Die vorliegende Masterarbeit rekonstruiert die Geschwisterbeziehungen sozialer Aufsteiger im Kontext ihrer sozialen Mobilität.
Welche Auswirkungen sozialer Mobilität Einfluss auf die Geschwisterbeziehungen nehmen, bleibt weitgehend ungeklärt. Darüber hinaus bleibt offen, wie die sozialen Aufsteiger die Beziehung zu ihren Geschwistern und die damit einhergehenden Veränderungen im Kontext sozialer Mobilität erleben. Die vorliegende explorative Untersuchung möchte diese Lücke schließen und sich vor allem den offenen Fragen der Entwicklung von Geschwisterbeziehungen zuwenden. Die Arbeit soll dabei nicht nur Erkenntnisse über das Erleben der Geschwisterbeziehungen im Kontext des Hochschulstudiums bringen, sondern auch mögliche Ressourcen, die in den Beziehungen enthalten sind, sichtbar machen.
In der heutigen Zeit ist soziale Mobilität immer noch ein eher seltenes Phänomen. Mit der in den 1990ern ständig wachsenden Einkommensungleichheit hat sie nahezu einen Stillstand erfahren müssen. Dabei nimmt die soziale Mobilität eine eigene Dynamik an, die über Generationen hinaus ein schwer zu überwindendes System bildet. In der Regel dauert es fünf Generationen, bis ein Mensch aus armen Verhältnissen ein Durchschnittseinkommen erzielt und somit die soziale Leiter aufsteigt.
Zwischen den einzelnen europäischen Ländern gibt es dabei sogar noch Unterschiede. Sind es in nordischen Ländern zwei bis drei Generationen, kann dies in Deutschland bis zu sechs Generationen dauern. Dieser Umstand hat schwerwiegende soziale, wirtschaftliche und politische Folgen in der Gesellschaft, wie aus dem letzten OECD-Bericht "A broken social Elevator? How to promote Social Mobility" hervorgeht. Jedes dritte Kind bleibt bereits, wie der Vater, Geringverdiener, wohingegen die restlichen zwei Drittel lediglich eine nächste höhere Einkommensgruppe erreichen. Die Ursachen sind vielfältig, aber vor allem im Bildungssektor zu finden, in dem es oftmals an Forderung benachteiligter Gruppen fehlt.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1.1 Aufbau der Arbeit
- 1.2 Forschungskontext, Gegenstand und Ziel
- 1.3 Aktueller Forschungsstand
- 1.4 Leitende Forschungsfrage
- II. Theoretischer Bezugsrahmen
- 2.1 Das besondere Band der Geschwisterbeziehung – Ein systemischer Blick
- 2.2 Soziale Mobilität - Der Weg von unten nach oben
- III. Methodologie
- 3.1 Leitendes Wissenschaftsverständnis
- 3.2 Erhebungsmethoden
- 3.2.1 (Teil-)narratives Interview
- 3.2.2 Leitfaden nach dem SPSS-Prinzip (nach Helfferich)
- 3.2.3 Transkription und Regeln
- 3.3 Die 'Grounded Theory'- Methodologie
- 3.3.1 Datenanalyse mittels Kodieren
- 3.3.2 Theoretisches Sampling
- IV. Empirischer Teil I – Verlauf der Forschung
- 4.1 Pre-Test
- 4.2 Zusammenstellung der Untersuchungsgruppe
- 4.3 Verläufe der Interviews/Datenerhebung
- 4.4 Datenanalyse/Kodieren
- 4.5 Theoriebildung – Zusammensetzung der Daten
- V. Empirischer Teil II – Ergebnisse der Datenanalyse
- 5.1 Ergebnisse aus den Einzelfällen
- 5.2 Zusammenführung der Daten
- 5.3 Ergebnisse der Analyse
- 5.3.1 Kernkategorie: Entwicklungsprozess
- 5.3.2 Gemeinsamkeiten und Erlebnisse in der Kindheit
- 5.3.3 Räumliche Distanz
- 5.3.4 Interesse an Studium und Beruf
- 5.3.5 Entwicklung der Persönlichkeit im Studium
- 5.3.6 Erwartungen an die Geschwisterbeziehungen
- 5.3.7 Unterstützung
- 5.3.8 Wertschätzung
- 5.3.9 Veränderungen der Geschwisterbeziehung
- 5.3.10 Bindung
- 5.3.11 Selbstreflexion
- 5.4 Zusammenfassung der Ergebnisse – Theoriebildung
- VI. Diskussion und Fazit
- 6.1 Schlussfolgerung und weiterführende Forschung
- 6.2 Schlussfolgerung für die systemische Beratungspraxis
- VII. Reflexion
- 7.1 Reflexion des Forschungsprozesses
- 7.2 Zentraler Erkenntnisgewinn
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Untersuchung der Geschwisterbeziehungen im Kontext sozialer Mobilität, genauer gesagt, wie soziale Aufsteiger während des Hochschulstudiums Veränderungen in den Beziehungen zu ihren Geschwistern erleben. Die Arbeit zielt darauf ab, diese Veränderungen zu verstehen und die Ressourcen aufzuzeigen, die in diesen Beziehungen bestehen.
