akkusativs ansetzt. Hierbei sei ersterer durch „ein suffigiertes -s , das kaum von dem demonstrativen Pronominalstamme so getrennt werden darf und wahrscheinlich als postpositiver Artikel aufzufassen ist“97, gekennzeichnet gewesen, letzterer durch den reinen Stamm bzw. bei den o- Stämmen durch suffigiertes - m98, welchem später ausgehend von den Maskulina und Feminina die Funktion eines Akkusativsuffixes zugewiesen worden sei99.

Das Fehlen eines Aktivus (= Ergativ) bei den Neutra begründet Uhlenbeck damit, daß diese in der Regel unbelebte Dinge bezeichnen, „denen kaum eine transitive Thätigkeit zugeschrieben werden konnte“100, und somit kein Bedarf an einem Kasus bestand, welcher den Agens transitiver Sätze kennzeichnet.

Am Ende seiner Ausführungen weist Uhlenbeck darauf hin, daß nach seinem Dafürhalten aus unterschiedlichen Gründen kein Zweifel daran bestehen könne, „dass der indogermanische Sprachbau [...] sich aus einem polysynthetischen, suffigierenden und infigierenden Sprachtypus entwickelt hat“101.

Uhlenbecks Ansatz läßt sich wie folgt zusammenfassen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 4: Entwicklung der Kasus nach Uhlenbeck

2.1.2. Martinet

Auch Martinet102 sieht den Ursprung des Indogermanischen in einer Ergativsprache. Wie schon Uhlenbeck in den Neutra hauptsächlich unbelebte Dinge bezeichnet sah, denen daher eine Markierung als Aktivus bzw. Ergativ fehlte, während die Nicht-Neutra, bei denen eine solche Markierung vorhanden war, belebte und daher agensfähige Dinge bezeichneten, unterscheidet auch Martinet die Kategorien animate und inanimate für das Vorindogermanische.

Belebte Nomina in Agensfunktion wurden seines Erachtens durch * -s markiert, welches nach Sonanten unter Ersatzdehnung des vorangehenden Vokals schwinden konnte103. Daß dieses * -s nicht einfach „subjects, i.e. forms used with the function of compulsory actualizer of a predicate“104 markierte, steht für ihn außer Frage, da diese „zero information“ schwerlich einen formalen Marker rechtfertigen konnte105. Daher muß es sich um einen Ergativmarker gehandelt haben, der seinerseits mit einem echten Nominativ koexistierte. Dieser „true nominative“ wurde verwendet „in order to introduce or 'nominate' a person or to present a creature or an object“106 und wird von Martinet mit dem bloßen Wortstamm identifiziert, welcher auch die Vokativfunktion ausfüllte107. So wurde laut Martinet in einer frühen Phase des Indogermanischen der bloße Wortstamm sowohl kontextfrei als tatsächlicher 'Nominativ' (i.e. Nennkasus) und Vokativ verwendet, als auch mit grammatischer Funktion als augenscheinlichste („most obvious“) Ergänzung zum direkten Objekt transitiver Sätze bzw. als Subjekt intransitiver Sätze108.

Später wurde das * -s wahrscheinlich analog zu transitiven Sätzen, in denen der markierte Agens gleichzeitig das Subjekt darstellte, auch auf die Subjekte intransitiver Sätze übertragen, so daß der bloße Wortstamm in dieser Funktion verdrängt wurde109. Die Übernahme der Vokativfunktion des bloßen Stammes durch die mit * -s markierte Form folgte und ist z.T. bis heute noch nicht abgeschlossen110.

Nachdem nun der ehemalige Ergativ auf * -s zu einem Nominativ geworden war, mußte als Gegenstück ein neuer Akkusativ entstehen. Die für das Indogermanische rekonstruierte Endung * -m für diesen Kasus führt Martinet auf einen to -case“, d.h. einen Allativ zurück. Dieser Kasus auf * -m wurde schließlich auf die neutralen o- Stämme ausgedehnt111.

Martinets Ansatz läßt sich in folgendem Schema darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 5: Entwicklung der Kasus nach Martinet

Während Uhlenbecks Ansatz die klassische Ergativhypothese der Indogermanistik darstellt, weicht Martinet nur marginal von dieser ab, indem er nicht einen durch * - m markierten Absolutiv als Vorgänger der Akkusativendung annimmt, sondern die Funktion des Richtungsakkusativ in den Vordergrund stellt und durch die Annahme eines alten Richtungskasus auf * - m erklärt.

