Liebeskonzeptionen in Lessings "Emilia Galotti"


Hausarbeit, 2020

16 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Autor und sein Werk

3 Die Vorstellungen der Epoche

4 Die Liebeskonzeptionen in Emilia Galotti
4.1 Die Liebeskonzeption Emilias
4.2 Die Liebeskonzeption des Prinzen von Guastalla/Hettore Gonzagas
4.3 Die Liebeskonzeption der Gräfin Orsina
4.4 Die Liebeskonzeption des Grafen Appiani
4.5 Die Liebeskonzeption Odoardo und Claudia Galottis

5 Fazit

6 Bibliographie

1 Einleitung

Gotthold Ephraim Lessings Emilia Galotti ist ohne Zweifel eines der bekanntesten Dramen der Aufklärung.1 Auch heutzutage wird es noch häufig in deutschen Schulen gelesen, was die Bekanntheit des Werkes widerspiegelt. Das bürgerliche Trauerspiel wurde seit seiner Uraufführung vielfach gedeutet und interpretiert. Die Forschung hat dabei meist den politischen Wert des Werkes und den Konflikt zwischen Adel und Bürgertum als besonders wichtig erachtet, aber auch andere Forschungsansätze sind und waren gegeben. Hierbei wären die Familienstruktur und die damit verbundene Erziehung sowie die Moral innerhalb des Werkes und die Schuldfrage hervorzuheben. Auch die Struktur des Werkes stellt den Mittelpunkt einiger Forschungswerke dar.

In dieser Arbeit soll jedoch ein anderes Thema behandelt werden: Das Thema der Liebe. Die Liebeskonzeptionen und -beziehungen in Emilia Galotti sind elementare Bestandteile des Werkes. Dieses beinhaltet einige sehr unterschiedliche Liebesbeziehungen, auf die eingegangen werden soll. Um sie zu verstehen, müssen sowohl der historische Kontext als auch andere wichtige Themen des Dramas wie zum Beispiel der Ständekonflikt beachtet werden. Ersterer wird im Folgenden vor allem aus der Sekundärliteratur ermittelt, während Letztere einer genauen Textkenntnis und -arbeit bedürfen.

Zunächst werden einige grundlegende Informationen zu dem Autor und seinem Werk gegeben, ehe eine zeitliche Kontextuierung erfolgt. Dabei werden vor allem die Liebesvorstellungen der Epoche aufgezeigt. Im Folgenden gilt es die Figuren aus Emilia Galotti einzeln bezüglich des Themas der Hausarbeit zu untersuchen und aufzuzeigen wie die jeweiligen Liebeskonzeptionen sind. Nach der Betrachtung Emilias und des Prinzen sollen die Gräfin Orsina, der Graf Appiani und das Ehepaar Galotti analysiert werden. Am Ende wird es im Fazit einen Vergleich und eine Einordnung der Liebeskonzeptionen der verschiedenen Charaktere geben, in dem erneut auf den Kontext der damaligen Zeit Bezug genommen werden soll.

2 Der Autor und sein Werk

Gotthold Ephraim Lessing wurde 1729 in Kamenz als Pfarrerssohn geboren und begann in den 1740er Jahren erste Gedichte und Erzählungen zu schreiben. Nachdem er einige Lustspiele veröffentlichte, wurde sein erstes bürgerliches Trauerspiel Miss Sara Sampson 1955 uraufgeführt. Das nächste wurde zwölf Jahre später unter dem Titel Minna von Barnhelm in Hamburg gezeigt, wo er zuvor die Dramaturgie am neuen Theater übernommen hatte. Im Jahr 1772 veröffentlichte Lessing dann Emilia Galotti, sein vermutlich bekanntestes bürgerliches Trauerspiel, um das es im Folgenden gehen soll.2 Aus diesem Grund werden nun nicht noch sein Spätwerk oder weitere Aspekte seines Lebens erläutert.

Emilia Galotti basiert auf der Geschichte der Virginia des römischen Geschichtsschreibers Livius aus seinem Werk Ab urbe condita.3 Darin ersticht der Vater der Virginia seine Tochter, um ihre Tugend vor der Gewalt eines Tyrannen zu schützen, nachdem sie zu Unrecht in einem öffentlichen Prozess verurteilt wurde. Am Ende kommt es zu einer Revolution gegen eben diesen Tyrannen.4 Lessing selbst schrieb in einem Brief, dass er mit Emilia Galotti eine von Staatsinteresse freie Version der Virginia zeigen wolle.

Das Werk ist definitiv der Gattung des bürgerlichen Trauerspiels zuzuordnen. Diese Bezeichnung wurde 1733 erstmals in Frankreich benutzt und Lessing selbst schrieb bei der Veröffentlichung als Untertitel Trauerspiel unter Emilia Galotti. Die wichtigsten Merkmale der Gattung sind ein Konflikt in privater Sphäre, keine heroischen Charaktere, keine mythische Vorlage sowie eine Handlung, die in der Mittelschicht spielt. Bei Emilia Galotti sind außer der vorhandenen mythischen Vorlage alle Elemente der typischen Gattungsmerkmale vorzufinden. Durch diese soll dafür gesorgt werden, dass das Publikum sich besser mit den Figuren identifizieren kann und emotional involvierter ist. Lessing betonte damals stets wie wichtig es sei, dass die Furcht vor einem ähnlichen Schicksal sowie das Mitleid mit den Figuren ausgeprägt seien. Um die dramatische Wirkung zu erhöhen, sollten die Charaktere dem Zuschauer so ähnlich wie möglich sein.5

3 Die Vorstellungen der Epoche

Emilia Galotti wurde im Zeitalter der Aufklärung verfasst, dem Beginn der bürgerlich-liberalen Gesellschaft. Neben Immanuel Kant gilt Gotthold Ephraim Lessing als einer der wichtigsten deutschen Repräsentanten der Aufklärung. Andere literarische Vertreter sind beispielsweise Schlegel, Gellert oder auch Klopstock mit seinen Oden und Wieland mit den Romanen. Die Literatur der Epoche sollte dem Publikum sowohl gefallen als auch nutzen. Lessing verstand das Theater als eine moralische Anstalt, seine bürgerlichen Trauerspiele sollten das Publikum anspornen tugendhaft zu handeln.6 Mit der Aufklärung korrelierte zudem die Strömung der Empfindsamkeit, die „keineswegs als Gegenaufklärung verbucht werden darf“.7 In diesem Zusammenhang ist auch die sittliche Erziehung wichtig.8 Zu der Zeit wurden alte Denkweisen hinterfragt und angegriffen. Emilia Galotti vereinte diese epochenmachenden Themen und prägte die bürgerlich-literarische Kultur.9

Neben den Gattungsmerkmalen und den Themen der Epoche sind auch die damaligen Vorstellungen von Erziehung und Liebe besonders wichtig, um Emilia Galotti einzuordnen. Im 18. Jahrhundert galten Mann und Frau als sich ergänzende Partner, weshalb die Erziehung der Geschlechter unterschiedlich sein sollte. Während die Jungen zu selbstständigen und freien Individuen erzogen wurden, lernten die Mädchen moralisch, vernünftig und sanftmütig zu sein. Der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau schreibt in seinem Werk Émile ou de l'éducation, dass Frauen nur lernen sollen, was zu ihrem Geschlecht passt und ansonsten Grausames zu erleiden hätten. Ihre Aufgaben als Frauen seien es, die Kinder großzuziehen, nützlich zu sein und dem Mann zu gefallen.10 Der Vater galt als Oberhaupt der Familie und sollte die Kinder mit seiner Frau zur Vernunft führen.11 Generell war damals die Rolle der Frau vor allem die Rolle als Mutter, Hausfrau und Gattin in einer Vernunftehe.12

[...]


1 Vgl. Mingming Li: „Emilia Galotti – Mündigkeit der Wahrnehmung“. In : Literaturstraße. Chinesisch-deutsche Zeitschrift für Sprach- und Literaturwissenschaft 16 (2015). S. 219 – 233, hier S. 220.

2 Vgl. Werner Jung : Gotthold Ephraim Lessing. Stuttgart/Paderborn 2010, S. 21 – 31.

3 Vgl. Peter-André Alt: Aufklärung. 3., aktual. Aufl. Stuttgart/Weimar 2007, S. 221.

4 Vgl. Gerhard Kaiser: Von der Aufklärung bis zum Sturm und Drang: 1730 – 1785. Gütersloh 1966, S. 55.

5 Vgl. Alt, Aufklärung, S. 208 – 220.

6 Vgl. Jung, Lessing, S. 7 – 18.

7 Vgl. Alt, Aufklärung, 6f.

8 Vgl. Kaiser, Sturm, S. 14.

9 Vgl. Christoph Girschik: Liebe und Gewalt als Korrelate patronomer Herrschaft. Münster u.a. 1994, S. 49.

10 Vgl. Christa Kersting: „Konzepte weiblicher Erziehung im Zeitalter der Aufklärung“. In: Marion Kutter (Red.): Weiblichkeitsentwürfe und Frauen im Werk Lessings. Aufklärung und Gegenaufklärung bis 1800. Kamenz 1997. S. 67 – 93, hier S. 69 – 79.

11 Vgl. Girschik, Liebe, S. 43 – 47.

12 Vgl. Kersting: Konzepte, S. 80.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Liebeskonzeptionen in Lessings "Emilia Galotti"
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
1,3
Jahr
2020
Seiten
16
Katalognummer
V1167845
ISBN (eBook)
9783346580238
ISBN (Buch)
9783346580245
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lessing, Emilia, Galotti, Liebe, Liebeskonzeptionen, orsina, Appiani, Odoardo, Claudia, Prinz von Guastalla
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Liebeskonzeptionen in Lessings "Emilia Galotti", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1167845

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