- Der Einfluss sozialer Mobilität auf Geschwisterbeziehungen.
- Die subjektiven Erfahrungen von sozialen Aufsteigern im Hochschulstudium.
- Die Entwicklung von Geschwisterbeziehungen im Kontext des Hochschulstudiums.
- Ressourcen und Herausforderungen in Geschwisterbeziehungen im Kontext sozialer Mobilität.
- Die Bedeutung von Bildung als Motor für sozialen Aufstieg.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Relevanz des Themas soziale Mobilität im Hinblick auf die heutige Gesellschaft. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen des sozialen Aufstiegs sowie die spezifische Situation in Deutschland. Die Einleitung stellt zudem die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit dar.
Kapitel II: Theoretischer Bezugsrahmen
Das zweite Kapitel legt den theoretischen Rahmen der Arbeit fest. Es beleuchtet die Besonderheiten der Geschwisterbeziehung aus systemischer Sicht und analysiert den Begriff der sozialen Mobilität als komplexen Prozess.
Kapitel III: Methodologie
Kapitel III beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit. Es erläutert das wissenschaftliche Verständnis, die angewandten Erhebungsmethoden wie das (Teil-)narrative Interview und den Leitfaden nach dem SPSS-Prinzip. Es geht zudem auf die „Grounded Theory“-Methodologie und die Datenanalyse mittels Kodieren und theoretischen Sampling ein.
Kapitel IV: Empirischer Teil I – Verlauf der Forschung
Im vierten Kapitel wird der Verlauf des Forschungsprozesses detailliert dargestellt, beginnend mit dem Pre-Test und der Zusammenstellung der Untersuchungsgruppe. Es beinhaltet die Beschreibung der Datenerhebung, die Datenanalyse und die Theoriebildung.
Kapitel V: Empirischer Teil II – Ergebnisse der Datenanalyse
Kapitel V präsentiert die Ergebnisse der Datenanalyse. Es analysiert die Einzelfälle und die zusammengeführten Daten, um die wichtigsten Ergebnisse zu identifizieren. Es untersucht die Kernkategorie „Entwicklungsprozess" und beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Erlebnisse in der Kindheit, die räumliche Distanz, das Interesse an Studium und Beruf, die Entwicklung der Persönlichkeit im Studium, die Erwartungen an die Geschwisterbeziehungen, die Unterstützung, die Wertschätzung, die Veränderungen der Geschwisterbeziehung, die Bindung und die Selbstreflexion.
Kapitel VI: Diskussion und Fazit
Das sechste Kapitel bietet eine Diskussion der Ergebnisse und zieht Schlussfolgerungen. Es befasst sich mit der Bedeutung der Forschungsergebnisse für die weitere Forschung und für die systemische Beratungspraxis.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Themenfeld der sozialen Mobilität, Geschwisterbeziehungen, Hochschulstudium, Bildungsaufstieg, systemische Beratung, qualitative Forschung, Narrative Forschung, Grounded Theory, Entwicklungsprozess und Familienbeziehungen.
- Quote paper
- Sebastian Bünger (Author), 2019, Geschwisterverhältnisse in sozialer Mobilität. Veränderungen in der Beziehung während des Hochschulstudiums, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167141