Die Entwicklung der Moral. Das Stufenmodell von Lawrence Kohlberg


Hausarbeit, 2018

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Biografie

3 Forschungsmethode
3.1 Das hypothetische Dilemma
3.2 Das strukturale Interview oder Moral Judgment Interview (MJI)
3.3 Die Auswertung der erhobenen Antworten

4 Das Stufenmodel des moralischen Urteilens
4.1 Die präkonventionelle Ebene
4.2 Die konventionelle Ebene
4.3 Die postkonventionelle Ebene

5 Kritik

6 Versuche der praktischen Anwendung.

7 Fazit.

I Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Mit der weltweiten Pandemie durch das SARS-COV-2-Virus, sehen wir uns einer globalen Aufgabe gegenüber, die in ihrer Komplexität in sämtliche Lebensbereiche eingreift. Um die Pandemie wirkungsvoll zu bekämpfen, müssen Fragen beantwortet und Entscheidungen getroffen werden. Diese Fragen sind sehr vielschichtig und betreffen sowohl große Populationen, wie zum Beispiel bei der Frage nach einer Impfreihenfolge, als auch den Einzelnen, wenn es um die Entscheidung geht sich überhaupt impfen zu lassen. Besonders unter Druck stehen die Mediziner und Pflegekräfte, da sie mit einer Vielzahl von, vielleicht nicht neuen, aber in ihrer Häufigkeit deutlich öfter auftretenden, schwierigen Problemstellungen konfrontiert werden. Beispielhaft sei hier das Dilemma, welches sich hinter dem Begriff „Triage“ verbirgt, genannt.

Dass es bei vielen dieser Entscheidungen kein Richtig und kein Falsch gibt, liegt an den moralischen Konflikten, die diese beinhalten. Die Existenz von sich gegenüberstehenden Werten, die sich durch die jeweilige Problemstellung ausschließen, macht eine eindeutig „richtige“ Lösung unmöglich.

„Werte sind Vorstellungen und Ideale der Menschen, welche in einer Gruppe oder Gesellschaft allgemein als wünschenswert anerkannt sind. Sie können Orientierungshilfe für den Einzelnensein und das Zusammenleben in Gruppen oder Gesellschaften erleichtern. “ (Anonym, 2012, S.18) Schließt man neben den Werten auch die gesellschaftlich anerkannten Normen mit ein, bezeichnet man dies als Moral. Folglich kann man die Moral als: „Gesamtheit von ethisch­sittlichen Normen, Grundsätzen, Werten, die das zwischenmenschliche Verhalten einer Gesellschaft regulieren, die von ihr als verbindlich akzeptiert werden.“ (Dudenredaktion, o.J.) bezeichnen.

Jeder Mensch hat unterschiedliche moralische Wertvorstellungen und Wertgewichtungen nach denen er sein Handeln ausrichtet. Die Ursachen dieser Unterschiedlichkeit sind different. Lawrence Kohlberg untersuchte den Verlauf des moralischen Urteilens und unterteilte die Moralentwicklung in verschiedene Stufen. Das von ihm aufgestellte Stufenmodell soll den Gegenstand dieser Hausarbeit darstellen. Im Folgenden werde ich auf den Menschen Lawrence Kohlberg und seine wissenschaftliche Methode eingehen. Es folgt die Beantwortung der Fragestellung, wie Kohlberg sein Modell des moralischen Urteilens definiert und welche Ansätze der praktischen Übertragung von Kohlbergs Theorien bestehen. Abschließend möchte ich klären, ob die theoretischen Grundlagen Kohlbergs Arbeit in einer Zeit, in der gerade im Pflegeberuf ethische Fragestellungen in den Vordergrund rücken, einen Beitrag zu deren Beantwortung leisten können.

2 Biografie

Lawrence Kohlberg war ein amerikanischer Entwicklungspsychologe und gilt nach Jean Piaget als Begründer der modernen entwicklungspsychologischen Moralforschung (Keller, 2007, S. 17). Auf Grundlage der Gerechtigkeitstheorie von John Rawls konnte Kohlberg durch seine Entwicklungstheorie des moralischen Urteils Jean Piagets Theorie der Moralentwicklung weiterentwickeln.

Lawrence Kohlberg wurde am 25.Oktober in einem Vorort der Stadt New York geboren. Er wuchs in einer jüdischen Gemeinde auf und schloss die High School 1945 ab. Anschließend verpflichtete sich Kohlberg zum Militärdienst und diente in der Handelsmarine auf einem Schiff, welches jüdische Flüchtlinge nach Palästina schmuggelte. Britische Militärs nahmen die gesamte Besatzung des Schiffes in Haft und Kohlberg wurde auf Zypern inhaftiert.

In der Zeit seiner Gefangenschaft reflektierte Kohlberg sein Handeln. Ihm wurde klar, dass es moralisch zweifelhaft war. Durch diese Reflexion entschied er sich 1947 für ein Studium der Psychologie an der University of Chicago.

Dieses Studium schloss er 1958 mit seiner Dissertation zum Thema: „The development of modes of moral thinking and choice in the years 10 to 16“ ab.

Den größten Teil seines Arbeitslebens verbrachte Kohlberg an der Harvard University in Cambridge als Professor für Erziehungswissenschaft und Sozialpsychologie. Dort gründete er das Center für Moral Education and Development, welchem er bis zu seinem selbst gewählten Tod am 17.Januar 1987 als Leiter vorstand (vgl. Garz, 2008, S. 89 - 91).

