Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Vorstellung Mobile Payment
2.1 Begriff Mobile Payment
2.2 Mobile Payment Technologien und deren Funktionsweise
2.2.1 NFC Technologie
2.2.2 QR-Code Technologie
2.2.3 SMS Payment
2.2.4 Mobile App
3 Empirische Studie über das Nutzerverhalten von Innovatoren in den USA
3.1 Einflussfaktoren auf die Adoption von Mobile Payment
3.1.1 Demographische Aspekte
3.2.2 Sozioökonomische Aspekte
3.2 Unterschiede bei den Zahlungsmethoden von Innovatoren und Nicht-Innovatoren
3.2.1 Adoptionsraten der Zahlungsmethoden
3.2.2 Transaktionsanteil der Zahlungsmethoden
3.3 Einfluss von Mobile Payment auf „revolving card behavior“
3.4 Zusammenfassung der Ergebnisse und Kritik
4 Empirische Studie über die Mobile Payment Nutzung im öffentlichen Nahverkehr Chinas
4.1 Studienaufbau
4.2 Difference-in-Difference Ansatz
4.3 Within-Channel und Cross-Channel Preiselastizität
4.3.1 Within-Channel Preiselastizität
4.3.2 Cross-Channel Preiselastizität
4.4 Analyse unterschiedlicher Konsumzwecke und Konsumentencharakteristiken
4.4.1 Essentieller und nicht-essentieller Konsum
4.4.2 Kurz- und Langzeitkonsumenten
4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse und Kritik
5 Zahlungsverhalten in Deutschland
5.1 Bargeld- und Kartennutzung in Deutschland
5.1.1 Anteil der Bargeld- und Kartennutzung nach Transaktionszahl
5.1.2 Anteil der Bargeld- und Kartennutzung nach Umsatz
5.1.3 Zusammenfassung
5.2 Mobile Payment in Deutschland
6 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Transaktionszahl (Deutsche Bundesbank 2018, S. 25)
Abbildung 2: Anteil von Zahlungsinstrumenten nach Umsatz (Deutsche Bundesbank 2018, S. 24)
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Adoptionsraten von Mobiltelefon, Smartphone und der Mobile Payment Technologie (Zhang 2020, S. 29)
Tabelle 2: Adoptionsraten von POS Zahlungsinstrumenten bei Innovatoren und Nicht-Innovatoren (Zhang 2020, S. 31)
Tabelle 3: Transaktionsanteil von POS Zahlungsinstrumenten bei Innovatoren und Nicht-Innovatoren (Zhang 2020, S. 31)
Tabelle 4: Wahrscheinlichkeit „Revolver“ zu sein (Zhang 2020, S. 37)
Tabelle 5: Wahrscheinlichkeit „Revolver“ zu sein, IV-GMM Ansatz (Zhang 2020, S. 38)
Tabelle 6: Einfluss des Schocks einer neuen Bezahlmethode auf die Nutzung einer bestehenden Bezahlmethode (Hu et. al. 2020, S. 12)
Tabelle 7: Within-Channel Preiselastizität von Bankkarte und Mobile Payment (Hu et. al. 2020, S. 15)
Tabelle 8: Cross-Channel Preiselastizität von Bankkarte und Mobile Payment (Hu et. al. 2020, S. 16)
Tabelle 9: Preiselastizitäten von essentiellem und nicht-essentiellem Konsum (Hu et. al. 2020, S. 17)
Tabelle 10: Preiselastizitäten von Kurz- und Langzeitkonsumenten der Prepaidkarte (Hu et. al. 2020, S. 18)
Abkürzungsverzeichnis
NFC Near Field Communication
POS Point of Sale
PWC PricewaterhouseCoopers
QR Quick Response
SCPC Survey of Consumer Payment Choice
SIM Subscriber Identity Module
SMS Short Message Service
1 Einleitung
Bereits seit dem 7. Jahrhundert vor Christus ist das erste Münzgeld im Umlauf. Es erleichterte den Handel wesentlich und breitete sich in der Antike von Kleinasien nach Europa aus. Das erste Papiergeld tauchte im 10. Jahrhundert nach Christus in China auf und wurde erst später in Europa eingeführt. Bis heute sind Münzen und Papiergeld weiterhin weltweit ein bedeutendes Zahlungsinstrument (Sepp 2015).
