Wandel der Motive des Sporttreibens im Zuge der Corona-Pandemie

Eine quantitative Befragung Sportstudierender hinsichtlich freizeitsportlicher Motive vor und während der Pandemie


Bachelorarbeit, 2021

76 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theorie
2.1 Forschungsstand
2.1.1 Studie Mutz und Gerke (2021)
2.1.2 Studie Nowossadeck et al. (2021)
2.1.3 Studie Schmidt et al. (2021)
2.2 Untersuchungsgegenstand
2.2.1 Definition von Sport
2.2.2 Stellenwert des Sportes in der heutigen Gesellschaft
2.2.3 Definitionen zu Motiven und Motivationen im Sport
2.2.4 Definition SARS-CoV-2
2.3 Theoretisches Grundgerüst
2.3.1 Entstehung und Entwicklung der Corona-Pandemie
2.3.2 Einfluss der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf das Leben der Menschen
2.3.3 Einschränkungen im Bereich des Sports und deren Auswirkungen
2.3.4 Bedeutung des Sports für die Gesundheit der Menschen
2.3.5 Forschungsstand zu alters- und geschlechtsspezifischen Motiven im Sport

3 Methodik
3.1 Forschungsfragen
3.2 Forschungshypothesen
3.3 Datenerhebungsmethode
3.3.1 Fragebogendesign
3.3.2 Fragen zur Soziodemografie und den Bedingungen im Freizeitsport
3.3.3 Das Berner Motiv- und Zielinventar
3.4 Datenauswertung

4 Ergebnisse
4.1 Beschreibung der Stichprobe
4.2 Deskriptive Ergebnisse
4.3 Inferenzstatistische Ergebnisse

5 Diskussion
5.1 Diskussion der Ergebnisse
5.2 Diskussion der Methodik
5.3 Schlussfolgerung

6 Literaturverzeichnis

7 Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Grundschema zum Ablauf von Motivationsprozessen nach Gabler

Abbildung 2. Rücklauf im Zeitverlauf

Abbildung 3. Altersverteilung der Stichprobe nach Geschlechtern im Vergleich zur Gesamtbevölkerung

Abbildung 4. Verteilung der Befragten hinsichtlich ihrer jeweiligen Fachsemesterzahl im Studiengang Sportwissenschaft

Abbildung 5. Welche Sportart hast du in deiner Freizeit am meisten ausgeübt (vor der Corona-Pandemie)?

Abbildung 6. Wie viele Stunden pro Woche hast du deine meistbetriebene Sportart in der Freizeit getrieben?

Abbildung 7. Vor/Während der Corona-Pandemie habe ich meine meistbetriebene Sportart wie folgt ausgeübt

Abbildung 8. Auf welche Weise konntest du deine meistbetriebene Sportart während der Corona-Pandemie weiterhin ausüben?

Abbildung 9. Mit welchen Motiven und Zielen hast du deine meistbetriebene Sportart vor/während der Pandemie ausgeübt?

Abbildung 10. Veränderung der Ausprägung des Kontaktmotivs im Vergleich VP und WP

Abbildung 11. Veränderung der Ausprägung des Motivs Wettkampf/Leistung im Vergleich VP und WP

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1. Ausdifferenzierung verschiedener Sportmodelle

Tabelle 2. Merkmale zur Klassifizierung von Motiven im Sport

Tabelle 3. Studierendenstatistik Sportwissenschaft SoSe 2021

Tabelle 4. Zusammenfassung aller statistischen Kennwerte

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Seit Anfang des Jahres 2020 hat das COVID-19 Virus weltweit einen erheblichen Einfluss auf das Leben aller Menschen. Um die weitere Ausbreitung des Virus zu stoppen, wurden vielerlei eindämmende Maßnahmen bis hin zu harten Lockdowns ergriffen, die In Form von Abstandsregelungen, Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Schul- und Hochschulschließungen,

Veranstaltungsverboten und weiteren Maßnahmen das komplette öffentliche Leben der Menschen stark eingeschränkt haben (Mutz & Gerke, 2021, S. 306). Das sogenannte ,Social Distancing' greift jedoch die Natur des Menschen an. Die daraus resultierende Isolation wirkt sich in negativer Weise auf die psychische und die physische Gesundheit des Menschen aus (Benoy, 2021, S. 24). Und obwohl Sport die Gesundheit der Menschen während einer Pandemie fördern könnte, z.B. aufgrund höherer Überlebenschancen im Falle einer Infektion (Sallis, R., Young, D. R., Tartof, S. Y., Sallis, J. F., Sall, J., Li, Q., Smith, G. N., Cohen, D. A., 2021, S. 1), wurde gerade das Sporttreiben auch stark eingeschränkt. Über Monate hinweg konnten die Sportler*innen nicht mehr wie gewohnt trainieren. Infrastrukturen, wie beispielsweise Sportplätze oder Fitnessstudios, wurden geschlossen und Sportvereinen wurde das Training in Mannschaften oder Gruppen untersagt. Die Menschen mussten sich an die neue Situation anpassen und wichen somit auf Möglichkeiten wie Workouts oder Joggen aus, die man allein ausüben konnte (Mutz & Gerke, 2021, S. 311). Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die Art des Sporttreibens demnach grundlegend verändert. Fraglich ist jedoch, was die Menschen in dieser veränderten Situation dazu motiviert hat, trotzdem weiter Sport zu treiben. Denn zu vermuten ist, dass sich mit der Veränderung der Bedingungen im Sport gleichzeitig auch die sportbezogenen Motive und Ziele gewandelt haben. Aufgrund dessen, dass die Einschränkungen insbesondere das soziale Miteinander im Sport verhindert haben, wird vermutet, dass Mannschaftssportler*innen im Vergleich zu Individualsportler*innen ihre Motive stärker anpassen mussten.

An dieser Stelle ergibt sich folglich ein Forschungsdefizit, welches in dieser Arbeit anhand folgender Fragen untersucht werden soll:

Inwiefern haben sich die freizeitsportbezogenen Motive während der Pandemie im Vergleich zum Zeitpunkt vor der Pandemie gewandelt und wie hängt die Veränderung der Art des Sporttreibens im Zuge der Corona-Einschränkungen damit zusammen? Gibt es diesbezüglich Unterschiede zwischen Mannschafts- und Individualsportler*innen?

Um den Wandel der sportbezogenen Motive im Zuge der Corona-Pandemie zu untersuchen, wurde im Rahmen dieser Arbeit eine Befragung durchgeführt. In Kapitel 2.3 wird zunächst ein theoretisches Grundgerüst aufgebaut, welches sich mit dem aktuellen Forschungsstand zur Corona-Pandemie, der Bedeutung des Sports in der heutigen Gesellschaft (Kap. 2.3.4) und wichtigen Begrifflichkeiten wie den Motiven und Motivationen sowie dem SARS-CoV-2 Virus auseinandersetzt. Daran anschließend folgen Erläuterungen zur Entwicklung der Corona-Pandemie, den damit einhergehenden Einschränkungen im Alltag und im Sport sowie den Folgen der Einschränkungen für das Leben und die Gesundheit der Menschen. An dieser Stelle erfolgt eine Ergänzung zum Forschungsstand der sportbezogenen Motive des Menschen je nach Alter und Geschlecht. Hier werden demnach wichtige Forschungserkenntnisse zu den sportbezogenen Motiven der Menschen geliefert, die jedoch noch nicht im Kontext der Corona-Pandemie erforscht wurden. Nach diesem Kapitel sind alle theoretischen Grundlagen geschaffen, um auf die Befragung dieser Arbeit überzuleiten. Anders als in den beschriebenen Studien (Kap. 2.3.5) soll in dieser Befragung der Fokus nicht auf dem Vergleich von geschlechts- und altersspezifischen Motiven lasten. Vielmehr soll der Wandel der Motive zwischen der Zeit vor und während der Pandemie analysiert werden. Die Unterschiede zwischen Mannschafts­und Individualsportler*innen werden hierbei einen wichtigen Teil der Forschung einnehmen.

