Der Einsatz von Metaphern in der Systemischen Beratung


Hausarbeit, 2017

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Vom Bewahren und Verändern

3. Metaphern als Methode in der systemischen Beratung

4. Kontext des Beratungsprozesses

5. Die versteckten Trampelpfade - Der Beratungsprozess
5.1 Die Auftragsklärung
5.2 Der steinige Weg als Metapher.
5.3 Reflexion zur Anwendung der Metapher „Der steinige Weg“

6. Herausforderungen im Beratungsprozess
6.1 Persönliche Veränderungsprozesse in der Beratung
6.2 Die freundschaftliche Beziehung als herausfordernder Faktor.

7. Schlussfolgerung

Literatur

1. Einleitung

„Wenn derWind derVeränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen

Windmühlen.“1

Was dieses chinesische Sprichwort als bildhafte Metapher darstellen möchte, sind Veränderungen als ein regelmäßiger Vorgang im Leben aller Menschen. Sie können uns jederzeit vor die Entscheidungen stellen, an den Veränderungen mitzuwirken oder uns der Gewohnheit hinzugeben. Nicht immer haben wir einen Einfluss darauf, welche Art der Veränderungen auf uns zukommen. Wir können diese selbst herbeigeführt haben oder sie entstehen durch äußere Einflüsse und lassen einen Ausgang häufig nicht vorhersagen. Solange sich die Welt bewegt, verändert sie sich und mit ihr uns. Manchmal ist es ebenso an der Zeit, selber einige Veränderungen in unterschiedlichen Kontexten zu initiieren, um einige Schritte weiter gehen zu können. Je nach Art der Veränderungen, ob nun selbst herbeigeführt oder willkürlich durch äußere Einflüsse, benötigen wir Ressourcen und Hilfen, um mit diesen Veränderungen umzugehen. In der systemischen Beratung spielen diese Veränderungsprozesse eine zentrale Rolle. Sie sind es häufig, die dem Klienten2 helfen neue Handlungs- und Verhaltensmusterzu entwickeln. Im Rückschluss führen genau diese neuen Handlungsmuster wieder zu Veränderungsprozessen. Der Haltung systemischer Berater kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Nur wer offen für Veränderungen ist, kann diese auch anderen öffnen und dabei unterstützen, diese umzusetzen. Im Rahmen des Moduls 6 - „Veränderungsprozesse von Personen und Systemen“ haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie Veränderungsprozesse entstehen und wie sie begleitet werden können. Häufig setzen Veränderungen schon im ersten Moment der Beratung ein und müssen durch den Berater wertschätzend begleitet werden.3 Ebenso ist es wichtig Ressourcen herauszuarbeiten, die dem Klienten bei Veränderungsprozessen unterstützen können. Dabei spielen auch Motivation der Bemühungen für eine Veränderung, oder auch dem Bewahren einer gegenwärtigen Situation eine Rolle. In der Rekonstruktion meines zu reflektierenden Beratungsprozesses ist mir zudem aufgefallen, dass eigene Veränderungsprozesse und die Entscheidung darüber, diese zuzulassen oderzu bewahren einen Einfluss aufden Beratungsprozess haben können. Wie sehr wird ein Beratungsprozess gelenkt, wenn sich der Berater selber in Veränderungsprozessen befindet? Ich möchte in dem vorliegenden Transferbericht meine Erfahrungen unter Einbezug theoretischer Inhalte einmal genauer reflektieren, um für meine Tätigkeit als systemischer Berater neue persönliche Lösungen zu entwickeln. Da es sich um einen Transfer der eigenen Praxis handelt, wird ein großer Teil dieserArbeitaus persönlichen Erfahrungen bestehen.

Zu Beginn meines Transferberichts möchte ich einen kleinen theoretischen Einblick zu den Dynamiken des Veränderns und Bewahrens geben, bevor ich mich der theoretischen Darstellung derArbeit mit Metaphern im Beratungsprozess widme. Beide Inhalte waren zentrale Aspekte im Modul Veränderungsprozesse und haben zu meinem zu reflektierenden Beratungsprozess fundamental beigetragen. Als Transfer folgt ein Beratungsprozess, den ich unter Einbezug der vorausgegangenen Inhalte reflektieren möchte. Des Weiteren werde ich die eigenen persönlichen Veränderungsprozesse als Einflussfaktor auf den Beratungsprozess und das Erleben im Prozess näher beschreiben. Diese sind mir im Verlauf der Prozessbegleitung immer wieder sichtbar geworden und es bedarf aus meiner Sicht einer kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Veränderungsprozessen. Der vorgestellte Transfer entstand aus einer Laborsituation im Modul, woraus sich mir die Frage nach der Beziehung zwischen dem Berater und dem Ratsuchenden gestellt hat. Inwiefern kann eine gute Beziehung auf freundschaftlicher Ebene den Beratungsprozess beeinflussen? Abschließen möchte ich die Arbeit mit einer persönlichen Schlussfolgerung, bei der ich versuche die theoretischen sowie praktischen Inhalte miteinanderzu verbinden.

