Der Einfluss der Stimme auf die Partnerwahl


Magisterarbeit, 2007

96 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Einleitung

I. THEORETISCHER TEIL

1 Stimme
1.1 Stimme als Schlüssel des menschlichen Denkens
1.2 Stimmwirkung
1.3 Zusammenhang zwischen Sprechen und Hören
1.4 Inhalt des Gesagten
1.5 Flirtstimme

2 Frauenstimmen
2.1 Merkmale der Frauenstimme
2.2 Biologische Gegebenheiten

3 Partnerwahl
3.1 Motive
3.2 Einflussfaktoren
3.3 Kulturelle Unterschiede

4 Persönlichkeit
4.1 Persönlichkeitspsychologie vs. Alltagspsychologie
4.2 Persönlichkeitsentwicklung
4.3 Fünf Dimensionen der Persönlichkeit
4.4 Kritikpunkte am Fünf-Dimensionen-Ansatz
4.5 Persönlichkeit und Stimme
4.6 Kulturelle Unterschiede

5 Akustische Merkmale der Stimme
5.1 Tonhöhe (F0)
5.2 F0-Stimmumfang (Range)
5.3 F0-Standardabweichung
5.4 Lautstärke
5.5 Sprechgeschwindigkeit
5.6 Sprechpausen
5.7 Betonung
5.8 Andere stimmliche Merkmale

6 Zusammenfassung

II. Empirische Untersuchung

7 Ziel und Schwerpunkt
7.1 Fragestellung
7.2 Methoden
7.3 Sprachmaterial
7.3.1 Sprecherinnen
7.3.2 Technik
7.3.3 Fernsehsendung „Herzblatt“
7.4 Hörer
7.5 Fragebogen
7.5.2 Das Polaritätsprofil
7.6 Durchführung

8 Auswertungen des Fragebogens
8.1 Auswahl einer Partnerin
8.1.1 Ergebnisse der Hörerpräferenzen
8.1.2 Präferenzprofil in der Sendung
8.1.3 Vergleich der Präferenzen: Studie und Fernsehsendung
8.1.4 Präferenzunterschiede auf Grund der demographischen Daten
8.2 Hörerurteile auf dem Polaritätsprofil
8.3 Faktoranalyse Zusammenfassung der Perzeptionsergebnisse

9 Allgemeiner Höreindruck der Autorin

10 Akustische Analyse
10.1 Merkmale der Grundfrequenz (F0)
10.1.1 Mittlere Grundfrequenz (F0)
10.1.2 Gegenüberstellung der F0-Mittelwerte und Hörerurteile
10.1.3 Stimmumfang und Standardabweichung
10.2 Sprechgeschwindigkeit
10.3 Pausen
10.4 Betonung
10.5 Stimmqualität /Stimmklang
10.5.1 Jitter
10.5.2 Shimmer

11 Zusammenfassung

Ausblick

III. ANHANG
Literaturverzeichnis
Anhang A Fragebogen
Anhang B Hörerpräferenzen
Anhang C Präferenzprofile nach demographischen Daten
Anhang D Mittelwerte des Polaritätsprofils
Anhang E Faktoranalyse
Anhang F Ergebnisse der Grundfrequenzmessungen
Anhang G Messwerte der Stimmstabilität
Anhang H Betonungskurven

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 : Präferenzprofil der Hörer bei der Wahl einer Partnerin

Abbildung 2: Präferenzprofil bei der „Wahl einer Partnerin“ nach der Alterstruktur

Abbildung 3: Polaritätsprofil der meist und der am wenigsten präferierten Sprecherinnen

Abbildung 4: Screeplot

Abbildung 5: Faktorenwerte der Sprecherinnen der ersten Sendung

Abbildung 6: Mittlere Grundfrequenzwerte (F0) aller Sprecherinnen

Abbildung 7: Streuungsdiagramm der Eigenschaften angespannt-entspannt und der mittleren Grundfrequenz

Abbildung 8: Variation der Grundfrequenz der Sprecherinnen

Abbildung 9: Korrelation zwischen F0-Range und den Merkmalen rau-klar

Abbildung10: Gegenüberstellung der gemessenen Sprechgeschwindigkeit und der Hörerurteile beim Merkmalspaar langsam-schnell

Abbildung 11: F0-Satzkonturen Sprecherin K25

Abbildung 12: Stimmstabilität der Sprecherinnen

Abbildung 13: Polaritätsprofil der meist präferierten Sprecherinnen

Abbildung 14: Präferenz der Hörer bei der „Wahl einer Partnerin“ nach dem Bildungsgrad

Abbildung 15: Präferenz der Hörer nach Nationalität

Abbildung 16: Präferenz der Hörer nach Bekanntheit der Sendung „Herzblatt“

Abbildung 17: Faktorenwerte der Sprecherinnen- Sendung 2

Abbildung 18: Faktorenwerte der Sprecherinnen- Sendung 3

Abbildung 19: Faktorenwerte der Sprecherinnen- Sendung 4

Abbildung 20: Faktorenwerte der Sprecherinnen- Sendung 5

Abbildung 21: Faktorenwerte aller Sprecherinnen

Abbildung 22: F0- Satzkonturen Sprecherin K11

Abbildung 23: F0- Satzkonturen Sprecherin K24

Abbildung 24: F0- Satzkonturen Sprecherin K12

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Auswahl einer „Partnerin“ in der Sendung „Herzblatt“

Tabelle 2: Varimax -Faktoren

Tabelle 3: Sprechgeschwindigkeit in Silben/Sekunde

Tabelle 4: Dauer und Anzahl der Pausen

Tabelle 5: Hörerpräferenzen bei der „Wahl einer Partnerin“

Tabelle 7: Grundfrequenzmerkmale: Mittelwert, Minimum, Maximum, Range und Standardabweichung

Tabelle 8: Stimmstabilität: Jitter und Shimmer

Einleitung

Gegenstand dieser Studie ist die Untersuchung der Stimmen der Frauen, die von Männern als Partnerin bevorzugt werden. Es wird der Frage nachgegangen, über welche stimmlichen Besonderheiten die Frauen verfügen, die als Partnerin bevorzugt werden. Der Schwerpunkt liegt nicht in der Untersuchung des Inhalts des Gesagten, sondern der stimmlichen Eigenschaften und des Sprechstils der Sprecherinnen. Im Alltag ist die Kommunikation vieler Menschen auf ihre Stimme begrenzt, z.B. beim Telefonieren, wo die nonverbale Kommunikation keine Rolle spielt. Jeder erlebt angenehme sowie unangenehme Gespräche. Obwohl sich Menschen nicht sehen, entstehen positive oder negative Gefühle, die nicht nur aus dem Inhalt, sondern auch aus dem Sprechausdruck entstehen.