Dennoch hat sich das Bezahlverhalten der Verbraucher in den letzten Jahren weltweit stark verändert. Mit dem rasanten Wachstum des Smartphone-Marktes und der Entwicklung des mobilen Internets wurde die Basis für neue innovative Bezahlverfahren geschaffen. Diese Digitalisierung ermöglicht ein bargeldloses und kontaktloses Bezahlen mittels mobiler Endgeräte durchzuführen. Mobile Payment, also mobiles Bezahlen, ist eine der innovativsten und jüngsten technologischen Entwicklung, welche das Bezahlverhalten verändert hat und auch zukünftig verändern wird. Im Jahr 2019 hatte Mobile Payment bereits ein weltweites Transaktionsvolumen von über 1 Billion Euro. Dieser Wert stieg im Jahr 2020 um knapp 70 Prozent auf circa 1,7 Billionen Euro. Dieser starke Anstieg ist auch auf den Ausbruch des Coronavirus im Jahr 2020 zurückzuführen. Durch die Pandemie gewann das kontaktlose Bezahlen aus hygienischen Gründen weiter an Bedeutung. Heutzutage ist diese neuartige Technologie vor allem in China und den USA weit verbreitet (Statista 2020a).
Dadurch stellt sich die Frage, welche demografischen und sozioökonomischen Faktoren die Verwendung von Mobile Payment beeinflussen und ob die Mobile Payment Technologie in der Lage ist, andere Zahlungsinstrumente wie Bargeld in naher Zukunft abzulösen. Aus diesem Grund wird in der vorliegenden Arbeit das Nutzerverhalten von Mobile Payment Anwendern untersucht, um den Aufschwung dieser Technologie zu verstehen.
Dabei gliedert sich die Arbeit in sechs Abschnitte. Nach dieser Einleitung wird im zweiten Kapitel der Begriff Mobile Payment definiert und die unterschiedlichen Arten und deren Funktionsweisen erklärt. In den Kapiteln drei und vier werden zwei empirische Studien zum Nutzerverhalten von Mobile Payment Anwendern analysiert. Im Kapitel drei betrifft dies die Studie über das Nutzerverhalten von Mobile Payment Anwendern in den USA. Dabei werden verschiedene Aspekte, die einen Einfluss auf die Mobile Payment Nutzung haben, betrachtet. Außerdem wird das unterschiedliche Verhalten von Mobile Payment Anwendern und Nicht-Anwendern analysiert. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit einer empirischen Studie über die Mobile Payment Nutzung im öffentlichen Nahverkehr in China. Hier wird der Erfolg von Mobile Payment gegenüber bestehenden Zahlungsarten untersucht, indem die Effekte von Preisnachlässen auf verschiedene Zahlungsmethoden analysiert werden. Das fünfte Kapitel beinhaltet das Zahlungsverhalten der deutschen Bevölkerung bezüglich Bargeld- und Kartennutzung. Zudem wird die Mobile Payment Nutzung in Deutschland untersucht. Abschließend werden im sechsten Kapitel die gewonnenen Erkenntnisse der Arbeit zusammengefasst und ein Ausblick auf den zukünftigen Erfolg von Mobile Payment gegeben.
2 Vorstellung Mobile Payment
Die Möglichkeiten der Mobile Payment Nutzung nehmen weltweit immer weiter zu. In diesem Kapitel wird zunächst der Begriff Mobile Payment erklärt. Anschließend werden die unterschiedlichen Arten und Technologien von Mobile Payment dargelegt und deren Funktionsweise sowie Voraussetzungen kurz erläutert.
2.1 Begriff Mobile Payment
Die Mobile Payment Technologie ermöglicht es durch ein mobiles Endgerät Point of Sale (POS) Transaktionen und Internetzahlungen durchzuführen. Point of Sale beschreibt den Ort, an dem der Konsument die Ware oder Dienstleistung erwirbt. Zur Nutzung der Mobile Payment Technologie muss der Verbraucher mindestens ein Zahlungsinstrument (z.B. Kreditkarte) mit einer digitalen Plattform (z.B. Smartphone), auf der die Autorisierungsinformationen des Zahlungsinstruments gespeichert sind, verbinden. Der Zahlungspflichtige nutzt für die Initiierung, Autorisierung und Ausführung des Zahlungsvorganges die digitale Plattform. Somit beschreibt Mobile Payment eine Transaktion, wobei als Zahlungsinstrument eine mobile Zahlungstechnologie verwendet wird. Die Voraussetzungen für die Zahlung über ein mobiles Endgerät variieren je nach Zahlungsart (Zhang 2020, S. 5).
