Der philosophische Skeptizismus

Die Entwirrung der philosophischen Stimmen im skeptischen Raum - auf Textgrundlage von Barry Stroud "Die Bedeutung des Skeptizismus"


Seminararbeit, 2008

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Barry Strouds exemplarische Einführung in die Bedeutung des Skeptizismus
1.1 G. E. Moores realistischer Beweis einer Außenwelt
1.2 Die Sinnlosigkeit der skeptischen Scheinfrage nach Rudolf Carnap
1.3 W. V. O. Quines naturalistisches Projekt einer rationalen Rekonstruktion der Welt

2. Das eigentliche Problem des Skeptizismus
2.1 Warum die skeptische Frage irrational ist
2.2 Eine mögliche Reformulierung der skeptischen Frage

Es existieren unterschiedliche Auffassungen davon, was der Skeptizismus genau sagt oder will. Geschichtlich geht der philosophische Skeptizismus bis in die griechische Antike zurück. Auch damals schon gab es unterschiedliche skeptische Tendenzen, diese sind aber leichter zu fassen, insofern es tatsächlich Philosophen und oft sogar ganze Schulen gab, die konkrete skeptische Sichtweisen vertraten. Innerhalb des gegenwärtigen Diskurses ist es jedoch schwierig einen realen Bezugspunkt zu finden; es gibt nicht etwa die skeptische Schule oder den skeptischen Philosophen.

Barry Stroud versucht in seinem hier behandelten Text „Die Bedeutung des Skeptizismus“[1] eine knappe Einführung zu geben, welchen Standpunkt[2] der Skeptizismus in der Philosophie hat und exemplarisch zu zeigen, wie Antiskeptiker auf die „skeptische Frage“ antworteten. Die „skeptische Frage“ selbst formuliert er im Text folgendermaßen:

„Eine philosophische Beschäftigung mit den Grundlagen der Wissenschaft betrifft die Frage, wie menschliche Erkenntnis oder Wissenschaft im allgemeinen möglich sei. [...] die Frage ist, wie es uns möglich ist, überhaupt etwas zu wissen.“[3]

Auch Barry Stroud bewertet aus einer skeptischen Perspektive heraus und genau diese Sichtweise möchte ich mit der von mir behandelten gleichsetzen.

Ich vermeide also mich in meinen Ausführungen auf einen imaginären Skeptiker beziehen zu müssen: im Rahmen dieser Hausarbeit ist die „skeptische Frage“ Barry Strouds Frage.

1.1 G. E. Moores realistischer „Beweis einer Außenwelt“

Moore, ein Verfechter der common sense[4] Philosophie[5], war überzeugter Antiskeptiker. Im Zuge seiner grundsätzlichen philosophischen Position und der damit konsequenterweise einhergehenden Argumentationsweise, die eine Affinität zu mutmaßlichen ‚Plattitüden’ aufwies, fiel auch sein Widerlegungsversuch der skeptischen These vermeintlich plakativ aus. Moore hob nacheinander seine beiden Hände und konstatierte: „Hier ist eine Hand. Und hier ist noch eine.“ Da er hierdurch, aus seiner Sicht, gezeigt hatte, dass zwei materielle Dinge in der Außenwelt mit Sicherheit existieren, schloss er daraus, dass auch die Außenwelt als solche mit Sicherheit existiere[6] und er also die skeptische These widerlegt hatte.[7]

Stroud wirft Moore vor, dass dieser überhaupt nicht begriffen habe, worum es dem Skeptiker geht. Indem Moore auf eine Art und Weise antwortet, deren Legitimität ja gerade von der skeptischen These bezweifelt wird – d. h. er verwendet Prämissen, die ein Skeptiker nicht akzeptieren würde[8] –, besteht für Moore aus Strouds Sicht initial schon nicht die Chance einer „wirklichen Widerlegung“ des Skeptikers. Moores „Beweis“ ist Strouds Meinung nach also lediglich eine „Behauptung“[9] und „als Antwort auf die philosophische Frage nach unserem Wissen von der Außenwelt offensichtlich inadäquat“. Moore hinterlasse uns mit dem „Gefühl“, die skeptische These nicht falsifiziert zu haben.[10]

Hier möchte ich darauf hinweisen, dass Moore sehr wohl verstanden hat, worum es dem Skeptiker geht. Moore weist selbst darauf hin, dass er sich bewusst ist, die common sense Überzeugungen nicht im eigentlichen Sinne bewiesen zu haben. Solch einen Beweis hält er aber weder für möglich, noch für notwendig.[11] Hiernach kann nicht verlangt werden, weil ein Beweis unserer fundamentalen Prämissen[12] selbst unmöglich ist: sie sind ja gerade die Grundlage aller Beweise, so Moore.[13] Die Prämisse z.B.: Hier ist eine Hand. lässt sich zwar für Moore selbst nicht ableitend beweisen, wird von uns aber unmittelbar gewusst und ist bei weitem sicherer, als alle Prämissen, die man akzeptieren müsste, um diese Prämisse als falsch zu beweisen.[14]

Hier ist eine Hand. ist beispielsweise für Moore eine sicherere Prämisse als Hier ist keine Hand. und die Prämisse Ich weiß, dass hier eine Hand ist. ist sicherer als Ich weiß nicht, ob hier eine Hand ist. wenn Moore gerade seine Hand vor sich hochhält.

Strouds Vorwurf des vermeintlichen Beweises findet bei Moore also keine Angriffsstelle.

Ein weiterer Vorwurf Strouds bezieht sich auf Moores common sense Überzeugungen: weil Moore diese fundamentalen Prämissen selbst nicht hinterfragt und einfach akzeptiert, seien seine „Behauptungen ohne Rechtfertigung“ und „wenn man sie als Antwort auf philosophische Frage nach der Erkenntnis betrachtet: [...] schlicht dogmatisch“.[15]

Auch hier wird Moore von Stroud, wie ich finde, missverstanden. Die entscheidenden und nicht anzweifelbaren fundamentalen Prämissen stehen für Moore nämlich nicht apriori fest und werden uns also nicht in etwa der Form eines Dogmas aufoktroyiert.[16]

„Aussagen [...] sind allesamt synthetisch und niemals analytisch und das ist beileibe nicht nebensächlich. Dasselbe läßt sich populärer so ausdrücken: Wenn ich recht habe, dann kann uns niemand unter dem Vorwand der eigentlichen Bedeutung des Wortes Axiome weismachen [...].“[17]

Zu fundamentalen Prämissen werden vielmehr jene Überzeugungen, die sich als selbstverständlich wahr[18] und „unaufgebbar erweisen“.[19]

Strouds Kritik, Moores Antwort auf die skeptische Frage sei „dogmatisch“, kann also auch zurückgewiesen werden.