2.1.3. Kuryłowicz

Kuryłowicz nimmt eine andere Entwicklung der indogermanischen Kasus an.

Hierbei geht er von einer dreistufigen Entwicklung des (Vor-)Indogermanischen aus112. In Phase I flektierte die Sprache ergativisch, mit einem endungslosen Absolutiv der Form

* - éC, *- éC 1 C 2 e und einem generellen Obliquus, welcher auch die Ergativfunktion innehatte, der Form * - eCé(s), *- éC 1 C 2 é(s). D.h. seiner Ansicht nach unterschieden sich Absolutiv und Obliquus (inkl. Ergativ) vor allem durch den Sitz des Akzents, welcher beim Obliquus auf den letzten Vokal gefallen sei.

In der zweiten Phase entwickelte sich das einstige Ergativ-System allmählich zu einem Akkusativ-System. Hierbei übernahm der einstige Absolutiv sowohl die Funktion des Akkusativs, als auch die des Nominativs. Beide Kasus unterschieden sich lediglich durch ein optionales auslautendes * - s für den Nominativ. Der einstige Obliquus verlor seine Ergativfunktion.

In Phase III entwickelten sich die Kasusendungen, die aus der Rekonstruktion bekannt sind: der Akkusativ wurde durch ein zusätzliches auslautendes * - m distinktiv markiert, der Nominativ zeichnete sich entweder durch auslautendes * - s oder durch Dehnung des letzten Vokals aus, die Endung * - és des Obliquus lebte u.a. im Genitiv fort.

Zusammenfassend kann Kuryłowicz's Ansatz wie folgt dargestellt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten113

Tabelle 6: Entwicklung der Kasus nach Kuryłowicz

2.1.4. Shields

Shields nimmt an, das Indogermanische sei in einer sehr frühen Phase möglicherweise eine isolierende Sprache gewesen, vergleichbar etwa mit dem Chinesischen, das keinerlei Flexion – ob nominal oder verbal – kenne114. Später – in einer Phase, die noch vor die Rekonstruktionsebene zurückgeht – habe es sich dann erst zu einer Ergativsprache entwickelt115.

Wie Kuryłowicz geht auch Shields davon aus, die s- Endung des indogermanischen Nominativs habe sich erst während des Übergangs von diesem Ergativ-System zu einem Akkusativ-System entwickelt. Allerdings nimmt er als vorindogermanischen Vorgänger des späteren Nominativs nicht wie Kuryłowicz einen unmarkierten Absolutiv, sondern einen durch Nullendung markierten Ergativ an, als Vorgänger des Akkusativs einen auf Nasal auslautenden Absolutiv116.

Der ursprüngliche Ergativmarker * - ∅ sei zunächst als Subjektmarker bei belebten Nomina und unbelebten, aber agensfähigen Nomina117 generalisiert worden, während der alte Absolutiv auf *- m weiterhin bei nicht-agensfähigen Nomina die Subjektfunktion in intransitiven Sätzen markierte, sowie Objektfunktion für alle Nomina. Daraus resultierte nach Shields eine Unterscheidung belebtes Subjekt - ∅ / unbelebtes Subjekt - N, bzw.

Nominativ belebt - ∅ / Nominativ unbelebt - N.

Die spätere Nominativendung * - s führt Shields auf verbalen Ursprung zurück118. Die Hauptaussagen von Shields' Theorie können wie folgt zusammengefaßt werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 7: Entwicklung der Kasus nach Shields

In seiner Monographie zur indogermanischen Nominalflexion von 1982119 vertritt Shields eine leicht abweichende Ansicht zur Entstehung der Kasusendungen. So nimmt er für die früheste Phase indogermanischer Nominalflexion einen Ergativ auf *- ∅ oder *- r an, sowie einen Absolutiv auf *- N120. Den Ergativmarker *- r setzt Shields v.a. aufgrund der r/n- Heteroklitika an. Seiner Ansicht nach geht diese Klasse der indogermanischen Neutra auf eine Klasse agensfähiger inanimata des Vorindogermanischen zurück, wodurch er die Ergativmarkierung dieser inanimata erklärt121.