Im Methodik-Abschnitt (Kap. 3) werden dazu zunächst die Forschungsfragen und die Forschungshypothesen aufgestellt, um anschließend die Erhebungs- und Auswertungsmethode genauer zu erläutern. Nach einer Beschreibung der Stichprobe werden im Kapitel 4 alle deskriptiven, sowie inferenzstatistischen Ergebnisse dargestellt. Den Abschluss dieser Arbeit stellt das Kapitel 5 dar, in dem alle Ergebnisse und die Methodik zusammenfassend diskutiert werden. Abschließend folgt die Schlussfolgerung mit einem Ausblick auf weitere mögliche Forschungsfragen.

2 Theorie

Um einen grundlegenden Überblick über den Forschungsstand zu gewinnen, werden eingangs drei verschiedene Studien vorgestellt, die sich mit der Veränderung der sportlichen Aktivität während der Pandemie im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie auseinandersetzen (Kap. 2.1). Nächstfolgend werden die Begrifflichkeiten Sport, Motive und Motivationen sowie SARS-CoV-2 genauer definiert (Kap. 2.2), um darauffolgend die pandemiebedingten Einschränkungen im Sport und mögliche Folgen darzulegen (Kap. 2.3). Umfassende Untersuchungen zu sportbezogenen Motiven während der Pandemie oder zum Wandel dieser Motive im Zuge der Pandemie liegen bisher nicht vor. Aufgrund dessen wird in Kapitel 2.3.5 nach der theoretischen Hinführung lediglich genauer auf den Forschungsstand zu den alters­und geschlechtsspezifischen Motiven im Sport eingegangen.

2.1 Forschungsstand

Dieses Kapitel soll zunächst einen Überblick über die Forschungslage zur COVID-19- Pandemie ermöglichen. Aufgrund der weiterhin andauernden Aktualität dieser Thematik sind seit Beginn der Pandemie zwischen Ende des Jahres 2019 und Anfang des Jahres 2020 sehr viele Studien mit unterschiedlichsten Forschungsschwerpunkten veröffentlicht worden. Alle Forschungsergebnisse aufzugreifen wäre für diese Arbeit jedoch zu umfangreich, weshalb v.a. Studien betrachtet werden, die sich mit der Veränderung der sportlichen Aktivität im Zuge der Pandemie befassen.

2.1.1 Studie Mutz und Gerke (2021)

Eine wichtige Grundlage für diese Arbeit bildet die von Mutz und Gerke (2021) durchgeführte Studie, bei der n=1001 deutsche Erwachsene - hier ab einem Alter von 14 Jahren - vom 27. März bis 6. April 2020 an einer Online-Befragung teilnahmen. Die Befragung wurde zeitnah nach Beginn des ersten Lockdowns (Kap. 2.3.1.) durchgeführt, sodass die Ergebnisse der Studie ausschließlich auf gegenwärtigen Meinungen der Teilnehmenden beruhen. Rückblickende Erfahrungen spielen bei den Erkenntnissen keine Rolle. Gleichzeitig waren die Befragten zu dieser Zeit noch mit der Situation und den Bedingungen vor der Pandemie vertraut, was für einen Vergleich beider Zeitpunkte von Vorteil war. Die Studie sollte v.a. untersuchen, inwiefern sich die Zeit der sportlichen Freizeitaktivität im Zuge der Pandemie verändert hat und ob es hinsichtlich der Veränderungen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, den Altersgruppen und den Bildungsständen gibt. Außerdem sollte analysiert werden, inwiefern sich die Arten der sportlichen Betätigung verändert haben (Mutz & Gerke, 2021, S. 307). Insgesamt ließ sich feststellen, dass „31% aller Deutschen ihre ,LTSE' (=leisure time sport and exercise) reduziert haben, während 27% gleich viel und 6% mehr Sport als vorher“ (Mutz & Gerke, 2021, S. 305) getrieben haben. Es wurde demnach beobachtet, dass die Zahl der inaktiven Deutschen von 39,4% im Zuge der Pandemie auf eine Zahl von 59,5%, also um insgesamt 20,1%, gestiegen ist (Mutz & Gerke, 2021, S. 309). Weitergehend stellte sich heraus, dass mehr jüngere Menschen im Vergleich zu älteren Befragten auch während der Pandemie weiter sportlich aktiv geblieben sind. Menschen, die ihre sportliche Aktivität reduziert haben, fanden meist keine Alternative, um Sport zu treiben, da z.B. die Sportstätten geschlossen waren und die Angst vor der Infektion zu groß war (Mutz & Gerke, 2021, S. 311). Jedoch gab es auch einige Befragte, die genauso viel oder sogar mehr Sport in ihrer Freizeit während des Lockdowns betrieben haben. Mit 28,9% nutzten diese Menschen „individuelle Workouts zuhause“ am häufigsten als alternativen Sport, während die „leichte Aktivität draußen“ mit 20,1% ebenfalls sehr häufig vertreten war, um sich zu bewegen. Zusammengefasst machen die Gruppe der bereits zuvor inaktiven Menschen und die Gruppe der ,Reduzierer' während der Pandemie ein Anteil von 67% der gesamten Bevölkerung Deutschlands aus (Mutz & Gerke, 2021, S. 313). Ferner betonen Mutz und Gerke (2021, S. 313f.) die Wichtigkeit weiterführender Forschung, die sich auf einen längeren Zeitraum während der Pandemie bezieht oder aber andere Forschungsschwerpunkte, wie z.B. die Auswirkungen der reduzierten sportlichen Aktivität auf die Gesundheit der Menschen, behandelt.

Eine wichtige Grundlage für diese Arbeit bildet die von Mutz und Gerke (2021) durchgeführte Studie, bei der n=1001 deutsche Erwachsene - hier ab einem Alter von 14 Jahren - vom 27. März bis 6. April 2020 an einer Online-Befragung teilnahmen. Die Befragung wurde zeitnah nach Beginn des ersten Lockdowns (Kap. 2.3.1.) durchgeführt, sodass die Ergebnisse der Studie ausschließlich auf gegenwärtigen Meinungen der Teilnehmenden beruhen. Rückblickende Erfahrungen spielen bei den Erkenntnissen keine Rolle. Gleichzeitig waren die Befragten zu dieser Zeit noch mit der Situation und den Bedingungen vor der Pandemie vertraut, was für einen Vergleich beider Zeitpunkte von Vorteil war. Die Studie sollte v.a. untersuchen, inwiefern sich die Zeit der sportlichen Freizeitaktivität im Zuge der Pandemie verändert hat und ob es hinsichtlich der Veränderungen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, den Altersgruppen und den Bildungsständen gibt. Außerdem sollte analysiert werden, inwiefern sich die Arten der sportlichen Betätigung verändert haben (Mutz & Gerke, 2021, S. 307). Insgesamt ließ sich feststellen, dass „31% aller Deutschen ihre ,LTSE' (=leisure time sport and exercise) reduziert haben, während 27% gleich viel und 6% mehr Sport als vorher“ (Mutz & Gerke, 2021, S. 305) getrieben haben. Es wurde demnach beobachtet, dass die Zahl der inaktiven Deutschen von 39,4% im Zuge der Pandemie auf eine Zahl von 59,5%, also um insgesamt 20,1%, gestiegen ist (Mutz & Gerke, 2021, S. 309). Weitergehend stellte sich heraus, dass mehr jüngere Menschen im Vergleich zu älteren Befragten auch während der Pandemie weiter sportlich aktiv geblieben sind. Menschen, die ihre sportliche Aktivität reduziert haben, fanden meist keine Alternative, um Sport zu treiben, da z.B. die Sportstätten geschlossen waren und die Angst vor der Infektion zu groß war (Mutz & Gerke, 2021, S. 311). Jedoch gab es auch einige Befragte, die genauso viel oder sogar mehr Sport in ihrer Freizeit während des Lockdowns betrieben haben. Mit 28,9% nutzten diese Menschen „individuelle Workouts zuhause“ am häufigsten als alternativen Sport, während die „leichte Aktivität draußen“ mit 20,1% ebenfalls sehr häufig vertreten war, um sich zu bewegen. Zusammengefasst machen die Gruppe der bereits zuvor inaktiven Menschen und die Gruppe der ,Reduzierer' während der Pandemie ein Anteil von 67% der gesamten Bevölkerung Deutschlands aus (Mutz & Gerke, 2021, S. 313). Ferner betonen Mutz und Gerke (2021, S. 313f.) die Wichtigkeit weiterführender Forschung, die sich auf einen längeren Zeitraum während der Pandemie bezieht oder aber andere Forschungsschwerpunkte, wie z.B. die Auswirkungen der reduzierten sportlichen Aktivität auf die Gesundheit der Menschen, behandelt.