Für Stroud bleibt dennoch das „Gefühl“, dass Moore den Skeptizismus nicht widerlegt hat.[20]

1.2 Die Sinnlosigkeit der skeptischen Scheinfrage nach Rudolf Carnap

Carnap teilt – nach Stroud – in seiner Entgegnung auf die skeptische These, Fragen in interne und externe ein.[21] Interne Fragen beziehen sich auf unseren gewöhnlichen Wissensbegriff, also auf alles, was wir im normalen Sprachgebrauch, als Wissen bezeichnen. Sie werden „ innerhalb des Rahmens der Dingsprache gestellt“[22] und lassen sich mithilfe der „empirische [n] Wirklichkeit[23] beantworten. Es handelt sich also um empirisches Wissen, das deshalb zwangsläufig mit unserer spezifischen sensorischen Wahrnehmung verknüpft bleibt und gerade hierdurch gerechtfertigt wird.

„Wir wissen, dass Pflanzen zum Leben Wasser brauchen, denn die Pflanzen, die wir nicht gegossen haben, sind vertrocknet.“

Carnap hat aber insofern „genügend Verständnis“[24] für die skeptische These, dass er zudem den Begriff der externen Frage einführt. Diese fragt nach einer „ Wirklichkeit besonderer Bedeutung [...], charakterisiert als Unabhängig vom Erkennenden Bewußtsein“[25] und scheint sich so auf einen Wissensbegriff zu beziehen, der absolut – „ohne die Spur eines Anthropozentrismus’“[26] – gerechtfertigt ist.

Eine solche Rechtfertigung jedoch ist laut Carnap nicht möglich:

„Die Erkenntnistheorie soll angeben, wie eine vorgebliche Erkenntnis als gültige Erkenntnis gerechtfertigt, begründet werden kann. Diese Rechtfertigung geschieht nicht absolut, sondern relativ: ein Erkenntnisinhalt wird gerechtfertigt durch Bezugnahme auf andere, als gültig unterstellte Erkenntnisinhalte.“[27]

Weil die skeptische Frage also etwas wissenschaftlich Unmögliches verlangt, kann man sie weder bejahend, noch verneinend beantworten und deshalb ist sie Carnaps empiristischem Sinnkriterium[28] nach selbst sinnlos und eine „Scheinfrage“[29], von der man nur annehme, dass sie ein Problem darstellen würde. Das ihr zu Grunde Liegende aber sei – zumindest wissenschaftlich betrachtet – lediglich ein sinnloses Scheinproblem .[30]

Stroud ist der Meinung, dass Carnap mit der „[...] Einsicht, daß nichts, was in unseren alltäglichen oder wissenschaftlichen Erkenntnispraktiken vor sich geht, die philosophische Frage beantworten kann, zumindest auf dem richtigen Wege war.“[31]. Doch wirft er Carnap vor, er habe die Möglichkeit, dass die Außenwelt vielleicht doch ganz anders ist, als wir sie erfahren, überhaupt nicht in Betracht gezogen, da er einfach nicht daran „glaubte“. Und nur deshalb sei die skeptische These für Carnap sinnlos.[32]

Hier möchte ich anmerken, dass dies eine unbegründete und meiner Meinung nach auch unbegründbare Unterstellung Strouds ist. Er scheint – obwohl das im vorhergehenden Text nicht den Anschein macht – Carnap grundlegend zu missverstehen. Für Carnap sind nämlich Aussagen genau dann sinnlos, wenn sie „grundsätzlich nicht durch ein Erlebnis fundiert werden können“.[33] Das empiristische Sinnkriterium – man mag es für richtig oder falsch halten – ist folglich ein objektiv nachvollziehbares Kriterium, das Carnap unabhängig eines etwaigen Glaubens auf die skeptische These anwendet. Und gerade hierin lag Carnaps Anliegen: unbegründbare Einstellungen – und dazu gehört auch Glauben – aus dem wissenschaftlichen Diskurs zu verbannen.[34]

Die Behauptung also, dass Carnap die skeptische Frage für sinnlos hielt, da er an skeptische Hypothesen einfach nicht glaubte,[35] bleibt von Stroud unbewiesen und ist meiner Auffassung nach, wie ich oben zeigte, sogar falsch. So ist Strouds einziges scheinbares Argument gegen Carnaps Widerlegungsversuch lediglich eine falsche Behauptung Strouds, aus dessen Sicht aber Anlass genug, Carnap zu unterstellen, er habe „die skeptische Herausforderung nicht angenommen“.[36]

Für Stroud bleibt das Problem, „[...] daß die traditionelle erkenntnistheoretische Frage doch gewiß nicht offensichtlich sinnlos aussieht.“[37]

Carnap macht in seiner Abhandlung noch auf einen weiteren Punkt aufmerksam, den Stroud leider nur marginal behandelt: ein Skeptiker muss, um seiner These Relevanz zu verleihen, unterstellen, dass unser Wissensbegriff – und zwar der von Carnap als intern bezeichnete[38] – den Anspruch eines externen Wissens hat. Diesen Anspruch stellte die skeptische These, Carnaps Meinung nach, auch ganz zu Recht als einen ungerechtfertigten heraus.[39] Dies wäre nämlich ein realistischer Wissensanspruch,[40] den die „Realwissenschaften“ nach Carnap nicht erheben.[41] Die Frage ist nun allerdings, ob denn unser Gebrauch des Wissensbegriffs einen solchen Anspruch mit sich bringt:

„Ich weiß, dass der Bus um fünf kommt.“ – „ Woher weißt du das?“ – „Ich habe im Fahrplan nachgesehen.“

„Wir wissen, dass Pflanzen verdursten, wenn sie kein Wasser bekommen.“ – „ Wieso wissen wir das?“ – „Pflanzen benötigen Wasser, um zu leben, sie beziehen viele Nährstoffe aus dem Wasser...und außerdem, was fragst du überhaupt? Schau doch, deine Zimmerpflanzen sind verdurstet, weil du sie nicht gegossen hast!“

(1) Wenn wir sagen, wir wüssten etwas, so meinen wir das tatsächlich im Bezug auf eine unabhängige, objektive Stelle, die ohne jeglichen Anthropozentrismus auskommt?
(2) Oder meinen wir nicht vielmehr, dass wir etwas wissen, weil alle unsere empirischen Daten, unsere Wahrnehmung und wissenschaftlichen Verfahren dieses bewiesen haben und ist dann nicht gerade dieser Rahmen hinreichend für uns, um von einem Wissen zu sprechen?[42]

Carnap würde die erste Frage verneinen und die zweite mit ‚ja’ beantworten. Und auch ich bin überzeugt, dass wir in unserem Gebrauch von bzw. Umgang mit Wissen einen solchen absoluten Rechtfertigungsanspruch nicht hegen: der Skeptiker unterstellt diesen folglich zu Unrecht.[43]

Die Frage, die sich mir nun dringlich aufwirft, ist, ob es überhaupt Wissen und Erkenntnis ist, dem die skeptische These zweifelnd gegenüber steht. Auf diese Frage werde ich im zweiten Teil meiner Hausarbeit zurückkommen.

