In dieser Arbeit steht die Analyse der kontroversen Reaktionen auf die Ausstellung
„Vernichtungskrieg“ im Vordergrund. Auch die ausländische Presse hat über die
Ausstellung ausführlich berichtet,5 doch löste sie mit Ausnahme von Österreich
nirgendwo sonst eine derart intensive Debatte aus. Deshalb beschränkt sich die
Untersuchung auf die deutschen Reaktionen.
Dabei geht es nicht darum zu entscheiden, ob und in welchem Ausmaß es
Verbrechen in der Wehrmacht gegeben hat. Im Hinblick auf die wissenschaftlichen
Erkenntnisse der letzten Jahre kann heute kein seriöser Historiker bestreiten, daß sich
Teile der Wehrmacht mitschuldig gemacht haben an den Verbrechen im Osten.
Gleichzeitig gab es aber auch Soldaten, die erst nach dem Krieg von den Verbrechen
erfahren haben. Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, sich in den Prozentstreit um die
Anzahl der „schuldigen“ Soldaten einzureihen. Vielmehr steht die Frage im
Vordergrund, wie die deutsche Öffentlichkeit mit ihrer Vergangenheit umgeht und
was die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ zum gegenwärtigen Geschichtsbild und der
Erinnerungskultur beigetragen hat.
Vom Hamburger Institut für Sozialforschung geplant als ein Bestandteil des Projekts
„Angesichts dieses Jahrhunderts“, löste sich die Ausstellung bereits bei ihrer
Eröffnung im März 1995 aus diesem Rahmen und entwickelte in der deutschen
Öffentlichkeit eine Eigendynamik wie kaum ein Ausstellungsthema zuvor. Die
Diskussion um die Frage nach der Beteiligung von Wehrmachtssoldaten am
Vernichtungskrieg im Osten verlief anfangs überwiegend auf einer sehr persönlichen
und emotionalen Ebene, die hauptsächlich von der lokalen Presse aufgegriffen
wurde. Von besonderem Interesse sind dabei die Reaktionen der Generationen
innerhalb der Gesellschaft, die auf unterschiedlichste Weise von den Ereignissen im
Zweiten Weltkrieg geprägt wurden, deren Auswirkungen aber auch in der
Enkelgeneration noch zu spüren sind. Wie gehen die ehemaligen
Wehrmachtssoldaten damit um, nach 50 Jahren noch einmal mit den
Kriegserlebnissen konfrontiert zu werden? Wie reagieren ihre Söhne und Töchter bei
dem Gedanken, daß ihre Eltern möglicherweise bereits im Krieg von den Verbrechen gewußt haben oder daran beteiligt waren? [...]
5 Vgl. dazu Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944; in: Mittelweg 36, 3/1995, S. 87.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Forschungsgegenstand
1.2 Forschungsstand und Quellenlage
2. Die Ausstellung „Vernichtungskrieg Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“
2.1 Konzeption
2.2 Kontext
3. Die Wehrmacht in der historischen Forschung
4. Die Legende der „sauberen Wehrmacht“
4.1 Was besagt sie?
4.2 Die Entstehung der Legende
4.3 Die Konsolidierung des Mythos in den 50er Jahren
4.4 Das Bild der Wehrmacht in der Gesellschaft
4.5 Fazit
5. Ende eines Mythos? Reaktionen auf die Ausstellung „Vernichtungskrieg“
5.1 Die deutsche Gesellschaft: „Die Schuld ist wieder näher gerückt“
5.1.1 Die Erinnerung der Kriegsteilnehmer
5.1.1.1 Wo sind die Täter?
5.1.1.2 Bewahrung des positiven Selbstbildes
5.1.1.3 Befürworter der Ausstellung
5.1.1.4 Rechtfertigungsstrategien und Abwehrmechanismen ehemaliger Soldaten
5.1.1.5 „... das nicht sein kann, was nicht sein darf“
5.1.2 Die Generation der Söhne und Töchter
5.1.2.1 Wunsch nach Gewißheit
5.1.2.2 Die Schrecken der Bilder
5.1.2.3 Das Schweigen als Schuld der Väter
5.1.2.4 Persönliche Schuld der Kinder des „Dritten Reiches“?
5.1.2.5 Die Folgen der Verdrängung
5.1.3 Der Umgang der Enkel mit der jüngsten Geschichte
5.1.4 Fazit
5.2 Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland
5.2.1 Die Funktion der Wehrmacht im Holocaust
5.2.2 Eine gespenstische Diskussion um Differenzierung
5.2.3 Fazit
5.3 Die radikalen Gegner der Ausstellung: „Tribunal gegen deutsche Soldaten“
5.3.1 Erscheinungsformen des Protestes
5.3.1.1 Das Presseecho
5.3.1.2 Briefe
5.3.1.3 Demonstrationen
5.3.1.4 Anschläge
5.3.1.5 Klagen
5.3.2 Abwehrfront der Veteranenverbände
5.3.3 Die Sprecher der konservativen Opposition
5.3.3.1 Günther Gillessen
5.3.3.2 Rüdiger Proske
5.3.3.3 Helmut Schmidt
5.3.3.4 Alfred Dregger
5.3.4 Rechtsextremer Aufmarsch in München
5.3.5 Fazit
5.4 Der Konflikt um die offizielle politische Anerkennung der Ausstellung „Vernichtungskrieg“
5.4.1 Die Kontroverse in München
5.4.2 „Bremen ist nicht München“
5.4.3 Die Bundestagsdebatte
5.4.4 Fazit
5.5 Das Bild der Wehrmacht in der Bundeswehr
5.5.1 Neugründung oder Nachfolgeorganisation?
5.5.2 Die Traditionsdebatte
5.5.3 Die Resonanz der Bundeswehr auf die Ausstellung
5.5.4 Fazit
5.6 Die Rezeption in der Fachwelt
5.6.1 Die Ausstellung als Chance zur Aufklärung
5.6.2 Forderung nach Differenzierung
5.6.3 Eine neue Dimension der Kritik
5.6.4 Die Ergebnisse der Kommission
6. Bilanz
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
1. Einleitung
„Die Ausstellung will kein verspätetes und pauschales Urteil über eine ganze Generation ehemaliger Soldaten fällen. Sie will eine Debatte eröffnen über das – neben Auschwitz – barbarischste Kapitel der deutschen und Österreichischen Geschichte, den Vernichtungskrieg der Wehrmacht von 1941 bis 1944.“[1]
Dieses Ziel hat die Wanderausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ erreicht. Seit ihrer Eröffnung in Hamburg am 5. März 1995 weckte sie breites Interesse in der gesamten deutschen Gesellschaft und führte in den nächsten viereinhalb Jahren zu einer intensiven kontroversen Diskussion um die Frage nach dem Ausmaß der Beteiligung von Wehrmachtssoldaten an der systematischen Ermordung zahlloser sowjetischer Kriegsgefangener, Partisanen und Zivilisten während des Ostfeldzuges. Bereits im ersten Jahr erreichte sie für eine zeithistorische Ausstellung „überdurchschnittlich“[2] hohe Besucherzahlen. In Hamburg (5.3.-14.4.1995) kamen 7.000 Leute, in Potsdam (27.6.-30.7.1995) 2.500 (in den neuen Bundesländern erregte die Debatte um die Rolle der Wehrmacht insgesamt weniger Aufmerksamkeit als in den anderen Ausstellungsorten) und in Stuttgart (10.9.-12.10.1995) verzeichnete die Ausstellung sogar 10.000 Besucher.[3]
Insgesamt sahen in 27 deutschen und 6 österreichischen Städten (in Hamburg gastierte die Ausstellung zweimal, vom 5.3.-14.4.1995 und vom 31.5.-11.7.1999) innerhalb von viereinhalb Jahren 860.000 Menschen „ die zeitgeschichtliche Ausstellung in der Bundesrepublik mit der längsten Laufzeit und den höchsten Besucherzahlen“[4].
1.1 Forschungsgegenstand
In dieser Arbeit steht die Analyse der kontroversen Reaktionen auf die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ im Vordergrund. Auch die ausländische Presse hat über die Ausstellung ausführlich berichtet,[5] doch löste sie mit Ausnahme von Österreich nirgendwo sonst eine derart intensive Debatte aus. Deshalb beschränkt sich die Untersuchung auf die deutschen Reaktionen.