Die Partnerwahl beginnt häufig mit dem Flirten. Neben vielen anderen Faktoren darf die Bedeutung der Stimme beim Flirten und der Partnerwahl zwischen Mann und Frau nicht vernachlässigt werden. Oft wird der Partnerkontakt bzw. der Flirt durch rein mündliche Kommunikation (z.B. telefonisch) hergestellt. Bei einer solchen Begrenzung haben die Stimme und Sprechweise einen großen Einfluss darauf, ob man die gewünschte Wirkung beim Gesprächspartner erzielt. Es geht dabei um Gefühle, die durch die Stimme auf Seiten des Sprechers ausgedrückt und beim Hörer hervorgerufen werden. In der zwischenmenschlichen Kommunikation ergeben sich allein durch den Sprechausdruck ziemlich große Variationsmöglichkeiten in der Wahrnehmung einer Äußerung. Weil die Berücksichtigung sämtlicher Variationsmöglichkeiten den Rahmen dieser Untersuchung gesprengt hätte, wird in dieser Arbeit die Aufnahme und Verarbeitung von sprachlichen Äußerungen nur in einem Ausschnitt ihrer Komplexität dargestellt.

Der erste Teil der Arbeit enthält einen kurzen Überblick über die bisherigen Studien zu Partnerwahl, Persönlichkeitsmerkmalen, Frauenstimmen sowie allgemeinen akustischen Merkmalen der Stimmen.

Im zweiten Teil wird die empirische Studie zur Auswahl der Partnerin anhand ihrer Stimme präsentiert. Als Material dienten Stimmaufnahmen von Frauen aus einer „Flirt-Fernsehsendung“. Die Sprechsignale werden darin auf seine Hörerwahrnehmung untersucht. Danach erfolgt eine verbale Beschreibung der Sprechaufnahmen. Anschließend werden die Ergebnisse der akustischen Analyse dargestellt.

Tabellen, Graphiken und der Fragebogen werden im dritten Teil, dem Anhang dargestellt.

I. THEORETISCHER TEIL

1 Stimme

Ein erheblicher Anteil der persönlichen Wirkung ist der Stimme zuzuschreiben. Die Hörer[1] sind in der Lage, bewusst oder unbewusst die Persönlichkeit und die Emotionen eines Menschen durch seine Stimme zu erkennen. Es ließen sich in vielen Untersuchungen einige Stimmeigenschaften feststellen, die positive oder negative Reaktionen bei Hörern hervorrufen.

1.1 Stimme als Schlüssel des menschlichen Denkens

Der bedeutendste Faktor menschlicher Kommunikation ist die gesprochene Sprache. Das zeigt sich auch deutlich bei Neugeborenen. Ein wichtiges Signal des Neugeborenen außerhalb des Körpers seiner Mutter ist seine Stimme. Der zunächst organische Schrei wird von der Mutter in kurzer Zeit als ein Zeichen erkannt. Das Zeichen des Bedürfnisses, des Wunsches und der Hilflosigkeit löst bei der Mutter eine Reaktion aus. Diese ersten Signale des Kindes sind mit dem Überlebensmotiv verbunden (Anzieu 1982, S. 131). Dadurch erhält die Stimme eine Schlüsselposition. Für eine normale psychische Entwicklung des Kindes stellt das Sprechen den letzten Beweis dar (Anzieu 1982, S. 132). Die Wichtigkeit des menschlichen Denkens in Abhängigkeit von Sprache und Stimme wird in der Literatur immer wieder bestätigt (vgl. Rosi, 1958).

1.2 Stimmwirkung

In der lautsprachlichen Kommunikation können die Hörer zunächst Kinder- Frauen- und Männerstimmen unterscheiden. Die menschliche Stimme kann jedoch nicht nur auf die Geschlechter bezogen werden; sie verrät viel mehr über eine sprechende Person. Eine Stimme wird von den meisten Hörern als angenehm empfunden, wenn die durchschnittliche Stimmhöhe in der Indifferenzlage[2] des Sprechers bzw. der Sprecherin liegt. Eine Stimme, die kraftlos und monoton klingt, wird keiner energiegeladenen, faszinierenden, prickelnden Persönlichkeit zugeschrieben, selbst wenn die sprechende Person über ein aufregendes Ereignis berichtet. Sprechende Personen mit diesen Stimmeigenschaften haben es schwer, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu erhalten (Eckert/Lever 1994, S. 7).

Nicht zuletzt spielt auch das Älterwerden bei Stimmeigenschaften eine wichtige Rolle. Bei Frauen geht die Stimme allgemein in die Höhe, wird rauer, verliert ihre Fülle und Leuchtkraft und das Sprechtempo lässt nach, bis auf einige Ausnahmen (Fahrmann, 1967, S. 303).

Die Unterschiede in der sprachlichen Mitteilung sind ziemlich komplex. Wie eine sprechende Person auf den Zuhörer wirkt, hängt von individuellen oder gruppenspezifischen Einstellungen, Werten sowie Normen einer Gesellschaft ab. Die Stimme und die Sprechweise können unterschiedliche Schichtzugehörigkeit, Bildungsgrad, Machtposition sowie Status in der Gesellschaft widerspiegeln. Die Stimme wird laut Eckert und Lever (1994, S. 161) als Ausdruck von Stimmung bezeichnet. Diese These fand in verschiedenen Studien zum emotionalen Ausdruck ihre Bestätigung.