2.2 Mobile Payment Technologien und deren Funktionsweise
Mobile Payment lässt sich in vier wesentliche Technologien unterteilen. Diese Arten unterscheiden sich sowohl in den Voraussetzungen als auch in den Funktionsweisen.
2.2.1 NFC Technologie
Die Near Field Communication (NFC) Technologie ermöglicht, Zahlungen kontaktlos mit einem NFC-fähigen Endgerät (z.B. Smartphone) zu tätigen. Diese Technologie wird vor allem durch Mobile Wallets, wie zum Beispiel Apple Pay oder Google Pay, verwendet. Mobile Wallets fungieren als eine Art digitale Geldbörse, welche relevante Zahlungsinformationen auf einem mobilen Gerät speichern. Bei diesen Bezahlvorgängen werden Informationen zwischen dem NFC-kompatiblen Kartenterminal des Händlers und dem NFC-fähigen Endgerät des Konsumenten ausgetauscht. Dies erfolgt mithilfe der Radiofrequenz-Identifikation über eine geringe Distanz von wenigen Zentimetern kontaktlos (Sorensen 2018). Voraussetzungen für den Konsumenten bei dieser Bezahlmethode sind ein mobiles Gerät, welches die NFC-Technologie unterstützt und eine Zahlungsmethode, z.B. die Verwendung eines Mobile Wallets. Der Händler benötigt ein POS-System, welches die NFC-Technologie unterstützt, um die Zahlung entgegenzunehmen (Hu et. al. 2020, S. 6).
2.2.2 QR-Code Technologie
Ein Quick-Response-Code (QR-Code) ist ein geometrisches Muster, welches Informationen speichert. Zur Nutzung der QR-Code Technologie muss entweder der Händler ein mobiles Gerät besitzen, um den QR-Code des Konsumenten zu scannen oder umgekehrt. Der QR-Code speichert Informationen über Zahlungsdetails, die notwendig sind, um die Bezahlung abzuschließen (Hu et. al. 2020, S. 7).
Diese QR-Code Technologie wird häufig in Asien verwendet, vor allem durch die großen Bezahldienste Alipay und WeChat Pay. Alipay ist eine Zahlungsplattform, die ursprünglich zum Bezahlen in einem Online-Shop (taobao.com) der Alibaba Group im Oktober 2003 veröffentlicht wurde. Seit Mai 2011 kann man mit Alipay Zahlungen an Freunde, Mobiltelefon Unternehmen, Prepaidkarten und kommunale Dienste tätigen. Heute ermöglicht Alipay Geldüberweisungen zwischen Endnutzer, Sofortüberweisungen mithilfe von QR-Codes und In-App-Käufe durch Drittanbieter-Apps. Die Nutzung von Alipay ist für Konsumenten kostenlos, lediglich von Händlern wird eine Transaktionsgebühr von 0,6 Prozent einbehalten. WeChat Pay ist ein Mobile Payment Zahlungssystem, das vom Social Media Unternehmen WeChat im Jahr 2014 veröffentlicht wurde. WeChat Pay unterstützt, wie auch Alipay, Sofortüberweisungen durch QR-Codes und In-App Käufe durch Drittanbieter-Apps. Auch WeChat Pay berechnet nur an Händler eine Transaktionsgebühr von 0,6 Prozent, für Konsumenten ist dieser Dienst kostenfrei (Kow 2017, S. 6f.). Obwohl WeChat Pay deutlich später als Alipay in den Zahlungsmarkt eingetreten ist, hat der Bezahldienst über 1 Milliarde aktive Nutzer monatlich (Hu et. al. 2020, S. 6f.). Die empirische Studie in Kapitel 4 über Mobile Payment im öffentlichen Nahverkehr in China bezieht sich auf WeChat Pay, da dies die einzige Mobile Payment Methode ist, welche dabei zur Verfügung steht.