Dabei geht es nicht darum zu entscheiden, ob und in welchem Ausmaß es Verbrechen in der Wehrmacht gegeben hat. Im Hinblick auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre kann heute kein seriöser Historiker bestreiten, daß sich Teile der Wehrmacht mitschuldig gemacht haben an den Verbrechen im Osten. Gleichzeitig gab es aber auch Soldaten, die erst nach dem Krieg von den Verbrechen erfahren haben. Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, sich in den Prozentstreit um die Anzahl der „schuldigen“ Soldaten einzureihen. Vielmehr steht die Frage im Vordergrund, wie die deutsche Öffentlichkeit mit ihrer Vergangenheit umgeht und was die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ zum gegenwärtigen Geschichtsbild und der Erinnerungskultur beigetragen hat.
Vom Hamburger Institut für Sozialforschung geplant als ein Bestandteil des Projekts „Angesichts dieses Jahrhunderts“, löste sich die Ausstellung bereits bei ihrer Eröffnung im März 1995 aus diesem Rahmen und entwickelte in der deutschen Öffentlichkeit eine Eigendynamik wie kaum ein Ausstellungsthema zuvor. Die Diskussion um die Frage nach der Beteiligung von Wehrmachtssoldaten am Vernichtungskrieg im Osten verlief anfangs überwiegend auf einer sehr persönlichen und emotionalen Ebene, die hauptsächlich von der lokalen Presse aufgegriffen wurde. Von besonderem Interesse sind dabei die Reaktionen der Generationen innerhalb der Gesellschaft, die auf unterschiedlichste Weise von den Ereignissen im Zweiten Weltkrieg geprägt wurden, deren Auswirkungen aber auch in der Enkelgeneration noch zu spüren sind. Wie gehen die ehemaligen Wehrmachtssoldaten damit um, nach 50 Jahren noch einmal mit den Kriegserlebnissen konfrontiert zu werden? Wie reagieren ihre Söhne und Töchter bei dem Gedanken, daß ihre Eltern möglicherweise bereits im Krieg von den Verbrechen gewußt haben oder daran beteiligt waren? Und wie steht die dritte Generation zur jüngsten deutschen Vergangenheit?
In diesem Zusammenhang muß zudem berücksichtigt werden, wie die jüdische Gesellschaft in Deutschland einer Ausstellung begegnet, die den Kreis der Täter noch um eine zusätzliche Gruppe erweitert hat.
Kritische Stimmen wurden in den ersten zwei Jahren der Präsentation vor allem in rechtsextremen Kreisen, in traditionellen Soldatenverbänden und der konservativen Opposition laut. Für die Gegner stellte die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ weniger eine wissenschaftlich fundierte Veranschaulichung exemplarischer Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg dar, sondern sie sahen sie als eine pauschale Verunglimpfung aller deutschen Soldaten. Besonders konservative ehemalige Wehrmachtssoldaten fühlten sich von der Ausstellung provoziert. Sie begriffen sie als persönliche Diffamierung und attackierten in der Diskussion nun ihrerseits die Ausstellung und ihre Organisatoren auf schärfste. Die Argumentation der konservativen Gegner nutzten die Rechtsextremen zunehmend für die eigene Agitation. Dabei ist nicht so sehr ihre Kritik an sich interessant, sondern vielmehr, welche Ausmaße die Proteste der Rechten in Deutschland schließlich annahmen.
Einen neuen Stellenwert erreichte die Debatte Anfang 1997, als sich in München einzelne Politiker unter der Führung von dem CDU/CSU-Abgeordneten Peter Gauweiler zusammenschlossen, um lautstark gegen die Ausstellung zu protestieren. Daraus entwickelte sich ein bundesweiter politischer Konflikt um die offizielle Anerkennung der Ausstellung und ihrer Inhalte, der im Frühjahr 1997 in einer emotionalen Bundestagsdebatte gipfelte.
Die kontroverse Diskussion um die Ausstellungsinhalte erfaßte auch die Bundeswehr, deren Gründer selbst in der Wehrmacht gedient hatten. Aus diesem Grund geriet die Bundeswehr seit ihrer Entstehung immer wieder in den Verdacht, lediglich eine Nachfolgeorganisation der Wehrmacht zu sein, deren Mitschuld im Laufe der Jahrzehnte immer deutlicher hervortrat und durch die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ nun auch einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurde. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage dringlicher, inwieweit die Wehrmacht überhaupt traditionsbildend sein darf für die Bundeswehr.
Eine weitere Dimension erhielt die Kritik um die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ im Jahr 1999, als die Historiker Bogdan Musial und Krisztián Ungváry die falsche Zuordnung einiger Ausstellungsbilder wissenschaftlich nachwiesen und die Echtheit weiterer Fotos anzweifelten. Diese Vorwürfe griffen die Medien in ganz Deutschland auf und brachten damit die gesamte Ausstellung immer mehr in Mißkredit. Um den völligen Verlust ihrer Glaubwürdigkeit zu verhindern, wurde die Ausstellung schließlich am 4.11.1999 vorerst geschlossen und eine Fachkommission mit ihrer Überprüfung beauftragt.
Vor der genauen Analyse der einzelnen Reaktionen gibt die Arbeit zunächst eine kurze Einführung in die Konzeption und den Kontext der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“. Danach folgt ein knapper Abriß über die Forschungsliteratur zur Wehrmacht, denn bereits Ende der 70er Jahre haben Historiker nachgewiesen, daß Teile der Wehrmacht in den Vernichtungsfeldzug verstrickt gewesen sind. Diese wissenschaftlich belegten Fakten wurden jedoch lange Zeit außerhalb der Fachwelt nicht zur Kenntnis genommen. Stattdessen herrschte in der Öffentlichkeit bis weit in die 90er Jahre das Bild von einer „sauberen Wehrmacht“ vor, die weder an den Verbrechen des Zweiten Weltkriegs beteiligt war noch etwas darüber wußte. Da diese Legende großen Anteil daran hatte, daß die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ in der deutschen Gesellschaft derart kontroverse Reaktionen auslöste, wird im weiteren Verlauf der Arbeit die Entstehung und Konsolidierung der Legende näher betrachtet.
1.2 Forschungsstand und Quellenlage
Bereits ab 1997 erschienen die ersten Dokumentationen, in denen die lokalen Debatten um die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ in Bremen, München und Bonn sowie die Bundestagsdebatten nachgezeichnet werden.[6]
Eine überregionale Bilanz zur Wirkung der Ausstellung auf die deutsche Öffentlichkeit publizierte das Hamburger Institut für Sozialforschung 1999.[7] Im gleichen Jahr erschien ein Sammelband von Hannes Heer, in dem er Reden und Aufsätze zusammenfaßte, die im Zusammenhang mit der Ausstellung und ihrer Rezeption entstanden waren.[8]
Sehr kritisch und weniger wissenschaftlich setzt sich der Journalist Rüdiger Proske in seinen drei Streitschriften „Wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken“ mit der Ausstellung „Vernichtungskrieg“ auseinander.[9] Dabei geht er nur vereinzelt auf ihre Inhalte ein, sondern versucht primär, mit persönlichen Angriffen die Qualifikation jener Historiker zu schmälern, die den Kerngedanken der Präsentation mit ihren Forschungen unterstützen.