1.3 Zusammenhang zwischen Sprechen und Hören

Dass nicht nur das Sprechen allein, sondern auch das Zuhören für die menschliche Kommunikation wichtig ist, haben viele Sprechwissenschaftler erkannt. Die Wirkung des Sprechens ist ein Rezeptionsprozess, der sich in Perzeption und Reaktion gliedert und von Sprachwahrnehmung, Wahrnehmung des Sprechausdrucks und Wahrnehmung der Sprecherpersönlichkeit ausgeht (Stock 1991, S. 31). Stock und Suttner (1991, S. 66) bezeichnen den Sprechausdruck als Signal der Sprecherintention in Verbindung mit dem gesprochenen Text, der unterbewusst erzeugt wird. Nach Kaulhausen (1940, S.10) ist jeder Sprechende zugleich Hörender, Verstehender und Antwortender. Kaulhausen berichtet von Adam Müller, der 1920 zeigte, dass Reden und Hören eine Einheit bilden, ohne sie philosophisch erklären zu können.

1.4 Inhalt des Gesagten

In der Alltagskommunikation stellt die Trennung der Sprechmerkmale von dem Inhalt des Gesagten für die Sprechwissenschaft eine Schwierigkeit dar. Stock und Suttner (1991, S. 63) haben unter Verweis auf Studien einiger anderer Autoren auf das Problem des Inhalts bei Äußerungen hingewiesen. Sie berichten von Phillis, J. Studie von 1970, der zusammen mit anderen Autoren, herausgefunden hatte, dass Alter, Reife und Erfahrung bei dem Sprechausdruck nicht vernachlässigt werden dürfen. Nach Phillis Studie reagieren jüngere Kinder sensibler auf nichtlinguale stimmliche Merkmale, während ältere Kinder und Erwachsene mehr auf den verbalen Inhalt achten. In den Studien Sendlmeiers und Siegmunds (2005, S.169) konnte festgestellt werden, dass der Sprechstil unabhängig von inhaltlichen Aspekten zu bewerten ist. Nach Ansicht von Trömel-Plötz (1984, S. 47) wird das schöne, liebenswürdige Sprechen, bei dem die Inhalte weniger wichtig sind, zwischen den Gesprächspartnern beim Flirt praktiziert.

1.5 Flirtstimme

Bei einer romantischen Situation wird oft eine Stimmeigenschaft gewählt, die sich durch eine Behauchung kennzeichnet. Die behauchte Stimme klingt ruhig und sanft. Da bei dieser Stimmgebung die Kehlkopfmuskulatur in der Regel entspannt ist, schwingen die Stimmbänder sehr schwach. Die Stimmritze wird nicht völlig geschlossen. Die Luft entweicht und es treten „hauchige“ Geräusche auf. Durch seine Assoziation größerer Intimität wird diese Stimmgebung mehr oder weniger in angemessener Weise für Flirts benutzt. Laut Eckert und Lever (1994, S. 163) werden Frauenstimmen mit mäßigem Flüsteranteil bzw. leicht behaucht, aber nicht kraftlos oder schüchtern von vielen Männern als angenehm bewertet. Ihnen wird zudem Sexappeal zugeschrieben (Eckert/Lever, 1994, S. 73).

In den Medien wird die Stimme der Frau Susanne Müller als „erotischste Stimme Deutschlands“ bezeichnet. Sie hat eine tiefe Sprechlage mit Behauchung gewohnheitsmäßig angenommen. Ihre berufliche Karriere in den Medien und auch in der Fernsehsendung „Herzblatt“, die als empirisches Material für diese Arbeit verwendet wurde, ist auf ihre Stimme zurückzuführen.

2 Frauenstimmen

Sprachliche Aktivitäten sowie jegliches Handeln überhaupt werden durch Normen gesteuert. Die Normen werden von den Mitgliedern einer Gesellschaft anerkannt und befolgt, andernfalls sanktioniert. Das wirkt sich auch auf die stimmlichen Merkmale von Männern und Frauen aus. Frauen sind mehr als Männer darauf angewiesen, sich sprachlich zu definieren, weil die Frauen nicht so offenkundig über einen professionellen Status wie Männer verfügen (Trömel-Plötz 1984, S. 52f). Die Autorin spricht von einer „double-bind“ Situation. Wenn eine Frau ernst genommen werden will, dann müsse sie wie ein Mann reden, wirke dann aber männlich und werde als Frau entwertet. Trömel-Plötz (1984, S. 15f) spricht von einer Sprachdiskriminierung. Ihrer Ansicht nach wird der Mann, selbst in der Sprache (linguistisch betrachtet), als Norm und die Frau eher als Ausnahme angesehen. Braun (2000, S. 1) bestätigt dies, fügt aber hinzu, dass das Frauensprachverhalten nicht immer negativ gesehen wird. In einigen Betrieben werden weibliche Führungskräfte bewusst aufgrund ihrer „kommunikativen Kompetenz“ eingesetzt. Anderseits werden Frauenstimmen emotionale Elemente zugeschrieben, die sie zusammen mit nonverbaler Kommunikation nutzen, um Männer zu verführen. Solche verbalen Elemente werden nicht von Männern erwartet (Lenz 1981, S. 97). Frauen können mit ihrer Rede menschliche Beziehungen herstellen, was Männer oft in ihren Äußerungen vernachlässigen (Schlüter-Kiske 1987, S. 59).

2.1 Merkmale der Frauenstimme

Auf Grund des stimmlichen Ausdrucks können Hörer Frauenstimmen identifizieren. Allgemein reden Männer und Frauen unterschiedlich hoch. So realisieren Männer im Allgemeinen tiefe Töne, während Frauenstimmen etwa eine Oktave über den Männerstimmen liegen. Das wirkt sich auch auf die Wahrnehmung bei den Hörern aus. Es herrscht die Meinung, dass Frauen gefühlsbetont und Männer dagegen sachlich reden. Eine Geschlechtsabhängigkeit wirkt sich auch auf die Kompetenz und Effizienz aus. Frauen werden weniger Kompetenz und weniger Effizienz zugeschrieben. Frauen sprechen in einer abgeschwächten, verschönernden und liebenswürdigen Form (Trömel-Plötz 1984, S. 47). Das führe dazu, dass sich die Frauen als Kommunikationspartnerin dadurch weniger behaupten können.