2.2.3 SMS Payment
Durch Short Messaging Service (SMS) Payment kann der Nutzer durch das Senden einer Nachricht mit seinem Mobiltelefon eine Zahlung veranlassen. Das Verschicken dieser Nachricht erlaubt dem Händler die Zahlungsinformationen einzusehen, die benötigt werden, um die Zahlung abschließen zu können (Zhang 2020, S. 6). Der Zahlbetrag wird der Mobilfunkrechnung des Konsumenten hinzugefügt. Voraussetzung für diese Zahlungsmethode ist demnach nur ein Mobiltelefon mit einem Vertrag oder einer Prepaid SIM-Karte. Das Verbinden eines Bankkontos oder einer Bankkarte mit dem Mobiltelefon ist bei dieser Technologie nicht notwendig (Sorensen 2018).
Aufgrund dieser Anspruchslosigkeit der Mobile Payment Methode wird diese vor allem in Afrika angewandt. In vielen Ländern Afrikas hat ein Großteil der Bevölkerung kein Bankkonto und schlechte Internetverbindungen. Aber auch die Nutzung von Smartphones ist in Afrika, verglichen mit anderen Ländern, relativ niedrig. Für SMS-Payment wird kein Smartphone oder Internetzugang benötigt, sondern lediglich ein Mobiltelefon mit einem Vertrag oder Prepaidkarte. Zudem ist das Mitführen von Bargeld in afrikanischen Ländern oftmals gefährlich (de Luna et al. 2020, S. 2). Im Jahr 2018 hatten 73 Prozent der kenianischen Bevölkerung Zugang zu mobilen Bezahlmethoden (Hu et. al. 2020, S. 6).
2.2.4 Mobile App
Unter der Mobile App Zahlungsmethode ist eine Mobiltelefon Anwendung zu verstehen, die es dem Konsumenten erlaubt für Waren und Dienstleistungen mobil zu bezahlen. Der bekannteste Anbieter dieser Methode ist PayPal (Zhang 2020, S. 6). Diese Methode wird vor allem für Internetzahlungen verwendet. Voraussetzung hierfür ist ein Smartphone mit Internetverbindung und eine Anwendung, wie z.B. PayPal, die mit einer Bankkarte verknüpft ist (Sorensen 2018). PayPal hat seit Mai 2020 auch QR-Code Zahlungen eingeführt. Das Unternehmen versuchte bereits 2013 QR-Code Zahlungen in Geschäften zu etablieren, hat dies aber zunächst wiedereingestellt. Durch die Corona Pandemie und der dadurch steigenden Nachfrage an kontaktlosen Bezahlmethoden folgte, dass PayPal seit Mai 2020 die Zahlungen durch QR-Codes wieder unterstützt (Kannenberg 2020).
3 Empirische Studie über das Nutzerverhalten von Innovatoren in den USA
In diesem Kapitel wird der Artikel „How Does Mobile Payment Technology Affect Consumer Payment Behavior?“ des Autors Liang Zhang aus dem Jahr 2020 analysiert. In seiner Arbeit untersucht er das Nutzerverhalten von Mobile Payment Anwendern in den USA. Die Grundlage der Arbeit basiert auf einem Datensatz der „Survey of Consumer Payment Choice“ (SCPC), eine Umfrage der Federal Bank of Atlanta. Im Jahr 2018 wurden insgesamt 3.153 US-amerikanische Konsumenten zu ihrem Zahlungsverhalten befragt. Als ein Innovator wird in diesem Kapitel jemand bezeichnet, der die Mobile Payment Technologie adoptiert hat. Die Adoption von Mobile Payment liegt nach der SCPC vor, wenn man Mobile Payment als Zahlungsmethode innerhalb eines Jahres benutzt hat. Zu Beginn wird analysiert, welche demographischen und sozioökonomischen Faktoren Einfluss auf die Adoption von Mobile Payment haben. Danach werden die Unterschiede bezüglich der Adoption und Nutzung verschiedener Zahlungsmethoden zwischen Innovatoren und Nicht-Innovatoren erklärt. Anschließend wird mithilfe einer Regressionsanalyse geprüft, ob Innovatoren wahrscheinlicher zu „revolving card behavior“1 tendieren als Nicht-Innovatoren. „Revolving card behavior“ bedeutet, dass ein Konsument unbezahlte Beträge in den letzten zwölf Monaten vom vorherigen in den neuen Monat übernimmt.