2. Vom Bewahren und Verändern

„Lieberdas bekannte Unglück, als das unbekannte Glück" (Wilhard Becker)

Oft sind uns die Vorgänge des Bewahrens und oder Veränderns gar nicht so bewusst. In Veränderungsprozessen finden diese oft Einkehr und folgen bestimmten inneren Dynamiken und Verhaltensmustern. Im Prozess der Beratung kann es jedoch sinnvoll sein, Veränderungsprozesse und das daraus resultierenden Verhalten einmal genauer in den Blick zu nehmen. Dadurch kann der Berater eine Orientierung bekommen und theoretische Konstrukte systemischen Denkens ableiten (vgl. IFW Manual 2017: S. 19). Situationen oder Verhaltensweisen von Menschen werden oft selbst als unveränderbar erlebt. Im Gegenzug dazu erleben viele andere Menschen genau diesen Zustand als veränderbar. Diese nicht vorhersehbaren Reaktionen auf Ereignisse der Menschen werden auch als „nicht-triviale Systeme“ bezeichnet. Anders als bei Maschinen, die triviale Reaktionen auslösen4, ist bei Menschen nicht vorhersehbar wie sie auf Veränderungsprozesse reagieren. Der Mensch verfügt dabei über eine nahezu grenzenlose Vielfalt an Möglichkeiten um eine Handlung zu vollziehen. Daher scheint es auf den ersten Blick verwunderlich, dass der Mensch diese vielen Handlungsmöglichkeiten erst auf das Minimum reduzieren muss, um eine Handlung zu vollziehen. Diese reduzierten Handlungen sind jene, die dem Menschen in diesem Moment als praktikabel und nützlich erscheinen. In sozialen Systemen entsteht Verlässlichkeit, Berechenbarkeit und Orientierung durch explizite und implizite Regeln, die von den Systemmitgliedern praktiziert, eingehalten oder aber auch überschritten werden, wobei die Bewertung der Wirkung einzig vom Beobachter abhängig ist (IFW Manual 2017: S. 19). Wenn diese Prozesse nicht mehr als nützlich empfunden werden und es zu einer Unordnung im System kommt, entsteht der Wunsch nach Veränderungen. Viele Systeme sind in solchen Momenten allerdings starr, sodass es schwierig ist eine Veränderung herbeizuführen. Diese Systeme geben dem Menschen oft ein Gefühl von Sicherheit und Zugehörigkeit. Das Glück, welches durch eine Veränderung hervorgerufen werden kann, ist oft weniger bedeutsam, als die Sicherheit, die in gewohnten Systemen herrscht. Das Bewahren vorhandenerZustände entsteht gerade vor diesem Hintergrund aus einer großen Kraft heraus, die der Klient für das Bewahren aufbringt. Der Zustand dieser Aufrechterhaltung kann oft belastend sein, wird jedoch häufig eher angenommen, weil es einer gewohnten Ordnung entspricht. Es entstehen dadurch keine „chaotischen“ Veränderungen. Veränderungen würden in diesem Kontext zunehmend Unübersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit mit sich bringen (vgl. IFW Manual 2017: S. 19ff).

Wenn durch Krisen (Instabilität des gewohnten Ordnungssystems) Veränderungen unausweichlich und zwangsläufig erscheinen, sind es jedoch oft genau diese erlebten Wirklichkeiten, die dem Menschen dazu verhelfen eine Veränderung II. Ordnung5 zu schaffen. Es handelt sich oft um Situationen die veränderungsbedürftig und dringlich bewertet werden. Schritte in die Instabilität und somit dem Wunsch nach Veränderungen wird häufig erst nachgegangen, wenn die Begeisterung und die Aufregungen der Veränderung schwerer wiegen, als die Zweifel und Ängste (die uns davor abhalten) die eine Veränderung mit sich bringen könnte. Das Bewusstmachen von Dynamiken zwischen dem Bewahren und Verändern ist für den Beratungsprozess von zentraler Bedeutung und kann für die Gestaltung des Beratungsprozesses hilfreich sein. Es gibt in der systemischen Beratung und Therapie hilfreiche Interventionen, welche die Dynamiken innerhalb eines Beratungsprozesses unterstützen. Als Berater sollte man sich immer die Motivation des Klienten für das Bewahren oder Verändern vergegenwärtigen. Es gibt ebenso Gründe etwas zu verändern, oder es eben nicht zu verändern. Jede dieser Entscheidungen zieht eine weitere nach sich und jeder neue Status Quo beinhaltet eine neue Ordnung (vgl. IFW Manual 2017: S. 22).