Durch den anhaltenden Erfolg der Ausstellung und den kontroversen Reaktionen der Gesellschaft wurde sie schnell selbst zum Gegenstand der Forschung. Das Hamburger Institut für Sozialforschung veranlasste bereits in den Veranstaltungsorten Berlin (10.5.-22.6.1995), Potsdam (27.6.-30.7.1995) und Stuttgart (10.9.-12.10.1995) narrative Interviews mit Besuchern, um ihre Reaktionen genauer untersuchen zu können.[10]
Die Sozialwissenschaftlerin Gabriele Rosenthal und ihre Mitarbeiter führten insgesamt 131 Interviews, darunter einige ausführliche Nachfolgegespräche, die jedoch bei insgesamt rund 21.000 Besuchern nicht repräsentativ sein können. Daraus wurden 53 Interviews ausgewählt und näher analysiert. Sie zeichnen sich durch eine Vielfalt von unterschiedlichen Reaktionen aus, „von intensivster biographischer Verstrickung bis zum unbeteiligten Interesse“[11], die deutlich machen, daß die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ ein Thema angestoßen hat, das die Deutschen auch nach 50 Jahren noch unmittelbar betrifft und betroffen macht. Zu Wort kommen drei Generationen, deren Leben mehr oder weniger durch den Zweiten Weltkrieg bestimmt worden ist: der ehemalige Wehrmachtssoldat, der noch heute um seine gefallenen Kameraden trauert und sich seine gestohlene Jugend nicht noch einmal nehmen lassen will;[12] die Tochter, die stellvertretend die Schuld des Vaters wiedergutzumachen versucht;[13] der Enkel, Offiziersanwärter der Bundeswehr, der sich in der Frage nach der Tradition allein gelassen fühlt, obwohl Großvater und Großonkel zum militärischen Widerstand gehörten.[14]
Außerdem führte Ilka Quindeau 1997 in Frankfurt am Main eine ausführliche Umfrage durch,[15] bei der 1079 Fragebögen ausgewertet werden konnten. Ziel der Untersuchung war es, Einblick in die Mikrostruktur zu erhalten: Wie reagiert der Einzelne auf die Ausstellung und auf welche Weise bewirkt sie eine Änderung der Sichtweisen und Einstellungen der Besucher?
Zusätzlich zu den Interviews und Umfragen lagen an allen Veranstaltungsorten Gästebücher aus, in denen die Besucher ihre Eindrücke unmittelbar nach dem Rundgang festhalten konnten. Diese Einträge erfolgten spontan und geben Aufschluß über die unmittelbare Wirkung der Ausstellung auf die Besucher. Sie stehen nicht isoliert, sondern im Kontext der vorherigen Einträge, auf die sich mancher Schreiber direkt bezieht. Analysen zu den Anmerkungen der Besucher finden sich bei Hannes Heer[16], Bernd Greiner[17], und Petra Bopp[18].
Einen detaillierten und jeweils aktuellen Einblick in die fortschreitende zunehmend kontroverse Diskussion um die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ bietet die Presse der Jahre 1995 bis 1999, wobei in dieser Arbeit in erster Linie die überregionalen Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, Die Welt sowie die Wochenzeitungen Der Spiegel, Focus und Die Zeit berücksichtigt werden.
Durch die Aufmerksamkeit der Presse verlagerte sich die gesellschaftliche Diskussion mehr und mehr auf die Leserbriefspalten der Zeitungen. Die Anzahl der Leserbriefe hing in erster Linie von der jeweiligen Diskussion vor Ort und von der Presse ab, da erst die Medien durch ihre Berichterstattung bestimmen, was zu einem Ereignis wird.[19] Erste exemplarische Untersuchungen zu den Leserbriefen finden sich bei Hannes Heer[20], Klaus Naumann[21] und Johannes Klotz[22].
Einen vorläufigen Abschluß der Literatur zur Ausstellung „Vernichtungskrieg“ bildet der Bericht der Untersuchungskommission um Gerhard Hirschfeld, die 1999 eingerichtet wurde, um den Wahrheitsgehalt der Präsentation umfassend zu überprüfen.[23]
2. Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“
2.1 Konzeption
Das Hamburger Institut für Sozialforschung entwickelte die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ im Rahmen des Projektes „Angesichts dieses Jahrhunderts“, bei dem die „Untersuchung von Gewalt und Gewaltsystemen“ im Mittelpunkt stand.24 Kein anderes Ereignis des 20. Jahrhunderts ist derart verheerend durch Gewalt geprägt worden wie der Zweite Weltkrieg, der daher einen „natürlichen Forschungsgegenstand“25 für das Institut darstellte.
Er nimmt gegenüber anderen Kriegen der Moderne eine exponierte Stellung ein, da bereits vor seinem Beginn am 1. September 1939 die Vernichtung der Juden und die Dezimierung der nichtjüdischen Bevölkerung im Osten geplant worden war und später systematisch durchgeführt wurde. Die Ausstellung dokumentiert, daß die Wehrmacht den Vernichtungskrieg nicht nur durch ihre Erfolge an der Front unterstützte, sondern sich außerdem als Institution aktiv an der Ermordung von sowjetischen Kriegsgefangenen, Partisanen und der jüdischen wie nichtjüdischen Zivilbevölkerung beteiligte.26
Anhand dreier Fallstudien wird der Vernichtungsalltag und der „Barbarisierungsprozeß“27 im Krieg dargestellt, den die Soldaten der Wehrmacht in den Jahren 1939 bis 1945 erlebten. Am Beispiel Serbiens beschreibt die Ausstellung, wie die Deutschen auf den Partisanenkampf mit erbarmungslosen „Sühnemaßnahmen“28 gegen die Zivilbevölkerung reagierten. Außerdem wird der Weg der 6. Armee in den Jahren 1941 und 1942 nach Stalingrad nachgezeichnet, auf dem sie sich an der Ermordung von Juden, Zivilisten und sowjetischen Kriegsgefangenen beteiligte. Schließlich zeigt das dritte Beispiel, welche Folgen die dreijährige deutsche Besatzung in Weißrußland für die dortige Bevölkerung hatte.
Gleichzeitig veranschaulicht die Ausstellung mit Illustrierten- und Romantitelblättern der 50er und 60er Jahre, auf welche Weise die Nachkriegsgesellschaft mit dieser Barbarisierung umging. Nachdem die Wehrmachtssoldaten nach 1945 wieder in ihre Familien zurückgekehrt waren, wandelte sich der Vernichtungskrieg in der Erinnerung der deutschen Gesellschaft in einen „normalen“ Krieg. Der Anfang für die Legende von der „sauberen“ Wehrmacht findet sich jedoch bereits während des Krieges, wie Dokumente in der Ausstellung belegen.
Das Zentrum der Präsentation bildet ein begehbares Eisernes Kreuz, das neben der Darstellung von Wehrmachtsbefehlen und Feldpostbriefen vor allem durch Fotos des Vernichtungskrieges im Osten dominiert wird.29
Begleitend zur Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ publizierten Klaus Naumann und Hannes Heer im März 1995 einen Sammelband,30 in dem die Funktion der Wehrmacht im Vernichtungskrieg ausführlich vertieft wurde. Ergänzt wurde er von zwei Broschüren über „Geständnisse deutscher Kriegsgefangener über ihren Einsatz an der Ostfront“31 und „Das Judenbild in deutschen Soldatenbriefen“32. Durch das bemerkenswerte Interesse entschied sich das Hamburger Institut 1996, einen ursprünglich nicht geplanten Katalog zu veröffentlichen.33 Außerdem wurden 1998 die Eröffnungsreden zur Ausstellung in einem Sammelband zusammengefaßt.34 Die institutseigene Zeitschrift Mittelweg 36 berichtete zudem seit 1992 fortlaufend über die Entwicklung der Ausstellung „Vernichtungskrieg“.
Die dargestellten Textdokumente kommen zu einem großen Teil aus deutschen Archiven. Sie umfassen neben den offiziellen Wehrmachtberichten auch Prozeßakten deutscher und sowjetischer Gerichte, außerdem Feldpostbriefe und Tagebuchaufzeichnungen deutscher Soldaten. Die über 1400 Fotos35 wurden dagegen überwiegend in serbischen und sowjetischen Archiven und Museen gefunden und stammen ursprünglich von deutschen Soldaten, denen sie bei ihrer Festnahme abgenommen worden waren.36
Zum Projekt „Angesichts dieses Jahrhunderts“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung gehörte eine weitere Ausstellung mit dem Titel „200 Tage und 1 Jahrhundert. Gewalt und Destruktivität im Spiegel des Jahres 1945“, die sich mit den 200 Tagen im Jahr 1945 zwischen der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar und dem Kriegsende im Pazifik am 14. August beschäftigte und am 27. Januar 1995 in Hamburg eröffnet wurde.37 Ergänzt wurde das Projekt außerdem durch etliche Reden über das Zwanzigste Jahrhundert, unter anderem von Imre Kertész, Aleksandar Tisma und Robert J. Lifton sowie mehreren Podiumsdiskussionen, Begleitveranstaltungen und weiterer Ergänzungsliteratur.
