Anfang der 1980er Jahre machten die Niederlande noch wegen ihrer dramatischen wirtschafts- und sozialpolitischen Situation als „kranker Mann Europas“ weltweit Schlagzeilen. Und besonders gut sah es auch nicht aus: Die Zahl der Arbeitslosen stieg monatlich um 10.000 Personen an und erreichte 1984 ihren Rekord mit 800.000 Arbeitslosen, was 14% Prozent bzw. nach OECD Berech-nungen 27% der Erwerbsbevölkerung ausmachte. Infolge der hohen Arbeitslosigkeit und verschiedener Möglichkeiten früher aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, erhöhte sich die Zahl der Leistungsempfänger des sozialen Sicherungssystems drastisch; weshalb auch die Staatsschuld beträchtlich anwuchs.
Umso erstaunlicher ist die Entwicklung, die die Niederlande seit Mitte der 1990er Jahren machte. Quasi über Nacht wandelte sich die besorgniserre-gende Situation der Niederlande zum allgemeinen beschäftigungspolitischen Vorbild. Niemand sprach mehr vom „kranken Mann“, sondern nur noch von dem niederländischen Poldermodell, das diesen beschäftigungspolitischen Erfolg erst möglich machte.
Nach Kleinhenz gibt es eine Gemeinsamkeit im öffentlichen Interesse an der Erfüllung des beschäftigungs- und arbeitsmarktpolitischen Wohlfahrtsziels:
„[Ziel ist es] für alle potentiell Erwerbsfähigen die Fähigkeit zu eigener Existenzsicherung durch Arbeit […] zu stärken und Beschäftigung unter den bestmöglichen Bedingungen zu gewährleisten, und zwar zum Wohle des einzel-nen wie des Gemeinwesens.“
In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen dem Mysterium des Polder-modells auf die Spur zu kommen, indem der Frage nachgegangen wird: War das Poldermodell Mitte der 1990er Jahre wirklich beschäftigungspolitisch erfolgreich?
Um diese Frage zu beantworten soll zunächst das Poldermodell definiert werden, um im Anschluss die zwei wesentlichen korporatistischen Interessenvertretungen kurz vorzustellen. Ein weiterer Punkt stellt das Abkommen von Wassenaar dar, sowie die daraus resultierenden Kernpunkte der Regierung. Eine Darstellung der Ergebnisse des Poldermodells beschließt diesen Abschnitt. Im letzten Punkt soll mit einer kritischen Betrachtung der Ergebnisse auf die Fragestellung geantwortet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Poldermodell
- Definition
- Korporatistische Interessenvertretungen
- Abkommen von Wassenaar
- Kernpunkte der Regierungen ab 1982
- Ergebnisse
- Kritische Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Poldermodell, einem Ansatz zur Lösung der dramatischen Wirtschafts- und Sozialpolitik der Niederlande in den 1980er Jahren. Das Ziel ist es, die Frage zu beantworten, ob das Poldermodell Mitte der 1990er Jahre tatsächlich beschäftigungspolitisch erfolgreich war.
- Definition und Entwicklung des Poldermodells
- Rolle korporatistischer Interessenvertretungen
- Das Abkommen von Wassenaar und seine Auswirkungen
- Ergebnisse des Poldermodells
- Kritische Bewertung des Erfolgs des Poldermodells
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Ausgangssituation der Niederlande in den 1980er Jahren dar und führt in das Thema des Poldermodells ein.
- Kapitel 2 definiert das Poldermodell und erläutert die Rolle korporatistischer Interessenvertretungen wie der Stiftung für Arbeit (STAR) und des Sozial-ökonomischen Rates (SER).
- Kapitel 3 beleuchtet das Abkommen von Wassenaar und die daraus resultierenden Kernpunkte der Regierung.
- Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse des Poldermodells und die Entwicklung der Arbeitsmarktsituation in den Niederlanden.
Schlüsselwörter
Poldermodell, Niederlande, Arbeitsmarktpolitik, Korporatismus, Interessenvertretungen, Stiftung für Arbeit (STAR), Sozial-ökonomischer Rat (SER), Abkommen von Wassenaar, Beschäftigung, Wirtschaftspolitik.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Nina Eger (Author), 2008, Beschäftigungspolitische Auswirkungen des "Poldermodell", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116812