3. Metaphern als Methode in der systemischen Beratung

Der Einsatz von metaphorischen Mitteln findet in der systemischen Beratung und Therapie schon seit längerer Zeit einen Anklang. Das Verständnis und Bewusstsein über metaphorische Strukturen unserer Sprache bildet die Grundlage zum therapeutischen Einsatz von Sprachbildern und Geschichten. »Der größte Teil unseres alltäglichen Konzeptsystems ist metaphorisch angelegt" (Lakoff & Johnson 2014: S 201). Metaphern, die Menschen verwenden, sind Teile unserer Geschichten, Narrationen und Teil unseres individuellen und sozialen Gedächtnisses. Sie sind maßgebend an der Konstruktion unserer Wirklichkeiten beteiligt und beschreiben unser Erleben, vor allem in Momenten in denen genaue Beschreibungen nicht greifen. Ein gutes Beispiel dafür sind körperliche Empfindungen wie z.B. „mir liegt ein Stein im Magen“ oder „ich habe ein Ameisenkrabbeln in meinen Beinen“. Menschen nutzen diese Art der Metaphern häufig um Gefühle und ihr Befinden zu verdeutlichen. Ebenso wirkden Metaphern auf das Erleben der Menschen zuruck, je nachdem wie wir bestimmte Sachverhatle beschreiben. 6

[...]


1 Der Ursprung dieses Sprichwortes liegt in China. Ein genauer Verfasser konnte nicht ermittelt werden.

2 Ich verwende in diesem Transferbericht die Begriffe Klienten und Ratsuchende, wobei in diesem Bericht beiden die gleiche Bedeutung zukommt.

3 Dieser Vorgang findet vor allem Anwendung im Hypnosystemischen Ansatz von Gunther Schmidt Anwendung, der den Begriff des sogenannten Pacing einsetzt, um den Klienten wertschätzend auf den ersten Schritten innerhalb der Beratung zu begleiten und sich auf das Klientensystem einzustellen (vgl. Schlippe & Schweitzer2016: S. 58f.).

4 Als Beispiel kann das Ursache-Wirkungsprinzip erwähnt werden, was vor allem bei trivialen Maschinen zu beobachten ist. Eine Wirkung entsteht dabei immer aus einer Ursache heraus. Dabei fallen die Wirkungen bei gleicher Ursache ebenso gleich aus. Gunther Schmidt resultierte daraus, dass „die Vergangenheit bestimmt niemals das Erleben in der Gegenwart“. Denn wenn dies so wäre, dann müssten bspw. Beschwerden (Wirkung) nach traumatischen Erlebnissen (Ursache) immer gleich ausfallen (Gunther Schmidt 2016: 20:57 min.).

5 Als Veränderungen II. Ordnung bezeichnet man Veränderungen „die nicht ein mehr oder weniger desselben bedeuten, sondern als neue Qualität - und damit einhergehend auch mit veränderten orientierenden Regeln verbunden sind“(\FW Manual 2017: S. 20).

6 Arist von Schlippe und Jochen Schweitzer fuhren dazu in ihrem Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung ein gutes Beispiel auf: Wer die Liebe und die Beziehung als ein Kriegsschauplatz ansieht wird sich innerhalb einer Beziehung anders verhalten, als jemand bei dem der Himmel voller Geigen hangt. Wenn sich bestimmte Ansichten manifestieren, konnen sie einen erheblichen Einfluss auf die Art und Weise haben wie der Menschen sich in bestimmten Kontexten verhalt (vgl. Schlippe & Schweitzer 2016: S. 3.19).

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Einsatz von Metaphern in der Systemischen Beratung
Hochschule
Fachhochschule Nordhausen
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
18
Katalognummer
V1167151
ISBN (eBook)
9783346585479
ISBN (Buch)
9783346585486
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Systemische Beratung, Metaphern, Systemische Methoden, Masterstudium, Veränderungsprozesses, Prozessgestaltung
Arbeit zitieren
Sebastian Bünger (Autor:in), 2017, Der Einsatz von Metaphern in der Systemischen Beratung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167151

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