Berger (1984, S. 86f) berichtete kritisch von Addington W. (1968) Studie, der herausgefunden habe, dass die Hörer eine Frau mit behauchter Sprechweise, weiblicher, hübscher, schlanker, angespannter und oberflächlicher einschätzen. Ebenso zeigte sich, dass eine behauchte und eine sehr vorn gesprochene Tongebung sich negativ auf die Kompetenzbeurteilung auswirkte.

In mehreren Studien wurde festgestellt, dass Frauenstimmen immer tiefer werden. Dieses Sprechmerkmal wurde insbesondere bei Geschäftsfrauen in Führungspositionen sowie Frauen in Medien festgestellt (vgl. Sendlmeier 2005).

Frauen neigen dazu, mit ihrer Stimme am Ende des Satzes hochzugehen. Dieser Effekt wird beim Sprechen normalerweise bei der Frageform und nicht bei Aussagesätzen verwendet.

Dieser Effekt führt dazu, dass Frauenstimmen, die am Satzende hochgehen, an Prägnanz und Kraft verlieren (Schlüter-Kiske 1987, S. 44). In den Studien von Wittlinger und Sendlmeier (2005, S. 102) wurde das Ansteigen der Frauenstimme am Ende einer sinnerfassten Einheit als unsicher und unsympathisch bewertet, wenn die Aussage nicht als Frage gemeint war.

Eine negative Beurteilung bekommen Frauenstimmen, die leise sind. Das wird als Unsicherheit bewertet. Anderseits wird eine Frau, die laut, deutlich und damit selbstsicher spricht, nicht wirklich als feminin bezeichnet.

Schlüter-Kiske (1987, S. 44) ist der Ansicht, dass sich eine Frau, die gehört werden will, um eine sichere, hinreichend laute Stimmführung bemühen müsse. Die Angst, die eine Frau daran hindere, lauter zu reden, liege in dem tief verankerten Mythos der „schrecklich“ hohen, schrillen, hysterischen Stimme, die nur Frauen, die mit ihrer Stimme hochgehen, zugeschrieben wird (Schlüter-Kiske 1987, S. 43).

2.2 Biologische Gegebenheiten

Für die zwischenmenschliche Kommunikation ist die Sprache eine der wichtigsten Mittel. Im Laufe der Zeit hat sich die Wissenschaft mit der Frage, wie eine Sprachproduktion funktioniert, auseinandergesetzt. In dieser Arbeit wird eine kurze Zusammenfassung der Sprachproduktion dargestellt.

Atmung, Phonation und Artikulation gehören zu den Bereichen der Sprachproduktion. Kehlkopf, Rachen und Mund bilden einen Resonanzraum.

Das menschliche Sprachsignal entsteht wie jedes akustische Signal dadurch, dass der Luftstrom in Bewegung gesetzt wird. Durch Einatmung dehnt sich die Lunge aus. Es baut sich ein Druck auf und durch das Ausatmen kann die Luft zum Sprechen genutzt werden. Den oberen Teil der Luftröhre bildet der Kehlkopf. Seine ursprüngliche Funktion ist der Schutz der Luftröhre vor dem Eindringen der Nahrung. Zu den wichtigen Teilen des Sprechapparats gehören die Stimmbänder, die sich am unteren Ende des Kehlkopfes befinden. Mit dem aufgebauten Druck werden die Stimmbänder in Schwingung versetzt und auseinander gestoßen. Nachdem der Druck aufgebaut ist, schließen sich die Stimmbänder aufgrund ihrer Elastizität sowie einer Saugwirkung wieder und das ganze beginnt erneut (Bernoulli-Kräfte).

Oberhalb der Stimmbänder befindet sich ein Raum, der aus dem Rachen, der Mundhöhle und der Nasenhöhle besteht und Ansatzrohr genannt wird. Durch Positionswechsel der Lippen, des Kiefers, der Zunge im Ansatzrohr sowie der Positionsänderung des Kehlkopfs werden verschiedene Laute erzeugt.

Die Stimmlippen haben bei Männern, Frauen und Kindern unterschiedliche Längen. So sind die Stimmlippen bei Männern länger als bei Frauen und bei diesen wiederum länger als bei Kindern. Bereits aus diesem Grund klingen deren Stimmen anders.

Physiologisch ist die Tonhöhe von der Länge und der Dicke der Stimmlippen (Stimmbänder) abhängig. Je länger die Stimmbänder sind, desto tiefer ist der Grundton und je kürzer die Stimmlippen sind, desto höher ist der Grundton. Eine dünne Stimmlippe klingt hoch, dagegen schwingt die dickere Stimmlippe langsamer und somit tiefer.

Sprecherspezifische Merkmale sind nicht nur zwischen den verschiedenen, sondern auch unter gleichen Geschlechtern vertreten. Diese Unterschiede sind von den organischen Gegebenheiten wie Größe und Form des Kehlkopfs, Volumen und Kraft der Atmungsorgane, Form und Volumen des Mundes und der Nasenhöhle, sowie von Größe und Form des Kiefers, der Zunge und der Lippen abhängig.

Verschiedene lautsprachliche Äußerungen eines Sprechers sind nicht nur auf physiologische Besonderheiten, sondern auch auf persönliche Gewohnheiten (Settings) der Artikulatoren und der Stimmbildungsorgane zurückzuführen.

3 Partnerwahl

Am Beginn enger Paarbeziehungen steht die Partnerwahl. Wie wichtig die Partnerwahl für die meisten Menschen ist, zeigt sich auch durch die enge Beziehung zwischen Mann und Frau im täglichen Leben. Die folgende Studie befasst sich mit der Wahl eines gegengeschlechtlichen Partners. Davis (1988, zit. nach Klein, 1991, S. 32) spricht von einer engen Paarbeziehung, wenn sich eine Bekanntschaft oder Freundschaft qualitativ verändere. Diese Veränderung sei oft durch Aufnahme sexueller Beziehungen charakterisiert.