Die Ausstellung „Vernichtungskrieg“ wurde jedoch nicht in diesem Rahmen wahrgenommen. Die Presse präsentierte sie vielmehr bereits bei ihrer Eröffnung als Einzelveranstaltung unter dem Titel „Das Ende einer Legende“, „und das war bereits ein Slogan, unter den das Institut die Ausstellung nicht gestellt hatte.“38 Damit wurde ihr schon bei ihrem Auftakt eine Bedeutung zugewiesen, die so von ihren Organisatoren nicht beabsichtigt war: „Wir hatten nicht nur den Erfolg nicht vorausgesehen, wir hatten eine andere Ausstellung eröffnet als die, die dann das Publikum in lautem Dissens sich angeeignet hat.“39
2.2 Kontext
Bevor die kontroverse Debatte zur Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ untersucht werden kann, muß jenes Geschichtsbild näher betrachtet werden, das zum Zeitpunkt der Ausstellungseröffnung im März 1995 die Erinnerungskultur in Deutschland prägte.
In der Nachkriegszeit und der Adenauer-Ära gab es in der Öffentlichkeit einen weitgehenden Konsens darüber, die jüngsten Ereignisse zu verschweigen und sich in erster Linie dem Wiederaufbau und der Demokratisierung Deutschlands zu widmen.
Erst in den 60er Jahren trat die Erinnerung wieder verstärkt ins Bewußtsein der Gesellschaft und verschiedene Tätergruppen rückten ins Blickfeld. Außerdem setzte in Deutschland mit dem 30. Jahrestag des Pogroms am 9./10.11.1938 erstmals eine längere Erinnerungsphase ein.40 Einige Jahre später begann man, die Geschehnisse in Deutschland genauer nachzuzeichnen. In diesem Zusammenhang entstanden die ersten Regionalstudien zum Nationalsozialismus, in denen man sich auch mit dem Schicksal der ansässigen Juden auseinandersetzte. Zu dieser Entwicklung trug auch die amerikanische Fernsehserie „Holocaust“ von 1979 bei, die den Leidensweg einer jüdischen Familie in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus nachzeichnet. Gleichzeitig wandte man sich auch anderen Opfergruppen wie den Sinti und Roma und dem Schicksal der Behinderten zu.
Der seit 1968 etablierte „übliche Erinnerungskanon an den Krieg“41 erreichte 1985 einen ersten Wendepunkt. Kennzeichnend dafür war der Versuch des Kanzlers Helmut Kohl, zum 40. Jahrestag des Kriegsendes mit dem US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan einen „Versöhnungsakt zu zelebrieren“42 und damit den Krieg endgültig symbolisch zu beenden. Die gemeinsame Kranzniederlegung Kohls und Reagans auf dem deutsch-amerikanischen Soldatenfriedhof in Bitburg am 5.5.1985 erregte vor allem in der amerikanischen Öffentlichkeit entschiedene Kritik, da dort auch Mitglieder der SS begraben lagen.
Im Kontrast zu Kohls Bestreben nach einem Schlußstrich steht die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker, die er anläßlich der Gedenkstunde am 8.5.1985 vor dem Bundestag hielt. Darin forderte er vor allem die junge Generation der Deutschen auf, die Erinnerung an die Vergangenheit zu bewahren, um eine Wiederholung der Geschichte in Zukunft verhindern zu können.
Die Debatte um ein angemessenes Gedenken an die Toten des Dritten Reiches und den Stellenwert der Erinnerungskultur in Deutschland wurde 1986/87 im Historikerstreit fortgeführt.
Ein offenerer Umgang mit der Geschichte des Nationalsozialismus wurde durch verschiedene Umbrüche in der deutschen Gesellschaft erleichtert. Entscheidend dafür war der Generationenwechsel in der Bundesrepublik. Die Jahrgänge, die den Zweiten Weltkrieg als Erwachsene oder Jugendliche miterlebt hatten, übten bis vor wenigen Jahren noch großen Einfluß auf das öffentliche, militärische und politische Leben in Deutschland aus. Diese Machtpositionen haben mittlerweile Jüngere übernommen, die während des Krieges allenfalls Kinder waren.
Außerdem ging mit dem Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung 1990 das bolschewistische Feindbild in der Bundesrepublik verloren, was die Voraussetzungen schuf für eine sachlichere Auseinandersetzung mit den deutschen Verbrechen im Osten und zudem die dortigen Archive für die Wissenschaft öffnete.43
3. Die Wehrmacht in der historischen Forschung
Bereits in den 60er Jahren begannen Wissenschaftler in Deutschland, das Quellenmaterial zur Wehrmacht auszuwerten.4 4
Erste grundlegende Untersuchungen zur Wehrmacht stammen von Helmut Krausnick, Hans-Adolf Jacobsen45 und Andreas Hillgruber. So führt Hillgruber 1965 dazu aus, daß Hitler das Heer 1941 „nun auch unmittelbar zu einem Instrument seines rassenideologischen Vernichtungskrieges machte, der die soldatischen Normen der traditionellen Kriegführung bewußt verleugnete“46. Das Militär habe sich nach Hillgruber vor allem dadurch schuldig gemacht, keine Einwände gegen Hitlers Vernichtungspolitik erhoben zu haben, als es 1941 von seinen Zielen erfahren habe. Das Heer habe sich lediglich damit begnügt, den Kommissarbefehl und den Barbarossaerlaß nur selten anzuwenden, da die geforderte Gewalt das russische Volk zu sehr gegen die Deutschen eingenommen hätte. Hierbei weist Hillgruber jedoch darauf hin, daß das Ausmaß der Durchführung dieser Befehle in der Forschung umstritten sei, da 1965 noch keine detaillierten Untersuchungen dazu vorgelegen hätten.47
Im Jahre 1969 wurden zwei weitere Forschungsarbeiten veröffentlicht, die die Funktion der Wehrmacht innerhalb des NS-Staates neu beleuchteten. Klaus-Jürgen Müller48 betrachtet den Zeitraum von 1933 bis 1940, der im Zusammenhang mit der konkreten Beteiligung der Wehrmacht am Vernichtungskrieg im Osten zu vernachlässigen ist. Die Studie von Manfred Messerschmidt49 berücksichtigt dagegen die gesamte Zeit des Nationalsozialismus bis zur Kapitulation 1945.
Ähnlich wie Hillgruber legt sich auch Messerschmidt nicht fest in der Frage, in welchem Ausmaß Wehrmachtssoldaten in den Vernichtungskrieg verstrickt waren. Er betont, daß die Befehle zur Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“ zumindest in den oberen Rängen der Wehrmacht bekannt gewesen, sie jedoch in den meisten Fällen umgangen worden seien.50 Dennoch sei nach Messerschmidt das Wesen des Nationalsozialismus in die Wehrmacht eingegangen, sie habe das Denken und die Moral der Nationalsozialisten übernommen und damit sehr wohl dazu beigetragen, daß sich der nationalsozialistische Staat bis zum Mai 1945 halten konnte: „Hitler befahl, Offiziere und Soldaten gehorchten. Schwer wiedergutzumachende Verletzungen der Völkerrechtsordnung, der nationalen Psychologie der Nachbarvölker waren die Folgen, die bis heute nicht überwunden sind. Es fehlte an Männern, die die Grenzen militärischer ‚Zweckmäßigkeiten‘ erkannten und vor dem eigenen Gewissen und dem der Nation es ablehnten, dergleichen Zumutungen zu entsprechen. Wo einzelne Offiziere Versuche in dieser Richtung unternahmen, wurden sie, wenn nichts Schlimmeres geschah, von den die entscheidenden Posten innehabenden Vertretern des harten Kurses als Versager oder Defaitisten hingestellt.“51
Messerschmidt hebt in seiner Studie hervor, daß die Wehrmacht kein passives Opfer Hitlers und seiner Politik gewesen sei, sondern die oberste Führung „maßgeblich daran mitgearbeitet“ habe. Dabei grenzt er die Institution Wehrmacht scharf ab von den einzelnen Soldaten und betont, daß „die Wehrmacht“ nicht identisch sei mit ihren einzelnen Angehörigen, sondern daß es auch im Militär Männer gegeben habe, denen der Lauf der Dinge nicht sympathisch war, denen „die ganze Richtung“ nicht paßte oder die auch mit Einzelaktionen Gegenläufiges taten oder versuchten.52 Auch in den folgenden Jahren trug Messerschmidt dazu bei, die Rolle der Wehrmacht im Vernichtungskrieg weiter aufzuklären.