2.1.2 Studie Nowossadeck et al. (2021)

Ergänzend wird die von Nowossadeck et al. (2021) durchgeführte Untersuchung, bei der im Alter zwischen 46 und 90 Jahren n=4.762 Personen berücksichtigt wurden (Nowossadeck, S., Wettstein, M., Cengia, A., 2021, S. 8), präsentiert. Da diese Studie im Vergleich zur eingangs vorgestellten Studie von Mutz und Gerke (2021) ähnliche Forschungsanliegen abfragt und lediglich der Altersdurchschnitt dieser Stichprobe höher ist, können die im Folgenden vorgestellten Erkenntnisse als Ergänzung zu denen von Mutz und Gerke (2021) gesehen werden. Innerhalb der Befragung wird die Veränderung der sportlichen Aktivität von dem Spazierengehen getrennt ermittelt.

Zudem wurden soziodemografische Unterschiede sowie Differenzen zwischen den vorher Inaktiven und den bereits vorher Aktiven geprüft, was dadurch möglich ist, dass Daten zur sportlichen Aktivität der gleichen Personen bereits im Jahre 2017 in einer anderen Studie gesammelt wurden (Nowossadeck et al., 2021, 6f.). Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen die Resultate der Studie von Mutz und Gerke (2021). So reduzieren 27,8% aller Befragten ihre sportliche Aktivität im Zuge der Corona- Pandemie, während nur 7,7% mehr Sport getrieben haben oder alternativ mehr spazieren gegangen sind. Betrachtet man die Altersgruppen und Geschlechter, lässt sich feststellen, dass v.a. die 46- bis 60-jährigen Menschen und die Frauen ihre sportliche Aktivität während der Pandemie verringert haben. Zugleich schränkten Befragte, die in der Stadt oder im Westen Deutschlands leben, mit 32,3% öfter ihre sportliche Aktivität ein als Menschen, die auf dem Land oder im Osten Deutschlands leben. Hinzukommend reduzierten insbesondere Befragte, die auch schon vorher sportlich aktiv waren, mit 38,7% häufiger als die vorher Inaktiven ihre sportliche Aktivität. Trotz der Reduzierung der Aktivität gingen jedoch nur ein Viertel dieser Personen als Alternative in der Pandemie öfter spazieren (Nowossadeck et al., 2021, 3f.). Letztendlich ist die deutliche Verringerung der sportlichen Aktivität der älteren Teilnehmenden auf die Schließung vieler Sporteinrichtungen, wie z.B. Fitnessstudios, zurückzuschließen, weshalb Nowossadeck et. al (2021, S. 22) die Notwendigkeit der Entwicklung von Sportangeboten, die zukünftig auch in Zeiten einer Pandemie funktionieren, betont.

2.1.3 Studie Schmidt et al. (2021)

Zuletzt soll die ,Motorik-Modul Studie (MoMo)' von Schmidt et al. (2021) aufgeführt werden. Nachdem die beiden vorigen Studien lediglich Erwachsene befragt haben, wird in der ,MoMO Studie' die Veränderung des Sportverhaltens von Kindern untersucht (Schmidt, S.C.E, Burchartz, A., Kolb, S., Niessner, C., Oriwol, D., 2021).

Die ,MoMo-Studie' ist eine Längsschnittstudie, bei der seit 2003 die gleichen Kinder im Alter von 4 bis 17 Jahren zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt werden. Die Kinder wurden nun ebenfalls zu zwei verschiedenen Zeitpunkten während der Corona- Pandemie befragt. Die erste Online-Befragung fand vom 20. April bis zum 1. Mai 2020 statt, hier konnten n=1.717 Daten der Kinder für die Auswertung verwendet werden. Die zweite Befragung wurde vom 29. Januar bis 14. Februar 2021 mit n=1.322 Kindern durchgeführt. Zu beachten ist, dass die sportliche Aktivität in die „Aktivität im altersspezifischen Setting“, die „Alltagsaktivität“ und den „Sport“ (Schmidt et al., 2021, S. 6) unterteilt wurde. Zusätzlich hat man außerdem die Mediennutzung der Kinder erfragt. Um die sportliche Aktivität zwischen den Zeitpunkten vor der Pandemie (VP) und während der Pandemie (WP) vergleichen zu können, wurden die bereits vor der Pandemie erhobenen Daten zum Sportverhalten der Kinder verwendet. Als erstes wurde die angegebene sportliche Aktivität zu den drei Zeitpunkten mit der WHO- Empfehlung für Kinder verglichen. Nach dem WHO-Richtmaß sollten die Kinder täglich 60 Minuten in wenigstens moderater Bewegung sein. Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie erfüllen die Kinder die Richtlinie im ersten Lockdown sogar um insgesamt 12% mehr, jedoch muss die Motivation während der Pandemie zurückgegangen sein, da die Erfüllung der WHO-Empfehlung während des zweiten Lockdowns sogar noch weniger vorhanden ist als vor der Pandemie (Schmidt et al., 2021, S. 9). Weitere Ergebnisse zur durchschnittlichen sportlichen Aktivität verzeichnen „einen alarmierenden Rückgang von 32,5 Minuten pro Tag vor der Pandemie auf 23,9 Minuten im ersten und 13,6 Minuten im zweiten Lockdown“ (Schmidt et al., 2021, S. 10). Ähnlich wie bei den Ergebnissen zur Erfüllung der WHO-Empfehlung stieg die körperliche Alltagsaktivität durch z.B. ,Spielen im Freien' im ersten Lockdown zwar von 59 auf 82 Minuten täglich an, jedoch sank diese im zweiten Lockdown auf nur noch 22 Minuten. Schmidt et al. (2021, S. 10f.) vermuten, dass diese Entwicklung auf einen deutlichen Verlust an Motivation im Vergleich zum ersten Lockdown und auf weniger Zeit durch den Schulalltag zurückzuführen ist. Letztendlich gaben 48% aller Kinder im zweiten Lockdown an, dass sich ihre Fitness im Vergleich zum ersten Lockdown verschlechtert hat, während zudem 38% der Kinder in dieser Zeit zugenommen haben (Schmidt et al., 2021, S. 13). Zusätzlich konnte festgestellt werden, dass besonders Kinder mit Übergewicht oder ohne einen Gartenzugang ihre sportliche und körperliche Aktivität reduzierten und somit umso mehr an den Einschränkungen der Pandemie leiden mussten (Schmidt et al., 2021, 15f.).