In vielen Untersuchungen bezieht sich die Partnerwahl auf die Wahl eines Ehepartners. Laut Asendorpf und Banse (2000, S. 41) wurden in Deutschland bis zum Anfang der 70er Jahre die Begriffe Partnerschaft und Ehe fast synonym verwendet. Die Organisationsform einer Partnerschaft ist allerdings kulturell und historisch sehr verschieden. Ob es um ein Zusammenleben mit dem Partner mit oder ohne Ehe als Institution einer Partnerschaft geht, wird in dieser Arbeit nicht diskutiert.

Bei einer freien Partnerwahl, die in der westlichen Kultur praktiziert wird, wird vorausgesetzt, dass die betreffenden Personen die Möglichkeit haben, sich zu begegnen. Durch eine räumliche Nähe wie beispielsweise dem gleichen Wohnort, der gemeinsamen Schule und Arbeit oder bei Freizeitveranstaltungen kommt es zu häufigem Kontakt (Klein 1991, S. 34f).

Der Entstehung einer Partnerschaft wird in verschiedenen Medien sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Im sozialen Umfeld wird die Partnerwahl mit großem Interesse verfolgt. Dieses Thema ist vor allem Gegenstand der Psychologie und Soziologie, die versuchen, die Kriterien der Partnerwahl durch verschiedene Ansätze zu beschreiben. Die Partnerwahl wurde aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, dem genetischen, psychoanalytischen, kulturellen u.a. Es zeigte sich allerdings, dass eine Vielzahl von Variablen die Partnerwahl beeinflusst. In bisherigen Studien wurde zwar die Kommunikation in Betracht gezogen, aber kaum oder gar nicht der Sprechausdruck der Partner, welcher den Schwerpunkt dieser Studie ausmacht.

Die Partnerwahl erfordert eine ernste Entscheidung, da sie viele Konsequenzen mit sich ziehen kann, vor allem bei einer langjährigen Beziehung.

3.1 Motive

Die Partnerwahl ist durch individuelle Faktoren gekennzeichnet. Liebe und Zuneigung scheinen in westlichen Kulturen die wichtigsten Faktoren der freien Partnerwahl zu sein. Die Wahl eines Partners bzw. einer Partnerin wird in vielen Studien als Anfang einer längeren Beziehung angesehen. Es wird davon ausgegangen, dass die unterschiedlichen Ziele in einer Partnerschaft durch gemeinsame Interaktion zu erreichen seien. Byrne (1971, zit. nach Klein, 1991, S. 32) erklärt, dass solche Faktoren, die eine befriedigende Interaktion bzw. deren Belohnungswert erhöhen, für die Partnerwahl bedeutsam seien.

So scheinen der Wunsch nach Anerkennung, Austausch, Sexualität, Streben nach materieller Sicherheit im weitesten Sinne (Macht, sozialer Status) sowie Bestätigung in einer Partnerschaft fundamentale menschliche Bedürfnisse zu sein (Centers, 1975; Winch, 1958; zit. nach Klein 1991, S. 32). Asendorpf und Banse (2000, S. 10) gehen davon aus, dass Beziehungspsychologie sich nicht auf Individuumspsychologie zurückführen lässt. Ihrer Ansicht nach sind Beziehungen dyadisch charakterisiert und werden wesentlich durch individuelle Motive bestimmt.

3.2 Einflussfaktoren

Obwohl in der westlichen Kultur die freie Partnerwahl üblich ist, wird die Auswahl dennoch begrenzt. Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, auf welche die meisten Personen nur geringen bzw. keinen Einfluss haben. Vor allem demographische, soziale, ökonomische sowie psychologische Merkmale können als Einflussfaktoren für die Wahlmöglichkeit einer Partnerin bzw. eines Partners verantwortlich sein.

So wird in dem Zeitraum, in dem ein Partner bzw. eine Partnerin gesucht wird, nur eine begrenzte Anzahl von passenden Personen getroffen, die als potenzielle Kandidatin bzw. potenzieller Kandidat in Frage kämen (Woll & Cozby, 1987, zit. nach Klein, 1991, S. 35).

In vielen Studien wird berichtet, dass für Männer als auch für Frauen das Alter und die physische Attraktivität wichtige Faktoren der Partnerwahl zu sein scheinen. Allerdings ergaben sich einige Unterschiede. Es zeigte sich, dass Frauen eher ältere Männer und Männer eher jüngere Frauen bevorzugen (Klein 1991, S. 59). Einige Studien belegen, dass die physische Attraktivität für Männer bei der Partnerwahl wichtiger sei als für Frauen. Die Frauen dagegen legen mehr Wert auf den sozialen Status der Männer (vgl. Asendorpf 1996, S. 299; Klein 1991, S. 58). Es sind in der Literatur unterschiedliche Hypothesen zu dieser Aussage zu finden. Daher bleibt die subjektive Beurteilung der Attraktivität offen. Partner werden aus soziologischer Sicht nach ihrem reproduktiven Wert ausgewählt. Das wird dadurch erklärt, dass eine physische Attraktivität der Frauen als Hinweis auf Gesundheit und damit Fruchtbarkeit assoziiert wird. Dagegen soll der soziale Status der Männer Schutz und Sicherheit für Nachkommen bieten. Andere Theorien gehen von einer ungleichen Verteilung der sozialen Macht unter Männern und Frauen aus sowie davon, dass Frauen und Männer unterschiedliche Ansichten zu Partnerschaften haben (vgl. Klein, 1991, S. 58f).

In vielen Studien wurde eine auffällige Ähnlichkeit zwischen Partnern festgestellt. Durch gemeinsame Ausbildung, Beruf, gleiches Milieu lässt sich schwer feststellen, ob die Ähnlichkeit der Partner auf Umwelt- oder auf Erbeinflüsse zurückzuführen ist (Klein, 1991, S. 41). Dieser Problematik begegnen Asendorpf und Banse (2000, S. 12f) mit dem Wahrscheinlichkeitseffekt. Sie gehen davon aus, dass durch Ausbildung, Beruf, gleiches Milieu, Menschen mehr Gelegenheit haben, ähnliche Einstellungen und Werte zu entwickeln und dadurch häufiger und besser in Kontakt zu einander kommen. Andererseits haben sie aber weniger Gelegenheiten, Menschen aus anderen sozialen Kreisen zu begegnen.