In den späten 70er und frühen 80er Jahren beschäftigten sich die Historiker Christian Streit53 und Alfred Streim54 mit der Behandlung der sowjetischen Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft. Streit geht am Beginn seiner Untersuchung dem Forschungsstand der Zeit entsprechend davon aus, daß die Wehrmacht weitgehend „sauber“ geblieben sei und den Kommissarbefehl sowie den Barbarossaerlaß kaum angewendet habe. Im Laufe seiner Forschungen revidiert er diese Meinung und kommt schließlich zu dem wohlfundierten Schluß, daß es zwischen den Einsatztruppen hinter der Front und der Wehrmacht eine gute Zusammenarbeit gegeben habe und „der Kommissarbefehl [...] in einem ungleich höheren Maße durchgeführt“ worden sei, „als dies vorher angenommen worden war“55. Streit spricht dabei von einer „fünfstellige[n], wenn nicht sechsstellige[n] Zahl sowjetischer Kriegsgefangener“56, die von der Wehrmacht direkt erschossen worden sei. Eine noch größere Anzahl von Russen sei außerdem wegen der meist nicht ausreichenden Lebensmittelrationen verhungert oder an der harten Zwangsarbeit gestorben.57
Die Studien von Streit und Streim haben endgültig bewiesen, daß das Bild von der „sauberen Wehrmacht“ in den frühen 80er Jahren nicht mehr haltbar war und revidiert werden mußte. Die bereits von Streit festgestellte enge Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht und den Einsatztruppen unmittelbar hinter der Front bestätigte außerdem die ausführliche Studie von Krausnick und Wilhelm58 von 1981.
In den 80ern folgten dann weitere Arbeiten zur Rolle der Wehrmacht im Vernichtungskrieg, dabei ragen vor allem die Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte des militärgeschichtlichen Forschungsamtes59 heraus. Im 4. Band der Reihe „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“ beschäftigt sich das Forschungsamt ausführlich mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, wobei der Charakter des Vernichtungskrieges insbesondere von Jürgen Förster berücksichtigt wird.
Bereits 1991 wurde im Rahmen der Berliner Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ eine Ausstellung zum Gedenken an den 50. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion veranstaltet: „Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945. Eine Dokumentation“.60 Dabei konnten erstmals zahlreiche im Westen meist unbekannte Fotos und Dokumente gezeigt werden, die aus sowjetischen Archiven und Privatsammlungen stammten. Gleichzeitig wurde bei der Präsentation versucht, den Krieg durch Tagebücher, Briefe und Fotos aus dem Blickwinkel seiner Teilnehmer darzustellen. Ergänzend zur Ausstellung fanden zahlreiche Begleitveranstaltungen statt, um die behandelten Themen zu vertiefen und zur Diskussion zu stellen.61
Die wissenschaftlichen Forschungen der letzten Jahrzehnte bestätigen damit die Grundthese der Ausstellung „Vernichtungskrieg“, die Institution Wehrmacht habe sich aktiv an den Verbrechen im Osten beteiligt. Dies beweisen auch neuere, vom Hamburger Institut für Sozialforschung unabhängige Untersuchungen, die durch die polarisierende Kontroverse um die Ausstellung angeregt wurden.
So veröffentlichten Rolf-Dieter Müller und Hans-Erich Volkmann62 1999 einen umfangreichen Sammelband, der die Arbeitsergebnisse einer internationalen wissenschaftlichen Tagung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes vom Spätsommer 1997 zum Thema „Die Wehrmacht“ zusammenfaßt. Im selben Jahr publizierte Christian Gerlach63 eine ausführliche Studie zum bis dahin vernachlässigten Themenkomplex „Wehrmacht und Holocaust“.
Ein ausführliches Überblickswissen zum Forschungsstand vermittelt die Studie von Müller und Ueberschär64 aus dem Jahr 2000, die zudem eine umfassende Bibliografie enthält.
Neben weiteren sehr aktuellen Forschungen zur Rolle der Wehrmacht im Osten zeichnet sich das Buch „Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden“ von Wolfram Wette65 dadurch aus, daß der Autor in der Geschichte der Reichswehr nach einer Erklärung dafür sucht, warum sich das Militär am Vernichtungskrieg beteiligt hat. Er erläutert zudem die Entstehung der Legende der „sauberen Wehrmacht“ und ihren Zusammenbruch am Ende der 90er Jahre.
Daneben beschäftigte sich Wette bereits 1995 mit der Geschichte der Deserteure in der Wehrmacht und dokumentierte den Meinungswandel der Gesellschaft.66 In seinem momentan neuesten Werk schildert er die Geschichte jener Soldaten, die gegen die Morde im Osten protestiert oder sogar einzelne Menschen vor ihrer Vernichtung gerettet haben.67
Außerdem ist Wette Mitherausgeber des Buches „Mythos Wehrmacht“, das sich intensiv mit der Entstehung der Bundeswehr beschäftigt und der Frage nachgeht, inwieweit die Bundeswehr sich in der Tradition der Wehrmacht verhaftet sieht und welche Auswirkungen die von der Ausstellung „Vernichtungskrieg“ angestoßene Diskussion im Militär auf die Traditionspflege hatte und wohl noch haben wird.68
Quellenmaterial über die deutschen Kriegsverbrechen im Osten, wie zum Beispiel Wehrmachtsberichte oder Erlasse zur Behandlung von sowjetischen Kriegsgefangenen und Partisanen sind teilweise in den Forschungsarbeiten mitabgedruckt, wie bei Ueberschär/Wette69. Eine Sammlung aller relevanten Dokumente erschien jedoch bereits 1963 in der Sowjetunion und wurde in Deutschland 1987 unter dem Titel „Eine Schuld, die nicht erlischt“70 veröffentlicht. In einer weiteren Dokumentation von 1997 stellte G.F. Sastawenko71 Akten aus sowjetischen Archiven zusammen.
Die Literatur zur Funktion der Wehrmacht im Vernichtungskrieg wurde lange nur innerhalb der Forschung wahrgenommen. Die deutsche Gesellschaft hielt dagegen bis in die 90er Jahre am Mythos von der „sauberen Wehrmacht“ fest. Zu untersuchen ist jetzt, warum sich die Legende in der Nachkriegszeit entwickelte und unbeeindruckt vom Fortschritt in der historischen Wissenschaft fast 50 Jahre lang in Deutschland bewahrt werden konnte.
4. Die Legende der „sauberen Wehrmacht“
4.1 Was besagt sie?
Die Legende der „sauberen Wehrmacht“ geht davon aus, daß die deutschen Soldaten im zweiten Weltkrieg sowohl im Westen als auch im Osten einen „normalen“ Krieg geführt haben. Das deutsche Militär habe pflichtgemäß und ehrenvoll das Vaterland in einem fairen und anständigen Kampf verteidigt. Daher könnten die Deutschen mit Recht stolz sein auf „ihre“ Wehrmacht. Die erniedrigende und menschenunwürdige Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen, das wahllose und zahllose Erschießen der Zivilbevölkerung und der Umgang mit den „Partisanen“ sei ausschließlich von der SS und speziellen Einsatztruppen im Hinterland ausgegangen. Die Wehrmacht sei für diese Verbrechen „im Prinzip nicht“72 verantwortlich und habe mehrmals protestiert, als sie mit einzelnen Verbrechen direkt konfrontiert worden sei.
Die Wehrmacht wird aber nicht nur freigesprochen von allen Verbrechen des Ostfeldzuges, sondern der Legende nach ist die Wehrmacht selbst ein Opfer des Nationalsozialismus, das von Hitler mißbraucht und hintergangen wurde, um seine verbrecherischen Pläne durchsetzen zu können.