Kohlberg forschte nach seiner Dissertation in einer fast 30 Jahre laufenden Längsschnittstudie. Er erweiterte und revidierte seine Theorie beständig. Sein Hauptaugenmerk richtete er dabei auf die Entwicklung des moralischen Urteilens bei Kindern und Erwachsenen. Konzeptionell 3

orientierte er sich dabei vor allem an dem Entwicklungskonzept und den methodischen Verfahren aus Piagets moralpsychologischer Entwicklungstheorie (Becker, 2011, S. 50).

Nach Becker, 2011 gelang es Kohlberg die theoretischen Grundlagen Piagets zu erweitern. Er ergänzte die Urteilsstufen Piagets um zusätzliche Stufen und ermöglichte dadurch eine Analyse der Entwicklung des moralischen Urteilens über den gesamten Lebenslauf. Durch die Verknüpfung verschiedener Stränge moralpsychologischer Arbeiten und dazugehöriger empirischen Forschungen versuchte Kohlberg einen Endpunkt des individuellen Entwicklungsprozesses und somit die ideale Form der Urteilsbildung zu bestimmen. Des Weiteren versuchte er moralische Entwicklungsprozesse gezielt zu fördern, indem er seine theoretischen Erkenntnisse in die pädagogische Praxis übertrug (Becker 2011, S. 50).

3 Forschungsmethode

Im Rahmen seiner Forschung führte Kohlberg interkulturelle Studien in Mexiko, den USA und in Taiwan durch. Durch diese internationalen Vergleichsuntersuchungen wollte Kohlberg die kulturunabhängige Existenz seines Modells beweisen (Gudjons & Traub, 2020, S. 127). Er führte über Jahrzehnte Längsschnittstudien durch, um durch deren zeitraumbezogenen Charakter (Kornmeier, 2018, S. 148) die Entwicklung des moralischen Urteilens bei seinen Forschungssubjekten aufzuzeichnen.

Mit Hilfe der Dilemma-Diskussions-Methode (Meier, 2007, S. 20) verfügte Kohlberg über ein Forschungsinstrument, mit dessen Hilfe er Antworten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen über den Zeitraum seiner Studien vergleichen konnte (Garz, 2008, S. 107) .

Nach Garz 2008 kann man Kohlbergs Methode in drei Bereiche unterteilen:

3.1 Das hypothetische Dilemma

Bei dem hypothetischen Dilemma handelt es sich um eine alltagsferne Problemsituation, bei der sich zwei moralische Werte gegenüberstehen, welche nicht gleichzeitig existieren können, sodass sich das Forschungssubjekt für einen dieser Werte entscheiden muss (Garz, 2008, S. 107).

Kohlberg wählte diese alltagsfernen Problemsituationen um Blockierungen der Urteilsfähigkeit durch bereits erlebte Konflikte, oder durch emotionalisierte Alltagsthemen zu umgehen. Klischeebehaftete Antworten sollten durch diese sterile Forschungssituation ebenfalls vermieden werden (Becker, 2011, S. 50). Ein bekanntes von Kohlberg entwickeltes Dilemma stellt das Heinz- Dilemma dar:

„Eine Frau in Europa war dem Tode nahe, da sie an einer sehr schweren Krankheit, einer besonderen Form von Krebs, litt. Es gab ein Medikament, von dem dieÄrzte annahmen,daß es die Rettung bringen könnte. Es handelte sich um eine Art Radium, das ein Apotheker aus derselben Stadt jüngst entdeckt hatte. Das Medikament war teuer in der Herstellung, aber der Apotheker verlangte das zehnfache dessen, was ihn die Herstellung kostete. Er bezahlte 200Dollar für das Radium und verlangte 2000Dollar für eine kleine Dosis der Arznei. Der Ehemann der kranken Frau, Heinz, suchte a l e, die er kannte, auf, um sich das Geld zu leihen. Aber er konnte nur etwa 1000 Dollar, die Hälfte des Kaufpreises, zusammenbringen. Er sagte dem Apotheker, daß seine Frau im Sterben lag, und bat ihn, das Mittel billiger abzugeben oder ihn später bezahlen zu lassen. Aber der Apotheker sagte: „Nein, ich habe das Mittel entdeckt, und ich werde damit Geld machen.“ Heinz geriet in Verzweiflung und brach in die Apotheke ein, um das Medikament für seine Frau zu stehlen.

Hätte der Ehemann dies tun sollen? Warum?“ (Kohlberg, 1996, S. 65)

3.2 Das strukturale Interview oder Moral Judgment Interview (MJI)

Bei dem Moral Judgment Interview handelt es sich um ein ausführliches strukturiertes Interview, bei dem man, durch dessen mäeutischen Charakter, die jeweils höchste erreichbare Kompetenz des moralischen Urteils aus dem Subjekt hervorlocken will. Dieser mäeutische, bzw. hervorlockende Charakter entsteht vor allem durch die Anwendung von weiterführenden Begründungs- und Erläuterungsfragen. Diese Fragen waren in der späteren Auswertung von großer Bedeutung, da sie subjektive Deutungen zu Ideen und Konzepten der Befragten deutlich machten und somit den Interpretationsspielraum in der späteren Auswertung eingrenzten (Garz, 2008, S. 109).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung der Moral. Das Stufenmodell von Lawrence Kohlberg
Hochschule
Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
20
Katalognummer
V1165457
ISBN (eBook)
9783346573438
ISBN (Buch)
9783346573445
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lawrence Kohlberg, Moral
Arbeit zitieren
Daniel Scheffler (Autor:in), 2018, Die Entwicklung der Moral. Das Stufenmodell von Lawrence Kohlberg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1165457

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