3.3 Kulturelle Unterschiede

Die Partnerwahl ist ein besonders sensibler Bereich. Die Betonung auf gegenseitige Sympathie und Liebe wird für eine freie Partnerwahl in westlichen Ländern vorausgesetzt. Dies ist möglich durch soziale und rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau, die nicht in allen Kulturen selbstverständlich ist. Trotzdem wird die Partnerwahl im Westen indirekt durch die Familie beeinflusst (Klein 1991, S. 34f).

Es stellt sich die Frage, auf welchen Grundlagen die Partnerwahl in anderen Kulturen basiert. In asiatischen und afrikanischen Kulturen wird die Partnerwahl aufgrund Entscheidungen von Familien praktiziert (Trommsdorff, 1991, S. 186). Kulturelle Unterschiede in einer Beziehung zeigen sich auch in den räumlichen, verbalen, nonverbalen, emotionalen Bereichen sowie in der Einstellung zur Intimität. Im östlichen Kulturraum dominieren sozial- und gruppenbezogene Werte. Dagegen haben im Westen individualistische Werte große Bedeutung. Diese unterschiedliche Orientierung wirkt sich auf die Wahl eines Partners bzw. einer Partnerin aus. So werden in individualistisch orientierten Kulturen bei der Partnerwahl für eine enge Beziehung individuelle Ziele verfolgt und subjektive Entscheidungen getroffen, während in gruppenbezogenen Kulturen die Partnerwahl durch die soziale Umwelt bestimmt wird. Es sind auch Mischformen in beiden Kulturen vertreten (Trommsdorff, 1991, S. 211).

So bewerten z.B. im Gegensatz zu deutschen und amerikanischen Studenten japanische Studenten romantische Liebe negativer. Grund für eine solche Bewertung japanischer Studenten sollen die negativen Facetten der Verliebtheit sein wie Eifersucht und Verwirrtheit, die ein harmonisches Zusammenleben gefährden können (vgl. Asendorpf & Banse 2000, S. 40; Trommsdorff, 1991, S.198). Asendorpf und Banse sowie Trommsdorff vertreten die Meinung, dass es keine generalisierende Bewertung einer Kultur geben darf. Persönlichkeits- oder Beziehungstests sollen außerdem durch verschiedene kulturspezifische Bedingungen angepasst werden, damit die Ergebnisse zwischen Kulturen verglichen werden können. Kulturspezifische Unterschiede sind im Kontext auf Kommunikationsverhalten (Körperkontakt) und im Kommunikationsinhalt (Bereitschaft „intimer“ Mitteilung) untersucht und bestätigt worden (Trommsdorff 1991, S. 206f).

4 Persönlichkeit

Der Ausdruck „Persönlichkeit“ wird wahrscheinlich aus dem Lateinischen per (durch) und sonare (klingen) abgeleitet. Das soll also „durchklingen“ bedeuten. Die Frage, was unter Persönlichkeit zu verstehen ist oder welche Persönlichkeitseigenschaften einem Mensch zuzuschreiben sind, konnte in der bisherigen Forschung nicht so einfach beantwortet werden.

Einen Ausgangspunkt für die Persönlichkeitsbeschreibung findet man schon bei der Temperamentslehre des Hippokrates (460-377 v. Chr.). Durch Vorherrschen eines von vier Körpersäften Blut, Schleim, Gelber Galle bzw. Schwarzer Galle entwickelte er Temperamentstypologien. So gab es in seiner Ordnung Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker als vier Temperamentstypen (vgl. Asendorpf 2001, S. 128; Amelang u.a. 2006, S. 244). Ebenso wurde versucht, einen Zusammenhang zwischen körperlichen Merkmalen und psychischem Verhalten zu finden, der aber einen geringen oder gar keinen Effekt lieferte.

Der Versuch, die Vielzahl von Variablen, die auf das Erleben und Verhalten eines Menschen wirken, verschiedenen Typen zuzuordnen, hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.

4.1 Persönlichkeitspsychologie vs. Alltagspsychologie

Wir alle benutzen tagtäglich verschiedene Begriffe, um Persönlichkeiten zu beschreiben. Das tun wir mit dem Wissen der Alltagspsychologie. Die Alltagspsychologie ist weit verbreitet und wichtig für die Wahrnehmung von Mitmenschen und sich selbst. Dies führt dazu, dass die Persönlichkeitspsychologie zwar an die Alltagspsychologie anknüpft, aber gleichzeitig versucht, eine klare Abgrenzung zu ihr zu schaffen (Asendorpf 1996, S.11).

Zusätzliche Abgrenzungsprobleme innerhalb der Persönlichkeitspsychologie stiftet der Begriff differentielle Psychologie. Es wurde versucht, eine eindeutige begriffliche Trennung zwischen den beiden Gebieten zu finden. Dieser Versuch führte allerdings zu keiner allgemeingültigen Definition (vgl. Schneider 2001; Asendorpf 1996, S. 100).

So beschreibt Brandstätter (1974 zit. nach Schneider 2001), dass unter allgemeiner Persönlichkeitspsychologie die gemeinsamen Strukturen des Erlebens und Verhaltens trotz bestehender interindividueller Unterschiede zu verstehen seien. Demgegenüber werden unter der differentiellen Persönlichkeitspsychologie die strukturellen Besonderheiten des Erlebens und Verhaltens eines Individuums verstanden.

Da sich im deutschen Sprachraum Persönlichkeitspsychologie nicht nur mit speziellen (für bestimmte Personen/Personengruppen geltenden), sondern auch mit differenziellen Fragestellungen (Unterschieden zwischen Personen oder Personengruppen) beschäftigt, schlägt Asendorf vor (1996, S. 100), die differenzielle Psychologie aufzugeben und nur von Persönlichkeitspsychologie zu sprechen.

Eine Definition der Persönlichkeitspsychologie hat Asendorpf (1996, S. 11) als die empirische Wissenschaft von den überdauernden, nichtpathologischen, verhaltensrelevanten individuellen Besonderheiten von Menschen formuliert.