4.2 Die Entstehung der Legende
Bereits während des Zweiten Weltkrieges wurden von der Wehrmacht selbst Versuche unternommen, ihre Verbrechen zu vertuschen. Die bewußte Verschleierung ihrer Taten deutet darauf hin, daß die Soldaten um ihre Schuld wußten. Dies bestätigen nicht zuletzt Zeitzeugenaussagen, die sich vor der Rache der sowjetischen Soldaten fürchteten.73
Es gab spezielle Sprachregelungen, die aus Verbrechen „Säuberungen“ und „Aussiedlungen“ machten, Feinddefinitionen sprachen bei Frauen und Kindern von Kundschaftern und bei Juden von Plünderern und Partisanen. Die verbrecherischen Befehle wurden weitgehend mündlich an die Untergebenen weitergereicht und in den Akten als notwendige Aktionen gegen Partisanen vertuscht. Außerdem achtete man darauf, daß bei den Exekutionen nur wenige Zeugen anwesend waren beziehungsweise Beweise wie Fotografien zu verhindern. Weiter war es den Soldaten streng verboten, etwas davon in Briefen an die Heimat zu erwähnen.74 Doch all diese Maßnahmen konnten nicht verhindern, daß die Verbrechen bekannt wurde, nicht zuletzt dadurch, daß viele Soldaten sich nicht an die Fotografierverbote und an die Geheimhaltung hielten. Aus welchen Motiven auch immer sie die Verbrechen in Wort und Bild festhielten, fest steht, daß die Briefe und Fotos heute schlagkräftige Gegenbeweise für die Legende der „sauberen Wehrmacht“ darstellen.
Unmittelbar nach Kriegsende gab es „noch kein festgefügtes Bild von der Wehrmacht“75 in der deutschen Gesellschaft. Die Meinung hing meist von der individuellen Erfahrung der deutschen Bevölkerung ab. Für die Flüchtlinge aus dem Osten galten die Soldaten als Retter vor der russischen Armee. In den bis zuletzt heftig umkämpften Ortschaften in Deutschland dagegen führte so mancher Soldat bis in die letzten Kriegstage Standgerichte und Erschießungen auch gegen deutsche Zivilisten durch, die sich gegen den widersinnigen Durchhaltekampf gewehrt hatten.76
Den offiziellen Anstoß für die Legende der „sauberen Wehrmacht“ gab der letzte Wehrmachtbericht Dönitz‘ vom 9.5.1945. Neben der Mitteilung vom Kriegsende tauchen bereits hier die Schlüsselbegriffe auf, die später den Mythos auszeichnen sollten. Die Wehrmacht habe „heldenhaft“ gekämpft und sei schließlich „ehrenvoll“ der Übermacht unterlegen gewesen. Auch der Kriegsgegner erkenne die „einmalige Leistung“ mit „Achtung“ an, so daß die deutschen Soldaten „aufrecht und stolz“ auf ihre Leistungen zurückblicken könnten.77
In die gleiche Richtung zielt die von den hochrangigen Generälen von Brauchitsch, von Manstein, Halder, Warlimont sowie Westphal verfaßte Generalsdenkschrift vom November 1945. Sie diente der Verteidigung der Wehrmacht beim Internationalen Nürnberger Militärtribunal als Anhaltspunkt dafür, daß die Wehrmacht an den Verbrechen nicht beteiligt gewesen sei. In der Denkschrift weisen die Generäle jegliche Schuld von sich. Die Wehrmacht sei immer gegen Partei und SS eingestellt gewesen, hätte alle wichtigen Entscheidungen Hitlers mißbilligt und die verbrecherischen Befehle niemals durchgeführt. Außerdem habe es sich um einen Präventivkrieg im Osten gehandelt, um einem bevorstehenden Angriff der Sowjets zuvorzukommen.78 Verantwortung für das eigene Handeln übernahm damit keiner der beteiligten Generäle.79
Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß 1946 wurden unter anderem sechs führende Militärs verurteilt, in den Folgeprozessen standen weitere Soldaten wie Kesselring und von Manstein vor Gericht.80 Doch der Versuch, den gesamten Generalstab der Wehrmacht als Organisation zu verurteilen, scheiterte an formaljuristischen Gründen. Da die Mitgliedschaft in der Wehrmacht nicht ausschließlich auf Freiwilligkeit beruhte, konnte der Begriff der Gruppe laut Artikel 9 der Gerichtssatzung nicht darauf angewandt werden.81 Stattdessen sollten in Einzelverfahren die Schuldigen ermittelt werden. Die Richter wiesen jedoch darauf hin, daß dieses Urteil alles andere als ein Freispruch sei: „Sie [die Wehrmachtssoldaten] sind in großem Maße verantwortlich gewesen für die Leiden und Nöte, die über Millionen Männer, Frauen und Kinder gekommen sind. Sie sind ein Schandfleck für das ehrbare Waffenhandwerk geworden. Ohne ihre militärische Führung wären die Angriffslüste Hitlers und seiner Nazi-Kumpane akademisch und ohne Folgen geblieben. [...] Wenn es ihrer Verteidigung zweckdienlich ist, so sagen sie, sie hatten zu gehorchen; hält man ihnen Hitlers brutale Verbrechen vor, deren allgemeine Kenntnis ihnen nachgewiesen wurde, so sagen sie, sie hätten den Gehorsam verweigert. Die Wahrheit ist, daß sie an all diesen Verbrechen rege teilgenommen haben oder in schweigender Zustimmung verharrten, wenn vor ihren Augen größer angelegte und empörendere Verbrechen begangen wurden, als die Welt je zu sehen das Unglück hatte.“82 Dieser „moralische Schuldspruch“83 wurde jedoch schnell vergessen. In Erinnerung blieb nur der formale Freispruch vor dem alliierten Gericht, der noch heute in der Diskussion um die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ als Beleg für die Unschuld der Wehrmacht auftaucht.84
Die Prozesse wurden vor allem geführt, um einer Mythenbildung in Deutschland vorzubeugen. Die Schuldigen sollten rechtskräftig und unanfechtbar verurteilt werden. Die Verbreitung der Legende der „sauberen Wehrmacht“ war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Die bereits Verurteilten dienten nun einem Großteil der deutschen Bevölkerung als Sündenböcke. Damit verfehlten die Kriegsverbrecherprozesse ihr Ziel der „allgemeinen mentalen Distanzierung der Deutschen von der Wehrmacht“85.
Die Verurteilungen der Militärs verloren zudem ihre Glaubwürdigkeit im deutschen Volk dadurch, daß die USA selbst seit 1946 über 300 ehemalige Wehrmachtssoldaten beschäftigte, die an einer offiziellen Darstellung der Kriegsgeschehnisse arbeiteten. Diese „Historical Division“ unter der Leitung des ehemaligen Generalstabschef des Heeres Franz Halder wurde zunehmend wichtiger im Kalten Krieg, da die Deutschen den Alliierten wertvolle Informationen zu ihren Erfahrungen im Kampf gegen den gemeinsamen Feind Sowjetunion geben konnten.
Diese Zusammenarbeit ermöglichte es den Deutschen, die offizielle Geschichtsschreibung über den Zweiten Weltkrieg und die Legende der „sauberen Wehrmacht“ entscheidend zu prägen, indem sie die „außergewöhnliche Tapferkeit und Durchhaltebereitschaft der deutschen Soldaten“86 herausstellten und ihren Angriffs- und Vernichtungskrieg im Osten zu einem Präventivkrieg gegen den Bolschewismus umdeuteten. Deutsche Historiker erhielten dagegen erst zu Beginn der 60er Jahre Einblick in das von den Alliierten sichergestellte Quellenmaterial, so daß die Ausführungen der „Historical Division“ lange Zeit meinungsbildend für die deutsche Gesellschaft blieben.87
4.3 Die Konsolidierung des Mythos in den 50er Jahren
Die Politik der 50er Jahre war geprägt durch die Zuspitzung des Ost-West-Konfliktes. Der Beginn des Kalten Krieges spielte eine maßgebliche Rolle für die Konsolidierung der Legende der „sauberen Wehrmacht“. Die Welt hatte sich in zwei Interessensphären aufgeteilt, deren Grenzen im besetzten Deutschland aufeinandertrafen. Dort wollten die West-Alliierten nun mit deutschen Streitkräften ein „Bollwerk gegen den Bolschewismus“ errichten.