1.3 W. V. O. Quines naturalistisches „Projekt einer rationalen Rekonstruktion der Welt“

Quine ist überzeugt, dass jede Antwort auf[44] die Frage, wie wir etwas wissen können, innerhalb der Wissenschaften zu suchen und auch dort zu finden ist. Die skeptische Frage ist somit für Quine – im Gegensatz zu Carnap – durchaus sinnvoll stellbar, jedoch auch sinnvoll und vollständig befriedigend beantwortbar. Er verweist in seiner antiskeptischen Reaktion darauf, warum und wann wir normalerweise im wissenschaftlichen Sprachgebrauch von gerechtfertigtem Wissen sprechen. Kriterium zur Beurteilung, ob in einem bestimmten Falle Wissen vorliegt, ist also einzig und allein die „wissenschaftliche Methode“.[45]

Stroud kritisiert, dass für Quine lediglich die Legitimation unserer Theorien in Frage steht, jedoch nicht die sensorische Wahrnehmung und Empirie selbst, auf denen sie beruhen.[46] Diese sind für Quine nicht mehr hinterfragbar, sie sind evident.[47] Stroud sieht hierin die Tatsache, dass Quine die skeptische These nicht nur nicht tangiert, sondern sich überhaupt nicht auf eine Konfrontation einlässt. Er geht sogar soweit zu konstatieren, dass Quines These – als ernsthafte Antwort auf die skeptische Frage verstanden – den Skeptizismus „akzeptiert“ haben würde.[48]

In diesem Schluss allerdings möchte ich Stroud widersprechen. Ich nehme an, Quine ist sich der Irrelevanz seiner Ausführungen aus skeptischer Perspektive[49] bewusst;[50] dennoch nimmt er sich der skeptischen Frage tatsächlich – und das heißt vor allem sprachlich – an und entlarvt gerade dadurch ihre Absurdität:[51] Wenn man die skeptische Frage stellt und sprachlich artikuliert, so kann darauf auch geantwortet werden – und genau das ist es, was Quine aus seiner Sicht tut. Er widerlegt durch Verweis auf die Wissenschaften den Skeptizismus.

Dass Quine den skeptischen Kerngedanken mit solchen Erläuterungen verfehlt, bedeutet nicht, wie von Stroud interpretiert, dass dieser nicht zu widerlegen ist,[52] sondern vielmehr, dass es nach Quine nichts geben kann, neben den wissenschaftlichen Methoden, um Wissen zu erklären: der Skeptiker kann für Quine nur nach dem fragen, womit Quine selbst antwortet. Wer den Skeptiker verstehen möchte, muss ihn verstehen, wie Quine ihn versteht.[53]

Ein weiterer Kritikpunkt Strouds lautet, dass, wenn man wie Quine die Sinneseindrücke für gewiss hält, dennoch „zahllose Theorien auf derselben Datenbasis projiziert werden könnten“[54] und es keine „Gründe“[55] gibt, warum skeptische Szenarien[56] unserer „ Hypothese der Existenz körperlicher Gegenstände“[57] unterlegen sein sollte.

Hier muss man einwenden, dass doch Quine gerade diesen Sachverhalt der Unterbestimmtheit [58] der Theorien feststellte. Für Quine ist Epistemologie die Untersuchung, wie wir aufgrund von Evidenzen über die Außenwelt, die wir durch unsere sensorische Rezeption nur in sehr geringem Ausmaß sammeln können, zu komplexen Theorien über die Welt – in Form von wissenschaftlichem Wissen – gelangen[59]. Eine Revision dieser Theorien, ist für Quine prinzipiell möglich,[60] da feststeht, dass sich empirische Evidenzen bezüglich der Außenwelt nicht nur durch eine wissenschaftliche Theorie konsistent erklären lassen.

Zweifel an der letztgültigen Richtigkeit einer Theorie ist aus Quines Perspektive also möglich, muss sich jedoch auf Erfahrung stützen, um gerechtfertigt zu sein.[61] Aber allein die Tatsache, dass konkurrierende Theorien – isoliert betrachtet – in Bezug auf unsere empirischen Evidenzen nicht zwangsläufig falsch sind, heißt für Quine nicht, dass sich auch in Relation zueinander keine der rivalisierenden Theorien als falsch herausstellen lässt.[62] Als für Quine hinreichende Wahrheitskriterien bleiben das Maß an Effizienz[63] und Einfachheit[64] der jeweiligen Theorien in ihrer Anwendung, d. h. man orientiert sich an der einfachsten, ökonomischsten, „geschmeidigsten und angemessensten Gesamtauffassung der Welt“.[65]

Ob skeptische Hypothesen (z.B. spielt Stroud auf Descartes Dämon[66] an) unsere „Hypothese von den gewöhnlichen physikalischen Dingen“[67] nach Quines Kriterien substituieren könnten oder dieser gleichrangig sind, möchte ich in Form eines Gedankenexperiments anhand Descartes Dämonenszenario untersuchen:

Angenommen, wir hören auf an die Existenz einer Außenwelt zu glauben und glauben stattdessen, dass uns ein böser Dämon alles vermeintlich Erlebte eingibt, uns täuscht – also nichts davon real ist.

Wir hätten weiterhin dieselben sensorischen Wahrnehmung, der Unterschied wäre, dass wir in unserer Reflexion darüber einiges mehr bedenken müssten: nämlich dass alle Dinge, vielleicht sogar alle Menschen und überhaupt alles, was wir sehen, hören, schmecken, fühlen, tasten – also unsere komplette Wahrnehmung – nur von einem Dämon erfunden ist.

Bestimmt würden wir uns eine kurze Zeit lang nach Akzeptanz der neuen Dämonentheorie auch anders verhalten. Angenommen, man hätte einen guten Freund sehr gekränkt, würde man vielleicht denken: macht nichts, der ist ja nur eine dämonische Einbildung! Aber, obwohl man das wüsste, würde man nach einer gewissen Zeit dennoch darunter leiden und sich bei der Einbildung des Freundes entschuldigen. Denn in einer schönen Täuschung lebt man lieber, als in einer unschönen – auch wenn beides nur Täuschungen sind.