4.2 Persönlichkeitsentwicklung

Persönlichkeitsentwicklung ist ein ziemlich komplexer Prozess. In dieser Aussage steckt schon ein Teil der Problematik. Ein Mensch ist einem ständigen Prozess der Veränderung unterzogen. In der Persönlichkeitspsychologie ist die Betrachtung der Entwicklung von Persönlichkeit durch die Untersuchung von Stabilität und Kontinuität geprägt. Mit der Stabilität werden Persönlichkeitsmerkmale von sonstigen Verhaltensunterschieden abgegrenzt. Asendorpf (1999, S. 76) bezeichnet Persönlichkeitsmerkmale als stabile Verhaltenstendenzen von Menschen. Die Abgrenzung der Verhaltenstendenz wird zeitlich und situativ betrachtet. Die zeitliche Stabilität einer Persönlichkeitseigenschaft misst die Veränderung der Eigenschaftswerte zwischen zwei Zeitpunkten. Eine Voraussetzung für die Veränderung der Persönlichkeit besteht in niedriger oder mittlerer Stabilität, denn bei hoher Stabilität kann keine Veränderung stattfinden. In einer situativen Stabilität wird untersucht, ob eine Person anders (z.B. aggressiv) reagiert als der Durchschnitt gleichartiger Personen. Anders als in der Alltagspsychologie werden in der Persönlichkeitspsychologie zuerst Reaktionen einer Person in mehreren Situationen betrachtet, bevor ihr ein Persönlichkeitsmerkmal zugeschrieben wird.

Mit dem Kriterium Kontinuität wird versucht, eine spätere Entwicklung vorauszusehen. Kritische Lebensereignisse wirken sich auf die Persönlichkeitsentwicklung aus und erschweren dadurch die Persönlichkeitsvorhersage. Wie stark solche Ereignisse die Persönlichkeit beeinflussen, hängt wiederum von der Situation und damit von der Persönlichkeit der betreffenden Person ab.

Für die Beschreibung der Persönlichkeitsentwicklung ist die Analyse der Eigenschaftsfaktoren, welche die Persönlichkeit beeinflussen, wichtig. Zufall und Notwendigkeit scheinen laut Asendorpf (1996, S. 281f) eine wesentliche Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung zu spielen. Er vertritt die Auffassung, dass in der Persönlichkeitsentwicklung mehr Notwendigkeit als Zufall herrscht.

Genotyp und Umwelt, Reifung und Erfahrung, Eigendynamik und Fremdbestimmung, Zufall und Notwendigkeit sind Begriffe der Wechselwirkung, die den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung verständlich machen (Asendorpf 1999, S.315).

In der Alltagspsychologie der Persönlichkeit wird von monokausaler Ursachen-Wirkungsbeziehung ausgegangen. Das bedeutet, dass aus einer vorgegebenen Sammlung von Erklärungsprinzipien der Alltagspsychologie auf ein Prinzip zugegriffen wird, dass auf individuelle Besonderheiten einer Person angewendet wird. Asendorpf (1999, S. 114) nennt fünf Erklärungsmuster (Vererbung, Erziehung, angeboren, Geschwisterposition oder frühkindliche Entbehrung), auf die in der Alltagspsychologie zugegriffen wird, um den Charakter einer Person zu beschreiben. Dagegen unterscheidet sich die wissenschaftliche Persönlichkeitserklärung darin, erst eine Sammlung von Erklärungsprinzipien zu finden und dann die Frage zu stellen, welche Prozesse dabei beteiligt sind. Es bestehen keine Zweifel daran, dass die Persönlichkeitsentwicklung in genetischen sowie Umweltfaktoren zu suchen ist. Was dabei die Schwierigkeit für die Wissenschaft darstellt, ist die Frage, in welchen Maßen diese Faktoren Persönlichkeit beeinflussen (vgl. Asendorpf, 1996, S. 242f). Die Klärung dieser Frage ist zu umfangreich. Aus diesem Grund wird an dieser Stelle auf eine Vertiefung dieser Problematik verzichtet.

4.3 Fünf Dimensionen der Persönlichkeit

Die Entwicklung der Persönlichkeitsbereiche begann schon in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mit Hilfe des lexikalischen Ansatzes. Es wird die Auffassung vertreten, dass die Persönlichkeitsmerkmale ihren Einsatz in der Sprache finden. Weil es eine enorme Zahl lexikalischer Wörter für die Beschreibung der Persönlichkeit gibt, wurde in der Persönlichkeitspsychologie ein Modell mit Hilfe der Faktoranalyse entwickelt.

Persönlichkeitsbeschreibung mit der Faktoranalyse ist unter anderem auf Ansätze von Eysenck, Guilford und Cattell zurückzuführen. Die Ansätze von Eysenck und Guilford sind auf Temperamentseigenschaften begrenzt. Sie haben Fähigkeiten, Körperbaumerkmale, Einstellungen und Bedürfnisse ausgeklammert. Der Ansatz von Cattell schließt neben den Temperamentseigenschaften auch intellektuelle Fähigkeiten wie Intelligenz und Kreativität ein (vgl. Schneider 2001).

Die Forschungsgruppe Costa und McCrae in den USA entwickelte das heute aktuelle Fünf-Faktoren-Modell (im angloamerikanischen „Big Five“ genannt) zur Beschreibung der Persönlichkeit. Da der Wortschatz zur Beschreibung der Persönlichkeit von Sprache zu Sprache unterschiedlich ist, wurden entsprechende Analysen auf eine Tendenz zu diesen fünf Faktoren auch im deutschen und holländischen Lexikon bestätigt.

In dem deutschen Sprachraum erfolgte eine grundlegende Überprüfung dieses Modells durch Angleitner, Ostendorf, Borkenau und John.

Neurotizismus (emotionale Instabilität), Extraversion, Liebenswürdigkeit (Verträglichkeit), Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrung (Kultur) sind fünf Faktoren, die daraus entstanden sind. Die Bezeichnung der Faktoren ist von verschiedenen Autoren unterschiedlich benannt worden. Sie erfassen gesundheits- und sexualitätsbezogene Eigenschaften sowie manche Einstellungen und Werthaltungen nicht (Asendorpf 1996, S. 121f).

So ist Neurotizismus durch Nervosität, Ängstlichkeit, Erregbarkeit gekennzeichnet. Menschen mit hohen Neurotizismus-Werten kennzeichnen sich durch Besorgtheit und neigen dazu, sich intensiv mit problematischen Aspekten ihres Erlebens auseinanderzusetzen.