Um die Wiederbewaffnung Deutschlands realisieren zu können, benötigten die Alliierten die Unterstützung ehemaliger Wehrmachtsoffiziere, die sich jedoch durch die Behandlung der Siegermächte nach dem Krieg schwer in ihrer Ehre verletzt sahen. Kriegsgefangenenlager, Militärgerichte und hohe Gefängnisstrafen für etliche Wehrmachtsangehörige wurden als Verleumdung betrachtet. Als Gegenleistung für ihre Beteiligung an einem westlichen Militärbündnis forderten die ehemaligen deutschen Soldaten zum einen die offizielle Wiederherstellung ihrer Ehre sowie zum andern die Freilassung und vollständige Rehabilitierung eines Großteils der Inhaftierten aus dem Militär. Dies bekräftigten ehemalige hohe Wehrmachtsoffiziere im Oktober 1950 in der Himmeroder Denkschrift. Darin verlangten sie ausdrücklich die „Rehabilitierung des deutschen Soldaten durch eine Erklärung von Regierungsvertretern der Westmächte“, eine „Ehrenerklärung“ der Bundesregierung sowie die „Freilassung der als ‚Kriegsverbrecher‘ verurteilten Deutschen, soweit sie nur auf Befehl gehandelt und sich keiner nach alten deutschen Gesetzen strafbaren Handlung schuldig gemacht haben“.88
Als günstiger Moment für eine Ehrenerklärung der US-Amerikaner galt der Besuch General Eisenhowers im Januar 1951. Eisenhower war im Zweiten Weltkrieg Oberbefehlshaber der alliierten Truppen und bekannt für seine ablehnende Haltung gegenüber der deutschen Wehrmacht, die er am Kriegsende und 1948 in seinen Memoiren noch scharf verurteilt hatte.89 Umso gewichtiger schien daher seine Rede am 20. Januar 1951 vor der Presse, in der er nun den Unterschied zwischen Hitler und seinem engsten Kreis einerseits und der Wehrmacht andererseits hervorhob: „Ich für meinen Teil glaube nicht, daß der deutsche Soldat als solcher seine Ehre verloren hat. Die Tatsache, daß gewisse Individuen im Kriege unehrenhafte und verächtliche Handlungen begangen haben, fällt auf die betreffenden Individuen zurück und nicht auf die große Mehrheit der deutschen Soldaten und Offiziere. Wie ich dem Kanzler und anderen deutschen Herren, mit denen ich gestern Abend gesprochen habe, gesagt habe, bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß ein wirklicher Unterschied zwischen deutschen Soldaten und Offizieren als solchen und Hitler und seiner kriminellen Gruppe besteht.“90
Bereits am 5. April 1951 folgte die öffentliche Ehrenerklärung Adenauers im Bundestag, der wiederum betonte, daß tatsächlich nur wenige Soldaten Kriegsverbrechen begangen hätten. Ergänzend fügte er hinzu, daß diese Schuldigen für ihre Taten bestraft werden müßten, womit Adenauer eine pauschale Rehabilitierung aller Soldaten kategorisch ausschloß und damit die Befürchtungen der Alliierten einer Generalamnestie zerstreute.91
[...]
[1] Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Ausstellungskatalog; Hamburg 1996, S. 7.
[2] Greiner, Bernd: Bruch-Stücke. Sechs westdeutsche Beobachtungen nebst unfertigen Deutungen; in: Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“; Hamburg 1999, S. 18.
[3] Naumann, Klaus: Wenn ein Tabu bricht. Die Wehrmachts-Ausstellung in der Bundesrepublik; in: Mittelweg 36, 1/1996, S. 13.
[4] Heer, Hannes: Von der Schwierigkeit, einen Krieg zu beenden. Reaktionen auf die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“; in: Ders.: Tote Zonen. Die deutsche Wehrmacht an der Ostfront; Hamburg 1999, S. 288-289.
[5] Vgl. dazu Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944; in: Mittelweg 36, 3/1995, S. 87.
[6] Donat, Helmut/Strohmeyer, Arn (Hg.): Befreiung von der Wehrmacht? Dokumentation der Auseinandersetzung über die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in Bremen 1996/97; Bremen 1997. Prantl, Heribert (Hg.): Wehrmachtsverbrechen. Eine deutsche Kontroverse; Hamburg 1997. Thiele, Hans-Günther (Hg.): Die Wehrmachtsausstellung. Dokumentation einer Kontroverse; Bremen 1997. Kulturreferat der Landeshauptstadt München (Hg.): Bilanz einer Ausstellung. Dokumentation der Kontroverse um die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in München, Galerie im Rathaus, 25.2. bis 6.4. 1997; München 1998. Bonner Geschichtswerkstatt e. V. (Hg.): Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in Bonn vom 29.9.-1.11.98; Bonn 1999.
[7] Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“; Hamburg 1999.
[8] Heer, Hannes: Tote Zonen. Die deutsche Wehrmacht an der Ostfront; Hamburg 1999.
[9] Proske, Rüdiger: Wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken. Eine Streitschrift; Mainz 1996. Ders.: Vom Marsch durch die Institutionen zum Krieg gegen die Wehrmacht. Zweite Streitschrift wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken; Mainz 1997. Ders.: Wider den liederlichen Umgang mit der Wahrheit. Anmerkungen zu einer umstrittenen Ausstellung. Dritte Streitschrift wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken; Mainz 1999.
[10] Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): Besucher einer Ausstellung. Die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ in Interview und Gespräch; Hamburg 1998.
[11] Ulrich, Bernd: Einleitung; in: Hamburger Institut für Sozialforschung, Besucher einer Ausstellung, S. 9.
[12] Naumann, Klaus: Kameraden oder Komplizen? Der Zwiespalt ganz normaler Berufssoldaten; in: Hamburger Institut für Sozialforschung, Besucher einer Ausstellung, S. 26-32.
[13] Zipfel, Gaby: Vom weiblichen Blick auf den männlichen Krieg: in: Hamburger Institut für Sozialforschung, Besucher einer Ausstellung, S. 154-156.
[14] Naumann, Kameraden oder Komplizen? In: Hamburger Institut für Sozialforschung, Besucher einer Ausstellung, S. 37-39.
[15] Quindeau, Ilka: Erinnerung und Abwehr. Widersprüchliche Befunde zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg“; in: Greven, Michael Th./Wrochem, Oliver von (Hg.): Der Krieg in der Nachkriegszeit. Der Zweite Weltkrieg in Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik; Opladen 2000, S. 291-306.
[16] Heer, H.: Das letzte Band. Kriegsverbrechen und Nachkriegserinnerung; in: Hamburger Insitut für Sozialforschung, Eine Ausstellung und ihre Folgen, S. 123-162. Ders., Von der Schwierigkeit, einen Krieg zu beenden; in: Ders., Tote Zonen, S. 287-309.
[17] Greiner, Bruch-Stücke; in: Hamburger Institut für Sozialforschung, Eine Ausstellung und ihre Folgen, S. 15-86.
[18] Bopp, Petra: „Wo sind die Augenzeugen, wo ihre Fotos?“ In: Hamburger Institut für Sozialforschung, Eine Ausstellung und ihre Folgen, S. 198-229.
[19] Grittmann, Elke/Pater, Monika: Wider die Erinnerung. Der mediale Diskurs um die Ausstellung „Vernichtungskrieg“; in: Greven/Wrochem, Der Krieg in der Nachkriegszeit, S. 338-339.
[20] Heer, Das letzte Band; in: Hamburger Institut für Sozialforschung, Eine Ausstellung und ihre Folgen, S. 123-162. Ders.: Vom Sieg der Geschichte über die Erinnerung. Das Bild der Wehrmacht im kollektiven Bewußtsein der Bundesrepublik; in: Heer, Tote Zonen, S. 257-286.
[21] Naumann, Klaus: Der Krieg als Text. Das Jahr 1945 im kulturellen Gedächtnis der Presse; Hamburg 1998.
[22] Klotz, Johannes: Die Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg“ in Leserbriefen“; in: Greven/Wrochem, Der Krieg in der Nachkriegszeit, S. 307-323.
[23] Bartov, Omer/Brink, Cornelia u.a.: Bericht der Kommission zur Überprüfung der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944; Hamburg 2000.
24 Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): Krieg ist ein Gesellschaftszustand. Reden zur Eröffnung der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“; Hamburg 1998.