3.1 Einflussfaktoren auf die Adoption von Mobile Payment
Zunächst werden demographische und sozioökonomische Aspekte gezeigt, welche einen Einfluss auf die Nutzung von Mobile Payment haben. Hierfür wird die Querschnittstudie der SCPC aus 2018 herangezogen. Die Tabelle 12 zeigt die Adoptionsraten von Mobiltelefon, Smartphone und der Mobile Payment Technologie der US-Konsumenten hinsichtlich verschiedener Merkmale. Die Adoption von Mobiltelefon und Smartphone definiert die SCPC (2018) durch den Besitz eines solchen Gerätes. Die Adoption der Mobile Payment Technologie wurde bereits im vorherigen Abschnitt erläutert. Da ich in diesem Kapitel die Einflussfaktoren für die Adoption der Mobile Payment Technologie analysieren möchte, fokussiere ich mich vor allem auf die Mobile Payment Adoptionsraten. Zudem werden in der Studie von Liang Zhang nur die Besitzer eines Mobiltelefons oder Smartphones befragt, ob sie eine Mobile Payment Technologie adoptiert haben. Die Zahlen sind alle signifikant mit einem p-Wert von 0,00.
3.1.1 Demographische Aspekte
Verschiedene demographische Aspekte, wie Alter, Geschlecht oder Herkunft haben Einfluss auf die Adoption von Mobile Payment. Tabelle 1 zeigt, dass vor allem jüngere Menschen die Mobile Payment Technologie adoptiert haben, also Innovatoren sind. Die höchste Adoptionsrate findet man bei jungen Erwachsenen im Alter von 25 bis 34 Jahren und beträgt 62 Prozent. Bei Personen, die älter als 65 Jahre sind fällt der Anteil der Innovatoren auf 24 Prozent. Außerdem ist zu erkennen, dass mehr Frauen Mobile Payment adoptiert haben als Männer. So sind 50 Prozent der weiblichen Konsumenten Innovatoren, während bei den männlichen Konsumenten nur 44 Prozent zu den Innovatoren zählen. Des Weiteren ist die Herkunft des Konsumenten ausschlaggebend. So haben US-Bürger mit asiatischem Hintergrund die höchste Mobile Payment Adoptionsrate mit 69 Prozent. Afroamerikanische Konsumenten hingegen haben die niedrigste Rate mit nur 43 Prozent.
3.1.2 Sozioökonomische Aspekte
Auch sozioökonomische Aspekte haben einen entscheidenden Einfluss auf die Mobile Payment Adoptionsrate. Hierzu gehören Faktoren, wie Bildung oder Einkommen, aber auch der Tätigkeitsstatus. Tabelle 1 zeigt bezüglich des Bildungsstandes, dass 58 Prozent der US-Konsumenten, die einen College Abschluss haben, Innovatoren sind. Dagegen sind es bei den Personen, deren Bildungsniveau unter einem High School Abschluss liegt, nur 37 Prozent. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Anzahl der Innovatoren mit steigendem Bildungsstand zunimmt. Analog gilt dies für Einkommensunterschiede. So ist es wahrscheinlicher mit einem höheren Einkommen ein Innovator zu sein als mit einem niedrigeren Einkommen. Nur 33 Prozent der Personen, die ein jährliches Einkommen von unter 25.000 Dollar erzielen, sind Innovatoren. Dagegen sind 66 Prozent der Konsumenten, die ein Einkommen von über 150.000 Dollar haben Innovatoren. Zuletzt spielt der aktuelle Tätigkeitsstatus eine wichtige Rolle. Ausschließlich 24 Prozent der Personen im Ruhestand sind Innovatoren. Dies ist vor allem auf das hohe Alter der pensionierten Personen zurückzuführen. Wie bereits im Abschnitt 3.2.1 gezeigt, haben ältere Menschen eine geringere Adoptionsrate der Mobile Payment Technologie. Berufstätige Personen sind mit 55 Prozent eher Innovatoren, während die Adoptionsrate der Mobile Payment Technologie bei Arbeitslosen mit 36 Prozent deutlich geringer ist. Dies ist vor allem auf das geringe zur Verfügung stehende Einkommen bei Arbeitslosigkeit zurückzuführen. Darüber hinaus ist aus Tabelle 1 zu erkennen, dass sowohl bei den demographischen Faktoren, aus Abschnitt 3.2.1, als auch bei den sozioökonomischen Faktoren der Anteil der Smartphone Besitzer sich analog zur Mobile Payment Adoptionsrate verhält. So haben Konsumentengruppen mit einem höheren Smartphone Anteil auch eine höhere Adoptionsrate für die Mobile Payment Technologie. Dieser Zusammenhang lässt sich dadurch erklären, dass für die meisten Mobile Payment Anwendungen ein Smartphone Voraussetzung ist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1 : Adoptionsraten von Mobiltelefon, Smartphone und der Mobile Payment Technologie (Zhang 2020, S. 29)
3.2 Unterschiede bei den Zahlungsmethoden von Innovatoren und Nicht-Innovatoren
In diesem Abschnitt werden die Unterschiede von Innovatoren und Nicht-Innovatoren bezüglich der Adoption und den Anteil relativ zu allen Transaktionen von Zahlungsmethoden dargelegt. Hierfür werde ich mich auf die drei wichtigsten POS Zahlungsinstrumente, Bargeld, Debitkarte und Kreditkarte spezialisieren. Die Grundlage dieses Abschnitts ist ebenfalls der Artikel von Liang Zhang (2020) mit den Daten der SCPC (2018). Die Ergebnisse sind in der Tabelle 2 und Tabelle 3 zusammengefasst3.