Extraversion umfasst dagegen Geselligkeit, Schüchternheit, Impulsivität. Extravertierte Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach sozialen Kontakten und pflegen sie entsprechend. Dagegen interessieren sich stark introvertierte Menschen mehr für Sachgegenstände als für Menschen. Sie leben auch entsprechend zurückgezogen.

Dem Verträglichkeitsfaktor werden Eigenschaften wie Wärme, Hilfsbereitschaft, Vertrauen, Bescheidenheit und Toleranz zugeschrieben.

Die übergeordnete Dimension der Gewissenhaftigkeit ist durch Ordentlichkeit, Beharrlichkeit und Zuverlässigkeit gekennzeichnet.

Der Faktor Kultur ist durch Bildung, Kreativität sowie durch das Gefühl für Kunst gekennzeichnet.

Die lexikalisch begründeten Faktorsysteme haben ihren Nutzen in der Entwicklung der Fragebögen und in der Klassifikation von Konstrukten gefunden. Die Untersuchung wurde Anhand der Ratingskalen der Probanden zur Selbstbeurteilung sowie Bekannten- und Fremdbeurteilung mit eigenschaftsbeschreibenden Begriffen durchgeführt. Nach Ostendorf (1990, S. 206f) liegt die Attraktivität des Fünf-Faktoren-Modells von Costa und McCrae in der Ordnungsstruktur, die eine Vereinfachung der Interpretation der Persönlichkeitsmerkmale ermöglicht. Zur Erfassung des Fünf-Faktoren-Modells der Persönlichkeit wurden Fragebögen entwickelt. Sowohl für die theoretische Forschung wie auch für die psychologische Praxis sind Persönlichkeitsfragebögen von großer Bedeutung. Die Persönlichkeitsfragebögen werden als Messinstrumente in verschiedenen Bereichen eingesetzt.

Die aktuell bedeutsamsten Messinstrumente zur Erfassung des Fünf-Faktoren-Modells der Persönlichkeit sind NEO-PI-R (Neurotizismus, Exraversion, Openness to Experience -Personality-Inventory - Revised) und NEO-FFI (Neurotizismus, Exraversion, Openness to Experience - Five Factor Inventory).

4.4 Kritikpunkte am Fünf-Dimensionen-Ansatz

Ein Kritikpunkt bezieht sich auf die unterschiedlichen Interpretationen der Faktoren unter den Forschern. So ist der Kulturfaktor laut Asendorpf (1996, S. 121) ein breiter Faktor und sollte nicht mit Intelligenz bezeichnet werden. Weiterhin sind theorielose Forschungsstrategien und begrenzte Brauchbarkeit der Konstrukte festzustellen (vgl. Schneider 2001). Außerdem wird die Persönlichkeit nicht nur durch Adjektive beschrieben, sondern auch durch Substantive und Verben, was im Big-Five-Ansatz nicht der Fall ist (Ostendorf, 2000, S. 208).

Trotzt aller Kritik am Big-Five-Ansatz, wird dieses Modell gegenwärtig als ertragreichstes in der Persönlichkeitspsychologie angesehen.

4.5 Persönlichkeit und Stimme

Nach S.L. Rubinstein (1959, S. 511) hat eine Rede gleichzeitig Eindrucks- und Einwirkungsfunktion und die Persönlichkeit eines Sprechenden kommt um so mehr in Erscheinung, je ausdrucksvoller seine Rede ist. Ein deutlicher Beweis für die Sprechtypen und die Sprechhaltung zeigte sich laut Kaulhausen (1940, S. 29) in der bildenden Kunst. Für die Griechen war die Rede laut Kaulhausen (1940, S. 61) ein Kunstwerk oder ein Kunststück.

Die Deutung der Persönlichkeit anhand der Stimme ist einerseits schwierig und andererseits lassen wir uns von ihr tagtäglich beeinflussen. Die Hörer leiten bewusst oder unbewusst Persönlichkeitsmerkmale über eine sprechende Person aus ihrer Stimme ab (Eckert/Lever 1994, S. 149). Bei der Persönlichkeitsbeurteilung ergeben sich einige Schwierigkeiten. Der Schwerpunkt liegt darin, dass man den Inhalt des Gesagten schwer von der Stimme trennen kann. Außerdem sind die Stimmeigenschaften vom jeweiligen Kulturkreis abhängig und unterliegen wechselnden Moden. Fährmann (1967, S. 293) spricht von der Schwierigkeit bei Sprechanalysen, die sich daraus ergibt, dass sich die Sprechweise in ihrer Entwicklung ständig formt und verändert. Auch Weithase (1965, S. 134) vertritt die These, dass der Sprechstil zeitgebunden ist, genau wie Urteile über ihn. Daraus ergibt sich der Schwerpunkt der Sprechwirkungsforschung, die versucht, bestimmte Stimmeigenschaften bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zuzuordnen.

Suttner (1991, S. 95) vertritt die Ansicht, dass die normgerechte Stimm- und Lautbildung erheblich zur Entwicklung der Persönlichkeit beiträgt. Das zeige sich deutlich bei stimm- und sprachgestörten Patienten, die von den Hörern laut Suttner negativ bewertet werden, was sich dann auf das psychische Wohlbefinden des betreffenden Sprechers auswirkte.

[...]


[1] Damit sind dort, wo die Autorin allgemein und nicht nur von den Teilnehmern dieser Studie spricht, sowohl weibliche als auch männliche Personen gemeint.

[2] Stimmlage, die nicht angestrengt hoch oder tief, sondern entspannt und natürlich klingt

Ende der Leseprobe aus 96 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss der Stimme auf die Partnerwahl
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Institut für Sprache und Kommunikation)
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
96
Katalognummer
V116647
ISBN (eBook)
9783640193387
ISBN (Buch)
9783640193486
Dateigröße
1008 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einfluss, Stimme, Partnerwahl
Arbeit zitieren
Magister Ankica Uletilovic (Autor:in), 2007, Der Einfluss der Stimme auf die Partnerwahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116647

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