Zusammenfassend kommen alle Studien zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Zeit sowie die Intensität der sportlichen Aktivität der deutschen Bevölkerung ist im Zuge der Corona-Pandemie gesunken. Die Ursache dieser Reduzierung ist mit den Schließungen von sportlichen Infrastrukturen, wie Fitnessstudios oder Vereinssportstätten, zu begründen. Jedoch haben auch individuelle Gründe einen ausschlaggebenden Einfluss auf die Veränderung der sportlichen Aktivität während der Pandemie gehabt (Mutz & Gerke, 2021, S. 311). Aus ebendiesen individuellen Gründen des Sporttreibens, ergibt sich an dieser Stelle die Forschungslücke dieser Arbeit. Die COVID-19-Pandemie hat die Art des Sporttreibens in einem großen Ausmaß verändert, weshalb es möglicherweise für viele Menschen gar nicht mehr möglich oder attraktiv war, aufgrund der gewohnten Motive Sport zu treiben. Die Arbeit soll an die beschriebenen Studien anschließen und dabei die Motive des Sporttreibens während der Pandemie mit den Motiven vor der Pandemie vergleichen. Die daraus resultierenden Erkenntnisse in Bezug auf die Veränderung von Motiven im Zuge der Pandemie könnten die Ergebnisse der vorgestellten Studien erklären. Zunächst sind dazu Erklärungen zu den wichtigsten Begriffen und theoretische Grundlagen nötig, die im folgenden Kapitel angeführt werden.

2.2 Untersuchungsgegenstand

2.2.1 Definition von Sport

Der Begriff ,Sport' ist kaum konkret definierbar, weshalb es eine Vielzahl von Begriffseingrenzungen und Definitionen gibt, die sich durch ein unterschiedliches Verständnis von Sport unterscheiden (Heinemann, 2007, S. 53). Die Bezeichnung ist vielmehr durch dessen Historie und alltägliche Nutzung sowie durch die Verbindungen zur Wirtschaft, Politik und weiteren Bereichen geprägt, sodass sie einer ständigen Entwicklung ausgesetzt ist (Röthig & Prohl, 2003, 493ff.).

In Hinblick auf die Begriffsauslegung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) werden Aktivitäten bei Erfüllung dreier Kriterien als ,Sport' angesehen. Hierbei ist anzumerken, dass der DOSB ,Sport' in Hinblick auf die mögliche Mitgliedschaft von Vereinen und Verbänden im DOSB definiert. Auf Grundlage der historischen Entwicklung des Sportverständnisses wurden folgende maßgebliche Kriterien aufgestellt. Das erste Kriterium fordert eine gewisse „eigenmotorische Tätigkeit“, die im Sport vorhanden sein muss. Der Fokus liegt hierbei also vor allem auf der „Bewegung des Menschen“ (Krüger, M., Emrich, E., Meier, H. E., Daumann, F., 2013, S. 363), sodass der DOSB Aktivitäten ohne motorische Handlungen des Menschen, wie beispielsweise Denk- oder Computerspiele, nicht als Sport anerkennt. Weitergehend legt der DOSB fest, dass die motorische Aktivität des Menschen aus reinem Selbstzweck vollzogen werden muss. Somit fällt körperliche Aktivität zwecks Arbeits- oder Alltagsaufgaben, wie z.B. „Holzsägen im Rahmen der Arbeit von

Waldarbeitern“ (Krüger et al., 2013, S. 364) laut DOSB nicht unter den Begriff ,Sport'. Inbegriffen im zweiten Kriterium ist außerdem, dass körperliche Aktivität mit dem Ziel physiologischer Veränderungen, also z.B. Gesundheitssport mit dem Ziel der Mobilisation der Wirbelsäule, ebenfalls nicht als Sportart anzusehen ist, da es dabei laut DOSB „nicht um die Tätigkeit selbst, um ,Selbstzweck' ginge“ (Krüger et al., 2013, S. 364). Nach dem dritten Kriterium muss ein Sport den Sinn, die Einstellungen und die ethischen Werte (z.B. Fairplay) des Sportes in sich tragen. Wird eine körperliche Aktivität also in einem Konkurrenzverhältnis ausgetragen, welches innerhalb festgelegter Regeln gewollte Körperverletzung legitimiert oder ausschließlich materielle Ziele hat, kann diese nicht als ,Sport' anerkannt werden.

Doch die Begriffsdeutung des DOSB führt zu Diskussionen hinsichtlich des Sportverständnisses, denn laut aller Kriterien dürfte auch der Profisport eigentlich nicht mehr als ,Sport' angesehen werden, da dort oft nicht mehr der Selbstzweck, sondern vielmehr das ökonomische Potenzial des Sportes im Vordergrund steht (Krüger et al., 2013, 364f.). Um auch Grenzfälle wie den Profisport oder den Gesundheitssport in den Sport einordnen zu können und trotzdem voneinander unterscheiden zu können, hat Heinemann (2007) fünf Sportmodelle entwickelt. Dazu definiert er den Sport als ein „soziales Konstrukt“ (Heinemann, 2007, S. 56), das sich durch vier verschiedene Konstituenten in „typische Variations- und Ausprägungsformen von Sport“ (ebd., S. 56) aufteilen lässt, die in der Tabelle 1 dargestellt sind.

Tabelle 1. Ausdifferenzierung verschiedener Sportmodelle (Heinemann, 2007, S. 57).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es kristallisieren sich fünf Arten des Sporttreibens heraus, die die oben aufgeführten vier Elemente jeweils unterschiedlich stark bedienen. Das Modell des traditionellen Wettkampfsports‘ bezieht sich auf alle Sportarten, die ihren Fokus über alle Leistungsklassen hinweg auf die Leistung und den Wettkampf legen (z.B. Turnen). Hierbei wird der Maßstab durch ein sportartspezifisches Regelwerk festgelegt, welches zudem klare ethische Werte einhält. Der Sport wird aus reinem Selbstzweck ohne jeglichen weiteren Nutzen außer der sportlichen Leistung ausgeübt, sodass dieses Modell starke Ähnlichkeit mit der Sicht des DOSB auf den Sport aufweist. Im Gegensatz dazu umfasst der ,professionelle Showsport' alle Arten von Sport, die vor allem der Unterhaltung von Menschen dienen und somit deutlich wirtschaftliche Ziele verfolgen. Da diese Sportarten stark kommerzialisiert sind, geht der Selbstzweck beim Sporttreiben, beispielsweise im Profifußball, verloren und der Sport wird zum Beruf. Das ,expressive Sportmodell' betrachtet den Sport als ein freizeitliches Erleben von Spaß und Entspannung zugleich bei dem die Leistung, der Wettkampf und die festen Regeln nicht mehr an erster Priorität stehen, sondern in den Hintergrund geraten. Der Freizeitsport ist also allgemein als ein Ausüben von Sport jenseits des Leistungs- und Profisports zu definieren. Zu dem freizeitsportlichen Modell zählen demnach Sportarten wie das Joggen, Skaten oder Tanzen, bei denen vor allem Ziele wie beispielsweise Spaß oder Entspannung im Vordergrund stehen (Heinemann, 2007, S.57f.).

Wie es der Name schon andeutet, gehören dem funktionalistischen Sportmodell' Sportarten an, bei dem der Körper geformt oder repariert werden soll, um dessen Zustand zu optimieren (Heinemann, 2007, S. 57f.). Entsprechend werden beispielsweise im Gesundheitssport, beim Yoga oder im Fitness-Studio verschiedene Ziele verfolgt, die sich auf die physische, aber auch psychische Gesundheit des Sporttreibenden positiv auswirken sollen. „Sport wird das Werkzeug, mit dem man die angestrebte Körperformung und gewünschtes Körpererleben verwirklichen kann“ (Heinemann, 2007, S. 59). Im letzten Modell wird sich rückbesinnt auf die „traditionelle Spielkultur“ (ebd., S. 59f.), bei der Spiele aus der eigenen Kultur wieder aufgenommen werden, um den Verlust dieser Spiele als alte Kulturgüter zu verhindern und somit die nationale Identität des Sportes nicht zu verlieren.