3.2.1 Adoptionsraten der Zahlungsmethoden
In der SCPC (2018) wird die Adoption der verschiedenen Zahlungsmethoden definiert. Die Adoption der Kredit- und Debitkarte liegt vor, wenn man eine solche Karte besitzt. Die Adoption von Bargeld ist nach der SCPC 2018 dann gegeben, wenn der Konsument Bargeld in den letzten zwölf Monaten benutzt, persönlich besitzt, im Eigentum gehalten oder mindestens einmal erhalten hat. Aus Tabelle 2 wird ersichtlich, dass insgesamt 99 Prozent der Konsumenten, Bargeld adoptiert haben. Aber auch die Debitkarte ist mit einer Adoptionsrate von insgesamt 83 Prozent sehr beliebt, wobei diese Karte häufiger von Innovatoren als von Nicht-Innovatoren besitzt wird. Während bei der Adoptionsrate von Bargeld der Unterschied zwischen Innovatoren und Nicht-Innovatoren mit einem p-Wert von 0,14 sehr klein und insignifikant ist, ist die Differenz bei der Debitkarte mit 14 Prozent erheblich größer und signifikant. Die Adoption der Kreditkarte weist ein ähnliches Muster wie die der Debitkarte auf. 81 Prozent der Innovatoren besitzen eine Kreditkarte, während nur 71 Prozent der Nicht-Innovatoren über eine solche Karte verfügen. Dies ist eine kleinere Differenz zwischen Innovatoren und Nicht-Innovatoren als bei der Debitkarte, die dennoch signifikant und klar zu erkennen ist.
Ein Grund für diese höheren Adoptionsraten von Debit- und Kreditkarten bei Innovatoren ist, dass in den USA als Mobile Payment Technologie häufig die Mobile Wallet Methode, die bereits im Kapitel 2.2.1 erklärt wurde, zum Einsatz kommt. Bei dieser Zahlungsart muss auf dem Smartphone eine Karte hinterlegt werden, um mobil bezahlen zu können. Insgesamt 54 Prozent der Innovatoren aus den USA haben Mobile Wallets adoptiert. Nur die Bezahlungsart mit einer Mobile App übertrifft diesen Anteil an Innovatoren mit 61 Prozent. Aber auch bei der Variante Mobile App wird häufig eine Karte genutzt. Deshalb sind die am meisten verwendeten Bezahlinstrumente, die mit einer mobilen Plattform verbunden sind, die Debit- und Kreditkarte mit einem Anteil von insgesamt 79 Prozent.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2 : Adoptionsraten von POS Zahlungsinstrumenten bei Innovatoren und Nicht-Innovatoren (Zhang 2020, S. 31)
3.2.2 Transaktionsanteil der Zahlungsmethoden
Im Gegensatz zu der Adoptionsrate wird beim Transaktionsanteil gezeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Bezahlmethode gemessen an allen Transaktionen ist. In Tabelle 3 ist zu erkennen, dass trotz einer Adoptionsrate bei Bargeld von 99 Prozent der Transaktionsanteil bei nur 25 Prozent liegt. Das heißt, dass einzig ein Viertel aller Transaktionen der Konsumenten mit Bargeld ausgeführt wird. Auch hier ist ein eindeutiger und signifikanter Unterschied zwischen Innovatoren und Nicht-Innovatoren zu erkennen. So benutzen Nicht-Innovatoren Bargeld deutlich häufiger als Innovatoren. Am meisten wird die Debitkarte eingesetzt, mit einem gesamten Transaktionsanteil von 30 Prozent. Im Gegensatz zu Bargeld, wird die Debitkarte von den Innovatoren signifikant mehr verwendet. Analog dazu verhält sich die Kreditkartennutzung. Während bei der Kreditkarte die Gesamtnutzung mit 22 Prozent etwas geringer ist als bei der Debitkarte, ist auch hier eine höhere Nutzung durch Innovatoren zu sehen. Ein Grund für die höhere Kartennutzung bei Innovatoren ist, wie schon im Punkt 3.2.1 erklärt, die Notwendigkeit der Karten bei Zahlung durch die Mobile Payment Technologie.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3 : Transaktionsanteil von POS Zahlungsinstrumenten bei Innovatoren und Nicht-Innovatoren (Zhang 2020, S. 31)