Als sich das Vorindogermanische in einer zweiten Phase zu einer Akkusativsprache entwickelte, sei der Ergativmarker *- als Subjektmarker von animata und agensfähigen inanimata in intransitiven Sätzen verallgemeinert worden, so daß ein Nominativ auf *- ∅ und ein Objektkasus auf *- N entstanden, von denen letzterer die Funktionen von Akkusativ, Dativ, Instrumental, Genitiv, Ablativ und Lokativ innehatte. Das neue System beinhaltete demnach animata mit einem Nominativ auf *- ∅ und einem Objektkasus auf *- N, inanimata mit einem Nominativ/Objektkasus auf *- N und agensfähige inanimata mit einem Nominativ/Objektkasus auf *- ∅122.

In einer dritten Phase entstand ein obliquer Kasus mit unterschiedlichen Markern adverbialen Ursprungs (*- s, *- i, möglicherweise *- T). Der Objektmarker *- N wurde z.T. auch zur Markierung des Obliquus verwendet123. Zusätzlich entstand ein neuer Nominativmarker * - s verbalen Ursprungs, der mit dem älteren Nominativ auf *- ∅ konkurrierte124.

In Phase 4 nach Shields festigte sich der Gebrauch des * - s als Nominativmarker, wodurch gleichzeitig der Gebrauch von *- s als Marker des Obliquus abnahm. Die unterschiedlichen Endungen des Obliquus wurden auf bestimmte Funktionen festgelegt, so daß separate Kasus entstanden125.

In der letzten Phase wurden dialektale Unterschiede innerhalb des Indogermanischen immer deutlicher. Gleichzeitig entwickelten sich laut Shields die Formen des Dual und Plural sowie das Femininum126.

Die von Shields 1982 angenommene Entwicklung läßt sich wie folgt darstellen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 8: Entwicklung des idg. Kasussystems nach Shields 1982

2.2. Der aktivische Ansatz

2.2.1. Merkmale von Aktivsprachen

Sprachen, die i.d.R. nicht als (voll) ergativisch angesehen werden (z.B. Idg., Semit., Turksprachen), zeigen bei typologischer Untersuchung Merkmale von Aktivsprachen.

Noch heute gibt es Sprachen, die aktivisch aufgebaut sind; daher ist ein derartiges System auch für rekonstruierte Sprachen denkbar.

Im Folgenden werden einige wichtige Merkmale von aktivisch aufgebauten Systemen nach Klimov127 angeführt.

(a) Merkmale auf lexikalischer Ebene

1. Aktivsprachen sind nicht durch eine Dichotomie subjektiv/objektiv strukturiert, wie es bei Ergativ- und Akkusativsprachen der Fall ist, sondern durch eine Dichotomie aktivisch/inaktivisch; die Funktionen subjektiv und objektiv werden nur implizit ausgedrückt.

Daher wird im Nominalbereich zwischen zwei Gruppen unterschieden, nämlich zwischen den aktivischen, belebten Nomina einerseits und den inaktivischen, unbelebten Nomina andererseits. Diese Unterscheidung ist allerdings nicht in der Struktur der Nomina erkennbar, sondern lediglich in ihrer Funktion. Zur aktivischen Gruppe gehören Bezeichnungen für Lebewesen (Mensch, Tier,

[...]


1 vgl. z.B. Comrie 1998[1993], S. 94: „The evidence of the early IE languages points to nominative- accusative clause structure [...]“.

2 So z.B. Glück 2000, S. 22: Akkusativ [...] In Nominativsprachen Kasus des direkten Objekts, des A.objekts.[...]“.

3 Bußmann 2002, S. 168.

4 Für eine zusammenfassende Auswertung dieser Arbeiten siehe z.B. Langemann 2004.

5 Adrados 1987.

6 ibidem, S. 97.

7 Meier-Brügger 2002, S. 197.

8 ibidem, S. 163.

9 ibidem, S. 265.

10 Die Formengleichheit von Ablativ und Genitiv im Singular der thematischen Nomina bzw. Ablativ, Dativ und Instrumental im Plural aller Nomina führt Meier-Brügger auf Kasussynkretismus zurück: „Als eine Zwischenstufe zum völligen Zusammenfall zweier oder mehrerer Kasus kann der Sprachzustand betrachtet werden, wo je nach Numerus oder in Zusammenhang mit dem Genus oder der Stammbildung überhaupt, die Anzahl der Endungen geringer ist als die Zahl der Kasus, wo also innerhalb desselben Paradigmas nicht in allen Numeri alle Kasus formal unterschieden werden [...].“ (Meier-Brügger 2002, S. 268). Allerdings scheint die Annahme wahrscheinlicher, daß zur Zeit des Indogermanischen der direkten Rekonstruktion das Kasussystem noch nicht voll entwickelt war und nicht für jeden Kasus in jedem Numerus oder Genus eine distinktive Endung existierte.