Heinemann (2007, S. 60) betont zusammenfassend, dass seine Einteilung in die fünf Modelle des Sportes lediglich als Orientierung dienen kann, da zwischen den Modellen kaum feste Grenzen gesetzt werden können und zudem beispielsweise Trendsportarten oder aber Sportarten anderer Kulturen nicht berücksichtigt werden, sodass auch diese Definition an ihre Grenzen stößt. Im Zuge dessen beschreibt Haverkamp (2005, 71f.) den Begriff ,Sport' als „ein Familienähnlichkeitsbegriff, [...] [der] nicht scharf umgrenzt, [und] sowohl statisch als auch dynamisch vage“ ist. Die Begrifflichkeit ,Sport' schafft lediglich eine Basis für eine Einteilung in viele verschiedene Kategorien und Modelle des Sportes, der Oberbegriff ist nach Haverkamp (2005) jedoch nicht definierbar. Dies fasst Haverkamp (2005, S. 71) in folgendem Zitat zusammen:

„Der Begriff Sport als relativ stabiles, kognitives Konzept kategorisiert unterschiedliche menschliche Aktivitäten und Verhaltensweisen. Aufgrund individueller enzyklopädischer und kommunikativer Erfahrungen werden gemeinsame Merkmale der Aktivitäten extrahiert. Diese Merkmale konstituieren die Intension des Begriffs und dienen als Filter für die Identifizierung und Klassifizierung weiterer sportlicher Einzelfälle'“.

Im folgenden Kapitel 2.2.2 soll der definierte Begriff ,Sport' nun aus soziologischer Sicht betrachtet und analysiert werden. Es wird dargestellt, welche Bedeutung der Sport innerhalb der Gesellschaft trägt, um weitergehend eine erste Verknüpfung zu Motiven und Motivationen des Sporttreibens zu entwickeln.

2.2.2 Stellenwert des Sportes in der heutigen Gesellschaft

„Sport ist ein kulturelles Tätigkeitsfeld, in dem Menschen sich freiwillig in eine Beziehung zu anderen Menschen begeben, um ihre jeweiligen Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Bewegungskunst zu vergleichen - nach selbst gesetzten oder übernommenen Regeln und auf Grundlage der gesellschaftlich akzeptierten ethischen Werte.“ (Tiedemann, 2021, S. 10)

Verknüpft man die vorherigen Definitionen (Kap. 2.2.1) mit der Definition Tiedemanns wird deutlich, dass Sport für den Menschen auch immer eine soziale Komponente bedient. Wenn man darüber hinaus die Historie der Menschheit betrachtet, fällt auf, dass ,Sport' - also ein Einsetzen des eigenen Körpers „in spielerischer Absicht bzw. im Wettstreit“ mit anderen Menschen (Prohl & Scheid, 2012, S. 45) - immer schon zur Kultur des Menschen gehörte. ,Sport' wird demnach als ein anthropologisches Phänomen angesehen, was jedoch nicht bedeutet, dass der Mensch Sport als Teil seiner Verhaltensweisen, die biologisch vorbestimmt ist, betreibt. Nach Heinemann (2007, S. 17f.) entscheidet der Mensch selbst über sein Handeln und kann sich an Veränderungen innerhalb seiner Umwelt anpassen. Dies erklärt auch die unterschiedlichen Ausprägungen in der Kultur und den Lebensweisen der Menschen. Folglich spielt der Sport zwar in jeder Kultur eine bestimmte Rolle, da alle Menschen ein gewisses Bewegungs- und Spielbedürfnis teilen, jedoch unterscheiden sich die Arten des Sporttreibens deutlich (Heinemann, 2007, 18f.).

In jeder Sportart steht die körperliche Bewegung im Vordergrund, wobei Prohl und Scheid (2012, S. 50) diese in „die individuelle, leibliche Komponente des Sich- Bewegens“ und „die soziale, körperliche Komponente des Sich-Bewegens“ unterteilen. Hier wird also wieder die soziale Komponente des Sportes aufgegriffen, wobei die Beziehungen im Sport „sowohl kooperativ als auch - wie im Wettkampfsport - konkurrenzorientiert angelegt sein [können]“ (Prohl & Scheid, 2012, 51f.). Nach Prohl und Scheid (2012, S. 52) wird der Sinn des Sporttreibens folgendermaßen erklärt: „Im Gegeneinander miteinander [...] agieren, um aneinander zu wachsen.“ Der Mensch will im Sport gefordert werden und setzt sich somit immer wieder „der systematischen Verunsicherung des Erfolgs von Bewegungshandlungen“ (Prohl & Scheid, 2012, S. 48) aus. Im Sport dienen daher spezifische Regeln der Herstellung von Herausforderungen, was dazu führt, dass die sportliche Handlung im Falle einer Zielerreichung viel mehr wertgeschätzt werden kann (Prohl & Scheid, 2012, S. 48).

Doch welche Rolle nimmt der Sport in der modernen Gesellschaft ein? Hierzu sind zuallererst deutliche Unterschiede zum „Sport“ in der „vorindustriellen Gesellschaft“ (Heinemann, 2007, S. 301) darzustellen. In der heutigen Gesellschaft gilt der Sport als vollumfänglich verbreitet, da dieser in der Historie der Menschheit „in verschiedenartigen Kombinationen mit militärischen, politischen, religiösen und familiären und anderen Funktionen verflochten“ wurde (Heinemann, 2007, S. 301). Zudem war der ,Sport' früher kaum systematisch organisiert, sodass klare Regeln als feste Anhaltspunkte fehlten. Heutzutage ist der ,Sport' „nach inneren Notwendigkeiten organisiert und nach nur für den Sport geltenden Normen geregelt“ (Heinemann, 2007, S. 303). Im Vergleich zur früheren Ansicht werden Sportler*innen im modernen Sport selbstverständlich und unabhängig ihrer Lebenszusammenhänge (z.B. ethnische oder religiöse Zugehörigkeit) gleich behandelt. Auf diese Weise dient der Sport heute nicht mehr „der Vermittlung von Gruppenidentität, der Identität eines Dorfes, eines Stammes“ (Heinemann, 2007, S. 303). Das Aufeinandertreffen vieler unterschiedlicher Menschen im Sport führt nun vielmehr dazu, dass Sportler*innen soziale Bedingungen lernen zu verstehen und zudem andere Rollen mit verschiedenen Anforderungen einnehmen. Heutzutage findet im Sport demnach eine Entwicklung auf individueller Ebene statt, die die Empathie der Person stärkt (Heinemann, 2007, S. 304).

Trotz dieser modernen Entwicklung ist der Sport auch heute nicht nur als solcher an sich, sondern in seiner Vielzahl an Austauschbeziehungen innerhalb der Gesellschaft zu betrachten. Die starke Kommerzialisierung des Sportes führt dazu, dass die Wirtschaft in vielerlei Hinsicht durch Produkte, die mit und im Sport hergestellt werden, profitiert. Eine Austauschbeziehung wie diese ist dadurch charakterisiert, dass beide Seiten ihren Nutzen daraus ziehen können, sodass der Sport beispielsweise durch das Sponsoring der Wirtschaft ebenfalls Vorteile aus der Verbindung zieht. Weitere solcher Austauschbeziehungen sind z.B. in der Politik, der Wissenschaft, dem Erziehungssystem, der Familie oder aber dem Gesundheitssystem wiederzufinden (Heinemann, 2007, S. 314). Alle dieser Verbindungen genauer auszuführen, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, daher beschränkt sich diese Arbeit auf die Verbindung von Sport und Gesundheitssystem und greift ebendiese im Kapitel 2.3.4 auf, um die Problematik im Zuge der Corona-Pandemie genauer darzustellen.