Die Konsequenz der Dämonentheorie wäre also, dass wir uns mit Sicherheit bedeutend mehr Gedanken machen würden, ob sich unsere Verhaltensweisen langfristig änderten ist ungewiss.[68] Sicher ist jedoch, dass eine solche hypothetische Dämonentheorie in Relation zu „unsere[r] vorherrschende[n] physikalische[n] Theorie“[69] bei weitem keine einfachere oder geschmeidigere Gesamtauffassung der Welt darstellt.[70] Somit ist exemplarisch gezeigt, „[...] daß die Hypothese der Existenz körperlicher Gegenstände ihren Konkurrenten überlegen ist“[71] und sich Quines Kriterien sehr wohl anwenden lassen, um den Skeptizismus zu widerlegen, insofern das für Quine bedeutet, zu zeigen, dass skeptische Hypothesen unseren wissenschaftlichen unterlegen sind.

Darüber hinaus kritisiert Stroud – weiterhin, des Arguments wegen, empirische Evidenzen für gewiss annehmend – dass Quine, der aufgrund seiner naturwissenschaftlichen Auffassung von Erkenntnistheorie das „menschliche Subjekt“ untersucht, nicht die richtigen Schlüsse aus der Einsicht, „daß unsere Stellung in der Welt der seinen vollkommen gleicht“[72], zieht. Stroud ist der Auffassung, dass gerade wenn wir uns alle in unseren spezifischen Fähigkeiten gleichen, und Überzeugungen lediglich Postulate und Projektionen sind, „beliebig andere Mengen von Meinungen genauso wert und gegenüber Widerlegung ebenso resistent wären, eingeschlossen die Hypothese, daß es gar keine Körperwelt gibt.“[73]

Hier kommt also zum Vorwurf der Unterbestimmtheit der Theorien,[74] den ich im letzten Absatz schon behandelte, noch der hinzu, dass für Stroud, nach Quines Theorie, selbst subjektive Meinungen gleichwertig legitimiert seien – man also nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene nicht letztgültig von richtig und falsch sprechen könne,[75] sondern das schon auf individueller Ebene nicht möglich sei.

Auch in diesem Falle lässt sich Strouds Vorwurf meiner Meinung nach widerlegen. Stroud müsste zu allererst einmal beweisen, dass mindestens ein solcher philosophisch-skeptischer Mensch, wie ihn Stroud in seinem Text umreißt, tatsächlich existiert. Dies einfach anzunehmen, halte ich für falsch. Aber selbst wenn Stroud diesen Skeptiker vorweisen könnte, wird sein Argument nicht stichhaltig: Quines naturwissenschaftliche Auffassung von Erkenntnistheorie ist – gemäß einem objektiven Verständnis von Wissenschaft – nicht subjektivistisch, d. h. etwaige, einer wissenschaftlichen Theorie widersprechende, Einzelmeinungen haben nicht zwingend Auswirkungen auf die wissenschaftlichen Überzeugungen.[76] Deshalb kann nach Quines Theorie, gegen Strouds Behauptungen, auch auf individueller Ebene im Rahmen der Wissenschaften von richtigen und falschen Meinungen gesprochen werden.

2. Das eigentliche Problem des Skeptizismus

Wie ich gezeigt habe, können nach meinem Dafürhalten alle Vorwürfe Strouds und alle Argumente, die er anführt, warum seiner Meinung nach die exemplarisch ausgewählten Widerlegungsversuche des Skeptizismus scheitern, entkräftet bzw. als unbeweisbar entlarvt werden.[77]

2.1 Warum die skeptische Frage irrational ist

Es ist anzunehmen, dass Stroud meinen Ausführungen wieder etwas zu entgegnen wüsste, selbst wenn es erneut nur die Tatsache wäre, dass sein „ Verlangen nach einem Beweis für die Existenz der Außenwelt“[78] hierdurch nicht befriedigt sei.

Stroud „appelliert an das Gefühl des Lesers“: er schreibt davon, dass man „ spüre “, dass die Widerlegungsversuche den Skeptizismus nicht falsifizieren,[79] er „ glaubt “, dass nicht gezeigt ist, dass „körperliche Gegenstände im allgemeinen wirklich so sind, wie wir sie erfahren“.[80]

An Strouds emotionszentrierter und vager, sehr unwissenschaftlicher Ausdrucksweise erkennt man schon, dass das skeptische Problem nicht rational zu fassen bzw. zu verstehen ist:[81]

Die skeptische Frage, so wie sie Stroud in seinem Text formuliert, drückt das Verlangen aus, „menschliche Erkenntnis vollkommen objektiv und ohne die Spur eines Anthropozentrismus zu sehen und von diesem Standpunkt aus zu verstehen, wie Erkenntnis möglich ist“.[82]

Das aber ist – dies haben Moore, Carnap und Quine erkannt – nicht möglich. Wir sind Menschen, deshalb ist unsere Perspektive eine menschliche: wir können keine andere Perspektive einnehmen.

Wir können beispielsweise nicht wissen, wie die Sicht einer Fledermaus auf die Welt ist. Durch wissenschaftliche Untersuchungen wissen wir, dass Fledermäuse Ultraschalllaute zur Orientierung benutzen. Wir können jetzt versuchen, die Welt wie eine Fledermaus wahrzunehmen, indem wir z.B. die Augen schließen und uns vorstellen, durch Echoortung dennoch zu wissen, wo Hindernisse auftauchen und Gegenstände stehen. Man kann sogar eine ‚Echobrille’ aufsetzen, die mit Ultraschallwellen arbeitet und mithilfe der so gewonnenen Daten eine visuelle Darstellung der Außenwelt generiert. Die Perspektive, die wir dann aber einnehmen, ist nicht die einer Fledermaus, sondern immer noch die eines Menschen – eines Menschen, der versucht die Welt wie eine Fledermaus zu sehen.[83]

Ein Perspektivwechsel, den das skeptische Verlangen[84] impliziert, ist folglich unmöglich.

Die skeptische Frage verlangt aber nicht nach einem konkreten Perspektivwechsel (den man als unmöglich herausstellen könnte), sondern sie gibt nicht einmal die genaue Perspektive bzw. den „Standpunkt“ an, aus dem sie ein Verständnis menschlicher Erkenntnis wünscht. Dies ist eine Tatsache, deren Bedeutung für den gesamten skeptischen Diskurs bei weitem unterschätzt – oder einfach nicht entdeckt – wird. Denn die Frage ist doch gerade, wer oder was maßgebend sein soll, wenn nicht der Mensch? Wo oder was soll ein „Standpunkt“ sein, der „vollkommen objektiv“ ist?[85]

Die Perspektive also, aus welcher Wissen auch aus skeptischer Sicht mit Sicherheit möglich wäre, ist unbekannt; und nicht nur das, die Existenz der Perspektive selbst ist ungewiss.

(1) Es ist möglich, dass eine vollkommen objektive Perspektive existiert, die uns eigentliche Erkenntnis erst ermöglicht.
(2) Wenn es möglich ist, dass eine vollkommen objektive Perspektive existiert, die uns eigentliche Erkenntnis erst ermöglicht , dann ist es möglich, dass unser jetziges Wissen obsolet und wertlos ist.
(3) Es ist möglich, dass unser jetziges Wissen obsolet und wertlos ist.

Die skeptische Frage projiziert diese Ungewissheit auf unseren Wissensbegriff, der dann natürlich ins Wanken gerät. Und um dieses Wanken herum formuliert sich die skeptische These. Ihren eigentlichen Ursprung hat die skeptische Gedankenbewegung aber nicht in der Reflexion über unseren Wissensbegriff, sondern in der Frage, ob eine vollkommen objektive Perspektive existiert.

Was wäre eine solche Perspektive?

Eine vollkommen objektive Perspektive, so wie die skeptische Frage sie versteht, wäre eine ‚übermenschliche’, da allwissende Weltsicht. Aus dieser Perspektive wäre es möglich mit Gewissheit zu sagen, wie die Dinge wirklich sind.

In religiösen Ansichten ist Gott die Instanz, die diese allwissende Weltsicht hat. Der wissenschaftliche Skeptiker fragt aber nicht, ob es einen Gott gibt. Der Unterschied zu theologischen Fragen (z.B. der nach einem Gottesbeweis) unterscheidet sich durch die Weise, auf die sich die allwissende Instanz konstituiert: In der Religion ist die allwissende Instanz (Gott oder Götter) immer verbunden mit moralischen ‚Gesetzen’. Normative Aussagen werden an der Instanz festgemacht und von ihr deduziert[86]. Der religiöse Mensch nimmt in Bezug auf die allwissende Instanz (Gott) in fast allen religiösen Glaubensrichtungen eine demütige und devote Haltung ein. Gott ist für den Gläubigen eine heilige und transzendente Macht.

Für den Skeptiker jedoch ist die vollkommen objektive Perspektive nicht heilig und auch keine moralische Instanz. Gemein mit der göttlichen religiösen Vorstellung sind aber die Transzendenz und Allwissenheit: diese Eigenschaften kommen auch der vollkommen objektiven Perspektive zu.

Wie diese Perspektive jedoch beschaffen sein soll, bleibt fraglich. Hat man in dieser allwissenden Weltsicht noch Augen, Ohren, ein Bewusstsein? Wenn ja, dann ist man lediglich ein extra-postiertes Erkenntnissubjekt und kann sich demnach immer noch nicht sicher sein, nicht z.B. getäuscht zu werden. Der Vorgang des Erkennens muss in dieser vollkommen objektiven Perspektive ein ganz anderer sein als wir ihn erfahren; eine Art göttlicher, insofern, dass er aus einer Perspektive heraus geschieht, die die Welt nicht sinnlich erfährt.

2.2 Eine mögliche Reformulierung der skeptischen Frage

Moore hat nach Stroud die skeptische Frage missverstanden, genauso Quine. Beide geben aber eine sprachlich konsequente Antwort auf die Frage „wie es uns möglich ist, überhaupt etwas zu wissen“.[87] Und Carnap, der feststellt, dass eine sprachlich konsequente Antwort den Skeptiker nicht zufrieden stelle, da dieser an einem ‚Dahinter’ interessiert ist, diagnostiziert die Sinnlosigkeit der skeptischen Frage. In allen drei Fällen ist es also die Formulierung der Frage selbst, die zu Missverständnissen und Problemen führt.

Die philosophische Skepsis zweifelt an etwas, das kein Wissenschaftler, auch kein Philosoph, beweisen kann. Der philosophische Skeptiker hat ‚entdeckt’, dass unserem Wissens- und Erkenntnisverständnis ein Glaube vorgelagert ist.[88] Etwas, das wir hinnehmen und ungeprüft (da es nicht prüfbar ist) akzeptieren. Dieser Glaube lässt sich am besten in die Worte Protagoras fassen: „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“.[89]

Dass es irrational ist, hieran zu zweifeln – es sei denn, man beruft sich auf eine göttliche Instanz – habe ich versucht im vorhergehenden Teil zu zeigen. Da aber deutlich wird, dass es eben nicht der Wissens- und Erkenntnisbegriff ist, den der philosophische Skeptiker anzweifelt, muss – so bin ich überzeigt – die skeptische Frage neu formuliert werden.

Der Skeptiker sollte nicht fragen „Wie können wir überhaupt etwas wissen ?“[90], vielmehr sollte er sagen „ Wir haben keine Gründe für unseren Glauben.“

Und hier hat er recht: wir haben Motive und Indizien, die für den unserem Wissen zugrunde liegenden Glauben sprechen; aber Gründe, mithilfe derer man diesen Glauben beweisen könnte, haben wir nicht – und hätten wir diese, wäre es kein Glauben, sondern ein Wissen.[91]

[...]


[1] Vgl. Barry Stroud. Die Bedeutung des Skeptizismus. In: Analytische Philosophie der Erkenntnis. Hg. Peter Bieri. Weinheim 1997. S. 309-331. Im Folgenden abgekürzt als BS.

[2] Vgl. BS. S. 309f.

[3] BS. S. 310.

[4] Vgl. BS. S. 311.

[5] common sense bezeichnet hier die realistische Auffassung, dass Annahmen, die sich allgemein unter den Menschen finden lassen, die also einem „gesunden Menschenverstand“ zu entspringen scheinen, als solche schon gerechtfertigte Prämissen sind und die Aufgabe der Philosophie in Bezug auf Erkenntnistheorie nicht ist, deren Richtigkeit zu prüfen, sondern vielmehr die Bedeutung dieser „natürlichen“ Überzeugungen zu analysieren (Vgl. Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Hrsg. Jürgen Mittelstraß. Stuttgart 2004. Band 1. S. 409.).

[6] Vgl. G. E. Moore. Proof of an External World. In: G. E. Moore. Philosophical Papers. London 1959. S. 146ff.

[7] Im Gegensatz zum Skeptiker nämlich, der von der Prämisse, dass man nichts mit absoluter Sicherheit bezüglich der Existenz und Beschaffenheit der Außenwelt beweisen könne, darauf schließt, dass auch über Einzeldinge in der Außenwelt keine letztgültig legitimierten Aussagen getroffen werden könnten, beginnt Moore in seiner Argumentation beim Exemplarischen. Von der Prämisse, dass eben seine Hände doch mit Sicherheit existieren - einer im nicht philosophischen Raum wohl unbestrittenen Annahme und eben genau dieser Raum ist für Moore ungleich relevant – schließt er aus, dass die skeptische These wahr sein könnte und beweist, mit formallogischer Gültigkeit, dass wir mit Sicherheit wissen, dass die Außenwelt existiert. Schon hier will ich darauf hinweisen, dass der Unterschied zwischen der skeptischen und der antiskeptischen Argumentation seinen Ursprung in der Divergenz über die zu akzeptierenden Prämissen hat. Auch Moore behandelt diesen Punkt ausführlich (Vgl. G. E. Moore. Some Main Problems of Philosophy. London 1953. S. 120ff.).