11 nach Fortson 2004, S.113.

12 Fortson (S. 114) setzt diese Endung als mögliche urspr. Genitivendung an, welche mit dem Nom.Sg. gleich ist. Die Endung * -osyo, die sich in vielen Formen findet, deutet er als mögliche Zusammensetzung von * -os mit dem Stamm des Relativpronomens *yo-. Er verweist hierbei auf die Eigenart vieler Sprachen, Relativpronomina zur Possessivierung zu verwenden. Für das *-ī des Italischen und Keltischen gibt er keine Erklärungsversuche; siehe hierzu jedoch Wackernagel 1908.

13 Wackernagel 1908.

14 ibidem, S. 146.

15 ibidem.

16 siehe hierzu Wackernagel 1908, S. 133ff..

17 ibidem, S. 147.

18 ibidem.

19 ibidem, S. 146: „Was irgend zum possessivus gehört [...], konnte durch ein abgeleitetes Adjektiv ausgedrückt werden und wurde es mit Vorliebe.“.

20 ibidem, S. 147f..

21 zu den Termini casus indefinitus/casus definitus siehe unten S. 23ff, 2..

22 Wackernagel 1908, S. 148.

23 Wackernagel 1908.

24 ibidem, S. 148.

25 Specht 1944.

26 ibidem, S. 353.

27 ibidem.

28 ibidem.

29 ibidem.

30 ibidem, S. 354.

31 Specht 1944, S. 354ff..

32 ibidem, S. 361.

33 s.o. S. vi, Vorbemerkungen iii.

34 Specht 1944, S. 361ff..

35 s.o. S. 1f., 1.

36 s.o. Vorbemerkungen iii, S. vi.

37 Specht 1944, S. 362.

38 ibidem.

39 ibidem.

40 ibidem, S. 363.

41 Wackernagel 1930, S. 440ff. (bes. S. 442); siehe auch oben S. 1f..

42 Specht 1944, S. 363.

43 ibidem.

44 ibidem.

45 s.o. S. 1f.

46 Specht 1944, S. 363f..

47 van Wijk 1902, S. 78.

48 ibidem: „Beide gehen auf die Urzeit zurück, sind aber verschiedenen Ursprungs.“

49 Der Terminus 'Genitivverhältnis' bezeichnet lt. van Wijk „[...] die Beziehung zwischen dem Nomen rectum und dem Nomen regens [...]“ (l.c., S. 78).

50 van Wijk 1902, S. 79.

51 ibidem, S. 83.

52 ibidem.

53 ibidem.

54 ibidem, S. 92.

55 ibidem, S. 93.

56 van Wijk 1902, S. 91. Die passivische Funktion der medialen Endungen sei erst später entstanden.

57 ibidem, S. 94, FN 1).

58 ibidem, S. 95.

59 ibidem.

60 ibidem, S. 96f..

61 Hirt 1934.

62 Hirt 1934, S. 32: „Man wird [...] nur zu einem richtigen Verständnis der Kasuslehre kommen, wenn man den adnominalen Gebrauch der Kasus voranstellt“.

63 ibidem, S. 31f..

64 ibidem, S. 101.

65 ibidem, S. 112ff..

66 Gamkrelidze/Ivanov 1995[1984], S. 241; siehe auch unten S. 24f..

67 Lehmann 1995b[1993], S. 225; siehe auch unten S. 27f., 2.2.3.

68 ibidem, S. 154.

69 Knobloch 1952.

70 ibidem, S. 131: „Durch die analogen Verhältnisse in vielen anderen Sprachen rechtfertigt sich die Annahme einer Priorität der adnominalen Verwendung[...]“.

71 Knobloch 1952, S. 148.

72 Kuryłowicz 1964, S. 186f..

73 ibidem.

74 Adrados 1987, Adrados 1989.

75 Dieser Terminus entspricht dem 'Modifikator' bei Gamkrelidze und Ivanov (s.o. S. 7f., 1.5).

76 Adrados 1987, S. 110f., Adrados 1989, S. 41; siehe auch unten S. 48, 2.3.3.

77 Serbat 1992.

78 Serbat zählt die partitive Funktion des Genitivs zum adverbalen Gebrauch, während Kuryłowicz sie zum adnominalen Gebrauch rechnet.

79 Serbat 1992, S. 289.

80 Meier-Brügger 2002, S. 275.

81 ibidem.