3.3 Einfluss von Mobile Payment auf „revolving card behavior“
Im Gegensatz zum Bezahlen mit Bargeld ist die Kartennutzung weniger transparent. Bei Kartenzahlung wird Geld nicht mehr physisch ausgetauscht, was den Überblick über die Ausgaben erschwert. Mobile Payment kann durch die Einfachheit der Anwendung diese Transparenz weiter senken. Liang Zhang sieht darin die Gefahr, dass diese Technologie mit einem negativen wirtschaftlichen Ergebnis für Konsumenten in Verbindung steht. Um dies herauszufinden wird das „revolving card behavior“ von Innovatoren mit dem der Nicht-Innovatoren verglichen. Dabei werden nur die Kreditkartenbesitzer betrachtet, da man ausschließlich bei Kreditkarten das „revolving behavior“ beobachten kann. „Revolving behavior“ bedeutet, dass der Konsument, unbezahlte Beträge in den letzten zwölf Monaten von einem Monat in den nächsten überträgt. Als „Revolver“ wird im weiteren Verlauf eine Person bezeichnet, die „revolving card behavior“ betreibt. Die Ergebnisse der SCPC aus dem Jahr 2018 zeigen, dass insgesamt 52 Prozent der Kreditkartenbesitzer diesen Zahlungsaufschub nutzen. Während 55 Prozent der Innovatoren, die eine Kreditkarte besitzen, „Revolver“ sind, sind es bei Nicht-Innovatoren, die im Besitz einer Kreditkarte sind, nur 50 Prozent.
Allerdings ist dieser Unterschied nur klein und insignifikant, wodurch es keinen eindeutigen Beweis aus den deskriptiven Statistiken gibt, dass Mobile Payment mit „revolving card behavior“ zusammenhängt. Um dennoch ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten, führt Liang Zhang in seiner Arbeit eine Regressionsanalyse durch. Dazu entwickelt er ein Modell, das in der Gleichung (1) beschrieben wird, (1) bei welcher der Indikator ein „Revolver“ zu sein ist. bezeichnet einen Vektor der demographischen Attribute des Konsumenten , welche Alter, Geschlecht, Rasse, Herkunft, Tätigkeitsstatus, Hausbesitzer und Bildung beinhalten. stellt das Einkommen des Konsumenten dar. ist ein Vektor, der die Bewertungen der Charakteristiken von Zahlungsinstrumenten abbildet. Diese Charakteristiken unterteilen sich in Sicherheit, Akzeptanz, Kosten, Bequemlichkeit, Dokumentation und Einfachheit der Einrichtung. ist eine Dummy Variable, die den Wert 1 angibt, wenn der Konsument Mobile Payment Technologie adoptiert hat und ansonsten den Wert 0 aufweist. Die Stichproben beinhalten nur Kreditkartenbesitzer, um Verzerrungen zu vermeiden.
[...]
1 Da es keine sinnvolle deutsche Übersetzung für diesem Begriff gibt, wird die englische Bezeichnung aus dem Artikel beibehalten.
2 Die Tabelle wurde aus der Arbeit von Liang Zhang (2020) im Original in Englisch übernommen.
3 Aufgrund der Spezialisierung auf die drei wichtigsten POS Zahlungsinstrumente habe ich die Tabellen aus Vereinfachungsgründen zusammengefasst. Die vollständigen Tabellen sind in der Arbeit von Liang Zhang (2020) nachzulesen.