[8] Vgl. BS. S. 317.

[9] Vgl. BS. S. 317.

[10] Vgl. BS. S. 312.

[11] „Denn die bloße Tatsache, daß in gewissen Fällen Beweise unmöglich sind, stört uns normalerweise nicht im geringsten. Beispielweise kann niemand beweisen, daß das hier neben mir ein Stuhl ist; trotzdem glaube ich kaum, daß deshalb jemand sehr bekümmert ist.“ (G. E. Moore. Principia Ethica. Stuttgart 1970. S. 121.).

[12] Moore bezeichnet diese als „immediately known premisses“ (Vgl. G. E. Moore. Some Maine Problems of Philosophy. London 1953. S. 124.).

[13] Vgl. G. E. Moore. Some Main Problems of Philosophy. London 1953. S. 122ff. Einen eventuellen skeptischen Vorwurf des infiniten Regresses, aufgrund des Fehlens einer Letztbegründung seiner Beweise, wehrt Moore also schon von vorne herein ab.

[14] Vgl. G. E. Moore. Some Maine Problems of Philosophy. London 1953. S. 125f.

[15] Vgl. BS. S. 312. und S. 322.

[16] Im Auftakt zu Certainty äußert sich Moore direkt zu solchen Vorwürfen: „And I do not think that I can be justly accused of dogmatism or over-confidence for having asserted these things positively in the way that I did. In the case of some kind of assertions, and under some circumstances, a man can be justly accused of dogmatism for asserting something positively. But in the case of assertions such as I made, made under the circumstances under which I made them, the charge would be absurd. On the contrary, I should have been guilty of absurdity if, under the circumstances, I had not spoken positively about these things, if I spoke of them at all.“ (G. E. Moore. Certainty. In: G. E. Moore. Philosophical Papers. London 1959. S. 227.).

[17] G. E. Moore. Principia Ethica. Stuttgart 1970. S. 36.

[18] „Aber ein solcher Beweis genügt uns nur deshalb, weil wir alle so vollkommen darüber übereinstimmen, daß er die Wahrheit verbürgt.“ (G. E. Moore. Principia Ethica. Stuttgart 1970. S. 122.).

[19] Vgl. Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie der Gegenwart III. Göttingen 1975. S. 15.

[20] Vg. BS. S. 312.

[21] Diese Unterscheidungstermini führt Carnap in einem erstmals 1950 erschienen Artikel ein. (Vgl. Rudolf Carnap. Empirismus, Semantik und Ontologie. In: Rudolf Carnap. Bedeutung und Notwendigkeit. Wien 1972. S. 259.) Stroud rekurriert zwar auf diesen Artikel, vereinfacht Carnaps Darstellung jedoch, insofern er die von Carnap, neben der „empirischen Methode“ zur Beantwortung der internen Frage, aufgeführte „logische Methode“ in seinem Text unterschlägt. Strouds Darstellung entspricht dadurch vielmehr den von Carnap schon 1928 aufgestellten Unterscheidungskriterien, in denen er noch nicht auf eine „analytisch(e), d. h. logisch(e)“ (ebd. S. 262.) Beurteilung der Fragen eingeht, im Übrigen aber analog differenziert: statt dem Begriff der internen verwendet er den Begriff der „empirisch-konstitutionalen“ Frage, statt dem Begriff der externen, gebraucht er den der „außer-konstitutional(en), daher außer-wissenschaftlich(en), metaphysisch(en)“ Frage (Vgl. Rudolf Carnap. Der logische Aufbau der Welt. Hamburg 1998. S. 245.).

[22] Vgl. BS. S. 314.

[23] Vgl. Rudolf Carnap. Scheinprobleme in der Philosophie. Frankfurt am Main 1966. S. 62.

[24] Vgl. BS. S .314

[25] Vgl. Rudolf Carnap. Der logische Aufbau der Welt. Hamburg 1998. S. 245.

[26] Vgl. BS. S. 325.

[27] Rudolf Carnap. Scheinprobleme in der Philosophie. Frankfurt am Main 1996. S. 9.

[28] Vgl. Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Hrsg. Jürgen Mittelstraß. Stuttgart 2004. Band 3. S. 817.

[29] Vgl. BS. S .315.

[30] „Die Thesen des Realismus und des Idealismus können in der Wissenschaft weder aufgestellt noch widerlegt werden; sie haben keinen wissenschaftlichen Sinn.“ (Rudolf Carnap. Scheinprobleme in der Philosophie. Frankfurt am Main 1996. S. 77.).

[31] BS. S. 326.

[32] Vgl. BS. S. 318.

[33] Vgl. Rudolf Carnap. Scheinprobleme in der Philosophie. Frankfurt am Main 1996. S. 77.

[34] Vgl. Rudolf Carnap. Scheinprobleme in der Philosophie. Frankfurt am Main 1996. S. 78.

[35] Vgl. BS. S. 318.

[36] Vgl. BS. S. 318.

[37] BS. S. 326.

[38] Vgl. Fußnote 21.

[39]Ich weiß ist hier eine logische Einsicht. Nur läßt sich der Realismus nicht durch sie beweisen.“ (Ludwig Wittgenstein. Über Gewissheit. Frankfurt am Main 1984. S. 131. §59. Vgl. auch §57 und §58.). Carnap betrachtete seine Philosophie als richtungsweisend beeinflusst durch die Werke Wittgensteins, u. a. von dessen Auffassung, dass viele philosophische Aussagen, vor allem in der traditionellen Metaphysik, Scheinsätze seien, ohne erkenntnistheoretischen Inhalt (Vgl. Rudolf Carnap. Intellectual Autobiography. In: The Philosophy of Rudolf Carnap. La Salle, Illinois 1963. S. 25.).

[40] „Der Realismus lehrt, daß die konstituierten physischen und fremdpsychischen Gegenstände wirklich seien.“ (Rudolf Carnap. Der logische Aufbau der Welt. Hamburg 1998. S. 246.).

[41] Vgl. Rudolf Carnap. Der logische Aufbau der Welt. Hamburg 1998. S. 245.

[42] Auch aus Wittgensteins Sicht ist ein anthropozentrisches Moment der Überzeugung bzw. Überprüfung hinreichende Vorraussetzung um wissen sinnvoll zu verwenden. „Man könnte sagen ‚Wie weiß ich, daß ich mich in meinem Namen nicht irre?’ – und wenn darauf geantwortet würde ‚Weil ich ihn so oft verwendet habe’, so könnte man weiterfragen: ‚Wie weiß ich, daß ich mich darin nicht irre?!’ Und hier kann das ‚Wie weiß ich’ keine Bedeutung mehr haben.“ (Ludwig Wittgenstein. Über Gewissheit. Frankfurt am Main 1984. S. 235. §576.).

[43] Moores Gebrauch von wissen hat allerdings tatsächlich einen solchen absoluten Rechtfertigungsanspruch. Sein Gebrauch ist aber ein ungewöhnlicher – nach Carnap sinnloser, nach Wittgenstein falscher. „Der falsche Gebrauch, den Moore von dem Satz ‚Ich weiß...’ macht, liegt darin, daß er ihn als eine Äußerung betrachtet, die so wenig anzuzweifeln ist wie etwa ‚Ich habe Schmerzen’. Und da aus ‚Ich weiß, daß es so ist’ folgt ‚Es ist so’, so kann also auch dies nicht angezweifelt werden.“ (Vgl. Ludwig Wittgenstein. Über Gewissheit. Frankfurt am Main 1984. S. 156. §178.).

[44] Vgl. W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main 1985. S. 37.

[45] Vgl. BS. S. 318.

[46] Vgl. BS. S. 319.

[47] „Es gibt nichts, dessen wir sicherer sein können als der äußeren Dinge – jedenfalls mancher von ihnen: andere Menschen, Stöcke, Steine.“ (W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main 1985. S. 11.).

[48] Vgl. BS. S. 322.

[49] Die skeptische Perspektive ist im Rahmen dieser Hausarbeit mit der Perspektive Barry Strouds gleichgesetzt.

[50] Auch Stroud gesteht Quine ein solches Bewusstsein gegen Ende des Textes zu (Vgl. BS. S. 324.).

[51] „Aber die Annahme, wir könnten abseits stehen uns alle alternativen Ontologien in ihren verschiedenen Hinsichten als wahr, alle vorgestellten Welten als wirklich erkennen, ist konfus.“ (W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main 1985. S. 36.).

[52] Quine macht in seinen kritischen Bemerkungen eine holistische Position auf und formuliert nicht fragmentarische Sätze, die ihren Sinn nur im Bezug auf das Objekt der Kritik erhalten (Vgl. Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie der Gegenwart III. Göttingen 1975. S. 91.): hier die skeptische These. Lyotard schreibt hierzu: „Dann das Vergessen der Kritik.[...]energetische Position innerhalb des Diskurses, wo die Negation des Gegners nicht durch Aufhebung, sondern durch Vergessen erfolgt.[...]In der gleichen Weise wird die Kritik zum Objekt ihres Objektes: sie richtet sich im Feld des anderen ein und akzeptiert, selbst in dem Moment, da sie ihn bekämpft, die Dimensionen, die Richtlinien und den Raum des Anderen.[...]Also steigt man entweder sofort aus, ohne seine Zeit mit der Kritik zu verlieren, einfach weil man sich außerhalb des gegnerischen Feldes befindet, oder aber man übt Kritik, bleibt mit dem einen Fuß drinnen, während der andere nach draußen tritt und betreibt Positivität des Negativen, die allerdings nichts wirklich positives besitzt.“ (Jean-Francois Lyotard. Intensitäten. Berlin 1978. S. 96.). Quines Antwort auf die skeptische These, deren Bezugnahme darauf für Stroud aus einer völligen Übergehung dieser besteht (Vgl. BS. S. 324.), wäre für Lyotard eine gänzlich positive – sie gelangt gerade hierdurch zu ihrem eigenständigen Charakter und bleibt nicht stecken in einer bloßen Negation. Quine sagt nicht, wie es nicht ist – Quine sagt, wie es ist.

[53] Vgl. W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main. 1985. S. 35ff.

[54] BS. S. 324.

[55] BS. S. 321.

[56] „[...]daß ich träume oder Opfer eines Massenwahns oder eines bösen Dämons bin?“ (BS. S. 321.).

[57] BS. S. 321

[58] Bezeichnung für die auf P. Duhem und W. V. O. Quine zurückgeführte erkenntnistheoretische These, dass wissenschaftliche Theorien durch die Erfahrung nicht eindeutig festgelegt sind. Die Entscheidung zwischen rivalisierenden Theorien, die Konsistenz bezüglich empirischer Evidenzen aufweisen, muss letztlich mithilfe von methodologischen und pragmatischen Kriterien herbeigeführt werden (Vgl. Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. Hrsg. Jürgen Mittelstraß. Stuttgart 1996. Band 4. S. 427.).

[59] „Epistemology, for me, or what comes nearest to it, is the study of how we animals can have contrived that very science, given just that sketchy neural input.“ (W. V. O. Quine. Theories an Things. Cambrige, Massachusetts 1981. S. 21.).

[60] Grund hierfür ist nach Quine, neben der Unterdeterminiertheit der Theorien, die Veränderung der Evidenzlage. Diese rührt aber nicht von einer Veränderung der Evidenzen selbst, sonder liegt an einer Veränderung der Möglichkeiten zu ihrer Rezeption. „Menschliche Dispositionen sind nicht auf ewig fixiert, sondern können verändert, erweitert oder verfeinert werden;[...]“ (Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie der Gegenwart III. Göttingen 1975. S. 92.).

[61] „Es könnte ja sein, daß die Erfahrung doch eine Richtung einschlägt, die seine Zweifel bezüglich der äußeren Gegenstände rechtfertigt.“ (W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main 1985. S 36.).

[62]Theoretisch hängt der Wahrheitsbegriff also von allen möglichen in Frage kommenden Theorien ab, d. h. variiert er mit wechselnden Theorien. Praktisch haben wir jedoch keine rivalisierenden Wahrheitsbegriffe, weil wir (nach Quine) eine bestimmte Theorie von der Welt akzeptiert haben und deren Urteile nützen;[...].“ (Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie der Gegenwart III. Göttingen 1975. S. 107.).

[63] „Zu einer guten Wissenschaftstheorie gehört auch eine begründete Aussage über die Effizienz der dargestellten Methoden bei der Gewinnung von Erfahrungserkenntnissen.“ (Grundprobleme der großen Philosophen. Philosophie der Gegenwart III. Göttingen 1975. S. 106.).

[64] „Es gibt zwei entgegengesetzte Kräfte, die an jeder guten wissenschaftlichen Theorie zerren: die eine tendiert in Richtung Belegmaterial, die andere in Richtung System. Theoretische Termini sollten beobachtbaren Kriterien unterliegen – je mehr, desto besser, und je direkter, desto besser (ceteris paribus); außerdem sollten sie systematischen Gesetzen entsprechen – je einfacher, desto besser (cetris paribus).“ (W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main 1985. S. 47.).

[65] Vgl. W. V. O. Quine. Wort und Gegenstand. Stuttgart 1980. S. 22.

[66] Descartes beschreibt in den Meditationen die berühmte skeptische Hypothese eines „boshaften Geistes“, der den Menschen alle Vorstellungen und Überzeugungen die Außenwelt betreffend eingibt – uns alle „stets täuscht“. (Vgl. René Descartes. Meditationen über die Grundlage der Philosophie. Hamburg 1959.).

[67] Vgl. W. V. O. Quine. Wort und Gegenstand. Stuttgart 1980. S. 53.

[68] Wittgenstein, der sich zwar nicht auf ein spezifisches skeptisches Szenario bezieht, sondern auf ein Leben in Zweifel allgemein, beschreib dies dennoch ähnlich: „Welchen Unterschied macht dies in ihrem Leben? Ist es nicht nur, daß sie über gewisse Dinge etwas mehr reden als die Anderen?“ bzw. „Er tut alles, was der gewöhnliche Mensch tut, begleitet es aber mit Zweifeln und Unwillen über sich selbst etc.“ (Ludwig Wittgenstein. Über Gewissheit. Frankfurt am Main 1984. S. 186. §338 bzw. §339.).

[69] Vgl. W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main 1985. S 39.

[70] Quine hätte Descartes Dämonentheorie als „des Namens >>Wissenschaftliche Theorie<< unwürdig bezeichnet“, da sie ein System darstellt, das zwar mit unserem „Belegmaterial“ nicht in Widerspruch gerät, diese Evidenzen aber nicht einbindet und so zu einem „Mythos ohne Fundament“ wird (Vgl. W. V. O. Quine. Theorien und Dinge. Frankfurt am Main 1985. S. 47.).

[71] So fordert es Stroud im Text (Vgl. BS. S. 321.).

[72] „Wir untersuchen, wie das untersuchte menschliche Subjekt Körper postuliert und seine Physik aus seinen Daten projiziert, und wir begreifen, daß unsere Stellung in der Welt der seinen vollkommen gleicht.“ (W. V. O. Quine. Naturalisierte Erkenntnistheorie. In: W. V. O. Quine. Ontologische Relativität und andere Schriften. Stuttgart 1975. S. 116.).

[73] Vgl. BS. S. 323.

[74] Vgl. hierzu Fußnote 58.

[75] Vgl. hierzu S. 9f.

[76] So ist beispielsweise wissenschaftlich anerkannt, dass alle Menschen einen biologischen Vater und eine biologische Mutter haben, obwohl es Einzelmeinungen gibt, nach welchen manche Menschen nur eine biologische Mutter, aber keinen biologischen Vater haben (z. B. Jesus im katholischen Glauben).

[77] Stroud gesteht sogar partiell selbst ein, keine Argumente gegen die Widerlegungsversuche aufbringen zu können. „Selbst wenn Moores Schlußfolgerung in der Tat wahr und mit dem philosophischen Skeptizismus unverträglich ist, so haben wir, scheint mir, immer noch das Gefühl, daß er den Skeptizismus nicht wirklich widerlegt und daß er nicht gezeigt hat, daß seine eigene Common-sense-Sicht die Antwort ist.[...]Natürlich ist das kein Argument gegen Moore, aber es ist die Beschreibung einer Reaktion, für die man eine Erklärung braucht.“ (BS. S. 312.). Stroud gibt die Unstimmigkeit zwischen rationaler Beweislage und emotionalem Verlangen den Skeptizismus betreffend gegen Ende seines Textes selbst zu und zieht in Betracht, dass „menschliche Erkenntnis vollkommen objektiv und ohne die Spur eines Anthropozentrismus zu sehen und von diesem Standpunkt aus zu verstehen, wie Erkenntnis möglich ist“, vielleicht einfach nicht möglich ist. (Vgl. BS. S. 325.).

[78] Vgl. BS. S. 311.

[79] Vgl. BS. S. 311.

[80] Vgl. BS. S. 319.

[81] Stroud gesteht dies selbst ein: „[...]auch wenn wir nicht vollkommen verstehen und nicht in der Lage sind, eindeutig anzugeben, was der philosophische Skeptiker genau sagt.“ (BS. S. 313.).

[82] Vgl. BS. S. 125.

[83] Vgl. Thomas Nagel. What is it like to be a bat?. In: The Philosophical Review. Ithaca 83/1974. S. 435–450.

[84] „[...]menschliche Erkenntnis vollkommen objektiv und ohne die Spur eines Anthropozentrismus zu sehen und von diesem Standpunkt aus zu verstehen, wie Erkenntnis möglich ist“ (Vgl. BS. S. 125.).

[85] Vgl. BS. S. 325.

[86] Im jüdischen Glauben sind dies beispielsweise die zehn Gebote bzw. die 613 Mitzwot. (Vgl. Moses Maimonides. Führer der Unschlüssigen. In: Moreh Nevukhim. Hrsg. M. Schwarz. Tel Aviv 2002.).

[87] Vgl. BS. S. 310.

[88] „Am Grunde des begründeten Glaubens liegt der unbegründete Glaube.“ (Ludwig Wittgenstein. Über Gewissheit. Frankfurt am Main 1984. S. 170. §253.).

[89] „Der Mensch ist das Maß aller Dinge, des seienden, dass sie sind, des nichtseinden, dass sie nicht sind.“ (Homo-mensura-Satz des Protagoras. Vgl. Historisches Wörterbuch der Philosophie. Hrsg. Joachim Ritter und Karlfried Gründer. Darmstadt 1995. Band 9. S.1076.)

[90] Vgl. BS. S. 310.

[91] „Wenn Einer etwas glaubt, so muß man nicht immer die Frage beantworten können, >warum er es glaubt<; weiß er aber etwas, so muß die Frage >>Wie weiß er es?<< beantwortet werden können.“ (Ludwig Wittgenstein. Über Gewissheit. Frankfurt am Main 1984. S. 230. §550. 18.4.).

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der philosophische Skeptizismus
Untertitel
Die Entwirrung der philosophischen Stimmen im skeptischen Raum - auf Textgrundlage von Barry Stroud "Die Bedeutung des Skeptizismus"
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Philosophisches Institut)
Veranstaltung
Seminar: Analytische Philosophie der Erkenntnis
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V116582
ISBN (eBook)
9783640186723
ISBN (Buch)
9783640189502
Dateigröße
455 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Skeptizismus, Erkenntnistheorie, Analytische Philosophie, Epistemologie, Barry Stroud, Philosophischer Skeptizismus
Arbeit zitieren
Maike Müller (Autor:in), 2008, Der philosophische Skeptizismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116582

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