82 Sommer 1971[1931], S. 22.

83 ibidem, S. 21ff..

84 Hofmann 1965, S. 50f..

85 Schlerath 1994, S. 347.

86 So z.B. Klingenschmitt 1992 laut Schlerath 1994, S. 347.

87 s.o. 1.1., S. 1.

88 Man beachte, daß das Fehlen eines morphologischen Markers nicht gleichbedeutend mit Unmarkiertheit ist. Eine grammatische Kategorie kann auch „durch die Wortfolge oder durch besondere 'grammatische Wörter'“ markiert werden (Wurzel 1984, S. 60).

89 s.o. 1.3, S. 4f..

90 vgl. die Wortstellung in Aktivsprachen (s.u. 2.2.1, S. 21, Tabelle 9).

91 s.u. S. 77ff., 4.2.

92 Ein '+' bedeutet, daß die jeweilige Funktion typologisch meist eine nicht-nullstellige Markierung hat, während ein '-' andeutet, daß die jeweilige Funktion typologisch meist unmarkiert ist bzw. einen nullstelligen Marker aufweist.

93 Uhlenbeck 1901.

94 ibidem, S. 170.

95 ibidem.

96 Diese von Uhlenbeck eingeführten Begriffe sind mit den Begriffen Ergativ und Absolutiv der heutigen Terminologie gleichzusetzen.

97 Uhlenbeck 1901, S. 170.

98 ibidem, S. 170f..

99 Uhlenbeck 1902/03.

100 Uhlenbeck 1901, S. 171.

101 ibidem.

102 Martinet 1962.

103 ibidem, S. 150f..

104 ibidem, S. 151.

105 ibidem.

106 ibidem.

107 ibidem.

108 ibidem, S. 152.

109 Martinet 1962, S. 153.

110 Martinet 1962 verweist hierzu S. 153 auf das Tschechische, wo Vokativ und Nominativ z.T. immer noch unterschiedliche Formen haben.

111 Martinet 1962, S. 153.

112 Kuryłowicz 1935, S. 163.

113 Kuryłowicz setzt hier einen generellen Obliquus an, der auch die Funktion hatte, den Agens zu markieren (=> Ergativfunktion).

114 Shields 1978, S. 185f.. In dieser Annahme unterscheidet er sich deutlich von Uhlenbeck, welcher polysynthetischen Sprachbau annimmt (s.o. S. 13f., 2.1.1.).

115 „At some time during its evolution, Indo-European passed through a period in which its structure was of the so-called 'ergative' variety.“ (Shields 1978, S. 186).

116 „[...] Indo-European did possess two formally marked case categories: an absolute case in *-N [...] and an ergative case in *-∅ .“ (Shields 1978, S. 187.) Hierzu ist allerdings anzumerken, daß keine Ergativsprache belegt ist, „which opposed a non-zero absolutive case form to a zero ergative“ (Rumsey 1987 S. 25f.); vgl. auch Dixon 1979, S. 59: „Absolutive is always the unmarked term in an absolutive/ergative opposition.“ und S. 62: „If any case in an 'ergative' language has zero realization, it will be absolutive [...]“, sowie Dixon 1987, S. 3.

117 Shields 1978, S. 189f.. Zu diesen ' natural agents' zählt Shields z.B. 'Wind', 'Feuer', u.ä. Nomina, welche zwar keine belebten Entitäten bezeichnen, aber dennoch als Agens eines Satzes fungieren können.

118 ibidem, S. 202ff..

119 Shields 1982.

120 ibidem, S. 17, 94.

121 Shields 1982, S. 25ff., vgl. auch Lehmann 1991 (s.u. 2.2.3., S. 29f.).

122 ibidem, S. 94f..

123 ibidem.

124 ibidem, S. 58f., 95.

125 ibidem, S. 95f..

126 ibidem, S. 96f..

127 Klimov 1974.

Ende der Leseprobe aus 107 Seiten

Details

Titel
Objektkasus im Indogermanischen
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,1
Autor
Jahr
2007
Seiten
107
Katalognummer
V116528
ISBN (eBook)
9783640181353
ISBN (Buch)
9783640181438
Dateigröße
1743 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Objektkasus, Indogermanischen, Aktivsprachen, Ergativsprachen, Akkusativsprachen, Aktivsprache, Ergativsprache, Akkusativsprache
Arbeit zitieren
Christiane Gante (Autor:in), 2007, Objektkasus im Indogermanischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116528

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Objektkasus im Indogermanischen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden