Das ebenso kostspielige wie gefährliche Wagnis in Franken, Sachsen, Bavaria oder vielleicht sogar in Frankreich oder Flandern begonnen, unter Anstrengungen über die Alpen bis nach Norditalien gezogen und dort in Venedig eingeschifft. Wochenlang Wind - nicht selten Sturm – Wetter und Piraten getrotzt und das Mittelmeer überquert, um dann innerhalb weniger Tage die heiligen Stätten in Jerusalem zu besichtigen. Für nicht Wenige endeten diese Strapazen mit dem Tod oder finanziellen Ruin. So oder ähnlich muss es sich damals abgespielt haben, damals, zur Zeit der spätmittelalterlichen Pilgerfahrten. Die vielfach vorhandenen und oftmals sehr detaillierten Erlebnisberichte lassen uns zumindest darauf schließen – auch wenn so mancher Autor, wie man heutzutage weiß, gar nicht im heiligen Land gewesen ist, sondern sein Wissen aus anderen Quellen übernahm oder „recycelte“. Dennoch ist es interessant, einen Blick auf die Pilgerfahrtsliteratur der damaligen Zeit zu werfen, gerade zum jetzigen Zeitpunkt, da religiöse Animositäten des „Abendlandes“ mit dem „Morgenland“ mehr denn je im Zentrum vieler kultureller wie politischer Betrachtungen stehen.
In dieser Seminararbeit soll es nun darum gehen, nach einem Überblick über die Pilgerfahrtsliteratur der damaligen Zeit, in dem auch - des besseren Verständnisses halber - der Ablauf einer solchen Pilgerfahrt skizziert und auf unterstützend wirkende bildliche Darstellungsmöglichkeiten hingewiesen werden soll, das Evagatorum von Felix Fabri, als wohl bedeutendste Schilderung zu diesem Thema, stellvertretend näher vorzustellen. Auf die Person Felix Fabris soll dabei ebenso eingegangen werden, wie auch auf literarische Vorbilder und Ähnlichkeiten zu anderen Werken hinzuweisen. Fabris Stil, seine Sprache und die sich in seinem Werk widerspiegelnde epochengeschichtliche Stellung zwischen Spätmit-telalter und Renaissance darf dabei nicht ausgeklammert werden, stellt die Verfasser dieser Arbeit jedoch vor ein Problem: Die verwendeten Primärtexte liegen größtenteils lediglich in lateinischer Sprache vor; mittelhochdeutsche Pilgerfahrtstexte existieren zwar, besitzen aber einen deutlich geringeren Anspruch und sind deshalb weniger ergiebig als das Evagatorum Fabris. Aus diesem Grunde stützen wir uns in erster Linie auf - leider teils unvollständige - deutsche Übersetzungen zu Fabris Werk, in der Hoffnung, dass die wissenschaftliche Qualität dieser Arbeit nicht darunter leiden möge…
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pilgerfahrten
- Allgemeines - Motive, Umstände, Wege
- Autoren und Erzählstile
- Bildliche Umsetzung, Medien der Zeit
- Zur Person Felix Fabris
- Das Evagatorum
- Das Werk - Aufbau und Inhalt
- Literarische Vorbilder, Sprache & Stil
- Gottesglaube oder Neugier
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der spätmittelalterlichen Pilgerfahrtsliteratur, insbesondere mit dem Werk „Evagatorum“ von Felix Fabri. Ziel ist es, einen Überblick über die Pilgerfahrten des Spätmittelalters zu geben, den Ablauf einer solchen Reise zu skizzieren und auf unterstützende bildliche Darstellungen hinzuweisen. Im Fokus steht die Analyse des „Evagatorum“ als bedeutendste Schilderung dieser Thematik. Die Arbeit beleuchtet die Person Felix Fabris, seine literarischen Vorbilder sowie Ähnlichkeiten zu anderen Werken. Fabris Stil, seine Sprache und seine epochengeschichtliche Stellung zwischen Spätmittelalter und Renaissance werden ebenfalls untersucht.
- Pilgerfahrten im Spätmittelalter: Motive, Umstände, Wege
- Literarische Darstellung von Pilgerfahrten: Autoren, Erzählstile, Medien
- Felix Fabri und sein „Evagatorum“: Inhalt, Aufbau, Stil
- Religiöse und weltliche Aspekte von Pilgerfahrten
- Spätmittelalterliche und Renaissance-Einflüsse in Fabris Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen kurzen Einblick in die Gefahren und Strapazen, die mit Pilgerfahrten im Spätmittelalter verbunden waren. Sie führt in das Thema der Pilgerfahrtsliteratur ein und erläutert die Bedeutung des „Evagatorum“ von Felix Fabri.
Das Kapitel „Pilgerfahrten“ behandelt allgemeine Aspekte wie Motive, Umstände und Wege der Pilgerreisen. Es beleuchtet die unterschiedlichen Arten von Pilgerstätten, die Geschichte der Pilgerfahrten sowie die Bedeutung von religiösen und weltlichen Aspekten.
Das Kapitel „Das Evagatorum“ analysiert das Werk von Felix Fabri hinsichtlich seines Aufbaus, Inhalts und Stils. Es untersucht die literarischen Vorbilder und die Sprache des Autors sowie die in seinem Werk widerspiegelnde epochengeschichtliche Stellung.
Schlüsselwörter
Spätmittelalterliche Pilgerfahrten, Felix Fabri, Evagatorum, Jerusalem, Heiliges Grab, religiöse Motive, Abenteuerlust, Reiseberichte, literarische Vorbilder, Sprache, Stil, Renaissance, mittelalterliche Kulturgeschichte.
- Quote paper
- Stephan Kilter (Author), 2003, Spätmittelalterliche Pilgerfahrtserzählungen am Beispiel von Felix Fabris Evagatorum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116615