Zusammenfassend ist der Sport als wichtiger Teil des kulturellen Lebens innerhalb der Gesellschaft anzusehen, da er in viele verschiedene Lebensbereiche des Menschen eingebunden ist. Dabei wird der Mensch jedoch „nicht als Mitglied einer Gesellschaft, sondern lediglich mit Dispositionen für Gesellschaft geboren“ (Heinemann, 2007, S. 24). Im Laufe des Lebens entwickelt jeder Mensch eine „sozio-kulturelle Persönlichkeit“, die sich aus gesellschaftlich akzeptierten Verhaltensmustern und den individuellen Bedürfnissen und Motiven zusammensetzt (Heinemann, 2007, 24f.). Es entwickelt sich eine Identität, die sich an der „Nahtstelle zwischen Individuum und Gesellschaft“ (Heinemann, 2007, 25) einfindet. Die gesellschaftliche Haltung hat somit enormen Einfluss auf die Beziehung von Mensch und Sport, dennoch ist jede Persönlichkeit durch unterschiedliche Motive und Motivationen anders geprägt. Da Motive und Motivationen großen Einfluss auf das Handeln und die Ziele des Menschen im allgemeinen Leben - aber vor allem auch im Sport - haben, sollen diese im folgenden Kapitel definiert werden. Dazu soll eine Abgrenzung beider Begriffe vorgenommen und die Bedeutung dieser im Sport dargestellt werden.

2.2.3 Definitionen zu Motiven und Motivationen im Sport

Die Begriffe ,Motiv' und ,Motivation' haben zwar einen engen Bedeutungszusammenhang, jedoch sollen beide Begriffe im Folgenden durch ihre Definitionen voneinander getrennt erläutert werden.

Beide Begriffen entstammen aus dem lateinischen Begriff „movere = bewegen, in Bewegung setzen“ (Gabler, 2002, S. 12). Im Duden wird das ,Motiv' als „Beweggrund, Antrieb oder auch Leitgedanke“ (Kunkel-Razum, K., Gallmann, P., Kunkel, M., Münzberg, F., 2017, S. 769) beschrieben, während die „Motivation, [als] die Beweggründe, die das Handeln eines Menschen bestimmen“ (ebd., S. 769) definiert wird.

Nach Gabler (2002, S. 13) „werden Motive im Sport als persön lichkeitsspezifische Wertungsdispositionen, die auf sportliche Situationen gerichtet sind, verstanden.“ Hierbei bezieht sich Gabler (2004, S. 204) auf den kognitiv-handlungstheoretisch orientierten Ansatz, nach dem der Mensch „als ein planendes, auf die Zukunft gerichtetes und sich entscheidendes Wesen zu sehen ist“. Jeder Mensch hat unterschiedliche Motive, die individuell je nach Persönlichkeit ausfallen und meist über einen längeren Zeitraum oder sogar das ganze Leben bestehen bleiben und das Verhalten des Menschen bestimmen. Durch seine persönlichen Handlungstendenzen neigt der Mensch dazu, „Situationen in individueller Weise zu bewerten (Wertungsdispositionen) und dementsprechend zu handeln“ (Gabler, 2004, S. 205). So kommt es einerseits dazu, dass Menschen sich je nach ihren Motivausprägungen absichtlich in bestimmte Situationen begeben, um diese nach ihren Wertungsdispositionen zu gestalten (z.B. Leistungsmotiv im Wettkampf). Andererseits handeln Menschen in aufkommenden Situationen nicht objektiv, sondern subjektiv, indem sie die Situation wahrnehmen, planen und je nach Motiv handeln (Gabler, 2004, 205f.). Um die verschiedenen Motive im Sport zu strukturieren und zusammenzufassen, unterteilt Gabler (2002, S. 14) diese hinsichtlich folgender Komponenten, die in Tabelle 2 dargestellt sind. Dabei trennt er die „ichbezogene“ von der sozialen Motivebene und unterscheidet die Ziele, die der Sporttreibende verfolgt. Demnach kann das Motiv eines Menschen z.B. lediglich die körperliche Bewegung an sich als Anreiz wahrnehmen, sodass eine intrinsische Motivation vorliegt. Genauso kann eine Person den Sport „als Mittel für weitere Zwecke“ (Gabler, 2002, S. 14), z.B. für die Gewichtsabnahme, ansehen, also das Motiv ,Figur' verfolgen und damit extrinsisch motiviert sein.

Tabelle 2. Merkmale zur Klassifizierung von Motiven im Sport (Gabler, 2002, S. 14) .

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Motivation beschreibt die persönlichen Gründe für unser Bewegungsverhalten - also „das ,Warum' und ,Wozu' menschlichen Verhaltens“ (Gabler, 2004, S. 203). Dabei ist jedoch zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation, wie in Bezug auf Gabler (2002) bereits erwähnt, zu unterscheiden. Bei der intrinsischen Motivation wird allein die Handlung, also im Sport die Ausübung der Bewegung, als Anreiz angesehen, während eine extrinsische Motivation sich immer auf äußere Anreize bezieht. Das bedeutet, dass die extrinsische Motivation ihren Anreiz nicht aus der Tätigkeit, sondern aus dem Ergebnis der erfolgreichen Ausübung der Handlung zieht (Rheinberg & Engeser, 2018, S. 426). So kommt es meist dazu, dass „Handlungsziel und Handlungszweck thematisch nicht übereinstimmen, wenn also z.B. eine Leistungshandlung instrumentell eingesetzt wird, um soziale Anerkennung zu erlangen“ (Gabler, 2004, S. 230).

Jedoch ist die Motivation nicht von Anfang an abrufbar, sie tritt erst durch den „Prozess der Motivanregung“ (Gabler, 2002, S. 46) auf. Dieser Prozess wird durch äußere Einflüsse, Umweltbedingungen und Situationen hervorgerufen und treibt uns dazu an, sportliche Handlungen mit einem individuellen Ziel zu planen und auszuführen. Es kommt zu einem Anreiz, der unser gegebenes Motiv anspricht, was zu einem Prozess der Motivierung führt und letztendlich die ausschlaggebende Motivation auslöst. Dabei kann unsere Handlung aus zwei unterschiedlichen Perspektiven motiviert sein - entweder mit der „Hoffnung auf Befriedigung oder [der] Furcht vor Nichtbefriedigung“ (Gabler, 2004, S. 207).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1. Grundschema zum Ablauf von Motivationsprozessen (Gabler, 2004, S. 207, zitiert nach Conzelmann, A., Hänsel, F. & Höner, O., 2013, S. 279).

Wie in Abbildung 1 dargestellt, ist das individuelle Motiv bereits vorher verankert und die Motivation entwickelt sich durch äußere Anreize (z.B. ein Wettkampf). Innerhalb der kognitiven Zwischenprozesse erfolgt eine Abwägung der Zielerwartung, die nach der erfolgten Handlung in einer Selbstreflexion bewertet und folglich entweder als befriedigend oder nicht befriedigend wahrgenommen wird (Gabler, 2004, S. 207). Um ein Beispiel zu nennen, könnte ein vorliegendes Leistungsmotiv durch einen Wettkampf angeregt werden, sodass die Person ihr Leistungsziel plant und durch Hoffnung auf Erfolg motiviert ist. Nach der Handlung kommt es zu einer Interpretation des Ergebnisses, bei der entweder positive (Erfolg) oder negative Gefühle (Misserfolg) verspürt werden. Durch jede dieser Erfahrungen können die zukünftigen Motivierungsprozesse und möglicherweise auch die individuellen Motive beeinflusst werden. Gleichzeitig kann ein solcher Prozess Veränderungen seitens der äußeren Bedingungen, beispielsweise beim Trainer, hervorrufen (Gabler, 2004, S. 206). Es wird deutlich, dass ein Mensch durch das Durchlaufen vieler solcher Motivationsprozesse in seinen Wertungs- und Handlungsdispositionen durchaus beeinflusst werden kann. In der Konsequenz ist es möglich, dass sich Motive und damit einhergehend auch Motivationen im Laufe des Lebens verändern können, wenn beispielsweise andere situative Umweltbedingungen auf den Menschen einwirken.

Die Corona-Pandemie führte zu derartigen situativen Veränderungen, die sich auf viele Aspekte des Sporttreibens und damit möglicherweise auch auf die damit einhergehenden Motive und Motivationen der Menschen auswirkten. Im nächsten Kapitel 2.2.4 soll deshalb ein kurzer Überblick über das Corona-Virus gegeben werden, um in dem folgenden Kapitel 2.3 den Einfluss des Virus auf das Leben der Menschen innerhalb der Gesellschaft zu erläutern.

2.2.4 Definition SARS-CoV-2

„SARS-CoV-2 (=severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2)“ ist eines von mehreren Corona-Viren und Anfang des Jahres 2020 wurde es „als Auslöser von COVID-19 identifiziert“ (Robert Koch-Institut, 2021). Coronaviren, wie beispielsweise auch die verwandten Coronaviren SARS-CoV oder MERS-CoV, die sich durch genetische Veränderung des Virus entwickeln, waren vorher schon erforscht. Bei einer Infektion werden meist harmlose, aber auch oft schwerwiegende Erkältungssymptome hervorgerufen, die schlimmstenfalls eine Lungenentzündung auslösen. Das Virus verbreitet sich vor allem in den Zellen „im Atemwegstrakt, sowie im Darm, in Gefäßzellen, in der Niere, im Herzmuskel und in anderen Organen“ (Robert Koch­Institut, 2021), da dort die wichtigen ACE-2 Enzyme, die als Rezeptoren für das Virus dienen, umfangreich vorhanden sind. Am häufigsten wird das Coronavirus ähnlich wie bei Grippeviren über die Aerosole und Tröpfchen, die vermehrt durch lautes Sprechen oder aber Husten und Niesen in die Luft ausgestoßen werden, weitergegeben. Dabei ist anzumerken, dass eine schlechte Durchlüftung in Innenräumen das Risiko der Übertragung deutlich erhöht, währenddessen „ist die Übertragungswahrscheinlichkeit im Außenbereich aufgrund der Luftbewegung sehr gering“ (Robert Koch-Institut, 2021). Im Falle einer Infektion sind vor allem ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen wie beispielsweise chronischen Lungenerkrankungen (z.B. COPD) einem höheren Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf ausgesetzt, wobei Formen des „Long COVID“ auch bei jüngeren Menschen auftreten können (Robert Koch­Institut, 2021). Zu den häufigsten Symptomen der COVID-Krankheit zählen „Husten, Fieber, Schnupfen, Störung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns [und] Pneumonie“ (Robert Koch-Institut, 2021), wobei diese Anzeichen im Falle einer Ansteckung meist erst nach einer Inkubationszeit von fünf bis sechs Tagen auftreten.

2.3 Theoretisches Grundgerüst

In diesem Kapitel soll ein grundlegender Überblick über die Verbreitung und die Auswirkungen von SARS-CoV-2 auf das Leben der Menschen, besonders in Deutschland, geschaffen werden. Dabei sollen die Einschränkungen innerhalb des gesamten gesellschaftlichen Lebens, aber vor allem die Einschränkungen, die den Bereich des Sportes betreffen, im Vordergrund stehen.

2.3.1 Entstehung und Entwicklung der Corona-Pandemie

Bis zum heutigen Zeitpunkt konnte der Ursprung von SARS-CoV-2 nicht endgültig durch eine genaue Ursache bestimmt werden. Im Allgemeinen gibt es zwei populäre Theorien. In einer einjährigen Studie im vergangenen Jahr 2020 wollte Wiesendanger (2021) der Ursache für die Entstehung des Virus genauer nachgehen. In der Studie kam Wiesendanger (2021) zu dem Ergebnis, dass die zweite Theorie, also der Laborunfall Ende des Jahres 2019, quantitativ sowie auch qualitativ viel deutlicher belegbar ist. Die einjährige Recherche und Forschung mitsamt der vielen Forschungsquellen folglich spricht klar dafür, dass die Ursache für die Entstehung des Coronavirus nicht der Übertragung durch Tiere, sondern einem Unfall im Labor der Stadt Wuhan geschuldet ist (Wiesendanger, 2021, S. 7).

Als die WHO das Corona-Virus am 11. März 2020 als eine ,Pandemie' betitelte, waren schon auf der ganzen Welt und in allen deutschen Bundesländern Ansteckungen bestätigt. Schon einige Tage später nannte Angela Merkel (ARD Tagesschau, 18.03.2020) die Corona-Pandemie eine „Herausforderung von historischem Ausmaß“ (zitiert nach MDR, 2020), sodass vier Tage später immer mehr Einschränkungen z.B. für die Schulen und die Gastronomie ausgehandelt wurden. So herrschte ab dem 22. März bereits ein erster bundesweiter Lockdown-Zustand (Mutz und Gerke, 2021, 306f.). Anfang April wurde festgelegt, dass die Kontaktbeschränkungen weiterhin bis mindestens Mitte April in ganz Deutschland gelten werden. Gleichzeitig waren bis zum 10. April 100.000 Todesfälle auf der ganzen Welt bekannt, am 26. April sind es bereits 200.000. Ab 20. April „tr[a]ten die ersten vorsichtigen Lockerungen der Corona- Schutzmaßnahmen in Kraft“ (MDR, 2020), jedoch wurde gleichzeitig eine Mundschutzpflicht in fast allen öffentlichen Räumen eingeführt, die ab Ende April vollständig und deutschlandweit als verbindlich galt. Mit vorsichtigen Lockerungen bezüglich der vorherigen Beschränkungen ging es auch im Mai weiter, sodass die Situation sich mit Blick auf die sinkenden 7-Tage-Inzidenzen beruhigte.

Durch hauptsächlich die Sommerurlaube in das Ausland stiegen die Infektionszahlen ab August 2020 wieder rasant an, sodass das RKI 40% aller Infektionen durch das Reisen ins Ausland verschuldet sah (MDR, 2020). Die WHO bestätigte am 29. September eine Todeszahl von mehr als einer Million Menschen weltweit. Am 14. Oktober wurden neue Regelungen beschlossen, die sich an den Grenzwert der 7- Tage-Inzidenz von 50 Neuinfektionen orientieren sollten und vor allem Kontakt-, aber auch Ausgangsbeschränkungen mit Sperrstunden bedeuteten. Die Infektionszahlen stiegen so weit an, dass am 28. Oktober ein „Teil-Lockdown“ (MDR, 2020) für ganz Deutschland ausgerufen wurde. So mussten viele öffentliche Einrichtungen wie z.B. Hotels, Restaurants und Theater komplett schließen, während die privaten Kontakte möglichst wieder auf zwei Haushalte begrenzt werden sollten. Da sich die Krisenlage eher noch mehr zuspitzte, wurde der „Teil-Lockdown“ am 2. Dezember bis zum 10. Januar 2021 verlängert, jedoch entwickelte sich dieser kurz darauf zu einem „harten Lockdown“ (MDR, 2020) vom 16. Dezember bis 10. Januar.

Am 1. Januar des neuen Jahres 2021 veranlasste die WHO aufgrund der anhaltenden Krisensituation „eine Notfallzulassung“ (MDR, 2021) für den Impfstoff „BioNTech“, der ab diesem Zeitpunkt für den Impfstart in Deutschland sorgte. Zur gleichen Zeit wurde der Lockdown verlängert und durch noch striktere Regelungen bestimmt, sodass „man sich nur noch mit einer weiteren Person treffen d[urfte], die nicht zum eigenen Haushalt gehört[e]“ (MDR, 2021). Am 6. Januar wurde dann auch der Impfstoff „Moderna“ in der EU zugelassen, während „Astrazeneca“ erst am 28. Januar als Impfstoff in der EU genehmigt wurde. Somit waren bereits am 16. Januar 2021 „eine Million Menschen gegen das Coronavirus geimpft“ (MDR, 2021). Das vermeintliche Ende des Lockdowns wurde in den folgenden Tagen nochmals aufgeschoben - dieser sollte nun bis zum 14. Februar andauern, wobei dieses Datum schon bald verworfen und auf den 7. März verschoben wurde. Als die Bundesregierung zusammen mit den Bundesländern am 3. März einen fünfschrittigen Öffnungsplan gekoppelt an Inzidenzen vorstellte, wurde der anhaltende Lockdown gleichzeitig bis zum 28. März verlängert, der sich, wie sich später herausstellte, jedoch auch noch bis in den April zog. Zudem wurde am 11. März der vierte Impfstoff, nämlich „Johnson & Johnson“ innerhalb der EU zugelassen. „Der Bundestag beschloss] die bundesweit ,einheitliche Corona-Notbremse‘“ (MDR, 2021) am 21. April, um den unterschiedlichen Umgang der einzelnen Bundesländer hinsichtlich Lockerungen oder Beschränkungen zu verhindern und zu vereinheitlichen. Und auch die vorherige Priorisierung für das Impfen fiel ab dem 7. Juni weg, sodass sich nun alle Menschen impfen lassen konnten. Zu diesem Zeitpunkt lag die Quote aller Menschen mit mindestens einer Impfung bei „46 Prozent der Bevölkerung“ (MDR, 2021) in Deutschland, jedoch betonte das RKI am 5. Juli, dass aufgrund der Mutationen des Virus 85 Prozent der Bevölkerung geimpft sein müssen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Trotzdem sollte es in Deutschland, im Vergleich zu Ländern wie Frankreich, keine Impfpflicht geben, „[die] Debatte über Einschränkungen für Nicht-Geimpfte“ (MDR, 2021) wurde und wird aber weiterhin kontrovers diskutiert. So sollen „ab dem 11. Oktober keine kostenlosen Corona-Tests für Ungeimpfte mehr“ (MDR, 2021) angeboten werden, was jedoch einige Sonderfälle wie z.B. Schüler oder Schwangere nicht betrifft.

2.3.2 Einfluss der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auf das Leben der Menschen

Im vorigen Kapitel wurden mitsamt eines chronologischen Ablaufs über die Entwicklung der Pandemie bereits einige Maßnahmen zur Eindämmung des Virus genannt. Kapitel 2.3.2 soll einen genaueren Überblick über die wichtigsten Regelungen und deren Folgen für die Menschen darlegen. Im Infektionsschutzgesetz der Bundesrepublik Deutschland sind „besondere Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung der Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19)“ unter Paragraph 28a gelistet, die in weiteren Artikeln noch in Hinblick auf Sonderfälle ausgeweitet werden (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2021, 39ff.). Im Rahmen dieser Arbeit wird es jedoch nicht von Bedeutung sein, alle Maßnahmen und Sonderregelungen abhängig von bestimmten Schwelleninzidenzwerten oder jeweiligen Szenarien darzustellen.

Allgemein gilt seit dem Ausbruch des Corona-Virus die sogenannte „AHA-Regel“ (Bundesregierung Deutschland, 2021), dabei steht A für 1,5 Meter Abstand, H für Hygiene und A für Alltagsmasken. Schnell wurden zusätzlich Abstandsgebote erlassen und wenig später wurde jeder dazu verpflichtet, an fast allen öffentlichen Orten und v.a. in Innenräumen eine Maske zu tragen. Touristisches Reisen, Übernachtungsangebote z.B. in Hotels, Besuche in Restaurants oder Bars, Einkaufen in Einzel- und Großhandel, Kultur- und Freizeitveranstaltungen wie z.B. Konzerte, körpernahe Dienstleistungen und das Besuchen „von Einrichtungen des Gesundheits­und Sozialwesens“ (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2021, S. 40) wurden nicht gestattet, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Zudem wurden nach dem Infektionsschutzgesetz viele Gemeinschaftseinrichtungen wie z.B. Hochschulen geschlossen oder aber unter Auflagen teilweise geöffnet, was jedoch nur mithilfe strikter Hygienekonzepte genehmigt wurde. Genauso wurden auch „Veranstaltungen, Versammlungen sowie religiöse oder weltanschauliche Zusammenkünfte“ (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2021, S. 40) teilweise untersagt oder nur unter klaren Einschränkungen ermöglicht.

All diese Einschränkungen hatten und haben Einfluss auf das Leben der Menschen und ihre gewohnten Freiheiten. Doch zusätzlich wurden die sozialen Grundbedürfnisse des Menschen durch „Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen im privaten sowie im öffentlichen Raum“ (Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, 2021, S. 39) stark eingeschränkt. Beispielsweise zu Zeiten des Lockdowns im Januar 2021 (Kap. 2.3.1) durften sich einzelne Personen oder Personen eines Haushalts nur noch mit einer Person aus einem anderen Haushalt treffen. Benoy (2021, S. 24) bewertet die Veränderung des Lebens der Menschen durch die Pandemie deshalb als „eine sehr bedeutsame Belastung“ (ebd., S. 23) und verweist auf einige Studien, die sich mit dem Einfluss der Einschränkungen auf die menschliche Psyche befassen. Er bestätigt, dass die genannten Maßnahmen sowie die Angst vor der Ansteckung mit dem Virus durchaus psychische Probleme hervorrufen können. Der Mensch ist der unvorhersehbaren Situation der Pandemie ohne jegliche Kontrolle oder Sicherheit ausgesetzt, sodass großer innerlicher Stress durch den Versuch der Anpassung an sich ständig verändernde Umstände entsteht (Benoy, 2021, S. 23). Zudem ist der Mensch „seiner Natur nach ein soziales Wesen“ (ebd., S. 24). Der soziale Austausch in Freundschaften, Bekanntschaften, Partnerschaften oder in Familien ist demnach ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Besonders durch Kontaktbeschränkungen oder häuslicher Quarantäne hatten einige Menschen kaum noch Kontakt zu anderen

Menschen - sie lebten teilweise in Isolation. Demzufolge fehlte es durch die Einschränkung der sozialen Kontakte an Gefühlen wie z.B. Vertrauen, Liebe oder Sicherheit und zusätzlich entstanden „Angst und Panikzustände (vor Infektion, Krankheit, Gesundheit, Verlust, Existenz, finanzieller Not, Freiheitseinschränkung, Unterdrückung, u.a.)“ (Benoy, 2021, S. 24). Die Corona-Pandemie nahm und nimmt einen derartigen Einfluss auf das Leben der Menschen, mit dem viele Menschen überfordert sind, sodass sie leichte bis schwere psychische Probleme, „bis hin zu Suiziden“ (Benoy, 2021, S. 23), entwickeln.

Wenn Menschen in ihrer Freiheit in einem solchen Ausmaß eingeschränkt werden, welche Rolle spielen dann die zusätzlichen Einschränkungen im Sport? Es stellt sich die Frage, ob Sport insbesondere in Zeiten der Pandemie nicht umso mehr einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung der physischen und psychischen Gesundheit der Menschen leisten kann und sollte.

[...]

Ende der Leseprobe aus 76 Seiten

Details

Titel
Wandel der Motive des Sporttreibens im Zuge der Corona-Pandemie
Untertitel
Eine quantitative Befragung Sportstudierender hinsichtlich freizeitsportlicher Motive vor und während der Pandemie
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Sportwissenschaft)
Note
1,0
Autor
Jahr
2021
Seiten
76
Katalognummer
V1168156
ISBN (eBook)
9783346578617
ISBN (Buch)
9783346578624
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Corona, Sport, Motivation, Motive, Pandemie, Freizeitsport, Mannschaftssport, Individualsport
Arbeit zitieren
Sophia Kühl (Autor:in), 2021, Wandel der Motive des Sporttreibens im Zuge der Corona-Pandemie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1168156

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