Krachend schlägt eine Handgranate ein, die israelischen Soldaten hinter den Barrikaden
ihres Militärpostens sterben mit einem tiefen ‚Ah’, und der Spieler erreicht eine
neue Runde.“ So beginnt ‚Under Siege’ das neue Computerspiel der Softwarefirma
Afkar Media, das sich den ‚Befreiungskampf des palästinensischen Volkes’ zum
Thema macht. Kriegscomputerspiele, mit denen man den Krieg virtuell von zuhause
aus ‚erleben’ kann und in denen man Punkte für das Töten von Menschen bekommt,
erleben zurzeit einen regelrechten Boom. So scheint es nicht verwunderlich, wenn
mit dem Begriff „Virtueller Krieg“ oft Computerspiele assoziiert werden.
Der Begriff des virtuellen Krieges steht in der Politik natürlich nicht für Computerspiele,
sondern vielmehr für eine neue Art der Kriegsführung. Und doch scheinen beide,
der politische und der computerspielerische Begriff des virtuellen Krieges einiges
gemeinsam zu haben. Zum einen wird der Krieg in den Computerspielen wie auch in
der Wirklichkeit oft nur noch virtuell erlebt und zum anderen scheint er die Hemmgrenze
zum Töten von Nonkombattanten gesenkt zu haben.
Herfried Münkler fasst letztere Entwicklung wie folgt zusammen:
„In den bis Anfang des 20. Jahrhunderts geführten Kriegen gehörten etwa 90 Prozent der
Gefallenen und Verwundeten zu den Kombattanten […], in den neuen Kriegen am Ende des
20. Jahrhunderts ist die Opferbilanz ziemlich genau ins Gegenteil verkehrt: Bei etwa 80 Prozent
der Getöteten und Verletzten handelt es sich um Zivilisten und nur bei den restlichen
20 Prozent um Soldaten, die bei Kampfhandlungen zu Schaden kommen.“
In dieser Arbeit soll deshalb der Frage nachgegangen werden, ob die Umkehrung
des Opferverhältnisses als Konsequenz des virtuellen Krieges interpretiert werden
kann. Um diese Frage zu beantworten, soll zunächst der klassische Krieg und die
drei Entwicklungen, die zu seinem Bedeutungsverlust beitrugen sowie das Charakteristische
der neuen Kriege, kurz dargestellt werden. Im Anschluss wird der virtuelle
Krieg mit seinen Kennzeichen und Zielen erläutert. Danach werden die Opferbilanzen
beider Kriegsformen sowie drei Erklärungsansätze für die Umkehrung des Opferverhältnisses dargestellt. Im letzten Punkt soll dann mit einem Resümee die Fragestellung
beantwortet werden.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Klassische Kriege vs. Neue Kriege
- Klassische Kriege
- Kennzeichen
- Drei Entwicklungen
- Privatisierung
- Asymmetrisierung
- Entmilitarisierung
- Neue Kriege
- Klassische Kriege
- Virtuelle Kriege
- Kennzeichen
- Bildschirmkriege
- Virtuelle Beteiligung
- Ziel(e)
- Kennzeichen
- Opferbilanzen
- Zahlen
- Erklärungsansätze
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Frage, ob die Umkehrung des Opferverhältnisses im Krieg als Folge des virtuellen Krieges interpretiert werden kann. Sie untersucht die Unterschiede zwischen klassischen und neuen Kriegen, die Kennzeichen und Ziele virtueller Kriege und stellt die Opferbilanzen beider Kriegsformen gegenüber. Darüber hinaus werden Erklärungsansätze für die Verschiebung des Opferverhältnisses beleuchtet.
- Unterscheidung zwischen klassischen und neuen Kriegen
- Analyse der Kennzeichen und Ziele virtueller Kriege
- Vergleich der Opferbilanzen von klassischen und neuen Kriegen
- Erörterung der Ursachen für die Umkehrung des Opferverhältnisses
- Beantwortung der Frage, ob der virtuelle Krieg die Umkehrung des Opferverhältnisses verursacht
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt den Begriff des virtuellen Krieges vor und untersucht die Verbindung zum Computerspiel. Sie erläutert die Umkehrung des Opferverhältnisses im Krieg und stellt die Forschungsfrage.
- Klassische Kriege vs. Neue Kriege: Dieses Kapitel beleuchtet die Merkmale und Entwicklungen des klassischen Krieges und stellt den Wandel zum neuen Krieg dar. Es werden die drei wichtigsten Entwicklungen, die zum Bedeutungsverlust des klassischen Krieges geführt haben, erläutert: Privatisierung, Asymmetrisierung und Entmilitarisierung.
- Virtuelle Kriege: Der virtuelle Krieg wird in diesem Kapitel definiert und seine Kennzeichen, wie Bildschirmkriege und virtuelle Beteiligung, vorgestellt. Die Ziele des virtuellen Krieges werden ebenfalls analysiert.
- Opferbilanzen: Dieses Kapitel präsentiert die Opferzahlen von klassischen und neuen Kriegen und erläutert die Umkehrung des Opferverhältnisses. Es werden verschiedene Erklärungsansätze für diese Entwicklung vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen und Konzepten des Krieges, insbesondere mit der Unterscheidung zwischen klassischen und neuen Kriegen, der Definition und den Kennzeichen des virtuellen Krieges, der Analyse von Opferbilanzen und der Erörterung von Erklärungsansätzen für die Umkehrung des Opferverhältnisses im Krieg.
- Quote paper
- Bachelor of Arts Nina Eger (Author), 2007, Virtueller Krieg - Kann die Umkehrung des Opferverhältnisses als Konsequenz des virtuellen Krieges interpretiert werden?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/116819