Das rekonstruierte Indogermanische wird in der Regel zu den Akkusativ-Sprachen gezählt. Das heißt, im Normalfall steht der Agens eines transitiven Satzes im Nominativ, das direkte Objekt im Akkusativ. Allerdings finden sich in den indogermanischen Sprachen Objekte transitiver Verben nicht nur im Akkusativ, sondern auch im Genitiv, wenn auch bei weitem nicht in derselben Quantität.
Außerdem findet sich der Akkusativ nicht nur als Objektkasus, sondern auch mit der konkreten Funktion eines Richtungskasus.
Nun stellt sich die Frage, ob es sich bei Genitivobjekten um eine Erweiterung des Systems der Objekte transitiver Verben handelt, oder aber um ein Relikt aus einer Zeit, in der noch nicht ein bestimmter Kasus als Objektkasus festgelegt war, bzw. als sich noch kein Nominativ-Akkusativ-System entwickelt hatte. Ebenso könnte der Richtungsakkusativ auf eine solche Phase des Vorindogermanischen zurückgehen, in welcher der spätere Akkusativ noch andere Funktionen hatte, als das direkte Objekt zu markieren. Daran schließt sich die Frage, wie das Vorindogermanische sprachtypologisch einzuordnen ist.
Dieser Fragestellung soll in der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- Thema der Arbeit
- Terminologie
- Akkusativ und Genitiv im Indogermanischen
- Hatte das Indogermanische einen voll ausgeprägten Genitiv?
- Wackernagel
- Specht
- van Wijk
- Hirt
- Gamkrelidze und Ivanov
- W.P. Lehmann
- Knobloch
- Kuryłowicz
- Adrados
- Serbat
- Meier-Brügger
- Sommer
- Hofmann
- Zusammenfassung
- Sprachtypologische Ansätze
- Der ergativische Ansatz
- Uhlenbeck
- Martinet
- Kuryłowicz
- Shields
- Der aktivische Ansatz
- Merkmale von Aktivsprachen
- Gamkrelidze/Ivanov
- W.P. Lehmann
- K.H. Schmidt
- Bauer
- Matsumoto
- Andere Ansätze
- Villar
- Rumsey
- Adrados
- Zusammenfassung
- Akkusativ und Genitiv in den Einzelsprachen
- Verwendung des Akkusativs in den Einzelsprachen
- Hethitisch
- Altindisch
- Avestisch
- Griechisch
- Lateinisch
- Verwendung des Genitivs in den Einzelsprachen
- Hethitisch
- Altindisch
- Avestisch
- Griechisch
- Lateinisch
- Zusammenfassung und Gegenüberstellung der gesammelten Daten
- Funktionen des Akkusativs
- Funktionen des Genitivs
- Fazit
- Zusammenfassung und sprachtypologische Auswertung
- Mögliche Ansätze für das voridg. System und deren Problematik
- Vorteile des aktivischen Ansatzes
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Objektkasus im Indogermanischen und untersucht dessen Entwicklung und Funktion im Vergleich zu anderen Kasus. Ziel ist es, die sprachtypologischen Ansätze zur Erklärung des Objektkasus im Indogermanischen zu analysieren und zu bewerten.
- Entwicklung des Objektkasus im Indogermanischen
- Sprachtypologische Ansätze zur Erklärung des Objektkasus
- Vergleichende Analyse des Objektkasus in verschiedenen indogermanischen Einzelsprachen
- Zusammenhang zwischen Objektkasus und Wortstellung
- Rekonstruktion des vorindogermanischen Kasussystems
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und definiert die Terminologie. Anschließend werden verschiedene Theorien zur Existenz und Entwicklung des Genitivs im Indogermanischen diskutiert. Das zweite Kapitel analysiert verschiedene sprachtypologische Ansätze zur Erklärung des Objektkasus, darunter der ergativische und der aktivische Ansatz.
Das dritte Kapitel untersucht die Verwendung des Akkusativs und Genitivs in verschiedenen indogermanischen Einzelsprachen, wie Hethitisch, Altindisch, Avestisch, Griechisch und Lateinisch. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und sprachtypologischen Auswertung der gesammelten Daten sowie einer Diskussion über die Vorteile des aktivischen Ansatzes.
Schlüsselwörter
Objektkasus, Indogermanisch, Genitiv, Akkusativ, Sprachtypologie, Ergativ, Aktiv, Einzelsprachen, Hethitisch, Altindisch, Avestisch, Griechisch, Lateinisch, Wortstellung, Morphosyntax, Rekonstruktion.
- Arbeit zitieren
- Christiane Gante (Autor:in), 2007, Objektkasus im Indogermanischen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116528