25 Heer, Von der Schwierigkeit, einen Krieg zu beenden; in: Ders., Tote Zonen, S. 288.
26 Reemtsma, Jan Philipp: Was man plant, und was daraus wird. Gedanken über ein prognostisches Versagen; in: Greven/Wrochem, Der Krieg in der Nachkriegszeit, S. 273-274.
27 Naumann, Klaus: Wehrmacht und NS-Verbrechen; in: Mittelweg 36, 5/1992, S. 132.
28 Hamburger Institut für Sozialforschung, Ausstellungskatalog 1996, S. 28.
29 Hamburger Institut für Sozialforschung, Ausstellungskatalog 1996.
30 Heer, Hannes/Naumann, Klaus (Hg.): Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944; Hamburg 1995.
31 Heer, Hannes: Geständnisse deutscher Kriegsgefangener über ihren Einsatz an der Ostfront“; Hamburg 1995.
32 Manoschek, Walter: Das Judenbild in deutschen Soldatenbriefen“; Hamburg 1995.
33 Hamburger Institut für Sozialforschung, Ausstellungskatalog 1996.
34 Hamburger Institut für Sozialforschung, Krieg ist ein Gesellschaftszustand.
35 Bartov/Brink u.a., Kommissionsbericht, S. 18.
36 Greiner, Bernd/Heer, Hannes: Einleitung; in: Hamburger Institut für Sozialforschung, Eine Ausstellung und ihre Folgen, S. 10-11.
37 Ebd., S. 8.
38 Reemtsma, Was man plant, und was daraus wird; in: Greven/Wrochem, Der Krieg in der Nachkriegszeit, S. 273.
39 Ebd.
40 Dülffer, Jost: Erinnerungspolitik und Erinnerungskultur – Kein Ende der Geschichte; in: Hamburger Institut für Sozialforschung, Eine Ausstellung und ihre Folgen, S. 289.
41 Ebd., S. 293.
42 Ebd. S. 293-294.
43 Heer, Von der Schwierigkeit, einen Krieg zu beenden; in: Ders., Tote Zonen, S. 297.
44 Wette, Wolfram: Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden; Frankfurt am Main 2002, S. 245. Die USA und Großbritannien hatten die Akten nach Kriegsende zunächst mitgenommen und erst Anfang der 60er Jahre deutschen Forschern wieder zugänglich gemacht.
45 Buchheim, Hans/Broszat, Martin/Jacobsen, Hans-Adolf/Krausnick, Helmut (Hg.): Anatomie des SS-Staates; 1. Auflage München 1967.
46 Hillgruber, Andreas: Hitlers Strategie. Politik und Kriegführung 1940-41; 1. Auflage München 1965, S. 527.
47 Ebd., S. 528.
48 Müller, Klaus-Jürgen: Das Heer und Hitler. Armee und nationalsozialistisches Regime 1933-1940; Stuttgart 1969.
49 Messerschmidt, Manfred: Die Wehrmacht im NS-Staat. Zeit der Indoktrination; Hamburg 1969.
50 Messerschmidt, Die Wehrmacht im NS-Staat, S. 400.
51 Ebd., S. 420.
52 Ebd., S. 490-491.
53 Streit, Christian: Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1945; Stuttgart 1978, Neuausgabe Bonn 1991.
54 Streim, Alfred: Sowjetische Gefangene in Hitlers Vernichtungskrieg. Berichte und Dokumente 1941-1945; Heidelberg 1982.
55 Streit, Keine Kameraden, S. 13.
56 Ebd., S. 106.
57 Ebd., S. 190.
58 Krausnick, Helmut/Wilhelm, Hans-Heinrich: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938-1942; Stuttgart 1981.
59 Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hg.): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd.4: Der Angriff auf die Sowjetunion; Stuttgart 1983.
60 Rürup, Reinhard (Hg.): Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941-1945; Berlin 1991.
61 Jahn, Peter/Rürup, Reinhard (Hg.): Erobern und Vernichten. Der Krieg gegen die Sowjetunion 1941 bis 1945. Essays; Berlin 1991.
62 Müller, Rolf-Dieter/Volkmann, Hans-Erich (Hg.): Die Wehrmacht. Mythos und Realität; München 1999.
63 Gerlach, Christian: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944; Hamburg 1999. Siehe auch Gerlach, Christian: Krieg, Ernährung, Völkermord: Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg; Hamburg 1998.
64 Müller, Rolf-Dieter/Ueberschär, Gerd R.: Hitlers Krieg im Osten 1941-1945. Ein Forschungsbericht; Darmstadt 2000.
65 Wette, Die Wehrmacht.
66 Wette, Wolfram (Hg.): Deserteure der Wehrmacht. Feiglinge-Opfer-Hoffnungsträger? Dokumentation eines Meinungswandels; Essen 1995.
67 Ders. (Hg.): Retter in Uniform. Handlungsspielräume im Vernichtungskrieg der Wehrmacht; Frankfurt am Main 2002.
68 Bald, Detlev/Klotz, Johannes/Wette, Wolfram: Mythos Wehrmacht. Nachkriegsdebatten und Traditionspflege; Berlin 2001.
69 Ueberschär, Gerd R./Wette, Wolfram (Hg.): „Unternehmen Barbarossa“. Der deutsche Überfall auf die Sowjetunion 1941; Paderborn 1991.
70 Adamowitsch, Ales: Eine Schuld, die nicht erlischt. Dokumente über deutsche Kriegsverbrechen in der Sowjetunion; Köln 1987.
71 Wehrmachtsverbrechen. Dokumente aus sowjetischen Archiven; zsgest. von G.F. Sastawenko; Köln 1997.
72 Bald/Klotz/Wette, Mythos Wehrmacht, S. 118.
73 Vgl. dazu Büchl, Peter: Jüdische Zwangsarbeiter lebendig verbrannt; in: SZ, 1.3.1997, Leserbriefe S. 13: „Dies ist ein Erlebnis, das mir meine Kameraden erzählten und oft dabei beteuerten, daß wir den Krieg nicht verlieren dürften, sonst würden sich unsere Gegner furchtbar rächen.“ Zimmermann, Fritz: „Wir schämten uns oft, Deutsche zu sein“; in: SZ, 5.3.1997, Leserbriefe S. 13: „Gnade uns Gott, wenn der Iwan nach Deutschland kommen sollte!“.
74 Hamburger Institut für Sozialforschung, Ausstellungskatalog 1996, S. 160-176.
75 Wette, Die Wehrmacht, S. 203.
76 Ebd., S. 202.
77 Die Wehrmachtberichte 1939-1945. Bd.3: 1. Januar 1944 bis 9. Mai 1945; München 1985, S. 568-569.
78 Wette, Die Wehrmacht, S. 205-206.
79 Messerschmidt, Manfred: Vorwärtsverteidigung. Die „Denkschrift der Generäle“ für den Nürnberger Gerichtshof; in: Heer/Naumann, Vernichtungskrieg, S. 546.
80 Wette, Die Wehrmacht, S. 207-208.
81 Ebd., S. 209.
82 Zit. in: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg, Bd.1; Nürnberg 1947-49, S. 313-314.
83 Wette, Die Wehrmacht, S. 210.
84 Vgl. dazu Bode, Thilo: Es geht um Macht und nicht um die Sache; in: SZ, 19.3.1997, Leserbriefe S. 54: Ich vermisse in der Ausstellung jeden Hinweis auf die Tatsache, daß „die Wehrmacht“ im ersten, dem eigentlichen Nürnberger Prozeß als angeblich „verbrecherische Organisation“ nicht einmal angeklagt, geschweige denn verurteilt worden ist.“ Leeb, Johannes: Hitler unbedingten Gehorsam geschworen; in: SZ, 21.3.1997, Leserbriefe S. 10: „Dennoch ist es genauso hirnrissig, von der Wehrmacht als einer verbrecherischen Organisation zu sprechen. Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecher-Prozeß wurde dies auch ausdrücklich verneint.“
85 Wette, Die Wehrmacht, S. 218.
86 Ebd., S. 226.
87 Ebd., S. 225-229.
88 Frei, Norbert: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit; München 1996, S. 196.
89 Frei, Norbert: Karrieren im Zwielicht. Hitlers Eliten nach 1945; Frankfurt am Main 2001, S. 145.
90 Zit. in: Wette, Die Wehrmacht, S. 233.
91 Ebd.
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